Materialart: | Bibelarbeit |
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Zielgruppen: | Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten |
Einsatzgebiet: | Gruppenstunde |
Verband: | |
Redaktion: | |
Zeitbedarf: | 30-60 Min. (Vorbereitung: 10-20 Min.) |
Bibelstelle: |
Jeremia 29,1-29,14 anzeigen Bibelstelle
Jeremia 29,1-29,14 29Jeremias Brief an die Weggeführten in Babel 1Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte – 2nachdem der König Jechonja und die Königinmutter mit den Kämmerern und Oberen in Juda und Jerusalem samt den Zimmerleuten und Schmieden aus Jerusalem weggeführt waren –, 3durch Elasa, den Sohn Schafans, und Gemarja, den Sohn Hilkijas, die Zedekia, der König von Juda, nach Babel sandte zu Nebukadnezar, dem König von Babel: 4So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels, zu allen Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen: 5Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte; 6nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehrt euch dort, dass ihr nicht weniger werdet. 7Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl. 8Denn so spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen, und hört nicht auf die Träume, die sie träumen! 9Denn sie weissagen euch Lüge in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt, spricht der Herr. 10Denn so spricht der Herr: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe. 11Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. 12Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören. 13Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14so will ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der Herr, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen. Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. |
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V.1-7: Die Situation der Israeliten in Babylon: sie waren Gefangene im offenen Strafvollzug. Sie lebten weit weg von ihrer Heimat, aber sie konnten sich in Babylon offensichtlich frei bewegen. Nebukadnezar – der Herrscher des riesigen babylonischen Reiches – hatte die Führungsschicht Israels nach Babylon verschleppt. Und als litten die Israeliten damit nicht schon genug: Ihnen war mehr oder weniger bewusst, dass das von Gott so gewollt war. Psalm 137,1-4 (HfA) spiegelt etwas wider von der Ohnmacht, Trauer und Resignation der Israeliten: „Wir saßen an den Flüssen Babylons und weinten, wenn wir an Zion dachten. Unsere Lauten hängten wir an die Zweige der Pappeln, wir hatten aufgehört, auf ihnen zu spielen. Unsere Peiniger hielten uns gefangen und wollten Lieder von uns hören; sie verlangten von uns, dass wir Freudengesänge anstimmen. Höhnisch forderten sie: „Singt doch eins von euren Zionsliedern! Doch wie hätten wir im fremden Land Lieder zur Ehre Gottes singen können?“
In diese Situation hinein kam der Brief des Jeremia aus der geliebten und vermissten Heimat (V.1). Man kann sich gut vorstellen, wie erregt die Menschen im fernen Exil waren, als sie dieses Lebenszeichen aus der Heimat zum ersten Mal hörten. Gespannt lauschte man den Worten des Jeremia und traute dann wohl den eigenen Ohren nicht! Satt der erhofften Durchhalteparolen und Befreiungsaussichten kam nun dieses: Die Israeliten sollten sich damit abfinden, dass sie noch Jahrzehnte in der Fremde leben würden. Deshalb sollten sie dort Wurzeln schlagen. (V.5.6) Unglaublich! Und damit nicht genug: Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn. (V.7) Wörtlich heißt es: „Und sucht den Frieden (Schalom) der Stadt, in die ich euch gefangen weggeführt habe, und betet für sie zum Herrn! Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben“. Für die Israeliten war es ein Gebet für die verhassten Feinde und Herrscher. Einzigartig ist diese Aufforderung zur Feindesliebe im Alten Testament!
V.8-14: Offensichtlich gab es Parolen durch falsche oder selbst ernannte Propheten, die die baldige Rückkehr nach Jerusalem in Aussicht stellten. (V.8.9) Dagegen muss Jeremia das Volk in der Fremde ernüchtern: es ist noch nicht so weit (V.10). Aber in der Ent-Täuschung (im wahrsten Sinne des Wortes) erklingt auch die begründete Hoffnung: Gott lässt sein Volk nicht im Stich, auch wenn die Realität etwas anderes zu sagen scheint (V.11-14): Zu seiner Zeit wird er das Volk wieder zurückführen.
Es ist angemessen, dass Christen sich in einer Gemeinde, einer Gemeinschaft oder einem Hauskreis regelmäßig treffen, um miteinander Glauben zu teilen und menschlich und geistlich zu wachsen. Eine Gemeinschaft verfehlt aber ihren Sinn, wenn sie – aus welchen Gründen auch immer (z. B. Angst vor Überfremdung oder „Verweltlichung“, elitäres Denken) – sich quasi als frommes Ghetto gebärdet und ohne Anbindung, Bezug oder Relevanz für den Ort lebt.
Luther („Von der Freiheit eines Christenmenschen“):
„Denn der Mensch lebt nicht allein in seinem Leibe, sondern auch unter anderen Menschen auf Erden … Darum soll seine Absicht in allen Werken frei und nur dahin gerichtet sein, dass er anderen Leuten damit diene und nütze sei, nichts anderes sich vorstelle, als was den anderen not ist. Das heißt dann ein wahrhaftiges Christenleben …“
Bonhoeffer: Kirche für andere. So wie „Christus der Mensch für andere ist“, folgt für Bonhoeffer daraus: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“. Sie (die Kirche für andere) muss an den weltlichen Aufgaben des menschlichen Gemeinschaftslebens teilnehmen, nicht herrschend, sondern helfend und dienend. Sie muss den Menschen aller Berufe sagen, was ein Leben mit Christus ist, was es heißt, „für andere dazu sein“.
Erwin McManus: Der Auftrag der Kirche kann nicht darin bestehen, zu überleben, auch nicht zu wachsen, sondern zu dienen!
Sucht den Schalom in euren Städten und Orten. Schalom meint den umfassenden Frieden: Im Kern ist das laut biblischer Vorstellung ein Frieden mit Gott, der sich als wirklicher Frieden und Zufriedenheit im ganzen Leben und in allen Beziehungen auswirkt. Dieser Frieden ist nicht von dieser Welt. Jesus wird auch „Friedefürst“ genannt. Seine Mission ist es, dass die Menschen wieder Frieden mit Gott haben. Für diesen zentralen Frieden bezahlt Jesus mit seinem Tod am Kreuz. Christen sind als Nachfolger Jesu „Friedensträger“. Das hat Auswirkungen.
Beispiel Friedensgebete: Was Friedensgebete bewirken können, zeigte der Mauerfall. Ohne diese Friedensgebete und dem daraus folgenden Mut zum Widerstand ist die politische Wende in der ehemaligen DDR kaum vorstellbar.
Je nach Vertrautheit der Gruppe lädt der Abschnitt aus Jeremia zu einem offenen und intensiven Bibelgespräch am Text ein.
Sprecht über „Kuschelfaktoren“ in eurer Gruppe, Gemeinschaft, Gemeinde:
Sprecht über euren Ort:
Versetzt euch in die Lage der Israeliten in der Fremde Babylons. Entweder nur innerlich durch Lesen von Versen aus Psalm 137 oder auch äußerlich, indem ihr den Raum umgestaltet und die Szene aus Psalm 137 (s. o.) nachstellt. Versucht euch einzufühlen und bringt euch miteinander in eine „Gefangenenstimmung“ (ggf. ergänzt um Bilder der Babylonischen Prachtstraße – Bilder aus dem Internet, z. B. das Modell aus dem Pergamon-Museum in Berlin).
Lasst den Brief des Propheten Jeremia (Jer 29,4-14) durch die Boten Elasa und Gemarja (V.3) verlesen.
Sammelt (in Gruppen oder im Plenum) Stichworte, die beschreiben, wie die Israeliten wohl reagiert haben (maßlose Enttäuschung; Protest „Was?! Wir sollen ausgerechnet hier sesshaft werden?!“; tiefe Traurigkeit und Niedergeschlagenheit; evtl. auch Hoffnung wegen der letzten Zeilen des Briefes).
Lest Vers 7 noch einmal (evtl. in anderer Übersetzung) und bringt die Thesen von Luther u. a. weiter oben ins Gespräch. Ihr könnt sie jeweils ausdrucken und auslegen (Leute stellen sich jeweils zum Text, der für sie am besten passt).
Falls konkrete Schritte für euch dran sind, wäre es schade, wenn im Anschluss gleich alles wieder verpufft. Vereinbart miteinander, wie es weitergeht: Bestimmt einen Verantwortlichen, macht einen nächsten Termin, verabredet euch mit dem Bürgermeister, bereitet die regelmäßige Fürbitte für euren Ort verbindlich vor. Ihr könntet den Abend auch mit der Betrachtung eines beispielhaften Projektes abschließen (Stoffwechsel Dresden, Berliner Stadtmission, Beispiel aus der Flüchtlingshilfe).
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