Rahmengeschichte zu „Jakob – geflüchtet, gesegnet, versöhnt“

Einheit | Theater/ Anspiel
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Rahmengeschichte zu „Jakob – geflüchtet, gesegnet, versöhnt“

Enthalten in:
Materialart: Theater/ Anspiel
Zielgruppe: Kinder
Einsatzgebiet: Freizeiten
Kategorien: ejw, 5 Sterne Sommer, Rahmengeschichte
Verband: EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
Redaktion: Jungscharleiter
Zeitbedarf: 5-10 Min. (Vorbereitung: 10-15 Min.)
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Grundidee
Ben ist einer von zweieiigen Zwillingen. Bei ihm und seinem Bruder Tim geht es manchmal drunter und drüber. Die Brüder sind 12 Jahre alt und in letzter Zeit haben sie ziemlich oft gestritten. Deswegen kamen ihre Eltern auf die Idee, dass sie die Ferien jeweils eine Woche getrennt verbringen sollen. Tim ist bei der Tante und Ben bei Oma. Ben mag seine Oma zwar, aber irgendwie beneidet er auch Tim, weil er denkt, dass es bei Tante Julia viel cooler ist und Tim bestimmt mehr tolle Sachen macht als er.
Seine Oma versucht natürlich die Situation zu entspannen. Und sie erzählt ihm die Geschichte von dem Zwillingspaar Jakob und Esau, die auch sehr unterschiedlich waren.

Tag 1
1. Mose 25,19-34: Esau verkauft Jakob sein Erstgeburtsrecht
Rahmengeschichte Teil 1
Ben schleppt seine Tasche in den Flur und lässt sie fallen. Dann zieht er die Jacke aus und wirft sie achtlos in eine Ecke. Ebenso macht er es mit den Schuhen. Er setzt sich auf einen Stuhl an den Tisch und schaut griesgrämig drein. Oma kommt auch herein. Sie hebt seine Jacke auf, stellt die Schuhe ordentlich hin und setzt sich zu ihm.
Oma: Na, du scheinst ja gerade eine Bombenlaune zu haben. Ich hab´ gedacht, du freust dich etwas mehr, wenn du deine Oma in den Ferien besuchen kommst.
Ben verdreht die Augen.
Ben: Ach Oma, nichts gegen dich, aber ich habe gerade einfach andere Probleme.
Oma: Ja, ja, ich weiß schon. Tim und du streitet gerade sehr oft und das ist ganz schön anstrengend für alle Beteiligten.
Ben: Mal ehrlich, du hast keine Ahnung. Tim, der darf immer alles. Er ist in der Schule besser als ich. Und Mama sagt dann, ich soll mir ein Beispiel an ihm nehmen. Beim Handball ist er der Mannschaftskapitän und damit prahlt er die ganze Zeit herum. Das nervt, sage ich dir. Und wenn irgendwas ist, ist er immer der Liebe und ich bin der Böse. Das ist doch ungerecht.
Oma: Dann kannst du doch froh sein, dass du nun eine Woche deine Ruhe hast und wir machen uns hier eine schöne Zeit.
Ben: Ich glaube echt, dass meine Eltern Tim lieber haben. Der darf nämlich zu Tante Julia und das ist echt ungerecht. Die hat sich extra frei genommen und wird bestimmt mit ihm und ihrem Freund tolle Sachen machen und ich bin hier bei dir.
Oma: Ich verstehe, mein Lieber. Daran lässt sich leider nun nichts ändern. Du musst dich damit abfinden, dass du „nur“ bei mir gelandet bist. Aber weißt du, wir können es uns hier auch schönmachen. Zum Ankommen könnte ich dir einen Kakao machen und dir eine Geschichte erzählen. Weißt du noch, früher habe ich euch öfters Geschichten erzählt.
Ben: Ja, das stimmt. Wir durften immer auf dem Sofa liegen mit Kaba und Keksen und du hast erzählt. Also, mmmh, wenn es noch Kekse gibt, wäre ich dabei.
Oma: Na also, hier bitte (holt Kakao und Kekse).
Dann erzähle ich dir mal die Geschichte von Esau und Jakob. Die waren nämlich auch ein Zwillingspaar. Und die waren auch komplett verschieden. Und der eine war eher der Lieblingssohn von der Mutter und der andere vom Vater. Und es gab natürlich auch öfter Streit zwischen denen.

Geschichte

Rahmengeschichte Teil 2
Ben: Wenn ich mir die zwei so bildlich vorstelle, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass die überhaupt Brüder sind. Esau war oft tagelang weg zum Jagen. Man wusste nie, wann er wieder da ist. Er war Jäger und Wildling. Jakob hingegen war immer in der Nähe der Eltern, hütete die Schafe und regelte die Arbeit vor Ort. Man wusste immer. wo er war und was er tut. Er war ganz zuverlässig. So wie es Mütter gerne mögen.
Oma: Kommt dir das irgendwie bekannt vor, mein Lieber?
Ben: Na ja, eigentlich ist Tim ja der Ältere und ich der Jüngere. Aber ich glaube Tim ist auch eher derjenige, der sich bei allen beliebt machen will und versucht überall seine Finger drin zu haben- so ein bisschen wie dieser Jakob.
Oma: Das hast du vorhin schon gesagt, dass Tim in der Schule und im Sport besser ist als du und daher auch beliebt bei einigen Leuten. Aber ich bin mir sicher, dass du auch einige Sachen besser kannst als dein Bruder, oder?
Ben: Mmmh, bestimmt gibt es etwas. Aber mir fällt gerade nichts ein.
Oma: Ach, stell doch dein Licht nicht unter den Scheffel. Ich finde, du kannst ziemlich gut zeichnen. Und Tim redet zwar viel, aber du kannst den Leuten auch mal richtig zuhören. Das kann nicht jeder.
Ihr habt beide Stärken und Schwächen und ihr könntet euch gut ergänzen, wenn ihr nicht so viel streiten würdet.
Ben: Aber meist fängt Tim damit an.
Oma: Ihr habt sicher beide eine gewisse Mitschuld. Und das ist ganz normal unter Geschwistern, das man sich ab und zu mal in die Haare kriegt. Da macht es keinen Unterschied, ob man nun der Jüngere oder der Ältere ist.
Ben: Aber in deiner Geschichte gab es so etwas wie ein Erstgeburtsrecht und da hatte der Ältere wohl einige Rechte mehr als der jüngere.
Oma: Ja, das ist auch schwer verständlich für heutige Verhältnisse. (eventuell noch Erklärung zum Erstgeburtsrecht, wenn das nicht in der biblischen Geschichte erklärt wird)
Ben: Aber wenn das so etwas Besonderes war, verstehe ich auch Esau nicht, wie er es für ein Essen hergeben konnte.
Oma: Ja, irgendwie war das ein unfairer Handel zwischen den zwei Brüdern.
Ben: Und ich weiß ehrlich gesagt auch noch nicht, wer dabei nun wen beschissen hat.
Oma: Na, das erzähle ich dir dann auf jeden Fall morgen. Das ist ja erst der Anfang mit der Geschichte.
Ben: Oh ja, eine Fortsetzungsgeschichte. Jetzt habe ich aber nach der Geschichte doch etwas Hunger bekommen.
Oma: Dann darfst du dir nun etwas wünschen, was ich kochen soll. Du bist ja mein Gast.
Vielleicht Linsensuppe?
Ben (lacht): Nein, ich glaube nicht. Wie wär´s denn mit Pfannkuchen?
Oma: Auch gut. Komm, dann helf mir mal etwas.
Oma und Ben gehen in die Küche.

Tag 2
1. Mose 27,1-40: Jakob holt sich den Segen

Rahmengeschichte Teil 1
Ben und Oma sitzen beim Essen.
Ben: Mann Oma, es gab doch erst Frühstück und nun gleich schon Mittagessen. Wenn ich nach Hause komme, bin ich dick und rund, weil du mich so mästest.
Oma: Oh, dann willst du kein Schnitzel mit Pommes essen? Auch kein Problem, dann bleibt mehr für mich.
Ben: Nein, so war das ja auch nicht gemeint. Ist ja alles mega lecker, von daher beschwere ich mich nicht mehr. Her mit dem Schnitzel.
Oma: Na na, jetzt wird erst gebetet. Du kennst doch mein Tischritual.
Ben: Ja, sorry. Dann mach mal. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen.
Oma: Ich hab da eine viel bessere Idee. Heute darfst du das Tischgebet sprechen?
Ben: Ich?
Oma: Ja, du. Kennst du denn kein Tischgebet?
Ben: Ähm, lass mal überlegen. Also… Doch, ich hab´s. (Er faltet die Hände)
Lieber Gott lass deinen Segen über unsere Teller fegen. Husch, husch. (Hände machen Wedelbewegung)
Oma: Na dann guten Appetit, mein Schatz. Das ist ja ein nettes Gebet und reimt sich auch noch so schön. Weißt du denn auch, was du da betest?
Ben: (während er kaut und isst). Na ja, irgendwas mit Gottes Segen und so.
Oma: Irgendwas ist gut. Gottes Segen ist etwas ganz Wertvolles. Oft ist uns gar nicht klar, wie viel Gutes Gott mit uns vor hat. Und Esau wusste das auch nicht, sonst hätte er ja nicht für ein Linsengericht alles hergegeben. Wobei der hatte wahrscheinlich so Hunger, dass er einfach nicht klar denken konnte. Aber dadurch kam dann der Stein ins Rollen.
Ben: Welcher Stein? Erzählst du jetzt die Geschichte von gestern weiter?
Oma: Ja, genau. Wo war ich denn stehengeblieben.
Ben: Die zwei ungleichen Brüder haben diesen unfairen Handel abgeschlossen. Das Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht.
Oma: Ja genau, und so ging es nun weiter.

Geschichte

Rahmengeschichte Teil 2
Ben:
Oh je, das ist ja nun eine verzwickte Lage. Jakob wurde anstatt Esau gesegnet und muss jetzt fliehen. Aber Oma, ich versteh da was nicht. Warum kann der Vater nur einmal segnen? Das Tischgebet mit dem Segen kann ich ja bei jedem Mittagessen sprechen. Und in der Kirche wird doch auch jedes Mal gesegnet.
Oma: Puuh, das ist eine gute Frage! Was bedeutet eigentlich Segen und wie oft kann man ihn verteilen? Und wer verteilt ihn?
Ben: Willst du mir etwa sagen, dass du keine Antwort darauf weißt?
Oma: Na ja, ich kann dir ja mal erklären, wie ich es mir vorstelle, dass es ist. Segen ist etwas Wertvolles. Ich kann jederzeit Gott um seinen Segen bitten- zum Essen, für den Tag oder für besondere Anlässe. Oder andere Leute können ihn mir zusprechen wie z.B. der Pfarrer in der Kirche. Segen heißt für mich so etwas wie Gottes Schutz und Dabei sein.
Ben: Also ist er nichts Einmaliges?
Oma: Nein, eigentlich nicht. Aber manchmal gibt es bestimmte Anlässe, zu denen es einen bestimmten Segen gibt, und die sind halt einmalig. Z.B. bei einer Taufe, bei einer Konfirmation oder bei einer Hochzeit. Da werden die Leute auch nur einmal getauft und gesegnet oder konfirmiert und gesegnet und nicht mehrmals. Isaaks Segen für seinen ältesten Sohn war auch einmalig. Es war der Erstgeburtssegen. Durch diesen Segen wird er zum Nachfolger des Vaters. Alle anderen aus der Sippe wissen dann, dass er das Sagen hat und alle wichtige Entscheidungen fällt. Und wenn der Vater stirbt, bekommt der Erstgeborene natürlich auch mehr als die anderen vom Erbe.
Ben: Okay, so kann ich es auch verstehen. Aber es ist ganz schön dreist von Jakob, weil er ja durch einen Betrug an diesen Segen kommt. Ist das nicht widersprüchlich? Ich mache etwas Böses und bekomme dafür etwas Gutes?
Oma: Tja, so ist es wohl manchmal im Leben. Da kann man nicht das eine mit dem anderen aufrechnen. Und eigentlich finde ich es auch etwas beruhigend,wenn Gott nicht nur die Braven segnet. Gott ist nicht nur für die Lieben da, sondern auch für unsereiner.
Ben: Aber Oma, du bist doch immer lieb. Du bist überhaupt die Allerliebste von allen.
Oma: Na ja, das ist Auslegungssache. Und du bist ein ganz schöner Schleimer…
Ben: Jetzt versuche ich einmal mich so wie Tim ein wenig beliebt zu machen und schon ist es nichts.
Oma: Das war jetzt einfach zu dick aufgetragen. Aber noch was anderes: Magst du noch mehr Pommes? Ich hab noch im Ofen welche.
Ben: Na, das lass ich mir nicht zwei Mal sagen. Die sind echt mega lecker, Oma.
Oma: Ich weiß. Dann lass uns mal noch den Nachschlag holen.
Beide gehen ab in die Küche.

Tag 3
1. Mose 27,41 – 28,22: Jakob und die Himmelsleiter

Rahmengeschichte Teil 1
Ben hastet zu seiner Oma. Er blutet am Arm und braucht dringend ein Pflaster/ einen Verband.
Ben: Oma, schnell. Du musst mir helfen.
Oma: Oh je, Ben, wie siehst du denn aus? Warte ich hole schnell was zum Verbinden.
Setz dich mal.
Ben setzt sich. Oma holt Pflaster/ Verbandszeug/ Erste-Hilfe-Kasten und versorgt Ben.
Ben: Aua, Mist, das tut weh.
Oma: Jetzt halte mal still. Ich mach die Wunde nur sauber und verbinde sie dann. Sooooo, fertig.
Ben: Danke.
Oma: Und jetzt erzähl mal. Was ist denn passiert?
Ben: Also, ich bin vorhin auf die Leiter gestiegen, um Äpfel vom Baum zu holen. Und dann bin ich irgendwie abgerutscht und etwas gefallen und konnte mich aber gerade noch an den unteren Sprossen wieder halten. Ich habe mich zwar am Arm etwas aufgeschrammt, aber wahrscheinlich hatte ich Glück, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
Oma: Man könnte auch sagen, Gott hat dir einen Schutzengel geschickt.
Ben: Oder ich hatte einfach Glück.
Oma: Na ja, das ist einfach eine Einstellungssache. Wenn mir etwas Gutes widerfährt oder etwas gerade noch eine gute Wendung nimmt, sagst du dazu vielleicht, dass du Glück hattest. Ich würde sagen, dass Gott dabei war und mich behütet hat.
Ben: Mmmh, darüber habe ich bisher noch gar nicht nachgedacht. Für mich ist Gott eher nur in der Kirche.
Oma (lacht): Oh, da wäre er aber sehr eingeschränkt. Dann müsste er ja lange warten, bis du mal vorbeikommst. Nein, für mich ist er überall. In der Natur, wenn ich mich behütet und beschenkt fühle, er ist klar auch im Gottesdienst da, aber auch in meinem Alltag.
Ben: Und spricht er dann direkt zu dir? So: Guten Morgen, heute wird ein schöner Tag. Pass aber auf, dass du nicht auf die Leiter steigst. Da ist eine Sprosse brüchig.
Oma (lacht wieder): Tja, leider macht Gott das auch nicht so direkt. Obwohl ich mir ab und zu schon ein klares Wort wünschen würde von ihm. Da hatte es Jakob einfacher.
Ben: Jakob? Der hatte es doch gar nicht einfach. Der musste sich ja mit seinem stinksauren Bruder auseinandersetzen nach dieser Segensklau-Sache. Und zu DEM hat Gott direkt geredet?
Oma: Ja, genau. Und witzigerweise kommt in der Geschichte auch eine Leiter vor.

Geschichte

Rahmengeschichte Teil 2
Ben:
Also wenn Gott so eindeutig im Traum zu mir sprechen würde wie bei Jakob, würde ich auch auf jeden Fall an ihn glauben.
Oma: Tja, und so glaubst du nicht an ihn?
Ben: So ist es etwas schwerer. Aber Oma, sag mal, wie kamst du dazu, an Gott zu glauben? Hast du auch so ein besonderes Erlebnis wie Jakob gehabt?
Oma: Ich bin mit dem Glauben an Gott aufgewachsen. Meine Oma hat mit uns Kindern auch gebetet, das war ihr wichtig. Von daher habe ich irgendwie schon immer an ihn geglaubt. Und irgendwie habe ich ihm immer alles erzählt wie einem guten Freund oder einer guten Freundin. Und auch wenn mal etwas nicht so gut war, konnte ich es erzählen und mir schien es leichter ums Herz zu sein.
Ben: Aha. Also gibt es wohl mehrere Möglichkeiten, wie man Gott kennenlernen kann.
Oma: Genau. Wichtig ist aber, dass du Gott eine Chance geben willst und sagst, er soll bei dir sein. Dann ist er das auch.
Ben: Aber gesteht man sich dann nicht Schwäche ein, wenn man sagt, man braucht Gott?
Oma: Was ist daran schwach, wenn man Hilfe und Schutz annimmt? Wenn man etwas Gutes in seinem Leben will? Wenn man Vertrauen und Hoffnung hat? Meine Erfahrung sagt, dass ich nicht alles alleine im Leben meistern kann und dass ich Familie und Freunde brauche. Und Gott ist ein solcher Freund für mich. Und irgendwie gehört er ja auch zur Familie.
Ben: Okay, den Punkt habe ich jetzt verstanden.
Oma: Na ja, ich denke, man muss es einfach mit dem Glauben ausprobieren. Darüber zu reden, ist zwar wichtig, aber man muss eigene Erfahrungen machen.
Ben: Da hast du wohl recht. Fahrrad fahren lerne ich ja nicht dadurch, wenn ich drüber rede, sondern indem ich es mache und ausprobiere und übe. Aber Tipps oder Unterstützung von anderen können ja schon helfen.
Oma: Was für ein schlaues Kerlchen du doch bist. (schubst ihn an der Schulter)
Ben: Oh, aua. Mensch, Oma, mein Arm.
Oma: Huch, den hatte ich doch jetzt ganz vergessen. Entschuldige.
Oma tätschelt Ben vorsichtig.

Tag 4
1. Mose 29,1-30: Jakob wird betrogen

Rahmengeschichte Teil 1
Ben kommt wütend herein.
Oma: Oh je, was ist jetzt schon wieder passiert?
Ben: Ich bin echt scheiß wütend.
Oma: Das merke ich. Aber ich hoffe, nicht auf mich.
Ben: Nein, auf Lukas und Mark, deine Nachbarn.
Oma: Wieso denn? Die wollten dich doch heute mit zur Kartbahn nehmen.
Ben: Genau.
Oma: Und was ist jetzt los?
Ben: Die sind schon gegangen. Ohne mich. Das ist los.
Oma: Oh, das ist nicht nett.
Ben: Mann, die haben mir doch versprochen, dass sie mich mitnehmen. Erst auf gute Kumpels gemacht und jetzt haben sie mich voll verarscht und sind schon weg. Das ist ungerecht!
Wenn sie mich nicht mitnehmen wollten, hätten sie es doch erst gar nicht versprochen.
Oma: Oh, das tut mir echt leid.
Ben: Mann, ich hatte mich so gefreut auf das Kart fahren. Was mache ich denn jetzt?
Oma: Du setzt dich mal zu deiner alten Oma und sie erzählt dir eine ähnliche Geschichte von einem Versprechen, das auch nicht wirklich eingehalten wurde.
Ben: Ach Oma, so einfach ist das jetzt nicht.
Oma: Aber doch. Setz dich einfach hin, nimm einen Keks und hör mir zu.
Ben: Hat Jakob schon wieder jemanden betrogen und belogen?
Oma: Nein, dieses Mal war es anders herum.

Geschichte

Rahmengeschichte Teil 2
Ben:
Tja, da war´s nun mal anders herum. Eigentlich war Jakob ja bisher immer der Betrüger und nun wurde er von seinem Onkel auch betrogen. In der Familie ist wohl Betrug Tradition.
Oma: Irgendwie scheint es so. Aber es ist nie angenehm, auf ein Versprechen hereinzufallen. Das ist immer ungerecht. Aber die Frage ist, wie ich damit umgehe.
Ben: Wie meinst du das?
Oma: Na ja, wie immer gibt es mehrere Möglichkeiten. Wenn ein Versprechen gebrochen wird oder wenn meine Pläne durchkreuzt werden, ist das nie schön.
Ich kann wütend sein und versuchen die anderen auch zu beleidigen oder zu verletzen.
Oder ich bin total traurig und gebe mir die Schuld an allem. Oder ich versuche mit dem Unrecht klar zu kommen und sage mir, dass ich selber daran jetzt nichts ändern kann und dass Gott es schon richten wird. Und wahrscheinlich gibt es noch 100 andere Möglichkeiten.
Ben: Wahrscheinlich ja, wie immer im Leben.
Oma: Genau, du hast es selber in der Hand, ob du dich durch solch eine Erfahrung unterbuttern lässt, oder das Beste draus machst. Und das hat Jakob wohl getan.
Ben: Stimmt. Der war nachher richtig reich, hatte viel Vieh und eine große Familie.
Oma: Genau. Ihm ist zwar Unrecht widerfahren, aber irgendwie hat sich über die Jahre doch alles zum Guten gewendet.
Ben: Ist das nun schon das Happy End?
Oma: Nein, da sind wir noch weit davon entfernt. Und was sind deine Pläne mit den Nachbarn?
Ben: Das muss ich mir jetzt noch mal in Ruhe überlegen. Und dazu brauche ich ganz viel Schokolade. Könntest du mich mit einer Tafel unterstützen?
Oma (lacht): Aber sicher, Ben. Hier, bitte…
Oma holt ihm eine Tafel Schokolade.

Tag 5
1. Mose 32,1-33: Jakob am Jabbok

Rahmengeschichte Teil 1
Ben sitzt im Schlafanzug auf dem Sofa. Seine Oma will ihn dazu bewegen nun endlich ins Bett zu gehen. Es donnert und blitzt.
Oma: Ben, es ist nun echt schon spät. Zeit, ins Bett zu gehen.
Ben: Ach, nein, Oma. Lass uns doch noch ein wenig schwätzen. Es ist gerade so gemütlich. Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie du das Autofahren gelernt hast.
Oma: Das ist jetzt nicht dein Ernst? Das interessiert dich doch nicht wirklich. Das ist nur eine Ausrede, um noch wach zu bleiben.
Es tut einen Schlag und auf einmal ist es ganz dunkel. Ben schreit auf. Oma auch.
Oma: Hui, da haben wir zwei uns ganz schön erschreckt. Ich schaue mal nach, ob die Sicherung raus ist.
Oma geht kurz weg, es rumpelt. Wenige Augenblicke später kommt sie mit Kerzen und zwei Taschenlampen zurück.
Oma: Tja, irgendwie liegt es wohl nicht an der Sicherung. Deswegen habe ich mal etwas Lichtersatz mitgebracht.
Ben: Super, dann kann man zumindest etwas sehen. (hält sich die Taschenlampe unters Gesicht, so dass das Gesicht von unten angeleuchtet wird).
Oma: Ja, ist doch besser als nichts. Und irgendwie auch gemütlich.
Ben: Mich erinnert das eher an den Beginn von einem Gruselfilm.
Oma: Schaust du in deinem Alter etwa schon Gruselfilme an? Haben das Mama und Papa erlaubt?
Ben: Äh, ja und nein. Natürlich erlauben Mama und Papa so was nicht und natürlich macht man es dann trotzdem.
Oma: Und du hattest keine Angst?
Ben: Mmmh, wenn ich ehrlich bin, hatte ich total Angst und konnte dann 2 Nächte lang nicht mehr richtig schlafen. Aber vor meinen Freunden und Tim habe ich natürlich gesagt, dass ich den Film echt cool fand.
Oma: So, so.
Es poltert wieder. Ben schreit auf.
Oma: Alles gut, Ben. Das war nur etwas Donner. Da muss man keine Angst haben.
Ben: Oma, wo wir gerade beim Thema Angst sind, muss ich dir noch von meinem letzten Streit mit Tim erzählen.
Oma: Ging es da etwa auch drum, dass jemand Angst hat oder hat er dir Angst gemacht?
Ben: Nein, nicht direkt. Es war einfach ein heftiger Streit und wir haben uns ziemlich viele böse Dinge an den Kopf geworfen und seitdem haben wir auch nur noch das Nötigste miteinander geredet. Es ist einfach nicht mehr so wie vorher. Und ich habe Angst, dass das so bleibt.
Oma: Das kann ich mir gut vorstellen. Das ist auch eine schlimme Vorstellung, wenn man mit dem Bruder oder der Schwester in Streit lebt.
Ich weiß nun auch nicht so recht, was ich dir raten soll. Aber ich kann die Geschichte von Jakob noch etwas weitererzählen, weil es dem ganz ähnlich ergangen ist.

Geschichte

Rahmengeschichte Teil 2
Ben:
Puuh, was für eine krasse Geschichte. Nach all den Jahren will Jakob nun doch wieder heim. Und da merkt er, dass da noch der Streit zwischen Esau und ihm steht und dass Esau ihn auch einfach platt machen könnte mit seinen ganzen Leuten. Da hätte ich definitiv auch Angst.
Oma: Ja, aber Gott bleibt auch in dieser Situation bei ihm.
Ben: Und ist das wirklich Gott, mit dem er da ringt?
Oma: Du fragst Sachen. So steht es in der Bibel. Aber das ist doch eigentlich ein ganz gutes Bild, dieses Ringen… Oft ist es ja auch in uns. Dieses Ringen um eine Entscheidung oder vielleicht auch eine Veränderung. Wir wollen etwas, aber dann doch nicht, wir haben vielleicht nicht die Kraft, aber dann schaffen wir es trotzdem.
Ben: Mmmh.
Oma: Und Jakob klammert sich in dieser Situation an Gott und bittet ihn um seinen Segen und somit seine Hilfe.
Ben: Meinst du, das funktioniert noch heute?
Oma: Das an Gott klammern und auf Hilfe hoffen? Auf jeden Fall.
Ben: Meinst du, ich sollte mich auch mal an Gott wenden bezüglich meines Streits mit Tim?
Oma: Das würde ich an deiner Stelle wahrscheinlich so machen.
Ben: Und wenn ich nicht so recht weiß, wie das geht?
Oma: Da gibt es kein Richtig oder Falsch. Du kannst mit Gott einfach so sprechen, wie du jetzt mit mir redest. Das kannst du im Bett machen, wenn du etwas zur Ruhe kommst oder wann immer du willst.
Ben: Dann probiere ich es einfach nachher mal aus.
Oma: Ja, lass uns ins Bett gehen. Warte ich mach nur schnell noch das Licht an.
Ben: Äh, Oma, das Licht geht doch nicht. Du hast gesagt, dass die Sicherung nicht funktioniert.
Oma: Oh, das war wohl etwas geflunkert. Die funktioniert einwandfrei. Ich wollte nur den Abend noch gemütlich mit etwas Kerzenschein mit dir ausklingen lassen. Da kann man dann richtig tiefschürfende Gespräche führen.
Ben: Ach, Oma…
Oma lacht nur… Beide gehen ab.

Tag 6
1. Mose 33,1-16: Jakob und Esau versöhnen sich

Rahmengeschichte Teil 1
Ben läuft aufgeregt hin und her. Er kann nicht ruhig sitzen, weil er nervös ist. Seine Mutter kommt heute mit Tim und holt ihn ab. Oma sitzt auf dem Sofa und strickt.
Oma: Ben, du machst mich ganz nervös mit deinem Rumgerenne. Da fallen mir die Maschen runter, weil ich mich nicht konzentrieren kann.
Ben versucht sich hinzusetzen. Zappelt dann nur auf dem Stuhl herum, steht wieder auf und läuft umher.
Ben: Sorry, Oma, geht irgendwie gerade nicht mit dem Hinsitzen. Ich bin einfach etwas nervös. In ein paar Minuten kommen Mama und Tim. Und ich weiß nun nicht, wie Tim und ich zueinander stehen. Soll ich gleich zu ihm hingehen und mich entschuldigen? Aber eigentlich war er derjenige, der angefangen hat und sich zuerst entschuldigen müsste. Und wird es dann so wie früher. Oder ist jetzt einfach etwas anders?
Oma: Puuh, du fragst Sachen.
Ben: Und du hast doch immer auf alles Antworten. Dann helf mir doch jetzt mal. Kannst du mich nicht etwas beruhigen? Du bist doch meine Oma. Omas müssen das doch können.
Oma: Du hast vielleicht genaue Vorstellungen, was Omas können müssen und was sie nicht tun sollten.
Ben: Oma, jetzt mach schon.
Oma verdreht die Augen. Sie legt das Strickzeug weg. Klopft mit der Hand auf den Platz neben sich.
Oma: Also gut, dann komm mal her und setz dich!
Ben: Aber nur, wenn du mich ablenkst.
Oma: Versprochen.
Ben setzt sich neben Oma.
Oma: Du kennst das Ende der Geschichte noch nicht.
Ben: Stimmt. Gibt es ein Happy End?
Oma: Wer weiß… Jakob war auf jeden Fall genauso nervös, wie du jetzt…

Geschichte

Rahmengeschichte Teil 2
Ben: Was für eine Versöhnung. Das ist wirklich ein schönes Ende.
Oma: Das finde ich auch. Und wenn es bei diesen zwei Streithähnen möglich war, dann wird es doch bei Tim und dir erst recht möglich sein.
Ben: Ich hätte dieses Ende nicht so für möglich gehalten. Esaus Verhalten war sehr überraschend für mich.
Oma: Ja, aber es ist einfach viel Zeit vergangen und Esau ging es ja auch sehr gut. Warum sollte er da noch sauer auf seinen Bruder sein? Es gab für ihn keinen Grund mehr. Und ich glaube auch, dass Gott bei dieser Versöhnung geholfen hat. Er kann Menschen verändern. Er kann helfen, dass man Sachen nicht mehr so wichtig ansieht oder sich benachteiligt fühlt. Und Jakob war ja auch ganz reumütig. Das hat sicher auch dazu beigetragen, dass Esau ihm schnell verzeihen konnte.
Ben: Tja, ob das bei uns auch so funktioniert?
Oma: Weißt du Ben, ihr habt euch beide ziemlich weh getan und ich bin mir sicher, dass das auch nicht das letzte Mal gewesen ist. Aber es gibt immer die Möglichkeit, dass man zugibt, dass man Mist gebaut hat und sich entschuldigt. Und Tim und du, ihr gehört einfach zusammen. Ihr könnt momentan vielleicht nicht so richtig miteinander. Aber glaub mir, ihr könnt auch nicht ohne einander leben. Und ich glaube, Tim leidet sicher auch so sehr wie du unter eurem Streit.
Es klingelt.
Ben: Oh, da sind sie ja schon. Dann hoffe ich nun einfach, dass Gott auch bei unserer Versöhnung dabei ist.
Oma: Das wird er sein.
Ben umarmt Oma.
Ben: Danke für alles. Fürs Mästen, die Erste-Hilfe-Versorgung, das Trösten, das Gespräch bei Kerzenschein und natürlich die Geschichte von Jakob.
Oma: Gern geschehen, mein Lieber. Nun lass uns mal die anderen nicht warten lassen und die Tür öffnen.
Beide geben ab.

  • Autor / Autorin: Claudia Englert
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