Wenn Menschen scheitern …

Einheit | Hintergrund/ Grundsatz
Einheit | Hintergrund/ Grundsatz

Wenn Menschen scheitern …

Materialart: Hintergrund/ Grundsatz
Zielgruppen: Jugendliche (15-19 Jahre), Teens (12-16 Jahre), Junge Erwachsene (18+), Mitarbeitende
Einsatzgebiete: Gruppenstunde, Schulung
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: TEC:
Zeitbedarf: 30 Min. (Vorbereitung: 20-30 Min.)
Weitere Bibelstellen: Jesaja 42, Johannes 3,16
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Manuel *), 15 Jahre alt, Eltern seit sieben Jahren getrennt, seit drei Jahren geschieden. Er wohnt mit seiner Mutter in Hamburg, sein Vater im Ruhrgebiet.

Mandy, 17 Jahre alt, hatte in den letzten vier Jahren sechs feste Freunde. Die längste Beziehung dauerte fünf Monate.

Max, 12 Jahre, verlor seinen Vater vor sechs Monaten bei einem Verkehrsunfall.

*) Bezüge zu real existierenden Personen sind nicht beabsichtigt.

Gescheitert!

Geschichten wie die von Manuel, Mandy und Max gehören auch in unseren christlichen Kreisen inzwischen mehr oder weniger zur Realität. Immer wieder erleben Jugendliche und Teenager, dass Beziehungen scheitern. Eltern trennen sich und lassen sich scheiden, Freundschaften zerbrechen und Verluste treten in ihr Leben. Schuldgefühle kriechen in einem hoch, ganz gleich ob berechtigt oder nicht. Eine Umkehr scheint nicht möglich. Sackgasse. Gescheitert! Wut und Trauer kochen in einem. Wut und Trauer über die gescheiterte Beziehung, über den eigenen Verlust, über das eigene Unvermögen, über den anderen. Schuldgefühle gewinnen an Raum. Ich bin daran schuld! Rückzug, Isolation, Abbruch der Kontakte. Gescheitert!

Gescheitert?

Vielleicht kennst du solche Gedanken und Szenarien, wie ich sie oben skizziert habe. Dann möchte ich dir nun Mut machen, nicht bei deinen ganz persönlichen Erfahrungen stehen zu bleiben, sondern weiterzulesen. Ich möchte dich ein wenig aus deinem Schneckenhaus herauslocken, in dem du grade sitzt.

Gott hat uns Menschen als sein Gegenüber geschaffen. Wir sind daher von Anfang an auf Beziehung programmiert. In der Gemeinschaft mit anderen fühlen wir uns wohl. Wir brauchen das Miteinander. Umso schmerzlicher ist es dann, wenn Beziehungen um uns herum zerbrechen. Solche Erfahrungen sind in der Regel immer schmerzlich, auf der anderen Seite sind sie für mich auch ein Zeichen dafür, dass wir als Menschen in einer vom Sündenfall belasteten Welt leben. Es gibt keine „heile Welt“ mehr. Dass wir als Menschen scheitern ist schmerzlich – aber in gewissem Sinn auch normal. Ganz häufig stellt sich dann die Frage nach den eigenen Anteilen am Scheitern der Beziehung. Gedanken wie „Ich bin schuld daran, dass Mama und Papa sich nicht mehr lieb haben“ gehen fast jedem jungen Menschen durch den Kopf, wenn er eine Trennung der Eltern erlebt. Hat die Frage nach meinem Anteil am Scheitern bei einer geplatzten Freundschaft mit einem ehemals guten Kumpel sicherlich seinen Platz, so ist die Frage im Beispiel der Trennung völlig deplatziert. Schuld daran, dass die Beziehung der Eltern scheitert, sind in erster Linie die Eltern und nicht die Kinder. Für diese Erkenntnis fehlt einem als Betroffener meist der objektive Blick. Um hier vielleicht ein Stück auch persönlicher Erfahrung einzubringen: Meine eigenen Eltern sind seit mehr als 19 Jahren geschieden – ich weiß, wie bescheiden es einem da gehen kann. Hier braucht es Freunde und Verwandte, die mir helfen, Zeiten des Scheiterns durchzustehen. Situationen wie diese können wir nicht alleine schultern, wir brauchen es, getragen zu werden.

Und wenn meine eigenen Beziehungen zu Menschen immer wieder scheitern? Zu einer Beziehung gehören immer zwei Menschen. Verantwortlich kann ich immer nur für meinen eigenen Anteil sein. Ein „du bist schuld“ gibt es in Reinform nie. Wo habe ich zum Scheitern einer Beziehung beigetragen? Wo fehlte mir Vertrauen, Geduld oder die Bereitschaft für ein Neuanfang? Ich muss nicht so bleiben, wie ich bin. Ich darf Dinge und Eigenschaften an mir ändern. Und ich darf mich vor allem mit allen Fragen und Sorgen an Gott wenden. Ich darf mir von ihm Schwachpunkte aufzeigen lassen und ihn um Heilung in meinem Leben und im Leben der anderen bitten. Ich darf bei Gott eigene Schuld bekennen und seine Vergebung empfangen. Besser ist es natürlich, wenn ich diesen Schritt mit einem/r guten Freund/in zusammen gehen kann und mir von ihm/ihr dann auch die Vergebung zusprechen lassen kann.

Gescheitert.

Wahrscheinlich werden wir früher oder später mal in einer Beziehung scheitern. Das muss nicht unbedingt eine gescheiterte Ehe sein, aber dass eine Freundschaft mal in die Brüche geht, werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit erleben. Diese traurige Erfahrung wird uns daher nicht erspart bleiben. Gescheiterte Beziehungen hinterlassen Kratzer. Wahrscheinlich keine äußeren, aber auf jeden Fall innerliche Seelenkratzer. Aber wie bei einer Schürfwunde werden auch diese Kratzer wieder heilen. Es braucht dazu aber Zeit und eine gute Behandlung. So eine gute Behandlung können Gespräche mit echten Freunden sein. Jemand, dem ich ehrlich sagen kann, wie es mir geht. Sich die Dinge einfach von der Seele reden. Eine „falsche“ Behandlung dagegen wäre das Runterschlucken. „Meine Probleme gehen niemanden etwas an.“ So eine Haltung kann im wahrsten Sinne des Wortes zu Magenschmerzen führen. Wir quälen uns nur selbst. Besser ist es da, wenn es rauskommt. Vielleicht erleben wir dann auch, dass uns unsere Freunde auch von ihren gescheiterten Beziehungen erzählen, sodass wir zusammen lernen können. Scheitern bedeutet daher weder meine eigene Unfähigkeit zu Beziehungen, noch dass ich nie wieder mit Mitmenschen in Beziehungen leben kann. Auch als gescheiterter Mensch bin ich weiterhin unendlich wertvoll, denn jeder Mensch scheitert früher oder später in seinem Leben. Mein Wert hängt nicht an meiner Leistung, sondern in Gottes eindeutigem „Ja“ zu mir. Daher darf ich auch nach der Erfahrung des Scheiterns meinen Blick wieder heben und nach vorne schauen. Ich muss mich nicht zurückziehen.

Dieser Blick nach vorne mag am Anfang schwerfallen. Ich traue mich vielleicht auch nicht aus meinem Schneckenhaus. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es sich lohnt, nach vorne zu schauen.

Gott möchte, dass dein Leben gelingt. Nicht umsonst hat er für dich alles gegeben. „So sehr hat Gott die Welt geliebt (und damit auch dich!), dass er seinen einzigen Sohn gab, zur Erlösung vieler“ (vgl. Joh. 3,16). Das ist eine Grundaussage der Bibel über unseren Gott. Genauso wie Jesaja über Gott sagt: „Das geknickte Rohr wird er nicht abbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht erlöschen lassen“ (Jes. 42).

Zu scheitern bedeutet daher nicht das Ende, sondern auch eine Chance, neu anzufangen.

  • Autor / Autorin: Christian Petersen
  • © Deutscher EC-Verband
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