Selfies – Medienworkshop für Jugendliche

Einheit | Ideensammlung
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Selfies – Medienworkshop für Jugendliche

Materialart: Ideensammlung
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Teens (12-16 Jahre)
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
Redaktion: der Steigbügel
Zeitbedarf: 60--1 Min. (Vorbereitung: 15-20 Min.)
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Selfies sind Teil unserer medialen Alltagswelt. Dieser Artikel greift das Phänomen des digitalen Selbstportraits in einem Medienworkshop für Jugendliche auf. Zum einen soll durch aktives Medienhandeln für Selfies als Inszenierungen und ihre Wirkungen sensibilisiert werden. Zum anderen soll die Identitätsarbeit von Jugendlichen unterstützt werden.

1. Ziel dieser Gruppenstunde

Selfies sind Teil unserer medialen Alltagswelt, vor allem auch der von Jugendlichen. Die Bandbreite an digitalen Selbstportraits reicht von unzähligen Selfies von Prominenten, Bekannten, Freundinnen und Freunden und eigenen Selfies als Profilbildern über Anleitungen für das perfekte Selfie, Berichten über gefährliche Trends wie `Gleis-Selfies´, Selfie-Verboten oder speziellen Zonen für Selfies an öffentlichen Plätzen bis hin zu emanzipatorischen und ironischen Selfies, die Stereotype und bestimmte Ideale aufs Korn nehmen …

Selfies polarisieren – von der Bewertung als pure narzisstische Selbstdarstellung bis hin zur Praktik der Beziehungs- und Identitätsarbeit. Wer ein Selfie von sich macht und postet, stellt sich selbst in ein spezifisches Licht und setzt sich den Kommentaren anderer Userinnen und User aus. Selfies mit anderen Personen können aber auch einen wichtigen gemeinsamen Moment festhalten und die Erinnerung daran stärken.

Ziel des Entwurfs ist es, mit Jugendlichen gemeinsam das Thema Selfies zu thematisieren und dafür zu sensibilisieren, dass Selfies Inszenierungen sind, die oftmals durch Bearbeitungen in ihrer Wirkung verstärkt werden. Zum anderen soll durch die Arbeit mit Selfies und den anschließenden Impuls die Identitätsarbeit von Jugendlichen unterstützt werden. Die Frage `Wer bin ich?´ steht dabei im Mittelpunkt.

2. Vorbereitung

  • Eigene Einstellung zur Nutzung von Selfies sowie medienpädagogische Kompetenzen klären. Es kann hilfreich sein, Jugendliche als Expertinnen und Experten zu begreifen.
  • Überlegung: Wie medien- und selfieaffin sind wohl die Jugendlichen, mit denen ich zu tun habe? Brauche ich für einen Teil der Jugendlichen ein Alternativangebot?
  • Ein Selfie für den Einstieg suchen, Material vorbereiten.
  • Evtl. Text für Impuls als Powerpoint-Folien vorbereiten und/oder auf kleine Zettel ausdrucken.

3. Ablauf

Einstieg

Zum Einstieg wird ein Selfie, z. B. von Prominenten, gezeigt. Vielleicht gibt es gerade ein aktuelles Selfie, das in den Medien sehr präsent ist.

Einstiegsfragen können sein: Was ist das? Beschreibt mal. Wie wirkt das Selfie auf euch? Kennt ihr Selfies aus eurem Alltag? Was lösen sie aus? Macht ihr selbst welche und postet ihr sie – warum ja, warum nein? Wozu (nicht)?

Anschließende Aufgabe

Macht ein oder mehrere Selfies, entweder allein oder in kleineren Gruppen. Überlegt euch vorher, was ihr mit diesem Selfie ausdrücken wollt (Kommunikationsabsicht), wie ihr (nicht) wirken wollt. Nutzt die Möglichkeiten eurer Smartphones und seid kreativ (Filter, evtl. Fotoapps …). Wichtige Regeln: Niemand muss aufs Foto. Es wird nichts gepostet. Wir gehen wertschätzend miteinander um!

Auswertung der Gruppenphase

Nach der Gruppenphase werden die Selfies auf den Laptop gezogen oder per Mail verschickt. Die anschließende Auswertung in der Großgruppe kann folgendermaßen aussehen: Die Gruppen stellen ihre Selfies vor. Die Großgruppe beschreibt die Kommunikationsabsicht und Wirkung des Selfies, es erfolgt ein Abgleich mit der Absicht der Kleingruppe. Es können auch unbearbeitete und bearbeitete Selfies nebeneinandergestellt werden, um deutlich zu machen, wie leicht Fotos bearbeitet werden können und Wirkungen verstärkt werden. Als eventuelle weitere Reflexion dienen folgende Fragen: Wie bewerten wir Selfies? Was sind unsere Kriterien dafür?

An diese Phase kann sich folgender Impuls anschließen:

4. Impuls

Wer bin ich?

Bin ich das wirklich, was und wie andere meine Selfies liken und kommentieren, oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?

Wer bin ich, die oder jene?

Bin ich denn online dieser und offline jener?

Bin ich beides zugleich?

Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

(Angelehnt an: Dietrich Bonhoeffer: Wer bin ich? Dieser Text kann anstatt nur vorgelesen auch projiziert werden und/oder den Jugendlichen auf kleinen Zetteln mitgegeben werden.)

Wer bin ich? Bin ich das, was ein Selfie von mir zeigt, bin ich das, was andere liken oder kommentieren? Oder bin ich das, was nur ich selbst weiß, und sonst niemand? Gar nicht so einfach … Manchmal stimmt es vielleicht ganz gut überein, manchmal geht das weit auseinander, wie wir vorhin gemerkt haben, als wir Selfies gemacht und darüber geredet haben. Wir alle kennen Selfies – weil wir sie tagtäglich sehen oder weil wir selbst welche machen und posten. Selfies zu machen kann viel Spaß machen. Es kann ein Spiel sein, sich zu überlegen, wie man wirken will, möglichst gut auszusehen, die eigene Schokoladenseite zu zeigen. Und wenn ich die Selfies jemand anderem schicke oder poste, dann bekomme ich vielleicht eine Bestätigung: Boa, Du siehst voll gut aus! Was für ein schönes Foto! Daumen hoch!

Einer anderen Person ein Selfie zu schicken, hilft auch, mit anderen in Beziehung zu bleiben. So kann ich mit einem Selfie anderen mitteilen, wo ich gerade bin oder was ich mache. Oder ich kann mit einem Selfie mit anderen Personen einen wichtigen Moment festhalten. Die Erinnerung an diesen Moment schweißt zusammen.

Vielleicht sind wir von Selfies manchmal auch genervt oder fühlen uns unter Druck: Andere sehen super gut aus, machen tolle Selfies – und ich? Muss irgendwie mithalten und weiß doch, dass ich eigentlich ganz anders bin, nie so sein werde oder auch gar nicht so sein will?

Mir helfen in solchen Situationen zwei Gedanken.

Erstens: Selfies sind inszeniert, sie wollen etwas Bestimmtes sagen. Sie sind oft bearbeitet, kaschiert und gefiltert. Sie stimmen also nicht unbedingt mit der Realität überein.

Und zweitens: Gott sieht mich und kennt mich, und zwar so, wie ich wirklich bin. Gott ist loyal und diskret. Dass jemand einen so sieht und kennt, wie man ist – danach sehne ich mich vermutlich. Vielleicht löst dieser Gedanke aber auch Angst und ein mulmiges Gefühl aus: Möglicherweise gibt es Sachen, von denen ich wirklich nicht will, dass es andere sehen oder wissen …

Gott wird nichts Schlechtes über mich denken und keinen verletzenden Kommentar über mich posten. Bei ihm sind Geheimnisse gut aufgehoben. Denn er ist wertschätzend und liebevoll. Bei ihm bin ich gut aufgehoben, auch wenn ich manchmal vielleicht gar nicht so genau weiß, wer ich eigentlich bin oder wie ich sein möchte. Gott findet mich auch gut, wenn ich nicht perfekt bin. Er kennt auch das, was hinter meiner Schokoladenseite ist. Bei ihm muss ich nicht ständig besser werden oder möglichst gut aussehen. Er findet mich gut, ganz und schön. Ohne Filter und ohne Bildbearbeitungsapps. So, wie ich bin.

Wer bin ich?

Bin ich das wirklich, was und wie andere meine Selfies liken und kommentieren, oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?

Wer bin ich, die oder jene?

Bin ich denn online dieser und offline jener?

Bin ich beides zugleich?

Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

Amen.

  • Autor / Autorin: Sarah Bez
  • © EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
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