Rudi und der unbarmherzige Typ

Einheit | Erzählung
Einheit | Erzählung

Rudi und der unbarmherzige Typ

Enthalten in:
Materialart: Erzählung
Zielgruppen: Kinder, Kinder (7-11 Jahre)
Einsatzgebiete: Freizeiten, Gruppenstunde
Verband: Praxisverlag buch+musik bm gGmbH
Redaktion: Jungscharleiter
Zeitbedarf: 10 Min. (Vorbereitung: 20 Min.)
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Also Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Wenn ich das irgendeinem erzähle, der hält mich bestimmt für nicht ganz dicht im Oberstübchen. Dass einer, der selbst eben erst dem Gefängnis mit knapper Mühe und Not entgangen ist, dafür sorgt, dass ein anderer jetzt ins Gefängnis muss, ist schon ziemlich hart. Besonders wenn man weiß, dass unser Bursche weitaus mehr auf dem Kerbholz hat als der arme Tropf, der jetzt ins Gefängnis soll. Aber am besten ich fang’ mal ganz vorne an zu erzählen. Ich flog grade in Galiläa rum, als ich Jesus und seine Jünger unter einem Baum sitzen sah. Ich nix wie hin, wollt’ ja wissen, was Jesus so zu erzählen hat. Leider hab’ ich den Anfang verpasst. Jesus hat zu Petrus irgendetwas gesagt, und da hat der Petrus ziemlich komisch aus der Wäsche geguckt. Jesus erzählte von einem Mann, der ziemlich viele Schulden beim König hatte. Nicht nur ein bisschen, nee, der hatte Schulden bis über beide Ohren. Und weil der König nun langsam mal was von seinem Geld wieder sehen wollte, unser Bursche aber keinen müden Groschen in der Tasche hatte, wollte der König alles, was der Typ noch hatte, verkaufen lassen. Selbst er, seine Frau und seine Kinder sollten als Sklaven verkauft werden, damit der König wenigstens wieder ein bisschen Geld bekam. Der Bursche flehte den König an: er wolle ihm wirklich alles zurück bezahlen, der König solle noch ein wenig Geduld haben. Ha ha ha, hab’ ich mir da gedacht. Von was will der denn das alles zurück bezahlen? Der hat doch gar nichts. Das muss der König wohl auch so gesehen haben. Und die paar mickrigen Kröten, die bei dem Verkauf rauskommen würden, wären den Aufwand auch nicht wert. Kurzerhand erließ der König dem Burschen die gesamte Schuld.
Na, das ist aber ein super König, hab’ ich mir da gedacht. Doch die Story geht noch weiter. Kaum ist der Typ wieder auf der Straße und freut sich, dass er aus der Nummer noch mal mit heiler Haut rausgekommen ist, da sieht er einen seiner Kollegen, der ihm noch ein paar Taler schuldet. Also eigentlich nichts, worum man einen Aufstand machen müsste. Und jetzt kommt der Knaller: Vor allen Leuten auf der Gasse brüllt er den armen Wicht an, und geht ihm an die Gurgel. Er, also unser Bursche, wolle jetzt endlich seine Kohle wieder sehen. Der arme Kollege hatte natürlich die Kohle gerade nicht flüssig, versicherte aber, er wolle ihm den Betrag bestimmt wieder geben. Kein Problem, hab’ ich mir da gedacht, dann ist ja alles in Butter. Aber das reicht unserem Typen nicht.
Er geht sogar noch einen Schritt weiter, ruft nach der Polizei und lässt seinen Kollegen tatsächlich hinter Gitter bringen. Die halbe Stadt hat die Sache mitbekommen, und alle regen sich tierisch über den Burschen auf. Eben erst hat der selbst noch um Gnade gefleht, und jetzt lässt der mir nix dir nix seinen Kollegen für so eine Kleinigkeit über die Klinge springen. Es dauerte nicht lange,
da erfuhr selbst der König von der Sache. Der war sauer wie ´ne Zitrone. Unser Bursche musste sofort bei ihm antanzen. Und ihr könnt euch vorstellen, was das für ein Donnerwetter gab.
Als Strafe dafür, dass er so unbarmherzig war, wurde er selbst eingelocht und sollte so lange im Knast bleiben, bis er wirklich alles zurückbezahlt hatte. Das kann ja lange dauern, hab’ ich mir
da gedacht. Weil im Gefängnis hat der ja überhaupt keine Möglichkeit, sich Geld zu verdienen. Aber so ist das eben, wenn man meint, man könne den großen Willi machen und dabei vergisst,
dass man selbst immer wieder auf andere angewiesen ist. Doch irgendwie hab’ ich das Gefühl, dass Jesus uns mit der Story etwas sagen will. Wenn ich nur wüsste, was?

  • Autor / Autorin: Frank Ortmann
  • © Praxisverlag buch+musik bm gGmbH
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