Wenn Gott aufwacht

Einheit | Bibelarbeit
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Wenn Gott aufwacht

Materialart: Bibelarbeit
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten
Einsatzgebiet: Gruppenstunde
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 45-75 Min. (Vorbereitung: 10-20 Min.)
Bibelstelle: Jesaja 51,9-51,16 anzeigen
Bibelstelle
Jesaja 51,9-51,16

Israel ruft nach der Macht des Schöpfers

9Wach auf, wach auf, zieh Macht an, du Arm des Herrn! Wach auf, wie vor alters zu Anbeginn der Welt! Warst du es nicht, der Rahab zerhauen und den Drachen durchbohrt hat? 10Warst du es nicht, der das Meer austrocknete, die Wasser der großen Tiefe, der den Grund des Meeres zum Wege machte, dass die Erlösten hindurchgingen? 11So werden die Erlösten des Herrn heimkehren und nach Zion kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen.

12Ich, ich bin euer Tröster! Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben, und vor Menschenkindern, die wie Gras vergehen, 13und vergisst den Herrn, der dich gemacht hat, der den Himmel ausgebreitet und die Erde gegründet hat, und fürchtest dich ständig den ganzen Tag vor dem Grimm des Bedrängers, der darauf aus ist, dich zu verderben? Wo ist denn der Grimm des Bedrängers? 14Der Gefangene wird eilends losgegeben, dass er nicht sterbe und begraben werde und dass er keinen Mangel an Brot habe. 15Denn ich bin der Herr, dein Gott, der das Meer erregt, dass seine Wellen wüten – sein Name heißt Herr Zebaoth –; 16ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt und habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen, auf dass ich den Himmel von Neuem ausbreite und die Erde gründe und zu Zion spreche: Du bist mein Volk.

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Benötigtes Material: Zeitung(en) / Zeitschrift(en)
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1. Erklärungen zum Text

V.10: Die Verse 9 und 10 bilden ein Gebet, das auf die großen Worte in den Versen 1-8 reagiert. Gott hatte versprochen: „Meine Gerechtigkeit ist nahe, mein Heil tritt hervor, und meine Arme werden die Völker richten“ (V.5). Aber leider sieht die Lebenswirklichkeit seiner Leute im babylonischen Exil ganz anders aus. Darum soll Gott endlich aufwachen, sein Arm endlich „Macht anziehen“, wie zur Zeit der Schöpfung, als Gott den Urzeit-Drachen Rahab besiegt hat. Denn was nützen die schönsten Versprechen, wenn sie nicht Wirklichkeit werden?

V.10: Auch beim Auszug aus Ägypten war es Gottes Macht, die die Israeliten vor der verfolgenden Armee gerettet hat.

V.11: Ist das noch Gebet oder schon Antwort? Wie ein neuer Auszug aus Ägypten soll es sein, wenn die Befreiten aus Babylon heimkehren.

V.12: Jetzt redet definitiv Gott. Er „tröstet“ nicht nur mit schönen Worten. Er hat die Macht (V.9), seine Leute zu erlösen (V.11). Darum: „Wer bist du denn?“ Wie dämlich, sich vor sterblichen Menschen zu fürchten …

V.13: … wenn man doch einen Gott hat, der Himmel und Erde gemacht hat. Warum sich trotzdem noch „ständig“, „den ganzen Tag“, fürchten vor dem „Grimm des Bedrängers“?

V.14: Schnell wird es gehen: „Eilends“ wird der Gefangene befreit. Er soll leben und es soll ihm an nichts fehlen.

V.15: Gott bekräftigt sein Wort mit seinem Wesen und seinen Eigenschaften. Der Gottesname, den man im Judentum nicht ausspricht und für den in unseren Bibeln „HERR“ steht, betont seine Barmherzigkeit und seine Nähe zu den Schwachen, Unterdrückten, Bedrängten. HERR „Zebaoth“ (Herr der Heerscharen) betont eher seine Macht und Stärke. Beides wird hier verbunden: mit mächtiger Barmherzigkeit wird Gott handeln.

V.16: „Ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt“: Das kann man auf den Propheten beziehen und auf seine Botschaft von der neuen Zuwendung Gottes – oder auf ganz Israel, dem Gott seine Tora, seine Weisung, anvertraut hat. Das eine muss das andere nicht ausschließen. Beide, Prophet und Volk, sind unter Gottes Händen geborgen. Und das, was jetzt beginnt, ist wie eine neue Schöpfung. Gott fängt noch einmal ganz neu mit seinem Volk an.

2. Bedeutung für heute

Gottes Arm wecken

Kommt es vor, dass Gott schläft? Einerseits: „der dich behütet, schläft nicht“ (Ps 91,3). Andererseits wird nicht nur in unserem heutigen Abschnitt, sondern auch in einigen Psalmen gebetet: „Wach auf!“. Es sind immer wieder die Kaputten und Elenden, die Unterdrückten und Ausgebeuteten, die zu Gott sagen: „Steh auf! … Die Armen befehlen es dir“ (Ps 10,12.14). Sie dürfen so mit Gott reden, weil er selbst sich als ihr Helfer vorgestellt hat (z.B. in Ps 146).

Wir kennen die Spannung ja auch: Wir glauben an einen guten, barmherzigen, freundlichen Gott. Und trotzdem müssen so viele Menschen so viel Schweres aushalten. Am grünen Tisch findet man Erklärungen: Es wird schon alles seinen Sinn haben, Gott hat bestimmt einen Plan und so weiter. Aber wenn es dich selbst trifft, dann spürst du, wie schwer das Aushalten und das Warten ist und wie leicht das Herz bitter werden und vertrocknen kann. Dann ist es Zeit, neu das Gespräch mit Gott zu suchen, seinen Arm zu wecken und dranzubleiben, bis sich die Situation verändert. Oder bis du gelernt hast, Ja zu sagen, das nicht Resignation ist, sondern echte Einsicht.

Wer bist du denn?

Wenn ich unsere christlichen Lieder höre, frage ich mich manchmal, warum wir eigentlich so viel Trost und Balsam für die Seele brauchen. Sind wir wirklich so voller Angst und Sorgen, obwohl wir satter und sicherer leben als fast alle Menschen auf der Erde und in der Geschichte der Welt?

Ich fürchte, ja. Was denken die anderen von mir? Bin ich gut oder glücklich genug? Bekomme ich alles, was mir (vermeintlich) zusteht? Wie sieht meine Zukunft aus? – Manche von uns leiden unter solchen Fragen genauso wie andere unter Hunger und Durst. Und werden nie satt. Und kriegen nie den Kopf frei für ihre Mitmenschen.

Gut, wenn uns neu bewusst wird, wer wir sind: Gottes geliebte Kinder. Die er versorgt. Die er befreit hat. Nicht, damit sie um ihre Sorgen kreisen. Sondern damit sie etwas Schönes in die Welt bringen. Etwas, das anderen gut tut. Welches Wort hat Gott in deinen Mund gelegt (V.16)? Welche Tat wartet auf deine Hand? Welcher Weg liegt vor deinen Füßen?

3. Methodik für die Gruppe

1. Schritt: Gottes Arm wecken

Die Gesprächsleitung hat im Vorfeld Schlagzeilen aus einer aktuellen Tageszeitung ausgeschnitten. Bevor der Bibeltext ins Spiel kommt, werden diese Schlagzeilen ausgelegt. In einer ersten Gesprächsrunde kann jeder, der mag, ein Thema benennen, das ihm Sorgen macht und ihn vielleicht schon lange beschäftigt. Das kann Bezug zu einer der ausgelegten Schlagzeilen haben oder auch etwas ganz anderes sein. Wichtig: Diese Äußerungen bleiben so stehen und werden nicht kommentiert oder diskutiert. Erlaubt sind nur Verständnisfragen. Gegebenenfalls schreibt die Gesprächsleitung jeweils ein Stichwort auf eine Karte und legt diese dann in die Mitte.

Auf diesem Hintergrund werden die Verse 9-11 gelesen und besprochen.

Mögliche Moderationsfragen:

  • Wenn wir an die Themen denken, die wir gerade gesammelt haben: Würdet ihr auch so beten? Warum bzw. warum nicht?
  • Gibt es Dinge im Text, die ihr nicht versteht?
  • Gibt es Details im Text, die euch besonders auffallen?
  • Die Verse 9 und 10 erinnern Gott daran, wie er in der Vergangenheit mit Macht gehandelt hat. Fallen euch dafür andere Beispiele ein, aus eurem Leben oder aus der Geschichte?
  • Was wäre, … (zu V.11): Wenn Gott bei unseren Sorgen-Themen so handeln würde wie in den Geschichten von früher, was würde dann passieren?

2. Schritt: „Wer bist du denn?“

Jetzt werden die Verse 12-16 gelesen und besprochen.

Mögliche Moderationsfragen:

  • Wenn ihr die gerade gelesenen Verse in einem Satz zusammenfassen müsstet, wie würde der heißen?
  • Gibt es Dinge im Text, die ihr nicht versteht?
  • Gibt es Details im Text, die euch besonders auffallen?
  • Wenn wir nochmal auf unsere Sorgen-Themen schauen: Wovor fürchten wir uns am meisten? Was hindert uns daran, selbst aktiv zu werden? Wie trösten wir uns?
  • Der Bibeltext empfiehlt den allmächtigen und zugewandten Gott als Tröster. Kommt dieser Trost bei euch an? Könnt ihr beschreiben, wie – bzw. warum nicht?
  • Es geht im Text nicht nur um Geborgenheit, sondern um Befreiung und Rettung (V.14) und einen neuen Anfang (V.16). Wie könnte so ein Neuanfang, so eine Befreiung, bei einem unserer Sorgen-Themen aussehen?

3. Schritt: Gottes Wort in deinem Mund

Am Ende der Bibelarbeit steht eine kurze Stille. Die Anmoderation könnte ungefähr so klingen:

Wir nehmen uns jetzt bewusst ein, zwei Minuten Stille zum Nachdenken und zum Beten. Gott sagt: „Ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt“. Wir haben viel geredet und einige Sorgen gewälzt. Wo kannst du konkret anpacken? Wo kannst du etwas Gutes sagen, etwas Hilfreiches tun, einen neuen Weg angehen?“

Die Gesprächsleitung beschließt die Stille mit einem Gebet. Je nach Gruppensituation kann jeder, der mag, seine Gedanken mitteilen.

  • Autor / Autorin: Matthias Stempfle
  • © Deutscher EC-Verband
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