5 Bibelarbeiten zu den ersten Texten der Bibel, eine Andacht, eine Interview, Ideen für die Praxis – alles gebündelt als digitale Ausgabe der echt. 2/20
Wir sind am Ende des zweiten Schöpfungsberichtes (1. Mose 2,4b-25). Der erste Schöpfungsbericht (1,1-2,4a) spannt den Bogen vom Chaos zum Kosmos. Gott schafft alles durch sein Wort. Der zweite Bericht legt einen anderen Schwerpunkt: Bei der Erschaffung der Frau geht es um Beziehungen. Zwischen Gott und Mensch. Zwischen Mensch und Schöpfung. Zwischen Mensch und Mensch bzw. Mann und Frau.
Beziehung Gott – Mensch: Der Mensch ist in eine enge, direkte und unmittelbare Beziehung zu Gott gestellt. Sie reden direkt miteinander.
Beziehung Mensch – Schöpfung: Der Mensch gibt allen Tieren Namen. Wer Namen gibt, hat Macht über sie. Aber die Tiere sind kein Gegenüber für den Menschen. Denn: Der Mensch hat den Lebensodem von Gott eingehaucht bekommen (2,7), die Tiere nicht. Somit besteht ein qualitativer Unterschied zwischen Mensch und Tier, was ihre Geschöpflichkeit angeht.
Beziehung Mann – Frau: Sie sind füreinander geschaffen, ergänzen sich. Gemeint ist: Hilfe auf Augenhöhe. Sie gehören zusammen, unterstützen, ergänzen und helfen sich (Pred. 4,10).
V.18: Zu Beginn steht der Kontrast zum ersten Schöpfungsbericht. Gott spricht: Nicht gut! Die Einsamkeit des Menschen soll beendet werden. Gehilfin (Luther 84) ist falsch übersetzt – dort steht wörtlich: Hilfe.
V.21: Tiefer Schlaf: Diese Vollnarkose erfüllt einen ganz bestimmten Zweck: Gott duldet keine Zeugen bei seinem Schöpfungshandeln.
Rippe: Was im Text mit Rippe übersetzt wird, heißt wörtlich: Seite, Brett. Gemeint ist die lange Seite der Bundeslade oder des Tempels. Im Zusammenhang (V. 23) meint es: Wir haben den gleichen Ursprung, gehören zusammen.
Vers 24 wirkt wie ein nachträglicher Einschub im Erzählfluss. Es ist eine Erklärung, wie Bindung und Beziehung zwischen Mann und Frau wächst, in einem Dreischritt: Eltern verlassen = Verantwortung für das eigene Leben übernehmen, Ablösung aus alter Beziehung (ohne Aufgabe dieser Beziehung). Frau anhangen = Eine neue Bindung eingehen können. Ein Fleisch sein = Sexuelle Gemeinschaft gehört dazu. Aber es bleiben zwei Personen, die sich verbinden.
V.25 – Scham: Adam und Eva sind sich sehr vertraut. Erst durch den Sündenfall entdeckten sie, dass sie nackt waren. Von daher ist das Schamverhalten eine Folge der Sünde (3,7). Schämen ist in der Bibel öffentliches Geschehen – weil ich bloßgestellt oder blamiert wurde.
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“ Gottes Aussage in V.18 ist eindeutig. Aber viele Menschen aller Altersklassen erleben heute Einsamkeit und Alleinsein: Bei Wohnortwechseln, bei neuen Lebensabschnitten (Start Ausbildung, Studium oder Berufsstart), sogar in der Jugendarbeit oder der Gemeinde (ob neue oder alte Gemeinde). Die Familie oder der Freundeskreis sind weit entfernt. Auf einmal ist zu spüren: Ich bin allein. Oder Alleinsein entsteht durch Streit, Trennung, Krankheit, Tod. Es braucht eine Neuorientierung und ein Verarbeiten der Situationen.
Für Christen sollte es selbstverständlich sein, an einem neuen Ort auf die Suche nach anderen Christen zu gehen. Als Gruppen sollten wir offen sein für neue Leute, die bei uns reinkommen. Interesse an ihnen zeigen und sie einbinden. An vielen Orten gelingt das – nicht immer, aber immer wieder. Das ist gut und hilft, (neue) Heimat zu finden. Dazu gehören Offenheit und Bereitschaft, sich auf andere einzulassen.
So gesehen ist der Abschnitt kein reiner Paar-Text. Auch Singles können sich darin wiederfinden. Denn: Alleinsein ist nicht gut. Wir sind auf Beziehung und Ergänzung hin angelegt und so geschaffen. Alleinsein kann mal gut sein – aber nicht auf Dauer. Machen wir Mut zu Beziehungen und Freundschaften, die tief gehen. Dass Beziehungen über das Eheschema hinausgedacht werden. Und dass Singlesein nicht weniger wert ist als Verheiratetsein.
Natürlich springt aus diesem Text die Mann-Frau-Thematik. Das ist ein mögliches Ziel des oben angedeuteten Weges: Die Beziehung zwischen Mann und Frau wird so tragfähig und tief, dass sie ihren Lebensweg gemeinsam gehen wollen. Vers 24 begegnet bei fast jeder Hochzeit, er ist ein Grundlagentext zur Ehe zwischen Mann und Frau. Der Dreiklang ist heute auch noch wichtig: Ich will mich aus den alten Beziehungen (Eltern) lösen, um frei für meine Frau/meinen Mann zu sein. Ich will mich ganz auf sie/ihn einlassen und mich an ihn / sie binden. Ein Fleisch sein bezieht sich sowohl auf die gelebte Sexualität als auch auf die Gleichberechtigung in der Ehe.
Aber auch eine seelsorgerliche Seite: Wie viele Menschen nehmen wir wahr, die diese Sehnsucht nach Partnerin/Partner haben und die Person bisher nicht finden? Die Gott fragen: „Und wo ist jetzt die Person für mich?“ Nehmen wir die Verantwortung wahr, die Jesus uns überträgt, ihnen Freunde zu sein? Wie offen sind wir wirklich?
Jeder Teilnehmer erhält einen Zimmermannsnagel. In einem Brett in der Mitte ist einer dieser Nägel bereits eingeschlagen, so dass der größte Teil des Nagels noch aus dem Brett steht. Die Aufgabe ist, alle Nägel der Teilnehmer so auf den einen Nagel zu setzen, dass nur der ins Brett geschlagene Nagel berührt wird. Hilfsmittel oder Veränderungen der Brettposition sind nicht erlaubt, ebenso dürfen die Nägel nicht festgehalten werden. Klärt vorher, ob jemand diese Aufgabe bereits kennt – ggf. sollen sie mit euch den Prozess beobachten. Nach gewisser Zeit könnt ihr einen Tipp geben (z.B. denkt mal an einen Dachstuhl). Ein Lösungsbild findet ihr hier: http://www.datacomm.ch/schregis/denksport/nagel-howtodoit.htm
Lest V. 18 und denkt über eine mögliche Verbindung zwischen der Übung und dem Vers nach. Mögliche Gedanken können u.a. sein:
Überleitung: Gott hat schon zu Beginn dieser Welt festgestellt: V.18. Wir sind aufeinander angewiesen und aneinander gewiesen. Das ist nicht nur eine biblisch-theologische Aussage, sondern auch eine soziologische.
Zeigt den Beginn aus dem Film „Einsamkeit“ (https://www.youtube.com/watch?v=DwqwRYe6fKA – 0:00-5:10)
„Wir sind biologisch immer noch auf Gemeinschaft gepolt.“ Aber nicht nur biologisch und soziologisch – sondern auch Gott hat das erkannt: Wir brauchen ein Gegenüber. Wir benötigen in manchen Situationen Hilfe, um weiterzukommen.
Kleingruppengespräch: Wo habt ihr schon mal Hilfe erlebt, als ihr euch allein gefühlt habt? Wie kam es zu dieser Hilfe? Was meint dann der Begriff Hilfe?
Fazit: Hilfe meint ganzheitliche Hilfe, sogar bis zur Rettung aus der Not. Lest dazu Pred. 4,9-12!
Formuliert ein Fazit, warum ein Gegenüber so wertvoll ist. Stellt heraus, dass in V.18 noch nicht die Frau in erster Linie als Hilfe gemeint ist, sondern dass der Vers eine geschlechtsunabhängige Formulierung macht (s. o.). Aber Gott hat diese Frage zur Chefsache gemacht.
Lest jetzt den ganzen Abschnitt – V. 18-25! Führt in den Bericht ein anhand der Erklärungen zum Text (Dreifache Beziehungen).
Sprecht über folgende Fragen:
Sammelt die Antworten, stellt sie euch gegenseitig vor.
Gott sieht, dass wir Beziehungen brauchen, als Ergänzung, Hilfe und Entwicklungsmöglichkeit. Dabei kommt durch die Schöpfung der Frau die Polarität ins Spiel. Die Urform der Ehe wird beschrieben, in absoluter Vertrautheit. Nacktheit meint hier nicht nur körperlich nackt, sondern auch den ehrlichen, offenen, vertrauten Umgang miteinander. Aus dem NT (z.B. Paulus war Single) wissen wir, dass es nicht das einzige Lebensmodell war. Deswegen sollte die Ehe nicht als absolutes Ziel dargestellt werden. Sie ist eine Möglichkeit, wie die Beziehungsebenen zur Erfüllung kommen. Es gibt aber auch andere Lebensmodelle (Singlesein, Kommunitäre Gemeinschaften, WGs, etc), in denen das möglich ist.
Überlegt für euch zum Schluss: Wem wollt ihr in den nächsten Tagen Hilfe sein? Oder: Wen will ich um Hilfe bitten? Auf wen konkret zugehen? Wer ist in eurem Umfeld, der eher allein dasteht? Wen wollt ihr besuchen oder einladen? Ob in eurer Gruppe, Schule, Uni, auf der Arbeit, in der Nachbarschaft oder Familie? Wie kann ein erster Schritt aussehen, dass ihr HelferInnen werdet? Vielleicht sogar zur Freude (2. Kor. 1,24), weil ihr Zeugen Jesu seid?
Betet füreinander, dass ihr mutig werdet, loszugehen – und offen für das, was Gott mit euch tun will.
Ergänzendes Material:
Natürlich stellt der Text noch weitergehende Fragen, die uns als Christen auch betreffen. Z.B. wie es mit der Vielfalt der Geschlechter ist, mit homosexuellen Beziehungen. Wer weiterlesen will, kann auf Materialien des Weißen Kreuzes zurückgreifen, z.B. zum Thema Sexuelle Vielfalt:
Oder auch beim Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft: www.dijg.de
Wer tiefer zum Thema Singlesein einsteigen möchte: www.soloundco.net
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