Sei still! / Gott in der Stille finden

Einheit | Bibelarbeit
Einheit | Bibelarbeit

Sei still! / Gott in der Stille finden

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Mitarbeitende
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: TEC:
Zeitbedarf: 60-90 Min. (Vorbereitung: 20-25 Min.)
Weitere Bibelstellen: 1. Könige 19,1-19,18, Psalm 46,11, Jesaja 30,15
Benötigte Materialien: 1 Fragenzettel (für jeden Teilnehmenden), 1 Stift(e) (für jeden Teilnehmenden), 1 Bibel (für jeden Teilnehmenden)
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1. Vorbemerkungen

Bei dieser Einheit geht es darum, dass die Teilnehmenden einen Zugang zu einem Thema bekommen, welches ihnen im Alltag nicht natürlich begegnet: Stille.

2. Zielgedanke

Die Teilnehmenden erfahren, dass ihr Leben durch Stille vor Gott kraftvoll wird und eine entscheidende Orientierung bekommt.

3. Einführung

Elia ist ein einsamer Kämpfer in seiner Zeit, ein unerbittlicher Kritiker der religiösen und sozialen Missstände in seinem Land – im Nordreich Israel. Und dieser Elia macht keine halben Sachen. Für Elia gibt es auch keinen Unterschied mehr zwischen seiner Arbeit und seinem Leben. Er ist Prophet durch und durch. Einmal nimmt er es sogar mit 450 Baalspriestern auf. Die wollen sein Volk zur heidnischen Frömmigkeit verführen. Er setzt dem heidnischen Kult seinen Glauben an Gott entgegen. Mit einem Gottesbeweis auf dem Karmel will er zeigen, wer der wahre Gott ist. Eine gewaltige Anstrengung. Elia siegt. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen.

Aber dann kommt der Karriereknick: Die Königin Isebel trachtet ihm nach dem Leben. Sie hasst Elia aus tiefstem Herzen und schwört, ihn umzubringen. Elia flieht und bricht in der Wüste zusammen. Ausgebrannt. Elia ist am Ende. Er wünscht sich nur noch zu sterben und ist höchsten Grades suizidgefährdet. Vor lauter Erschöpfung und Verzweiflung schläft er ein. Doch Gott hat ihn nicht vergessen. Gott wendet sich nicht gleichgültig ab.

Elia geht an einen stillen, einsamen Ort. Und Gott beordert ihn nicht zurück. Es ist o.k. –Abstand ist gut. Einfach mal raus. Was anderes tun. Gott, dein Schöpfer gönnt es dir. Er hat uns so gemacht, dass wir Stille und Ruhe brauchen.

Nach und nach kann er über die Dinge reden, die ihn erdrückt haben. Er geht in die Stille, vor Gott, damit nicht sein Ärger und seine Verbitterung siegen. Elia kann sich jetzt alles von der Seele reden, all die Last. Und dann schenkt ihm Gott eine ganz besondere Begegnung – so ganz anders als erwartet. Nicht gewaltig mit einer tollen Naturshow, genialen Effekten oder mit großen, beeindruckenden Worten. Er begegnet ihm nicht in einem gewaltigen Sturm oder Erdbeben oder Feuer. Sondern in einem stillen, sanften Hauch. Elia versteht: „Gott ist in der Stille hörbar. Wer Lärm macht, kann Gottes Stimme nicht hören.“

4. Methodik für die Gruppe

4.1 Einstieg

Die Einheit beginnt in einer Kapelle oder Kirche. Verabredet euch, wenn möglich, an einem Ausgangspunkt, von dem aus ihr eine naheliegende Kapelle oder Kirche ansteuern könnt.

Alternativ könnt ihr die Einheit auch auf einer Waldwiese beginnen. So oder so ist es hilfreich, wenn die Teilnehmenden das Ziel vorher nicht kennen.

Stiller Ort

Gebt den Teilnehmenden 20 Minuten Zeit, sich an dem stillen Ort zu bewegen, eigenen Empfindungen und Gefühlen auf die Spur zu kommen und die nachstehende Fragen zu bedenken.

Teilt den Teilnehmenden, wenn möglich, jeweils einen Zettel mit den Fragen aus.

Fragen für Teilnehmende

  • Was hörst du?
  • Was riechst du?
  • Was siehst du?
  • Welche Gefühle verbindest du mit diesem Ort?
  • Wie empfindest du Stille?
  • Wie fühlst du dich in einer Kirche oder einem anderen Ort, an dem dich die Stille umgibt?
  • Welche Orte, Zeiten oder Formen helfen dir, um Gott „wahrzunehmen“ und Stille vor ihm „auszuhalten“?

Alternativer Einstieg: Lied „Ist da jemand“

Alternativ oder ergänzend könnt ihr auch zu Beginn das Lied von Adel Tawil einspielen. Es kann ermutigen, genau hinzuhören und hinzusehen, wo Gott erfahr- und hörbar ist.

4.2 Hauptteil

Austausch

Sprecht mit den Teilnehmenden über ihre Eindrücke, Erfahrungen und Gedanken.

Ihr könnt die Fragen auf der Karte Punkt für Punkt durchgehen, aber in der Regel reicht es für den Anfang, die Gedanken und Eindrücke unsortiert einbringen zu lassen.

Vorbemerkung zum Austausch

Achtet beim Gruppengespräch bitte auf gewisse Aspekte. Dazu gehören gegenseitiges Vertrauen, Vertraulichkeit und die Selbstverantwortung dafür, was ich sagen möchte und was nicht.

Bibeltext lesen

Bildet kleine Gruppen und lest gemeinsam 1. Könige 19,1-18. Achtet darauf, dass jede Person eine Bibel bzw. den Text vor sich hat.

Austausch mit Ampelmethode

Anschließend erkunden die Jugendlichen den Text für sich und kommen in den Kleingruppen miteinander ins Gespräch.

Dazu werden nacheinander verschiedene Impulskarten durch die Reihe gegeben. Wer eine Karte in der Hand hält, darf etwas dazu sagen. Man darf die Karte auch schweigend weitergeben.

Alternativ kann man auch für jede Person die Impulskarten ausdrucken und an sie verteilen. Danach wird der Text versweise vorgelesen und nach jedem Vers können die Jugendlichen eine Karte hochhalten. Wer nicht so gerne redet, kann hiermit auch nonverbal seine Meinung kundtun.

Folgende Impulskarten stehen zur Verfügung (s. Anhang):

  • Das ärgert mich – das verstehe ich nicht! (rot)
  • Da geht mir ein Licht auf – eine wichtige Entdeckung! (gelb)
  • Das gefällt mir – das finde ich gut! (grün)++

Im Anschluss an die Runden können die Aussagen anderer aufgegriffen, kommentiert und diskutiert werden, jedoch immer mit Respekt vor der Meinung anderer.

Alternative: Stille Diskussion

Der Bibeltext wird groß ausgedruckt und auf einen großen Bogen Papier geklebt. Die Teilnehmenden sitzen im Kreis darum und schreiben Gedanken auf den Bogen. Diese Gedanken können schriftlich kommentiert oder weitergedacht werden.

Stilleübung

Sucht euch einen angenehmen und ruhigen Ort. Setzt euch aufrecht hin, stellt euch auf Gottes Gegenwart ein und bittet ihn, dass er zu euch spricht. Versucht nun Stille auszuhalten und dabei auf euren eigenen Atem zu achten. Nach einer gewissen Zeit könntihr euer Atmen mit demJesusgebet verbinden. Sprecht innerlich beim Einatmen:„Herr Jesus Christus“ und beim Ausatmen: „… hier bin ich“ oder:„… erbarme dich meiner“.

Wenn ihr das eine Zeit lang macht, dann könnt ihr erleben, wie es „in euch betet“ und ihr Gott bewusst nahe kommt. Vielleicht wird euch auch ein Wort oder Impuls von Gott wichtig.

Anmerkung für Mitarbeitende

Das, was wir von Gott hören, ist immer zu prüfen durch die Bibel, durch regelmäßiges persönliches Gebet und durch einen ehrlichen Umgang mit den fehlerhaften Seiten unseres Lebens. Ansonsten kann eine Stilleübung auch schnell zum schwärmerischen Verhalten oder zur Verdrängung der Probleme führen.

4.3 Abschluss

Impuls

In unserer rasanten Welt ist es seltsam, still zu werden und scheinbar nichts zu tun. Wir leben in lauten Zeiten, sind umgeben von vielen Einflüssen und akustischen Reizen. Wir sind via WhatsApp, Instagram, Snapchat, Twitter, Facebook oder Skype „dauernd erreichbar“. Häufig on und ganz selten off.

Immer im Stand-by-Modus, um nichts zu verpassen. Wir sind gefragt und häufig auf Touren. Wir sind für alles und jeden bereit – aber auch für stille Zeit? Für die Zeit mit mir und mit Gott im Jetzt und Hier? Wohl gemerkt, ich meine Stille, nicht Chillen. Chillen ist auch schön! Aber nicht selten bedeutet chillen, mit dem Handy rumzudatteln und eine Nachricht nach der anderen zu teilen. Viele lassen sich von ihrem Handy total bestimmen. Wi-Fi ist zu einem Grundbedürfnis geworden. Doch es stellt sich die Frage, ob du dein Handy im Griff hast oder dein Handy dich? Manchmal komme ich mir selbst vor wie ein Handy-Junky. Doch eigentlich habe ich keinen Bock auf diese Abhängigkeit. Stille heißt, mit sich selbst etwas anfangen zu können. Viele kommen gar nicht mehr auf den Gedanken, dass es so etwas wie die Stille gibt – Offline-Zeiten. Viel zu oft sind wir versucht, Stille als etwas weniger Wichtiges zur Seite zu schieben, nach dem Motto: „Dazu komme ich, wenn ich mal mehr Zeit habe.“ Doch ohne Stille läuft unsere Seele zwar weiter, aber sie läuft leer.

Beispiel aus dem Leben

Vor einiger Zeit war ich zu einer EC-Freizeit an einem Bergsee. Wunderbar gelegen. Ich habe dort morgens meine Joggingrunden gedreht. An einem Morgen war es absolut ruhig. Der See lag glatt, fast wie ein Spiegel, vor mir. Es lockte mich geradezu, einen Stein in die Stille zu werfen, meinen Abdruck zu hinterlassen. Soweit ich konnte, warf ich den Stein in die Mitte des Sees. Und dann verfolgte ich, wie sich meine Wellen über den See in konzentrischen Kreisen ausbreiteten.

Bei der nächsten Runde, an einem anderen Morgen, wehte der Wind. Auf dem See schwappten Wellen hin und her, die Oberfläche war gekräuselt. Auch an diesem Morgen nahm ich einen Stein und warf ihn ins Wasser. Wenn das stimmt, was ich in der Schule gelernt habe, dann machte der zweite Stein die gleichen Wellen. Nur – ich konnte sie nicht sehen. Wo waren sie? – Sie wurden überlagert von den vielen anderen Wellen des Windes.

Der Bergsee ist für mich ein starkes Bild für mein Leben und meine Beziehung zu Jesus geworden.

Im Jesajabuch drückt es Gott soaus: „Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein“ (Jes 30,15) … würdet ihr mich hören.

Nirgends bekommt meine Seele mehr Power und mein Leben mehr Ausrichtung als in der Stille vor Gott. In der Stille kann ich meine Seele entrümpeln und innerlich zur Ruhe kommen. Gott möchte in mein Leben hineinreden. Und es ist sein Wort, das mich füllt und das mir Energie gibt. Doch Gott redet leise – das musste auch Elia lernen. Er macht keine große Welle. Ich muss der Oberfläche meiner Seele erlauben, still zu werden. Nur so kann ich seine leise Stimme wahrnehmen. Menschen, die sich Stille vor Gott gönnen, gehen kraftvoller, kreativer und freier durchs Leben.

Nimm dir Zeit für stille Momente, um dich und deine Gefühle besser zu verstehen. Du wirst dich wundern, was sich in dir alles zu Wort meldet. Und dann nimm dir Zeit, auf Gottes Herzschlag zu hören und dich und die Welt mit seinen Augen zu sehen. In Gottes Nähe kannst du deine Bestimmung, deinen Platz auf dieser Welt finden. Hier kannst du beständig sein. Hier bist du daheim.

Ein Mann der Kirche, Augustin, hat das in einem Gebet so ausgedrückt: „Du hast uns zu dir hin geschaffen, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“

Kurzes Gebet

Bei dir kann ich ganz sein und bin daheim.

Bei dir wird meine Sehnsucht gestillt und meine Seele gefüllt.

Bei dir finde ich Ruhe und Frieden sowieso.

Bei dir ist es tausendmal besser als sonst irgendwo.

Nur bei dir, o Gott!

Amen.

Gebetsgemeinschaft

Dankt Gott für stille und schöne Ort, die helfen, das Leben zu sortieren. Dankt für die Möglichkeit, vor Gott das Herz auszuschütten, ehrlich zu sein und ermutigt zu werden. Bittet um stille Zeiten im Alltag, um Gott bewusst zu begegnen.

  • Autor / Autorin: Bernd Pfalzer
  • © Deutscher EC-Verband
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