Tränenreicher Abschied

Einheit | Bibelarbeit
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Tränenreicher Abschied

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiete: Freizeiten, Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 45-75 Min. (Vorbereitung: 10-20 Min.)
Bibelstelle: Apostelgeschichte 20,17-38 anzeigen
Bibelstelle
Apostelgeschichte 20,17-20,38

Die Abschiedsrede des Paulus an die Ältesten von Ephesus

17Aber von Milet sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde rufen. 18Als sie aber zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Ihr wisst, wie ich mich vom ersten Tag an, als ich in die Provinz Asia gekommen bin, die ganze Zeit bei euch verhalten habe, 19wie ich dem Herrn gedient habe in aller Demut und mit Tränen und unter Anfechtungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden widerfahren sind. 20Ich habe euch nichts vorenthalten, was nützlich ist, dass ich’s euch nicht verkündigt und gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern, 21und habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.

22Und nun siehe, durch den Geist gebunden, fahre ich nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird, 23nur dass der Heilige Geist mir in allen Städten bezeugt, dass Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten. 24Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes. 25Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen bin und das Reich gepredigt habe. 26Darum bezeuge ich euch am heutigen Tage, dass ich rein bin vom Blut aller; 27denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.

28So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. 29Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. 30Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes reden, um die Jünger an sich zu ziehen. 31Darum seid wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen.

32Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und zu geben das Erbe mit allen, die geheiligt sind. 33Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. 34Denn ihr wisst selber, dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben, mir und denen, die mit mir gewesen sind. 35Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.

36Und als er das gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen. 37Da begannen alle laut zu weinen, und sie fielen Paulus um den Hals und küssten ihn, 38am allermeisten betrübt über das Wort, das er gesagt hatte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Und sie geleiteten ihn auf das Schiff.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Benötigtes Material: Papier und Stift (je Person)
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1. Erklärungen zum Text

V.17: Paulus will bei der Rückkehr von seiner dritten Missionsreise keine Zeit verlieren, deshalb lässt er die Gemeindeleiter von Ephesus nach Milet holen, das bedeutete einen Fußmarsch von 60 km.

V.18-21: Paulus gibt vor den Verantwortlichen einen Rechenschaftsbericht ab. Ihm war ein korrektes Verhalten wichtig. Seine Haltung war demütig, dienend, mitfühlend (Tränen) und standfest in Versuchungen. Seine Verkündigung war nützlich, öffentlich und persönlich (Häuser). Paulus berichtet ehrlich von Anfechtungen und Gegnerschaft. In allem hat er sich nicht einschüchtern lassen. Die Umkehr zu Gott und den Glauben an Jesus war die Mitte seiner Verkündigung.

V.22.23: Obwohl ihm vom Heiligen Geist gesagt wird, dass er in Jerusalem in Gefangenschaft gerät, hat er keine Freiheit, diese Reise abzubrechen. Neue Bedrängnis wartet auf Paulus, Bedrängnisse gehören zum Leben als Christ (Apg 14,22; 1. Thess 3,4).

V.24: Wichtiger als sein Leben ist Paulus die Treue zu Gott und zu seinem Auftrag. Wenn darüber sein Leben verloren geht, nimmt er das für das höhere Ziel in Kauf. Die Hoffnung auf das vollendete Leben bei Gott überstrahlt alle Bedrängnisse.

V.25: Zum Reich Gottes gehören die Menschen, die sich von Gott beherrschen lassen.

V.26: Diesen Vers kann man nur auf dem Hintergrund von Hesekiel 3,16-21 und 33,1-9 verstehen. Paulus hat in seiner Verkündigung die Leute zum Glauben gerufen, wer nicht hört, ist selbst verantwortlich. Hätte Paulus geschwiegen oder nicht das ganze Evangelium in Gericht und Gnade verkündigt, könnte Gott ihn zur Rechenschaft ziehen.

V.28: Der Höhepunkt seiner Abschiedsrede ist die Ermahnung, achtzuhaben. Jesus hat mit dem höchsten Einsatz, mit seinem Blut, die Gemeinde erworben. Die Leiter sollen nun auf diese wertvolle Gemeinde achthaben. Diese Ermahnung haben sie beherzigt, denn Jesus lobt in Offenbarung 2,1-7 die Gemeindeleitung für ihren klaren Kurs gegenüber Irrlehrern.

V.29: Die Aufsicht ist deshalb so wichtig, weil die Gemeinde gefährdet ist; reißende Wölfe waren die größte Gefahr für die Schafe. Es braucht Aufseher (Bischöfe), besonders wegen der falschen Lehrer von innen. Jahrelang hat Paulus emotional (mit Tränen) die Leute ermahnt, bei der Gnade (V.32) zu bleiben.

V.33.34: Paulus war in seiner Versorgung nicht abhängig von der Gemeinde. Im Gegenteil, er unterstützte mit dem Erlös seiner handwerklichen Arbeit (vgl. 2. Thess 3,7-12) auch noch die, die darauf angewiesen waren. Er hat selbst erfahren: Im Geben liegt Segen!

V.36: Gebetsgemeinschaft mit gebeugtem Knie. Wie Jesus im Garten Gethsemane (Lk 22,41) oder Stephanus bei seiner Steinigung (Apg 7,60). Die kniende Haltung symbolisiert die Unterwerfung unter Gott. Händefalten ist die Geste des Gebundenseins an Gott, Augen schließen hilft zur Konzentration.

V.37.38: „Sie geleiteten ihn auf das Schiff“ kann auch bedeuten „sie statteten ihn mit Reiseproviant aus“.

2. Bedeutung für den heutigen Hörer

2.1 Evangelium begreifen (V.28b)

Er hat sein eigenes Blut für die Gemeinde eingesetzt, um sie zu erwerben, d.h., er hat sie dem Tod abgekauft. Warum muss Gott durch Jesus sein Blut für die Gemeinde einsetzen? Weil Gott heilig ist und den Menschen als heiliges Wesen, das zu ihm gehört, geschaffen hat. Gottes Heiligkeit wird verletzt, wenn sich ein Mensch von ihm abwendet. Weil Gott heilig ist, kann er nichts Unheiliges bei sich haben. Deshalb muss er bei jedem Menschen, der sich von ihm abwendet, seine Erschaffung zurücknehmen, das bedeutet den Tod (vgl. Röm 6,23). Die Existenz des Menschen ist an sein Blut gebunden. Ohne Blut im Körper kann kein Mensch leben. Der unheilige Mensch verliert sein Blut, also sein Leben. Es sei denn, ein anderes Lebewesen verliert stellvertretend für ihn sein Blut. Das ist die Bedeutung der Tieropfer im AT. Da mit dem Sündenfall aber die ganze Schöpfung aus dem Paradies gefallen war, blieb die Stellvertretung durch Tiere mangelhaft. Die Opfer des AT bewirkten, dass die Menschen wieder mit Gott sprechen konnten, aber sie konnten keine bleibende Versöhnung mit Gott schaffen (vgl. Hebr 9,13 und 10,4). Bleibende Versöhnung konnte nur Jesus, der Sohn Gottes, schaffen, denn er war ohne Sünde (Hebr 9,14 f.; Jes 53,4 f.). Jesus tritt an meine Stelle, setzt sein Blut für mich ein. Jetzt wartet er darauf, dass ich das akzeptiere, dann erst gelte ich vor Gott als heilig. Durch Jesus bin ich heilig. Alle, die durch Jesus heilig geworden sind, bilden die Gemeinde.

2.2 Strategisch handeln (V.17)

Milet war im Altertum eine sehr berühmte Stadt (aus ihr stammt z. B. Thales). Es fällt auf, dass Paulus in dieser Stadt nicht missioniert. Er beschränkt sich auf die Verantwortlichen, sie sollen als Multiplikatoren das Evangelium weitergeben. Er sammelt die Ältesten, Bischöfe und Hirten der Gemeinde (die Begriffe waren damals noch nicht klar unterschieden, es sind die Verantwortlichen der Gemeinde gemeint). Paulus hat sich also überlegt, wann er wo was sagt.

2.3 Vorbild als Mitarbeiter (V.24)

Paulus lebte nach der Devise: Sein Leben drangeben, macht glücklicher, als damit angeben. Für was opfere ich meine Zeit, meine Kraft und meine Begabung? Wie gehe ich mit meinem Geld oder dem anderen Geschlecht um? Bedeutet mir meine eigene Ehre mehr als das Leben mit Gott und sein Auftrag? Was bedeutet für mich: Geben ist seliger als Nehmen (vgl. Mk 8,35)? Stehe ich als begabter Mitarbeiter in der Gefahr, die Leute aus dem Jugendkreis bzw. dem Junge Erwachsenen-Kreis eher an mich als an Jesus und seine Gnade zu binden? Möchte ich selbst im Mittelpunkt stehen oder möchte ich, dass Jesus im Mittelpunkt steht?

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Einstieg mit dem Thema „Abschied“

Manche haben schon am Anfang einer Freizeit Angst vor dem Abschied, wenn die schöne Zeit der Gemeinschaft wieder getauscht werden muss mit den Schwierigkeiten des Alltags in der Schule, beim Studium oder bei der Arbeit. Gewachsene, wertvolle Beziehungen erfahren durch den Abschied wieder eine Distanz. Noch schwerer wird es, wenn man weiß, dass man eine Person nie wieder sehen wird. Beim Abschied verdichten sich die Erfahrungen der gemeinsam erlebten Zeit. Es kristallisiert sich heraus, was wirklich wichtig war und was einen bleibenden Wert hat. Beim Abschied spürt man, was einem die Person bedeutet und was sie einem gegeben hat.

Fragen zum Gespräch: Von wem musste ich mich schon verabschieden? Bei welchen Personen fiel es mir leicht, bei welchen schwer? Hast du schon einen endgültigen Abschied erlebt?

3.2 Text mit zwei Personen lesen

Vor der Textlesung lohnt sich ein Blick auf eine biblische Karte, in der die dritte Missionsreise von Paulus eingetragen ist.

a) Sprecher V.17.18a und 36-38

b) dazwischen Paulus V.18b-35

3.3 Texterarbeitung in drei Phasen plus Kurzandacht

In jeder Phase liest jeder für sich die angegebenen Verse und notiert sich in der Stille (3-5 Minuten) Anmerkungen zu jeder Phase, anschließend teilt er sie im Gespräch der Gruppe mit.

1. Phase: Rückblick – Rechenschaft

Auf was blickt Paulus in seinem Leben zurück? Bedenke die Verse 18b-21; 25-27 und 33-35.

Stichworte: Leidenschaft für Jesus; alles gesagt; Umkehr und Glaube.

2. Phase: Ausblick – Bedrängnis

Auf was stellt sich Paulus in der Zukunft ein? Bedenke die Verse 22-24 und 29-30.

Stichworte: Bedrängnisse; wichtiger als Leben ist Glaube und Auftrag.

3. Phase: Abschied von Brüdern

Wie verabschiedet sich Paulus von seinen engsten Freunden? Bedenke die Verse 36-38.

Stichworte: Gebet; Hingabe; Tränen; Begleitung

3.4 Abschlussandacht zum Vermächtnis von Paulus

Bedenke die Verse 28 und 31-32.

Stichworte: Durch sein Blut erworben; achthaben auf sich selbst; achthaben auf die Herde

Zum Schluss kann ein Lied von Manfred Siebald vorgetragen werden: „Wenn Gott will und wenn wir leben, wollen wir uns wiedersehn.“

  • Autor / Autorin: Martin Siehler
  • © Deutscher EC-Verband
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