Jungs und Mädels

Einheit | Hintergrund/ Grundsatz
Einheit | Hintergrund/ Grundsatz

Jungs und Mädels

Materialart: Hintergrund/ Grundsatz
Zielgruppen: Jugendliche, Junge Erwachsene, Mitarbeitende
Einsatzgebiete: Events + Projekte, Gruppenstunde, Schulung
Verband: CVJM Deutschland
Redaktion: CVJM Deutschland
Zeitbedarf: 10-15 Min. (Vorbereitung: 10-15 Min.)
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Argumente für den Glauben

Hallo, Tach und Gott zum Gruße zuvörderst, und – wie isses mitten in deinem Leben als „Fraumensch“ oder „Mannmensch“, wie man hier im Bergischen Land zu sagen pflegt? Alles entspannt? –  Gut, dann können wir ja durchstarten!

Gerade eben ist die Frauenquote in der Wirtschaft mal wieder diskutiert worden und die Trennlinie der Meinungen verlief quer zu allen politischen Lagern und weltanschaulichen Überzeugungen – was bleibt, ist die Aussicht, dass in ca. 5 Jahren das Ganze wieder mal als Thema etabliert wird.

Trotzdem: Das Thema „Junx und Mädis“ ist (und bleibt!) ja maximal gender-mainstreamig interessant und daher ist es auch uns in diesem erlauchten Kreise Anlass, zu erwägen, wie unterschiedlich Jungens und Mädels denn nun wirklich glauben – und dann auch leben. Schließlich hat das, was in der Frauenforschung entdeckt wird, stets weitere Rückwirkungen auf das Männer- und Familienbild, dassich in den vergangenen Zeiten gern daran ausgerichtet hat.

Unterschiede?

Die Entwicklungspsychologen ihrerseits berichten von Untersuchungen im Kindergartenalter, welch alarmierende Auswirkungen ein paar Abschnitte auf unseren Chromosomenpärchen haben mögen: Bei gleicher Anzahl und Form von Bauklötzen stellten Jungens (zumindest 2004 noch!) gar schreckliche und verstörende Bauwerke her, wie Kanonen, Gewehre und anderes Kriegszeug, während sich ihre weiblichen Geschlechtsgenossinnen fleißig im Bauen von Forts, Burgen und anderer schützender Gehege ergingen. Hat da noch jemand was gesagt zur These der „häuslichen Frau“ und ihrer Umtriebe im Garten und bei der Familienpflege – was auch immer im Einzelnen das beinhaltet?!

Für die Damen und Herren Forscherlein bleibt nun folglich nur noch zu klären, welche Konsequenzen das dingfest gemachte Verhalten für die Art des Glaubens bei Weibchen und Männlein hat. Spekulativ warfen wir unvorsichtigerweise in unserem männlich-weiblich mit Bedacht handverlesen paritätisch besetzten Hauskreis gegen 22.37h (ja, nach der Gebetsgemeinschaft, die wäre sonst vermutlich ausgefallen oder sehr lang ausgefallen …) die Frage in den Raum:

Glauben Frauen und Männer anders?

Denn dass es da Unterschiede gab in der Gewichtung mancher Vorkommnisse, war uns Jungakademikern selbstredend nicht entgangen. Uns schwante auch immerhin schon, dass es da verschiedene Zugänge und Vorstellungen von Gott und Jesus gibt, die jedenfalls auch (!) geschlechtsspezifisch motiviert sind. Anno 1997 in sommerlich-studentischer Runde fand also im Garten unseres Wohnheims (eher eine Residenz!) im westfälischen Münster nach dem Hauskreis und – Paulus übrigens sei Dank! – dieses gewichtige Problem bei der ein oder anderen Flasche Rotwein aus damaliger Sicht endgültig eine Lösung …

Dass es daneben sicher auch noch z.B. milieubezogene, bildungsspezifische oder altersgebundene Gründe für bestimmte Glaubenshaltungen gibt, war uns immerhin schemenhaft geläufig. Die Ergebnisse in gebotener Kürze über unsere tatsächlich geschlechtsübergreifend einmütig festgestellten Unterschiede:

Ergebnis- oder prozessorientiert?!

JA, Frauen glauben anders, weil schon Jesus als Mann für sie anders belegt ist. Frauen beschreiten gern neue und ungewöhnliche Wege des Glaubens. Sie sind auch für experimentelle Projekte ansprechbar und sehnen sich nach Austausch über Glaubenserfahrungen. Identifikation ist offenbar überhaupt ein Schlüsselwort im weiblichen Glaubensuniversum: Frau möchte dazugehören, Glauben gemeinschaftlich erleben und für Menschen und Institutionen konkret eintreten. Mann dagegen bleibt tendenziell eher auf Abstand und schaut aus der Ferne zu, was sich tut (Petrus-Syndrom), um sich dann u.U. auch einzubringen. Glauben in Gruppen zu (er)leben und zu entwickeln, ist ihnen oft näher als ihren männlichen Geschlechtsgenossen. Da sie (jaa, Binsenweisheiten …) weniger autoritäts-, dafür aber stärker beziehungsorientiert denken und kreative Ideen entwickeln, fällt es ihnen schlussendlich leichter, Glauben zu „spüren“ und zu erleben. „Sinnlich“ würde man das zusammenfassend nennen können – oder?!. (Ganz genau kann ich es nicht fassen, ich war bislang so selten Frau …).

Und wir Männers? Männern mag es mitunter ausreichen, vorrangig zu ‚denken’ (siehe Kirchengeschichte! – und das gibt uns zu denken…), sie lesen gern allein die Bibel und tendieren bei brennenden Themen eher zum Buch (heute: Internet), als zu Diskussionen (…). Außerhalb der Gruppierungen Gleichgesinnter führen sie durchschnittlich ein eher zweckmäßiges, weniger sinnliches Christenleben. Sonst noch?! – Doch! Männer sind stärker ergebnis- als prozessorientiert und mögen keine „Argumente“ nach dem Motto: „Kann so sein, aber auch ganz anders… “, sondern lieber klare Ansagen (auch) in Sachen Glauben. Zudem sind sie stärker am Ergebnis oder Effekt interessiert („Was bringt mir das?“) als an Zugehörigkeiten. Greifbare Ergebnisse sind da gefragt – was soll ich tun, was soll ich lassen? Ob ich’s dann auch entsprechend tue, steht auf einem anderen Blatt!

Nähe suchen oder philosophieren?!

Schlägt man die Bibel auf, entdeckt man ähnliche Züge: Frauen suchen eher von sich aus Berührungen Jesu, wie z.B. die Geschichte von der „blutflüssigen Frau“ (Lukas 8,40) oder der Salbung durch die Sünderin (Lukas 7,36ff) zeigen. Auch das bedürfnisorientiert-fürsorgliche Element mit starkem sozialethischen Impuls lässt sich beispielsweise bei Martha finden (Lukas 10, 38ff). Unterdessen ist es sonst vorrangig Jesus, der zu Heilungszwecken auch mit körperlichen Berührungen aktiv wird. Und während Jesus unverdrossen als Auferstandener die Nähe zu seinen Jüngern sucht, sind diese eher blutleer-abstrakt unterwegs und wollen wahlweise Fischen gehen (Johannes 21,1-14) oder philosophieren (Lukas 24, 36-43); Jesus muss Thomas beispielsweise extra auffordern, seinem geheimen Bedürfnis, seinen Finger in Jesu Seitenwunde zu legen, nachzukommen. Der Hauptmann von Kapernaum (ein Heide immerhin!) gibt sich unterdessen überzeugt, dass in Hierarchien Befehle auch gefälligst auszuführen sind (Lukas 7, 1-10; bes. V.8) und Jesu körperliche Präsenz nicht einmal nötig ist.

Doch alles schon bekannt und irgendwie ‚gemeinplatzig’?! Mag sein – und dennoch sollten wir in unseren Gemeinden, Vereinen und Kirchen darüber nachdenken, wer bei uns wie seinen oder ihren Glauben lebt – und dann erst überlegen, wer welche Menschen anspricht und ansprechen kann. Vielleicht kommt ihr ja zu völlig anderen Ansichten – es kann ja aufschlussreich sein, sich darüber mal mit dem Partner/in oder Freundin/Freund und sonstigen näheren Bekannten auszutauschen- und vielleicht noch einmal die persönliche Glaubensentwicklung zurückverfolgen. Gräben aufzureißen zwischen Männlein und Weiblein und zu vergleichen ist sicher das denkbar „Verkehrteste“ und auch Überflüssigste, was hier zu tun ist.

Tja, wozu man in gedanklicher Hinsicht auch nächtens zwischen (gefühlten) 22.40h und 3.34h noch fähig ist –  oder wie spät ist es bei Dir gerade?!! Fakt ist jedenfalls, dass uns dieser denkwürdige münsteranische Augustabend noch weitere Jahre und Monate Gesprächsthemen lieferte.

Mich freut jedenfalls aufrichtig, als Mann glauben zu können und immer neu zu dürfen. Viel Spaß beim Glauben, freudige Erkenntnisse und tiefgreifende Diskussionen wünscht Euch allen geschlechterübergreifend und mitunter auch versöhnend wie immer an dieser Stelle Albrecht.

  • Autor / Autorin: Albrecht Keller
  • © CVJM Deutschland
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