Atmosphäre – mehr als nur ein Mitnahme-Effekt

Der Begriff Atmosphäre ist ein unscharfer, ein weicher Begriff. Atmosphären lassen sich nicht messen und auch nicht exakt (in ihrer Wirkung) beschreiben oder definieren. Atmosphären lassen sich nur in der Erfahrung mit dem eigenen Leib und den eigenen Sinnen erschließen.

Dabei werden alle zugeben, „dass die Atmosphäre das erste ist, was man spürt, wenn man einen Raum betritt oder einen Ort aufsucht – und dann erst nimmt man Personen, Dinge, Signale wahr – und doch werden im Alltag die Atmosphären kaum als solche bemerkt …“, man übergeht sie in der Regel durch die normalen Vorhaben in Räumen, wertet ihre Bedeutung ab oder verdrängt ihren Einfluss. „Die Atmosphären sind etwas, das allenfalls mit-wahrgenommen wird oder alles Wahrgenommene in eigentümlicher Weise tönt. Dieses Tönen ist aber in gewisser Hinsicht von entscheidender Bedeutung. Die Atmosphären sind nämlich für die Stimmungsqualität entscheidend, in der Signale, Personen und Dinge um uns herum wahrgenommen werden. Die Atmosphären muten uns jeweils in charakteristischer Weise an und modifizieren so unsere Befindlichkeit.“

Gegenwärtige Lebensformen sind oft eher durch eine zugreifende Wahrnehmungsweise bestimmt – man will “haben”, was man sieht und fotografiert es deshalb schnell mit dem Handy – und das Handeln ist häufig sehr zielgerichtet. Dadurch wird – nicht nur im Alltag – das, was uns anmutet, übergangen. Die Anmutungen sind aber dafür verantwortlich, dass uns überhaupt etwas betrifft. Atmosphäre ist etwas, was im Zusammenspiel zwischen Objekt und Subjekt entsteht, etwas was zwischen den objektiven Vorfindlichkeiten, etwa in einem Raum und den subjektiven Befindlichkeiten der Menschen entsteht. Und daraus entstehen dann wiederum die Stimmungen bzw. die Stimmungsveränderungen.

Der Ausdruck „Atmosphäre“ ist im alltäglichen Reden nicht unbekannt. „Man redet von der gedrückten Atmosphäre einer Sitzung, der heiteren Atmosphäre eines Morgens, der düsteren Atmosphäre eines alten Schlosses. Aber in der Theorie des Bauens und Gestaltens von Räumen wird Atmosphäre erst langsam und in jüngster Zeit zu einer wichtigen Dimension.

Klar, man überlegt sich schon, für diesen oder jenen Anlass etwa in einem Raum eine „entsprechende“ Atmosphäre zu schaffen. In der Regel nimmt man aber Atmosphären einfach so hin, wie sie gegeben sind – allenfalls wird nach den Möglichkeiten gefragt, „Atmosphären zu erzeugen“. Dabei muss man aber auch bemerken: in unserem alltäglichen Verhalten und durch unsere Lebensformen produzieren wir die Atmosphären, in denen wir leben stets mit.

Eine Auswahl verschiedener Phänomenbereiche von Atmosphäre:

Das Atmosphärische der Dämmerung

Mit der naturgegebenen Dämmerung am Abend – insbesondere mit dem Phänomen der Blauen Stunde – aber auch mit der Morgendämmerung in umgekehrter, also heller werdenden Richtung, schiebt sich täglich etwas Atmosphärisches in unser Leben, etwas naturgegebenes das wir nicht verhindern/steuern können (dem wir uns höchstens entziehen können).

Licht als Atmosphäre und die Dunkelheit

Die Atmosphären einer Stadt, eines Dorfes, einer Gemeinde und der Natur

Musik und Atmosphäre

Die akkustisch-klangliche Atmosphäre

Die Leere als Atmosphäre und die Fülle

Gerüche und Düfte

Die Temperatur

Die Ausstrahlung der Bau- und Gestaltungsmaterialien

Menschen um uns herum

Um Atmosphären wahrnehmen zu können und deren Charakter bestimmen zu können, muss man Verfahren nutzen, mit denen man herausfinden kann, was einem diese oder jene Atmosphäre tut. Es geht dabei darum, den Charakter der Stimmung kennenzulernen, mit der sie einen anmutet.

Man kann sagen: Atmosphären sind gestimmte Räume/Orte. Oder: Atmosphären sind die Sphären gespürter leiblicher Anwesenheit – eine Atmosphäre muss man spüren, das setzt leibliche Anwesenheit voraus. Und man wird spüren: man wird von einer Atmosphäre gestimmt.

Klar ist auch: Man kann Atmosphären erzeugen und da stellt sich heute doch gleich die Frage, ob es so etwas wie eine Atmosphären-Kompetenz gibt und wie sie herausgebildet werden könnte?

Ich will dies nicht vorschnell beantworten, ich will in diesem Zusammenhang nur den einen Hinweis geben: Atmosphären-Kompetenz verlangt danach, dass man lernt, Atmosphären wahrzunehmen. Man lernt dabei die Bedeutung leiblicher Anwesenheit kennen.

Und das ist eine Herausforderung gerade in einer telematischen Gesellschaft, die zunehmend auf virtuelle Kommunikation ohne leibliche Anwesenheit setzt.

Es geht bei einer Art Atmosphären-Kompetenz, wenn es darum geht, Atmosphären zu erzeugen weniger um das Setzen von Zeichen und das Suggerieren von Bedeutungen, sondern darum, dass man den Dingen, Konstellationen, Räumen und Orten versucht, eine Ausstrahlung zu verleihen oder zu ermöglichen.

Für eine Jugendkirche dürfen die Atmosphären keine unberücksichtigten Faktoren sein und umgekehrt gilt es, gerade die speziellen Atmosphären(-möglichkeiten) von Kirchenräumen in passender Weise zum Leuchten und Wirken zu bringen.

your game

Hier ensteht eine Tolle Seite

Ein Geländespiel ist ein Spiel, das im Freien und auf einem größeren Gelände gespielt wird. Es kann verschiedene Formen und Regeln haben, aber im Allgemeinen geht es darum, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Aufgaben oder Herausforderungen lösen müssen, die im Gelände verteilt sind. Oft werden Geländespiele in Gruppen gespielt und können sportliche, strategische oder kreative Elemente enthalten. Beispiele für Geländespiele sind Schnitzeljagden, Capture the Flag oder Outdoor-Escape-Rooms.

Es ist dunkel. Ungefähr 60 junge Erwachsene stehen auf einer Wiese, die von hohen Bäumen gesäumt ist. Alle schauen gebannt in eine Richtung. Ein Lichtstrahl erhellt die Szenerie. Nein, kein Ufo-Landeplatz, sondern der zweite Abend von Secret Places in Großbottwar. Secret Places bedeutet: Gemeinsam mit Anderen fremde Orte entdecken. Willkommen sein. Livemusik genießen. Geschichten aus dem Leben hören und entdecken, dass das viel mehr auch mit dem eigenen Leben zu tun hat, als man geahnt hat.

Geheime Orte und spannende Gastgeber
Das Konzept von Secret Places ist, junge Erwachsene an nichtkirchlichen Orten in Begegnung mit anderen, mit sich selbst und mit Gott zu führen.

Die Orte sind streng geheim und werden erst zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung bekannt gegeben. Um diese Infos zu erhalten, müssen sich alle Interessierten in eine Broadcastliste eintragen.

Jeden Abend spielt eine andere Band. Meist Singer-Songwriter, aber auch andere Genres wie Hip-Hop sind möglich.

Die „Gastgeber“, Verantwortliche des Ortes, Bewohner, Geschäftsführer, oder dort ehrenamtlich Tätige, werden interviewt, geben einen Einblick in ihren Alltag oder erzählen etwas über das Besondere des Ortes. Und über diese Thematik wird eine Brücke geschlagen zu einem christlichen Thema.

Jeder Ort hat ein eigenes Thema
Bei uns in Großbottwar war das beispielsweise ein Schlösschen, in dem mal ein Freiherr gewohnt hat, der im Februar 1740 viel Leid erleben musste: Zuerst starben seine frischgeborenen Zwillingsmädchen, wenige Tage später seine Ehefrau und wieder einige Tage danach auch noch der fünfjährige Stammhalter der Familie. In seiner Not gab der Mann ein Bild bei einem Maler in Auftrag. Dunkle, düstere Sterbeszenen und in der Mitte als Lichtgestalt der auferstandene Christus. Ein Glaubenszeugnis, das bis heute in unserer Kirche zu sehen ist. Thema dieses Ortes war daher „Was gibt Halt in den schwierigen Zeiten des Lebens?“.

Die anfangs beschriebene Wiese ist eine Ausgrabungsstätte. Man hatte dort Hügelgräber aus der mittleren Bronzezeit entdeckt. Thema dieses Ortes war „Muss ich erst auf den Tod warten, oder finde ich jetzt schon Ruhe bzw. gibt es ein Leben vor dem Tod?“ Und so hatte jeder einzelne Ort seine Geschichte, die in das Leben der Leute sprechen durfte.

Gottes Veranstaltung
Vor zwei Jahren haben wir Secret Places schon einmal durchgeführt. Mit großem Erfolg. Daher war für uns klar, dass wir das wieder machen wollen. Wir fanden große Unterstützung in der gesamten Gemeinde. Die Kirchengemeinderäte befürworteten die Aktion und wir spürten, dass viele für uns beteten. Wir erlebten als Team, wie Gott mitten dabei war und liebevoll bis ins Detail die Sache plante. Es war seine Veranstaltung, wir durften mitmachen.

Der Abend auf der Wiese war so ein Beispiel. Eigentlich hatten wir ihn als krönenden Abschluss am Freitag als letzten Abend geplant. Am Montag sagte mir ein Mitarbeiter, dass für Freitag Gewitter gemeldet ist. Wir fragten bei dem Biohof an, wo wir am Mittwoch sein wollten, ob wir kurzfristig Orte tauschen können, sodass wir bei schönem Wetter auf der Wiese sitzen und bei Gewitter wenigstens mit der Scheune ein Dach über dem Kopf haben. Die Planänderung klappte und am Freitag erfuhren wir, dass es eigentlich für die Gastgeber auch perfekt war, weil sie am Mittwoch den Tag zum Dreschen brauchten und so am Sonntag auch noch die goldene Hochzeit der Großeltern in der schön aufgeräumten Scheune feiern konnten.

Beschenkte Gastgeber
Offizielle Zielgruppe sind die jungen Erwachsenen. Und doch haben unsere Veranstaltungen auch goldene Spuren bei den Gastgebern hinterlassen. Nicht alle hatten vorher etwas mit der Kirche zu tun. Aber wir wurden mit offenen Armen und offenen Herzen empfangen. Alle machten deutlich, dass sie die Beschenkten sind, obwohl sie uns freien Zugang zu ihrem Haus und Hof gegeben und eine deutlich höhere Stromrechnung als sonst hatten. Eine Gastgeberin hat mich zwei Wochen später eingeladen, auf einen Kaffee und ein paar Worte. Sie war fasziniert von dem, was wir offensichtlich haben und will für sich die Sache mit dem Glauben nochmal genauer anschauen. Ob ich etwas wüsste, wo sie sich in unserer Gemeinde einbringen kann, fragte sie mich. Und ich verstand ein bisschen mehr, warum sich Jesus bei dem kleinen Zachäus eingeladen hat (Lukas 19,5). „Ich muss heute bei dir zu Gast sein“ sagte Jesus zu Zachäus, der von allen verachtet wurde für die Untaten, die er begangen hat. Und damit krempelte er sein Leben um.

Ich wünschte mir, wir würden uns öfter von Jesus mitnehmen lassen, wenn er Menschen besuchen will, die man in der Kirche nicht findet und die doch scheinbar nur darauf warten, dass wir sie wieder nach Hause einladen. Das Zuhause beim himmlischen Vater sollte kein Secret Place bleiben.

Hinweise
In Großbottwar fanden Secret Places als mehrtägige evangelistische Veranstaltung statt. Wie man Secret Places auch mit weniger Aufwand und in bestehenden Jugendgruppen einsetzen kann findest du in diesem Artikel auf JO (HIER klicken).

Ein gutes Beispiel, wie du Ort und Thema verbinden kannst, geben diese Videos des Evangelischen Jugendwerk Württemberg (HIER klicken). Die sechs kurzen Clips sind inhaltlich und technisch gut gemacht (lass dich nicht irritieren: die Secret Places heißen hier Life Changing Places) Und wenn du keine Kapazitäten hast, selbst Secret Places zu organisieren, könntest du auch einfach mal eines der Videos in einen „normalen“ Jugendgottesdienst oder einer Jugendstunde verwenden 🙂

Dieser Baustein ist geeignet für einen ganzen Konfi Samstag zum Thema weltweite Ungerechtigkeit. Er kann auch in mehreren einzelnen Einheiten an Konfi Nachmittagen gestaltet werden und ist geeignet für events in der Jugendarbeit. Die Einheit zielt auf ein eigenes Engagement der Beteiligten in Feldern der Ungerechtigkeit im ihrem jeweiligen Umfeld ab.

Ihr sollt euch vor Herrn, eurem Gott, sieben Tage freuen

Einstiegsfrage: Warum feiern wir Feste?
Die Kinder werden viele Antworten geben: Geschenke, Spaß, Freude etc.

Man merkt, wir alle kennen viele Feste und Feiern und ich denke, dass wir alle es klasse finden, wenn man feiert. Menschen kommen zusammen, trinken, essen, reden und/ oder spielen miteinander. Feste und Feiern haben oft einen konkreten Anlass: Man freut sich, dass der Winter aufhört, eine Familie zeigt ihre Dankbarkeit für das neue Haus, oder da freut sich ein Ehepaar über ein gesundes Baby. Es gibt genug Anlässe im Leben, zu feiern. Und toll ist, wenn man nicht alleine feiert. Wir Menschen wollen mit anderen zusammen feiern. Jeder, bei dem schon Mal Freunde eine Einladung zu einem Fest abgesagt haben, weiß wie blöd man sich fühlt, wenn der eine gute Freund oder womöglich mehrere nicht kommen können (oder wollen).

Wir wollen nicht allein feiern. Das macht uns keinen Spaß. Genauso wie wir es bei den Kinderfesten vom YMCA Lafia gehört haben: da kommen viele zusammen, um gemeinsam Geburtstag, Ostern oder Weihnachten zu feiern – ein richtiges Kinderfest!

Und ich finde das Tolle an Festen, egal aus welchem Anlass, dass sie uns daran erinnern, dass unser Gott ein lebensbejahender Gott ist. Gott will Spaß im Leben schenken, kein Spielverderber sein.

Er will, dass sich die Menschen freuen und zwar richtig, wie es hier in einem Bibelvers steht:

„Ihr sollt euch vor dem Herrn, eurem Gott, sieben Tage freuen“ (3. Mose 23,40)

Sieben Tage Party, da würde uns allen wohl die Luft ausgehen … Ganz oft findet man es in der Bibel, dass wir uns von ganzem Herzen freuen sollen. Wir sollen und dürfen uns freuen über das, was Gott Gutes in unserem Leben oder im Leben eines anderen Menschen getan hat! Also freuen und zwar so richtig freuen!

Trotzdem ist es auch mit den besten und allerfettesten Feiern so, wie mit den Ferien oder mit anderen schönen Erlebnissen – die sind irgendwann vorbei und vergessen und die Schule oder der Alltag hat uns wieder. Und da hab ich eine Bibelstelle gefunden, die mir gefällt in Johannes 16,22:

„Auch ihr seid jetzt traurig, aber ich werde euch wiedersehen. Dann wird euer Herz voller Freude sein, die euch niemand wegnehmen kann.“

Die Jünger waren traurig, dass Jesus ihnen gesagt hat, dass er „ein paar Tage weggeht“ – ohne, dass sie es wussten hat er von Ostern und seiner Auferstehung gesprochen. Und dann hat er den obigen Vers gesagt: ich komme zurück und dann werden wir uns wiedersehen und ihr werdet euch freuen. Die Freude an Gott, an den Begegnungen mit Jesus in meinem Leben kann mir niemand nehmen. Sie sind unabhängig von „menschlichen Anlässen“, wie wir sie oben gehört haben. Das ist eine Freude, die man uns nicht klauen kann, die nicht aufhört.

Cool also, dass wir heute Abend hier zusammen feiern können, zusammen Spaß haben und dass morgen, wenn wir nicht mehr zusammen, wir nicht traurig sein müssen, denn wenn wir Gott sehen, oder Jesus begegnen oder Jesus in uns ist, können wir uns an ihm und mit ihm freuen!

„Be my Durstlöscher!“

Meiner Sehnsucht auf der Spur

Die Märchen und Geschichten dieser Welt scheinen ziemlich gut zu wissen, was wir Menschen haben und sein wollen: schön, stark und genießen bis zum Umfallen. Dieser Jugendgottesdienst-Komplettentwurf macht sich auf die Suche nach jenen tiefen Wünschen in uns und danach, wie wir mit ihnen gut umgehen können.

Den kompletten Gottesdienstablauf findest du hier in Landesjugendpfarramt in Württemberg (Hrsg.): Jugendgottesdienstmaterial 2018, Stuttgart 2017. Das gesamte Buch mit Materialien um die Jahreslosung 2018 kannst du hier bestellen.

Vorbemerkungen


Dieser Entwurf arbeitet mit der Basisbibel und „DAS LIEDERBUCH“.
Vorbereitung: Unter jeden Sitzplatz wird ein Zettel mit Tesafilm oder Kreppband angebracht. In die Taufschale wird Wasser gegossen.

Ablauf

Intro
Lied: Irgendwas bleibt (DAS LIEDERBUCH 58)
Einstieg & Begrüßung
Mehrere Personen (mindestens 2) lesen folgende Zitate vor:

  1. „Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer ist die Schönste im ganzen Land?“, fragte die Königin.
    Der Spiegel antwortete: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land.“ Da war sie zufrieden.
    (Brüder Grimm, Schneewittchen)
  2. Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
    ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.
    „Es gibt viele Zauberringe in dieser Welt, Bilbo Beutling, und keinen davon sollte man leichtfertig benutzen. Du solltest den Ring zurücklassen, Bilbo. Fällt dir das so schwer?“
    „Ach was, nein! Und ja!!! Jetzt, da es soweit ist, mag ich ihn gar nicht hergeben, er gehört mir, ich habe ihn gefunden! Er ist zu mir gekommen! Er ist meiner, mein Eigen, mein Schahaatzzsss!“
    „Bilbo Beutlin, halte mich nicht für jemanden, der mit faulem Zauber arbeitet! Ich will dich nicht berauben … ich will dir helfen.“
    „Du hast Recht, Gandalf, der Ring muss an Frodo gehen! Es ist schon spät und der Weg ist lang. Ja, ich muss aufbrechen.“
    „Bilbo!“
    „Hm?“
    „Du hast ja den Ring immer noch in deiner Tasche!“
    (J.R.R. Tolkien, Herr der Ringe: Die Gefährten)
  3. „Knusper, knusper, Knäuschen, Wer knabbert an meinem Häuschen?“ Die Kinder antworteten: „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!“
    „Ei, ihr lieben Kinder, wer hat euch hierhergebracht? Kommt nur herein und bleibt bei mir, es geschieht euch kein Leid.“
    Sie fasste beide an der Hand und führte sie in ihr Häuschen. Da war ein gutes Essen aufgetragen, Milch und Pfannkuchen mit Zucker, Äpfel und Nüsse.
    Danach wurden zwei schöne Bettlein weiß gedeckt, und Hänsel und Gretel legten sich hinein und meinten, sie wären im Himmel.
    (Brüder Grimm, Hänsel und Gretel)
    Schön sein wie die Königin bei Schneewittchen, mächtig sein wie der Herr der Ringe, ein Knusperhäuschen aus Süßigkeiten finden: Die Märchen und Geschichten dieser Welt scheinen
    ziemlich gut zu wissen, was wir Menschen haben und sein wollen: schön, stark und genießen bis zum Umfallen. In diesem Gottesdienst machen wir uns auf die Suche nach diesen tiefen Wünschen und danach, was dahinterstecken könnte.
    Herzlich Willkommen!

Votum

Liedblock:

  • Lied zur Jahreslosung gemeinsam lernen: „Tiefer als das Meer“
  • 10.000 Reasons (DAS LIEDERBUCH 13)
  • Mehr als wir suchen (DAS LIEDERBUCH 31)
  • Wohin sonst (DAS LIEDERBUCH 12)

Predigt Teil I: „Nicht genug!?“

Wenn man eine Frage hat, dann hört man nicht selten den Satz: „Frag doch mal Mutti.“ Es gibt eine Internetseite, die so heißt: www.frag-mutti.de, es gibt sogar einen Youtube-Kanal mit dem Namen FragMuttiTV. Da kann man dann z.B. lernen, wie man Tomatensoße aus seinen Klamotten kriegt oder wie man eine Mango schält. Wenn du eine Frage hast, frag Mutti. Das war v.a. früher so. Heute höre ich oft: „Frag doch mal Google.“ Ich gehöre zu den Leuten, die ihre Fragen oft erst einmal Google stellen. Meistens finde ich auch irgendetwas, das mir weiterhilft. Scheinbar machen das viele andereb auch so. Es gibt sogar so etwas wie die Top 10 der meist gestellten Fragen an Google.

Ein paar Beispiele habe ich euch mitgebracht. Was Google so alles gefragt wird:

  • Wie viel Uhr ist es?
  • Wie wird das Wetter?
  • Warum bin ich so müde?
  • Warum schnurren Katzen?
  • Warum haben Katzen Angst vor Gurken?(Katzen scheinen bei vielen Leuten ein großes Ding
    zu sein.)

Nun habe ich vor einigen Wochen eine Entdeckung gemacht, die mich sehr beschäftigt. Es gibt eine Frage, die Google rund 10.000-mal am Tag gestellt bekommt. Diese Frage heißt: „Bin ich hässlich?“ 10.000-mal am Tag: „Bin ich hässlich?“ Und was gibt Google als Antwort? Verschiedene Online-Tests.
Es gibt z.B. so Seiten, auf denen man ein Bild von sich hochladen kann und dann wird abgestimmt: 1 – 10 oder auch 1-100. Die anderen User sagen dir, ob du hübsch bist oder eben nicht. Oder so Mittelmaß.
„Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist die Schönste – oder der Schönste – im ganzen Land?“
Warum fragen das so viele? Was steckt da dahinter? Ich meine, dahinter versteckt sich ein ganz bestimmtes Gefühl; ein Satz, der sagt: Ich bin nicht genug. Ich wäre gerne mehr, ich hätte gerne mehr. „Schöne Haut, so ganz glatt und ohne Pickel z.B. Waschbrettbauch, breitere Schultern und runderen Bizeps, vollere Lippen und längere Beine.“
„Nicht genug.“ Ich kann mir vorstellen, dass viele dieses Gefühl kennen.“
Wer auf jeden Fall davon weiß und das auch ausnutzt, ist die Werbung. Die weiß z.B., dass Mädchen und Frauen schön sein wollen. Deshalb sagt die mir: Wenn du diese Creme kaufst, bekommst du reine Haut. Wenn du dieses Shampoo benutzt, strahlen deine Haare wie die Sonne.
Nahrungsergänzung zum Muskelaufbau. Wenn du diese Produkte kaufst, bist du so glücklich wie das Model auf dem Poster. Die Werbung will genau an dieses ‚nicht-genug-Gefühl‘: Du fühlst dich nicht schön genug? Kauf unsere Beautyprodukte! Stellt euch mal vor, alle würden sagen: Ich bin schön genug, so wie ich bin. Wer kauft denn dann noch das ganze Zeug? Nicht schön genug.
Das ist ja noch bei tausend anderen Dingen genauso. Urlaubsziele, Konzerte, Handys, Klamotten, Zeugnisse, Urlaubsfotos ohne die wir doch nichts sind: Nicht cool genug, nicht reich genug, nicht stark genug, nicht wichtig genug, …
Nicht genug. Ob es wohl jemanden gibt, der das noch nie gefühlt hat?

Aktion Teil I
Bitte schaut mal unter euren Sitz. Dort müsstet ihr alle einen kleinen Zettel finden. Auf diesem Zettel findet ihr genau diesen Satz „Nicht … genug“ und zwischen diesen beiden Wörtern eine Lücke. Ihr bekommt alle einen Stift und habt die Möglichkeit, diese Lücke für euch zu füllen. Mit den Dingen, bei denen ihr das über euch denkt: nicht genug. Jeder und jede ganz für sich allein, ihr müsst das niemandem zeigen oder erzählen:
Stifte gehen durch die Reihen, es kann ganz leise Musik gespielt werden. Sobald die Musik zu Ende ist, werden die Stifte wieder eingesammelt.
Ihr könnt eure Zettel einmal falten und in eure Hosentasche oder eine andere Tasche stecken, wir brauchen sie nachher noch einmal.
Warten, bis wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt ist.
Wisst ihr, dass die Bibel das „nicht-genug-Gefühl“ kennt? Dass sie immer wieder davon erzählt?
Dieses Gefühl, dass mir etwas fehlt. Etwas fehlt zum Glücklichsein, zum Zufriedensein. Die Bibel nennt dieses Gefühl manchmal „Durst“. Durst nach Frieden, nach Glück, nach Lachen und Freunden. Durst nach Schutz, Stärke, Gesundheit, Schönheit. Durst danach, dass mir einer meine Frage beantworten kann: „Bin ich genug? Bin ich ok? Bin ich wertvoll? Kann man mich liebhaben?“
Diese großen Fragen stellen die Menschen in der Bibel nicht Mutti und auch nicht Google, sondern Gott.


Gebetszeit I
Geheimnisvoller Gott,
es ist ein ekelhaftes Gefühl, dieses „nicht-genug“, dieser Durst. Die Frage, ob wir ok sind, genug sind.
Dieser Durst macht unser Herz ganz trocken und staubig.
Jeder und jede von uns hat vielleicht einen anderen Durst. Ein anderes „nicht-genug“.

In einem stillen Gebet erzählen wir dir davon: [Stille]
Gott, hast Du etwas für uns? Kannst Du uns das geben, was wir suchen?

Kannst Du uns etwas geben, das diesen Durst stillt? Kannst Du unser Herz mit Wasser versorgen?

Damit aus den trockenen Stellen wieder frische Wiesen werden? Kannst Du uns lebendig machen?
In der Bibel hat jemand ein Gebet zu diesem Durst geschrieben, das wir jetzt gemeinsam sprechen:

(Psalm 42,2-6)

Predigt Teil II: „Gott ist für dich!“
Durst kennt jeder. Klein und Groß, Jung und Alt. Durst hört nie auf: Unser ganzes Leben lang müssen wir trinken. Am besten so zwei Liter am Tag oder viel mehr, falls man Sport macht. Genug zu trinken ist wichtig, um gesund zu bleiben, um sich fit zu fühlen und klar zu denken. Das sagen alle Ärzte und alle Ernährungsberater. Wer zu wenig trinkt, kriegt trockene Haut, einen trockenen Mund und auch ein trockenes Gehirn – das Gehirn arbeitet schlechter, wenn man zu wenig getrunken hat.

Damit das nicht passiert, gibt es heute Apps, die einen ständig erinnern, dass man trinken soll.
Durst ist also normal und gehört zum Leben dazu. Ist dann auch unser „nicht-genug-Gefühl“ normal, unser Durst nach mehr, unser Durst nach Leben? Gehört das vielleicht einfach dazu und ist deshalb auch nichts, wofür man sich schämen muss? Denn wenn das jeder kennt, so wie alle Menschen Durst kennen und haben, dann gibt es eigentlich keinen Grund mehr, so zu tun, als kenne ich dieses „nicht-genug-Gefühl“ nicht. Dass ich mich gar nicht schämen muss, dafür wie ich bin, mich nicht verstecken brauch und immer tun muss, als ob? Wenn das so ist, dann sind wir nicht komisch, dann sind wir nicht allein, wenn wir den Eindruck haben, dass unser Herz an manchen Stellen ganz vertrocknet und staubig ist: „nicht genug“.
Wenn also das „nicht-genug-Gefühl“ so etwas Normales wie Durst ist, dann können wir doch alle einmal tief durchatmen. Entspann dich! Alle kennen das. Hab keine Angst. Du gehörst zu uns. Durst gehört zu dir und zu mir. Das muss uns nicht peinlich sein. Vielleicht wäre es ja mal was, das zu akzeptieren. Denn wenn das normal ist, dann muss ich mich nicht dafür schämen und muss meine Zettel nicht vor anderen verstecken. Viel besser: Man kann anfangen, davon zu erzählen. Nicht jedem vielleicht, aber einer Person, der man vertraut.
Im letzten Buch der Bibel, auf den allerletzten Seiten dieses dicken Buches, steht etwas zu diesem Durst: „Wer Durst hat, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm von der Quelle, aus der das Wasser des Lebens fließt.“ (Offb 21,6b)
Auf den letzten Seiten der Bibel geht es um die Welt, die auf uns wartet: Himmel, sagen die einen oder Paradies, Leben nach dem Tod. In dieser neuen Welt wird es keinen Durst mehr geben.
„Himmel“ sagen die Einen oder „Paradies, Leben nach dem Tod“ die Anderen. Kein „nicht-genug-Gefühl“. Da beschäftigt einen die Frage nicht mehr: Bin ich genug? Schön genug, interessant, beliebt, stark, erfolgreich genug? Einmal wird es die Frage für Google gar nicht mehr geben: „Bin ich hässlich?“ Einmal wird da keiner mehr Durst haben, weil Gott dafür sorgt, dass es das nicht mehr gibt.
„Wer Durst hat, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm von der Quelle, aus der das Wasser des Lebens fließt.“ (Offb 21,6b)
Und was mache ich jetzt heute und hier mit diesem Gefühl, mit diesem Durst? Ich lerne aus dem Text Folgendes: Wir Menschen haben Durst, das ist normal in dieser Welt. Dieser Durst wird nie ganz weggehen. Das wird auch nach dem Gottesdienst so sein. Dass wir immer wieder das „nicht-genug-Gefühl“ haben und wir sofort wissen, was wir in die Lücke auf dem Zettel schreiben sollen. Das ist so.
Also entspann dich. Akzeptiere, dass das zu dir gehört, du bist nicht komisch und tickst auch nicht falsch – hab keine Angst.
Dann lerne ich: Gott weiß das. Die Sache mit dem Durst und dem „nicht-genug-Gefühl“. Ich kann ihm alles darüber erzählen. Und es gibt Leute – in der Bibel und bis heute – die behaupten, dass es einen Unterschied macht, wenn man Gott davon erzählt. So wie die Person in unserem Psalm oben.
Warum? Für diese Frage will ich von unserem Bibelvers mit dem Durst und dem lebendigen Wasser einen Sprung machen ganz an den Anfang der Bibel. Da kann man so vieles entdecken über Gott. Auf den ersten Seiten wird erzählt, wie Gott einen Garten anlegt: Wasser, Erde, Wiesen, Sträucher und Bäume. Alles wird vorbereitet, alles soll da sein, wenn die Bewohner kommen, und es ist auch alles da. All inclusive. Es ist alles da für Tiere und Menschen.
So ist Gott, erzählt diese Geschichte. Er gibt alles, was wir zum Leben brauchen. Das ist seine Art, das ist seine DNA, so tickt er.
Könnte es dann sein, dass er noch viel mehr zu geben hat, als ich bisher dachte? Könnte es sein, dass Gott wirklich etwas hat, das meinen Durst stillen kann, etwas, das mein „nicht-genug-Gefühl“ den Stecker ziehen kann? Oder zumindest etwas, das mir hilft, dass ich dieses Gefühl nicht mehr ganz so wichtig nehme?
„Wer Durst hat, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm von der Quelle, aus der das Wasser des Lebens fließt.“
Ich weiß nicht, was ihr für einen Durst habt. Was ihr auf eure Zettel geschrieben habt. Holt ihn doch noch einmal raus und schaut ihn euch an. Vielleicht ist es einen Versuch wert, damit zu rechnen, dass Gott etwas für euch hat.
Die Bibel ist voll von Geschichten, in denen Menschen davon erzählen, was Gott alles sein kann: Vater, Mutter, Burg, Fels, Hirte, Friedensbringer. Vielleicht kann er auch etwas für dich sein.
Mutmacher, Berater, Freund, Gefährte. Vielleicht ist er der Jackpot!
In den Psalmen bekommt man eine Ahnung davon: Da erlebt einer Gott als jemanden, bei dem man alles findet: „Der Herr ist mein Hirte, mir fehlt es an nichts“. (Psalm 23,1) An anderer Stelle ist das Leben im Eimer, kaputt und zerstört. Und Gott ist mitten in diesen Trümmern der Ruhepunkt: „Der Herr ist mein Fels, meine Burg, mein Retter. Mein Gott ist die Festung, die mich schützt“. (Psalm 18,2)
Anderen ist Gott einer, der meine Sorgen kennt und trösten kann: „Als viele Sorgen mich im Inneren bedrückten, hat dein Trost mich wieder froh gemacht“. (Psalm 94,19) Und so geht das immer weiter.
Gott will dein Gott sein. „Wer Durst hat, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm von der Quelle, aus der das Wasser des Lebens fließt“.
Was in dieser Quelle wohl auf dich wartet?


Aktion Teil II
Ihr könnt euren Zettel wieder falten, und dann bitte ich euch, mit eurem gefalteten Zettel zum Taufstein zu kommen. Legt eure Zettel mit euren ganzen „nicht-genug-Gefühlen“ in dieses Wasser und beobachtet, was passiert (Wenn alles klappt, löst sich das Geschriebene auf).
Der Taufstein ist ein besonders schöner Ort. Hier wird nämlich schon seit hunderten von Jahren etwas ganz Großes gefeiert – Dass Gott sagt: „Ich hab‘ dich unglaublich lieb. Und zwar ganz genau so, wie du bist. Wer Durst hat, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm von der Quelle, aus der das Wasser des Lebens fließt“.


Lied: Mit allem, was ich bin (DAS LIEDERBUCH 16)


Gebetszeit II
Wir beten zusammen. Ich leite das Gebet ein und an zwei Stellen mache ich eine Pause, da dürft ihr einfach eure Dinge sagen – laut oder leise.

Vater im Himmel,
alles, was wir zum Leben brauchen, kommt von Dir.

Du hast uns nicht nur Lungen gegeben, sondern auch die Atemluft gemacht.
Du hast uns mit einem Magen geschaffen und dazu so viele leckere
Dinge, die wir essen und trinken können.
Du hast nicht nur Ohren geschaffen, sondern auch Musik, die uns gut tut.
Du hast uns ein Herz gegeben, mit dem wir andere gernhaben können.
Wir danken Dir jetzt für … [Pause]
Wir wollen Dich bitten für … [Pause]
Treuer Gott, vielleicht haben wir keine Ahnung davon, was Du noch alles für uns hast und sein kannst.
Hilf uns, Dir zu vertrauen und Dir etwas zuzutrauen.
Zusammen beten wir das Gebet von Jesus: Vater Unser im Himmel …

Lied: Your love never fails (DAS LIEDERBUCH 230)


Segen


Outro: There’s something in the water (DAS LIEDERBUCH, 176)

Von: Stefanie Kress, Jugendpfarrerin, Heilbronn

Die KON-Themenreihe 2023 »Wie geht eigentlich…? startet mit »Wie geht eigentlich … glauben?«.

In den Stundenentwürfen, Themenartikeln und Bibelarbeiten wird das Thema am Vaterunser entfaltet. So geht es um das Vaterverhältnis genauso wie um den Himmel – Begriffe wie »heilig«, »Reich«, »Schuld und Vergebung«, »Erlösung« … geben Impulse für biblische und auch spielerische Gruppenstunden. Die Themenartikel sind ein wertvolles Angebot für Mitarbeiterinnen (und Mitarbeiter) zur persönlichen Reflexion.

Gegenstandsandacht zu Bleistift, Radiergummi und Permanentmarker

Mist, schon wieder ein Fehler! Bloß gut, dass ich erstmal nur mit Bleistift geschrieben habe – da kann ich den misslungenen Versuch einfach wieder wegradieren und noch mal anfangen. Und noch mal. Und zur Not auch noch mal. Gut, irgendwann wird das Papier dünn oder der Radiergummi fängt an zu schmieren – und dann sieht man doch ziemlich deutlich, dass da was schiefgegangen ist.

Aber erstmal bin ich froh, dass ich nicht gleich mit Tinte rangegangen bin. Viele Stifte lassen sich ja nicht einfach so wieder wegradieren – fast alle, um genau zu sein. Füller kriegt man gerade noch so weg mit Tintenkiller (klingt auch schon gleich viel brutaler als der weiche Radiergummi), aber die Spuren sind nicht zu übersehen. Und bei Kugelschreiber, Filzstift und Co.: keine Chance! Ganz schlimm: Edding! Tolle Stifte, ich male und schreibe total gerne mit ihnen – aber da kann man nichts mehr korrigieren. Rückgängig machen ist unmöglich. Das muss im ersten Anlauf klappen. Was geschrieben ist, das bleibt! Permanent Marker ist für die Ewigkeit – wie der Name schon sagt.

Fast wie im echten Leben.

„Leben ist wie Zeichnen ohne Radiergummi.“

Ein schlauer Satz auf Postkarten und … Radiergummis (na klar). Von wem er nun wirklich stammt, weiß man nicht so genau, aber etwas Wahres ist schon dran: Ich kann nicht immer alles rückgängig machen, auch wenn ich es mir manchmal wünsche.

  • Dieser blöde Satz, der mir da einfach so rausgerutscht ist, mit dem ich aber jemandem echt weh getan habe – wie gerne würde ich den nachträglich wegradieren. Geht aber nicht. Jetzt ist erstmal Funkstille zwischen uns.
  • Diese schreckliche Angewohnheit, dieser Strudel, in den ich mich immer wieder reinziehen lasse – wie gerne würde ich das alles einfach löschen und bei Null anfangen. Aber ich bin nun mal kein unbeschriebenes Blatt, und das klebt manchmal an mir und zieht mich noch tiefer runter.
  • Oder diese Sache, wo jemand anderes mir mal ziemlich zugesetzt hat, mir das Leben damit schwer gemacht hat – das hängt wie ein dunkler Fleck in meinem Leben. Wie gerne würde ich das einfach loswerden und die Erinnerung daran ausradieren!

Manches wäre wohl wirklich leichter, wenn wir unser Leben mit Bleistift und Radiergummi gestalten könnten – wenn wir schlechte Entscheidungen rückgängig machen und Fehler einfach wegradieren könnten. Oder wenn wir das, was andere uns antun, einfach löschen und ungeschehen machen könnten. Wenn das Böse, das sich eingenistet hat, wieder wegradiert werden könnte. Aber wir schreiben unser Leben mit Tinte. Und oft genug richtig fett mit Edding. Nicht mehr wegzuwischen. Für die Ewigkeit.

Oder?

Nein, die Ewigkeit steht noch mal auf einem anderen Blatt. Wie gut, dass da noch jemand an meiner Lebensgeschichte mitschreibt! Nicht mit Bleistift und Radiergummi, sondern mit liebevoller Handschrift schreibt Gott in mein Leben hinein.

Mit meinen Entscheidungen – den guten und schlechten – kann ich zu ihm kommen, mit den Flüchtigkeitsfehlern und den richtig dicken Brocken, mit den schlimmen Erinnerungen und den verpatzten Situationen. Nicht, um sie rückgängig zu machen – und ich muss mich vielleicht wirklich bei jemandem entschuldigen oder eine Verhaltensweise ändern oder eine Sache klären. Dass das Böse, das Schlimme, das Dunkle, das Ungerechte sich nie wieder bei mir breitmacht, dafür kann ich nicht garantieren – und ich kann mich nicht an meinem eigenen Haarschopf aus dem Sumpf ziehen wie der Baron Münchhausen im Märchen. Ich kann mich nicht selbst erlösen.

Aber was für die Ewigkeit gilt und über meinem Leben steht, das bestimmt Gott, und das schreibt er selbst in großen Buchstaben lesbar und für alle Zeiten wasserfest hinein. Nicht wegzuradieren. Nicht wegzuwischen. Nicht auszulöschen.

„Du bist mein geliebtes Kind.“ So geht Erlösung!

Ja, der Herr wird wieder Erbarmen mit uns haben und unsere Schuld auslöschen. Er wirft alle unsere Sünden ins tiefste Meer.

Micha 7, 19

Sie stehen vornehmlich in Eingangsnähe von Buchhandlungen: in Greifhöhe aufgestellte, flache Verkaufskörbe – besser bekannt als Wühltische. Und sie machen ihrem Namen alle Ehre. Liebesromane stehen – oder besser liegen – neben Thrillern, Reiseführer reihen sich an Gedichtsammlungen und Biographien liegen quer über Wörterbüchern. Eine Ordnung gibt es nicht und die Folie, in der die Bücher zu Beginn ihres Lebens einmal schützend eingeschweißt waren, fehlt ebenfalls. Trotzdem üben sie eine gewisse Anziehungskraft auf mich aus. Kann ich doch hier das ein oder andere Schnäppchen erwerben. Mein besonderes Interesse gilt historischen Romanen, und tatsächlich: Ich werde fündig. Dass sich über das Cover ein sicht- und fühlbarer, tiefer Kratzer zieht, nehme ich erst beim zweiten Blick wahr. Dieser deutliche Mangel ist der Grund, warum das Buch nicht mehr der Buchpreisbindung unterliegt, vom Händler mit dem Stempel „Mängelexemplar“ gekennzeichnet und für einen Bruchteil des ursprünglichen Preises an den Mann oder die Frau gebracht werden darf. Irgendwie geht es da den Büchern wie uns Menschen. Wie oft drücken wir Menschen einen Stempel auf oder stempeln sie sogar ab, weil sie nicht mehr der Norm entsprechen. Verletzungen und Narben kosten sie ihre äußere Schönheit und in anderen Augen auch ihren Wert. Dabei steht in dem Mängelexemplar Buch immer noch derselbe Inhalt wie vor dem Moment, als ihm der Kratzer zugefügt wurde. Während ich mit dem Finger die Kerbe entlangfahre, wird mir bewusst, dass ich hier ein Unikat in Händen halte. Auch wir Mängelexemplare Mensch sind Einzelstücke. Individuen, die durch das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Enttäuschungen, Fortschritten und Rückschlägen zu dem geworden sind, was wir sind.

Auf Jesus übten die Schwachen und von Krankheit und dem Leben gezeichneten Menschen auch eine besondere Anziehungskraft aus. Die, die am Rande der Gesellschaft standen und aufgrund äußerer Mängel gemieden wurden, sah er an. Sah ihren Wert – nicht den sichtbaren und äußerlich schillernden, sondern den verborgenen. Sah tiefer. Sah ihren Glauben und ihre Potenziale. Oft nahm er die Mängel weg, ihre Blindheit, den Aussatz und half ihnen aus der Isolation. Er heilte sie äußerlich, aber – viel wichtiger – innerlich. Manchmal blieben die Mängel aber auch bestehen. Paulus bat dreimal, Gott möge ihm seinen „Stachel“, eine Krankheit oder Behinderung, doch nehmen, ihn sozusagen heilen, doch Gott tat dies nicht.

Hadern wir nicht mit unserer Unvollkommenheit, sondern freuen wir uns an unserer Einzigartigkeit und an Jesus und den Menschen, die unseren Wert unabhängig von Schönheit und Leistung kennen und schätzen. Nicht der von anderen aufgedruckte und reduzierte, sondern der innere und unbezahlbare.

Zu Hause angekommen, beginne ich das Buch zu lesen, versinke schnell in die Handlung und bin fasziniert von den immer neuen Wendungen. Den Mangel nehme ich gar nicht mehr wahr – zu fesselnd und manchmal auch bewegend ist die Geschichte. Ein Bild, wie wir mit der Lebensgeschichte des anderen und unserer eigenen umgehen dürfen. Lassen wir uns doch mehr berühren von dem, was der andere von sich preisgibt, hören wir unvoreingenommen hin, lesen wir zwischen den Zeilen und lassen wir uns überraschen von den Veränderungen, die das Leben schreibt.

Überlegungen und Hilfen zur methodischen Gestaltung einer ersten Begegnung mit Jesus

Warum sollen Jugendliche überhaupt öffentlich auf die Einladung zum Glauben reagieren?

Jugendliche zeigen gern, was ihnen wichtig ist. Sicher ist es in unserer schnelllebigen Zeit schwierig, Entscheidungen zu treffen, die ein ganzes Leben betreffen. Dennoch wollen wir Jugendliche dazu ermutigen. Was daraus wird, liegt in Gottes Hand. Aus folgenden Gründen ermutigen wir Jugendliche zu einer konkreten Reaktion:

1. Das öffentliche Bekenntnis entspricht dem Wesen des christlichen Glaubens

In unserer Gesellschaft wird Religion häufig als Privatsache angesehen. Doch das Evangelium zeigt: Die Nachfolge Jesu ist immer auch eine soziale und damit öffentliche Angelegenheit. Es gehört nicht nur in den persönlichen Bereich und ist erst recht keine Privatsache.

2. Das öffentliche Bekenntnis hilft zur Gemeinschaft

Der Glaube an Jesus ist immer Gemeinschaftssache. Wer Jesus nachfolgt, braucht dazu die Gemeinschaft mit anderen Glaubenden. Eine wahrnehmbare Reaktion auf die Einladung zu Jesus hilft, Menschen zu begleiten und ihnen in der Gemeinde geistliche Heimat zu geben.

3. Was passiert beim öffentlichen Aufruf?

In der Verkündigung laden wir ausdrücklich dazu ein, das Gebet als einen Beginn der Beziehung mit Gott zu verstehen. Bei Jugendwochen erleben wir, dass etwa ein Drittel derer, die nach vorne kommen, diesen Schritt als einen Beginn des Glaubens an Jesus verstehen. Ein zweites Drittel sieht darin eine Erneuerung des Glaubens. Das dritte Drittel kommt, um konkrete Lebensfragen anzusprechen oder auch, um einfach für sich beten zu lassen.

Möglichkeiten, wie die erste Begegnung mit Jesus gestaltet werden kann

Es gibt viele Möglichkeiten, wie eine erste Begegnung mit Jesus aussehen kann. Natürlich ist es zuerst eine Sache des Herzens. Ein Jugendlicher kann die Beziehung mit Jesus ganz unspektakulär mit einem einfachen Gebet in seinem Herzen beginnen. Aber vielleicht hilft auch eine der folgenden konkreten Gestaltungsmöglichkeiten.

1. Die Einladung zum Kreuz

Die Einladung zum Treffpunkt Kreuz ist eine hilfreiche Möglichkeit, Menschen zu helfen, aus der Masse herauszutreten, und ihr Ja zu Jesus Christus öffentlich und fröhlich zu bekennen. Das Kreuz ist und bleibt das Markenzeichen von Jesus. Gerade auch für junge Menschen, die bereits in christlichen Kreisen unterwegs sind, kann diese Form eine hilfreiche Möglichkeit sein, um für sich Klarheit im Blick auf Jesus zu schaffen. Viele Menschen sind in christlichen Kreisen unterwegs, ohne jemals eine Beziehung zu Jesus zu beginnen. Diese Form kann eine geeignete Möglichkeit sein, um das zu ändern. Dabei hilft ein Kreuz, das irgendwo im Raum positioniert ist und an dem sich Jugendliche gemeinsam mit Mitarbeitern zu einem ersten Gebet treffen.

2. Sich an Jesus festmachen

Jugendliche können einen Wollfaden an ein Kreuz binden und sich so symbolisch an Jesus festmachen. Besonders eindrücklich ist es, wenn diese Wollfäden noch eine Zeit lang am Kreuz bleiben und verdeutlichen, dass Jugendliche mit Jesus begonnen haben.

3. Symbolische Handlungen

Symbolische Handlungen sind bei Jugendlichen beliebt und helfen eine erste Begegnung mit Jesus zu gestalten. Vielleicht ist es der Stein, den ich ans Kreuz legen kann, um sinnbildlich meine Schuld bei Jesus abzugeben. Vielleicht ist es das kleine Herz, das ich in Empfang nehme und das mir deutlich macht: Ich bin von Gott unendlich geliebt. Auch die Schatzkiste am Kreuz, aus der ich einen goldenen Stein nehmen kann, hilft, um deutlich zu machen: Ich habe Jesus als Schatz für mein Leben entdeckt. Vielleicht ist es auch der Briefkasten am Kreuz, in den ich einen kleinen ersten Brief an Jesus schreibe. Auch die Kerze, die ich am Kreuz anzünde, kann Symbol dafür sein, dass mir ein Licht aufgegangen ist und ich Jesus entdeckt habe.

Hier gibt es viele kreative Möglichkeiten. Wichtig ist, dass das Ziel vor Augen bleibt: Wir wollen Jugendlichen helfen, diese erste Begegnung mit Jesus zu gestalten. Die Aktion an sich muss dieser Sache dienen.

4. Der persönliche Segenszuspruch

Ein persönlicher Segenszuspruch kann die erste Begegnung mit Jesus zu einem besonderen Ereignis machen. Durch Handauflegung oder ein Salbkreuz in die Hand oder auf die Stirn des Jugendlichen kann deutlich werden: Du gehörst zu Jesus.

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