Hohle Phrase oder Privileg?

Einheit | Andacht
Einheit | Andacht

Hohle Phrase oder Privileg?

Materialart: Andacht
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 10-20 Min. (Vorbereitung: 5-10 Min.)
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„Servus!“ Wir kennen sie. Worte, die wir routinemäßig aussprechen und gar nicht mehr bewusst sagen. Die wenigsten denken daran, dass sie bei der Begrüßung gerade sagen: „Ich bin dein Diener.“ Das bedeutete „Servus“ ursprünglich. Mir geht es heute auch um einen Satz, der leider oft zur hohlen Phrase wird.

Jesus war auf dem Weg nach Jerusalem. Unterwegs fragten seine Jünger ihn: „Jesus, wie sollen wir eigentlich richtig beten?“ Jesus erklärte ihnen: „Wenn ihr betet, dann betet so: Vater, geheiligt werde dein Name.“

Dass dies wirklich ein „prayer to go“, ein „Gebet zum Mitnehmen“ ist, sehen wir ganz deutlich: Die Jünger haben es mitgenommen und bis zu uns heute wurde es weitergegeben. Zumindest den Anfang hat fast jeder schon einmal gehört.

Allerdings läuft das bei mir manchmal so ab: Der Gottesdienst ist gleich vorbei. Noch kurz das Vaterunser. Die Gedanken gehen in Richtung Mittagessen – „und die Kraft und die Herrlichkeit, Amen.“ So, Vaterunser fertig, jetzt noch den Segen abstauben und ab geht’s.

Ganz ehrlich: bei genauerem Nachdenken schäme ich mich dafür so richtig: Ich sage etwas zu Gott aus Routine, rede eigentlich mit ihm – aber tue das komplett unbewusst.

Jesus sagt uns, dass wir zum Herrscher der Welt „Papa“ sagen dürfen. Wir dürfen ihn ansprechen und mit ihm in Kontakt sein. Sind wir uns darüber eigentlich wirklich im Klaren? Der, der uns geschaffen hat – der, der alle Zeiten überdauert – der, der die Welt in seiner Hand hält – lässt sich von uns als „Papa“ anreden! Im Judentum wäre das undenkbar: Es wird sogar untersagt, Gott beim Namen zu nennen, weil dieser so heilig ist. Heilig, das meint: rein und ohne Sünde. Eben das Gegenteil von dem, was wir Menschen sind.

Und dennoch gibt uns Jesus das Privileg, Gott „Papa“ zu nennen. Wir dürfen dem heiligen Gott, dem Herrscher der Welt begegnen und die intimste Anredeformel benutzen, die es für einen Vater nur gibt! Weil wir seine Kinder sind. Das ist schon echt ein dickes Brett!

Und gerade dieser Name des Vaters soll „geheiligt“ werden. Er soll über allem stehen, er soll nicht missbraucht, sondern ehrenvoll behandelt werden. Es ist paradox: Wie oft bete ich „geheiligt werde Dein Name“ und denke darüber gar nicht nach – d. h. im selben Moment entheilige ich diesen Namen, weil ich geistig abwesend bin.

Genau deshalb starb Jesus für unsere Schuld. Weil er uns freimacht, können wir dem Papa mit dem „geheiligten Namen“ im Gebet begegnen. Der für den Menschen so unerreichbare Heilige wird ganz nah. Vater und Heiligsein – so ist Gott.

Beim „Servus“ werde ich auch weiterhin nur an eine Grußformel denken. Aber ich für mich habe entschieden, mich beim Vaterunser ganz bewusst jedes Mal neu in diese Begegnung zu stellen. Es soll kein Gebet mehr sein, dass es „noch kurz zum Mitnehmen“ und „schnell auf den Weg“ gibt – ich will es mir ganz bewusst mitnehmen! Die Worte sollen mich mit-hinein-nehmen in eine tiefe Anbetung. Gott erachtet uns für wert, seine Kinder zu sein – wieviel mehr ist er es dann wert, bewusst angesprochen und gelobt zu werden.

Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name!“.

  • Autor / Autorin: Philipp Kuttler
  • © Deutscher EC-Verband
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