Kinder brauchen Glauben – Argumente für religiöse Inhalte in der Arbeit mit Kindern

Einheit | Hintergrund/ Grundsatz
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Kinder brauchen Glauben – Argumente für religiöse Inhalte in der Arbeit mit Kindern

Materialart: Hintergrund/ Grundsatz
Zielgruppe: Mitarbeitende
Einsatzgebiet: Schulung
Verband: EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
Redaktion: Jungscharleiter
Zeitbedarf: - Min.
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Brauchen Kinder Glauben?
Zugegeben, die Formulierung ist etwas merkwürdig. Ist Glaube ein Grundbedürfnis, das bei Kindern gestillt werden muss – so wie Essen und Trinken oder Freunde und Bildung?

Die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 spricht in § 27 Absatz 1 von einem Recht jeden Kindes auf „einen seiner körperlichen, geistigen, seelischen (englisch ,spiritual‘), sittlichen und sozialen Entwicklung angemessenen Lebensstandard“. Die Kinderrechte nehmen die spirituelle Entwicklung der Kinder in den Blick. Ihre Autoren nehmen ernst, dass auch die Seele der Kinder Nahrung braucht. Die Auseinandersetzung mit religiösen Inhalten, ja mit dem Glauben, kann solche Nahrung sein.
Weil dies immer seltener in der Familie geschieht, ist die Jungschar ein wichtiger Ort, wo die spirituelle Entwicklung der Kinder gefördert wird.

Die Fragen der Kinder
Sichtbar wird dieses Bedürfnis auch anhand von Fragen, die im Leben jedes Kindes aufbrechen. Es geht um Fragen, die nach einer potenziell religiösen Antwort verlangen. Manchmal weichen wir diesen Fragen aus – vordergründig, um die Kinder zu schützen. Oft ist die wahre Ursache aber, dass die Fragen uns selbst existenziell herausfordern und wir sie uns selbst stellen. Um welche Fragen geht es? Friedrich Schweitzer benennt im Buch „Das Recht des Kindes auf Religion“ (Gütersloh 2013, S. 57 ff.) fünf große Fragen:

1. Wer bin ich und wer darf ich sein?
(Die Frage nach mir selbst)
Der Glaube leistet einen Beitrag zur Selbstwerdung des Kindes. Denn im Glauben erfährt ein Kind, dass es nicht nur ein Produkt seiner Eltern und seiner Umwelt ist. Es lernt Gott als ein großes Gegenüber kennen, der es gewollt hat, annimmt und liebt. Das Ich des Kindes wird gestärkt. Es ist wissenschaftlich belegt, dass der Glaube ein hilfreicher Faktor ist, mit belastenden Lebenslagen und Situationen umzugehen (Stichwort „Resilienz“ = Fähigkeit, Krisen zu bewältigen).

2. Warum musst du sterben?
(Die Frage nach dem Sinn des Ganzen)
Natürlich kann diese Frage rein naturwissenschaftlich beantwortet werden. Aber sie ruft nach einem tieferen Sinn.
Was ist das Leben? Was gibt dem Leben Sinn? Was kommt danach? Kinder überlegen sich das und haben ein Bedürfnis, darüber zu sprechen.

3. Wo finde ich Schutz und Geborgenheit?
(Die Frage nach Gott)
Kleine Kinder reden nicht von alleine über Gott. Aber sie machen Erfahrungen von Zuwendung und Versorgung, Wärme, Schutz und Geborgenheit. Erfahrungen von Unbedingtheit, von einfach sein können, die über sich selbst hinausweisen. Biblische Geschichten knüpfen daran an. Sie bieten eine Sprache an, um über die Erfahrungen zu sprechen. Sie füttern ihre Fantasie und helfen ihnen die Welt zu deuten.

4. Warum soll ich andere gerecht behandeln?
(Die Frage nach dem Grund ethischen Handelns)
Die goldene Regel aus Matthäus 7,12* ist für viele Kinder selbstverständlich. Aber was ist, wenn sich nicht alle daran halten? Sie brauchen ein Gegenüber, mit dem sie sich über Fragen des gerechten Handelns auseinandersetzen können. Dieses können sie sowohl in biblischen Geschichten als auch in Mitarbeitenden der Jungschar finden.

*Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! (Matthäus 7,12)

5. Warum glauben manche Kinder an Allah?
(Die Frage nach der Religion der Anderen)
Diese Frage ist für Kinder eine natürliche Frage. Sie haben das Bedürfnis darüber zu reden und ihre Vorstellungen einzubringen. Im Gespräch können Vorurteile abgebaut werden. In der Jungschar werden Kinder mit ihren Fragen nicht alleine gelassen. Sie haben vertrauenswürdige Ansprechpartner und erfahren Begleitung.

Schränkt religiöse Erziehung die Kinder in ihrer Freiheit ein?
Leider hat es das lange gegeben (und gibt es mancherorts noch): Glaube wird mit Gesetzlichkeit verbunden und eine Erziehung zum Gehorsam religiös begründet („als Christ musst du …“) und Gott wurde zur Unterstützung herbeigezogen („Gott straft dich, wenn du …“). Dieser Missbrauch hat dazu geführt, dass es Vorbehalte gegenüber religiösen Inhalten gibt.
Dazu kommt der generelle Wandel in der Erziehung: weg von Befehl und Gehorchen hin zur Freiheit des Kindes.
Das ist grundsätzlich gut, denn Zwang in Glaubensfragen ist abzulehnen.
Kinder sollen sich in Glaubensfragen selbst entscheiden können. Aber dazu brauchen sie auch Wissen darüber. Es braucht Orte, wo Kinder etwas über den Glauben erfahren, darüber nachdenken und sich ein Urteil bilden können. Jungschar ist so ein Ort, an dem Kinder etwas über den christlichen Glauben erfahren und ihn „ausprobieren“ können.
Darüber hinaus ist auch die Auseinandersetzung mit anderen Religionen so wichtig, damit sie lernen, ihren (christlichen) Standpunkt einzuordnen.
In der Jungschar bekommen Kinder religiöse Orientierung in einer pluralen Gesellschaft.

Was bringt der Glaube eigentlich?
Unsere Gesellschaft ist sehr am Nutzen interessiert und so fragen Eltern ebenfalls: Was bringt die Jungschar meinem Kind?
Wer sich mit dem Glauben auseinandersetzt, stellt fest: der Glaube will nicht nur religiöse Fragen beantworten, sondern er nimmt „Fenster“ wahr, die aus der sichtbaren Welt hinausschauen. Kinder sehen diese Fenster oft noch sehr deutlich.
Doch die schulische Bildung ist sehr an Technik und Ökonomie orientiert. Wo wird die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt? Zielt das Leben nicht auf mehr als finanzielle Sorglosigkeit und Karriere? Die biblischen Geschichten setzen sich eben mit solchen Fragen auseinander. Kinder erfahren, dass es im Leben um mehr geht, als um Geld und Erfolg.

Eltern wollen ebenfalls, dass sich ihre Kinder gewisse Werte aneignen können. Auch wenn der Glaube mehr ist als ein Wertelieferant, hat er selbstverständlich Auswirkung auf die Orientierung. Anhand von biblischen Geschichten wird in der Jungschar gefragt, wie gemeinsames Leben gelingt oder misslingt.

Kinder lernen Werte und die Auswirkungen des christlichen Glaubens auf ihr Leben kennen. Die großen Probleme und Herausforderungen unserer Zeit sind Kindern oft schon bewusst (Armut, Kriege, Umweltzerstörung). Kinder sehnen sich nach Hoffnung, die mehr als nur über die Probleme hinwegtröstet („es wird schon alles gut“). Wo erfahren Kinder begründete Hoffnung?

Friedrich Schweitzer hält solche Hoffnung für unersetzlich in der Arbeit mit Kindern: „Wer keine Hoffnung für Zukunft besitzt, kann Kinder nicht erziehen, sondern nur betreuen.“
Wenn Hoffnung nicht oberflächlich bleiben soll, braucht sie eine Quelle, aus der sie sich speist. Der Glaube kann so eine Quelle sein. Als Christen glauben wir an einen Gott, der sich in Treue den Menschen zuwendet, gerade in ausweglosen Situationen und tiefen Krisen. Als Christen haben wir eine Hoffnung, die über das jetzige Leben hinausreicht. Diese begründete Hoffnung erschließt Kindern eine Zukunft, für die es sich zu leben lohnt.

Brauchen Kinder Glauben? Ja und dafür gibt es gute Gründe! Nicht zuletzt, weil Jesus die Kinder besonders wichtig sind: „Jesus nahm die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.“ (Mk 10,16). Deshalb sollen gerade sie die frohe Botschaft von Gottes Liebe hören.

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