WITH – annehmen statt ablehnen

Einheit | Hintergrund/ Grundsatz
Einheit | Hintergrund/ Grundsatz

WITH – annehmen statt ablehnen

Enthalten in:
Materialart: Hintergrund/ Grundsatz
Zielgruppen: Jugendliche, Jugendliche (15-19 Jahre), Junge Erwachsene, Junge Erwachsene (18+), Studenten, Mitarbeit, Mitarbeitende
Einsatzgebiete: Freizeiten, Gruppenstunde, Predigtvorbereitung
Verband: Deutscher EC-Verband
Redaktion: echt.
Zeitbedarf: 15-45 Min. (Vorbereitung: 10-30 Min.)
Bibelstelle: Johannes 17,23 anzeigen
Bibelstelle
Johannes 17,23

23Ich bin mit ihnen verbunden und du mit mir,

damit sie untrennbar eins sind.

Daran soll diese Welt erkennen:

Du hast mich gesandt,

und du liebst sie, so wie du mich liebst.

BasisBibel 2012/2020, © Deutsche Bibelgesellschaft

Anhang:
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Es wird von einem Farbigen erzählt, der sich wünschte, in eine New Yorker Gemeinde aufgenommen zu werden. Der dortige Pfarrer war allerdings reserviert. „Tja“, sagte er „da bin ich nicht sicher, ob es unseren Gemeindegliedern recht sein würde. Ich schlage vor, Sie gehen erst einmal nach Hause und beten darüber und warten ab, was Ihnen der Allmächtige dazu zu sagen hat.“
Einige Tage später kam der Farbige wieder.
Er sagte: „Herr Pfarrer, ich habe ihren Rat befolgt. Ich sprach mit dem Allmächtigen über die Sache und er sagte zu mir: „Bedenke, dass es sich um eine ganz besondere Gemeinde handelt. Du wirst wahrscheinlich nicht hineinkommen. Ich selber versuche es schon seit vielen Jahren, aber es ist mir bis heute nicht gelungen.’“
(Quelle unbekannt)

Anderssein

Anderssein ist für manche ganz schön schwierig. Nicht selten passt uns die Nase von der nicht! Der Kopf von dem nicht – der zumeist auch ein Dickkopf ist! Die Lebensweise von dieser nicht. Oder die aufdringliche Art von jenem. Manchmal scheinen andere fast unerträglich, eine Dauerprobe für die eigenen Nerven.

Und weil das so ist, gehen wir auch in Gemeinden nicht selten eigene Wege. Einige verlassen Gemeinden bei kleineren oder größeren Differenzen und suchen sich eine andere geistliche Heimat. Andere schaffen sich gleich eine neue Gemeinde, die besser zu ihnen passt. Ich finde die Vielfalt der Gemeinden nicht problematisch. Im Gegenteil, oft erlebe ich sie als belebend. Doch was ich schwierig finde, ist, wenn die einen die anderen abwerten oder ihnen gar den Glauben absprechen. Oft führen solche Gemeinde(ab)wanderungen dazu, dass sich verschiedene geistliche Strömungen eher durch Abgrenzung auszeichnen als durch Einheit. Doch genau das – Einheit, und das gerne in Vielfalt – ist offensichtlich ein großes Anliegen von Jesus. In seinem längsten, uns bekannten Gebet, spricht er: „Ich bin in ihnen gegenwärtig und du in mir. Sie sollen untrennbar zusammengehören. Daran soll diese Welt erkennen: Du hast mich gesandt.“ (Joh 17,23 BB)   

WITH – verbunden mit allen Christen

In unseren EC-Grundsätzen greift diesen Herzenswunsch Jesu die WITH-Dimension auf: verbunden mit allen Christen.
Die WITH-Dimension zeigt sich in der Liebe zu anderen Jugendarbeiten und Gemeinden mit anderen Prägungen. Sie zeigt sich in der Liebe zur „Wolke der Zeugen“ (Hebr. 12,1) und zur Tradition, zum Stamm und zur Wurzel, die uns trägt (Röm 11,18). Die konkrete Vernetzung der Christen heute und ihre ortsweite Zusammenarbeit (bspw. in der Jugendallianz) sind dann kein Hobby für Einheitsidealisten, sondern gehören zum Wesen jeder christlichen Gemeinschaft. Für Jesus hängt unsere Glaubwürdigkeit nach außen an unserer gelebten Einheit untereinander (s. Joh 17).

Weil das so ist, sollten wir uns Gedanken machen, was dieser Einheit dient.

Wer eine Einheit werden möchte, ohne alle gleichzuschalten, der braucht vor allem eines: Akzeptanz.
Toleranz im wörtlichen Sinne reicht hier nicht. Mit Toleranz ist zwar gut ein nebeneinanderher Leben möglich, aber nicht ein bewusstes miteinander. Toleranz kommt vom lat. Wort „tolerare“, was „erdulden“ bedeutet. Ich dulde hoffentlich den anderen, aber vllt. auch nur, weil ich ihm sein Leben lasse, ohne viel Berührung mit ihm zu haben. Ohne Frage, wir brauchen Toleranz. Aber Toleranz schafft keine bewusste Einheit.

Einheit ist nur möglich, wenn wir uns gegenseitig akzeptieren und annehmen. Schon der alte Goethe sagte: „Die wahre Liberalität ist Anerkennung“. Und schiebt hinterher: „Nur Dulden heißt beleidigen.“ Toleranz war dem ach so großen Freigeist Goethe zu wenig. Er wusste: Echte Toleranz drängt zur Akzeptanz.

So ist es also nicht verwunderlich, dass auch die Bibel fast inflationär von Annahme und Liebe spricht, wenn sie Gemeinde (auch im Ganzen) im Blick (vgl. Röm 15,7; Joh 13,34 u. a.)

Wie kann Annahme konkret gelingen?

Einander annehmen heißt zunächst: aneinander interessiert sein. Warum denkt und handelt der andere so? Wie fühlt der andere? Dieses Fremde und Unverständliche, gilt es kennenzulernen.

Das funktioniert nur, wenn ich Barrieren abbaue und in Kontakt trete, wenn wir miteinander reden und einander zuhören.            

Es gibt unzählige Fragen und Regeln, bei denen auch Christen unterschiedliche Anschauungen vertreten: Glaubensgestaltung, Alkohol und Rauchen, Musikstile und –texte, Umgang mit Geld, (Homo)Sexualität, Atomenergie, Abtreibung, Lebensstile etc.      

Einander annehmen heißt, diese Unterschiedlichkeit bewusst wahrnehmen und die Person nicht aufgrund ihrer Anschauungen abwerten. Einander annehmen heißt, sich die Unterschiedlichkeit der anderen bewusst zu machen und sich dann bewusst dafür zu entscheiden. Sich dafür zu entscheiden, selbst den anzunehmen, der oder dessen Einstellung mich stört. Es setzt einen Entschluss von mir voraus. Dass ich mich nicht meinem Gemecker, meiner Besserwisserei, meinen eifersüchtigen Gedanken etc. hingebe, sondern Gottes Liebe.

Perspektivwechsel

Wenn ich jemand anderen verstehen will, muss ich mich in diese Person hineinversetzen und versuchen, die Welt mit ihren Augen zu sehen. Indianer behaupten, dass man einen anderen Menschen erst annähernd verstehen kann, wenn man eine Meile in seinen Mokassins gelaufen ist. Die „ausgelatschten Schuhe“ eines Anderen bieten viele Reibungsflächen. Aber die Andersartigkeit muss keine Bedrohung sein, sondern kann als Chance gesehen werden. Vielleicht mache ich dadurch neue Erfahrungen oder aber ich werde mir meines Standpunktes sicherer.

Natürlich müssen auch Dinge zur Sprache kommen, die nicht in Ordnung sind. Akzeptanz und Liebe kehren nicht alles unter den Teppich, um ja nicht die Harmonie zu stören. Gottes Liebe konfrontiert uns mit der Wahrheit. Aber nicht vernichtend, sondern auf- und ausrichtend. Nicht vorwurfsvoll und erniedrigend, sondern respektvoll und behutsam. Immer mit Blick auf das Verbindende.

Paulus hat das auf seine unnachahmliche Weise immer wieder getan. Im Epheserbrief lesen wir: „Ertragt euch gegenseitig in Liebe. Bemüht euch darum, die Einheit zu bewahren, die sein Geist euch geschenkt hat. Der Friede ist das Band, das dabei alles zusammenhält.“ (Eph 4,2b-3 BB)

Hier ist von Ertragen und Bemühen die Rede. Das sind Worte, die nicht so locker und leicht daherkommen. Sie beinhalten einen Auftrag und Anspruch an uns. Wir sollen uns immer wieder auf das Verbindende konzentrieren (vgl. Eph 4,4-6): „Ein Leib, einen Geist, eine Hoffnung, einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe, einen Vater.”

Es gibt so etwas wie eine “versöhnte Vielfalt” unter Christen, Jugendarbeiten, Gemeinden und Konfessionen. Wo Menschen Jesus als ihren Herrn bekennen, da sind sie eins, auch wenn ihre Anschauungen, ihre Traditionen und ihre Glaubensstile sehr unterschiedlich und vielfältig sind. Sie sind sich einig im Wesentlichen: In Jesus.

Das Rad ein Zeichen für die Vielfalt an Gemeinden

Die Verbundenheit von verschiedenen Jugendarbeiten lässt sich vergleichen mit einem Rad.

Das Geheimnis eines Rades liegt in seiner Mitte. Hier ist jede Speiche festgemacht. Hier laufen alle Speichen zusammen und bilden so eine Einheit, eine runde Sache, obwohl ja dazwischen vieles kreuz und quer steht. Die Mitte, die Radnabe, hält alles zusammen.

Zwei Dinge können wir für die Verbundenheit von verschiedenen Jugendarbeiten und Gemeinden lernen:

1. Die Mitte zum Mittelpunkt machen: Lasst uns lernen, mehr auf das zu sehen, was uns gemeinsam ist, statt ständig das zum Mittelpunkt zu machen, was uns unterscheidet und kreuz und quer läuft. Von der Mitte des Glaubens her – von Jesus her – wächst die Einheit. Das hat Auswirkung bis zum äußersten Rand, hat Strahlkraft in das Umfeld von Jugendarbeiten.

2. Je näher die Speichen der Mitte sind, desto enger stehen sie auch zusammen. Das ist auch das Geheimnis der Einheit von verschiedenen Gemeinden. Je näher eine Person zu Jesus steht, desto näher rücken ihr auch ihre Mitchristen. Deshalb bleibt in Jesus, dann bleibt ihr auch an den anderen dran.

  • Autor / Autorin: Bernd Pfalzer
  • © Deutscher EC-Verband
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