Thematischer Stundenentwurf zum Thema Freiheit und Gesetz

Einheit | Stundenentwurf
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Thematischer Stundenentwurf zum Thema Freiheit und Gesetz

Materialart: Stundenentwurf
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 60-75 Min. (Vorbereitung: 10-20 Min.)
Bibelstelle: 5. Mose 5,6-5,21 anzeigen
Bibelstelle
5. Mose 5,6-5,21

6»Ich bin der Herr, dein Gott!

Ich habe dich aus dem Land Ägypten geführt

aus dem Leben in der Sklaverei.

7Du sollst neben mir keine anderen Götter haben!

8Du sollst dir kein Bild von Gott machen!

Nichts, was im Himmel und auf der Erde ist

und im Wasser unter der Erde, kann ihn darstellen.

9Du sollst keine anderen Götter anbeten und verehren!

Denn ich bin der Herr, dein Gott.

Ich bin ein eifersüchtiger Gott:

Die mir untreu werden, lasse ich nicht davonkommen.

Wenn die Väter Schuld auf sich geladen haben,

ziehe ich auch die Kinder zur Verantwortung –

bis zur dritten und vierten Generation.

10Doch die mich lieben und meine Gebote befolgen,

erfahren meine Güte noch in tausend Generationen.

11Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes,

nicht missbrauchen.

Denn wer das tut, den wird der Herr bestrafen.

12Du sollst den Sabbat einhalten!

Er soll ein heiliger Tag sein!

So hat es der Herr, dein Gott, dir befohlen.

13Sechs Tage in der Woche darfst du arbeiten

und alle deine Tätigkeiten verrichten.

14Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag.

Er gehört dem Herrn, deinem Gott.

An diesem Tag darfst du keine Arbeit tun:

weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter,

dein Sklave oder deine Sklavin,

dein Rind oder dein Esel,

auch nicht dein Vieh oder der Fremde in deiner Stadt.

Dein Sklave und deine Sklavin

sollen genauso wie du ausruhen können.

15Denk daran:

Auch du warst einmal ein Sklave im Land Ägypten.

Aber der Herr, dein Gott,

hat dich von dort herausgeführt

mit starker Hand und machtvoll ausgestrecktem Arm.

Deshalb hat der Herr, dein Gott, dir befohlen,

den Sabbat als Ruhetag zu gestalten.

16Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren

und für sie sorgen!

So hat es der Herr, dein Gott, dir befohlen.

Dann wirst du lange und gut leben in dem Land,

das der Herr, dein Gott, dir geben wird.

17Du sollst nicht töten!

18Du sollst nicht ehebrechen!

19Du sollst nicht stehlen!

20Du sollst nichts Falsches über deinen Nächsten sagen!

21Du sollst nicht die Frau eines anderen begehren!

Du sollst nichts für dich haben wollen,

was deinem Nächsten gehört:

weder sein Haus noch sein Feld,

seinen Sklaven oder seine Sklavin,

sein Rind, seinen Esel oder irgendetwas anderes.«

BasisBibel 2012/2020, © Deutsche Bibelgesellschaft

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Oder: Wie passen die 10 Gebote zu unserer christlichen Freiheit?

Vorüberlegungen zum Thema

„Gesetz und Freiheit“ oder neutestamentlich „Gesetz und Evangelium“, so kann man diesen Stundenentwurf kurz und knapp betiteln. Die beiden Phrasen sprechen im Endeffekt genau die Streitfrage an, um die es mitunter gehen soll: Wie passen stellvertretend das Gesetz beziehungsweise die 10 Gebote und die Freiheit, die wir Christen durch Christus empfangen haben, zusammen? Sind wir nun frei oder an das Gesetz gebunden?

Dabei handelt es sich bei der Verhältnisbestimmung zwischen Gesetz und Freiheit in erster Linie um kein rein christliches Streitthema, sondern um ein durch und durch gesellschaftliches. In der Politik wird oft diskutiert, wie viel Regulierung wir brauchen und ab wann sie uns schadet. Dabei geht es im Kern darum, wie viel Eigenverantwortung einer freien Gesellschaft guttut und ab wann die Freiheiten und Rechte anderer dermaßen behindert werden, dass man dem durch Gesetze entgegenwirken muss. Hierbei liegt der Fokus nicht immer nur auf dem Schutz anderer, sondern auch auf dem Schutz vor sich selbst. Man könnte unzählige Beispiele gesellschaftlicher Debatten anführen: Legalisierung von mancherlei Drogen, Rauchverbote, Geschwindigkeitsbeschränkungen, …

Wir finden uns momentan in einer Zeit wieder, in der die persönliche Freiheit, Individualität und Legalisierungsbestrebungen Hochkonjunktur haben. Dabei erhalten wir Christen, wie das Religiöse im Allgemeinen, schnell den Stempel der „Gesetzlichkeit“ aufgedrückt. Wiederstreben also die 10 Gebote der Freiheit? Und warum haben jahrtausendealte Gesetze immer noch Relevanz für unser Leben?

Einstiegsmöglichkeiten: skurrile Gesetze

Auf der Welt gibt es einige skurrile Gesetze, die theoretisch immer noch gültig sind. Wer „skurrile Gesetze USA“ googelt, sollte massenhaft Beispiele hierfür finden. Man könnte einige dieser Gesetze in einen Einstieg einbauen. Indem sie schlicht humorvoll verlesen werden oder aber indem man die Gruppe in einer Art Quiz raten lässt, welche Gesetze es tatsächlich gibt und welche erfunden sind. Der Aufhänger wäre der Gedanke, dass wenn diese relativ jungen Gesetze heute schon zum Schmunzeln sind und keinerlei Relevanz mehr besitzen, wie dann die deutlich älteren Gesetze der Bibel für uns verbindlich sein können!?

Gedanken zum Text (5. Mose 5, 6-21)

Als Bibeltext zum Thema bieten sich die 10 Gebote selbst an. Im Alten Testament werden uns diese zweimal überliefert. Zum einen während des Auszugs aus Ägypten im zweiten Mosebuch und nochmals im fünften Mosebuch. Als Grundlage dieses Stundenentwurfs dient letztere Stelle, da hier mehr Bezug zum Thema Freiheit genommen wird.

Gesetz Gottes

Was unterscheidet die 10 Gebote von modernen Gesetzen? Warum sollten sie immer noch für unser Leben relevant sein? Im Endeffekt gründet die Antwort auf diese Fragen in Gott als Verfasser dieser Gesetze. Gott selbst gibt den Israeliten die 10 Gebote – es handelt sich hierbei nicht um Menschenwerk. Nicht umsonst beginnt der Text damit, dass sich Gott selbst nennt. Dies zieht sich durch die weitere Geschichte Israels, denn das Königtum war nicht wirklich rechtsschöpferisch tätig: David war ein großer Psalmist, Salomo galt als Weisester der Weisen, aber Recht und Gesetz begründet nicht der König, sondern Gott. Wie könnte ein Gesetz mehr Autorität erlangen?

Gesetze als Ordnung

Das Volk Israel steht nach dem Auszug aus Ägypten ohne jedes Rechtssystem da. Es gibt kein normatives Richtig oder Falsch. Theoretisch ist nichts explizit erlaubt oder verboten. Diese Situation kennen wir vielleicht auch aus Städten und Staaten kurz nach oder vor großer Zerstörung wie beispielsweise in New Orleans 2005 oder auch in Syrien derzeit: es geschehen Plünderungen und Morde am laufenden Band. Ohne Gesetze leben wir nicht in maximaler Freiheit, wie manche vielleicht flapsig behaupten würden, sondern in Beliebigkeit und Chaos. Dann zählt das Recht des Stärkeren und Skrupellosen. Gesetze sind wichtig für unser Miteinander. Sie geben uns eine Orientierung, wie ein Leben in Gemeinschaft funktioniert und sind ein Wegweiser für unser persönliches Handeln.

Ein weiteres Beispiel wäre der Straßenverkehr. Jedem ist klar, dass unser Verkehr durch Gesetze geregelt werden muss. Alles andere würde ins Chaos führen, wie wir es vielleicht aus mancherlei Entwicklungsstaaten kennen. Keiner regt sich hierzulande darüber auf, dass Regeln wie etwa „rechts vor links“ völlig willkürlich festgelegt worden sind und man auch gut mit „links vor rechts“ zu Streich kommen könnte. Ein Miteinander braucht Regeln.

Gesetz und Freiheit

Ein zentraler Aspekt des Textes ist die Befreiung aus Ägypten. Gott beschreibt sich selbst als derjenige, der Israel aus Ägypten geführt hat und auch das Sabbatgebot wird mit der Befreiung begründet. Gott schenkt zuerst Freiheit und gibt uns dann sein Gesetz – dieses Motiv findet sich bereits hier im Alten Testament. Insofern schließen sich Gesetz und Freiheit nicht gegenseitig aus, sondern bedingen einander. Dem Volk Israel ist es überhaupt erst möglich, eigene Gesetze zu haben, nachdem Gott sie aus der Knechtschaft in Ägypten herausgelöst hat und ein Herrschaftswechsel vollzogen wurde. Gott befreit das Volk also zuerst aus der Sklaverei (negative Freiheit: „von etwas befreit sein“) und ermöglicht ihnen dann, sich selbst zu konstituieren und einen eigenen Staat zu gründen (positive Freiheit: „zu etwas frei sein“).

Dass wir uns also als Christen dazu entscheiden, irgendwelchen Geboten Relevanz für unser Leben zuzuschreiben, ist nicht Ausdruck von Knechtschaft, sondern Ausdruck von Freiheit. Gott hat uns von der Knechtschaft der Sünde befreit, damit wir uns selbst frei unter seine Herrschaft stellen können.

Gruppenphase

Gesprächsanregungen und Fragen für eine Phase in Kleingruppen.

Einführende Fragen:

  • Wie würdet ihr die Begriffe „Gesetz“ und „Freiheit“ definieren? (Auch als stille Diskussion mit Plakaten denkbar.)
  • In welchem Verhältnis stehen diese Begriffe zueinander? Ergänzen sie sich oder widerstreben sie einander?
  • Welche Motivation seht ihr persönlich hinter der Befolgung von „Gesetzen“? Gibt es für euch einen Unterschied zwischen staatlichen und religiösen Regeln?

Fragen zum Text:

  • Ist für euch alles verständlich? Könnt ihr alle Gebote nachvollziehen?

Versucht Unklarheiten zu klären.

  • Warum haben diese Gesetze wohl immer noch Relevanz für uns heute? Warum haben sie über die Jahrhunderte nicht an Bedeutung verloren?
  • Wie stellt sich Gott in diesem Text vor? Was kommt damit zum Ausdruck?
  • Welche Notwendigkeit hat das Gesetz für die Israeliten in ihrer damaligen Situation? Warum wäre Gesetzlosigkeit eventuell äußerst fatal für das Volk?
  • Wie würdet ihr in diesem Text das Verhältnis zwischen „Gesetz“ und „Freiheit“ verstehen? Widerstreben sie einander oder sind sie in Einklang?

Fragen zum Weiterdenken:

  • Die 10 Gebote sind für uns Christen (wie auch für die Juden) sehr grundlegend.

Wie würde wohl euer nichtchristliches Umfeld diese Gebote bewerten? Warum?

  • Gottes Gebote lasten ab und an wie stupide Gesetzlichkeit auf uns. Und wenn nicht, dann wird uns das doch gerne von anderen vorgeworfen: „Als Christ darf man dieses und jenes nicht…“.

Aber warum stören wir Menschen uns gerne an religiösen Geboten und Regeln? Warum stört sich aber beispielsweise kaum jemand an der recht willkürlich festgelegten Straßenverkehrsordnung?

Ergebnissicherung:

  • Was nehme ich für mich mit?

Liturgisches

Psalm 119

Psalm 119 befasst sich ausschließlich mit Recht und Gesetz. Falls ihr also in eurer Lobpreisphase oder auch sonst gerne auch mal einen Psalm lest bzw. betet, so bietet sich dieser thematisch an – z.B. diese Verse hier (V.33-40; 129-136 nach BasisBibel).

Ideen zur Psalmmeditation könnten sein:

  • Jeder sucht sich einen „Lieblingsvers“ aus, einen Vers, der ihn besonders anspricht. Die ausgewählten Verse werden der Reihe nach nacheinander laut vorgelesen. Im Anschluss kann jeder, der mag, noch begründen, warum er sich für den genannten Vers entschieden hat bzw. was ihn an den Worten angesprochen hat.
  • In einer zweiten Runde kann nun jeder einen Vers bzw. einen Versteil aussuchen, der ihn besonders herausfordert. Wieder dürfen die Verse nacheinander laut vorgelesen und die Auswahl im Anschluss evtl. noch begründet werden.
  • Zum Abschluss könnt ihr noch eine Runde anregen, wo jeder Teilnehmer in ca. 5-10 Minuten stiller „Eigenarbeit“ Zeit hat, selbst einen Psalmvers / einen eigenen Psalm zum Thema „Gesetz und Freiheit“ zu schreiben. In einer Gebetszeit dürfen die Psalmgebete dann laut vorgelesen oder auch still zum Kreuz gebracht werden.

Thematisch passende Liedvorschläge:

  • Dein Wort ist ein Licht auf meinen Weg
  • Das ist die Freiheit der Kinder Gottes
  • Für den König
  • Autor / Autorin: Christian Nathan
  • © Deutscher EC-Verband
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