Beichte … doch nicht nur für Katholiken!?

Einheit | Bibelarbeit
Einheit | Bibelarbeit

Beichte … doch nicht nur für Katholiken!?

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Teens (12-16 Jahre), Junge Erwachsene (18+)
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: TEC:
Zeitbedarf: 45-90 Min. (Vorbereitung: 30-50 Min.)
Bibelstelle: 1. Johannes 1,8-1,9 anzeigen
Bibelstelle
1. Johannes 1,8-1,9

8Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Weitere Bibelstellen: Römer 7,19, 2. Korinther 5,17-5,21, Matthäus 18,18, Johannes 20,22-20,33
Benötigte Materialien: Plakat(e), Stühle, Kerze(n), Kreuze, kopierter Bibeltext, Zettel, Stift(e), Klopapier
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Vom Ja zu sich selbst und einem Neuanfang

1. Vorbemerkungen

„Hast du schon mal gebeichtet?“ – „Nö, noch nie.“ – „Warum nicht?“ – „Das ist doch katholisch.“ – Diesen kleinen Dialog habe ich schon mehrfach geführt. Manchmal wird noch angefügt: „Das brauchen wir nicht, uns vergibt Gott ja direkt.“ Beichte ist was für Katholiken und deshalb für viele Evangelische keine Option. Dieser Eindruck herrscht sicherlich auch, weil es wenige Erfahrungsräume für Sündenbekenntnis und Lossprechung gibt. Vergebung wird thematisiert und gepredigt, aber Formen, wie man sie gestalten und erleben kann, gibt es oft wenig. In manchen Gottesdiensten sind Sündenbekenntnis und Lossprechung für alle gemeinsam liturgisch verankert, in Jugendstunden wird häufig „nur“ darüber geredet, ohne ihnen Ausdruck zu verleihen. Dabei ist die entscheidende Frage: „Wo und wie erlebe ich denn Gottes Vergebung? Wie gehe ich mit konkreter Schuld um? Was hilft mir, Gottes Vergebung wirklich für mich anzunehmen?“ Die zwischenmenschliche Vergebung lässt sich besser „fühlen“. Beichte ist keine Voraussetzung für die Vergebung, aber sie kann eine Möglichkeit sein, Gottes Vergebung für sich anzunehmen.

Bei der Durchführung einer Beichte ist es wichtig zu wissen, dass bei der Beichte einer kriminellen Handlung das Beichtgeheimnis für Ehrenamtliche nicht gilt.

2. Zielgedanke

Wir machen Fehler. Beichten hilft, Gottes Vergebung zu erleben und befreit weiterzuleben.

3. Einführung inkl. Exegese

Jeder von uns erlebt eigenes Versagen. Wir werden schuldig an uns selbst, an anderen und an Gott – manchmal sogar, ohne dass uns das bewusst ist. Wir verletzen. Und wir werden verletzt. Immer wieder erleben wir an uns und anderen, was Paulus so zusammenfasst: „Ich tue nicht das, was ich eigentlich will – das Gute. Sondern das Böse, das ich nicht will – das tue ich (Röm 7,19). Sünde, Schuld und Vergebung sind zentrale Themen der Bibel. Dabei ist es wichtig, dass das eigentliche Problem nicht die Tatsünden sind, sondern die Beziehungsstörung zu Gott. Dieser folgt die Beziehungsstörung zu sich selbst, zu anderen Menschen und zur Mitwelt. Tatsünden sind Ausdruck davon. „Überwindung von Sünde und Schuld geschieht im Alten wie im Neuen Testament durch das Bekenntnis der Sünde vor Gott und durch den Empfang der Vergebung“ (Peter Zimmerling, Beichte, S. 73). Während im AT das Darbringen von Opfern entscheidend für die Sündenvergebung war, ist es im NT der Glaube an Jesus Christus. Der Mensch selbst kann Gott nichts als „Wiedergutmachung“ bieten – und das muss er auch nicht, weil Gott sich selbst mit der Welt versöhnt und dem Menschen seine „Verfehlungen nicht anrechnet“ (2. Kor 5,17-21). Dennoch bleibt das Bekennen und die Lossprechung von Schuld auch im NT von großer Bedeutung (1. Joh 1,8-9). Matthäus 18,18 und Johannes 20,22 f. beschreiben, dass Jesus seinen Jüngern, und so auch uns, die Vollmacht gibt, einander Gottes Vergebung zuzusprechen. Dies kann in einem allgemeinen Sündenbekenntnis mit anderen geschehen. Die „Einzelbeichte“, in der jemand seine konkreten Sünden einem anderen erzählt und ihm von diesem die Vergebung Gottes zugesprochen wird, ist ein besonderes Geschenk. Es kann befreien, Schuld vor einer anderen Person zu benennen und „rauszulassen“, um dann zu hören: „Genau das ist dir vergeben. Es muss dich nicht länger belasten.“ Für die Durchführung der Stunde ist es wichtig, den Teens kein schlechtes Gewissen zu vermitteln. Es soll darum gehen, offen und ehrlich zu seinem Menschsein zu stehen und zu erfahren: genau so bin ich angenommen und Gott schenkt mir einen Neustart.

4. Einstieg

Hängt ein großes Blatt mit dem Wort „Beichte“ auf. Bereitet einige separate Räume/Ecken vor, wo zwei Stühle, eine Kerze und ein Kreuz stehen. Bereitet ruhige Hintergrundmusik vor.

Singt zum Einstieg ein paar Lieder, die zum Thema Schuld und Vergebung passen.

5. Hauptteil

„Beichte“ ist für mich …

Benenne kurz das Thema für diese Stunde „Beichte“ und bitte die Teens sich einen Gesichtsausdruck zu überlegen, der verdeutlicht, was sie bei diesem Wort empfinden. Macht eine Runde, in der jeder seinen Gesichtsausdruck vorführt und frag nach, was für ein Gefühl sie damit verbinden.

„Beichte“ bedeutet …

Erkläre, dass das Wort „Beichte“ aller Voraussicht nach von dem Wort „Ja“ kommt (Peter Zimmerling, Beichte, S.83.). An Gott zu glauben, bedeutet auch, sich selbst als Mensch zu sehen. Als Mensch mit Schwächen und Fehlern. Als Mensch, der Mensch sein darf und nicht Gott sein muss. Ich darf Ja sagen zu mir – auch mit allem, was mich stört und mir und anderen Probleme macht. Dieses Jasagen bedeutet aber nicht, dass ich im Leben nicht auch echten Schaden anrichte. Oft tue ich genau das (wenn du magst, füge hier gerne ein persönliches Beispiel ein). Gott lässt uns damit nicht allein, sondern vergibt uns und schenkt uns immer wieder einen Neuanfang. Aber das ist manchmal unglaublich schwer für sich selbst anzunehmen. Vor Gott und einem anderen Menschen „Ja“ zu dem eigenen Mist zu sagen, ist befreiend. Und es ist noch befreiender, dann von Gott durch einen Menschen zu hören: Das ist dir vergeben. Davon bist du befreit.

„Beichte“ kann so gehen …

30 bis 40 Minuten, die jeder für sich selber gestalten kann. In dieser Zeit können sich die Teens Gedanken über sich selbst machen und überlegen, ob sie erleben wollen, dass ihnen jemand die Vergebung Gottes zuspricht. An einigen anderen Stationen im Raum kann man sich entweder auf das Gespräch vorbereiten oder mit Gott über sich ins Gespräch kommen und andere Formen von Sündenvergebung erfahren.

  1. Station: Psalm 32
    • Die Teens lesen hier Psalm 32,1-7. Legt Papier und Stifte aus, sodass sie auch ein eigenes Sündenbekenntnis schreiben können.
  2. Station: Beichtspiegel
    • Legt einen Beichtspiegel aus, den die TN benutzen können.
  3. Station: Toilette
    • So wie unser „körperlicher“ Mist ins Klo gehört, gehört der Mist, den wir bauen, zu Gott. Lass die Teens das, worum sie um Vergebung bitten, auf Klopapier schreiben und es dann die Toilette runterspülen.
  4. Station: Beichtgespräch
    • Die Teens können zu einem Mitarbeitenden gehen und bei ihm loswerden, was sie auf dem Herzen haben. (Hier kann es hilfreich sein, einen Hauptamtlichen oder erfahrene Leute aus der Gemeinde einzuladen.) Wichtig ist: Alles, was hier gesagt wird, ist streng vertraulich. Der Mitarbeitende kann ihnen eine Hand auf Kopf oder Schulter legen und sagt: „In der Vollmacht, die unser Herr Jesus Christus uns gegeben hat, spreche ich dir zu: Dir sind deine Sünden vergeben. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Geh in Frieden.“ Unter Umständen ist es hilfreich, mit den Teens konkrete Handlungsschritte zu überlegen, falls zwischenmenschlich noch Dinge in Ordnung gebracht werden sollten.
  5. 5. Station: Verzeih mir
    • Vielleicht ist es auch dran, dass man einen Menschen um Vergebung bittet. Dafür kann ein Brief geschrieben werden. Ermutige die Teens, dass diese Zeit auch genutzt werden kann, um ein solches Gespräch zu führen. Seid als Mitarbeitende aufmerksam und bietet eure Hilfe an.

6. Abschluss

Tauscht euch kurz über die Erfahrungen aus, die ihr gemacht habt. Ermutigt die Teens, Beichte im Alltag in Anspruch zu nehmen und Mitarbeitende oder Pfarrer dafür anzusprechen. Dankt Gott zum Abschluss für seine Vergebung und singt das Lied „Freiheit der Kinder Gottes“ (Feiert Jesus! 4,161).

  • Was bedeutet Jesus für mich und mein Leben?
  • Wie sehr bestimmt er   mein Denken und Fühlen,  mein Sorgen und Planen,  mein Reden und Schweigen,  mein Urteil und Handeln?
  • Liegt mir daran ihm ähnlich zu werden?
  • Lebe ich aus seiner Freude?
  • Glaube ich an seine Nähe?
  • Rechne ich mit seiner Hilfe?
  • Lerne ich von seiner Güte, Geduld und Treue?
  • Lasse ich mich von seiner Wahrhaftigkeit, von seiner Demut und von   seinem   Vertrauen prägen?
  • Mühe ich mich, zu lieben wie er geliebt hat?
  • Trage ich die Last der anderen?
  • Teile ich mit denen, die es nicht vergelten können?
  • Verzichte ich darauf zu richten und zu verurteilen?
  • Wie sehr bin ich bereit 7-mal 70-mal zu vergeben?
  • Liebe ich meine Feinde?
  • Bin ich auch im Kleinen treu?
  • Ist meine Rede ein verlässliches Ja und Nein?
  • Meide ich das Böse in jeder Gestalt?
  • Lebe ich (in meiner Ehe und Familie) in seinem Geist?
  • Spreche ich mein Leben mit ihm durch?
  • Bekenne ich mich vor den Menschen zu ihm?
  • Lebe ich in seiner Gemeinde?
  • Feiere ich den Sonntag als seinen Tag?
  • Danke ich für alles?
  • Diene ich mit aller Kraft dem Frieden?
  • Was bedeutet Jesus für mich?
  • Wie sehr bestimmt er mein Leben?
  • Autor / Autorin: Katharina Haubold
  • © Deutscher EC-Verband
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