Demut bis zum bitteren Ende?

Einheit | Bibelarbeit
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Demut bis zum bitteren Ende?

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 45-75 Min. (Vorbereitung: 10-30 Min.)
Bibelstelle: Matthäus 20,20-28 anzeigen
Bibelstelle
Matthäus 20,20-20,28

Vom Herrschen und vom Dienen

(Mk 10,35-45)

20Da trat zu ihm die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und wollte ihn um etwas bitten. 21Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Lass diese meine beiden Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken. 22Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. 23Er sprach zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben steht mir nicht zu. Das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist von meinem Vater.

24Als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder. 25Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. 26So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; 27und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, 28so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

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1. Erklärungen zum Text

Schon bevor ihre Reise von Galiläa nach Jerusalem begann, hatte Jesus seinen Jüngern offenbart, was ihn in Jerusalem erwarten würde (vgl. Mt 16,21). In unserem Text spricht Jesus seine Verurteilung, seine Kreuzigung und Auferstehung zum letzten Mal an. Dies tut er insgesamt drei Mal: Zum ersten Mal in Matthäus 16,22 f. Hier nimmt Petrus seinen Herrn zur Seite und will ihn vom Gegenteil überzeugen. Jesus macht klar: Petrus, du hast es nicht verstanden. In Matthäus 17,23 (die zweite Ankündigung) reagieren die Jünger mit Betrübtheit. Markus 9,32 und Lukas 9,45 bezeugen hier, dass sie seine Worte nicht einmal verstanden haben.

Nun ist es nicht Petrus oder die Jünger allgemein, sondern Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus (vgl. Mt 4,21) und ihre Mutter, an deren Reaktion wir erkennen, dass die Jünger nicht raffen, was Jesus von sich vorhersagt. Jesu Rückfrage: „Wisst ihr, was ihr da bittet?“ verdeutlicht, dass die Bitte eigentlich von den Brüdern kommt, nicht von der Mutter. Der Kelch steht für Jesu Tod (vgl. Mt 26,39.42) und damit auch für den Märtyrertod der Brüder (vgl. Apg 12,2; Johannes‘ Tod ist biblisch nicht belegt).

Dass die beiden Brüder überhaupt auf diese spezielle Bitte kommen, liegt wohl zum einen daran, dass Jesus seinen 12 Jüngern in Matthäus 19,28 jeweils einen Thron in seinem Reich verheißen hat. Für den, der entweder links oder rechts direkt neben dem Thron sitzt, gilt: Er hat Teil an der Herrschaft und steht unter dem Schutz des Herrschers. Anders gesagt: Die Brüder wünschen sich den ersten Platz im Reich Gottes (vgl. den Rangstreit der Jünger, Mt 18,1). Offensichtlich haben sie nicht verstanden, was Jesus in Matthäus 19,30; 20,16 versucht hat zu erklären. Jesus betont in unserem Text: Die Verhältnisse im Reich Gottes stehen im Widerspruch zu Königreichen dieser Welt und stehen menschlichen Vorstellungen entgegen.

Ein konkretes Vorbild für das Reich Gottes ist Jesus selbst (vgl. Mt 20,28). Zum anderen liegt die besondere Bitte (auch das Unverständnis der Jünger) daran, dass die Jünger bei der Selbstbezeichnung Jesu als Menschensohn unweigerlich an Daniel 7,13 f. denken und ihn als den dort verheißenen Menschensohn erkennen. Zwar begegnet ihnen dieser mächtige und universal herrschende Menschensohn in Matthäus 9,6, aber sein Leiden, von dem er spricht, passt einfach nicht zu ihrer Vorstellung von ihm.

2. Bedeutung für heute

Auch wenn wir in Deutschland in einer Demokratie leben und unsere Mächtigen uns keine Gewalt in damaligem Sinne antun, so findet man sich als junger Christ trotzdem in einem ganz ähnlichen Spannungsverhältnis wie die Jünger. Den Leistungsdruck, den die Chefetage, der Lehrer bzw. der Professor ausüben, mögen sicherlich viele Arbeitnehmer, Studenten oder Schüler als psychische Gewalt wahrnehmen. Es zählt nur, was unter dem Strich rauskommt, der Weg dorthin wird ohne Rücksicht auf Verluste durchgeboxt.

Wir werden geradezu darauf getrimmt, uns mit unseren Ellenbogen durchzukämpfen und uns gegenüber anderen zu profilieren. Wer das nicht tut, wird der Konkurrenz nicht standhalten können und untergehen. Selbst ohne ein großer Egoist sein zu müssen, werde ich durch die äußeren Verhältnisse gezwungen, ganz automatisch zuerst an mich selbst zu denken.

Der dienende Lebensstil, den Jesus hier verlangt und uns mit seinem Leben vorgelebt hat, scheint unmöglich umsetzbar zu sein. Im Junge Erwachsenen Kreis und in der Gemeinde geht das vielleicht noch – immerhin versuchen alle, die hier sind, dieses demütige Verhalten einzuüben und vorzuleben. Immer wieder „unterbietet“ mich hier irgendjemand in seiner Demut, sodass auch ich nicht zu kurz komme. Aber was, wenn mein Gegenüber gar nicht merkt, was für ein Opfer ich bringe? Wenn ich merke, dass ich ausgenutzt werde? Wenn ich gefühlt immer den Kürzeren ziehe und meine Wünsche zurückstecke? Da gehe ich doch kaputt! Gibt es nicht so eine Art Grenze von demütigem Verhalten? Wann ist Schluss mit lustig? Wann muss ich auch einmal nach mir schauen?

Jesus kennt keine Grenze: Wenn es sein muss, dann gehe ich kaputt! Dann sterbe ich am Kreuz! Für uns, damit wir leben. Demut im Sinne von Selbstzerstörung widerspricht diesem Geschenk des Lebens. Demut heißt außerdem nicht, zu allem Ja und Amen zu sagen. Trotzdem liegt auf Jesu Forderung die göttliche Verheißung, dass wir, spätestens in der Ewigkeit, für unseren demütigen Dienst an anderen belohnt werden.

Diese Perspektive der Ewigkeit brauchen wir, um die von Jesus geforderte Demut leben zu können. Vorschlag, da der Mensch von Natur aus grundsätzlich zu viel Ego hat: So viel Demut wie möglich, so wenig Ego wie nötig. Nicht zu vergessen: Wo wir diese Demut leben, wird ein Stück vom Reich Gottes sichtbar und weckt bei dem ein oder anderen die Sehnsucht, mehr von diesem Gott kennen zu lernen.

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Einstieg

Das Beispiel schlechthin für Jesus als derjenige, der sich nicht dienen lässt, sondern anderen dient, ist die Fußwaschung in Johannes 13,5. An den Füßen klebte damals der ganze Dreck und Staub der Straße: Sie zu waschen war einer der Aufgaben der Sklaven und Diener im Haus. Wenn es die Aufgeschlossenheit der Teilnehmer zulässt, könnte zu Beginn eine Fußwaschung stattfinden. Alternativ kann beim selben Geschlecht eine Massage angeboten werden oder die Teilnehmer werden mit einem leckeren 3-Gänge-Menü überrascht. Überlegt euch, wie ihr euren Teilnehmern dienen könnt. Über diesen Dienst kann dann auf das Thema des Dienens und der Demut übergeleitet werden.

3.2 Erarbeitung des Textes

Nach dem ersten Lesen des Textes empfiehlt es sich Verständnisfragen zu klären. Wenn hier die „peinliche Stille“ eintritt, können Fragen gestellt werden, die oben bereits behandelt wurden, wie beispielsweise:

  • Wer sind eigentlich die beiden Zebedaiden?
  • Was genau verlangen die Brüder?
  • Was hat es für eine Bedeutung zur Rechten und zur Linken eines Herrschers zu sitzen?
  • Für was steht der Kelch?
  • Was ist laut dem Text das Außergewöhnliche am Reich Gottes

Fragen zum Menschensohn können natürlich für das Verständnis geklärt werden, aber der Schwerpunkt sollte auf der Bitte der Brüder und Jesu Antwort liegen.

3.3 Vertiefung

(In Kleingruppen erarbeiten, Ergebnisse in der großen Runde zusammentragen.)

  • Was soll laut Jesus ein grundlegendes Merkmal von uns als seinen Nachfolgern sein? Was ist überhaupt Demut?
  • Eine demütige Haltung und das Dienen gehen uns nicht von der Hand. Was fällt dir besonders schwer daran? Die Angst, zu kurz zu kommen? Die eigenen Wünsche hinten anzustellen?
  • Wie können wir zu einer dienenden Haltung gelangen? Neben der Ewigkeitsperspektive (Verheißung von Lohn) ist Grundvoraussetzung, dass wir unser Gegenüber lieben lernen. Dann werden wir nicht mehr nur dienen, weil man das als Christ halt so macht, sondern weil wir gar nicht anders können. Ohne diese Liebe entsteht die Gefahr heuchlerisch zu wirken. Demut muss von Herzen kommen. Aber: Dienen kostet uns Stolz, viel Kraft und Energie: Wie hoch dürfen diese Kosten sein?
  • Läuft man nicht Gefahr, ausgenutzt zu werden?
  • Wo hat Demut eine Grenze? Wann fängt Selbstzerstörung, falsche Demut, an?
  • Müssen wir als Christen zu allem Ja und Amen sagen? Sind wir die unschuldigen Lämmer der Gesellschaft? Werden wir nicht als naiv abgestempelt, wenn wir als Christen immer den Deppen spielen, der alles macht?

Versucht eure Diskussion über eine mögliche Grenze der Demut mit Matthäus 21,12 f. zu vertiefen. – Mit Blick auf Jesu Forderung:

  • Wie ist es „unter euch“ (vgl. Mt 20,26) – im Junge Erwachsenen Kreis? Ist die dienende Haltung vorhanden? Ist diese Besonderheit des Reiches Gottes bei euch sichtbar? Welche Person aus eurer Gemeinde ist euch hier vielleicht ein Vorbild?

3.4 Aufgabe für nächste Woche

Jeder soll sich eine konkrete Situation überlegen, in der er in der nächsten Woche einer bestimmten Person dienen will. Verabredet für euer nächstes Treffen, dass ihr von dem heute gefassten Vorsatz berichtet. Hat es geklappt mit dem Dienen? Ist jemand mit seiner demütigen Art sogar aufgefallen? Betet für die Begegnungen.

  • Autor / Autorin: Manuel Nägele
  • © Deutscher EC-Verband
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