Eine Bibelarbeit zur vielleicht tiefsten Sehnsucht unseres Lebens: Gott zu begegnen.
Unsere Welt ist voller Glaube. Unzählige Religionen und Weltanschauungen erzählen davon, dass wir Menschen in uns eine tiefe Sehnsucht tragen: Gott zu finden. Und doch geht die Sehnsucht nach Gott ins Leere, weil wir den unsichtbaren Gott nicht begreifen können.
Durch die Bibel zieht sich eine entscheidende Botschaft: Wir Menschen können Gott gar nicht finden. Aber er findet uns. Das ist es, was wirklich trägt im Leben.
Die Bibelarbeit gibt Ideen, wie Jugendliche ihre Sehnsucht nach dem, was trägt, ausdrücken können. Zugleich erzählt sie davon, wie Gott uns Menschen findet.
Es ist schon einige Zeit her, als mir im Religionsunterricht ein Mädchen der dritten Klasse eine für sie ganz wichtige Frage stellte: „Wie groß ist eigentlich Gott?“ Einer meiner ziemlich aufgeweckten Schüler konnte sich auf diese Frage hin nicht mehr auf seinem Platz halten, er sprang voll überschäumender Energie auf, riss seine Arme so weit er konnte auseinander und rief: „So groß wie’s ganze Universum. So groß ist Gott.“
Wie groß ist eigentlich Gott? Diese kleine Szene aus dem Schulalltag einer Reli-Stunde hat mir wieder einmal gezeigt, wie tiefsinnig Kinder über Gott und die Welt denken. Denn dieses Mädchen hat ja auf den Punkt gebracht, was uns vielleicht auch immer wieder bewegt: Wie groß ist eigentlich Gott? Oder anders gefragt: Wer ist dieser Gott eigentlich, der so groß und unfassbar ist?
Und diese Frage ist ja mehr als nur eine Frage für eine gemütliche theologische Plauderstunde am Kaffeetisch. Nein, hier geht es um unser Leben, um eine der tiefsten Sehnsüchte von uns Menschen. Nämlich, Gott zu begegnen. Im Buch Prediger im Alten Testament heißt es: Gott hat die Ewigkeit in das Herz der Menschen gelegt (Prediger 3,11). Wir Menschen tragen in uns eine Sehnsucht nach wirklichem Leben, nach einem Leben, bei dem nicht nur die Zeit vergeht. Alle Religionen zeigen in aller Unterschiedlichkeit dasselbe: Dass Menschen bei einem höheren Wesen auf der Suche sind nach diesem Leben. Religion gibt es seit es Menschen gibt. Weil Menschen schon immer versucht haben, sich ihre Welt zu erklären und mit den Grenzen des Lebens zurechtzukommen: Mit der Geburt und dem Tod, mit Leid und Glück, mit Liebe und Hass. Und vielleicht ist es die Sehnsucht danach, dass es doch noch mehr geben muss, als wir sehen, die Menschen zu einer religiösen Suche antreibt.
Übrigens tragen auch Atheisten solch eine Sehnsucht in sich, die Welt zu erklären. Sie versuchen nur, die Welt ohne eine höhere Macht zu erklären. Aber auch sie haben etwas, woran sie sich im Leben halten. Jeder Mensch braucht ein Lebensfundament, eine Art „Glaube“, sei es an Gott, an sich selber, an die Natur oder was auch immer. All dies ist ein Ausdruck dieser Sehnsucht nach einem wirklichen Halt im Leben.
Für den Kirchenvater Augustin (354-430) war eines klar: Unsere Seele sehnt sich in der Suche nach einem Halt eigentlich nach Gott. Er hat es so gesagt: „Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in Dir, Gott.“
Für Kinder wie die Grundschulkinder der dritten Klasse, von denen ich erzählte, ist es oft eine völlig selbstverständliche Sache, dass es Gott gibt. Erst im Laufe der Zeit kommen Kinder und Jugendliche meist ins Fragen, ob dieser Gott überhaupt existiert.
Auf der Suche nach Gott sind wir vielleicht, weil wir herausfinden wollen, ob es diesen Gott wirklich gibt, den wir nicht sehen. Vielleicht suchen wir auch nach ihm, weil wir so nötig seine Nähe brauchen würden. Da lassen schlimme Erfahrungen in unserem Leben unseren Glauben zusammenschmelzen wie Eis in der Sonne. Und wir versuchen verzweifelt, diesem Gott nahe zu kommen, der uns so fremd geworden ist.
Menschen suchen Gott und finden ihn doch nicht. Das ist die Realität unserer Welt. Unzählige Religionen sind auf der Suche nach Gott und reden doch auf ganz unterschiedliche Art und Weise von diesem Gott. Es ist, als ob wir Menschen mit verbundenen Augen durch die Welt laufen und zwar irgend etwas von diesem Gott, den wir nicht sehen, erahnen, aber doch nichts Genaues sagen können.
Es ist interessant, wie das Buch Prediger von der Sehnsucht nach Gott spricht. „Gott hat dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt“, heißt es und dann geht dieser Satz aber noch weiter:
„Nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“ Man könnte dies auch ein wenig umgangssprachlicher ausdrücken: Wir Menschen blicken überhaupt nichts von dem, was Gott in unser Herz gelegt hat. Wir haben keine Ahnung, wer Gott ist und was er tut, verstehen wir zweimal nicht.
In der Bibel ist klar: Zwischen dem allmächtigen Gott und uns Menschen besteht ein riesengroßer Unterschied, der es uns völlig unmöglich macht, Gott zu verstehen oder gar ihm zu begegnen. Der Theologe Karl Barth hat es auf die griffige Formel gebracht: „Gott ist im Himmel und du auf Erden.“
Es ist nicht nur unser begrenzter menschlicher Verstand, der uns Gott nicht begreifen lässt. In der Bibel wird immer wieder eines betont: Dass wir Menschen Gott suchen und ihn doch nicht finden, das liegt an unserer Sünde. Sünde meint in der Bibel nun nicht in erster Linie eine besonders schlimme Tat. Nein, wenn die Bibel von Sünde spricht, dann bringt sie damit zum Ausdruck: Unser Leben als Mensch geht völlig an seinem Ziel vorbei. Es geht völlig an dem vorbei, wie Gott sich unser Leben vorstellt. Wir Menschen sind zu Gott hin geschaffen. Alles in uns ist darauf angelegt, mit Gott in Beziehung zu treten. Und nur bei Gott, bei dem, zu dem hin wir geschaffen sind, finden wir die Erfüllung unserer Bestimmung, die Erfüllung unser tiefsten Sehnsucht nach Halt und Geborgenheit im Leben.
Sünde meint nun, dass diese lebensnotwendige Beziehung zu Gott gestört ist. Vielleicht können wir dies damit vergleichen, dass Fische die Bestimmung haben, im Wasser zu
leben. Ihr Lebenselement ist das Wasser, nur hier können sie leben, sich frei bewegen. Wird ein Fisch an Land gespült, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis er verendet. Weil er nicht in seinem Lebenselement ist, weil seine Kiemen nicht darauf angelegt sind, zu atmen. Unser Lebenselement als Menschen ist die Gemeinschaft mit Gott. Nur bei Gott können wir leben, wirklich leben. Und es ist, als ob wir im Bild gesprochen an Land gespült worden sind. Das heißt Sünde: Getrennt sein von Gott (vgl. Jes. 59,2: „Wie eine Mauer steht eure Schuld zwischen euch und Gott“).
Wir Menschen sind darauf angelegt, Gott zu begegnen, in unserem Lebenselement zu sein, d.h. in enger Gemeinschaft mit ihm zu leben. Aber wir haben ihn verloren und so wenig wie ein Fisch von allein zurück ins Wasser kann, so wenig können wir allein zurück ins Leben. Und darum gehen alle unsere menschlichen Bemühungen, Gott nahe zu kommen, ins Leere.
Durch die Bibel zieht sich wie ein roter Faden eine entscheidende Botschaft: Weil Menschen Gott nicht finden können, macht sich Gott auf die Suche nach uns Menschen. Unsere Suche verfehlt ihn, aber er findet uns. Schon auf den ersten Seiten der Bibel ahnen wir, wie viel Gott in diese Suche investiert: Als Adam und Eva die verbotene Frucht genommen haben, verstecken sie sich vor Gott. Sie haben Gott das Vertrauen gekündigt und versucht, ihre Sehnsucht nach Leben selber zu stillen. Nun wird erzählt, dass Gott sich auf die Suche nach seinen Menschen macht: „Aber Gott rief nach dem Menschen: Wo bist du?“ (1. Mose 3,9). Die ganze Bibel erzählt von dieser Suche Gottes nach uns Menschen. Gott sucht Menschen, die sich vor ihm verstecken, die ihm das Vertrauen kündigen und eigentlich nichts mit ihm zu tun haben wollen. Gott sucht uns Menschen – und er findet uns. Das ist die gute Botschaft, die sich
durch die gesamte Bibel zieht. Viele Geschichten erzählen davon: Wie Gott Mose im Dornbusch begegnet (2. Mose 3). Wie Gott dem am Boden zerstörten Elia begegnet und ihm auf dem Berg Horeb zeigt, dass er in der Stille und in den leisen Tönen des Lebens zu finden ist (1. Könige 19).
Diese Suche Gottes nach uns Menschen findet ihr Ziel in Jesus Christus. Die Engel auf dem Hirtenfeld von Bethlehem singen: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ Der Herr selber, Gott, kommt in diesem Kind. Gott lässt sich in Jesus finden.
Martin Luther hat es für mich in unübertroffener Weise gesagt. „Jesus ist der Spiegel des väterlichen Herzens Gottes.“ Wenn ich wissen will, wer Gott ist, muss ich Jesus anschauen.
Wenn ich wissen will, wie Gott ist und wie er zu mir steht, dann ist Jesus wie ein Spiegel, der mir Gott zeigt.
Gott sucht und findet uns Menschen in Jesus. Weil er sich in Jesus ganz hinein gibt in unsere Welt. So sehr sucht er uns, dass er selbst in Leid und Tod hineingeht. Wenn Gott uns sucht, dann nicht nur ein wenig, sondern mit 100 %igem Einsatz. Alles gibt er, damit er uns findet. Gott zeigt uns in Jesus sein Gesicht.
Was für ein Gesicht ist dies? Es ist das schmerzverzerrte Angesicht des Mannes, der am Kreuz hängt. Der Schriftsteller Adrian Plass erzählt von seinem sieben Jahre alten Sohn David. Vater und Sohn besuchen eine alte Dorfkirche in einem kleinen englischen Dorf.
Irgendwann ist der kleine David verschwunden und sein Vater findet ihn in einer Seitenkapelle der Kirche. Versunken vor einem alten Ölgemälde, das die Kreuzigung darstellt. Der Vater blickt über den Kopf seines Sohnes hinweg, um zu sehen, was sein Kind so fesselt. Er sieht den gekreuzigten Jesus, ausgemergelt vor Schmerz und Erschöpfung. Drastisch und eindrücklich hatte der mittelalterliche Künstler den sterbenden Jesus gemalt. David kannte die Geschichten von Jesus. Schon oft hatte er gehört, dass Jesus gestorben und auferstanden war. Nun dreht er sich zu seinem Vater um mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, der
davon erzählt, wie erschüttert der kleine Junge ist. Seine Stimme zittert vor Schock und Mitleid, als er sagt: „Die haben Jesus aber ganz gemein wehgetan, Papa“.
So ist Gott. Dass er – um mit den Worten des siebenjährigen David zu sprechen – sich ganz gemein wehtun lässt. Hier am Kreuz zeigt Gott uns sein Gesicht. So ist Gott. Er ist einer, der weiß, was es heißt, zu leiden und nicht mehr weiterzuwissen. Gott selber stirbt an diesem Kreuz und hält in seinem Leiden und Sterben unsere Sünde aus, damit wir frei sind (vgl. 2. Kor 5,21).
Gott findet uns Menschen in Jesus. Indem er als Mensch in unsere Welt kommt und uns so zurückholt in seine Gemeinschaft. Es ist, als ob der Fisch, dem an Land die Luft ausgeht, zurückgeworfen wird ins Wasser. Dies ist das Geheimnis des Kreuzes: Jesus gibt sein Leben, damit wir für immer zu Gott gehören. Damit sind nicht alle Fragen nach Gott beantwortet. Und es löst sich auch nicht alles in Wohlgefallen auf, wo uns Gott fremd und unfassbar erscheint, wo wir darunter leiden, dass wir Gott nicht verstehen. Aber es ist, als ob das Bild des gekreuzigten Jesus mit den ausgebreiteten Armen sagt: „Hier bei mir ist Platz für
euch, hier kommt eure Sehnsucht zur Ruhe“.
Solange wir leben ist die Gemeinschaft mit Gott immer gebrochen, immer unvollkommen. Weil der unsichtbare Gott uns oft fremd ist und wir ihn nicht verstehen und immer wieder daran leiden, dass wir ihn nicht spüren oder ihn sehen können. Die Hoffnung der Bibel ist, dass dies eines Tages anders wird: Wenn wir bei Jesus sein werden. Und er uns in die Arme schließen wird. Dann hat alle Suche ein Ende. Und Gott hat uns für immer gefunden.
Die konkrete Umsetzung der Bibelarbeit ist ein Versuch, Jugendliche bei ihrer Suche nach Gott zu begleiten. Besonders eine Phase der Stillarbeit (vgl. Phase 2) von ca. 20 Minuten ist ein Wagnis, vor allem bei einer unruhigen Gruppe. Ich habe jedoch im Konfirmandenunterricht auch bei großen Gruppen die erstaunliche Erfahrung gemacht, dass gerade diese Zeiten der Stille total gut angekommen sind und erstaunlich gut geklappt haben. Wichtig ist, dass die Mitarbeitenden darauf achten, dass diese Stillezeit eingehalten wird bzw. ein Angebot bereithalten für die Jugendlichen, die sich nicht darauf einlassen wollen.
Es liegen Bilder aus, von denen die Jugendlichen sich ein Bild auswählen können. Jeder stellt kurz sein Bild vor und bringt es in Verbindung mit dem eigenen Gottesbild: „Gott ist für mich wie…“ oder „Dieses Bild passt zu Gott, weil…“. Als Bilder können Naturaufnahmen, Bilder von Jesus, Gottessymbole etc. verwendet werden (am besten eignen sich Kalenderbilder, eigene Aufnahmen und natürlich kennt google keine Grenzen, wobei dies bezüglich der Bildrechte oft ein wenig heikel ist).
Dieser Einstieg mit Bildern ermöglicht es den Jugendlichen, etwas zu sagen, ohne ihren persönlichen Glauben preisgeben zu müssen. Sie können – wenn sie wollen – recht distanziert über das Bild sprechen, das sie gewählt haben, vielleicht machen sie eine mehr oder weniger lustige Bemerkung.
20 Minuten lang soll die Stille sein – wenn möglich im ganzen Gemeindehaus, in dem sich die Gruppe trifft. Es liegen zwei verschiedene Blätter aus, die sich mit jeweils einem Bibeltext
und persönlichen Fragen zum eigenen Gottesbild und zum eigenen Glauben beschäftigen. Außerdem werden Bibeln benötigt. Die Jugendlichen können ein oder zwei Blätter für
sich bearbeiten. Wichtig ist: Jede und jeder arbeitet für sich allein und sucht sich im Raum bzw., wenn möglich, im ganzen Haus einen Ort, wo er oder sie sich wohl fühlt und gut nachdenken kann. Das, was die Jugendlichen aufschreiben, soll ihr Geheimnis bleiben und wird nicht besprochen. So haben die Jugendlichen einen Schutzraum zum Ehrlichsein. Es ist wichtig, dies von Anfang an deutlich zu sagen.
Die Mitarbeitenden haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wirklich 20 Minuten Stille herrscht. Dies kann am Anfang ein wenig schwierig sein. Am besten ist es, wenn die Mitarbeitenden durchs Haus gehen, um nach den Jugendlichen zu sehen. Es wäre gut, wenn ein Mitarbeitender für Jugendliche da sein könnte, die sich nicht auf diesen Versuch einlassen. Wichtig ist, dass diese Gruppe nicht die anderen stört (also nicht unbedingt Tisch-Kicker spielen oder Musik aufdrehen).
Wenn eine Gruppe gern kreativ arbeitet, könnte sich eine kreative Beschäftigung mit dem Thema „Mensch sucht und Gott findet“ anbieten.
Dazu werden Lego- oder Duplosteine in größeren Mengen benötigt.
Es werden Kleingruppen eingeteilt, die entweder mit diesen Bausteinen etwas gestalten zum Thema „Menschen suchen nach…“ oder zum Thema „Gott ist…/Gott tut…“. Es können Landschaften, Skulpturen, Symbole etc. gestaltet werden. Beide Themen sind absichtlich offen gehalten und können von den Jugendlichen mit Leben gefüllt werden. Eine gegenseitige Besichtigungs- und Erklärungsphase durch die Gruppen bündelt diese Kreativphase.
Die Bibelarbeit könnte mit einer Andacht zum Bild des Jesus mit ausgebreiteten Armen schließen.
Diese Andacht könnte von unserer Sehnsucht nach Gott sprechen und davon, dass Gott sich uns in Jesus zeigt.
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