Ist das (noch) gut oder kann das weg?

Eine Auslegung der Jahreslosung 2025

Auslegung

πάντα δὲ δοκιμάζετε, τὸ καλὸν κατέχετε (Novum Testamentum Graece)
Prüft alles und behaltet das Gute (Einheitsübersetzung)!
Prüft aber alles und das Gute behaltet (Luther 2017).
Omnia autem probate quod bonum est tenete (Biblia Sacra Vulgata).
Prüft aber alles, das Gute haltet fest (Elberfelder).
Prüft jedoch alles und behaltet das Gute (Hoffnung für Alle).
But test everything; hold fast what is good (English Standard Version).

Checkt das mal …

„Prüft alles!“ Na, das ist ja mal ne Ansage! Die Jahreslosung für 2025 ist ein Imperativ! Der Apostel Paulus, der den 1. Thessalonicherbrief geschrieben hat, formuliert also eine konkrete Aufforderung – fast schon eine zurechtweisende Ermahnung – an die Gemeinde. Die Jahreslosung fordert also nicht nur heraus, sondern sie fordert uns zum Prüfen auf: Zum genauen Hinschauen, zum Hinterfragen, vielleicht sogar zum Kritisieren. Ein großer Tag für alle Skeptikerinnen / Skeptiker und Nörglerinnen / Nörgler? Nein, bei weitem nicht! Die Jahreslosung bleibt nämlich nicht beim Kritisieren stehen, sondern sie geht weiter.
„ … und behaltet das Gute!“ Das Ziel des Prüfens ist nicht die Kritik, sondern es geht darum, das Gute in unserem Leben zu finden und es in unseren Gemeinden, in unserem Umfeld, in unseren Gruppen und in unserem Leben zu fördern.
Klingt ganz einfach: Checkt einfach mal, was gut ist, und den Rest könnt ihr rausschmeißen … jedenfalls fast. Denn: Wie geht Prüfen? Und was ist das Gute? Und überhaupt, wer soll entscheiden? Denn verschiedene Menschen kommen ja gewöhnlich zu ganz anderen Ergebnissen, was denn jetzt gut sei. Also doch nicht so leicht. Und trotzdem steht es halt so da: „Prüft alles und behaltet das Gute!“

Es war einmal …

Die Jahreslosung steht im 1. Thessalonicherbrief. Dieser Brief ist ein ganz besonderer, denn es handelt sich dabei um den ältesten Brief, der uns von Paulus überliefert ist. Er wurde ca. 50 n. Chr. von Paulus an die Gemeinde in Thessalonich (Griechenland) geschrieben, die Paulus auf seiner zweiten Missionsreise gegründet hatte. Also ein Dokument, das nicht einmal zwanzig Jahre nach Tod und Auferstehung Jesu geschrieben wurde. Der 1. Thessalonicherbrief ist somit eines der ältesten schriftlichen Dokumente der Christenheit und mit großer Wahrscheinlichkeit ist er der älteste neutestamentliche Text im biblischen Kanon. Näher kommen wir an den Anfang des Christentums nicht ran!

Dabei war es in Thessalonich für Paulus gar nicht so gut gelaufen. In Apostelgeschichte 17,1-9 wird davon berichtet: Paulus predigt in der Synagoge Thessalonichs und einige der Anwesenden kommen zum Glauben an Jesus Christus. Soweit, so gut. Aber ein wütender Mob macht Stimmung gegen Paulus, so sehr, dass er bereits nach kurzer Zeit heimlich aus der Stadt flüchten muss, um sein Leben zu retten. Als er in Sicherheit ist, schreibt er eben diesen 1. Thessalonicherbrief, weil er in Sorge ist. Die Gemeindesituation ist schwierig, denn die Bewohnerinnen und Bewohner von Thessalonich sind nicht besonders gut auf die Christinnen und Christen vor Ort zu sprechen. Das weiß auch Paulus. Deshalb möchte er seinen Glaubensgeschwistern Mut machen.
Er erinnert sie daran, wie sie zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren und dass sie daraufhin mit Freude erfüllt wurden (1. Thess 1,6), obwohl sie aufgrund ihres Glaubens bedrängt wurden und unter Druck geraten sind. Er erinnert die Menschen vor Ort an die gemeinsame Zeit, in denen sie viel durchgestanden hatten. Paulus bezeichnet die Gemeinde als „Vorbild“ für viele andere Christinnen und Christen, bei denen sich der feste Glaube der Menschen in Thessalonich schnell herumgesprochen hatte.
Dennoch bleibt Paulus nicht bei der Vergangenheit stehen, sondern er richtet den Blick der Gemeinde auf die Zukunft: Jesus wird wiederkommen und alle, die an ihn glauben, werden dann in ewiger Gemeinschaft mit ihm leben. Daran sollen die Menschen in Thessalonich denken und darauf sollen sie sich vorbereiten und ihr Leben entsprechend darauf ausrichten.

I don’t know what you’re expecting …

Der 1. Thessalonicherbrief ist Zeuge dafür, dass die Christenheit in den ersten Jahren mit der baldigen Wiederkunft Jesu gerechnet hat; womöglich noch zu Lebzeiten der lebenden Generation. Wir heute wissen, dass Jesus noch nicht wiedergekommen ist …
Schon in den Briefen von Paulus kann man hier eine Entwicklung erkennen, die womöglich die Haltung der frühen Gemeinden widerspiegelt. Während Paulus im 1. Thessalonicherbrief noch damit rechnet, die Wiederkunft Jesu zu erleben, erwartet er in einem seiner letzten Briefe, dem Philipperbrief, noch vor der Wiederkunft Jesu zu sterben.
Kurze Zwischenfrage: Wie ist das bei dir? Rechnest du ernsthaft damit, dass Jesus einmal wiederkommen könnte? Ich glaube, dass sich die Erwartungshaltung komplett umgekehrt hat. Nur ganz wenige Christinnen und Christen rechnen doch damit, dass Jesus eigentlich jederzeit wiederkommen könnte, oder?
Paulus macht den Menschen in Thessalonich jedenfalls Hoffnung, dass Jesus bald wiederkommt und sie sich darauf vorbereiten sollen.

Guter Rat und gar nicht teuer

Im letzten Kapitel seines Briefs hat er dann noch eine Reihe guter Tipps für das Zusammenleben in der Gemeinde. Diese so genannten „Ermahnungen“ sollen die Gemeinde nicht tadeln oder zurechtweisen, sondern sie sind als Ermutigung zu verstehen: Paulus ermutigt die Gemeinde dranzubleiben, nicht nachzulassen, sich nicht von dem Druck von außen einlullen zu lassen, sondern mutig zu bleiben und am Glauben an Jesus festzuhalten.
Und wie dieses „Dranbleiben“ aussehen sollte, das beschreibt Paulus mit eben diesen Tipps: Gebet, Dankbarkeit, Ermutigung von Schwachen, füreinander da sein, das Böse meiden, fröhlich sein usw. (lies gern selbst nach in 1. Thess 5,1-22).
Und eine dieser Ermahnungen von Paulus ist nun – fast 2.000 Jahre später – zur Jahreslosung gewählt worden: „Prüft alles und behaltet das Gute.“

Ist das alles nur geklaut?

Wenn man diesen Satz hört, dann stellt sich unter anderem die Frage: „Was hat das mit dem christlichen Glauben zu tun?“ Denn das könnte auch ein guter Rat eines alten Philosophen oder einer anderen weisen Person sein. Vielleicht hast du auf Instagram oder Pinterest auch schon ähnliche Lebensweisheiten entdeckt, z. B.: „Eines Tages wirst du aufwachen und keine Zeit mehr haben für die guten Dinge, die du immer wolltest. Tue sie jetzt.“
Auch der Philosoph Sokrates hat angeblich eine Geschichte vom Prüfen erzählt, die relativ ähnlich klingt: Da will ein Mann einem Weisen ganz aufgeregt eine Geschichte erzählen. Da unterbricht ihn der Weise und fragt: „Hast du das, was du mir erzählen willst, schon durch die drei Siebe gesiebt?“ Als der Mann nicht versteht, was der Weise meint, erklärt es der Weise: „Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Ist das, was du zu sagen hast, wahr? Das zweite Sieb ist das Sieb der Güte. Ist das, was du zu sagen hast, denn wenigstens gut? Und das dritte Sieb: Ist es wichtig oder notwendig, was du zu sagen hast?“ Als der Mann bei allen Sieben verlegen den Kopf schüttelt, sagt der Weise: „Wenn also das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, dann lass es lieber bleiben.“
Also wenn es doch ähnliche Tipps auch außerhalb der Christenheit gibt, hat der Rat von Paulus dann überhaupt etwas Christliches an sich oder schreibt er der Gemeinde nur eine allgemeine Lebensweisheit, die sich ja auf viele Bereiche übertragen lässt? Denn zu checken, was gut ist und das zu behalten, das kann ja für fast alles gelten.

Die Propheten sind los

Paulus schreibt den Brief ja eigentlich nicht in dem Wissen, dass wir ihn auch in zweitausend Jahren noch lesen, sondern er hat die konkrete Situation der Gemeinde in Thessalonich vor Augen. Und dabei denkt er in Kapitel 5 auch an den Gottesdienst und wie das dort so abläuft. Dabei bezieht sich die Jahreslosung zunächst auf den unmittelbaren Vers davor: „Missachtet die prophetisch Rede nicht.“
Was heißt das? Liefen in Thessalonich etwa lauter Propheten herum, wie man das aus Apokalypse-Hollywood-Blockbustern kennt, und sagten voraus, was die Zukunft bringt? Nein, darum geht es nicht.

Prophetische Rede im Neuen Testament ist eine Art der Verkündigung im Gottesdienst. Die Gemeinden damals hatten ja noch kein schriftliches Neues Testament, über das eine Pfarrperson predigen konnte, sondern lediglich die mündlichen Berichte von Jesus und die Schriften des Alten Testaments. Es gab anfangs auch überhaupt keine Hierarchie, im Gegenteil, das Besondere in der christlichen Gemeinde war ja eben, dass der die Herrin und die Sklavin bzw. der Herr und der Sklave am selben Tisch saßen und sich als Schwestern und Brüder bezeichneten. Alle waren völlig gleich. Es gab auch noch kein Theologie-Studium in dem Sinne, wie wir es heute haben, deshalb wurden im Gottesdienst die Geschichten von Jesus erzählt, ein Brief von Paulus gelesen (weil er ein Apostel war, dem Jesus selbst erschienen ist) oder die Gemeinde betete.

Die prophetische Rede ist nun eine besondere Gabe des Heiligen Geistes, wie die Gemeinden den Willen Gottes für ihre Situation erkennen können. Eine Person im Raum bekommt einen Gedanken vom Heiligen Geist, der die Gemeinde erbaut. Das kann sein, dass die Person eine Wahrheit ausspricht, die Hoffnung schenkt oder jemanden tröstet. Es kann auch sein, dass die Person eine Vorstellung von der Zukunft hat, die die Gemeinde ermutigt. Oder es ist einfach das passende Wort für die passende Zeit, z. B. ein Wort, das die Liebe untereinander und zu anderen Menschen fördert.
Prophetische Rede bedeutet also zusammengefasst, dass eine Person im Gottesdienst sich plötzlich meldet und sagt: „Ich glaube, Gott sagt mir gerade durch seinen Heiligen Geist etwas. Das möchte ich euch weitergeben.“ In manchen christlichen Gemeinden und Gemeinschaften wird diese Praxis auch heute noch so gehandhabt.

Da schlägt die Skeptikerin / der Skeptiker Alarm

Das klingt in der Theorie schön und gut, aber ganz ehrlich … wie vertrauenswürdig sind diese Aussagen denn. Jedenfalls bei mir zieht sich da ein bisschen die Magengrube zusammen. Da kann ja jede / jeder kommen und sagen, was für sie / ihn jetzt „richtig“ ist. Und wir wissen doch, wie viele verschiedene Ansichten und scheinbar gute Ideen in Gemeinden den Ton angeben. Soll jetzt plötzlich jede verrückte Idee von Gott sein? Woher wissen wir, dass es Gottes Gedanken sind und nicht menschliche Ideen und Gedanken?
Genau darum geht es Paulus, wenn er sagt: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Die Jahreslosung bezieht sich zuallererst auf diese konkrete Situation im Gottesdienst. Paulus sagt: Nicht alles, was mit „Gott hat mir gesagt … “ eingeleitet wird, muss von der Gemeinde akzeptiert werden.
Nicht alles, was schön klingt oder auch faszinierend ist, ist auch wirklich vom Heiligen Geist. Nicht jede Idee, nicht jeder Gedanke in der Kirche ist automatisch gut. Gleichzeitig sollen wir diese Aussagen nicht belächeln, sondern sie ernst nehmen. Und das tun wir auch, indem wir prüfen, ob sie „gut“ sind – für uns und die Gemeinde.
Ach wie schön ist das Prüfen …

Und ganz ehrlich: Das Prüfen liegt uns Menschen. Wir prüfen so gern, alles und jede / jeden. Was bleibt uns auch anderes übrig, wir müssen ja Dinge überprüfen, weil wir aus so vielen Dingen auswählen können: Was soll ich wählen? Welchen Streaming-Dienst will ich mir leisten? Kaufe ich mir ein E-Auto oder doch noch ein gebrauchtes, älteres Modell? Wie viel Zeit verbringe ich täglich auf Social Media? Welche Klamotten kaufe ich? Wie ist mein ökologischer Fußabdruck? Was kann ich tun?
Manchmal lassen wir auch Dinge von anderen prüfen. Überlege dir nur mal kurz, wie viele Prüfsiegel dir auf die Schnelle einfallen: TÜV®, BIO, Umweltplakette, Nutri-Score®, vegan, Prädikat „besonders wertvoll“, aus Altpapier, ohne Massentierhaltung, GEPA-Siegel, Stiftung Warentest-Bericht usw. Sehr oft vertrauen wir dem Urteil von anderen, die für uns prüfen.

Prüfen bedeutet Verantwortung

Denn Prüfen hat auch mit Verantwortung zu tun. Nur weil ich prüfe, heißt das nicht, dass ich ein verklemmter Erbsenzähler bin, sondern prüfen kann auch bedeuten: Ich nehme Verantwortung für mich und für andere wahr.
Die / der TÜV-Prüfende prüft das Auto ja, damit ich und andere sicher auf den Straßen unterwegs sein können. Der Klettergurt wird deshalb gecheckt, damit die Person, die in schwindelnder Höhe unterwegs ist, gesichert ist. Und zu prüfen, was ich esse und woher es kommt, hat mit Verantwortung gegenüber der Welt und ihren Ressourcen zu tun.
Wenn Paulus die Gemeinde zum Prüfen auffordert, dann ist er der Meinung, dass Gott uns zutraut, zu prüfen. Gott übergibt uns die Verantwortung, auch für die Kirche und die Gemeinde zu prüfen, was gut ist und darin Gottes Reden und seine Führung zu erkennen. Wir können und sollen mit unserem gesunden Menschenverstand, aber auch geistlich und mit unserem Herzen prüfen, was gut ist.
Damit übernehmen wir Verantwortung für Kirche und Gemeinde. Die Dinge, wie sie sind, nicht einfach hinzunehmen, sondern immer wieder zu hinterfragen, bedeutet also: Ich übernehme aktiv Verantwortung.

Der TÜV® Gottes

Das Prüfen und das Einschätzen von Dingen, zu checken, ob sie „gut“ oder „schlecht“ sind, haben wir übrigens von Gott selbst gelernt. Die Bibel beginnt damit, dass Gott immer wieder auf seine Schöpfung schaut und sagt: „Sehr gut!“ Gottes Art ist es auch, immer wieder Dinge zu prüfen. Er prüft seine Schöpfung, er schaut aber auch immer wieder kritisch auf das, was sein Volk Israel macht. Gott ist einer, der immer wieder mal genau hinschaut, weil er interessiert ist an seiner Welt, an seinen Menschen und an dem, was sein Volk und seine Kirche so machen.

„Kannste behalten!“

Wir sollen also untersuchen, genau hinschauen, ausprobieren und prüfen. Aber nicht, um alles einfach grundsätzlich zu kritisieren. Das Prüfen hat ein Ziel: Wir sollen auf diese Weise herausfinden, was „gut“ ist – und das sollen wir behalten. Paulus hat eine klare Idee davon, was die christliche Gemeinde behalten und ausstrahlen soll: das Gute.

Was ist denn das Gute?

Um zu wissen, nach welchen Kriterien wir denn prüfen sollen, muss erst mal geklärt werden, was denn „das Gute“ ist? Um diese Frage streiten die klügsten Köpfe seit Jahrtausenden: Was ist das Gute? Gibt es das überhaupt? Ist Gott das Gute? Das sind nur ein paar Fragen, die von den Philosophen bis heute heiß diskutiert werden.
Ursprünglich bezeichnet das griechische Wort für „gut“ die Qualität oder Tauglichkeit einer Person: Eine gute Kriegerin oder einen guten Krieger erkennt man z. B. an den besiegten Feindinnen und Feinden, eine gute Diebin oder einen guten Dieb daran, dass sie / er nicht erwischt wird. Erst als sich die Philosophie mit dem Begriff beschäftigte, bekam das Gute eine moralische Wertung. Gutheit bedeutete dann soviel wie „Sittlichkeit“ und „moralisch korrektes Verhalten“.

Die Philosophie wollte insbesondere zwei Dinge klären: Erstens, ob es ein höchstes Gut, oder höchstes (moralisches) Prinzip gibt, das in dieser Welt herrscht und dem es nachzueifern gilt, also ob das Gute objektiv erkannt, festgelegt und bewertet werden kann. Zweitens, wie das Verhältnis von uns Menschen zum Guten ist. Also ob Menschen z. B. das Gute in sich tragen oder das Gute eine Haltung ist, für die sie sich aktiv entscheiden müssen, oder ob es auch völlig subjektiv ist, was gut ist.
Da die gesamte Debatte den Rahmen dieses Heftes sprengen würde, habe ich einfach ChatGPT befragt „Was ist das Gute?“ Und die Antwort fasst die entscheidenden Punkte zusammen:
„Das Gute kann als moralisch richtig, positiv oder wünschenswert betrachtet werden. Es bezieht sich oft auf Handlungen, die anderen helfen, Glück und Wohlbefinden fördern oder ethischen Prinzipien entsprechen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Definition von ‚Gut‘ subjektiv sein kann und von verschiedenen Kulturen, Werten und Überzeugungen abhängt.“ (www.chatopenai.de)

Was sagt die Bibel dazu?

In der Bibel gibt es zwar keine philosophische Debatte darüber, was nun „das Gute“ sein soll, dennoch gibt es ein paar prägnante Stellen zum Guten:

  • Schon im Alten Testament erinnert Psalm 103,2 BB: „Lobe den Herrn, meine Seele! Und vergiss nicht das Gute, das er für dich getan hat!“
  • Jesus sagt im Neuen Testament: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut, außer dem Einen: Gott“ (Mk 10,18 BB).

Das Gute wird in der Bibel also sowohl im Alten als auch im Neuen Testament mit Gott verbunden. Gott ist gut und das, was er für uns Menschen tut bzw. getan hat, das ist gut. Das ist schön, aber auch sehr unkonkret. Für Paulus ist das Gute ohne Zweifel, was Gott in Jesus Christus für uns getan hat. Das ist die Botschaft, mit der er durch die Welt reist: Das Evangelium von Jesus Christus, dass Jesus für uns gestorben und auferstanden ist – das ist auf jeden Fall gut! Und dementsprechend soll sich das Handeln der Gemeinde auch am Evangelium ausrichten, denn durch das Evangelium wirkt Gott in der Welt und somit kommt Gutes in die Welt.
Wie das konkret aussehen kann, beschreibt der Theologe David Bosch so: „Dort wo Menschen Gerechtigkeit, Frieden, Gemeinschaft, Versöhnung, Einheit und Wahrheit in einem Geist der Liebe und Selbstlosigkeit erfahren und dafür arbeiten, dort dürfen wir es wagen, Gott am Werk zu sehen.“ (David J. Bosch: Mission im Wandel. Paradigmenwechsel in der Missionstheologie, Brunnen Verlag, Gießen 2012, S. 507.)
Das wäre doch genial, wenn unsere Gemeinden so aussehen würden.

Alles auf den Prüfstand

Die Jahreslosung beinhaltet wie im letzten Jahr auch wieder das Wörtchen „alles“. Wir sollen alles einer grundlegenden Prüfung unterziehen, ob es dem Guten dient. Das bedeutet nicht, mit einer grundlegenden Skepsis zu leben und alles ständig zu hinterfragen, sondern es geht wohl eher um eine Ermutigung, immer wieder Gewohnheiten, Programme und Formate zu hinterfragen. Und das immer unter der Prämisse: Erfüllen sie noch den Zweck, dem Guten zu dienen? Also dem, was Gott sich für die Welt wünscht? Entsprechen sie dem, was er für uns getan hat? Erreichen wir noch Menschen damit? Denn wenn nicht, können sie auch nichts Gutes von uns erfahren, oder Gott kennenlernen, der gut ist.
Für mich steckt in der Jahreslosung eine große Chance, gerade in der aktuellen Zeit, in der in unserer Kirche viele Umbrüche stattfinden, in der sich Dinge verändern, in der weniger Menschen zur Kirche gehören, in der weniger Geld vorhanden ist usw. Gerade jetzt wäre es doch gut, wenn sich christliche Gemeinden und Gruppen sagen: „Lasst uns mal alle unsere Angebote auf den Prüfstand stellen – und das, was gut klappt, wozu die personellen und finanziellen Ressourcen vorhanden sind, das, was uns als Gemeinde erbaut und womit wir Menschen erreichen, das behalten wir. Den Rest nicht. Und dann schauen wir, welche neuen Ressourcen und Kräfte dadurch freigesetzt werden.“

Mut zum Selbsttest

Die Jahreslosung macht uns Mut, keine Angst vorm Prüfen zu haben; selbstbewusst Dinge zu hinterfragen, auch wenn es sie schon lange gibt. Gott traut uns das zu, dass wir das prüfen können.
Diese Fragen darf ich auch an mein eigenes Leben stellen: Was ist gut für mich, was will ich auf jeden Fall behalten? Welche Gewohnheit hat sich aber vielleicht auch in meinen Alltag eingeschlichen, die ich wieder ändern möchte? Und wie trage ich dazu bei, dass Menschen Gutes erfahren?
Nicht nur die anderen, nicht nur die Gemeinde soll und darf sich hinterfragen, sondern auch jede und jeder einzelne.
Aber was, wenn das Falsche aussortiert wird? Was, wenn das neue Angebot noch viel schlechter läuft? Manchmal erkennen wir ja vielleicht erst hinterher, was das Gute war. Hier ist es wichtig, dass wir uns nicht in der Illusion verlieren, dass es eine „vollkommen gute“ christliche Gemeinschaft, Gruppe oder Gemeinde gibt. Niemand von uns Menschen ist perfekt und daher ist auch keine Gemeinde perfekt. Müssen wir auch nicht sein, denn wir leben alle aus und von Gottes Gnade. Wenn wir uns das bewusst machen, soll das nicht zum Nichts-Tun verleiten, sondern uns die Sicherheit geben, dass wir ruhig mal mutig aussortieren dürfen.

Im Gespräch bleiben

Und wer darf alles aussortieren? Darf das nur die Pfarrperson oder auch die Jugendreferentin / der Jugendreferent und die Kinderkirchmitarbeitenden? Paulus schreibt „prüfet“, also Plural! Es soll nicht nur eine Person entscheiden, was gut ist, sondern er ermutigt dazu, gemeinsam im Gespräch und im Dialog darüber zu beraten, was behalten werden soll. Als Christinnen und Christen sind wir niemals allein unterwegs, sondern Gott hat uns viele Geschwister an die Seite gestellt. Somit werden verschiedene Stimmen und Meinungen gehört. Das kann natürlich auch zu Konflikten führen. Aber somit wird gewährleistet, dass Menschen und ihre Meinungen ernstgenommen und gehört werden und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt. In der Gemeinde sollen Menschen ermutigt werden, miteinander ins Gespräch zu gehen und gemeinsam gute Wege zu finden. Das ist eine Art und Weise, wie Paulus sich das Prüfen wünscht: In liebevoller Wertschätzung, miteinander im Gespräch.

Was bleibt?

Paulus ermutigt die Gemeinde, aber auch uns, stetig zu fragen, wie wir „dem Guten“, also wie wir Gott und seiner Sache dienen können. Prüfen ist nichts Schlechtes oder gar Böses, sondern sogar notwendig, um neue Impulse zu bekommen und wichtige Veränderungen und Neuausrichtungen in der Gemeinde zu ermöglichen.
„Ecclesia semper reformanda! – Die Kirche muss beständig reformiert werden“, so lautet ein Motto aus der Zeit der Reformation. Kirche sollte sich beständig hinterfragen und erneuern. Nicht, weil sich alles verändert, nicht, um sich dem Zeitgeist anzupassen, sondern damit Menschen in der heutigen Zeit Gutes erfahren und darin Gott erkennen können, der vollkommen gut ist!
Dazu könnten ruhig ein paar Dinge aussortiert werden …

Lied zur Jahreslosung 2025

Text und Musik: Hans-Joachim
Eißler, Gottfried Heinzmann
© Praxisverlag buch+musik
bm gGmbH, Stuttgart

Gedanken zu “So viel Gutes”

Wer will schon gern ermahnt werden? Vielleicht noch mit erhobenem Zeigefinger und vorwurfsvoller Stimme? Wer will schon gern Befehle empfangen? In bestimmten Zusammenhängen ist es notwendig, aber im Alltag? Und dann auch noch im Glauben? Nun haben wir als Jahreslosung einen Vers, der als Imperativ, grammatikalisch „Befehlsform“, daherkommt. Und dieser Vers steht unter der Überschrift „Ermahnungen“.

Ermahnen oder ermutigen?

Zum Abschluss seiner Briefe schreibt Paulus Ermahnungen und Grüße. Das griechische Wort, das er verwendet, um diese Passagen einzuleiten, hat viele Bedeutungen. „Parakaleo“ bedeutet zum einen „trösten“. Menschen in sehr bedrängenden Situationen sollen getröstet werden. „Parakaleo“ heißt aber auch „bitten“. Menschen tragen ihre Anliegen mit großer Dringlichkeit vor. „Parakaleo“ wird auch im Sinne von „ermutigen“ verwendet, zum Beispiel von Staatsmännern, die andere anspornen wollen. Auch von Soldaten und Schiffsleuten, die sich gegenseitig Mut machen. Bei der Bedeutung „ermahnen“ ist keine scharfe Zurechtweisung gemeint. Eher eine ermunternde Ermahnung. Trösten, bitten, ermutigen, ermahnen – all das steckt in diesem einen Wort.
Mich fasziniert die Vielfalt der Bedeutungen. Denn genau diese Vielfalt in der Anrede nehme ich als hilfreich für mich und andere in unterschiedlichen Situationen wahr.

Methodischer Hinweis: Persönliche Frage und Austausch in der Gruppe: Was hilft mir? Was hilft mir in welcher Situation? Trösten, bitten, ermutigen, ermahnen? Wie höre ich auf diesem Hintergrund die Jahreslosung?

Das Gute sehen

Beim Jahreslosungslied haben wir uns für die Ermutigung entschieden: „Es gibt so viel Gutes, lasst es uns entdecken!“ Im persönlichen Leben, in Gesellschaft, Politik und Weltgeschehen begegnen uns sehr viele Krisen. Die schlechten Nachrichten, die kritischen Entwicklungen, die schlechten Hochrechnungen und Prognosen können sich wie ein dunkler Schleier auf unser Leben legen. Die negative Sicht auf die Menschen und die Zukunft dominiert oft die Gedanken und lastet schwer auf der Seele. Die Jahreslosung richtet unseren Blick auf das Gute. „Prüft alles und behaltet das Gute.“ Das verstärkt der Refrain: „Es gibt so viel Gutes!“ Im ersten Teil wird das Prüfen im Sinne von Entdecken des Guten in den Blick genommen: „Es gibt so viel Gutes! Lasst es uns entdecken. In allen Dingen kann es sich verstecken.“ Im zweiten Teil liegt dann der Schwerpunkt auf dem Behalten. Bei allen schlechten Nachrichten, bei allem, was uns niederdrückt und belastet: „Lasst uns doch das Gute dankbar sehen und behalten. Gottes guter Segen wird sich mehr und mehr entfalten.“

Methodischer Hinweis: Das Lied „So viel Gutes“ vorsingen oder vorspielen. (Noten, Begleitsätze, Audio-Datei und Video unter www.jahreslosung.net). Im Anschluss persönliche Reflexion und Austausch: Wo kann ich das Gute in meinem Leben entdecken und behalten?

Was ist das Gute?

Über diese Frage lässt sich trefflich streiten und man kann ausführliche Abhandlungen dazu schreiben. In der Bibel wird allein Gott als vollkommen gut bezeichnet. Deshalb ist das Gute immer von Gott abgeleitet. Von dem Guten, das Gott für uns tut, erzählt das Evangelium von Jesus Christus („eu-angélion“ bedeutet „gute Nachricht“). Paulus leitet aus der vertrauensvollen Glaubensbeziehung zu Jesus Christus Erwartungen an ein christliches Leben ab. Diese Ermutigungen bzw. Ermahnungen haben wir in den Strophen aufgenommen. Ebenso kurz und knapp wie Paulus. Zum Beispiel in Strophe 1: „Alles prüfen, Gutes finden. Böses meiden, Trägheit überwinden. Fröhlich bleiben, dankbar leben. Und an allen Tagen unserm Gott die Ehre geben.“

Methodischer Hinweis: Strophen singen oder lesen, gern auch parallel zu 1. Thessalonicher 5,12-22. Persönliche Reflexion und Austausch über die Frage: Welche Ermutigung bzw. Ermahnung nehme ich für mich für die nächste Zeit mit?

(Beitrag aus: Andachten 2025. Das Andachtsbuch rund um die Jahreslosung © Praxisverlag buch+musik bm gGmbH, Stuttgart.)

Likes gehören zum Leben?

Auslegung

Das Motiv zur Jahreslosung ist mitten aus dem Leben gegriffen: Likes gehören zu unserem Leben. Wir liken und werden geliked – nicht nur auf Social Media. Tag für Tag müssen wir unzählige Entscheidungen treffen, von morgens bis abends. Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, setzen wir bildlich gesprochen ein Like: Müsli oder Brot, Bahn oder Auto, Buch oder PlayStation und und und. Über diese kleinen Dinge des Lebens hinaus gibt es große Themen, bei denen wir eine Entscheidung treffen müssen: im Blick auf unser Leben, auf unsere Gesellschaft und unsere Welt. Wie wollen wir leben und was ist uns z. B. wichtig im Miteinander von Menschen, in der Gesellschaft oder im Blick auf einen nachhaltigen Lebensstil? Sind wir religiös oder nicht? Und die Frage ist dann immer auch, was wir uns die Entscheidungen kosten lassen, die wir treffen. Ein Like als Reaktion auf einen Social Media-Post kostet uns nicht viel, aber andere Likes, die wir bei grundlegenden Lebensfragen setzen, können uns wirklich etwas kosten: Engagement, Geld, Zeit oder Kraft. Doch gerade solche Entscheidungen, die uns etwas kosten, können einen heilsamen Unterschied machen für andere und für uns.

Vom Privileg, selbst prüfen zu können

Die Jahreslosung von 2025 öffnet einen Raum der Freiheit. Es geht nicht um das Umsetzen von Regeln und Vorschriften, sondern darum, frei zu prüfen und zu entscheiden.
Gott traut uns zu, selbst zu beurteilen, was gut ist. Gott traut es uns zu und mutet uns zugleich zu, Entscheidungen zu treffen. Wir können uns nicht wegducken, sondern müssen selbst entscheiden. Weil es unser Leben ist und niemand anderes dieses Leben für uns leben kann. Gut ist in der Bibel nicht nur das, was mir selbst guttut und für mich selbst gut ist, sondern „gut“ ist immer ein Beziehungsbegriff. „Gut“ bedeutet: Das, was gut für mich ist, muss zugleich für andere gut sein. Die Leitlinie für ein solches Leben, das anderen und zugleich uns selbst guttut, findet sich in vielen Texten der Bibel. Die Zehn Gebote erzählen davon und die Worte von Jesus. Auch das Buch Micha formuliert prägnant: „Es wurde dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Das Rechte tun, Nachsicht mit anderen haben und bewusst den Weg mit deinem Gott gehen“ (Micha 6,8 BB).

Gut zu leben, hat demnach mit unserer Beziehung zu Gott und mit unseren Beziehungen zu unseren Mitmenschen zu tun. Gut ist, was guttut: anderen, unserer Erde und uns selbst.
Diese biblischen Texte wie z. B. aus dem Buch Micha bilden den Rahmen für ein „gutes“ Leben. Innerhalb dieses Raums der Freiheit kennt die Bibel aber kein Klein-Klein von Vorschriften. Sondern in der Verantwortung vor Gott und vor anderen treffen wir Entscheidungen darüber, wie wir unser Leben gestalten. Und darum können Christinnen und Christen in manchen Fragen der Lebensgestaltung und der Ethik auch zu unterschiedlichen Einstellungen kommen.
Dem christlichen Glauben wird manchmal vorgeworfen, er würde Menschen klein machen und einengen. Die Jahreslosung für 2025 zeigt das Gegenteil: Gerade die Beziehung zu Gott öffnet einen Raum der Freiheit. In der Verantwortung vor Gott können wir aufrecht und selbstbewusst leben. Weil Gott uns das Leben anvertraut, es zu gestalten.
Die Frage ist: Wo setzen wir unsere Likes? So, wie es das Motiv zur Jahreslosung zeigt, mit den verschiedenen Icons: Geballte Faust oder Herz – wollen wir vergeben oder zurückschlagen? Wollen wir Gutes über andere erzählen oder sie schlechtmachen? Wollen wir den gewohnten Luxus ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen auf Kosten des Klimas oder sind wir bereit, unseren Lebensstil zu ändern?

Behalten hat mit Halten zu tun

Der Zusammenhang der Jahreslosung im 1. Thessalonicherbrief macht deutlich: Wenn wir das Gute behalten, dann hat dies eine heilsame Wirkung auf unser Leben. In 1. Thessalonicher 5,24 Lu wird ein Segenswunsch formuliert: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“

Gut ist also das, was dazu dient, dass unser Leben gut und heil und unversehrt in Gottes Augen ist. Oder anders formuliert: Gut ist, was unsere Seele heil macht. Dass ein Leben heil wird in und trotz allem, was an Rissen und Brüchen in unserem Leben ist, das ist Gottes Geschenk. Wenn die Bibel von Vergebung spricht, dann meint sie genau das: Gott macht das, was wir zerbrechen, gut und schenkt neues Leben.
Wir können das Gute behalten, wenn wir selbst gehalten sind von Gott. Die Beziehung zu Gott ist das Koordinatensystem, das unseren Blick dafür schärft, was für andere und für uns selbst heilsam und gut ist.
Prüft alles und behaltet das Gute – oder anders formuliert: Überlege dir genau, wo du im Leben deine Likes setzt!

Geistliche und säkulare Lieder zur Jahreslosung 2025 aus den Bänden von
„Das Liederbuch“

Das Liederbuch

Medienliste

LiednummerLiedtitel
9Show Me, Lord
31Mehr als wir suchen
54Ich weiß es nicht
55Weißt du
56I Still Haven’t Found What I’m Looking For
57Auf dem Weg
58Irgendwas bleibt
62Wenn wir Gott von ganzem Herzen suchen
111Wir alle
118So a schöner Tag (Der Flieger)
119Halt dich fest
120Wenn diese Freunde nicht wären
122Wege vor mir
123Unterwegs mit Gott
124Geh aus, mein Herz, und suche Freud
134Dass mein Leben sich lohnt
135Beautiful Things
143Lasse redn
145Lean On Me
152Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens
163The Heart Of Worship
192Let It Be
206Meeting, Learning, Sharing
207Auf dem Weg der Gerechtigkeit
211Neue Spur
222Was uns bleibt
230Your Love Never Fails
234Dieser Weg

Heinzmann, Gottfried / Eißler, Hans-Joachim (Hg.): Das Liederbuch. glauben – leben – lieben – hoffen, buch+musik, Stuttgart 32015.

Das Liederbuch 2

LiednummerLiedtitel
9Rescuer
16Wohl denen, die da wandeln
22Ready Or Not
26Besser als Leben
27Die Seligpreisungen
43Ist da jemand
53Lege deine Sorgen nieder
56What About Us
66Dafür steht das Kreuz
73Da ist Freiheit
78Neuer Tag, neues Glück
79Ein neuer Morgen
88Heilige und Sünder
90Try
97Ich bin bald da
99Make Room
103In The Light
113You Say
116Who You Say I Am/ Wer bin ich
119Reckless Love/ Gewagte Liebe
122Good Good Father
124Let It Go
126Chöre
127Don’t Need To Be Perfect
129Wie schön du bist
132Glaubst du
135Wie Christus mir, so ich dir
136Build My Life
144Größer
146Goodness Of God
148Noch nie
150So Will I
155Welt der Wunder
156Diese Gnade
161Vor dir
171I Want It That Way
174Don’t Stop Believin’
186Angst
196Generation der Hoffnung
201Warum feiern wir nicht
204We Are Changing The World
205Price Tag
217Alles hat seine Zeit

Kuttler, Cornelius / Eißler, Hans-Joachim / Krimmer, Michl / Seule, Johannes (Hg.): Das Liederbuch 2. glauben – leben – lieben – hoffen, buch+musik, Stuttgart 2021.

Hier findet ihr zwei Spotify-Playlists mit passenden Liedern zur Jahreslosung.

Säkulare Songs

bumlnk.de/JL25_saekulare-songs

Gemeindesongs

bumlnk.de/JL25_gemeindesongs

Wie kommt die Jahreslosung 2025 in das Leben junger Menschen – praktisch, anschaulich und erlebbar? Die Antwort gibt das Jugendgottesdienstmaterial 2025 „Alles kann raus!“.

Die Beiträge versuchen auf verschiedenen Ebenen herauszufinden, was das Gute ist. Statt Ausverkauf soll das Gute nach eingehender Prüfung bleiben. Zu den Beiträgen gehören u. a. ein Gottesdienst mit Kindern, ein Planspiel für die Konfi-Arbeit, ein Jugendgottesdienst und ein Inklusions-Check für Gemeinden.

Das Jugendgottesdienstmaterial des Landesjugendpfarramts Württemberg bietet praxisorientierte Gottesdienste, Entwürfe und Angebote für verschiedene Altersgruppen, Kontexte und Formate. Eine verständliche Auslegung der Jahreslosung und weitere vertiefende Texte vermitteln wertvolles Hintergrundwissen und regen zum Nachdenken an.

„Alles kann raus!“ ist ein lebendiges Werkbuch für alle, die durch die praktische Anwendung der Jahreslosung 2025 Kinder, Jugendliche und (Junge) Erwachsene im Glauben inspirieren wollen.

Allgemeine Informationen zum 1.Thessalonicherbrief

  • Der Brief wurde von Paulus um das Jahr 50 n. Chr. geschrieben. Somit ist er der älteste uns bekannte Paulusbrief und eines der ältesten erhaltenen Dokumente der Christenheit.
  • Er richtet sich an die Gemeinde in Thessalonich. Paulus hatte die Gemeinde auf seiner zweiten Missionsreise gegründet (vgl. Apg 17,1-9). Es handelt sich also um eine sehr junge Gemeinde.
  • Apg 17,1-9 erzählt, dass Paulus in der Synagoge predigt und einige Menschen daraufhin zum Glauben an Jesus Christus kommen. Aber eine große Gruppe von Anwesenden macht Stimmung gegen Paulus und die Botschaft von Jesus. Die Lage wird so bedrohlich, dass Paulus bereits nach kurzer Zeit aus Thessalonich fliehen muss. Die Gemeinde befindet sich „unter Bedrängnis“.
  • Der Brief ist in zwei große Teile aufgeteilt:
    » Die Vergangenheit der Gemeinde (Anfänge, Abschied, Timotheus und sein Bericht) und
    » Die Zukunft der Gemeinde (Leben in der Heiligung, Naherwartung Jesu, Schlussermahnungen und Ratschläge).
  • Anders als im Korintherbrief/ Galaterbrief hat Paulus wenig an der Gemeinde auszusetzen, im Gegenteil, er lobt sie für ihren treuen Glauben.
  • Großes Thema des Briefes ist die Wiederkehr Jesu und die Auferstehung der Toten. Vermutlich antwortet Paulus damit auch auf eine Frage, die aus der Gemeinde an ihn gerichtet wurde.
  • Paulus beendet den Brief mit Ermutigungen, bzw. Ermahnungen zum Leben in der Gemeinde – aus diesem Schlussteil stammt auch die Jahreslosung.

Schaue dir die Zusammenfassung des „Bibel-Projekts“ zum 1. Thessalonicherbrief an: Buchvideo: 1.Thessalonicher (youtube.com)

Themen des 1. Thessalonicherbriefes – frühe Fragen der Christenheit
Was passiert mit Verstorbenen?
Paulus hatte der Gemeinde verkündet, dass Jesus bald wiederkommen würde, um seine Gemeinde zu sich zu rufen. Nun waren einige Gemeindeglieder gestorben. Das hat die Gemeinde in Thessalonich verunsichert: Was würde mit den verstorbenen Gläubigen passieren? Paulus gibt eine tröstliche Antwort:
„Brüder und Schwestern, wir wollen euch nicht darüber in Unkenntnis lassen, was mit den Verstorbenen geschieht. Denn ihr sollt nicht um sie trauern wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wir sind doch davon überzeugt, dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Ebenso gewiss wird Gott die Verstorbenen durch Jesus und gemeinsam mit ihm aus dem Tod herausführen.“ (1. Thessalonicher 4,13-14 BB)
Paulus ist sich sicher, dass ein Mensch, der mit Jesus Christus verbunden ist, nach dem körperlichen Tod, wie Jesus Christus selbst, zu neuem Leben auferstehen wird.

Die Wiederkunft Jesu
Dennoch ist sich Paulus zum Zeitpunkt der Abfassung noch sehr sicher, dass Jesus bald wiederkommen wird. Er glaubt sogar, dass er den Tag selbst noch miterleben wird, wenn er schreibt:
„Der Herr selbst wird vom Himmel herabsteigen – wenn der Befehl ergeht, die Stimme des Erzengels erklingt und die Trompete Gottes ertönt. Dann werden zuerst die Toten auferweckt, die zu Christus gehören. Und danach werden wir, die dann noch am Leben sind, zusammen mit ihnen weggeführt. Wir werden auf Wolken in die Höhe emporgetragen, um dem Herrn zu begegnen. Dann werden wir für immer beim Herrn bleiben.“ (1. Thessalonicher 4,16-17 BB)
Die frühen Gemeinden, die Paulus auf seinen Missionsreisen gegründet hatte, rechneten demnach vermutlich mit einer baldigen Wiederkunft Jesu und richteten ihr Leben daran aus.

Theologische Entwicklung des Paulus
Es ist interessant zu bemerken, dass sich diese Einstellung nicht nur in den christlichen Gemeinden, sondern auch bei Paulus verändert hat. In einem seiner letzten bekannten Briefe, dem Philipperbrief, schreibt Paulus ganz anders als zuvor:
„Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein.“ (Phil 1,23 L)
Paulus wirkt in diesen Worten nicht mehr so zuversichtlich, dass er die Wiederkunft Jesu erleben wird. Das Leben und seine Erfahrung haben ihm deutlich gezeigt, dass Gott vielleicht andere Pläne hat, als er zuvor meinte. Er verkündet nicht mehr, dass Jesus bald kommt, aber er ist sich ganz sicher, dass sein Leben durch den Glauben mit Jesus Christus verbunden ist. So kann er sagen:
„Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.“ (Phil 1,21 L)
Diese Hoffnung trägt ihn durch alle Schwierigkeiten und Herausforderungen.

Gibt es theologische Einstellungen oder Überzeugungen, die sich im Lauf deines Lebens verändert haben? Welche fallen dir ein?

Die Stadt Thessalonich

  • Die Stadt Thessalonich ist identisch mit der heutigen griechischen Stadt Thessaloniki.
  • Sie liegt in der nördlichen Ägäis am Thermaischen Golf und war und ist daher eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt.

Recherchiere die Lage von Thesslonich/Thessaloniki im Internet oder in einem Atlas.

  • Thessalonich wurde im Jahr 316/315 v. Chr. vom makedonischen König Kassander gegründet.
  • Der Name der Stadt geht auf seine Ehefrau Thessaloniki zurück, eine Halbschwester Alexanders des Großen.
  • Über die Gründungszeit der Stadt ist sehr wenig bekannt.
  • Im Jahr 168 v. Chr. eroberten die Römer Thessalonich. Es wurde die Hauptstadt der römischen Provinz und war Sitz des römischen Statthalters.
  • Mit dem Anschluss an die wichtige Handelsstraße „Via Egnatia“ wuchs die Attraktivität Thessalonichs: Handel und Verkehr blühten auf.
  • Neben den Kaufleuten ließen sich auch Dichter und Philosophen in der Stadt nieder.
  • Nach der Ermordung Cäsars schlug sich Thessalonich auf die Seite Octavians, der den Krieg gewann und später – inzwischen als Kaiser Augustus – der Stadt den Status der Freistadt (civitas liberta) zugestand. Damit war der Stadt politische und wirtschaftliche Souveränität gegenüber Rom zugesichert.
  • Anders als andere Städte konnte Thessalonich stets seinen griechischen Charakter bewahren. So wurde fast ausschließlich Griechisch gesprochen. Selbst ansässige Römer passten sich diesem Trend an.

Die Jahreslosung in ihrem näheren Kontext
„Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht! Prüft alles und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Gestalt!“ (1. Thessalonicher 5,16-22 E)

  • Die Jahreslosung steht im Kontext vieler kurzer Imperative, die Paulus an die Gemeinde richtet.
  • Diese Aufforderungen erinnern die Christinnen und Christen in Thessalonich an ihre besondere ethische Verantwortung, die Paulus sieht.
  • Wichtig: Weil die Gemeinde im Glauben von Gott erwählt ist, deshalb sollen sie ein rechtschaffenes „Leben in der Heiligung“ führen. (1. Thessalonicher 4,1-12) Es geht nicht darum, sich das Heil zu verdienen.
  • Die Ermahnungen ab V.19 zielen auf die gottesdienstliche Ordnung und den darin enthaltenen Gebrauch der Geistesgaben, wie wir es ähnlich aus dem Brief an die Korinther kennen. (vgl. 1. Korinther 12+14)
  • Der unmittelbar vorangehende Vers ordnet pneumatische Redebeiträge im Gottesdienst, die sog. „Prophetische Rede“, die zur Erbauung des Einzelnen und der Gemeinde dienen sollten. Solche Redebeiträge waren damals üblich und wurden auf das Wirken des Geistes Gottes zurückgeführt.
  • Die Jahreslosung bezieht sich zuallererst auf den unmittelbar vorangehenden Vers: Die Gemeinde soll von Verführung und falscher Lehre geschützt werden, deshalb legt Paulus Wert auf den Inhalt aller prophetischen Rede: Nicht die Form – auch nicht die beeindruckende Form der pneumatischen Ekstase – legt den Wahrheitsgehalt fest, sondern der Bezug zum Guten!
  • Was ist das Gute? Im biblischen Kontext wird allein Gott als vollkommen gut bezeichnet. Deshalb muss das Gute bei Gott zu finden sein.
  • Paulus kann mit dem Guten eigentlich nur das Evangelium von Jesus Christus meinen, das Evangelium Gottes, das die Gemeinde im Glauben angenommen hat und an dem sie festhalten soll. Der Bezug zum göttlichen Erlösungshandeln in Jesus Christus legitimiert den Platz in der Gemeinde.

Pommes oder Pizza? Chillen oder Joggen? Selbst bei solchen Alltagsfragen fällt es uns manchmal schwer, eine Entscheidung zu treffen. Und wenn es dann erst darum geht, wie man den Sommerurlaub verbringt, welchen beruflichen Weg man einschlagen möchte oder wo und mit wem man zusammenwohnen will… dann wird’s erst richtig kompliziert! In diesem Text bekommst du Infos zum Thema Entscheidungen und Impulse, was zur Entscheidungsfindung helfen kann.

Was entscheiden schwer macht:

  • Entscheiden heißt wählen! Wer sich für eine Sache entscheidet entscheidet sich automatisch gleichzeitig gegen viele andere Möglichkeiten – und verzichtet vielleicht auf etwas das (auch) schön und gut wäre
  • Wir können nicht in die Zukunft sehen. Ob eine Entscheidung sich als „richtig“ erweist kann man manchmal erst im Rückblick sehen. Wer entscheidet muss also auch gegen die Angst kämpfen: die Entscheidung könnte falsch sein. Es gibt keine Garantie, dass bei Entscheidungen das Erhoffte eintreten wird.
  • Wir haben nicht immer alle Infos. Manchmal erfährt man erst nach einer Entscheidung Wichtiges, das im Vorfeld zu einer anderen Entscheidung geführt hätte. Oft ist es gar nicht möglich, sich einen wirklich umfassenden Überblick zu verschaffen über die Möglichkeiten, die man eigentlich hat.
  • Nicht wissen, was man will. Wenn du grundsätzlich nicht weißt, in welche Richtung dein Leben gehen soll, kann es schwerer fallen, große Entscheidungen zu treffen.

Aber: entscheiden zu dürfen ist ein Privileg! Wir sind keine Marionetten. Gott schenkt uns einen freien Willen. Wir können in vielen Bereichen über unser Leben selbst entscheiden. Das bedeutet: Verantwortung übernehmen! Und es bedeutet, darin zu vertrauen, dass Gott mir bei Entscheidungen zur Seite steht und mit mir auch trotz Umwegen zum Ziel kommt.

Entscheidungs-Methoden

Wie man sich gut entscheiden kann – dazu gibt’s jede Menge Theorien und Methoden. Vielleicht willst du ja mal was ausprobieren? Los geht’s!

CAF: „Consider all Facts“
Alle Faktoren aufschreiben, die mit meiner Fragestellung, meiner Entscheidung, meinem Problem zusammenhängen; möglichst viele Informationen und Einflussfaktoren sammeln und die Ergebnisse wie eine Checkliste benutzen. Dazu musst du dich ganz automatisch ausführlich mit deinem Thema befassen

PMI: Plus – Minus- Interessant
Kriterien für die Entscheidung mit verschiedenen Alternativen aufschreiben und gewichten. Aufmerksamkeit gezielt nacheinander für jeweils 2-3 Minuten auf einzelne (positive und negative) Aspekte richten und das Ergebnis der Gedanken aufschreiben. Für Aspekte, die weder positiv noch negativ sind, bei denen die Auswirkung noch nicht einschätzbar ist sowie für offene Fragen eine weitere Kategorie mit der Bezeichnung „interessant“ einführen. Es wird deutlich: hier besteht noch weiterer Informations-bedarf. Die PM-Kategorien gewichten (1-6 Punkte), das Ergebnis zusammenzählen und überdenken.

„Zwei Wege“
Wenn es um eine Lebens-Entscheidung geht kannst du versuchen „in die Zukunft zu sehen“ ;-). Dazu stellst du dich auf einen Punkt im Raum – das ist der Zustand JETZT. Dann blickst du in eine Richtung und überlegst: wenn ich diesen Weg einschlage, wo bin ich dann wahrscheinlich in einem Jahr, in fünf, in Zehn? Schreibe deine Überlegungen auf Zettel und lege sie auf einen „Zeitstrahl“. Dann drehe dich um 90 Grad von deinem Ausgangspunkt und mache einen neuen Zeitstrahl für die andere Entscheidungsmöglichkeit. Stelle dich bewusst zu den einzelnen Zetteln und finde heraus, wie es dir dabei geht. Nimm dir Zeit. Dann mach das Selbe mit dem anderen Zeitstrahl.

Intuitive Entscheidungsmethoden
Das Prinzip besteht darin, die Kraft und das Wissen unseres Unterbewusstseins zu nutzen. Dieses hat viel mehr Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse gespeichert als wir bewusst abrufen können (Bauchgefühl). Je mehr wir lernen, unsere Intuition wahrzunehmen und auf sie zu hören, desto größer wird der Nutzen sein, den wir daraus ziehen. Ideen, wie das praktisch aussehen kann? Du zählst bis fünf und entscheidest dann spontan, ohne nachzudenken. Oder du überlässt die Entscheidung dem Zufall und wirfst eine Münze… Seine eigene “Entscheidungsfreude” kann man so auch etwas trainieren! Diese Methoden eignen sich vor allem für “kleinere” Entscheidungen im Alltag.

Tipps

  • Lass dir Zeit für wichtige Entscheidungen.
  • Prioritäten setzen. Wenn du eine grundsätzliche Idee hast, in welche Richtung dein Leben laufen soll, was dir wirklich wichtig ist und worauf du am Ende seines Lebens stolz und dankbar zurückblicken möchtest… dann fällt es dir leichter, größere (Lebens-)Entscheidungen zu treffen.
  • Berate dich mit Freunden und Menschen, die dich gut kennen und auch hinterfragen. Sie sehen deine Schwächen, Stärken und dein Potential manchmal besser als du selbst. Besprich dich aber zumindest manchmal auch mit denen, die eine andere Meinung vertreten als du und dich herausfordern mit ihrer Sichtweise (raus aus der Bubble!). Auch wenn du ihre Einstellung nicht teilst kann es wertvoll sein zu hören, was sie denken und warum.
  • Bete für Weisheit!
  • Und dann triff mutig eine Entscheidung und steh auch innerlich dazu. Lass die anderen Optionen hinter dir und wälze sie nicht noch dauernd in deinem Kopf (“Hätte ich nur…”, “Was wäre wenn ich XY gewählt hätte…”)
  • Wenn du merkst, dass du einen Weg eingeschlagen hast, bei dem es dir nicht gut geht halte nicht krampfhaft an deiner Entscheidung fest sondern triff eine neue. Aber: nicht jede Herausforderung heißt gleich dass dein Weg falsch ist! Hier ist eine gute Unterscheidungsgabe gefragt.
  • Scheitern oder vermeintlich falsche Entscheidungen sind keine Katstrophen, sondern Chancen, zu lernen, zu wachsen und das Leben neu in Angriff zu nehmen.
  • Wichtig ist bei allen Entscheidungen: Mach dich frei von dem Druck des Perfektionismus. Wähle das, was gut für dich ist. Gut ist gut genug – es muss nicht immer das Beste sein!

Was bedeutet es für meinen Glauben, dass Jesus in die Windeln gemacht hat? Tatsächlich kommen sie in meinem persönlichen, „klassischen“ Lieblings-Weihnachtslied (wen es interessiert: „Ich steh an deiner Krippen hier“ von Paul Gerhard) gar nicht vor – aber in vielen anderen Weihnachtsliedern schon: die Windeln, die wir schon aus der Weihnachtsgeschichte nach Lukas kennen.

„Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lukas 2, 10-12, Luther 2017)

Manchmal werden diese Windeln in den Weihnachtsliedern in einer solchen Art und Weise erwähnt, dass ich als Mutter aus eigener Erfahrung sagen möchte: „Nein – SO kann das aber nicht gewesen sein!“

Oder wer möchte ernsthaft daran glauben, dass Jesus (so wie in dem Lied „Ihr Kinderlein, kommet“) in reinlichen Windeln gelegen haben soll – all dem Dreck und Staub zum Trotz, der einem Stall so anhaftet? Ganz abgesehen davon, dass es eine zutiefst menschliche Eigenart kleiner Babys ist, in genau diese Windel zu machen … „Reinlich“ kann also mehr als Ausdruck von Pathos und Verzückung gesehen werden, denn als pure Realitätsbeschreibung. Aber ganz ehrlich: Darauf kommt es doch auch gar nicht an, oder?

Ich vermute, solchen Liederdichtern wie Christoph von Schmid ging es damals (immerhin ist das Lied schon über 120 Jahre alt) zu sehr in die menschliche Intimsphäre, im Sinne von „Über so etwas spricht man doch nicht! Und der Heiland, der hat bestimmt immer nur nach Rosenduft gerochen!“ Geschenkt.

Als Mutter muss ich sagen: Babys riechen nicht immer nur nach Rosen. Vielleicht mal nach Möhren, aber das würde hier zu weit führen. Als Mutter spreche ich aus Erfahrung, wenn ich sage: Windeln wechseln führt nur selten zu Glücksgefühlen – meist ist es eine wechselnde Mischung aus Pflicht, Sorgfalt und Liebe. Und ganz manchmal auch leichtem Ekel. Aber auch das führt noch nicht ganz zum Thema.

Warum also bedeutet es etwas für meinen Glauben, dass Jesus in die Windeln gemacht hat?

Warum denke ich über die zutiefst menschlichen biologischen Vorgänge in der Verdauung eines Babys nach, statt einfach nur begeistert zu sein von diesem Wunder in der Krippe?

Weil die heimelige Weihnachtsgeschichte, so wie wir sie uns oft vorstellen und wir es uns für unser eigenes Weihnachtfest alljährlich wünschen, einfach nur die halbe Wahrheit ist. Bestenfalls. Und für halbe Sachen kann ich mich nicht begeistern, da ist nun mal nichts Wahres dran. Wer daran zweifelt, kann sich ja mal bildlich vorstellen, wie ein halbes Hähnchen über den Hof wackelt und Würmer sucht … das klappt nämlich auch nicht. Wenn ich dich jetzt von einer Weihnachts-Idealvorstellung befreit habe, die du eh nicht erfüllen kannst, erleben wirst und deswegen jedes Jahr Stress schiebst: gern geschehen!

Zurück zum Thema und meiner Frage: Warum halte ich es für wichtig, dass dieses Baby, das Jesus-Kind, der Heiland, eben nicht in „reinlichen Windeln“ lag – und warum hat dies Auswirkungen auf meinen Glauben?

Ich könnte mich da auf die kluge Meinung anderer berufen. Ich könnte z. B. auf den Gedanken von Saskia Wendel hinweisen, der da heißt, dass die Windel ein „Bruch mit dem Bild eines souveränen Gottes, der alles im Griff hat“ (1) ist. Aus diesem Grund wird die Windel hier klein gemacht, verschwiegen oder idealisiert: weil sie eben nicht das Bild des allmächtigen und starken Gottes verkörpert. Grundsätzlich übrigens etwas, das herausfordert und dem ich nur beipflichten kann.

Oder ich könnte davon erzählen, dass es bereits bei den alten Pharaonen die Redewendung vom „Herrschen auf den Windeln“ gab – darauf verweist u. a. Stefan Buß in einem Artikel (2). Damit sind dann Herrscher gemeint, die quasi schon „seit immer“ an der Macht waren und sich als „zum Herrschen geboren“ darstellten.

Tatsächlich trifft das ja auch auf Jesus zu. Nur halt ganz anders, viel exakter, als es die alten Sprichwörter je hätten vorausahnen können.

Natürlich könnte ich auch Stefan Schreiber zitieren, der die Rolle des Kindes in der Krippe als die eines Messias als Anti-Herrscher oder radikalen Friedenskönig beleuchtet (3). Denn dieses Kind, das so unscheinbar in seinen Windeln liegt, wird mit seinem Leben und Sterben die Macht- und Gesellschaftsverhältnisse des römischen Reiches auf den Kopf stellen. Es wird eine „neue soziale Werteordnung“ verkörpern und den Frieden auch mit den Heiden suchen – die in den „Weisen aus dem Morgenland“ ja auch zu den ersten Gratulanten an der Krippe gehörten.

Aber ich bleibe bei mir und bei dem, was mir durch den Kopf geht und mein Herz bewegt, weil mir die Weihnachtsgeschichte auf diese Weise deutlich macht: Gott meint es ernst! Gott gibt seine Macht auf, wird uns Menschen nicht nur ähnlich – sondern er WIRD Mensch! Er macht sich selbst davon abhängig, was wir als Menschen so sehr brauchen. Und zwar nicht nur als Babys (da ist es ÜBERlebenswichtig), sondern auch darüber hinaus: LIEBE.

Wir Menschen bedürfen der Liebe anderer Menschen, um zu leben. Um uns zu entwickeln. Um zu wachsen. Um persönliches Scheitern zu überstehen. Um die eigenen Grenzen zu erweitern. Um Fehler einzugestehen. Um selbst zu lieben.

Gott geht diesen Weg. Vom Anfang an. Und zwar ohne den Heiligenschein, den ihm die Künstler später verpasst haben.

Gott gibt sich hin. Er gibt sich der Ohnmacht hin, dem „Auf-andere-angewiesen-Sein“, vielleicht auch den 3-Monats-Koliken, unter denen heute ja viele Babys leiden. An dieser Stelle verliert sich die Bibel eben nicht in Details. Aber Gott geht einfach „all in“ – er riskiert sich, um dich zu gewinnen, um mich zu gewinnen.

Auch wenn Jesus als Sohn Gottes, als König und als Heiland auf die Welt kommt: Darum geht es ihm gar nicht. Diese Macht als solches ist ihm nicht das Wichtigste. Wenn Jesus diese Macht einsetzt, dann doch für andere: Darum erweckt er Lazarus und die Tochter des Jairus von den Toten, während er selbst elendig am Kreuz verreckt. Darum verwandelt er auf einer Hochzeit Wasser in Wein, während er am Kreuz den Essig gereicht bekommt. Denn das Wichtigste, das er erreichen möchte, ist dein Herz. Er möchte, dass du (neu) beginnst, ihm zu vertrauen, Gott zu vertrauen, seiner Liebe zu vertrauen.

Dieses Vertrauen brauchen wir, wenn wir auf die Welt schauen und ins Zweifeln kommen, wenn unser Herz bricht bei all dem Leid, das uns begegnet. Seit Menschengedenken verüben Menschen aneinander und an der Natur die schlimmsten Verbrechen. Seit Menschengedenken beherrschen Korruption und Gier die Entscheidungsträger und „einfache Menschen von der Straße“. Die Stimme der Vernunft, die Stimme der Nächstenliebe und der Vergebung scheint zu verstummen.

Wenn du dich fragst, wo Gott war in den Zeiten des Holocaust, als über 6 Millionen Menschen ermordet wurden aufgrund ihres Glaubens; wo er war, als die ersten Atombomben auf unschuldige Zivilisten geworfen wurden; warum er nicht einschritt, als Putins Soldaten in die Ukraine einmarschierten, wieso er nicht handelt, wenn Eltern ihren Kindern Gewalt antun, wenn Menschen wehrlose Tiere quälen …, wenn du dich also fragst, wieso Gott dieses Leid in der Welt nur zulassen kann – wenn du mich danach fragst, wieso Gott all das Leid nicht einfach verhindert …

…dann muss ich dir sagen: Ich weiß es nicht. Ich kann Gottes Gedanken nicht verstehen. Ich kann sein Tun und sein Lassen nicht deuten. Ich kann es einfach nicht.

Es gibt so viele Theorien von studierten Menschen, die in einer Bandbreite liegen von „Gott hat mit unserer Welt die bestmögliche geschaffen und das darin vorkommende Leid ist letzten Endes erklärbar und notwendig“ (der Ansatz des Philosophen Leibnitz) über den Gedanken des Philosophen Hegel, für den „Übel nur ein notwendiges Durchgangsstadium ist“ bis hin zu der These von Norbert Hoerster, die sich damit befasst, dass „Gott entweder allgütig oder allmächtig sei“. Beide Eigenschaften gleichzeitig anzunehmen, ist in seinen Augen ein nicht zu überwindender Widerspruch und nicht rational.

Mich sprechen diese Theorien alle nicht an. Auch wenn ich selbst manches Mal hadere und so gerne eine Antwort hätte, habe ich keine. Aber ich habe etwas anderes: Ich habe das Kind in der Krippe! In Windeln!

Und auch wenn zur Zeit seiner Geburt niemand damit gerechnet hätte, (von seinen begeisterten Eltern und den ersten Zeugen an der Krippe, die Kontakt zu Engeln oder Sicht auf wunderverheißende Stern-Konstellationen hatten, mal abgesehen): Dieses Baby hatte Macht.

In all der Machtlosigkeit seiner Windeln war das Ziel klar umrissen: den Lauf der Welt verändern, den Tod besiegen, die Menschen retten. Dafür hat Gott in Jesus selber gelitten. Hat Verachtung und Verrat erfahren, wurde bespuckt, ausgelacht und gefoltert. Hat alles Schlimme erfahren, wozu Menschen fähig sind. Aber auch das Gute: Er wurde wertgeschätzt, er wurde mit Öl gesalbt. Und er wurde geliebt.

Daran will ich mich halten, in all dem Hadern und Verzweifeln: an die Liebe. Die Liebe, die Gott uns Menschen gezeigt hat. Die Liebe, wie wir einander erweisen. Und an das Gesicht, das Gott der Liebe auf dieser Welt gegeben hat: das Baby in der Krippe, gewickelt in Windeln. Pampers-Power pur.

Was zum frei-willigen Einsatz motiviert

Gottesdienst-Entwurf

Zu was kannst du dich frei entscheiden? Warum engagieren sich Menschen freiwillig? Gerade auch im Freiwilligendienst? In diesem Gottesdienst unter dem Motto „Freiwillig hier“ kommen verschieden Menschen zu Wort, die sich für andere oder eine Sache freiwillig einsetzen. Man kommt der Motivation, die dahintersteckt, auf die Spur – und feiert, gemeinsam freiwillig da zu sein.

Gefeiert wurde dieser Jugendgottesdienst bei „DAS FESTIVAL“ zum Reformationsjubiläum 2017 in der Stiftskirche in Stuttgart. Einzelne Elemente wurden für diesen Entwurf angepasst und aktualisiert. Denkbar ist, eine Person einzuladen und zu interviewen, die einen Freiwilligendienst absolviert hat und darüber erzählt.

Dieser Gottesdienst-Entwurf kann Inhalte des Beitrags „Prüft alles – was mache ich nach dem Schulabschluss?“ aufnehmen oder kann im Vorbereitungsteam zur Orientierung dienen.

Einstieg:Vor dem Gottesdienst kann ein Countdown eingeblendet werden. Es kann auch zur Aktivierung und Hinführung zum Thema eine Umfrage (z. B. über www.mentimeter.com oder www.slido.com/de) eingeblendet werden, in der danach gefragt wird, wie viel Stunden freiwilliges Engagement im Monat geleistet wird. Auf das Ergebnis kann dann später eingegangen werden.
Musik:siehe zum Beispiel https://bumlnk.de/JL25_gemeindesongs
Votum:Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Begrüßung:
Moderation 1:Herzlich willkommen zum Gottesdienst. Mein Name ist … Ich bin hier in …
Moderation 2:Mein Name ist … Wir haben den Gottesdienst gemeinsam mit einem Team vorbereitet.
Moderation 1:Der Gottesdienst wird besonders schön, wenn wir gemeinsam singen. Und wir sind ja auch viele, dann klingt es ja auch gut zusammen. Jede Stimme ist wichtig. Jede und jeder ist wichtig.
Thematischer Einstieg:
Moderation 1:Also nochmals: herzlich willkommen – schön, dass ihr da seid!
Moderation 2:Hoffentlich freiwillig! Oder wurde jemand gezwungen?
Moderation 1:Unser Gottesdienst hat ja den Titel „freiwillig hier“ sein.
Moderation 2:Jetzt mal konkret – Hand auf’s Herz: Wer ist denn heute freiwillig hier? Meldet euch mal mit Handzeichen.
Moderation 1:So viele. Aber: Ich hab die Frage nicht verstanden – was bedeutet „freiwillig“ eigentlich? Wie frei sind meine Entscheidungen?
Moderation 2:„Freiheit“ heißt für mich, die Möglichkeiten, die Gott mir schenkt, zu ergreifen, die Wege, die Gott mir aufzeigt, zu gehen – oder nicht zu gehen. Das ist Freiheit – das ist mein freier Wille.
Moderation 1:Also, was macht ihr denn wirklich freiwillig? Ich meine: Wo ergreift ihr eine Möglichkeit, die Gott euch schenkt?
Moderation 2:Mal ganz konkret, z. B. heute Morgen: Hast du gefrühstückt, weil du Hunger hattest oder weil du mit anderen – wie an fast jedem Morgen – zusammen am Tisch gesessen bist?
Moderation 1:Ich hätte heute Morgen nichts zu essen gebraucht. Aber ich saß in der Gemeinschaft mit meiner Familie.
Moderation 2:Und wie ist das bei dir gewesen? (Jugendliche / Jugendlichen direkt ansprechen) Hast du gefrühstückt, weil du Hunger hattest, oder wurdest du genötigt, am Familien-Frühstückstisch zu sitzen?
Moderation 1:Wer hat also heute Morgen wirklich freiwillig gefrühstückt? (Handzeichen geben lassen)
Moderation 2:Ok, da gibt es ja einige unter euch, die wirklich auf sich gehört haben und freiwillig gefrühstückt haben!
Moderation 1:Aber nochmal eine Frage. Jetzt noch konkreter: Wie ist das denn mit den Klamotten?
Moderation 2:Wie, Klamotten?! Was hat das denn mit „freiwillig“ zu tun?
Moderation 1:Naja, wenn ich frei wählen könnte, dann würde ich jetzt hier in meiner gemütlichen Homie-Jogginghose stehen. Aber wie sähe das denn aus hier vorn. Wir haben ja auch teilweise unbequeme Sonntagskleidung an, weil sich das so gehört.
Moderation 2:Also, ich gebe zu, dass wir da nicht frei waren bei der Frage, was wir anziehen.
Moderation 1:Habt ihr (Gemeinde ansprechen) auch Kleidung an, nicht, weil sie euch gefällt, sondern, weil das gerade angesagt ist und ihr damit ein Teil eurer Gruppe seid? Wer hat schon Lust, immer schräg angesehen zu werden?
Moderation 2:Wenn meine Klamottenwahl nicht frei ist, was mache ich dann überhaupt „frei-willig“? Ist nicht alles irgendwie beeinflusst oder sogar gelenkt? Oder sind wir nicht alle Marionetten, die Gott in der Hand hat?
Moderation 1:Das denke ich nicht. Gott gibt mir Möglichkeiten und eröffnet mir Wege. Und meine Freiheit ist es, zu wählen, welchen Weg ich nehme, welche Möglichkeit ich ergreife.
Moderation 2:Okay. Darum wird es in diesem Gottesdienst auch gehen, dass wir dem auf den Grund gehen.
Moderation 1:Aber jetzt singen wir erstmal – einen Klassiker: „Großer Gott, wir loben dich“. Und indem wir singen, danken wir Gott auch für die Möglichkeiten, die er uns schenkt, freiwillig hier zu sein.
Lied:„Großer Gott wir loben dich“ (Das Liederbuch, Nr. 15)
Gebet:Großer Gott, wir loben dich an diesem Tag, für die Sonne, für die Menschen, für unser Zusammensein – für unsere Zeit. Endlich habe ich die Freiheit, das zu tun, was ich wirklich will. Meistens zumindest.
Manche Grenze hat mir die Woche gesetzt. Manche Grenze gibt es im Leben der anderen. Im Stillen erzählen wir dir von unserer Woche – von Höhen und Tiefen, von Freiwilligkeit und Zwang. (Stille)
Gelobt seist du, Gott! Du hörst unser Gebet und verwirfst unsere Gedanken nicht.
Dialogische Schriftlesung:Was an dir findest du so gut, dass du es anderen gern erzählst? Ist dein ganzes Leben eine einzige Schoko-Seite?
Und wie gehst du mit Fehlern um: Erzählst du sie freiwillig oder nur auf Nachfrage?
Mit der Rahmenerzählung in einer Übertragung auf heute beginnen: Eine findet sich total super und ist stolz darauf, wie positiv sie von der Welt gesehen wird – eine andere ist sich ihrer Fehler bewusst und ist auf der Suche nach Vergebung. Einige der Leute waren davon überzeugt, dass sie selbst nach Gottes Willen lebten. Für die anderen hatten sie nur Verachtung übrig. Ihnen erzählte Jesus dieses Gleichnis (Lk 18,9-14 Hfa):
„Zwei Männer gingen hinauf in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich hin und betete leise für sich: ‚Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen – kein Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder Zolleinnehmer wie dieser hier. Ich faste an zwei Tagen in der Woche und gebe sogar den zehnten Teil von allem, was ich kaufe.‘ Der Zolleinnehmer aber stand weit abseits. Er traute sich nicht einmal, zum Himmel aufzublicken. Er schlug sich auf die Brust und sprach: ‚Gott, vergib mir! Ich bin ein Mensch, der voller Schuld ist.‘ Das sage ich euch: Der Zolleinnehmer ging nach Hause und Gott hatte ihm seine Schuld vergeben – im Unterschied zu dem Pharisäer. Denn wer sich selbst groß macht, wird von Gott unbedeutend gemacht. Aber wer sich selbst unbedeutend macht, wird von Gott groß gemacht werden.“
Sich selbst zu kennen, ist eine Kunst. Ganz bewusst und freiwillig von sich selbst zu reden, fällt nicht allen leicht. Ich bin gespannt auf die Interviews nach dem nächsten Lied.
Lied:Wohin sonst (Das Liederbuch, Nr. 12)
Interviews / O-Töne:Hier kann eine Person interviewt werden, die einen Freiwilligendienst gemacht hat oder gerade macht. Sie kann nach ihren Erfahrungen, nach Schwierigkeiten, eindrücklichen Erlebnissen gefragt werden. Die Frage, warum es sich lohnt, sich freiwillig zu engagieren, kann ebenfalls interessant sein.
Alternativ oder zusätzlich kann auf „frei.willig.weg“ verwiesen werden, ein YouTube-Channel des Formats „Funk“, in dem in einer Art Video-Blog zwei junge Erwachsene ein Jahr in ihrem Freiwilligendienst im Ausland begleitet werden. Eine dieser Freiwilligen, Philo, war in unserem Gottesdienst anwesend und wurde interviewt. Videos von Philo und Philipp sind noch zu finden unter www.rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-internet/frei-willig-weg.
Eventuell kann an Interviews oder Videos angeknüpft werden. Zum Beispiel sind auf dem Facebook-Auftritt von „ran ans Leben – Diakonie“ einige Kurzvideos zu finden, die junge Freiwillige in ihren Tätigkeiten (in der Jugendhilfe, Altenpflege … ) zeigen und in denen sie über ihren Alltag und ihre Motivation erzählen (www.facebook.com/ranansleben.diakonie).
Wortspiel:Im Gottesdienstraum werden die Menschen in drei Gruppen eingeteilt, z. B. rechte und linke Seite und die Empore. Mit jeder Seite wird das laute Rufen eines Wortes schnell eingeübt. Die einen rufen „frei“, die anderen dann „will“ und ich die dritten „ich“. Daraus wird zunächst das Wort „frei-will-ig“ gebildet und zwei Mal laut wiederholt. Dann werden die Wortteile neu zusammengesetzt (beliebig), nach einer kurzen szenischen Pause ruft die Moderation dann die Menschen auf zu: „ich“ „will“ „frei“ und ergänzt am Mikro „sein“.
War das jetzt wirklich freiwillig? Oder eher, weil ich es gesagt habe – oder weil da jemand anderes mitgemacht hat?
Was will ich? Weiß ich das immer? Und wenn ich diese Frage in der Kirche stelle, ist auch immer die große Frage: Glaube ich „freiwillig“? Folge ich Jesus freiwillig nach oder will ich eigentlich etwas anderes?
Ganz viele Leute kamen zu Jesus, als er auf unserer Welt unterwegs war, und haben gesagt: „Ich finde das so beeindruckend, ich will dir folgen!“ Ich will – frei … will … ich dir folgen. Und Jesus sagte zu einem von ihnen: „Du weißt gar nicht, was du sagst, denn: Du kannst die Konsequenzen gar nicht abschätzen: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel haben ihr Nest. Aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann“ (Mt 8,20 BB). Kannst du die Konsequenzen abschätzen?
Viele von euch, die heute hier sind, sind vermutlich Konfis, die von ihren Pfarrpersonen hierhergeführt wurden (Danke!). Ihr habt die Gelegenheit, in diesem Jahr zu erfahren, was es bedeuten kann „zu folgen“. Nicht so wie bei euren Eltern („Räumt jetzt das Zimmer auf!“), sondern: Jesus zu folgen, der ins Leben ruft.
Ich möchte mit einer Geschichte aufhören, die ich vor wenigen Wochen erfahren habe: Ein Mensch wurde ausgezeichnet und konnte seinen Preis gar nicht entgegennehmen, da er im Gefängnis saß.
Kurz die Geschichte nacherzählen vom Feuerwehrmann Manuel Blanco aus Spanien, der vor der griechischen Küste Leben rettet und der Schlepperei
angeklagt wurde. Seine Antwort: „Was soll ich meinem Kind sagen, wenn es mich fragt: ‚Wo bist du gewesen?‘ “. (www.zeit.de/2017/02/griechenlandfluechtlinge-
helfer-gericht-manuel-blanco
)
Ich glaube, wir alle haben bestimmte Begabungen bekommen. Und wir alle haben den Ruf, etwas Bestimmtes zu tun: mit sich und aus sich. Wie schön ist es, wenn wir dann dastehen und sagen: „Ich mach genau das richtige – freiwillig.“ Denn unser Leben ist ein Privileg.
Lied:Das Privileg zu sein (Feiert Jesus 4!, Nr. 156)
Abschluss mit dem Vaterunser:Einladung, in verschiedenen Sprachen zu beten (auch in Gebärdensprache).
Informationen:Opfer / Freiwilligendienste (Info-Material) / evtl. Programmhinweise
Segen:Zum Segen lade ich euch ein, die rechte Hand zum Himmel zu heben und sanft bei eurer Nachbarin oder eurem Nachbarn auf die Schulter zu legen. Bitte nehmt die linke Hand vor euch und bildet damit eine Schale. Die linke Hand, die so nah am Herzen ist, empfängt den Segen Gottes – lässt ihn durch deinen ganzen Körper fließen und gibt ihn mit der rechten Hand an deine Nachbarin / deinen Nachbarn weiter.
Musik als Ausklang:Beautiful Things (Das Liederbuch, Nr. 135)

In meiner Vorstellung lebt ein lebendiger Glaube nicht nur davon, dass ich mich aus ganzem Herzen für ein Leben mit Gott entscheide, sondern auch davon, dem Glauben mit dem Verstand zu begegnen. Und zwar gerade dann, wenn meine Beziehung zu Gott durch Krisen und Herausforderungen im Alltag besonders gefordert oder sogar gefährdet ist.

Ich will dir gerne erklären, wie ich das meine. Und da bediene ich mich eines Bildes, das wir auch aus der Bibel kennen, wenn die Gemeinde als „Braut Christi“ bezeichnet wird – und wir uns im Vergleich mit bzw. im Bild einer Ehe befinden.

In einer Partnerschaft hat es sich bei vielen Verliebten herumgesprochen, dass zum Gelingen der Beziehung auch Arbeit vonnöten ist. Gerade dann, wenn die erste Phase, die geprägt ist von der rosaroten Brille und einem wilden Hormon-Karussell, sich abschwächt und der Alltag Einzug hält. Wenn die »liebenswerten Macken« des anderen anfangen, das eigene Nervenkostüm zu strapazieren und man weder die offene Zahnpasta-Tube auf dem Waschbecken noch die Socken neben dem Wäschekorb länger kommentarlos hinnehmen möchte oder tolerieren kann.

Wer insgeheim von einer langen und glücklichen Ehe träumt, darf jetzt die Flinte nicht ins Korn werfen, sondern muss nach Wegen suchen, die ein gemeinsames Miteinander ermöglichen. Das ist nicht immer einfach, denn es setzt häufig eine ehrliche Kommunikation mit dem Gegenüber voraus, die sich auch mit den eigenen Verantwortlichkeiten auseinandersetzt und persönliches (Fehl-?) Verhalten reflektiert.

Wenn wir ehrlich miteinander sind, wirst du mir vielleicht beipflichten können, dass unser Glaubensleben häufig einem »Glaubenslieben« entspricht – und wir in unserer Beziehung mit Gott oft ähnliche Höhen und Tiefen erleben wie mit dem Menschen an unserer Seite.

Die Höhen sind die Zeiten, die wir am meisten genießen. Die Tiefen sind die Zeiten, in denen unsere Beziehung (und auch wir) am meisten wachsen.

Die Sommerfreizeit, die geprägt ist von einer tollen Gemeinschaft, von ermutigendem Lobpreis, intensiven Gesprächen und lebendigen Gottesdiensten, verhilft uns oft zu einem kleinen »Nachfolge-Hoch« (in Anlehnung an das bekannte Runners-High): Selber regelmäßig in der Bibel zu lesen fällt uns leicht, die täglichen (Tisch-)Gebete sind quasi selbstverständlich und Zweifel haben in diesem Miteinander keine Chance. Alles ist fein, wir glauben aus ganzem Herzen, fühlen uns bestätigt und können uns gar nichts anderes mehr vorstellen.

Doch dann ist die Freizeit zu Ende und es geht wieder nach Hause: vielleicht in ein Zuhause, das Tischgebete als seltsam und unnötig empfindet; in eine Klassengemeinschaft, die geprägt ist von Misstrauen und Missgunst; in ein Kollegen-Team, in dem Neid herrscht statt Nächstenliebe. Wir erleben Sorgen und Ängste, Nöte und Verzweiflung, Krankheit und Verlust.

Dann erscheinen die guten Tage unendlich fern, die Leichtigkeit des Glaubens ist verflogen und am harten Alltag zerschellt. Schnell kann sich in dieser Phase der Gedanke festsetzen, dass Glaube doch nur eine Illusion ist, ein buchstäblich frommer Wunsch nach Liebe und Hoffnung, nach Zukunft und Zuversicht, nach Angenommensein und einem Platz im Leben. Und dann werfen nicht wenige die Flinte ins Korn, suchen enttäuscht andere Wege und verlieren Gott aus den Augen.

Doch mit so einer Lebens-Flucht lassen sich die Ziele im Leben nicht erreichen: nicht im Job, nicht in der Liebe, nicht im Glauben. Um jetzt nicht an Gott irre zu werden, gilt es meiner Meinung nach, den Kopf einzuschalten und alles nicht rein emotional, sondern auch in gewisser Weise analytisch zu betrachten. Dabei helfen mir zwei verschiedene Dinge, die ich gerne mit dir teilen möchte.

Erinnerung

„[…] Und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ Psalm 103,2

Denk einmal konkret zurück an die »guten Tage«, die du bisher mit Gott erlebt hast. Schau dir dazu Bilder an, lies in deinen Tagebüchern, sprich mit deinen Freund:innen und erinnere dich an alles, was Gott dir bereits Gutes geschenkt hat.

Und dann frage dich: warum sollte er damit aufhören? Warum sollte er seine Gaben wieder zurücknehmen oder zerstören?

Vergewisserung

„So kommt der Glaube […] aber durch das Wort Christi“ Römer 10,17

Begib dich direkt an die Quelle und lies selber nach, was du über Gott in Erfahrung bringen kannst, über sein Wesen, über seine Verheißungen. Dann wirst du erfahren, dass er

  • treu ist (Hebräer 10, 23)
  • der gleiche ist – gestern, heute und in Ewigkeit (Hebräer 13,8)
  • gut ist (Lukas 18,19)
  • dein Herz kennt (Römer 8, 27)

Die Liste lässt sich noch um viele Punkte ergänzen, aber du wirst in der Bibel nicht finden, dass er dich fallen lässt und sich von dir abwendet – sondern, dass er dich nie verlassen wird:

„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8,38–39)

Ich weiß, wie schwer es ist, auf Gott gerade in den Zeiten zu vertrauen, die uns Angst machen, uns mit Sorgen und Leid konfrontieren und buchstäblich den Alltag ins Wanken bringen und uns den Boden unter den Füßen verlieren lassen. Aber genau an solchen Tagen geht es darum, TROTZDEM an Gott festzuhalten: weil ich bereits erfahren habe, was Gott alles schenken kann; weil ich nachlesen kann, was Gott alles vermag.

Dann ist es keine leichte, emotional begründete Herzenssache – sondern eine bewusste, im Schweren getroffene Entscheidung, gegen alle aktuellen Widerstände und Widersprüche hinweg.
Dann will ich glauben – in allem Unglauben und Zweifel.
Dann will ich erfahren, dass der Glaube trägt – selbst, wenn ich in den Fluten des Lebens aktuell versinke.

Und dann werde ich erfahren, dass Gott seine Hand ausstrecken und mich festhalten wird – so wie auch Petrus erfahren hat, dass Jesus ihn in allem Zweifel und aller Angst gehalten hat.

Click to access the login or register cheese
Wähle dein Team!

Wähle das Team, für das du jetzt Materialien suchst, oder auf dessen Materialien du zugreifen möchtest.

Du kannst jederzeit oben rechts über das Team-Menü ein anderes Team auswählen.

Wechsel zu deinem Konto