Ostermorgen – Achterbahn der Gefühle

Einheit | Bibelarbeit
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Ostermorgen – Achterbahn der Gefühle

Enthalten in:
Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Teens (12-16 Jahre), Junge Erwachsene (18+)
Einsatzgebiete: Corona Spezial, Freizeiten, Gruppenstunde, virtuell / digital
Verband: CVJM Westbund
Redaktion: KON
Zeitbedarf: 45-75 Min. (Vorbereitung: 20-45 Min.)
Benötigte Materialien: Kopien (Ostergeschichte: Ich war dabei), bunte Stifte, Smartphones (evtl.)
Anhang:
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Maria Magdalena zwischen Weinen und Lachen

Bibelarbeit zu Johannes 20, 1–18

In dieser Bibelarbeit findet ihr zwei Vorschläge, wie ihr mit euren Teilnehmerinnen über das Ostergeschehen ins Gespräch kommen könnt – über den Spagat der Gefühle, den Maria Magdalena und die anderen Frauen, und schließlich auch die anderen Jünger, am Ostermorgen erlebt haben.

Die erste Variante ist eher ein bisschen locker-spielerisch, vielleicht auch für jüngere Teens im Konfi-Alter geeignet; die zweite erfordert, dass man sich persönlich auf den Text und die Fragen einlässt, die er an uns stellt, und ist daher eher für ältere oder »christlich sozialisierte« Jugendliche geeignet.

Variante A:

Druckt den Text „Ich war dabei“ für die Teilnehmenden aus (siehe PDF). Lest ihn gemeinsam. Meine Empfehlung dazu: NICHT reihum vorlesen, da das manchen wirklich schwer fällt und sie vor lauter Aufregung dann vom Inhalt nicht viel mitbekommen. Lieber von ein, zwei Teilnehmerinnen lesen lassen, die dies gerne tun. Dann bilden jeweils zwei Personen ein Team.

Aufgabe:

Lest euch den persönlichen Bericht von Maria noch einmal durch und markiert dabei farbig die verschiedenen Gefühle, die sie beschreibt – nutzt dabei gerne verschiedene Farben für die unterschiedlichen Emotionen. Manche werden vielleicht nicht ausdrücklich genannt, sondern ein bisschen versteckt.

Als nächstes versucht doch mal die Geschichte, wie Maria Magdalena sie erzählt, und mit den verschiedenen Gefühlen, die ihr entdeckt habt, mit Emojis nachzuerzählen. Tippt sie in euer Smartphone (und vielleicht malt ihr sie auch auf ein Plakat oder einzelne Karten). Stellt euch eure Emoji-Ostergeschichte gegenseitig vor. Wenn eure Gruppe digital zusammen ist (Zoom o. ä.), dann schickt euch die Geschichten z. B. gegenseitig über euren Messenger.

Mögliche Fragen fürs Gespräch:

  • Welchen der Emojis aus eurer Ostergeschichte verwendest du auch manchmal oder sogar öfter?
  • Kannst du Marias Gefühls-Achterbahn nachvollziehen?
  • Was würdest du ihr gerne sagen oder sie fragen?
  • Mit welchem Emoji würdest DU PERSÖNLICH die Ostergeschichte für dich zusammenfassen?

Variante B:

Lest gemeinsam den Bibeltext in Johannes 20, Vers 1–15 (die letzten drei Verse 16–18 noch nicht!) – oder alternativ die Erzählung aus Maria Magdalenas Sicht, wie sie es erlebt haben könnte (siehe weiter unten) bis „[…] dass es wehtut“ im vorletzten Abschnitt.

Zwei Fragen, mit denen Maria mitten in ihrem Gefühlschaos konfrontiert wird – und die ihr helfen, sich und ihre Gedanken zu sortieren und sie auszudrücken: „Warum weinst du?“ und: „Wen suchst du?“ Auch wenn wir nicht in Marias Schuhen stecken – solche Fragen können uns helfen, unseren eigenen Gefühlen von Traurigkeit oder von Sehnsucht auf die Spur zu kommen und ihnen Worte zu geben.

Schicke die Teilnehmenden mit zwei Fragen (vielleicht auf Kärtchen geschrieben) los in eine stille Phase oder auf einen Mini-Osterspaziergang:

Warum weinst du?

  • Wer/was macht dich traurig?
  • Welches Bild beschreibt für dich Traurigkeit?
  • Was tust du, wenn du traurig bist? Wie reagierst du?
  • Wer/was hilft dir bei Traurigkeit?
  • Wer/was hat dich schon mal getröstet?

Wen suchst du?

  • Wen/was suchst du?
  • Wen/was vermisst du?
  • Wer/was fehlt dir?
  • Wonach sehnst du dich?
  • Welches Bild beschreibt für dich Sehnsucht und Vermissen?

Tauscht euch über eure Gedanken aus – im Gespräch oder stumm auf einem Plakat, oder, wenn ihr digital zusammen seid (Zoom o. ä.), zum Beispiel im Chat oder auf einem Padlet (padlet.com).

Lest dann den Rest der Geschichte (im Bibeltext die Verse 16–18, oder in der Erzählung) und versucht herauszufinden, ob auch darin eine Frage an Maria und an uns versteckt ist – so wie die beiden vorigen Fragen unsere Traurigkeit und unsere Sehnsucht thematisiert haben.

Und schließlich: Was bedeutet es für Maria und für uns, dass das, was an Ostern passiert ist, nicht nur den Kopf sondern auch unsere ganze Gefühlswelt ernst nimmt und anspricht?

Wenn du – wie Maria und die anderen – weitererzählen wolltest, was Ostern bedeutet, was es für dich bedeutet – wie würdest du das ausdrücken? Wenn euch das eine Hilfe ist, schreibt es gerne in ein paar Sätzen für euch auf, oder tippt es mit einigen Sätzen und/oder Emojis in euren Messenger auf dem Smartphone. Und wenn ihr wollt: schickt diese gute Osterbotschaft an jemanden, der sie unbedingt hören sollte!


Ich war dabei

Ich war dabei. Die ganze Zeit. Ich gebe zu: manchmal hätte ich mich lieber irgendwo verkrochen oder das Weite gesucht, aber ich bin geblieben, die ganze Zeit.

Ich konnte doch auch gar nicht anders – ich war so froh damals, randvoll mit Dankbarkeit und Freude, ich hätte platzen können vor Glück! Mein ganzes Leben hatte sich komplett verändert, seit ich ihm begegnet war – ich war ein ganz neuer Mensch geworden. Frei gemacht hat er mich! Jesus, hat mich befreit von all den wirren Gedanken und dunklen Gefühlen, die mich im Griff hatten. »Die ist ja krank!« haben sie immer alle gesagt. – »Du sollst frei sein!« hat Jesus zu mir gesagt. Bei ihm konnte ich aufatmen, seine Nähe tat mir gut, für ihn war ich ein wertvoller und liebenswerter Mensch. Und so bin ich geblieben.

Ich war dabei, als er mit seinen Freunden und Anhängern durchs Land zog. Ich habe unglaubliche Dinge erlebt, wie Kranke gesund wurden, wie die Menschenmassen sich sammelten, um ihn reden zu hören. Ich habe die Hoffnung gespürt, die von ihm ausging, die Liebe zu jedem einzelnen Menschen, dem er begegnete. Und ich habe so viel gelernt – über mich selber, über das Leben, und über Gott, der mir bis dahin immer so fremd gewesen war. Also bin ich dabeigeblieben, weil ich wusste: bei Jesus, da gibt’s echtes Leben – für mich und alle anderen. Ja, auch als es schwierig wurde, bin ich geblieben.

Jesus hatte immer wieder davon gesprochen, dass er bald nicht mehr bei uns sein würde, dass er einen schweren Weg gehen würde und dass seine Zeit bald gekommen sei. Damals haben wir das alle nicht verstanden – ich glaube, wir wollten es auch nicht verstehen. Es sollte einfach so weitergehen wie bisher, wir wollten mit ihm zusammen sein und von ihm lernen – und erleben, wie immer mehr Menschen ihm folgten. Keiner konnte sich vorstellen, dass das alles sich plötzlich ändern könnte.

Und dann war auf einmal keiner mehr da. Es ging alles so schnell, als Jesus verhaftet wurde. Dann dieser furchtbare Prozess und der aufgebrachte Mob – das war wirklich beängstigend, und selbst seine treuesten Freunde bekamen Angst und versteckten sich, als in der ganzen Stadt »Kreuzigt ihn!« gegrölt wurde. Auch ich war verwirrt und verängstigt und fühlte mich einfach nur hilflos.

Ja, ich war dabei, als sie ihn schließlich draußen vor der Stadt hingerichtet haben. Ich habe mit angesehen, wie er gelitten hat. Ich habe gesehen, wie hilflos er dort war – er, der doch so vielen Menschen geholfen hatte. Er starb wie ein Verbrecher an diesem Kreuz – er, der doch so vielen anderen ein neues Leben ermöglicht hatte – auch mir. Wie hätte ich da weggehen können? Ich war dabei, die ganze Zeit.

Im Morgengrauen

Der nächste Tag war der Sabbat – eigentlich der Tag der Ruhe. Aber in mir war keine Ruhe, kein bisschen Ich war aufgewühlt und traurig, konnte nicht verstehen, was in den letzten Tagen passiert war. Ich fühlte mich einsam und leer. Alles war so schnell gegangen. Jetzt wollte ich gerne noch einmal zu dem Grab, in das wir Jesus noch kurz vor Anbruch des Sabbats gelegt hatten, um seinen Leichnam mit duftenden Salben und Ölen würdig herzurichten , wie es unser Brauch ist. Auf diese Weise wollte ich im Stillen auch noch einmal von ihm Abschied nehmen, um für mich selber Ruhe zu finden und besser zu begreifen, dass er nun nicht mehr da war.

Ungeduldig wartete ich, dass der Sabbat endlich vorbei war und die Sonne aufging, sodass ich zum Grab gehen konnte. Es war noch sehr früh, als ich mich auf den Weg machte – noch kein Vogelzwitschern, keine Menschen, nur in der Ferne konnte man die Morgendämmerung ahnen. Unterwegs versuchte ich, meine Gedanken zu sortieren, mich an das zu erinnern, was ich mit Jesus erlebt hatte, stellte mir sein Gesicht vor und seine Stimme.

Ich war noch ganz versunken, als ich am Grab ankam. Zunächst war ich nur irritiert – ich wusste: .etwas stimmt nicht, aber ich war so in Gedanken gewesen, dass ich einen Moment brauchte um zu merken, was es war. – Der Stein war weg! Die große runde Steinplatte, mit der das Grab verschlossen sein sollte, war weggerollt, und das Grab war offen. Fassungslos stand ich da und starrte die dunkle Grabhöhle an. Es lag nicht an dem fahlen Morgenlicht und auch nicht an meiner Müdigkeit – das Grab war tatsächlich geöffnet worden!

Im nächsten Moment lief ich, so schnell ich konnte, zurück in die Stadt. Petrus fiel mir als erster ein – wecken musste ich ihn nicht, nach dem Drunter und Drüber der letzten Tage hatte er sowieso kaum geschlafen. Das Grab offen – Zerstörungswut? Vandalismus? Raub? Petrus war genauso beunruhigt wie ich, und gemeinsam mit Johannes liefen wir zurück zur Grabstätte. Tatsächlich, der Leichnam war weg, nur die Tücher lagen noch dort, in die man Jesus eingewickelt hatte.

Petrus tat mir leid: Er machte sich sowieso schon Vorwürfe, weil er nicht so stark und mutig gewesen war, wie er es Jesus versprochen hatte. Er hatte ihn, genau wie alle anderen, im Stich gelassen. Und jetzt noch das! Er und Johannes sahen einfach nur traurig und ratlos aus, als sie sich schließlich auf den Heimweg machten.

»Maria!«

Ich blieb am Grab. Allein. Und dann kamen die Tränen – all die Traurigkeit, all die Verzweiflung, die Angst, einfach alles.

Und als ich dort stand und weinte und in dieses dunkle, leere Grab hineinschaute, da sah ich dort zwei Gestalten, hell gekleidet – ich denke inzwischen, es waren Engel – die sprachen zu mir und fragten, warum ich weinte. Warum??? Weil Jesus nicht mehr da war – weil der gestorben war, der von sich selbst sagte, er sei das Leben! Weil selbst das, was mir von ihm noch geblieben war, sein Leichnam, mir nun offensichtlich auch noch weggenommen worden war. Deshalb!

Wütend und traurig drehte ich mich weg. Da stand noch jemand. Vielleicht der Friedhofsgärtner? Auch er sprach mich an: »Warum weinst du? Wen suchst du?«- »Wen ich suche? Jesus! Meinen Herrn! Den, der mir alles bedeutet. Der mein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat, der mir Wert und Würde geschenkt hat, der mich frei gemacht hat von allem, was mich fast verrückt gemacht hat. Den suche ich! Der fehlt mir so sehr, dass es weh tut.« All das schoss mir durch den Kopf.

Da hörte ich auf einmal eine sehr vertraute Stimme, die meinen Namen nannte: »Maria!« Und ich wusste: Der kennt nicht nur meinen Namen, der kennt mich durch und durch! Das war Jesus!

Jesus – anders als ich ihn kannte, aber lebendig; irgendwie fremd, aber doch vertraut. Er stand vor mir und sprach mit mir, und ich wusste: Jetzt fängt etwas Neues an! Das Leben hat gewonnen, und alles, was Jesus gesagt hatte, war absolut wahr, ja, es bekam jetzt überhaupt erst einen Sinn. Es war eben nicht alles vorbei, sondern alles neu!

Als ich diesmal zurück in die Stadt lief, da lief ich ganz anders. Diesmal hatte ich eine wirklich gute Nachricht – die beste, die die Welt jemals gehört hat. Und nicht nur Petrus und Johannes bekamen sie zu hören – auch all die anderen verängstigten und verzweifelten Jünger, und nach und nach hörten es alle in der Stadt und im ganzen Land: Jesus lebt!

Ich war dabei, die ganze Zeit …

Tanya Worth

  • Autor / Autorin: Tanya Worth
  • © CVJM Westbund
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