Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Einheit | Bibelarbeit
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Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 45-60 Min.
Bibelstelle: Römer 1,18-23 anzeigen
Bibelstelle
Römer 1,18-1,23

Die Gottlosigkeit der Heiden

18Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alles gottlose Leben und alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. 19Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. 20Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben. 21Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. 22Die sich für Weise hielten, sind zu Narren geworden 23und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

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1. Erklärungen zum Text

Im Römerbrief stellt sich Paulus einer Gemeinde vor, die er – anders als bei Briefen an andere Gemeinden – weder gegründet hat noch persönlich kennt. Darum entfaltet er in diesem Brief seine Theologie, um sich dieser Gemeinde vorzustellen.

In den ersten 17 Versen leitet Paulus seinen Brief an die Römer ein. Danach folgt ein neuer Abschnitt, der bis Römer 3,20 reicht. In diesem entfaltet Paulus die Grundvoraussetzung, dass jeder ausnahmslos – Jude wie Heide – ein Sünder ist, um dann im nächsten Abschnitt (Röm 3,21 – 5,21) auf Christus verweisen zu können. Dabei ist Römer 1,18 als Überschrift für diesen Abschnitt und Römer 3,9-20 als Zusammenfassung zu verstehen.

Der offenbarte „Zorn Gottes“ in Vers 18 ist eine Umschreibung für das Gerichtshandeln Gottes. Dieser Zorn gilt der Sündhaftigkeit des Menschen in seiner „Gottlosigkeit“ und seinem „Unrecht“. In den darauffolgenden Versen wird dies konkretisiert.

So etwa in den Versen 19-23. Für Paulus ist klar, dass alle Menschen seit der Schöpfung genug Hinweise auf Gott bekommen haben (V.19.20). Damit sind aber nicht nur Gottes Taten bei der Erschaffung der Welt gemeint, sondern auch sein Handeln in der Geschichte. Paulus geht sogar noch weiter: Es hatte nicht nur jeder Mensch die Möglichkeit, Gott zu erkennen, sondern auch wer ihn erkannt hat, hat Gott dafür weder Dank noch Ehre entgegengebracht (V.21). Stattdessen hielten sich die Menschen für besonders weise, indem sie andere Götzen an seine Stelle gestellt haben (V.22.23).

Wichtig ist: Paulus geht es in seiner Argumentation nicht darum, irgendwelchen Indianern in abgelegenen Winkeln der Erde vorzuwerfen, dass sie eigentlich auch Christen sein könnten, wenn sie aufmerksam genug gewesen wären. Auch Paulus weiß, dass man von der Schöpfung allein nicht auf Kreuz und Auferstehung Christi schließen kann.

Es geht ihm vielmehr darum, festzuhalten, dass es keine Entschuldigung für unsere Gottlosigkeit gibt und jeder Mensch ausnahmslos Sünder ist. Der Bibeltext in Römer 1,18-23 darf zudem nicht isoliert betrachtet werden. Der Text drängt geradezu auf die Rechtfertigung durch Christus in den späteren Kapiteln.

2. Bedeutung für heute

V.19.20: Ohne Entschuldigung

Nach Paulus haben wir Menschen genügend Gründe, Gott zu erkennen. Und damit liegt er vor allem bei uns heute völlig richtig: Wir haben die großartige Schöpfung vor uns, ja, wir haben sogar noch faszinierendere Einblicke erhalten als die Generationen vor uns. Die Heilige Schrift mit dem Zeugnis von Jesus Christus ist für uns alle quasi kostenlos zugänglich und das in diversen Übersetzungen. Und darüber hinaus können wir Gott auch in Alltäglichem entdecken, in Begegnungen und Beziehungen, im Gebet und in der Stille. Und trotzdem lassen wir uns gern Entschuldigungen einfallen, warum wir uns nicht mit Gott auseinandersetzen müssen. Mal sind wir zu jung und sorglos, dann zu beschäftigt, zu glücklich, zu alt und irgendwann ist es zu spät. Aber eigentlich haben wir keine Entschuldigung. Das müssen wir uns selbst eingestehen.

V.21-23: Götzendienst statt Gottesdienst

Und auch mit dem zweiten Punkt hat Paulus völlig recht: Wir halten uns dabei noch für besonders schlau. Statt in Gott den Sinn und Ursprung zu sehen, verehren wir besseren Wissens – bewusst oder unbewusst – ganz andere Größen: den Sport, die Gesundheit, Wissenschaft, Familie oder uns selbst. Wir vertauschen Schöpfer und Geschöpf und stellen etwas Vergängliches oder uns selbst über Gott. Dabei gebührt doch eigentlich Gott Dank und Ehre. Auch das müssen wir uns selbst eingestehen.

V.18: Zorn Gottes

Vers 18 überschreibt bereits, worauf unser Versagen hinauslaufen wird: Gottes Zorn wird uns voll treffen, wegen unserer Sünde. Der Zorn Gottes begegnet uns in der Bibel des Öfteren, was es für uns aber nicht einfacher macht, ihn mit unserem Gottesbild zu vereinbaren. Gottes Zorn und seine Liebe scheinen sich zumindest teilweise widersprechen zu wollen. Anders als bei uns Menschen meint der „Zorn Gottes“ aber keine unkontrollierte Emotion. Es ist vielmehr die der Sünde zugewandte Seite Gottes. Es ist das „Brennen seiner Liebe“, die das Böse in der Welt nicht einfach übersehen und ignorieren kann, sondern der Sünde vehement entgegentritt. Das ändert jedoch nichts daran, dass dieser Zorn uns Menschen gilt. Er darf aber nicht ohne die Liebe betrachtet werden – beide gehören als Einheit zusammen. Das zeigt sich nicht zuletzt am Kreuz von Golgatha, wo sich – gleichsam einem Blitzableiter – Gottes Zorn an seinem Sohn Jesus Christus stellvertretend entlädt, statt uns zu treffen. Wenn wir also auf Christus vertrauen, brauchen wir den Zorn Gottes nicht zu fürchten.

3. Methodik für die Gruppe

Einstieg – Unwissenheit

Im römischen Recht gab es den Grundsatz „Ignorantia legis non excusat“ oder umgangssprachlich „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“. Schließlich hätte man ja nachschauen können, was geltendes Recht ist und kann sich daher nicht einfach mit Unwissenheit entschuldigen.

Im Endeffekt spiegelt das den Inhalt des Bibeltextes wider: Uns trifft Gottes Zorn (Strafe), weil wir gottlos/unrecht leben (Vergehen), obwohl wir doch von Gott wissen können (Unwissenheit).

Man könnte also juristisch einsteigen und im Plenum „Tatbeispiele“ nennen und diskutieren, ob die Täter schuldig sind oder nicht:

  • Ein Wirtshausgast nimmt irrtümlich einen falschen Mantel mit nach Hause. Ist er ein Dieb?
  • Ein Brite, der in Deutschland arbeitet, wird mit 0,7 Promille Alkohol am Steuer erwischt, wusste aber nicht, dass hier niedrigere Grenzwerte gelten als die 0,8 Promille in Großbritannien. Ist er schuldig?

Natürlich kann man auch direkt darüber diskutieren, ob und inwiefern Unwissenheit vor Strafe schützt oder eben auch nicht.

Gruppenfragen zum Bibeltext

  • Ist für euch alles verständlich? Versucht Unklarheiten zu klären!
  • Vers 18 spricht vom „Zorn Gottes“ – was ist darunter zu verstehen? Warum ist Gott ein zorniger Gott und was bedeutet das? Inwiefern beißt sich das mit der Vorstellung eines liebenden Gottes?
  • Was meint Paulus in den Versen 19 und 20? Was können wir Menschen von Gott wissen? Und was nicht?
  • Auf welchem Weg können wir von Gott wissen und erfahren, wer und wie er ist?
  • In den Versen 21-23 legt Paulus nochmal nach: Wir Menschen können nicht nur von Gott wissen, sondern wir haben ihn sogar erkannt und trotzdem geben wir anderen Dingen die Ehre. Hat er damit Recht?
  • Was wären solche vergänglichen Götzen in unserem Leben?
  • Worum geht es Paulus in seiner Ausführung? Will er etwa sagen, dass alle Menschen der Erde eigentlich Christen sein müssten oder will er eigentlich etwas anderes verdeutlichen?

Gebetsrunde

Betet dafür, dass Gott Augen, Ohren und Herzen öffnet – für ihn. Betet für euch selbst, für Menschen in eurem Umfeld, für euch selbst. Betet dafür, dass Gott ihnen und euch begegnet und dass er sich zu erkennen gibt, immer wieder aufs Neue!

  • Autor / Autorin: Chris Nathan
  • © Deutscher EC-Verband
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