Loben zieht nach oben

Einheit | Erlebnispädagogische Aktivität
Einheit | Erlebnispädagogische Aktivität

Loben zieht nach oben

Enthalten in:
Materialart: Erlebnispädagogische Aktivität
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Konfis, Teens (12-16 Jahre)
Einsatzgebiete: Freizeiten, Gruppenstunde, Offenes Angebot
Verband: CVJM Westbund
Redaktion: KON
Zeitbedarf: 70-120 Min. (Vorbereitung: 20-45 Min.)
Benötigte Materialien: Teppichfliese (in Anzahl der Teilnehmerinnen), große Decke, Besenstiel (Alternativ: Hockeyschläger o.Ä.), Springseil(e), Kegel (oder Pylone), 3 Seil(e), 3 Tennisbälle, 1 Murmeln (1 pro Teilnehmerin), Papprolle (Klopapier, Küchenrolle, eine pro Teilnehmerin), Papier/Zettel, Stift(e)
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Stundenentwurf

Was negative Kritik mit uns macht

In der Schule werden Noten vergeben. Über gute freut man sich und ist stolz auf die erbrachte Leistung. Und die schlechten Noten? Sie sollten uns zeigen, dass wir in einem Fach noch nicht so viel wissen und gezeigt haben. Sie sollten uns motivieren, uns zu verbessern. Manchmal tun sie das auch sicher, aber ich glaube, dass schlechte Noten uns zuerst einmal vor allem Angst machen. Angst, zu Hause Ärger von unseren Eltern zu bekommen. Angst, weniger Zeit für unsere Freundinnen zu haben, weil wir nun zur Nachhilfe müssen. Angst, die Klasse nicht zu schaffen und wiederholen zu müssen. Angst, nicht den Abschluss zu bekommen, den wir für unseren Traumberuf brauchen.
Ich glaube, dass schlechte Noten uns meistens erst einmal runterziehen. Wie negative Kritik, die wir gesagt bekommen, auch. Wenn mir jemand sagt: »Almut, du bist nicht besonders gut im Singen«, dann motiviert mich das nicht in erster Linie dazu, zu üben, um mich zu verbessern, und spornt mich nicht an, meine Kritiker eines Besseren zu belehren. Zuerst einmal zieht es mich runter und verunsichert mich. Es deprimiert mich und schüchtert mich ein. Es setzt zahlreiche Gedanken in meinem Kopf frei: Stimmt das? Denken so auch viele andere Menschen? Warum hat mir das sonst noch niemand gesagt? Machen sich die anderen vielleicht über mich lustig hinter meinem Rücken? Ich halte es trotzdem für wichtig, auch negative Kritik zu äußern, aber immer bedacht, begründet und in Maßen.

Die Macht der guten Worte

Für noch viel bedeutender halte ich das Loben. Denn »Loben zieht nach oben«. Loben baut Menschen auf, spricht ihnen Mut und Selbstvertrauen zu. Loben nimmt Angst und Verunsicherung. Meine Erfahrung ist, dass z.B. Kinder, die öfter gelobt werden, sich selbst mehr zutrauen und letztendlich auch besser mit Misserfolgen umgehen können. Sie haben Selbstbewusstsein aufbauen können und die Stärke entwickelt, um auch mit Rückschlägen gut umzugehen – im Gegensatz zu Kindern, die meistens nur getadelt werden. Und ich bin sicher, dass sich diese Beobachtungen nicht nur auf Kinder, sondern auch auf Jugendliche und Erwachsene ausweiten lassen. Ich wünsche mir für die Gruppenstunde zu diesem Thema, dass die Mädchen sich anschließend ein wenig bewusster sind, was negative Kritik auslösen kann und wie schön und wichtig es ist, gelobt zu werden. Die Freude und das positive Gefühl der Anerkennung durch ein Lob sollen sie mit nach Hause und in ihren Alltag nehmen.

Einstieg

Beginnt den Abend mit einer Gesprächsrunde mit den Mädchen. Fragt sie, wie es z. B. bei ihnen in der Schule oder der Ausbildung gerade läuft. Was machen sie zur Zeit für Erfahrungen? Werden sie oft gelobt? Haben sie gute Noten oder fällt ihnen die Schule gerade schwer? Macht ein Fach ihnen Probleme? Haben sie die letzte Klassenarbeit verhauen? Wie geht es ihnen damit? Wie gehen sie damit um? Unterhaltet euch über eure Erfolge und Misserfolge (es muss dabei nicht nur um die Schule gehen). Toll wäre es für die Mädchen sicher auch, wenn ihr Mitarbeiterinnen auch aus eurem Leben erzählt. Ihr habt da sicher etwas zu berichten. Gestaltet zu eurem Gespräch gemeinsam zwei MindMaps – eins zum Thema »Loben« und eins zum Thema »Tadel/negative Kritik«. Auf den MindMaps könnt ihr eintragen, was Lob in euch und den Mädchen auslöst, was Tadel bewirkt, wie es euch geht, wenn ihr gelobt oder getadelt werdet. Dabei wird sicher viel des eben bereits Gesagten deutlich. Gelobt zu werden tut uns gut, viel besser, als negativ kritisiert zu werden. Aber Loben fällt uns auch oft schwer. Ihr könnt das testen, jede an sich selbst. Macht eine Runde, in der jede ihre drei größten Schwächen aufzählt/aufschreibt und anschließend eine zweite Runde, in der jede ihre drei größten Stärken nennt/schreibt. Was fällt den Mädchen und euch selbst leichter? Ist es unangenehmer, seine Stärken zu präsentieren oder seine Schwächen anzusprechen? Ich habe, nicht zuletzt an mir selbst, oft gesehen, dass es schwerer fällt, zu loben und negative Kritik leichter und schneller kommt.

Kooperationsspiele

Kooperationsspiele, bei denen die Mädchen gut zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen müssen, um die Aufgaben zu schaffen, bergen auch Konfliktpotential. Sie können nämlich schnell dazu verleiten, andere Menschen zu kritisieren und ihnen zu sagen, was sie gerade falsch gemacht haben und was dazu geführt hat, dass die Aufgabe nicht erfüllt werden konnte. Je nachdem, wie man als Team zusammenarbeitet und je nachdem, wie die einzelnen Teilnehmerinnen auch mit Misserfolgen umgehen können. Ihr könnt diese Spiele/Übungen nutzen, um Loben zu üben. Es gibt verschiedene Aufgaben, die ihr den Mädchen stellen könnt. Bei den meisten könnt ihr auch selbst als Teil des Teams dabei sein.

Flussüberquerung

> Jedes Mädchen bekommt eine Teppichfliese oder ein A4-Papier.
> Auf den Teppichfliesen sollen die Mädchen nun einen Fluss (eine vorher festgelegte Strecke, ca. 10–15m) überqueren.
> Dabei dürfen die Mädchen aber nie den Boden berühren, sondern nur auf den Teppichfliesen stehen.
> Die Teppichfliesen müssen immer mit irgendeinem Körperteil berührt werden.
> Wird eine Teppichfliese länger als zwei Sekunden nicht von einem Mädchen berührt, verliert die Gruppe diese Fliese.

Decke wenden

  • Die Gruppe muss sich auf eine Decke stellen und dann versuchen die Decke einmal umzudrehen.
  • Dabei darf aber kein Mädchen von der Decke runtergehen oder -fallen und den Boden berühren.
  • Es ist erlaubt, sich gegenseitig festzuhalten oder auch auf den Arm zu nehmen (wenn möglich), hochzuspringen …

Der Stab

  • Die Mädchen stellen sich in zwei Reihen einander gegenüber auf.
  • Jedes Mädchen streckt seine Zeigefinger nach vorne.
  • Auf alle Finger wird ein Besen/Hockeyschläger gelegt.
  • Aufgabe ist es, dass immer alle Mädchen ihre beiden Zeigefinger am Besen/Schläger haben, die Finger müssen den Besen/Schläger immer von unten berühren. > So sollen die Mädchen den Besen/Schläger auf den Boden legen.

Quadrat

  • Die Mädchen bekommen ihre Augen verbunden und werden anschließend an einem Seil im Kreis aufgestellt.
  • Jedes Mädchen hat das Seil in der Hand.
  • Nun soll die Gruppe das Seil zu einem Quadrat (oder zumindest Viereck) legen. Dabei darf gesprochen werden.

Zählen

  • Die Gruppe muss gemeinsam bis 15 zählen. Dabei gelten folgende Regeln:
  • Jede Zahl muss von einem Mädchen laut gesagt werden.
  • Eine Zahl darf nie von zwei oder mehr Spielerinnen gleichzeitig gesagt werden.
  • Jedes Mädchen muss mindestens einmal eine Zahl gesagt haben.
  • Kein Mädchen darf zweimal direkt hintereinander eine Zahl nennen.
  • Die Mädchen dürfen sich vorher nicht absprechen und sich auch während des Zählens keine Zeichen geben, in welcher Reihenfolge sie reden wollen.
  • Wenn zwei oder mehr Mädchen gleichzeitig sprechen, muss die Gruppe von vorne beginnen.
  • Die Gruppe muss auch von vorne beginnen, wenn die Zahlen durcheinander geraten oder wenn ein Mädchen zweimal hintereinander eine Zahl nennt.
  • Es kann hilfreich sein, wenn die Mädchen für dieses Spiel ihre Augen schließen müssen.

Der Säure-See

  • In einem vorher gekennzeichneten Bereich, der nicht von den Mädchen betreten werden darf, steht ein Hütchen/Kegel
  • Dieser Gegenstand muss aus dem gekennzeichneten Bereich heraus befördert werden.
  • Dazu bekommt die Gruppe 3 Seile, 3 Tennisbälle und 1 Fußball.
  • Mit den Gegenständen können sie versuchen, das Hütchen/den Kegel aus dem Bereich zu befördern.
  • Bleibt allerdings z. B. ein Ball, der geworfen wird, im Bereich liegen, so hat die Gruppe ihn verloren, denn den Bereich darf kein Mädchen betreten – auch nicht, um Hilfsmittel zurückzuholen.

Eng verbunden

  • Die Gruppe stellt sich eng zusammen, dann wird um sie ein Seil gebunden.
  • Nun muss die Gruppe verbunden einen Parcours mit ein paar Hindernissen ablaufen.
  • Das Seil muss dabei eng um die Gruppe gebunden bleiben.
  • Hindernisse dürfen natürlich nicht umfallen oder ähnliches.

Murmeltransport

  • Jedes Mädchen bekommt eine Klo- oder Küchenrolle und die Gruppe eine Murmel.
  • Die Murmel muss eine bestimmte, vorher festgelegte Strecke transportiert werden und darf dabei nur durch die Rollen/Röhren gerollt werden und natürlich nicht auf den Boden fallen. Schafft ihr es die Aufgaben zu lösen? Und vor allem: Schafft ihr es, euch positiv zu bestärken, statt negativ zu kritisieren, wenn etwas nicht klappt?

Abschlussrunde

Beendet den Abend mit einem positiven Gefühl für alle. Das gelingt euch durch eine besondere Aktion:

Die warme Dusche: Setzt euch zusammen in einen Kreis. Nun darf der Reihe nach immer ein Mädchen sich in eure Mitte setzten und (wenn sie möchte) die Augen schließen. Alle anderen im Kreis sagen nun nacheinander nette, liebevolle Dinge zum Mädchen in der Mitte (z. B.: Du kannst toll Klavier spiele; Du hast eine schöne Stimme; Ich mag es, wenn du singst; Dein Lachen steckt mich immer mit an; Du bist kreativ und kannst schön zeichnen; Danke, dass du mir geholfen hast bei …). Jedes Mädchen, das möchte, darf einmal in der Mitte sitzen und eine warme Dusche genießen. Möglicherweise gibt es eure Mädchengruppe noch nicht so lange und die Mädchen kennen sich noch gar nicht so gut. Dann ist die warme Dusche vielleicht nicht das Richtige für euch, denn diese Aktion ist sehr intensiv und setzt viel Vertrauen der Mädchen untereinander voraus. Ihr könnt eine andere Aktion mit den Mädchen durchführen. Verteilt Zettel und Stifte an jedes Mädchen und lasst sie zuerst auf ein Blatt jeweils ihren eigenen Namen schreiben – am besten groß in die Mitte. Anschließend verteilen die Mädchen die Zettel mit ihren Namen in eurem Gruppenraum. Nun hat jede Zeit, im Raum herumzugehen und auf alle Zettel der anderen Mädchen Komplimente zu schreiben. Am Ende darf jedes Mädchen ein Blatt voll Lob und Anerkennung mit nach Hause nehmen. Diese Aktion ist sehr beliebt und die Mädchen bewahren ihre Zettel oft jahrelang auf. Denn es tut jedem einfach gut, von seinen Mitmenschen gelobt zu werden, Liebe und Anerkennung zu spüren. Ihr könnt auch beide Aktionen miteinander verbinden. Jedes Mädchen, das möchte, darf zuerst eine warme Dusche genießen und anschließend schreibt ihr euch noch die Kompliment- Zettel. Mitarbeiterinnen dürfen übrigens selbst auch gern an beiden Aktionen teilnehmen, denn die Mädchen verteilen auch gerne Komplimente an ihre Mitarbeiterinnen und haben sicher viel Positives über euch zu sagen. Und Lob tut auf jeden Fall auch euch selbst gut.

Hinweis: Passend zu diesem Stundenentwurf findet ihr einen Themenartikel „Loben zieht nach oben“.

  • Autor / Autorin: SaHe
  • © CVJM Westbund
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