Vor einiger Zeit habe ich mich aus meiner eigenen Wohnung ausgesperrt. Meisterleistung! Wie sehr habe ich mir gewünscht, ich hätte einfach nur laut klopfen müssen, damit mir jemand von drinnen aufmachen konnte. Blöderweise war da keiner. Ganz anders verspricht uns Gott, Türen, die verschlossen sind, zu öffnen. Darum soll es in dieser Bibelarbeit gehen.
Meine persönliche Gebetserhörung bei der ganzen Aussperr-Aktion: Der Hausmeister, der mit Hilfe einer Chipkarte meine Tür aufgebrochen hat. Manchmal geht Gott schon interessante Wege.
Die Geschichte vom bittenden Freund erzählt Jesus seinen Jüngern, als diese ihn bitten, ihnen Beten beizubringen. Erst einmal bringt Jesus seinen Jüngern das Vater Unser bei. Mit dem Gleichnis ermutigt er seine Jünger, Gott mit ihren Gebetsanliegen in den Ohren zu liegen und ihn immer wieder zu bitten für das, was sie brauchen. Im Anschluss an das Gleichnis finden wir eine direkte Aufforderung Jesu zum Beten: »Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.«
Hier noch einmal die Verse im Einzelnen:
Im Morgenland, also dort, wo Jesus gelebt hat und wo er dieses Gleichnis erzählt, ist Gastfreundschaft eines der obersten Gebote. Das Gleichnis spielt wohl in einem kleinen Dorf ohne Verkaufsläden. Die Frauen backen am Morgen die für den Tag benötigte Menge Brot.
Weil Gastfreundschaft das allerwichtigste ist, traut sich der Bittende, so drängend auf seinen Nachbarn einzureden.
Unsere Gebete enthalten auch oft wichtige Anliegen – und je wichtiger die Dinge sind, um die wir Gott bitten, desto mehr reden auch wir auf ihn ein.
Die Häuser in dem Dorf, in dem das Gleichnis spielt, waren kleine Ein-Raum-Häuser. Die Türen waren mit dicken Holzbalken verriegelt, die beim Öffnen sehr laute Geräusche verursachten. Deshalb scheut sich der Mensch, dem die Bitte zugetragen wird, auch so sehr davor, aufzustehen und den Riegel zu öffnen. Das macht mehr Umstände, als ein kleines Schloss aufzuschließen und außerdem würde es endgültig seine bereits schlafende Familie wecken.
Es ist also durchaus verständlich, dass der Mensch in dem Gleichnis nicht sofort aufspringt, um mal eben kurz etwas zu Essen rauszugeben. Das Ganze war zeitaufwändig und mühsam.
In unseren Gebeten sind wir auch hin und wieder sehr ungeduldig, wenn nichts passiert. Dabei vergessen wir dann wohl auch ab und an, dass wir gar nicht wissen, was Gottes Pläne sind, weil wir eben vor der Tür stehen und keinen Einblick in die großen Zusammenhänge haben können. Den müssen wir auch gar nicht haben, trotzdem erwartet Gebet auch Geduld von uns.
Jesus erklärt in diesem Vers, dass der Freund aufgestanden ist, weil der Bittende an ihm drangeblieben ist. Als er sich einmal von seiner Schlafstelle erhoben hat, gibt er dem Nachbarn nicht nur die drei Brote, um die er ihn gebeten hat, sondern so viel wie er braucht.
Hier wird deutlich, dass Gott uns nicht nur mit dem versorgt, worum wir ihn bitten, sondern dass er viel mehr für uns bereit hält.
Manchmal müssen wir warten – richtig lange! Länger als wir aushalten können. Manchmal passiert auch nicht das, worum wir gebeten haben – aber vielleicht etwas ganz anderes, was für unser Leben eine große Bereicherung ist.
In unserer Gesellschaft wollen wir am liebsten alles allein schaffen. Denn andere um etwas zu bitten, heißt Schwäche zu zeigen, auf andere angewiesen zu sein.
Viele Menschen trauen sich deshalb nicht, jemand um etwas zu bitten, geschweige denn zu nerven.
Die Mädchen haben ganz unterschiedliche Erfahrungen mit erfüllten und nicht erfüllten Bitten gemacht. Manche von ihnen haben vielleicht schon einmal Gott um etwas gebeten, das dann auch eingetroffen ist.
Aber oft passiert auch gerade nicht das, um das wir Gott bitten. Wenn ein Mädchen dafür gebetet hat, dass Eltern sich nicht scheiden lassen oder die Oma wieder gesund wird, aber dieses Gebet nicht erfüllt wurde, kann das Mädchen nicht glauben, dass Gott uns jede Bitte erfüllt, wenn wir nur hartnäckig genug beten. »Habe ich dann nicht richtig gebetet? Ist Gott doch nicht auf meiner Seite? Wenn er mich liebt, wie kann er das zulassen?«
Solche und andere sensible Fragen, die das Thema Gebet bei diesem Text aufwirft, müssen ehrlich besprochen werden und dürfen nicht leichtfertig abgetan werden.
Da wir Gottes Gedanken nicht kennen und auch nicht wissen, wieso Beten in vielen Fällen so viel für unser Leben bringt und manchmal in einer riesengroßen Enttäuschung endet, ist das nicht mit pauschalen Aussagen zu beantworten.
Jedes Mädchen, jede Mitarbeiterin muss ihre eigene Biografie im Blick haben, um Gottes Spuren darin zu erkennen – so verwirrend sie manchmal auch sein mögen.
Der Bibeltext kann super und unaufwendig als Anspiel dargestellt werden. Ihr braucht dazu nur zwei Rollen besetzen:
Ihr müsst den Text nicht auswendig lernen, er soll euch eine Hilfe sein. Besser frei und sinngemäß als abgelesen spielen.
Maya: (ruft laut in die Runde) Oh NEEEIIN! Was soll ich bloß machen? Das konnte doch keiner ahnen, dass die jetzt noch hier aufkreuzen! Es ist ja schon nach 22 Uhr. Jetzt hat sogar schon der REWE zu – und ich hab bloß trockene Brötchen da. Die kann ich ihnen doch unmöglich anbieten! Immer diese spontanen Überraschungsgäste! Was mache ich denn jetzt bloß? Ich kann sie ja schlecht hungern lassen. (denkt nach)
Ah! Ich weiß! Meine Nachbarin, die kann mir bestimmt helfen. Schließlich sind wir ja befreundet. (rennt zu einer Stellwand o.ä., hämmert wie wild dagegen) Haaallloooo! Bitte, bitte mach mir auf! Huhu! Ist jemand zu Hause?
(auf der anderen Seite der Stellwand regt sich unter einer Bettdecke langsam eine verschlafene Person, die verwirrt guckt und versucht, den Lärm einzuordnen)
Lisa: Was’n das fürn Krach? Um diese Uhrzeit?
Maya: (immer noch laut klopfend) Hey, Lisa! Bist du da??? Bist du wach??? Mach doch die Tür auf!
Lisa: Die Verrückte! Um diese Uhrzeit! Was ist denn da los?
(lauter) Ohhh! Maya! Mach leise! Meine Kinder schlafen doch schon!
Maya: Ich brauche ganz dringend deine Hilfe. Bitte, mach auf!
Lisa: Ohh! Was? Nee, echt nicht. Ich liege schon im Bett, hab den Schlafanzug an und alles ist abgeschlossen. Komm morgen wieder!
Maya: Neeein, morgen ist zu spät. Bitte, Lisa. Wir sind doch Freunde!
Lisa: (murmelt) Ja, mit solchen Freunden brauchst du keine Feinde …
Maya: Liiiisa! Bitte! Ich brauche deine Hilfe! Ich habe grad Besuch bekommen, denen hängt der Magen zwischen den Kniekehlen und alles, was ich hab, sind zwei trockene Brötchen …
Lisa: Oh man, gibt die denn gar keine Ruhe?
Maya: (ruft weiter) Ich brauche doch nur ein Brot und etwas Belag … bitte!
Lisa: Ich krieg ja die ganze Nacht keinen Schlaf, wenn die so weitermacht … Am Ende schlägt sie mir noch die Tür ein … OH, wie die nervt! (laut) OK, ich komme – aber sei jetzt still, bevor du das ganze Dorf weckst!
Maya: DANKE! Danke! DANKE! Vielen Dank!
Was denkt ihr über die beiden aus dem Theaterstück? Wie findet ihr ihr Verhalten?
Habt ihr schon mal in der Situation von Lisa gesteckt? Oder in der von Maya? Wie ist es für euch, jemanden um etwas zu bitten?
Nun lesen die Mitarbeiterinnen gemeinsam mit den Mädchen den Bibeltext aus Lukas 11,5–9.
Fragen für jedes Mädchen:
Anmerkung zum Input: Es ist keine Vorleseandacht, sondern enthält Ausführungen und Ideen, die ihr übernehmen könnt. Beim Thema Gebet finde ich es unerlässlich, dass ihr als Mitarbeiterinnen eure ehrlichen Erfahrungen mit erfüllten und unerfüllten Gebetsanliegen mit einbringt – sonst wird die Andacht sehr theoretisch.
Mit dem Beten ist es so eine Sache – manchmal habe ich das Gefühl: Ja, ich bete – und Gott hört, was ich zu sagen habe. Ich kann mir alles von der Seele reden und das, worum ich ihn bitte, passiert!
Oft ist das der Fall, wenn ich dafür bete, dass ich nicht so viel Streit mit bestimmten Leuten habe. Ich glaube, da ist es Gott, der Veränderung schenken kann. Und meistens fängt er damit bei mir an.
Aber auch, wenn es um etwas wirklich Wichtiges geht, etwas Lebensentscheidendes, dann habe ich schon erlebt, dass Gott Gebete erhört.
Aber da gibt es auch noch die Gebete, die wir auch gesprochen haben, weil sie uns so wichtig waren. Da ging es nicht nur um die nächste Klassenarbeit, für die ich nicht gelernt hatte, wo man sagen könnte: Selbst schuld. Nein – es ging darum, dass Freundschaften nicht enden oder Leute nicht aus meinem Leben verschwinden sollen. Gebetserhörung: Fehlanzeige!? Habe ich nicht laut genug gerufen? Hat Gott gerade was anderes zu tun gehabt? Diese Fragen kommen schnell in uns auf.
Und weil Gott eben so groß ist, dass wir es uns gar nicht vorstellen können, weil wir immer nur einen Teil von ihm sehen und verstehen werden, deshalb ist es auch für uns Mitarbeiterinnen nicht möglich, für Gott zu sprechen, wo unsere Gebete stecken.
Eins weiß ich: Gott hört jedes Gebet! Alles, was wir mit ihm besprechen, bleibt nicht an der Zimmerdecke kleben. Er hört uns zu – egal, was wir zu sagen haben. Er tut auch nichts als Lächerlich ab, sondern er nimmt uns in unseren Anliegen ernst.
Und: Gott antwortet immer, wenn wir beten. Manchmal merken wir das nicht. Manchmal tun wir die Antwort einfach so ab mit einem »Das wäre ja sowieso passiert, das hat mit Gott nichts zu tun.« Manchmal kommt die Antwort auch nicht so schnell, wie wir das wollen. Und manchmal gibt Gott nicht die Antwort, die wir wollen. Aber: Er antwortet immer!
Wenn du mit Gott reden willst, dann versuche auch mal das zu hören, was Gott dir sagen will. Vermutlich wirst du keine donnernde Stimme vom Himmel hören, aber vielleicht macht sich da ein Gefühl bemerkbar oder es kommt dir ein Gedanke, auf den du vorher nie gekommen wärst. Vielleicht spürst du einen Frieden, der da vorher nicht war. Dann weißt du Bescheid: Gott hat geantwortet!
Er ist unser liebender Vater. Genauso wie ein Nachbar mitten in der Nacht der Nervensäge hilft, genauso will Gott, dass unser Leben gelingt. Dabei hilft und unterstützt er uns jeden Tag unseres Lebens – wenn wir seine Nähe suchen, wenn wir zaghaft anklopfen und wenn wir Sturm klingeln.
Manches, was wir überhaupt noch nicht sehen, sieht Gott und sagt: Vertrau mir! Ich bin für dich da, ich will dein Bestes. Mach dich mit ihm auf den Weg – und du wirst staunen, was alles passiert! Manchmal werden deine Gebete sehr direkt und prompt erhört und erfüllt. Manchmal nicht. Und manchmal passiert viel mehr mit Gott, als du dir je hättest vorstellen können!
Jedes Mädchen bekommt eine Kerze, Zettel und Stift. Bei leiser Musik ist Gelegenheit, sich eine gemütliche Ecke zu suchen, um das, worum man Gott bittet, aufzuschreiben und für sich zu beten. An einer großen Kerze in einer dekorierten Ecke des Raumes können die Mädchen ihr Teelicht anzünden und den Zettel darunter legen. Natürlich werden alle Zettel nachher vernichtet und von niemandem gelesen, denn es ist ja für Gott bestimmt.
Am Ende der Stunde könnt ihr – je nachdem wie gut sich eure Mädchen kennen und vertrauen – eine offene Gebetsrunde machen. Dabei sagt jedes Mädchen, für was es Gott bitten möchte. Es wird festgelegt, wer für wen betet – das schafft Sicherheit und kann eine Hinführung zum freien Gebet werden.
»Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.«
Im Anhang findet ihr ein PDF mit einer Druckvorlage für Karten, die ihr den Mädchen als Erinnerung und Ermutigung zum Beten mitgeben könnt. Am besten auf etwas festeres Papier/Karton ausdrucken und zuschneiden.
Gerade weil viele unserer Gebetsanliegen erst nach einer Weile in unserem Leben sichtbar werden, ist es sehr bereichernd, einfach mal aufzuschreiben, worum wir Gott bitten. Dafür tut es jedes handelsübliches Schulheft. In der Mädchenkreisstunde könnt ihr diese Hefte verteilen und die Mädchen mit Aufklebern, Bildern und allem, was euch einfällt, gestalten lassen. Dann können die Mädchen die Bücher mit nach Hause nehmen. Ab und zu kann auch im Mädchenkreis das Gespräch darauf kommen, ob die Bücher benutzt werden und was schon alles passiert ist.
Alle Spielerinnen sitzen in einem Stuhlkreis ohne Tische. Jede legt die linke Hand auf das rechte Knie ihrer linken Sitznachbarin. Die rechte Hand kommt auf das linke Knie der rechten Sitznachbarin.
Nun geht es im Uhrzeigersinn los: Die Spielleiterin klopft mit ihrer linken Handfläche einmal auf das Knie der Sitznachbarin. Nun muss die Handfläche, die auf dem rechten Knie liegt, kurz klopfen. So geht es in der Reihenfolge von Knie zu Knie weiter.
Eine gute Konzentrations- und Koordinationsübung! Wer einen Fehler macht (Klopft, obwohl sie nicht dran ist, zu lange zögert) muss die betroffene Hand wegnehmen. Gewonnen hat die Spielerin, die am längsten durchhält.
Steigerung: Wenn das Spiel in eine Richtung halbwegs klappt, wird durch zweimaliges Klopfen auf ein Knie die Richtung gewechselt.
Die Mädchen werden in Gruppen mit 3–6 Spielerinnen aufgeteilt. (Achtung! Je höher die Gruppenzahl, desto schwieriger das Spiel!) Nun müssen sie abwechselnd Begriffe erklären, ohne die gleichen Begriffe zur Erklärung zu verwenden. Je nach Spielerinnen-Anzahl pro Gruppe wird ein Zeitlimit festgesetzt (bei 4 Spielerinnen pro Gruppe: 1 Min.)
Dazu wird eine komplette Gruppe rausgeschickt. Eine Spielerin der Gruppe bleibt im Raum. Ihr wird der Begriff gezeigt. Nun wird die zweite Spielerin hereingeholt. Spielerin 1 erklärt den zu erratenden Begriff. Hat Spielerin 2 ihn erraten, wird die 3. hereingeholt. Spielerin 2 muss den Begriff nun anders erklären als Spielerin 1. Die anderen Gruppen sind Schiedsrichter. Für jede Spielerin, die den Begriff erraten hat, bekommt die Gruppe einen Punkt.
Beispiel: Begriff »Tür«
Spielerin 1 erklärt: kann man öffnen und durchgehen
Spielerin 2 errät den Begriff »Tür«, erklärt der 3. nun ohne die zentralen Begriffe von Spielerin 1 zu nennen: Nicht Fenster, sondern …
Spielerin 3 darf nun keine der Begriffe der ersten oder zweiten nennen. Natürlich kennt sie die Erklärung der 1. nicht, muss also möglichst kreativ sein, z. B.: Jede hat ein Schlüsselloch und eine Klinke.
Begriffe zum Thema der Bibelarbeit:
Jesus, Gleichnis, Beten, Tür, Brot, Nervensäge, Schlafmütze, Notfall, Gastfreundschaft, Haus, Ruhestörung, Gott, suchen, bitten, geben, Geschenk …
Krieg, Klima, Corona – die Welt verändert sich … Der Ton wird rauer, der Umgang miteinander oft auch – bleibt die Mitmenschlichkeit immer mehr auf der Strecke?
Mit unserem neuen KON-Thema »mit menschlich« möchten wir die Bereitschaft fördern, Empfindungen, Emotionen, Gedanken und Motive anderer Menschen zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.
Hilfreiche und kreative Impulse findet ihr in Themenartikeln für euch als Mitarbeiterinnen sowie in Bibelarbeiten und Stundenentwürfen für eure (Mädchen-)Gruppe.
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