Verband: | ![]() |
---|---|
Materialart: | Theologischer Artikel |
Zielgruppen: | Junge Erwachsene, Mitarbeitende |
Einsatzgebiete: | Predigtvorbereitung, Schule + Jugendarbeit, Schulung |
Redaktion: | jugonet |
Bibelstelle: | undefined |
Ich bin Benjamin Auch, 35 Jahre alt, Vorstand im CVJM Bonlanden und Vorsitzender der SPD Filderstadt. Beruflich bin ich als chemisch-technischer Assistent tätig.
Über Interesse an Geschichte und dann auch über mein Verständnis, als Christ in der Welt verantwortlich zu leben.
Als Gestaltung der Gesellschaft, wie Jesus es uns gezeigt hat, für die, die benachteiligt werden, die Hilfe benötigen, die „nicht dazugehören“ zur bestimmenden Mehrheit. Als Unterstützung für alle, die unter den herrschenden Verhältnissen leiden.
„Einer von euch könnte nun zu ihnen sagen: »Friede sei mit euch, ihr sollt es warm haben und satt sein!« Was nützt das, wenn ihr ihnen nicht gleichzeitig gebt, was sie zum Leben brauchen? So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er allein bleibt und nicht in die Tat umgesetzt wird, ist er tot. … Ohne den Geist ist der Körper tot. Genauso ist auch der Glaube tot, wenn er nicht in die Tat umgesetzt wird.“ (Jakobus 2,16-17.26)
Da wir als Menschen nichts vollbringen können, das uns Gott näher bringt, weil alles von Gott kommt und alles durch ihn ist muss Gott zu uns kommen. Das hat er aus Barmherzigkeit getan und Jesus hat diesen Plan erfüllt. Es ist also der Impuls der mich überhaupt „aktiviert“.
Ja, alles ist politisch, auch wenn das nicht im Trend liegt, dies zu sagen. Alles hat Auswirkungen auf mich, auf meine Umgebung, auf die Umwelt. Politik bedeutet ja nicht immer Parlament! Politisch ist alles, weil wir durch unser Handeln und unsere Beteiligung in der Gesellschaft diese prägen und ändern können. Es hat z.B. Auswirkungen, was ich wie konsumiere. Als Christ*innen haben wir den klaren Auftrag, „zu 100% Christ*innen zu sein“, also unser gesamtes Handeln unter Gottes Auftrag zu stellen. Das hat natürlich Auswirkungen auf uns und unsere Umgebung.
Was Christ*innen tun, ist ja etwas anderes, als wenn Kirchen politischen Einfluss auf Parteien oder Parlamente nehmen.
Schwierige Frage. Barmherzigkeit wird in der Welt (der Politik) eher als Schwäche ausgelegt. Einzelne Beispiele sind schwierig, weil oft andere Motivationen als die eigentliche Barmherzigkeit dahinter stehen. Ich denke, das, was einer Barmherzigkeit um der Barmherzigkeit willen am nächsten kommt, sind die Menschenrechte und das Recht auf Asyl. Aber wir sehen ja, welchen Wert diese Ideen zu Zeit haben. Vor allem bei Menschen, die vorgeben, für christliche Inhalte oder christliche Traditionen zu stehen.
Ja. Es ist vor allem ignorant und widerspricht meiner Meinung nach dem Beispiel Jesu. Seinem ganzen Wirken, Leben und überhaupt seiner Existenz. Ich bin mir aber gar nicht sicher, ob das bewusste Entschlüsse sind oder ob man nicht aus Gemütlichkeit, den Blick nicht ins Unangenehme richten möchte.
Genauso wie als „Nicht-Politiker“. Als Christ ist mein Anspruch, überall Christ zu sein. Es gibt also kein „Politiker-Ich“ und ein „Sonntags-Ich“, zumindest versuche ich das.
Das Messen an Gottes Barmherzigkeit ist natürlich ein sehr hoher Anspruch. Aber durch die Erkenntnis, dass mir diese Barmherzigkeit ja zuteil wird, macht es mich demütig und motiviert mich, auch barmherzig zu sein. Oft dann eben im Widerspruch politischer oder menschlicher Logik.
Ansonsten braucht es Barmherzigkeit und damit Vergebung auch in der großen Politik immer aufs Neue, weil Menschen nun mal Fehler machen. Ein Versteifen auf (falsche) Wiedergutmachung oder Stolz und Ego, das der Vergebung im Weg steht, gilt es zu verhindern.
Den größten Einfluss sollte die Jahreslosung für uns Christ*innen haben in Bezug auf die Menschen, die leiden und Hilfe brauchen. Die auf (Urlaubs-)Inseln zu Zehntausenden in Lagern leben müssen, die für 3000 ausgelegt sind – oder die Produzenten unserer Billigkleidung oder des Billigfleisches sind. Das alles sind die, um die sich Jesus heute kümmern würde, wenn er noch auf der Welt herumlaufen würde. Wir sind dazu angehalten, es an seiner Stelle zu tun. Dazu müssen wir höchstwahrscheinlich nicht mal ans Kreuz, sondern einfach unseren Lebensstil und unser Verhalten reflektieren. Das ist mühsam, aber genau das bedeutet für mich Barmherzigkeit.
Das Gespräch führte jugonet-Redakteurin Stefanie Weinmann.