Ein Plädoyer für Mentoring

Einheit | Hintergrund/ Grundsatz
Einheit | Hintergrund/ Grundsatz

Ein Plädoyer für Mentoring

Materialart: Hintergrund/ Grundsatz
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene, Mitarbeitende
Einsatzgebiet: Schulung
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 10-20 Min. (Vorbereitung: 5-10 Min.)
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Endlich alleine laufen können. Alleine aufs Klo gehen. Alleine essen. – Oder war die Reihenfolge anders herum?

Auf dem Weg zum Erwachsensein lernst du, die Dinge endlich allein zu machen. Wenn du dann aber erwachsen bist, musst du möglichst bald wieder umlernen: Was für ein Geschenk ist es, andere um Hilfe oder Rat zu fragen. Was für ein Geschenk ist es, geistliche Väter und Mütter zu haben, die dir was zutrauen – aber dich eben nicht ganz alleine machen lassen. Und vor allem: dich nicht allein lassen!

Für Mentoring ist es nicht das größte Problem, solche Mentorinnen und Mentoren zu finden, sondern die „Ich komme alleine klar-Hürde“ zu überwinden. Erwachsen genug zu sein (mancher wird das nie!), zuzugeben, wie sehr ich das Feedback, den Rat, die Rückfragen und die Wegbegleitung durch eine Mentorin / einen Mentor gebrauchen könnte. Oh ja, das können auch gute Freunde, der Partner, Oma und Opa. Unbedingt. Sie aber haben allerlei andere Aufgaben und eigene Interessen an der Beziehung. Mentoren bieten das gezielt an – und bekommen von uns gezielt die Erlaubnis, uns derart offen und direkt in unserem Leben zu begleiten.

Auch in der Bibel hatten die Menschen gute Freunde, Partner/innen und manchmal sogar Oma und Opa. Dennoch ist diese absichtsvolle Mentoringbeziehung, die die nächste Generation begleitet und aufbaut, fast schon so was wie eine Art Standard!

Jesus hat es getan. Paulus auch. Sogar schon Moses. Sie haben gezielt in die Leiter der nächsten Generation investiert. Sie haben sie identifiziert, gefördert, mit ihnen gelebt. Erfahrung und Wissen weitergegeben. Es ging um Fragen der Frömmigkeit, der Persönlichkeitsentwicklung, der Berufung. Sie haben gerungen mit Glaubenserfahrungen, Visionen und Frustration. Heute würden wir Jesus, Paulus und Moses „Mentoren“ nennen. Die 12 Jünger, Barnabas, Silas, Timotheus und Josua „Mentees“.

Für mich sind das vorbildhafte Modelle auch für uns heute. Modelle für geistliches Wachstum. Für lebenslanges Lernen. Für die gezielte Förderung der nächsten Generation.

Ich finde es begeisternd, wenn die Kirchen aus den ärmsten Ländern der Welt darüber berichten, wie sie genau auf diese Weise auch heute noch Mitarbeitende ausbilden. Sie haben kein Geld für Ausbildungsprogramme, Bibelschulen oder gar Universitätsstudiums. Wo steht, dass ein Mitarbeiter überhaupt lesen und schreiben können muss? Ihre Gemeinden sind lebendig, hingegeben – und sie wachsen! Sie brauchen junge Frauen und Männer in allen Bereichen der Gemeindearbeit als Leiterinnen und Leiter. Und Mentoring ist alles, was sie haben. Jede Leiterin und jeder Leiter dort ist Mentor – gibt an die nächste Generation weiter, was sie/er selbst empfangen hat. Ein bisschen Theologie, viele Erfahrungen, einen lebendigen und leidgeprüften Glauben, eine Vision und Leidenschaft für die Kirche Jesu – Hoffnung für die Welt! Alle schwärmen sie davon, wie Mentoring ihre Persönlichkeit und ihren Charakter positiv geprägt hat: Schon als junger Mensch gibt dir das Selbstvertrauen. Da ist jemand, der investiert in dich, glaubt an dich, sieht Potential und fördert deine Entwicklung. Und gleichzeitig macht es demütig, jemandem zu erlauben, in mein Leben hinein zu fragen und zu sprechen. Ein Lernender zu sein und zu bleiben – auch dann als erfahrener Mitarbeitender.

Für mich persönlich war Mentoring der Hauptgewinn: Erfahrene Leiterinnen und Leiter „in Amt und Würden“ waren bereit, etwas von sich selbst und vor allem Zeit in mich zu investieren. Dafür braucht es nicht mehr als 2-4 Treffen pro Jahr. Dabei geht es nicht problemorientiert oder therapeutisch zu, wie z. B. in der Seelsorge. Es geht nicht um Aufgabenbewältigung wie beim Coaching. Es geht nicht um geistliche Übungen, wie bei den Exerzitien – auch wenn das alles die „Geschwister“ von Mentoring sind. Es geht um meine Persönlichkeit, meine Berufung im Reich Gottes, meine Mitarbeit, meine Fragen. Meine Balance im Leben und meine Zukunftspläne – und das alles zum Segen für andere. Denn: Wenn Leiterinnen und Leiter sich weiterentwickeln, profitieren alle davon!

Schon bald fand ich mich selbst als Leiter einer schnell wachsenden Jugendbewegung in der Situation wieder, dringend neue Leiterinnen und Leiter zu brauchen. Dringend jungen Christen helfen zu wollen, in einem alltagstauglichen Glauben Wurzeln zu schlagen. Dringend Modelle zu etablieren, in die nächste Generation nachhaltig zu investieren. Ich konnte aber nur einige wenige selbst als Mentor begleiten. Also suchten und fanden wir erfahrene „geistliche Mütter und Väter“ zwischen 25 und 70 Jahren (ja, es gibt auch junge Mütter und Väter ☺). Mit einfachen Schulungen und Material halfen wir ihnen, durch Einzelmentoring oder Gruppenmentoring eine große Anzahl junger Menschen als Mentoren zu begleiten.

Eine Hürde aber auch hier: Jugendliche und junge Mitarbeitende finden das Prinzip von Mentoring super – in der Theorie! In einer Studie unter 16 bis 30-Jährigen mit der Frage, was ihrer Meinung am besten für „geistliches Wachstum“ helfe, kam Mentoring mit 42,4% unangefochten auf Platz 1. Weit vor „Kleingruppe“ oder gar „Gottesdienst“. Bei der Gegenfrage später in der Studie, wieviel Prozent denn eine Mentorin / einen Mentor haben, stellte sich heraus, dass darauf nur 12,3% mit „Ja“ antworten konnten. Was für ein Widerspruch zwischen dem „theoretisch super finden“ und dem „ich kümmere mich darum, das auch in meinem Leben zu haben“!

Es könnte aber auch sein, dass Mentoring viel zu wenig angeboten wird. Jeder der sich einen Mentor wünscht, kann sich ja mal fragen, ob er auch bereit ist, Mentor für andere zu sein. Meine 17-jährige Tochter hat eine Mentorin (26 Jahre) und ist selbst Mentorin für eine 15-Jährige. SO würden wir die Christenheit radikal verändern!

Manchmal gibt es aber tatsächlich zu wenig Mentorinnen und Mentoren. Dafür haben wir das christliche Mentoringnetzwerk gegründet. Über 360 Mentorinnen und Mentoren kann man mit Hilfe komfortabler Suchfunktionen filtern, Profile lesen und unverbindlich Kontakt aufnehmen. www.c-mentorin.net

Erwachsenwerden. Eben nicht mehr alles alleine machen – sondern weise zu erkennen, wo ich das Geschenk der Ergänzung, Begleitung und Förderung brauche. Und: Verantwortung zu übernehmen, indem ich mich selbst in die nun wieder jüngere Generation investiere. Mentoring bietet in genialer Weise beides.

Stimmen zu Mentoring:

„Mir hilft es, gute Fragen gestellt zu bekommen, einen sicheren Raum zum Reflektieren zu haben, herausgefordert und ermutigt zu werden.“ Elisa (25)

„Ich bin selbst oft gescheitert und erlebte Stillstand, weil es niemanden gab, der mir gezeigt hat, wie ich Herausforderungen wirklich anpacke. Mentoring ist meine Antwort darauf.“ Manni (38)

„Durch Mentoring können die Gräben zwischen den Generationen überbrückt werden und es kann beide Teile bereichern.“ Ingrid (58)

„Mein Mentor hat mir immer wieder gezeigt, was in mir steckt. Wir haben viele Freizeitaktivitäten gemacht, aber dabei hat er mich so gut kennen gelernt, dass er mir jetzt für die Berufswahl wichtige Hinweise geben konnte und ich das Gefühl habe, hier bin ich genau richtig.“ Elmar (17)

  • Autor / Autorin: Stefan Pahl
  • © Deutscher EC-Verband
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