Krippenspiel: Auf der Suche nach dem Friedenskönig

Einheit | Theater/ Anspiel
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Krippenspiel: Auf der Suche nach dem Friedenskönig

Materialart: Theater/ Anspiel
Zielgruppen: Teens (12-16 Jahre), Kinder
Einsatzgebiete: Events + Projekte, Gottesdienst
Verband: EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
Redaktion: Freie Autoren
Zeitbedarf: 45-60 Min. (Vorbereitung: 240 Min.)
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Personengruppen:

8 babylonische Kinder (Alexander, Kami, Mariam, Kevan, Esther, Kurosh, Tallah und Asad)
4 Soldatenkinder (Simon, Josia, Rechab und Naftali)
3 Jerusalemer Kinder (Rahel, Hanna und Daniel)
1 Kind aus Bethlehem (Debora)
1 Hirtenkind aus Bethlehem (Joël)

Kostüme: Nicht die einzelnen Kinder, sondern die Kindergruppen sollte sich in den Kostümen voneinander deutlich unterscheiden. Das Kind aus Bethlehem (Debora) und die drei Jerusalemer Kinder gehören aber zur gleichen gesellschaftlichen Schicht und können etwa gleich gekleidet werden.


Rollenbesetzung: Männliche und weibliche Rollen sind beliebig austauschbar, die Personennamen dienen nur zur Unterscheidung. Kevan und Esther sollten allerdings sichtbar älter und größer sein als die anderen babylonischen Kinder. Daniel ist ebenfalls etwas älter. Die Soldatenkinder sollten recht jung sein und ziemlich frech gespielt werden.

1. Szene

Personen: Alexander, Kami, Mariam, Kevan und Esther auf dem Heimweg von der Schule; Kami und Kevan haben eine Schriftrolle unter dem Arm

Alexander: Oh Mann, ich hasse Mathe!
Kami: Ich auch.
Mariam: Was ist denn los?
Alexander: Ich kapier Mathe einfach nicht, und es ist so stinklangweilig! Heute wär ich echt fast eingeschlafen.
Kevan: Wartet mal ab, bis ihr Latein kriegt. Das ist viel schlimmer. Mathe ist wenigstens noch logisch, aber diese blöden Vokabeln!
Kami: Mathe ist gar nicht logisch, das ist nur langweilig. Guck mal (entrollt eine Schriftrolle), diese ganzen Aufgaben sollen wir bis morgen machen, das schaff ich doch nie! Und ich wollte heute Nachmittag mit Darius schwimmen gehen.
Alexander: Und ich, ich soll alle noch mal machen, die ich gestern falsch hatte. Da sitz ich doch Stunden, und dann ist wieder alles falsch.
Esther: Quatsch, du musst halt nachdenken und nicht einfach irgendwas hinschreiben.
Mariam: Du bist ja mal wieder superschlau! Wie immer!
Esther: Ich bin nicht superschlau, aber Mathe macht Spaß!
Kevan: Macht dir Latein vielleicht auch Spaß? (entrollt eine Schriftrolle) Hier, du kannst gerne die ganzen Übungen für mich machen, wenn du das so toll findest!
Esther: Mensch, mit Latein kann man doch wenigstens etwas anfangen! Ich will doch nicht mein ganzes Leben lang hier in Babylon hocken, hier ist doch nichts los. Latein, das spricht man im ganzen Römischen Reich, damit kann man reisen und was sehen von der Welt! Das ist mir die Paukerei doch wert.
Kevan: Ich pauk doch nicht wie verrückt Vokabeln, damit ich irgendwann in zwanzig Jahren vielleicht mal eine Reise machen kann!
Mariam: Genau! Warum müssen wir überhaupt in die Schule gehen?
Kami: Mein Freund Darius hat es viel besser, der kann den ganzen Tag draußen sein.
Esther: Dein Freund Darius hat einen Vater, der viel zu arm ist, um Schulgeld zu bezahlen, und er muss ihm bei der Arbeit helfen. Sei bloß froh, dass unsere Väter Gelehrte sind.
Kevan: Du redest genau wie meine Oma: „Sei schön fleißig in der Schule, dann bekommst du später eine gute Stelle am Königshof wie dein Papa.“
Alexander: Aber was soll ich mit Mathe am Königshof? Das brauch ich doch nie wieder!
Mariam: Doch, wenn du Baumeister wirst wie mein Papa.
Kevan: Mein Vater ist Astronom, der rechnet auch dauernd.
Kami: Was ist denn ein Astronom?
Kevan: Du weißt aber auch gar nichts. Ein Astronom ist jemand, der den Weg der Sterne ausrechnet. Er kann vorhersagen, wo die Sterne in einem Monat oder in einem Jahr sein werden.
Alexander: Und wozu braucht man das?
Esther: Die Götter zeigen uns durch die Sterne, was auf der Erde passieren wird. Und wer sich mit den Sternen auskennt, erfährt den Willen der Götter! Deshalb braucht der König immer Gelehrte wie meinen Vater, die ihn beraten.
Kami: Hat dein Vater dem König denn schon einmal den Willen der Götter gesagt?
Kevan: Ich weiß nicht genau, ich glaube, das ist ziemlich schwierig. Manchmal hat er daheim erzählt, dass ein Krieg in den Sternen steht. Und dann sind die Generäle zum König gekommen und haben ihn beraten.
Alexander: General will ich nicht werden. Ich mag keinen Krieg.
Mariam: Ich auch nicht, aber Könige führen immer Krieg, glaube ich.
Kami: Meine Mama sagt, irgendwann kommt ein König, der bringt allen Menschen Frieden, dann gibt es keinen Krieg mehr.
Esther: Ach, ich weiß nicht. Jeder König denkt, er kann immer noch mächtiger und noch reicher werden, und dann führt er eben Krieg.
Mariam: Also, wenn ich königliche/r Berater/in bin, dann sage ich dem König: Krieg macht die Menschen arm, und Frieden macht sie reich. Das weiß doch jeder! Um sich das auszurechnen, braucht man noch nicht mal Mathe zu können.
Alexander: Sag ich doch! Mathe ist total überflüssig!
Kami: Genau!

2. Szene

Personen: Kevan und Esther, auf dem Heimweg ins Gespräch vertieft, später kommen Kurosh, Tallah und Asad dazu.

Kevan: Mensch, dass die uns mitnehmen! Ich glaub’s noch gar nicht!
Esther: Ja, das ist echt Wahnsinn. Was meinst du, wie lange wir unterwegs sind?
Kevan: Ich hab keine Ahnung. Monate, vielleicht mehr als ein Jahr.
Esther: Mir ist schon ein bisschen mulmig. Das ist ein richtiges Abenteuer.
Kevan: Und wenn das stimmt, was mein Vater sagt, dann stehen wir am Ende dem größten König der Welt gegenüber.
Esther: Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Du vielleicht?

Kurosh, Tallah und Asad kommen hinter ihnen hergerannt.

Kurosh: He, wartet! Wartet doch mal!
Asad: Bleibt doch mal stehen! Wir wollen euch was fragen!
Kevan: Was ist denn?
Tallah: Stimmt das? Stimmt das echt, was unser Lehrer uns erzählt hat?
Esther: Was hat er euch denn erzählt?
Kurosh: Er hat von einem neuen Stern geredet – das war die einzige interessante Mathestunde in meinem ganzen Leben.
Asad: Ja genau, ein neuer Stern, der den großen Friedenkönig ankündigt. Die Gelehrten haben es ausgerechnet, er hat uns auch erklärt, wie das ging, aber ich hab’s vergessen.
Tallah: Ein König soll geboren werden, und es soll der größte König überhaupt sein, und er bringt allen Menschen Frieden.
Kurosh: Und dann hat unser Lehrer gesagt, eine Gruppe von Gelehrten macht sich auf den Weg, um den Friedenskönig zu begrüßen und ihm Geschenke zu bringen, und ihr, ihr beide, ihr sollt mit dabei sein. Stimmt das echt?
Esther: Ja, das stimmt. Wir dürfen mit. Und Kami übrigens auch.
Asad: Cool! Ihr habt’s gut!
Tallah: Woher wisst Ihr denn überhaupt den Weg?
Kevan: Mein Vater hat gesagt, man kann am Himmel lesen, dass der Friedenskönig wahrscheinlich in Israel geboren wird. Aber ganz sicher ist er nicht, deshalb müssen wir unterwegs dem Stern folgen.
Kurosh: Israel – wo ist denn das? Davon hab ich noch nie gehört.
Esther: Das ist ein kleines Land im Westen, am Mittelmeer. Es gehört zum Römischen Reich. Wir müssen am Fluss Euphrat entlang durch Mesopotamien reisen und dann durch Syrien, bis wir nach Israel kommen. Der Stern wird uns führen.
Asad: Durch Mesopotamien und durch Syrien? Das ist ja total weit!
Esther: Ungefähr 2000 Kilometer, glaube ich. Durch die arabische Wüste wäre es kürzer, aber das ist zu gefährlich.
Kurosh: Ihr habt echt ein Glück! So lange keine Schule!
Kevan: Meine Eltern haben gesagt, unterwegs lerne ich mehr Latein als in der Schule. Hoffentlich krieg ich überhaupt ein Wort raus auf Latein.
Esther: Und mein Vater hat gesagt, bei einfachen Berechnungen können Kami und ich ihm unterwegs schon helfen. Ich glaube, das wird ganz schön viel Arbeit.
Tallah: Trotzdem, mit euch würde ich gerne tauschen. Meint ihr wirklich, ihr findet den Friedenskönig? Vielleicht haben sich die Gelehrten ja geirrt.
Kevan: Ich glaube, sie sind sich ziemlich sicher, sonst würde sich die Karawane nicht auf den Weg machen. Ich weiß nicht, ob wir den Friedenskönig wirklich finden, aber den Versuch ist es doch wert, oder?

3. Szene

Personen: Simon, Josia, Rechab und Naftali (eventuell mit Holzschwertern o. ä. bewaffnet), Kevan, Kami und Esther

Simon: Halt, wer ist da?
Josia: Stehenbleiben, ihr Eindringlinge! Keinen Schritt weiter!
Kevan: He, was soll das denn? Ihr habt mich ganz schön erschreckt.
Rechab: Meint ihr vielleicht, jeder darf einfach so in den Palast? Von wegen! Wir passen auf!
Kami: Ihr? Ihr seid doch selber noch Kinder!
Naftali: Na und? Wir brauchen nur Alarm zu geben, dann kommen die Soldaten des Königs.
Kevan: Und wenn die jemanden rausschmeißen, dann euch genauso wie uns.
Josia: Das denkst du! Da sind doch unsere Väter dabei, die arbeiten bei der Palastwache. Wir dürfen hier im Palast sein, ihr aber nicht. Außerdem seid ihr nicht nur Eindringlinge, ihr seht auch noch aus wie Landstreicher.
Rechab: Genau, total staubig und dreckig!
Esther: Wenn ihr so lange unterwegs wärt wie wir, würdet ihr auch so aussehen!
Simon: Wo kommt ihr denn her? Aus Syrien vielleicht? Ihr habt so einen komischen Akzent!
Kami: In Syrien waren wir auch, aber wir kommen aus Babylon.
Naftali: Du spinnst wohl! Ich lass mir doch keine Märchen erzählen. Das ist doch viel zu weit. Sag mir die Wahrheit, oder ich hole meinen Vater.
Kevan: Das ist die Wahrheit, wir kommen wirklich aus Babylon, und wir waren acht Monate unterwegs bis hierher. Mensch, ich würde so gerne mal wieder in einem richtigen Bett schlafen statt immer nur im Zelt!
Rechab: Und was wollt ihr hier in Jerusalem? Und dann auch noch im Palast?
Kevan: Wir gehören zu einer Gesandtschaft vom babylonischen Königshof.
Esther: Wir sind gekommen, um den Friedenskönig zu verehren!
Simon: Den Friedenskönig? Meinst du vielleicht König Herodes? Die spinnen, die Babylonier!
Josia: Friedenskönig, dass ich nicht lache! Ihr habt ja keine Ahnung! Der hat – kommt mal ein bisschen näher, damit ich nicht so laut reden muss – der hat sogar seine eigene Frau umgebracht!
Naftali: Und dieses Jahr hat er Alexandros und Aristobulos auch hinrichten lassen, seine eigenen Söhne! Von wegen Friedenskönig!
Kami: Nein, wir meinen ja gar nicht Herodes. Der Friedenskönig muss gerade erst geboren sein, wir haben nämlich seinen Stern gesehen. Er ist ein kleiner Prinz, der einmal ein großer Herrscher wird und allen Menschen Frieden bringt. Deswegen sind wir zum Palast gekommen. Wir suchen den neugeborenen Prinzen.
Simon: So ein Quatsch. Hier ist überhaupt keiner geboren worden, und schon gar kein Prinz. Ist auch besser so, Herodes wäre bestimmt nicht begeistert über einen Rivalen, auch wenn er nur ein Baby ist. Den würde er wahrscheinlich sofort umbringen lassen!
Josia: Ich glaube, ihr lügt einfach. Ihr kommt gar nicht aus Babylon, ihr habt das alles erfunden. Ihr seid syrische Spione, das hab ich von Anfang an gewusst.
Rechab: Genau! Und jetzt macht, dass ihr hier rauskommt!
Esther: Nein, wir haben euch doch gesagt, wir sind dem Stern gefolgt!
Naftali: Blödsinn! Was hat ein König mit einem Stern zu tun? Verschwindet, sonst zeigen wir’s euch!
Simon: Ja, sonst holen wir die Palastwache!
Kevan: Los, hauen wir lieber ab, die glauben uns einfach nicht.
Kami: Also gut! Mann, die sind vielleicht blöd! Mindestens so blöd wie Herodes!

4. Szene

Personen: Kevan, Kami und Esther, später kommen Rahel und Hanna dazu, zuletzt Daniel (mit Schriftrolle)

Kami: Ich versteh das nicht. Wenn der neugeborene Friedenskönig nicht im Palast ist, wo soll er denn sonst sein?
Esther: Keine Ahnung. Irgendetwas stimmt nicht, und der Stern ist auch verschwunden.
Kevan: Wisst ihr was? Wahrscheinlich gibt es überhaupt keinen Friedenskönig.
Kami: Aber der Stern war doch da!
Kevan: Ach, der Stern, der Stern – woher wissen wir überhaupt, dass der Wille der Götter am Himmel zu lesen ist? Vielleicht stimmt das ja gar nicht. Ich hab jedenfalls keine Lust mehr. Ich will nach Hause.
Esther: Ich will auch nach Hause, aber es kann doch sein, dass wir den Friedenskönig ganz woanders finden. Im Palast ist er nicht, aber irgendwo in Israel muss er jedenfalls sein!
Kevan: Ich glaub einfach nicht mehr dran, und ich will heim!
Rahel: Was ist denn mit euch los? Ihr seht ja aus wie drei Tage Regenwetter!
Hanna: Drei Tage Regenwetter könnten die gut gebrauchen, so dreckig, wie die sind!
Rahel: Ihr seid wohl nicht aus Jerusalem, was?
Kami: Nein, wir sind aus Babylon!
Hanna: Echt? Cool. Und was macht ihr hier?
Esther: Wir sind mit einer Gesandtschaft gekommen, weil am Himmel ein besonderer Stern erschienen ist. Dadurch haben die Götter verkündet, dass der Friedenskönig geboren wurde, und zwar hier in Israel. Wir wollen ihn begrüßen und ihm Geschenke bringen.
Rahel: Der Friedenskönig? Du meinst, der Messias ist geboren?
Kami: Messias? Das Wort hab ich noch nie gehört.
Hanna: Na, der Messias, den Gott schickt. Wenn er regiert, wird alles gut, dann haben alle Menschen Frieden.
Esther: Ja, genau, das ist der Friedenskönig, den die Götter durch die Sterne angekündigt haben.
Rahel: Durch die Sterne? Aber die Sterne sind doch einfach nur Lichter. Und Götter gibt es auch nicht, es gibt nur einen Gott und sonst keinen, und der hat uns die heiligen Bücher gegeben.
Hanna: Was wir über Gott und über den Messias wissen, steht in den heiligen Büchern, da kann man alles nachlesen!
Kami: Mensch, das ist ja ungerecht! Wir müssen komplizierte Matheaufgaben lösen und den Weg der Sterne ausrechnen, wenn wir etwas über die Götter wissen wollen. Und ihr lest einfach alles in euren heiligen Büchern nach!
Hanna: Ja logisch, wer lesen kann, der weiß auch alles über Gott! Das lernt man doch in der Schule.
Kevan: Bei euch vielleicht! Steht denn in euren heiligen Büchern auch, wo genau der Friedenskönig geboren wird?
Rahel: Ich weiß nicht, das haben wir noch nicht gehabt. Aber da ist mein Bruder, der weiß das bestimmt. Daniel!
Daniel: Ja, was ist?
Hanna: Du weißt doch immer alles. Wo soll der Messias geboren werden?
Daniel: Das ist doch leicht. In Bethlehem natürlich. Hier steht’s (entrollt Schriftrolle): „Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei.“ Wer will denn das wissen?
Rahel: Die drei hier behaupten, sie kommen aus Babylon und suchen den Messias.
Esther: Wir sind einem Stern gefolgt, der die Geburt des Friedenskönigs ankündigt. Aber jetzt wissen wir nicht mehr weiter.
Daniel: Also, das mit dem Stern finde ich ja ein bisschen komisch. Gott redet durch die heiligen Schriften und nicht durch die Sterne. Aber wenn der Messias geboren ist, dann auf jeden Fall in Bethlehem.
Kevan: Dann müssen wir jetzt nach Bethlehem. Ich hab bald echt keine Lust mehr.
Hanna: Wisst ihr was? Wir fragen zu Hause, ob wir auch nach Bethlehem dürfen. Den Messias will ich nicht verpassen.
Rahel: Genau, wir fragen, ob wir unsere Kusine Debora in Bethlehem besuchen können, und dann helfen wir euch den Messias suchen!
Daniel: Gute Idee!

5. Szene

Personen: Debora, Rahel, Hanna, Daniel, Kevan, Kami und Esther, später kommt Joël dazu

Debora: Jetzt weiß ich wirklich nicht mehr, wo wir noch suchen können. Wir waren überall! Seid ihr ganz sicher, dass der Messias bei uns in Bethlehem geboren wird?
Daniel: Ja, natürlich, das steht doch im Buch des Propheten Micha. Das weißt du doch.
Esther: Und der Stern ist auch wieder da, direkt über der Stadt. Der Friedenskönig muss hier irgendwo sein. Aber wo?
Hanna: Überleg doch mal, Debora, wen könnten wir denn noch fragen?
Debora: Wir haben alle Leute gefragt, die ich kenne. Und die ganzen Fremden brauchen wir nicht zu fragen, die wissen hier sowieso nicht Bescheid. Die sind nur wegen der Volkszählung da, und hoffentlich sind sie bald wieder weg, dann ist es hier nicht mehr so voll.

Joël läuft in einigem Abstand vorbei.

Rahel: Da vorne ist ein Junge, frag doch mal den.
Debora: Ach, das ist nur Joël, den brauchen wir gar nicht erst zu fragen.
Kami: Wieso nicht?
Debora: Der weiß nie irgendwas. Sein Vater ist Hirte, und Joël hilft ihm immer bei der Arbeit mit den Schafen. Er kann noch nicht mal richtig lesen und schreiben. Weil er nachts auf die Schafe aufpassen muss, muss er tagsüber schlafen und kann nicht in die Schule gehen. Wahrscheinlich weiß er gar nicht, wer der Messias überhaupt ist.
Kami: Ach, schade.
Kevan: Ich sag doch, es hat einfach keinen Zweck. Wir finden den Friedenskönig nicht. Wahrscheinlich gibt es ihn noch nicht mal.
Hanna: Doch, natürlich gibt es den Messias. Euer Stern sagt es, und unsere heiligen Bücher sagen es auch. Wir dürfen jetzt einfach nicht aufgeben. Ich frage jetzt trotzdem den Jungen da. Kommt jemand mit?
Esther: Ich komme mit.
Kami: Ich auch.

Hanna, Esther und Kami gehen auf Joël zu. Debora, Daniel, Rahel und Kevan setzen sich.

Hanna: He du – wart mal!
Joël: (dreht sich zu ihnen um) Ja, was ist denn?
Hanna: Sag mal, wir suchen einen kleinen Jungen, der soll der Messias sein, und angeblich ist er hier in Bethlehem. Weißt du irgendwas darüber?
Joël: Ja klar! Er ist in einem Stall geboren, gar nicht weit von hier. Ich war schon dort und hab ihn gesehen.
Kami: Echt? Du hast ihn selber gesehen?
Joël: Ja, er ist ganz klein, so klein wie meine Schwester war, als sie geboren wurde. Aber er ist wirklich der Retter der Welt, das weiß ich. Er bringt den Menschen Frieden. Das haben die Engel gesagt.
Esther: Was denn für Engel?
Joël: Also, das war so: Wir haben auf die Schafe aufgepasst nachts, und es war dunkel und ganz kalt. Da haben wir plötzlich ganz, ganz tolle Musik gehört, zehntausend Engel, die gesungen haben, der ganze Himmel war voll mit Engeln, und es war ganz hell. Die Musik war so schön und das Licht war so hell, dass wir richtig Angst gekriegt haben. Könnt ihr euch vorstellen, dass etwas so wunderschön ist, dass man Angst kriegt?
Hanna: Nein – aber egal. Erzähl weiter.
Joël: Dann hat uns ein Engel gesagt, dass der Retter der Welt geboren ist, dass er den Menschen Frieden bringt, dass wir ihn in einem Stall finden und dass er Windeln anhat. Und wir sind zum Stall gegangen und haben ihn gefunden. Soll ich euch zeigen, wo?
Kami: Ja, klar! (ruft die anderen) He, kommt schnell! Der Junge weiß den Weg zum Friedenskönig!

6. Szene

Personen: Esther, Kevan und Kami (unterwegs)

Esther: Jetzt haben wir den Friedenskönig wirklich gefunden.
Kevan: Ich hab schon nicht mehr dran geglaubt.
Kami: Ich schon, aber ich hab ihn mir ganz anders vorgestellt, nicht so – nicht so normal. Er sah einfach aus wie ein Baby.
Esther: Und trotzdem ist er der Friedenskönig. Der Stern hat es uns gesagt, und die heiligen Bücher haben es den anderen Kindern gesagt, und der Engel hat es Joël und den Hirten gesagt.
Kevan: Ich glaube, Gott will unbedingt, dass alle Menschen davon hören sollen. Überlegt mal: Wir haben keine heiligen Bücher, in denen etwas über den Messias steht. Deswegen hat Gott uns extra einen Stern geschickt.
Kami: Und Joël kann nicht lesen, und über Sterne weiß er auch nichts. Deswegen hat Gott extra die Engel geschickt.
Esther: Stimmt. Alle Menschen sollen wissen, dass der Friedenskönig geboren ist! Das ist für Gott ganz wichtig.
Kevan: Deshalb gibt sich Gott solche Mühe und erklärt es jedem einzelnen so, dass er es auch wirklich verstehen kann.
Kami: Wisst ihr was?
Kevan: Was denn?
Kami: Da sollte sich mein Mathelehrer mal ein Beispiel nehmen!

  • Autor / Autorin: Anne Schumann
  • © EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
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