„Oh mein Gott dieser Himmel! Wie komm ich da bloß rein!“ Diese Textzeile stammt aus dem Refrain des Liedes „OMG“ vom Künstler Marteria. Erschienen ist es auf dem Album „Zum Glück in die Zukunft II“ von 2014.
Das Video mit Rapper Marteria in der Hauptrolle spart nicht mit religiös-christlichen Anspielungen: Gleich zu Beginn sind drei Jungen zu sehen, die die offensichtlich auswendig gelernte Erkenntnis wiedergeben, dass der Himmel der schönste Ort der Welt sei und dass man brav sein müsse, um dorthin zu gelangen. Immer wieder finden sich in dem Video kurze religiöse Szenen: Eine Taufe wird gezeigt, eine junge Frau geht wie Jesus übers Wasser (Mt 14,25-33), ein junger Mann spielt die Himmelfahrt Jesu nach, zwei Nonnen im Habit küssen sich, ein Büßer geißelt sich, ein Mann blickt verwundert auf blutige Stigmata in seinen Händen.
Das Video bietet viel Interpretationsfläche, aber die wichtige und zentrale Frage ist: „Wo zur Hölle ist der Himmel? Und wie komme ich da rein“. Was muss ich tun, damit ich gut im Himmel ankomme und noch viel markanter: Wartet Gott im Himmel auf mich?
Schauen wir uns das Video zu Ende an und nehmen uns den Songtext zur Hilfe. Das Video bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für die Gruppenstunde. Es regt dazu an, sich gemeinsam mit den Teilnehmer*innen auf religiöse Spurensuche zu begeben und zu fragen, welche Anspielungen an die christliche Religion sie hier entdecken. Ausgehend von der im Refrain immer wieder zu hörenden Frage „O mein Gott, dieser Himmel, wie komm ich da bloß rein?” ließe sich auch die Frage danach stellen, welche religiösen Heilsversprechungen die Teilnehmer*innen kennen und welche Hoffnungen und Erwartungen sie selbst haben: Wem steht der Himmel eigentlich offen? Und unter welchen Bedingungen? Die Antwort, die Marteria hier gibt, polarisiert – und lädt gerade deshalb zum Diskurs ein.
Video: https://www.youtube.com/watch?v=E5qBSvPzga0
Songtext: https://www.songtexte.com/songtext/marteria/omg-b580dae.html
… Schöpfer, Erbauer, Gestalter ist. Der Nahrung gibt und Wasser, den Sonnenuntergang und auch die Berge geschaffen hat. Die Vielfalt der Farben stammt aus deiner Feder. Du bist ein Gott, der Künstler ist!
Ihr sucht Clips und Filme zu und über Weihnachten? – Matthias Rumm, Medienreferent des Ökumenischen Medienladens Stuttgart und Landesjugendpfarrer im EJW, nennt jede Menge YouTube-Clips, die als Impulse für Andachten, Illustration oder alternative Schriftlesung eingesetzt werden können.
1. The digital story of nativity
Der Klassiker unter den Clips zur Weihnachtsgeschichte in den digitalen Medien. Moderne Kommunikationsformen, inklusive Routenplanung und Autovermietung für den Weg nach Bethlehem. Gut gemachter englischsprachiger Clip aus dem Jahr 2012, der noch gut anzusehen ist.
2. Die Weihnachtsgeschichte – heute (Kanal Mitternachtsmesse)
Weihnachtsgeschichte in den sozialen Medien nacherzählt. Der Clip ist auf deutsch und im Prinzip ein Remake von „The digital story of nativity“.
3. Die Weihnachtsgeschichte überraschend erzählt (Migros Klubschule)
Neuster Clip zur Weihnachtsgeschichte in den digitalen Medien mit allen modernen Kommunikationsformen (deutschsprachig, aus der Schweiz).
4. „The Christmas story“ (Kinder der St Paul’s Church, Auckland, Neuseeland)
Die Weihnachtsgeschichte wird von Kindern nachgespielt. Dazu wird von einem Kind die Weihnachtsgeschichte erzählt (englisch). Schön gemachter Clip.
Animationsfilm zur Geschichte „Du bist einmalig“ von Max Lucado.
Eine schöne Geschichte, die nicht nur in der Weihnachtszeit erzählt und angeschaut werden kann, ist die Erzählung von Max Lucado „Du bist einmalig“. Sie handelt von den Wemmicks, das sind Holzpuppen, die sich gegenseitig den ganzen Tag Sticker geben. Die schönen und talentierten Wemmicks bekommen goldene Sterne, die tollpatschigen, hässlichen und weniger erfolgreichen bekommen graue Punkte. Punchinello, einer der Holzpuppen, erhält immer nur Punkte. Darüber ist er traurig und niedergeschlagen. Eines Tages trifft er Lucia, die weder Sternchen noch Punkte hat… Ein schöner Film zur Geschichte von Max Lucado (erschienen auch als illustriertes Buch im Hänssler-Verlag: Max Lucado, Du bist einmalig, 2013, ISBN 978-3-7751-4285-4, zu beziehen z.B. über Buch+Musik.
6. Die Weihnachtsgeschichte nach Udo Lindenberg (gelesen von Pfarrer Peter Paul Gregor (Katholische Pfarrgemeinde »Heilige Familie«, Hoyerswerda)
In der für ihn typischen Art und Weise erzählt Udo Lindenberg die Weihnachtsgeschichte nach und interpretiert sie unverwechselbar. – Sie ist erschienen als Buch: „Udo Lindenberg liest die Weihnachtsgeschichte nach Udo“ (Text mit CD und Lesung von Udo Lindenberg), hrsg. Norbert Wieh, Gütersloh 2011, ISBN 978-3579072258. Zu beziehen z.B. über Buch+Musik.
Und Udo Lindenberg selbst im Interview über seine ganz besondere Weihnachtsgeschichte (MDR Jump) findet sich hier.
7. Weihnachten in Stenkelfeld (Hörspiel NDR2)
Eine herrlich überzogene Weihnachtsidylle wird in diesem Hörspiel geschildert. Es dauert insgesamt über eine Stunde. Einzelne Titel können über die Medientheken der ARD und des SWR Rheinland-Pfalz angehört werden (Suchbegriff „Stenkelfeld“). Es ist auch eine CD zu dieser Comedy-Serie erschienen; reinhören und zu beziehen über iTunes.
8. Vortrag: „Der Stern von Bethlehem aus wissenschaftlicher Sicht“
Prof. Dr. Dieter B. Herrmann, Direktor der Archenhold-Sternwarte und des Zeiss-Großplanetariums i.R. und Präsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, mit seinem Vortrag „Der Stern von Bethlehem. Die Wissenschaft auf den Spuren des Weihnachtssterns, oder: Von Ufo bis Supernova – Wie sich Forscher am Weihnachtsstern die Zähne ausbeißen“, Teil 1: „Die Weihnachtsgeschichte“.
9. Trickfilm „Der vierte König“(Szenenausschnitt)
Witziger Zeichentrickfilm (27 Min.), der die Legende vom vierten König erzählt. Dieser ist auf dem Weg zum Kind in der Krippe. Den Ort, an dem er die anderen Könige treffen möchte, erreicht er zu spät. Und auf seinem Weg wird er immer wieder aufgehalten, um Menschen in Not zu helfen. Die Geschichte wird sehr humorvoll durch das Kamel erzählt.
Der Film kann beim Ökumenischen Medienladen in Stuttgart ausgeliehen werden (DVK337, VC3121, auch Online abrufbar im Medienportal des ÖML).
10. Playmobil -Film zur Weihnachtsgeschichte
(Klasse 4c, Grundschule am Storchennest in Hänigsen)
Nett gemachter Stopmotion-Film zur Weihnachtsgeschichte mit Playmobil-Figuren. Von Kindern im Rahmen eines Medienprojektes an einer Grundschule erstellt und gesprochen.
11. A Christmas Carol (Eine Weihnachtsgeschichte)
Deutsche Spielfilmversion des Weihnachtsklassikers von Charles Dickens aus dem Jahr 1951 in schwarz-weiß (vgl. auch Baustein-Geschichte dazu auf jugonet).
2014 veröffentlichte das P.M.-Magazin eine Studie darüber, wie wir Deutschen unsere Lebenszeit verbringen. Ausgegangen wird von einer Lebenserwartung von 66,7 Jahren. Der Kurzfilm „LEBENSZEIT.“ setzt die Ergebnisse der Studie visuell um und zeigt, wie die Zeit an uns vorüber rast, während wir mit teilweise ganz banalen Dingen beschäftigt sind.
Der gut 3-minütige Film von Yves Pascal Eckhardt hatte Premiere beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2015 in Stuttgart: im Rahmen des Jugendgottesdienstes „Time Lapse – dein Leben gerafft“ der Evangelischen Jugend Stuttgart.
Hier geht’s direkt zum Film „Lebenszeit.“ auf Vimeo.
Eine Sammlung an Tipps, Tricks und Fragen, bevor es losgehen kann. Für alle, die sich fragen, „Sollen wir online gehen?“, haben wir Tipps und Tricks sowie Fragen zusammengestellt, die über unsere jugonet-Umfrage bei uns ankamen. Vieles ist dabei nicht neu. Denn egal, ob ihr online oder offline ein Angebot machen möchtet: Es gibt so ein paar Punkte, die sind immer wichtig. Genug der Vorrede, los geht’s!
Bevor ihr auch nur überlegt, welchen Kanal ihr nutzen wollt und welches technische Equipment ihrdafür benötigt, solltet ihr euch fragen: „Wollen wir uns im Internet zeigen? Wollen wir so öffentlich werden?“ Antworten könnten reichen von „Auf jeden Fall!“ über „Vielleicht nicht ganz so öffentlich, eher mit internem Zugang“ bis hin zu „Nein, lieber nicht“. Für diese Grundfrage und für alle nächsten Schritte gilt, was Gott schon Josua zugesagt hat: „Ich sage dir noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Hab‘ keine Angst und lass‘ dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!“ (Josua 1,9) Warum sollte das nicht auch für Jugendarbeit im Internet gelten?
„Naja, irgendwas müssen wir doch machen!“ oder: „Alle anderen gehen ja auch online.“ So klingt keine Vision. Das macht wenig Lust und steckt auch kaum jemanden an. Eine Vision könnte man z.B. so formulieren (kein Anspruch auf Vollständigkeit, nur mal so ins Unreine gedacht):
Jugendarbeit ist im besten Fall ein ganz eigener Raum. Ein Raum außerhalb von Schule und Zuhause. Ein Raum, in dem junge Menschen gut und gerne sie selbst sein können. Keine Eltern, keine Lehrer*innen, die einem sagen, was Sache ist. Dafür aber Mitarbeiter*innen, die verlässlich da sind, nachfragen, sich interessieren, begeistern und einfach liebhaben.
Egal, für welches Format ihr euch entscheidet, formuliert für euch eine solche Vision. Und dann legt los. Damit Jugendliche sagen können: „Mit diesem YouTube-Kanal, mit diesem Instagram-Account, mit diesem digitalen Gemeindehaus kann ich gut und gerne Ich sein.“
Jedes Angebot sollte abgeklopft werden auf die Frage: Wen wollen wir erreichen? Wer ist unsere Zielgruppe? Wie alt sind die? Was interessiert die? Was machen die? Was brauchen die? Brauchen die uns?
Meistens hirnen wir über diesen Fragen und hoffen, dass wir einigermaßen auf der richtigen Spur sind. Wie wäre es, eure Zielgruppe einfach mal zu fragen? Was vermisst ihr besonders? Was braucht ihr und was könnten wir tun? Welche Uhrzeit, welcher Wochentag, welcher Kanal, welche Länge usw. fändet ihr gut?
Bei einem Online-Angebot kommt ein weiterer Punkt hinzu: Verfügen alle über die technischen Möglichkeiten? Können die Personen, die wir im Blick haben, überhaupt auf unser Format zugreifen? Was bräuchte es dafür?
Auf der Suche nach dem richtigen Format, kommt ihr unweigerlich bei der Frage vorbei: „Was können wir und was können wir nicht?“ Gibt es Personen in eurem Umfeld, die Erfahrung haben mit YouTube, mit Filmen, mit diesem Internet? Sind da einige, die online gut unterwegs sind und sich auskennen? – Holt euch deren Erfahrung und Wissen, am besten gleich sie selbst mit ins Boot! Oder lasst euch eine Rückmeldung geben, was ihre Gedanken zu euren Entwürfen sind. Ihr seid nicht allein und müsst das auch nicht bleiben!
Wie viel Aufwand wollen bzw. können wir betreiben? Wie oft wollen wir Beiträge hochladen (Tipp: Das geht auch teilweise automatisiert, z.B. bei Facebook)? Bei unserer Umfrage wurde deutlich, dass es aufwändige und weniger aufwändige Formate gibt: Bei Instagram z.B. kann es auch gerne einfach gestaltet sein, ein Gottesdienst oder gar ein Online-Gemeindehaus über „Discord“ ist eine andere Hausnummer. Da braucht es eine intensive Vorbereitung und Pflege des Servers (Admin-Aufgaben).
Nach den erstmaligen Versuchen solltet ihr beraten, ob aus dem Angebot etwas Dauerhaftes werden kann. Habt ihr Mitarbeiter*innen, die sich zuverlässig darum kümmern können? Wer weiß: Vielleicht ist euer Format so gut, dass ihr es auch ohne Corona weiterführen wollt.
Wenn ihr die ersten Punkte für euch geklärt habt, darf es langsam konkret werden. Es gibt viele Möglichkeiten und unterschiedliche Formate. Einen Überblick, was da in der Jugendarbeit allgemein aktuell läuft, findet ihr in diesem Artikel auf jugonet. In Bezug auf online-Formate für JuGos werdet ihr hier auf jugonet fündig.
Wollt ihr ein Angebot machen, das sich eure Jugendlichen anschauen können (ein Gottesdienst auf YouTube, ein Instagram-Post) oder wollt ihr eine Möglichkeit schaffen, miteinander abzuhängen bzw. gemeinsam etwas zu „unternehmen“? Dazu braucht ihr mehr als YouTube, nämlich so etwas wie „Discord“. Manche Jugendgruppen treffen sich zum gemeinsamen Zocken (z.B. Minecraft), Bingoabend, Kneipenquiz, Kaffeetrinken.
Eng mit der Frage nach Ressourcen, Knowhow und Gaben ist das Thema „Qualität“ verbunden. Qualität kommt an, das ist wohl allgemein anerkannt. Schlechter Ton oder komisches Licht, das die Leute grau aussehen lässt, kann schon mal dazu führen, dass ein*e User*in das Video vorzeitig abbricht („Das kann man sich nicht anschauen!“). Deshalb gilt: Nehmt euch Zeit und probiert einfach mal aus. Holt euch Rückmeldungen ein. Fragt euch, ob ihr technisches Equipment anschaffen müsst (und könnt). Hört nicht auf, zu reflektieren und zu überlegen, was verbessert werden sollte.
Bei allen Instagram-Accounts dieser Welt geht doch nichts über den persönlichen Kontakt, das ist ein eindeutiges Ergebnis unserer kleinen Umfrage. Schreibt eure Leute an, v.a. auch Multiplikator*innen, die ihre Crowd anstupsen und so euren Kreis erweitern. Erinnert eure Jugendlichen mehrmals die Woche. Die wenigsten führen einen Kalender, in dem sie die Termine eintragen. Dranbleiben (und nerven) lohnt sich!
Dieser Punkt macht am wenigsten Freude und gehört doch dazu: Musikrechte, Datenschutz, Budget, laufende Kosten (z.B. Servermiete) sollten auch bedacht werden.
Werft immer wieder einen Blick auf die Zahlen: Wie viele Personen haben geklickt, gelikt, geteilt etc. Erfolg lässt sich gewiss nicht an Zahlen messen und gleichzeitig tun wir uns wohl keinen Gefallen, wenn wir diese komplett ignorieren.
Zum Schluss noch konkrete Tipps für Jugendgottesdienste
Und jetzt zurück zum Anfang. „Sollen wir online gehen?“
Wollt ihr? Dann legt los!
Denn: „Ich sage dir noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Hab‘ keine Angst und lass‘ dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!“ (Josua 1,9)
Online-Produktionen sind nicht bloße „Fotos oder Filmchen, die mal eben gemacht werden“. Jede Person, die hier schon zu tun hatte, weiß: Es wartet Arbeit auf einen. Werben, posten, filmen, schneiden, streamen etc. sind zeitaufwendige Aktionen. Und daneben fordern ja die üblichen Pflichten. Kein Wunder, dass die Frage „Was bringt´s denn?“ im Raum steht.
Wie erfolgreich sind die ganzen Online-Bemühungen der letzten Wochen? – Die Frage ist kurz, ihre Beantwortung weitaus komplexer, als nur Klicks zu zählen. Anhand unserer jugonmet-Umfrage vor Ort findest du hier hilfreiche Wertmarken für eine schärfere Evaluation deiner Bemühungen und zur Unterscheidung der Geister.
Evaluation, Bewertung von Maßnahmen und Bemühungen, führen gerade auch bei „Kirchens“ ein stiefmütterliches Dasein. Dies teilt sie sich mit der Nacharbeit generell: Man konzentriert sich aufs Planen und Durchführen von hippen Aktionen, an deren Ende, nachdem alles wieder aufgeräumt ist, keine Zeit und Kraft mehr ist für einen überzeugenden Nachbericht mit Bildern oder eine geschärfte Bewertung, wie was denn nun war. Na ja, und wenn die Sonne schien und viele da waren, war es ja sowieso super.
Schade. Denn, wer nicht immer wieder evaluiert, wird in die Falle der Gewohnheit und Muster fallen, wird anhand von Gefühlen die Dinge irgendwie gut oder schlecht finden. Das reicht aber nicht, um dazuzulernen, um ressourcenbewusster, um effektiver zu werden – oder manches einfach auch mal sein zu lassen. Ohne Evaluation hausen wir in der Gewohnheitsspirale wie ein Hamster im Laufrad – ohne Korrektiv wissen wir nur, dass wir weiter gehen müssen. Immer weiter.
Evaluation erschöpft sich nicht in Taxometrie, in reinen Zahlenmessungen. Die nackten Zahlen erzählen ja so viel wie eine „Black Box“ – nämlich nichts. Um zu sprechen, brauchen sie Kleider: Statistiken und Studien mit all ihren Zahlen sind Modellierungen und Konstruktionen, sie sind weder neutral noch objektiv. Vielleicht zeigt sich Bibel, Evangelium und Gott deshalb auch zahlenkritisch? (Diese kurze Andacht auf jugonet vertieft dieses interessante Thema, wenn du magst.)
Natürlich kommen wir gleich auch auf Zahlen zu sprechen, doch daneben soll hier breiter evaluiert werden: Erfreulich haben wir bei unserer jugonet-Recherche wahrgenommen, wieviel Lust, Freude, Kreativität und Energie in all den intensiven Online-Wochen durch Corona stecken! Ist dies nicht schon eine Wertmarke für sich, die glänzt? Bei der gefühlten Benotung des eigenen Projekts auf einer Skala zwischen 1-10 ermittelten wir einen Durschnittswert von cas. 7,5! Dabei war der niedrigste gerade mal 6,5.
Viele der von jugonet Nachgefragten betonen, dass sie die Prozessstruktur als stimmig erleb(t)en:
Stimmen dieser Wertmarke klangen beispielsweise so:
„sehr intensiver Austausch auf Augenhöhe“ / „…ein festes Team von drei Durchführenden – auf starker Beziehungsebene“ / „gut war, dass das Projekt in 2 Tagen spontan von 0 auf 100 aufgebaut werden konnte“ / „super war, dass wir gemeinsam an einem Strang gezogen haben (Teamwork), dass wir in sehr kurzer Zeit sehr viel managen mussten, war herausfordernd, aber hat, wie gesagt, im Team super funktioniert“ / „stimmig ist auch, dass wir da anknüpften, was eh schon bei uns Ressource und im Einsatz war (z.B. technisches Equipment)“
Ist die Prozessstruktur stimmig, haushaltet man in bester Weise mit seinen Ressourcen – wird auf längere Sicht nicht leergesaugt, sondern gewinnt Zukunft. Die Bemühungen kosten nicht nur Kraft, sondern schenken auch neue Energie!
Diese Energie, die Zukunft öffnet und damit nachhaltig wirkt, wird erfahren
Exemplarischen Stimmen
„unser Team ist jung, viele 15-jährig“ / „die inspirierende Wirkung der Zentrierung auf Musik erlebt – auch das Bewusstsein, dass die Musik im ganzen Land in diesem Moment genossen wird…“ / „guter Kontakt, auch zu neuen Teens, mit denen jetzt im Anschluss an die Krise ein reales Treffen kein Problem wird“ / „guter Kontakt zu Mitarbeitenden, im Gespräch über privaten VoiceChat – auch tolle Möglichkeit zur Seelsorge!“ / „Es entsteht soviel Kreativität!“ / „guter Kontakt zu und zwischen Teilnehmern“
Die hohe Motivation, die in den jungen online-Projekten augenscheinlich fassbar wird, verdankt sich auch der Überzeugung, dass Christinnen und Christen für Inhalte stehen, für die sich jeder Einsatz lohnt. Das muss nicht nur direkt die Botschaft von Kreuz und Auferstehung betreffen, es kann auch im engagierten und harmonischen Minecraft-Spiel sich zeigen.
Exemplarische Stimmen
„Leute schauen sich die Videos an, tauchen in Geschichten von Menschen ein und erleben andere Lebenswelten“ / “das Ganze ist unterhaltsam und informativ und Leute lernen etwas, bauen Vorurteile ab etc.“ / „Nähe wird gut simuliert“ / „viel gemeinsamer Bau-Spaß!“ (Minecraft) / „der Erfolg liegt darin, dass Menschen zusammenkommen und Gott Loben. Egal wieviele – das kann nicht enttäuschend sein“ / „kein schlechter Umgangston im Chat, wir mussten keine Nachrichten löschen oder Personen verwarnen“
Das, was sich an Herzblut zeigt, will auch anstecken und wahrgenommen werden. Rückmeldungen sind die Sonnenstrahlen, die den Schweiß der Anstrengungen in Perlenfunkeln verwandeln: Genau dadurch wird entscheidend erfahren, dass das Projekt nicht nur Kraft gekostet hat, sondern auch belebende Energie schenkt – kurz: dass es sich gelohnt hat.
Wenn ich hier von Resonanzen rede, dann meine ich qualitative direkte Feedbacks und Reaktionen, die statistisch (bzw. in Abtastraten – s. nächster Abschnitt) kaum Relevanz haben, aber für die Akteure selbst oft als das eigentliche „Erfolgsgefühl“ begründen: Andere Menschen nehmen wahr, was man selber leistet und schätzen es wert. Eine Art „weicher analoger Rückmeldung“. Ihre Kraft liegt in der aufmerksamen wertschätzenden Direktheit der Kommunikation: „Wir als Akteure werden ausdrücklich beachtet bzw. gelobt.“
Solche qualitativen direkten Resonanzen
Exemplarische Stimmen
„die Rückmeldungen ermutigen“ / „die positive Rückmeldungen von Zuschauern tut uns gut“ / „Wir haben Rätsel angeboten, darauf kam kaum Resonanz. Trotzdem versuchen wir immer wieder auch etwas Interaktives zu machen.“ / „Wir spüren eine Nähe zu den Zuschauern“ / „Andererseits kommt gerade von den Jugendlichen kaum explizites Feedback – ermutigende Resonanz erhalten wir durch ältere Leute (35-50 J.)“ / Toll war, dass wir zahlreiches Feedback bekommen haben.“ / „Enttäuschend ist, wenn man viel Mühe reinsteckt und wenig Rückmeldung kommt. Anders als in einem Gruppenangebot sieht man ja nicht direkt, ob das, was man macht, gut ankommt oder nicht.“ / „Wir vernehmen wenig Resonanz von der kirchlichen Leitungsebene“ / „selbst der Kirchengemeinderat war erfreut“
Klicks, Impressionen, Engagement (Interaktionen) wie Likes und Kommentare, Abonnenten- oder Followerzahlen sind die augenscheinlichen „Erfolgstaster“ auf den gängigen Social-Media-Plattformen. Auf Instagram, Facebook, YouTube kann man differenzierteste Zahlen entdecken, für deren Verständnis man ein eigenes Studium absolvieren könnte. Selbst aktive User wissen da oft nicht Bescheid, was ich wo ablesen und wie verstehen bzw. bewerten kann. Den Unerfahren mögen die Zahlen entweder verwirren oder schnell beeindrucken.
Ich kann hier nur große Schneisen schlagen und halte fest:
Natürlich wurde jugonet mitgeteilt, …
Anfragen
Solche Zahlen können beeindrucken und blenden. Wir sollten uns weitere Gedanken machen. Denn grundsätzlich stoßen wir auf Zahlen, die nachdenklich machen (was noch nicht schlecht sein muss!).
Beispiele
a. Wie bewerten wir den hohen (Zeit- und Finanz-)Aufwand für eine semiprofessionelle YT-Talk-Produktion von 1h Dauer, wenn wir sehen, dass
b. In JuGos, Gottesdiensten und Worship-Angeboten kann die Verweildauer auch mal auf über sensationelle 50% klettern d.h. die Zuschauenden schauen die halbe Sendung – was schon ein Top-Wert für solch ein Format ist. Wir könnten aber auch sagen, dass weniger als die Hälfte der Live-Viewer den ganzen GoDi mitgefeiert hat.
Wie bewerten wir also einen JuGo-Livestream auf YT, wenn wir sehen,
c. So können wir anregend und hilfreich weiter fragen: Wie bewerten wir
Eins ist sicher bei der Bewertung: Die Zahlen allein werden es uns nicht verraten! Diese Zahlen müssen ins Gespräch gebracht werden mit all dem, was zuvor an Wertmarken bestimmt wurde, und vor allem mit unseren wichtigsten Anliegen und Ressourcen. Wenn Ehrenamtliche, weil sie es gerne tun und es „ihr Ding“ ist, großen Aufwand betreiben für solchen Ertrag, ist das doch in Ordnung. Was aber, wenn hauptamtliche Kräfte bei all dem, was sie ohnehin an Aufgaben haben, nun auch noch hier immens aktiv sind oder sein sollen bei solchem Ertrag?
Die reinen Zahlenwerte werden dann sprechend, wenn wir sie mit weiteren Aspekten in Verbindung setzen. Dann können Entscheidungen begründet gefällt werden. Und diese können von Ort zu Ort auch sehr unterschiedlich ausfallen.
Und auch diese Thesen und Einsichten können die Suche nach Antworten bereichern:
Missionarische Reichweite?
Natürlich schwingt die große Hoffnung der Akteuren mit, dass die Jugend- und Gemeindearbeit durch die Social Medias und ihre online-Formate nochmals ganz andere Reichweite und Relevanz entwickelt. Resonanzen und technischen Abtastraten geben dazu allerdings weniger Anlass.
Zwei Stimmen bringen es so auf den Punkt:
Also: Online bildet offline ab…
Was wir aus der milieusensiblen Jugend- und Gemeindearbeit her bereits kennen, zeigt sich auch hier: Programmformate allein sind nur so insoweit auch missionarisch und erreichen neue Zielgruppen, wenn wir unter uns wache Christinnen und Christen haben, die in ihrem Netzwerk andere direkt darauf aufmerksam machen und sie zur Teilnahme ermuntern bzw. einladen!
Social Medias sind vor allem relevant für Neues, Sensationelles, Unterhaltsames und Witziges – sind aber dadurch eher kein missionarisches Mittel. Ist ein Stammtischabend mit dem Fußballverein oder den (alten) Klassenkameraden womöglich missionarischer als ein Insta-Post mit 800 Klicks?
Anstatt zu fragen: „Wen können wir wie erreichen?“ sollten wir Fragen: „Für wen sind wir wie erreichbar?“ Da wird online dann spannend und es wäre gewissenhafter zu prüfen, was von dieser oder jener Plattform
Stimmen dazu:
„Social-Media wollen News und kleinere oder größere Sensationen, kurze Ansprache…“ / „Wir hatten zwei Wochenenden Pause, dabei verliert man viele Zuschauer, das würden wir nicht mehr machen“
Dadurch könnte sich ein stimmiger und leistbarer Medien-Mix in der Jugend- und Gemeindearbeit ergeben, der effektiv ist und darum auch manches nicht tun muss.
Erschöpfung?
Je länger man aktiv auf den Social-Media-Kanälen ist, desto mehr ist auch eine Müdigkeit zu vernehmen. Die erste dankbare Begeisterungswelle weicht anderen Stimmungen, da Ressourcen sich verbrauchen.
Exemplarische Stimmen:
„Wir hatten Spaß bei der Durchführung des Streams, vor allem anfangs bei täglichen Streams, als wir noch mehr Personen waren“ / „die Einzelakquise von Teilnehmern ist anstrengend“ / „die Aufrufe sind von Folge zu Folge weniger geworden“ / „stark nachlassendes Interesse“ / „je länger das Angebot läuft, desto schwieriger Beiträge zu erhalten“ / „Stress durch tägliches Vorbereiten, Durchführung zu zweit auf Dauer langweilig, dadurch sinkende Motivation unsererseits“ / „ich würde das Ganze konzentrierter angehen, nicht zu viele Angebote parallel laufen lassen“
Hoffentlich bald wieder analog?
Im eher traditionsorientierten Milieu evangelischer Jugendarbeit ist denn auch deutlich zu spüren, dass die offensiven Online-Konzepte vorerst als Notlösungen gesehen werden und man sich schon sehr freut, wenn die Jugendarbeit wieder offline mit analogen Begegnungen erfolgen kann.
Exemplarische Stimmen:
„Zeit endet an Pfingsten, danach hoffentlich bald wieder normalere Angebote…“ / „wir machen weiter bis Gruppen sich wieder treffen können“
Andere werden die gemachten Erfahrungen und etablierten Formate womöglich verstetigen und effektiv in einen Cross-Media-Mix integrieren – dies aber nach einer Bilanzierung im Sommer und dann in wohl weniger dichten Rhythmen.
Exemplarische Stimmen:
„Wir werden den Insta-Godi in monatlichen Rhythmus weiterführen“ / „die Show wird so noch bis zu den Sommerferien laufen. Danach wird evtl. der Rhythmus etwas reduziert“ / „wir wollen bis zum Sommer so weitermachen und dann bilanzieren und uns ggf. neu orientieren“
Wir dürfen gespannt sich, ob und wie sich die Unterscheidung der Geister äußert und gestaltet in Bezug auf die zukünftige Medien- und Öffentlichkeitsarbeit im Reiche Gottes.
Einstieg für diese Andacht ist der packende spanische Kurzspielfilm „ Am seidenen Faden“, der neun Minuten dauert (hier auf YouTube). Er zeigt, wie ein Bergsteiger eine Steilwand unter großen Anstrengungen hinaufklettert. Dieser will den Zweikampf mit dem Berg unbedingt gewinnen. Zweimal rutscht er ab und stürzt in die Tiefe, jeweils aufgefangen vom Sicherungsseil. Am Ende hängt er völlig alleine und hilflos im Seil, nur umgeben von der Dunkelheit der Nacht. Er beginnt zu beten, bittet Gott um Rettung. Gott antwortet ihm: „Glaubst du wirklich, ich hätte die Macht, dich zu retten? … Dann kapp‘ das Seil!“
So groß ist der Glaube des Bergsteigers dann doch nicht. Und am nächsten Morgen…
…findet man ihn erfroren. Die Stimme eines Radiosprechers verkündet: „Überraschenderweise hing der Körper nur einen Meter über dem Boden. Rätselhaft, wieso der Bergsteiger das Halteseil nicht durchtrennt hatte, um der Kälte zu entfliehen…“
Ein Film, der mich immer wieder fasziniert. Weil er mich mit meiner eigenen Angst konfrontiert. Ich selber hing bisher nur einmal so am Seil. Zugegebenermaßen war es weniger dramatisch als im Film, aber Angst hatte ich auch. Einer meiner Freunde – ein begeisterter Kletterer – hatte mich mit auf die Alb genommen. Seine Worte: „Das ist ganz einfach!“
Problemlos stieg er selbst die Wand hoch, hatte mich am Seil gesichert und meinte: „Jetzt komm nach!“ Die ersten Meter klappten noch, dann aber fand ich immer weniger Halt. Ich rutschte ab und hing im Seil. Von oben kam die Stimme „Auf geht’s – kämpfen!“ Immer wieder probierte ich es. Immer wieder verlor ich den Halt. Immer wieder war das Seil die Endstation. Ganz so wie im Film ging es am Ende nicht aus. Ich sagte irgendwann: „Schluss jetzt, lass‘ mich runter!“ So endete meine Kletterkarriere.
Eines wurde mir aber klar. Nämlich, was das heißt: Leben am seidenen Faden. Wenn nur noch das Seil Halt gibt. Wenn man fest hängt und nicht weiter weiß. Diese Erfahrung machen nicht nur Bergsteiger. Das Gefühl zu haben: Ich hänge fest, ich komme nicht mehr weiter. Das Gefühl, dass sich der Himmel über mir verdunkelt, dass mir der Wind ins Gesicht bläst. Die Furcht: Ich verliere den Halt. So sehr ich mich auch anstrenge und kämpfe – ich komme einfach nicht weiter.
Für den Handballcrack beispielsweise war immer klar: Mit meiner Leistung komme ich ziemlich weit. Mit meinem Trainingsfleiß komme ich noch weiter. Mein Talent ist das Seil, an dem ich hänge. Darauf kann ich mich verlassen. Dann folgte der blöde Sturz – Diagnose: „Bänderriss“. Die anschließende Operation verlief nicht ganz optimal. Die Reha-Phase dauerte länger als geplant. Und plötzlich hängt er fest – trotz seines Talents. Und die Frage kommt auf: Was zählt jetzt? Was hält mich jetzt?
Oder die Schülerin: Englisch zählte noch nie zu ihren Stärken. Endlich gibt sie sich einen Ruck: Jetzt hänge ich mich rein, dass das in diesem Schuljahr klappt. Sie zieht sich Vokabeln rein, bis die Birne raucht. Sie paukt vor der Klassenarbeit, verzichtet auf das Date mit dem Freund. Und am Ende steht… – doch die Fünf.
Und die Frage kommt auf: Ist das Seil schon gerissen? Das Seil, auf dem steht: Leistung lohnt sich? Solche Rückschläge kommen und sie tun weh.
Natürlich sind diese Beispiele weniger dramatisch als die schreckliche Situation des Bergsteigers im Film. Aber es bleibt: lch hänge an irgendeinem Seil im Dunkeln. Und weiß nicht: Nützt es mir überhaupt noch etwas? Wie geht es weiter? Hängt mein Leben am seidenen Faden? Was nun?
Der Bergsteiger weiß, er hat keine Chance, und beginnt deshalb zu beten. Er schreit in die Nacht, ruft gegen die dunkle Felswand zu Gott: „Rette mich!“ Kennst Du solche Gebete? Man betet sie dann, wenn alles hoffnungslos scheint. Man schreit sie irgendwo ins Dunkle hinein, gegen eine Wand, gegen die Decke, in die Nacht hinaus. Aber was wird daraus?
Ehrlich gefragt: Wer von uns, der den Film das erste Mal gesehen hat, hätte diese Reaktion erwartet? Das Licht. Und die Gegenfrage mit klarer Anweisung: „Sei kein Angsthase. Schneide das Seil durch. Verlass dich ganz auf mich!“
Aber die Furcht ist groß. Die Angst vor dem freien Fall ins Dunkle ist sogar noch größer als die Verzweiflung, in der ich mich am nutzlosen Seil festklammere.
Natürlich bin ich froh, dass ich mich nicht so entscheiden muss wie der Mann am Seil. Für ihn geht es wirklich um Leben und Tod. Unsere Situationen sind in der Regel nicht lebensbedrohlich. Unsere Seile sind andere. Aber wir hängen eben auch fest, haben Angst, verlieren den Durchblick. Wir geraten schnell und unerwartet in die Situation der Schülerin oder des Handballers. Auf einmal erleben wir, wie das Seil nutzlos wird, auf dem steht: Nur deine Leistung zählt.
In diesen Situationen kann es sein, dass wir Stimmen hören, die uns gut zureden. Vielleicht nicht die Stimme Gottes, die uns wie im Film begegnet, aber die Stimme des Kumpels, der uns sagt: „Das Leben besteht nicht nur aus Handball.“ Oder die Freundin, die ermutigend sagt: „Du kannst doch viel mehr als nur Englisch.“ Diese Stimmen bieten uns neue Chancen an, aber es fällt gleichzeitig so schwer, ihnen zu glauben.
Jetzt braucht es Mut: den Mut, das Seil zu kappen. Die Stand-by-Stellung aufzulösen und darauf zu vertrauen: Da ist einer, der mich nicht fallen lässt. Ich kann ganz relaxt sein.
Ich denke an mein eigenes Leben. Wie viele der liebgewordenen Seile musste ich kappen und wie schmerzhaft war es immer. Dass ich nicht der große Sportler werde, den meine sportliche Mutter aus mir machen wollte, war schon nach den ersten Abenden im Kinderturnen klar. Auch dass mein musikalischer Vater sich mit mir nicht verwirklichen konnte, machte nach zwei Jahren Blockflötenunterricht die FIötenlehrerin meinen Eltern drastisch klar, damals mit den Worten: „Trösten Sie sich, ich habe auch ein dummes Kind daheim.“ Aus dem Traum vom Spitzenabi bin ich nach den ersten Klausuren in Klasse 12 aufgewacht. Und dass ab dem Zeitpunkt, wenn ich Pfarrer werde, eine neue Epoche der Kirchengeschichte Württembergs anfängt – das scheiterte nach meiner zweiten Stunde im Konfirmandenunterricht im Nordschwarzwald, als eine Konfirmandin zur anderen sagte: „Du, das war heute stinklangweilig!“
Das Seltsame aber war: Je mehr meiner Seile ich kappen musste, je mehr ich mich von Iieb gewordenen Illusionen trennen musste, je mehr ich zu akzeptieren begann, ein unsportlicher, unmusikalischer, durchschnittlicher Pfarrer zu sein – desto mehr bekam ich geschenkt.
Heute mache ich mehr Sport als mancher frühere Sport-Crack aus meiner Schulzeit. Und manchmal bekomme ich zu meiner Arbeit positivere Feedbacks als damals von der Konfirmandin. Ich habe mir vorgenommen, einfach weiterzumachen, so lange, bis mir Gott etwas Neues zeigt. Und meine Erfahrung ist: Wenn ich mein Seil kappe, dann lässt er mich nicht ins Bodenlose fallen. Sondern er bringt mich auf festen Boden und zeigt mir neue Schritte, die ich gehen kann.
„Lass dir an meiner Gnade genügen. Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“ (2. Korinther 12,9) So hat Jesus es bereits dem Apostel Paulus zugesagt, als der an seiner Krankheit zu verzweifeln drohte. Und so sagt er es heute zu dir und zu mir. Die Botschaft ist: Hab keine Angst vor deiner Schwäche. Und vertraue auf die Gnade Jesu. Denn in seiner Gnade hat Gott offene Augen und offene Ohren für dich. Ihm entgeht es nicht, wenn du fällst. Mit seinen offenen Händen ist er bereit, dir beizustehen.
Amen.
Ein Kurzimpuls zu Sirach 1,10 von Samuel Löffler
Thema: Gott lieben, Weisheit
Die 99seconds bringen kurze, kompakte Impulse in DEIN Leben. Spannende Menschen, spannende Locations, Themen, die DICH interessieren. Viel Spaß!
Ein Kurzimpuls zu 1. Chronik 16,33 von Stephi Spriegel
Thema: Jubel, Schöpfung
Die 99seconds bringen kurze, kompakte Impulse in DEIN Leben. Spannende Menschen, spannende Locations, Themen, die DICH interessieren. Viel Spaß!
Ein Kurzimpuls zu Psalm 42,3 von Thorsten Pfister
Thema: Sehnsucht, Durst
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