Voll sympathisch!

Einheit | Bibelarbeit
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Voll sympathisch!

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 60-90 Min. (Vorbereitung: 15-25 Min.)
Bibelstelle: Hebräer 4,14-5,10 anzeigen
Bibelstelle
Hebräer 4,14-5,10

Christus der große Hohepriester

14Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. 15Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. 16Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.

5

1Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden. 2Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt. 3Darum muss er, wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern für die Sünden. 4Und niemand nimmt sich selbst diese Würde, sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron. 5So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.« 6Wie er auch an anderer Stelle spricht (Psalm 110,4): »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.«

7Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen vor den gebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte; und er ist erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. 8So hat er, obwohl er der Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. 9Und da er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber der ewigen Seligkeit geworden, 10von Gott genannt ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Benötigtes Material: Papier und Stift
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1. Erklärungen zum Text

Hebräerbrief

Der Verfasser hat eine Gemeinde vor Augen, die im Glauben müde zu werden beginnt und in der Gefahr steht, Jesus und seiner rettenden Botschaft den Rücken zu kehren. Der Briefschreiber ist bemüht, die Christen zur Nachfolge und Leidensbereitschaft zu ermutigen. Das Ziel ist, die neue, zukünftige Stadt im Blick zu haben – die Perspektive Ewigkeit (13,14).

Der Hebräerbrief arbeitet viel mit Vergleichen aus dem AT. Durchgängig begegnen uns Zitate aus dem AT oder Anspielungen darauf. In diesem Abschnitt dient das Amt des Hohepriesters als Vergleich für Jesus. Die Bezeichnung Jesu als „Hohepriester“ ist dabei einzigartig in der Bibel und für den ganzen Hebräerbrief zentral.

Hebräer 4,14 – 5,10

Der Hohepriester Israels hatte im Kultus des AT die Aufsicht über alles, was Tempel, Gottesdienst, Opferhandlungen und Priesterschaft betraf. Der Dienst im Heiligtum erforderte eine besondere Heiligung, ohne die sich der Mensch Gott nicht nahen konnte (s. 2. Mose 28f.). Einmal im Jahr, am Großen Versöhnungstag (Jom Kippur), hatte der Hohepriester das Sündopfer für seine eigenen Sünden, sowie für die des Volkes darzubringen und die Opferhandlungen zu vollziehen (3. Mose 16), um für sich, sein Haus und das ganze Volk Israel Sühne zu erwirken. Das tat er, indem er in das Allerheiligste trat und Blut an den Deckel der Bundeslade, den Sühnedeckel, sprengte. In der Lade befanden sich die Tafeln mit den Zehn Geboten und auf der Lade thronten die Cherubim als Zeichen der Gegenwart Gottes. Wenn der Hohepriester also das Blut an den Deckel sprengte, dann bedeutete das, dass Gott selbst mit den Sünden in Berührung kam. Er saugte die Sünden geradezu in sich auf.

Nach Hebräer 5,5f. ist Jesus Christus der rechte Hohepriester der Gemeinde Gottes geworden, der nicht – wie die alttestamentlichen Hohepriester – jedes Jahr neu, sondern ein für alle Mal unsere Sünden gesühnt und die Versöhnung erlangt hat (9,25-28), indem er statt ins irdische Heiligtum in den Himmel eingegangen ist (9,24). Er hat damit den großen Vorhang zu Gottes Wirklichkeit aufgezogen (vgl. Mt 27,51). Durch Jesus haben nun alle Glaubenden Einlass zum „Gnadenthron“, zu Gottes heilsamer Gegenwart.

Das wichtigste Kennzeichen Jesu als Hohepriester ist sein „Mitleiden“, griechisch sympathein (4,15): Jesu ganze Sympathie gilt uns! Er leidet mit unserer Schwachheit und ist versucht worden in allem wie wir (4,15). Das griechische Wort für Versuchung (peirazo) hat hier die Bedeutung von „die Versuchung aus eigener Erfahrung kennen, mit ihr existenziell vertraut sein“. Als Mensch wie wir wurde Jesus vielfältigen Versuchungen ausgesetzt (vgl. Mt 4,1ff.). Der innere Kampf im Garten Gethsemane (Mt 26,36ff.) war eine seiner schwersten Versuchungen, die er zu bestehen hatte. Besonders am Kreuz musste Jesus „Gehorsam lernen“ (5,8). Es war für ihn keine pure Selbstverständlichkeit, den Willen des Vaters in allem quasi automatisch zu erfüllen. Aus eigener Erfahrung weiß Jesus um alle Schwachheit unseres Menschseins – und begegnet uns darum barmherzig, wenn wir der Versuchung erliegen.

Der Priester Melchisedek („König der Gerechtigkeit“) lebte ca. 400 Jahre vor Mose und Aaron; d. h. es gibt den wahren Priester Gottes außerhalb des levitischen Priestertums und Opfersystems des Alten Bundes (1. Mose 14,18-20). Jesus kann nach dem Verständnis des AT kein „ordentlicher“ Hohepriester sein, weil er nicht aus dem Stamm Levi kommt, sondern aus Juda. Weshalb er dennoch der wahre Hohepriester ist, wird damit begründet, dass er Gottes Sohn ist und von Gott berufen wurde (vgl. Taufe und Verklärung – Lk 3,22; 9,35).

2. Bedeutung für heute

Die Empfänger des Hebräerbriefes stecken in der Krise, in einer Glaubenskrise. Das Feuer der ersten Liebe zu Jesus ist erloschen. Die anfängliche Leidenschaft ist dahin. Zweifel kommen auf: Was hat sich durch das Kommen Jesu, seinen Tod und seine Auferstehung eigentlich geändert? Was bringt mir mein Vertrauen zu ihm? Woher nehmen Christen ihre Gewissheit? Dieser Textabschnitt spricht von einer einzigartigen Bedeutung Jesu. Nicht, weil dieser allmächtig und souverän alle Enttäuschungen und Krisen beiseite wischt, sondern weil er selbst Anfechtungen und Not kennt. Deshalb können wir unsere ganze Hoffnung auf ihn setzen. Er verspricht uns nicht, uns vor allem Leid zu bewahren. Aber er verspricht uns, uns darin beizustehen und hindurch zu (beg)leiten. Wir haben einen Gott ganz besonders für den grauen Alltag. Jesus kennt meine Schwächen und meine Kraftlosigkeit und überwindet sie. Im Hebräerbrief ist das sein Merkmal, sein Feature.

Können wir mit einem solchen Gott etwas anfangen? Haben Leid und Scheitern in unserer oft gnadenlosen und gewinnoptimierten Gesellschaft einen Platz? Oder werden die Schattenseiten des Lebens einfach ausgeklammert – zumindest in der Öffentlichkeit? Auf Instagram wird mit Hilfe von Filterfunktionen das perfekte Leben dargestellt. Wir tun alles, um stark und schön durchs Leben zu kommen. Doch dieser Selbstoptimierungswahn setzt viele unendlich unter Druck.

Da könnte es Evangelium, gute Nachricht sein, zu wissen, dass Leid und Scheitern für Jesus keine Fremdwörter sind. Dass wir „ungefiltert“ und „unretuschiert“ vor den Gnadenthron treten dürfen (4,16). Was für eine Befreiung könnte das sein! Gnade, bedingungslose Annahme, ist das nicht das, wonach sich alle Menschen sehnen? Brauchen wir nicht alle jemanden, der mitleidet, mit uns „sympathisiert“ in unserer Schwachheit?

Durch Jesus Christus ist Gottes Thron für uns nicht mehr ein Ort des Anspruchs, der Forderung oder der Anklage. Sondern DER Ort der Gnade und Barmherzigkeit.

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Einstieg zum Thema

Als Einstieg in dieses Thema eignen sich die Fragen:

  • Was ist für dich einzigartig an Jesus?
  • Was ist das Besondere des Glaubens?

Jede Person versucht diese Fragen mit der Zeichenanzahl eines Tweets (280 Zeichen, inkl. Leerzeichen) zu beantworten. Ihr könnt dafür gern auch Zettel mit entsprechendem Platzhalter vorbereiten.

Alternativ können einzelne Begriffe und Eigenschaften ausgedruckt und ausgelegt werden. Jede Person nimmt sich einen Begriff, der (am ehesten) für sie das Besondere am Glauben beschreibt. Anschließend folgt eine kurze Austauschrunde.

3.2 Vorbemerkung zum Bibellesen

In unserem Bibeltext geht es um die einzigartige Bedeutung von Jesus.

Um den etwas sperrigen Text zugänglicher zu machen, möchte ich heute auf eine besondere Art des Bibellesens hinweisen. Sie hilft uns, genauer auf Gottes Wort zu hören und zwischen den Zeilen zu lesen.

Die „Lectio Divina“, das göttliche Lesen, ist ein langsames, bewusstes Lesen und Verinnerlichen einer Bibelstelle. Sie geht davon aus, dass Gottes Wort von sich aus Kraft hat und Veränderung in unserem Leben bewirkt – ohne große Predigt. Sie eignet sich sowohl für die persönliche Zeit mit Gott als auch für das Bibellesen in der Gruppe.

3.3 Bibeltext und Lectio Divina

Beginnt das Bibellesen mit einem Gebet. Betet, dass Gott euch hilft, eure eigenen Gedanken loszulassen, damit ihr tiefer in seine Gegenwart kommt und mit ganzen Herzen da seid und auf sein Wort hört.

Fangt an, eure Ohren daran zu gewöhnen, wirklich zuzuhören, indem einer die Bibelstelle viermal laut vorliest. Macht nach jedem Halbsatz eine Pause, damit die Worte bei euch nachklingen können. Setzt euch dazu aufrecht und entspannt hin und schließt eure Augen.

Folgende Schritte solltet ihr bei der Lectio Divina in einer Kleingruppe befolgen:

  1. Lesen: Hört beim ersten Lesen einfach zu, wie die Worte laut klingen.
  2. Nachdenken: Fragt beim zweiten Lesen: Was berührt mich besonders?
  3. Reagieren: Bewegt beim dritten Lesen die Frage: Wozu fordert Gott mich heute auf?
  4. Ruhen: Fragt beim letzten Lesen nichts, sondern ruht einfach in der Gegenwart Gottes und erlebt, wie er euch durch sein Wort inspiriert.
  5. Mitteilen: Teilt euch einander mit, was Gott durch sein Wort zu euch gesprochen hat, was euch wichtig wurde, wo ihr hängengeblieben seid.

Falls euch viermal Lesen zu viel erscheint, dann lest den Text nur zweimal. Wichtig ist nur, dass ihr nach jedem Lesen eine Zeit der Stille zulasst, damit Gottes Worte in eure Herzen durchdringen können.

Anfangs scheint diese Methode etwas schräg, doch habt den Mut, es auszuprobieren, ihr werdet Gottes Wort intensiver und persönlicher wahrnehmen.

3.4 Vertiefung

Hier können einzelne Aspekte und Aussagen vertieft und diskutiert werden:

  • Job description: Was ist die Aufgabe eines Priesters? Welche Voraussetzungen muss er mitbringen und was war seine Funktion im AT? Lest 2. Mose 29,30; 3. Mose 4,3-21; 3. Mose 16 und vergleicht mit Jesus. Was war bei ihm anders, was gleich?
    • Was bedeutet Jesus als Priester für dich?
    • Woran leidest du und wo braucht dein Leben „Versöhnung“ und Befreiung durch Gottes Gnade?
    • Was löst die Vorstellung in dir aus, dass Jesus in allem versucht worden ist wie du? Ist das hilfreich/nötig/wichtig?

3.5 Abschluss

Um das Gehörte und Gedachte für den Alltag zu konkretisieren, soll eine Möglichkeit des stillen, persönlichen Gebets geschaffen werden sowie das Angebot, mit und für jemanden zu beten.

  • Autor / Autorin: Bernd Pfalzer
  • © Deutscher EC-Verband
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