Materialart: | Bibelarbeit |
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Zielgruppen: | Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Studenten |
Einsatzgebiet: | Gruppenstunde |
Verband: |
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Redaktion: |
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Zeitbedarf: | 30-60 Min. (Vorbereitung: 10-20 Min.) |
Bibelstelle: |
Jesaja 49,1-49,6 anzeigen Bibelstelle
Jesaja 49,1-49,6 49Gottes Knecht wird das Licht der Völker (vgl. Kap 42,1-4; 50,4-9; 52,13–53,12) 1Hört mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merkt auf! Der Herr hat mich berufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoß der Mutter war. 2Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht, mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum spitzen Pfeil gemacht und mich in seinem Köcher verwahrt. 3Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will. 4Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz. Doch mein Recht ist bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott. 5Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und Israel zu ihm gesammelt werde – und ich bin vor dem Herrn wert geachtet und mein Gott ist meine Stärke –, 6er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht, dass mein Heil reiche bis an die Enden der Erde. Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. |
Benötigte Materialien: | großes Plakat, Lied: „Komm und ruh dich aus“, Text zum Lied |
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Unser Abschnitt ist eines von vier so genannten „Gottesknechtsliedern“ im 2. großen inhaltlichen Abschnitt bei Jesaja (Kapitel 40-55, und darin: 42,1-4 + 50,4-9 + 52,13 – 53,12). Es gibt unterschiedliche Auslegungsansätze, wer dieser Gottesknecht gewesen sein könnte: ganz Israel oder ein unbekannter Diener Gottes oder der Prophet selbst? Viel spricht für die letzte Variante, nämlich dass ein Prophet im Auftrag Gottes zur Zeit des babylonschen Exils seelsorgerlich aufrichtend und ermutigend unter den Israeliten in der Fremde tätig war. Sein Ziel: das Vertrauen der Israeliten in Gottes Führungen und die Gewissheit seiner Nähe (auch im Exil) zu stärken und sie so auf ihre Rückkehr in die Heimat vorzubereiten.
Dabei ist der Prophet mit der Besonderheit konfrontiert, dass das Volk Symptome einer kollektiven Depression zeigt: die Israeliten in Babylon sind unempfänglich für Gottes (neues) Wirken und sein Wort (z.B. 41,19f. oder 43,8ff). Sie fühlen sich verlassen und vergessen (40,27 + 49,14). Sie sind müde und ohne Hoffnung (40,29), untröstlich (54,11), erleben sich selber als unbedeutend („Wurm“ 41,14) und jammern über die eigene Vergänglichkeit (40,6ff.). Schuldgefühle (44,22) und Gefühle der Ohnmacht und Ausweglosigkeit (45,1f.) zogen das ganze Volk runter.
Der Prophet richtet an dieses am Boden liegende Volk das Wort Gottes aus. Es sind kraftvolle und aufrichtende Worte: sie trösten, heilen, sprechen Vergebung und Neuanfang zu und eröffnen in eindringlichen Bildern neue Perspektiven.
Verse 1 + 6: Seine Botschaft gilt offensichtlich nicht nur Israel, sondern der ganzen Völkerwelt (von daher ist unser Abschnitt einer der ganz entscheidenden Texte im AT, in der sich die Wende vom Alten zum Neuen Bund abzeichnet).
Vers 2: „Schwert“ als Nahkampfwaffe für Israel, „Pfeil“ als Fernkampfgeschoss für die Völker; Bilder für die Durchsetzungsfähigkeit und Treffgenauigkeit des Wortes Gottes.
Verse 3+4: Vergewisserung des Auftrags durch Gott selbst und die eigene Frustration (Vers 4a) stehen hier in seltsamer Spannung.
Verse 5+6: Bestätigung und Erweiterung des Auftrags durch Gott.
Nicht nur an dieser Stelle kann man festmachen, dass die Gottesknechtslieder weit über die Situation der Israeliten im Exil hinaus greifen. Jesus selbst scheint sein eigenes Schicksal im Leben und Leiden des Gottesknechtes vorab gezeichnet zu sehen. Durch ihn selbst kommt die Rettung zu allen Völkern und somit die Verheißung zu ihrem Ziel.
Der Prophet steht erstmal ganz allgemein Modell für den an eine Aufgabe gewiesenen Menschen, der um seine „Berufung“ ringt in Zeiten des Scheiterns und der Erfolglosigkeit.
Spezieller ist die christliche Berufung: es geht darum, sich zuerst als geliebtes Kind Gottes und zweitens als „Gottes Mitarbeiter“ (1. Kor 3,9) zu begreifen. Hierfür ist unser Text eine wertvolle Hilfe im Umgang mit Frustration (lat. frustra – vergeblich): das können vermeintliche oder auch wirkliche Erfolglosigkeit sein, Selbstzweifel bezüglich der eigenen Berufung oder auch Mutlosigkeit im Hinblick auf die dafür vorhandenen Ressourcen (Gaben, Fähigkeiten, Kräfte).
Aus dem Zeugnis des Propheten können wir konkrete Richtung weisende Schritte für uns selber ableiten:
Schon Paulus scheint aus diesen Versen bei Jesaja Trost und Zuversicht für seinen eigenen Auftrag geschöpft zu haben: Er identifiziert sich mit dem Gottesknecht (Vers 1 – Gal. 1,15) und kennt auch Zweifel an der Effektivität seiner Arbeit (Vers 4 – Gal. 4,11).
Grundsätzlich heilsam war ihm die Erkenntnis: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig (2. Kor 12,9 – vgl. den ganzen Abschnitt).
Je nach Vertrautheit der Gruppe lädt der Abschnitt aus Jesaja zu einem offenen und intensiven Bibelgespräch am Text ein. Dabei wäre es hilfreich, den Zusammenhang des Propheten-Wirkens zu beleuchten bzw. im Hinterkopf zu haben (Exil und kollektive Niedergeschlagenheit Israels, Auftrag und „Auftritt“ des Propheten).
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