Die Höhle: Eine Geschichte mit Gesprächsimpulsen

Einheit | Erzählung
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Die Höhle: Eine Geschichte mit Gesprächsimpulsen

Materialart: Erzählung
Zielgruppen: Kinder/ Pre-Teens (10-13 Jahre), Kinder (3-7 Jahre), Kinder (7-11 Jahre)
Einsatzgebiete: Freizeiten, Gruppenstunde
Verband: EJW - Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
Redaktion: Jungscharleiter
Zeitbedarf: 15-30 Min. (Vorbereitung: 5-10 Min.)
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Tim keuchte vor Anstrengung. Sein Gesicht war rot angelaufen und der Schweiß lief ihm von der Stirn. Immer wieder versuchte er, seinen Fuß aus der Felsspalte zu ziehen. Aber so sehr er sich auch bemühte – er steckte fest. Irgendwann konnte er nicht mehr. Tim setzte sich erschöpft auf den kalten Boden. „Das schaffe ich niemals!“, dachte er verzweifelt. „Wäre ich doch bloß nicht allein in diese Höhle gegangen! Was soll ich jetzt nur machen?“

Er lehnte sich an den Felsbrocken, an dessen Unterkante sich die Spalte befand, die er übersehen hatte. Seine Eltern würden erst morgen nach Hause kommen. Bis dahin würde ihn niemand vermissen. Trotzdem blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. Er hatte um Hilfe geschrien, bis er heiser war. Aber die Höhle befand sich mitten im Wald. Die Wanderwege waren weit entfernt und nur selten verirrten sich Spaziergänger hierher.

Tim ließ seine Gedanken schweifen. Wie war es nur so weit gekommen, dass er sich in die gefährliche Höhle gewagt hatte?

Alles hatte vor etwa zwei Monaten begonnen. Tim war mit seinen Eltern in eine andere Stadt gezogen. Im Haus von Oma Inge war eine große Wohnung frei geworden. Tim musste auch die Schule wechseln. Aber in seiner neuen Klasse fühlte er sich nicht wirklich wohl. Die anderen Kinder kannten sich schon lange. Sie waren ganz nett zu ihm, aber er hatte irgendwie das Gefühl, nicht so richtig dazuzugehören.

Dabei wäre er so gerne mit einigen Jungen und Mädchen aus seiner Klasse befreundet gewesen. Mit Alex zum Beispiel, der war die absolute Sportskanone. Oder mit Hanna, die immer wieder neue Streiche ausheckte. Er bewunderte auch Lenni, der immer fröhlich war und die ganze Klasse zum Lachen brachte. Und Benny, der bei allen beliebt war, weil er großartig zeichnen konnte. Pia fand er auch toll, die spielte E-Gitarre.

Damals hatte Tim beschlossen: „Ich will auch etwas Besonderes können oder machen, um dazuzugehören. Ich will, dass die anderen mich gern haben.“

Kurz darauf kam ihm eine Idee. Die Jungs seiner Klasse erzählten immer wieder von der geheimnisvollen Höhle im Wald. „Da darf man aber nicht reingehen!“, klärte Benny ihn schnell auf. „Das ist verboten, weil dort immer wieder Steinbrocken von der Decke fallen und weil es einige Felsspalten gibt.“ Er erinnerte sich noch daran, wie Hanna sagte: „Das ist echt schade, dort soll es nämlich wunderschöne Steine mit Kristallen geben.“ Und wie Lenni meinte: „Aber von uns hat sich noch keiner reingetraut.“

Und so fasste Tim den Entschluss, ein paar dieser Steine zu holen. Die anderen würden Augen machen, wenn sie erst sehen, wie mutig er war!

Am Donnerstag hatte er Lenni in der Schule ganz beiläufig nach dem Weg zur Höhle gefragt. Gleich heute Morgen hatte er sich auf den Weg gemacht. Seine Eltern waren gestern für drei Tage ins Allgäu gefahren. Und er durfte zuhause bleiben. Nach dem Frühstück packte Tim Proviant und eine Taschenlampe in seinen kleinen Rucksack. Dann machte er sich auf den Weg Richtung Wald. Er hatte niemand von seinem Ausflug erzählt. Schließlich sollte es eine Überraschung werden. Und seine Oma wäre sicherlich nicht begeistert gewesen, wenn er sie in seinen Plan eingeweiht hätte.

Nach einer Stunde erreichte er die Höhle. Neben dem Eingang hing ein gelbes Schild mit roter Schrift: „Betreten verboten – Lebensgefahr!“ Tim nahm all seinen Mut zusammen und ging hinein. Schritt für Schritt wagte er sich mit Hilfe seiner Taschenlampe immer weiter ins Innere der Höhle vor. Er achtete darauf, die Decke nicht zu berühren. Nicht, dass sich lockere Steine lösen und ihm auf den Kopf fallen! Mit großer Vorsicht setzte er einen Fuß vor den anderen. Dabei leuchtete er den Boden vor sich genau aus, um nicht in eine Felsspalte zu treten. Nach ein paar Minuten erreichte er das Ende der Höhle. Er leuchtete um sich. Da! In einer Ecke lagen Steine auf dem Boden, die im Licht der Taschenlampe funkelten. Das mussten die besonderen Steine sein! Er packte einige davon in seinen Rucksack.

Fröhlich machte er sich wieder auf den Rückweg. In seiner guten Laune war er wohl etwas unvorsichtig geworden. An einer Stelle rutschte sein linker Fuß auf dem nassen Boden zur Seite weg. Tim versuchte, das Gleichgewicht zu halten, um nicht hinzufallen. Er stolperte noch ein paar Schritte vorwärts. Dann hing plötzlich sein rechter Fuß fest. Im Schein der Taschenlampe sah er die Bescherung: Sein Fuß hatte sich zwischen zwei Felsbrocken verfangen! Sie waren nicht sehr groß. Deshalb war er sich erst sicher, dass er sich befreien konnte. Aber so sehr er auch schob, zog und drückte – es gelang ihm nicht.

So saß er jetzt in der dunklen Höhle und hatte Angst. Wenn ihn niemand entdeckte, würde er irgendwann verhungern oder verdursten. Er legte seinen Kopf auf den harten Felsbrocken, der seinen Fuß gefangen hielt.

Plötzlich hörte er in der Ferne eine Stimme. Hatte da nicht gerade jemand seinen Namen gerufen? Oder bildete er sich das bloß ein? Da – jetzt hörte er es deutlicher: „Tim!“ Aufgeregt richtete er sich auf: „Hier bin ich!“, krächzte er. Er wollte schreien, aber seine Stimme hatte keine Kraft mehr. Trotzdem versuchte er es immer wieder: „Hier bin ich! In der Höhle!“

Als er kaum noch einen Ton herausbrachte, lauschte er. Tatsächlich – er hörte Schritte, die sich näherten. Das Licht einer Lampe blitzte auf. Und dann stand auf einmal Lenni vor ihm.

„Du?“, fragte Tim erstaunt. „Wie kommst du hierher?“ Lenni lachte: „Das ist eine längere Geschichte. Aber die erzähl ich dir nachher. Ich glaube nämlich, du brauchst Hilfe.“ Dabei zeigte er auf Tims Fuß, der in der Spalte steckte. Tim nickte: „Ja, ich schaffe es nicht. Ich kann den Felsen nicht wegdrücken, weil ich mich nur mit einem Bein abstützen kann.“

Lenni legte seine Taschenlampe auf die Seite. Während Tim mit seiner Lampe leuchtete, lehnte sich sein Helfer mit seinem ganzen Gewicht gegen den Steinbrocken. Als dieser etwas nachgab, konnte Tim seinen Fuß aus der Spalte ziehen. Gleich darauf machten sich die beiden Jungen auf den Weg zum Ausgang. Als sie endlich vor der Höhle standen, atmete Tim tief durch. „Danke!“, sagte er. „Ohne dich hätte ich es nicht aus der Höhle geschafft!“ Lenni klopfte ihm auf die Schulter: „Gern geschehen. Aber mach nie wieder so einen Blödsinn, versprochen?“ Tim nickte: „Versprochen!“

Auf dem Weg in die Stadt erfuhr Tim, wie sein Klassenkamerad ihn gefunden hatte. Lenni erzählte: „Weißt du, ich fand dich von Anfang an ganz nett. Deshalb habe ich heute Nachmittag bei dir geklingelt. Ich wollte fragen, ob wir zusammen Rad fahren. Deine Oma hat mir gesagt, dass sie gesehen hat, wie du heute Morgen mit einem Rucksack weggelaufen bist. Sie dachte, du besuchst einen Freund. Da war mir klar, dass du in die Höhle gegangen bist. Und dass etwas schief gelaufen ist, sonst wärst du längst wieder zurück gewesen. Und so habe ich mich auf den Weg zur Höhle gemacht. Was wolltest du denn dort?“

Tim ließ den Kopf sinken. Nach einer Weile gab er zu: „Ich wollte die glitzernden Steine holen, damit ihr mich toll findet. Jeder von euch kann irgendwas Besonderes. Du bist witzig, Alex ist sportlich, Hanna erfindet Streiche und Benni kann super zeichnen. Ich wollte auch zeigen, dass ich etwas kann – nämlich mutig sein.“ Lenni überlegte. Dann meinte er: „Naja, meine Witze oder eine geniale Zeichnung hätten dir in der Höhle auch nichts gebracht. Du musst doch niemandem etwas beweisen. Du bist gut so, wie du bist. Aber ich kenn das auch – manchmal denkt man, dass man nicht gut genug ist und die anderen einen nicht mögen.“ Tim schaute ihn erstaunt an: „Du denkst das auch manchmal? Das hätte ich nicht gedacht!“ Lenni lächelte: „Ja, ich auch. Aber mir hilft dann immer, daran zu denken, dass Gott mich so mag, wie ich bin. Ihm muss ich nichts beweisen.“ Tim nickte langsam: „Hm, vielleicht könnte mir das auch helfen.“

Bevor die beiden Jungen sich am Abend verabschiedeten, schenkte Tim Lenni alle Steine, die er in der Höhle gefunden hatte. „Nur als Dankeschön, dass du mir geholfen hast“, sagte er und lachte.

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