Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft (Dtn 6,5 E)
Ganz schön viel, was dieser Vers hier fordert. Gott zu lieben mit allem, was man ist und hat. Ist das etwas, das man jemandem vorschreiben kann? Doch der Vers steht ja nicht allein da. Wenn man ihn im Zusammenhang liest, entdeckt man, dass er nicht nur einfach etwas fordert, sondern dass Gott schon in Vorleistung gegangen ist.
Es geht hier nicht darum, alles richtig zu machen, jeden Tag die Bibel zu lesen und immer in den Gottesdienst zu gehen. Es geht nicht um dein Tun, sondern um die Beziehung.
Gott ist einzig und er will dein Gott sein. Er liebt dich und ist für dich da. Deshalb können wir ihn zurück lieben. Nicht aus uns heraus oder weil wir uns besonders anstrengen, sondern nur, weil er uns zuerst geliebt hat und uns annimmt wie wir sind. Das sollen wir uns immer wieder bewusst machen.
Deshalb sind diese Verse auch das Glaubensbekenntnis der Jüdinnen und Juden. Es hängt an ihren Türpfosten, es ist am Gebetsriemen an der Hand und auch am Kopf. Es soll ihr Denken, ihr Handeln und jeden Schritt prägen. Das Wissen: Gott selbst geht mit mir und ich bin sein geliebtes Kind.
Deshalb soll alles, was wir sind, haben, denken und tun von dieser Liebe durchdrungen sein. Wir Christinnen und Christen binden es uns vielleicht nicht an den Kopf oder die Hand. Ich glaube dennoch, dass es gut ist, wenn wir uns immer wieder daran erinnern: Gott liebt uns und diese Liebe soll in unserem Leben Ausdruck finden.
Das schaffe ich nicht immer. Aber ich darf mich daran erinnern und wissen: Gott liebt mich zuerst und schenkt mir seine Liebe immer wieder neu! Das will ich mir hinter die Ohren schreiben.
Zum Nachdenken: Lies Dtn 6,4-9: Welche Dinge im Alltag erinnern einen daran, dass Gottes Liebe über dem Leben steht und diese Liebe das eigene Denken und Handeln durchdringen soll?
Du sollst fröhlich sein und dich freuen über alles Gute, das der HERR dein Gott, dir und deiner Familie gegeben hat. (Dtn 26,11 E)
Gute Tipps? Immer her damit! Es gibt unzählige Ratgeber und kluge Köpfe, die uns erklären, wie wir unser Leben gut gestalten können. Doch einige der besten Ratschläge sind schon richtig alt – wie dieser hier aus der Bibel.
Mose spricht zum Volk Israel. Nach einer langen Wanderung durch die Wüste gibt er ihnen letzte Anweisungen, bevor sie das verheißene Land betreten. Er beschreibt, wie die Israelitinnen und Israeliten die ersten Früchte ihrer Ernte und den Zehnten – eine Art religiöse Abgabe – vor Gott bringen sollen. Diese Leitlinien sind Teil seiner großen Rede, in der er Gottes Gebote für die neue Generation in Kanaan zusammenfasst. Und dann sagt er etwas Bemerkenswertes: Freut euch gemeinsam über das Gute, das ihr erlebt habt – über das, was Gott in eurem Leben tut und im Leben eurer Liebsten!
Spannend, oder? Mose wusste schon vor tausenden von Jahren, wie wichtig ein dankbarer Blick ist. Wer sich auf das konzentriert, was gut läuft, wird entspannter und zufriedener. Und das Beste daran: Wenn wir Freude und Dankbarkeit teilen, wächst sie – in unseren Familien und bei den Menschen, die uns wichtig sind.
Heute zeigen viele Studien: Dankbarkeit und Freude haben positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere Beziehungen und unsere Lebensenergie. Sie stärken uns im Alltag, fördern unsere Resilienz und helfen uns, mit mehr Zuversicht durchs Leben zu gehen.
Wer lernt, den Blick auf das Gute zu richten, wächst innerlich und entwickelt eine zuversichtliche Grundhaltung. Das macht es einfacher, das Leben mutig, freudig und mit Zufriedenheit zu gestalten.
Also: Nimm diesen alten, kraftvollen Tipp mit in deinen Alltag. Schau auf das Gute, das Gott dir geschenkt hat!
Zum Nachdenken: Wofür bist du dankbar? Wo kannst du heute Gutes entdecken? Was möchtest du davon mit anderen teilen?
Da weinte Jesus. (Joh 11,35 E)
Es war eine unendliche Traurigkeit im Herzen Jesu. Schmerz, Leere und dann die Tränen. Jesus heulte Rotz und Wasser! Er schämte sich nicht dafür. Hier, am Grab seines Freundes Lazarus, neben Maria und Martha, war Jesus einfach nur todtraurig.
Abschiede tun weh. Die Beziehung, um die wir vergeblich gerungen haben. Der geliebte Mensch, der nie mehr durch die Tür kommen wird. Jeder Verlust, von dem wir hören, lässt uns fürchten, wen wir noch verlieren können. Der Tod scheidet. Und dann ist nichts mehr, wie es war. Da fehlt, mit wem man alles besprechen konnte.
Und so stehen sie da, die traurigen Schwestern Maria und Martha und Jesus. Sie weinen und reden. Sie sprechen über das, was noch zu hoffen ist. Martha scheint weiterzugeben, was sie von den vielen Jüdinnen und Juden, die bei der Trauerfeier ebenfalls anwesend sind, gehört hat. „Unser Lazarus wird wieder leben, am jüngsten Tag wird er vom Tod auferweckt.“
Was wird Jesus dazu sagen? Lobt er das Wissen von Martha? Er sagt etwas Ungeheuerliches, etwas, das die, die dabei waren, niemals vergessen haben und so hören wir es bis heute: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.”
Jesus erzählt nicht von einem Leben nach dem Tod. Er sagt: Ich selbst, Jesus, bin das Leben und die Auferstehung. Wer sich mir anvertraut, bekommt daran Anteil: an Leben und Auferstehung. An der oder dem beißt sich der Tod die Zähne aus. Sie gehen zwar auch durch das bittere Sterben, aber nicht vom Leben in den Tod, sondern vom Leben ins Leben. Damit es nicht bei Worten bleibt, spricht Jesus zu dem toten Lazarus: „Komm heraus!“ Lazarus kommt aus dem Grab.
Wenn ein Toter zu neuem Leben erweckt wird, dann bricht Gottes neue Welt an. Die dabei stehen, erfasst fassungsloses Staunen. Jesus gibt ein starkes Zeichen, wie es nur dem Sohn Gottes möglich ist. Sein Trost erschöpft sich nicht in Worten. Sein Trösten ist ein Tun.
Diese Andacht wurde im Rahmen einer Osternacht gehalten. Dafür haben wir uns am Karsamstag zu einer Übernachtungsaktion getroffen (mit Pizzabacken, Spielen, Nachtwanderung…. und Andacht im Kirchenraum mitten in der Nacht). Morgens gegen halb sechs sind wir dann noch zu einem Osternachtsgottesdienst aufgebrochen. Geschlafen wurde nicht 🙂 Als einführendes Lied für die Andacht eignet sich zum Beispiel “Zwischen Himmel und Erde” von Albert Frey oder “Und die Welt hält ihren Atem an” von Martin Mohns (gesungen oder vorgespielt).
Gestern war Karfreitag, der Tag an dem wir Christ*innen an den Tod Jesu gedenken. Ein Tag der Ruhe, Verzweiflung und der Dunkelheit. Morgen ist Ostern und wir werden die Auferstehung feiern. Und heute? Heute ist Karsamstag – ein Tag zwischen der Traurigkeit und der Freude. In der Andacht jetzt soll es um genau das gehen: Leben und Tod, Trauer und Hoffnung, Ende und Anfang.
(Holzkreuz in die Mitte hinlegen)
Hinter uns liegt die Passionszeit, manche haben vielleicht gefastet und 7 Wochen auf etwas verzichtet. Noch befinden wir uns in der Karwoche. Der Tod Jesu war und ist etwas Entsetzliches. Überall auf der Welt erinnern wir uns daran. Aus Trauer schweigen in den Kirchen die Glocken. Vor uns liegt Ostern. Am Ostersonntag kann man richtig erleben, dass etwas Besonderes und bahnbrechend Neues passiert ist. Die Glocken läuten wieder, Osterfeuer werden entzündet und und mitten in der Nacht machen sich viele Christ*innen auf, die Osternacht zu feiern.
Das Leben hat oft diese zwei Seiten. Tod und Leben sind oft ganz nah beieinander. Aber der Tod hat nie das letzte Wort. Diese Zuversicht trägt uns Christen:innen. Wir haben eine Hoffnung, die uns helfen kann über den Tod hinweg ins Leben zu schauen. Aber der Tod darf auch nicht aus unserem Leben verdrängt werden.
In der Bibel steht der Vers: “Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.” (Psalm 90,12) Oder anders ausgedrückt: “Lass uns begreifen, welche Zeit wir zum Leben haben – damit wir klug werden und es vernünftig gestalten.”
Ostern und die Passionszeit sind Momente an denen wir innehalten können. Um nachzudenken, Pause zu machen und uns Zeit für Gott zu nehmen.
Das wollen wir auch jetzt und hier tun.
Aktion: Zettel beschriften
Jede:r von euch bekommt jetzt einen Zettel und einen Stift. Nehmt euch eine Zeit der Stille und erinnert euch an Folgendes:
Schreibt die Erinnerungen für euch selbst auf den Zettel und bewahrt ihn dann gut auf. Wenn ihr wollt dürft ihr das, was euch das Leben schwer macht, nämlich nachher im Osterfeuer verbrennen.
Zettel und Stifte verteilen – Zeit der Stille (ggf. Hintergrundmusik)
Aktion: Rose von Jericho
Ich möchte euch nun zu einer ganz besonderen Erfahrung einladen.
Durch diese Pflanze (Rose von Jericho zeigen) können wir einen kleinen Hoffnungsschimmer, einen kleinen Lichtblick von dem erleben, was man Auferstehung nennt.
Diese Pflanze ist völlig ausgedörrt und ausgetrocknet. Im Prinzip tot. Ohne Wasser zieht sie sich zusammen, so wie wir bei Angst und Schmerz oder wenn wir glauben, uns verschließen zu müssen. Ich gebe euch diese Wüstenrose einmal herum. Betastet sie vorsichtig, und legt eure Fragen und schmerzvollen Erlebnisse in Gedanken hinein in diese verschlossene Wüstenblume. Gebt sie anschließend der Person neben euch weiter.
Bitte sehr vorsichtig mit der Rose umgehen.
Am Ende die Rose in die trockene Schale in der Kreismitte legen.
Mit dieser ausgedörrten Pflanze liegen nun auch unsere Zeiten der Einsamkeit, der Traurigkeit und der Schmerzen in der Mitte. Stellvertretend für unsere Worte sollen Menschen der Bibel mit ihren Gedanken zu Wort kommen. Vorbereitete “Worte der Trauer” austeilen und vorlesen lassen. Um die Schale verteilen
Jetzt sind wir ganz unten angekommen. Wir haben Erinnerungen von Trennungen, Tod, Trauer und Schmerz wachgerufen. Aber genau da, ganz unten, da ist Gott schon bei uns. Karfreitag erinnert uns: Jesus hat am eigenen Leib erfahren, wie es ist, Schmerzen zu haben oder zu leiden. Wie es ist, zu trauern. Wie es ist, einsam oder verlassen zu sein. Er ist, auch wenn wir ganz unten sind, ganz nah bei uns.
Wir wollen jetzt diese ausgedörrte Blume wieder zum Leben erwecken. So wie das Wasser die Pflanze aus ihrer Erstarrung weckt, selbst wenn diese Blume Monate oder Jahre kein Wasser gesehen hat, so können auch uns manche Worte, Gesten oder Erlebnisse aus dem Dunkel und aus unseren Tiefs holen.
Jede:r von euch darf jetzt gleich ein bisschen Wasser in die Schale gießen und dabei einen der vorbereiteten Zitate zum Leben vorlesen und neben die Schale legen. Währendessen lasse ich leise Hintergrundmusik laufen.
Wasserkrug herumgeben und vorbereitete “Worte des Lebens” verteilen und vorlesen lassen. Ebenfalls um Schale verteilen.
Gott spricht: “Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.” (Jesaja 43,19)
Abschluss:
Die Rose wird noch eine Weile brauchen, bis sie wieder ganz grün geworden ist. Ihr könnt ja im Verlauf der Nacht immer mal wieder nach ihr schauen.
Ein schönes Zeichen des Lebens ist es, wenn wir Brot teilen und miteinander essen. Wir wollen miteinander nicht nur Gedanken und Gebete und Zuversicht, sondern auch das Brot teilen. Nehmt das Fladenbrot und teilt es mit euren Nachbarn.
Fladenbrot herumgeben
Je intensiver ich das Motiv zur Jahreslosung 2026 von Dorothee Krämer betrachte, umso mehr habe ich den Eindruck: Es ist, als ob ein Vorhang aufgezogen wird und wie durch einen geöffneten Spalt mitten im Bild strahlt das helle Licht hindurch. Ich wünsche mir, dass genau dies durch die Jahreslosung 2026 geschieht: dass ein Lichtstrahl aus Gottes Ewigkeit in unser Leben scheint und etwas neu wird in uns. So, wie es die Jahreslosung verspricht: „Siehe, ich mache alles neu!“
Die Offenbarung – der Vorhang geht auf
Schon immer war das letzte Buch der Bibel eine geheimnisvolle Schrift – sprichwörtlich ein Buch mit sieben Siegeln. Aber der Seher Johannes formuliert hier keine abstrusen Weltuntergangsfantasien, sondern Gott hat ihm ein wenig den Vorhang geöffnet, damit er mehr sieht als die scheinbare Realität unserer Welt mit all ihrem Leid und ihrer Not. Er sieht, dass Gott alles zu einem guten Ende führen wird: wenn Gott Tränen trocknet wie liebevolle Eltern bei ihren Kindern, wenn der Tod und alles Böse keine Macht mehr haben. Die Offenbarung erzählt in ihren beiden letzten Kapiteln davon, wie Gott alles neu macht. Diese Hoffnung ist keine Vertröstung auf ein besseres Jenseits. Sondern: Wenn ich darauf hoffe, dass Gott die Macht hat, eine leidzerrissene Welt neu zu machen, dann kann er auch hier und heute in unser Leben eingreifen. Ob dann jetzt schon alles neu wird oder ob er uns auf andere Weise hilft, das können wir getrost ihm überlassen.
Zum Nachdenken: Ist es für mich ein hoffnungsvoller Gedanke, dass Gott alles neu macht, oder kann ich damit nur wenig anfangen? Wie könnte die Hoffnung, dass Gott alles neu macht, mein Leben jetzt positiv beeinflussen?
Wie kann etwas neu werden, wenn scheinbar alles beim Altem bleibt? Die untere Hälfte des Bildes zur Jahreslosung ist in dunklen Farben gehalten. Hier schimmert nur wenig hervor von diesem Licht, das so hell und klar durch den Vorhang dringt. Blautöne und schraffierte Flächen dominieren. In diesem Ineinander von dunklen Motiven und hellen Strahlen erkenne ich mein Leben wieder. Denn oft sind Licht und Schatten, schöne und schwierige Momente eng verbunden. Da ist nicht alles hell und schön – auch nicht, wenn wir Jesus Christus vertrauen. Es gibt dunkle Momente und Wunden, die das Leben hinterlassen hat. Ja, manchmal scheint alles beim Alten zu bleiben, auch wenn wir uns noch so sehr danach sehnen, dass etwas neu wird. Wenn ich auf unsere Welt blicke, dann sehe ich überall Not und Leiden und scheinbar keine Aussicht auf Besserung. Und auch wir selbst bleiben oft die alten. Vielleicht wollten wir alles gut machen und am Ende bleiben nur Scherben. Mitten in all das hinein kommt Gott. Er hat den Vorhang beiseite gezogen, als er in Jesus Christus Mensch geworden ist. Durch ihn dringt ein Lichtstrahl aus der Ewigkeit in unser Leben. Darum kann mitten im Alten schon jetzt Neues beginnen. Das Motiv zur Jahreslosung lässt den ersten und den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets erkennen: Alpha und Omega. In der Offenbarung sagt Jesus von sich, dass er Alpha und Omega ist. Er ist es, der am Anfang der Welt steht als Schöpfer und am Anfang unseres Lebens. Und er ist es, der am Ende auf uns warten wird. Die Offenbarung erzählt davon: dann wird er uns die Tränen trocknen und alles wird gut sein. Aber darauf warten wir noch!
Zum Nachdenken: Wo wünsche ich mir, dass etwas neu wird in meinem Leben?
Sieh genau hin!
Das Bild zur Jahreslosung mit seinen unterschiedlichsten, ineinander verwobenen Farbschattierungen lädt ein, genau hinzuschauen und Entdeckungen zu machen. Damit wird die Aufforderung der Jahreslosung aufgenommen: „Siehe!“ Sieh genau hin!
Manchmal müssen wir genau hinschauen, um zu entdecken, wo Gott Neues entstehen lässt in unserem Leben. Vielleicht manchmal verborgen und beinahe unmerklich. Aber das Neue hat begonnen. Und darum: Sieh hin und entdecke, was Gott in deinem Leben tut! Wir stehen oft in der Gefahr, das zu sehen, was nicht gut ist. Und darum braucht es dieses Signalwort: „Siehe!“ Sieh hin und entdecke, was Gott tut! Manchmal leuchtet das Neue schon jetzt zwischen den Ritzen einer alten Welt hindurch. Und der Tag wird kommen, an dem Gott wirklich alles neu macht: wenn Tränen trocknen, Wunden heilen und seine Liebe den Hass für immer vertreibt.
Nimm dir bewusst Zeit, um zu entdecken, was Gott schon längst in deinem Leben neu gemacht hat.
Gott spricht: Siehe, ich mach alles neu! (Off 21,5 L)
Die Offenbarung ist sicher eines der geheimnisvollsten Bücher des Neuen Testaments und eines der umstrittensten: Wer hat dieses Buch geschrieben? Beschreibt es einen göttlichen Fahrplan der Endzeit oder ist es ein verschlüsselter Einblick in die damalige Zeit der römischen Herrschaft? Und dies spitzt sich in der Frage zu: Welche Bedeutung haben diese alten Worte für uns heute?
Wenn die Offenbarung einen göttlichen Fahrplan für die Zukunft beschreibt, dann würde es darum gehen, sie so aufzuschlüsseln, dass wir genau wissen, was gemeint ist. Die Extremposition dieser Haltung wäre dann, zu berechnen, wann Jesus wiederkommt. So hat der berühmteste pietistische Theologe des 18. Jahrhunderts Johann Albrecht Bengel z. B. die Wiederkunft von Jesus berechnet aufgrund der Zahlenangaben der Offenbarung und ist auf das Jahr 1836 gekommen.
Die Extremposition auf der entgegengesetzten Seite der Deutung der Offenbarung ist die Einschätzung der liberalen Theologie des 19./20. Jahrhunderts, dass dieses Buch der Bibel mit unserem heutigen Leben rein gar nichts mehr zu tun hat.
Die Frage ist nun: Wie lesen wir die Offenbarung und was bedeutet dies für unser Verständnis der Jahreslosung 2026?
Tipp: Schau dir die Zusammenfassung Teil 1 und 2 des »Bibel-Projekts« zur Offenbarung und ihrer Botschaft an.
Ein erster Überblick
• Die Offenbarung des Johannes gehört zur Gattung apokalyptischer Schriften der Bibel (wie z. B. auch das Buch Daniel). Apokalypse meint nicht etwas Schreckliches (wie in Filmtiteln vorausgesetzt, z. B. „Apocalypse Now“), sondern das griechische Wort „apokalyptein“ bedeutet schlicht „aufdecken, offenbaren“.
• Der Theologe Florian Förg bringt es so auf den Punkt: „Die Autoren (der Apokalyptik) wollen ihr Publikum innerlich in die neue Welt Gottes mitnehmen: Sie sollen schon jetzt ihre Lebensumstände im Licht einer Zukunft sehen, die dort im Himmel schon längst vorbereitet ist und eines Tages auch auf der Erde Realität werden wird“.
• Martin Luther war zunächst sehr skeptisch gegenüber der Offenbarung, da sie die Täufer- und Schwärmerbewegungen der Reformationszeit stark beeinflusste. Später gewann er einen anderen Zugang und formulierte: „Wir sehen hier in diesem Buch, dass Christus durch und über alle Plagen, Tiere, böse Engel dennoch bei und mit seinen Heiligen ist und endlich obliegt“.
• Die Offenbarung hat also nicht das Ziel, Menschen zu verängstigen, sondern soll die Perspektive dafür öffnen, dass Jesus der Sieger ist und durch alles Chaos hindurch die Welt zu einem guten Ende führt.
• Die Kanonizität der Offenbarung (also die Frage, ob die Offenbarung wirklich zur Bibel gehört) blieb auch in der frühen Kirche lange umstritten. Erst mit dem Osterfestbriefs des Bischofs Athanasius (367 n.Chr.) wurde der neutestamentliche Kanon mit 27 Schriften festgelegt.
Verfasser
• Die Offenbarung formuliert gleich zu Beginn den Anspruch, dass es sich hierbei um Worte des auferstandenen Herrn Jesus Christus handelt. Als Übermittler dieser Botschaft dient der „Knecht Johannes“
(Off 1,1).
• Die Frage, ob es sich bei diesem Johannes um den Jünger Jesu handelte, beantwortet die Offenbarung selbst nicht. Johannes bezeichnet sich darin als Bruder, Mitgenosse oder Knecht und versteht sich selbst als Seher/Prophet (1,2f.; 1,19f; 22,9).
• In der altkirchlichen Tradition wird die Offenbarung dem Jünger Johannes, dem Sohn des Zebedäus, zugeschrieben.
• Heute wird eher davon ausgegangen, dass die Offenbarung aus der sog. johanneischen Schule stammt, also aus derselben urchristlichen Tradition wie der Jünger Johannes und seine Schüler. Jedoch wird ein anderer Verfasser angenommen, der aber in Verbindung mit dem Jesusjünger Johannes stand.
Ort und Zeit der Abfassung
• Laut Off 1,9 befindet sich Johannes beim Empfang der Offenbarung auf der griechischen Insel Patmos. Aufgrund der Bemerkung, dass er sich dort „um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus“ befand, legt nahe, dass er auf die Insel ins Exil verbannt wurde.
• Als Abfassungszeit wird das Ende des 1. Jh. angenommen. Man geht davon aus, dass die Offenbarung sich mit Konflikten am Ende der Regierungszeit des Kaisers Domitian auseinandersetzt, was eine Abfassungszeit zwischen 90—95 n. Chr. bedeuten würde. Kaiser Domitian war der erste Kaiser, der sich als „Gott und Herr“ bezeichnen und anbeten ließ. Damit waren die Christinnen und Christen automatisch verdächtig, dem Kaiser nicht zu gehorchen, weil sie ausschließlich Jesus als Gott und Herrn anbeteten.
Empfänger
• Obwohl die Offenbarung als Gattung der jüdischen Apokalypse nahesteht, ist sie als Rundschreiben an sieben kleinasiatische Gemeinden adressiert: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea (Off 1,11).
• In sieben Sendschreiben (Off 2 und 3) wendet sich Johannes an jede einzelne Gemeinde und richtet Worte des Auferstandenen aus.
• Zugleich formuliert die Offenbarung eine Zukunftshoffnung, die über die sieben angeschriebenen Gemeinden hinausgeht und die gesamte Christenheit betrifft (deshalb wurde die Offenbarung auch in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen).
Sinn der Abfassung
• Die Offenbarung dient als Trostbuch für die Christinnen und Christen der verfolgten Gemeinden: Die Zeit der Verfolgung und des Todes wird vorüber gehen. Gott wird Gericht halten über die Welt. Am Ende der Zeit wird das Böse vernichtet und das neue Reich der Gottesherrschaft bricht an. Die Offenbarung hat das Ziel, die geängstigte christliche Gemeinde zu trösten.
• Die Offenbarung beschreibt mit ihrer Zahlensymbolik und Bildsprache die ablaufende Geschichte einer vergänglichen und vom Bösen geprägten Welt und die anlaufende Geschichte Gottes mit dieser Welt, die am Ende darin mündet, dass er eine neue Erde schafft: „Siehe, ich mache alles neu!“
Wie geht es dir mit der Offenbarung als biblischem Buch: Was ermutigt dich? Was hilft dir? Was verstehst du nicht oder bleibt dir rätselhaft?
• Offenbarung 21 beschreibt in Bildern, wie Gott eine neue Welt schafft. Vom neuen Jerusalem ist die Rede als Inbegriff einer Stadt, in der Gerechtigkeit, Liebe und Solidarität herrschen.
• Es fällt auf, dass es in der Bildsprache von Offenbarung 21 vor allem um Beziehung und Gemeinschaft geht:
» Gott wohnt bei den Menschen (wie es das AT voraussagt, z. B. Hes 34,30).
» Gott trocknet den Menschen, die in seiner Gegenwart ankommen, die Tränen ab.
» Es geht um eine persönliche Beziehung zwischen Menschen und Gott.
» Als Negativformulierung benennt die Offenbarung, dass in Gottes neuer Welt nichts Böses Platz hat. Der Gedanke eines Weltgerichts, vor dem sich alle Menschen verantworten müssen (Off 20), macht deutlich: Niemand kann sich aus der Verantwortung stehlen vor diesem höchsten Gericht, sondern Gott wird alles ans Licht bringen und kein Mensch kann vor Gott bestehen. Es ist Gott selbst, der durch Jesus Rettung bringt. Der Richter ist zugleich der Retter (Off 3,18 usw.).
Das Themenpaket “Mission Schöpfung” bildet das nachhaltige Kondenz der gleichnamigen Tagung der CVJM-Hochschule, der VRK-Akademie und der SCM-Verlagsgruppe vom 24.-25. Oktober 2025 in Köln. Gestaltet und aufbereitet wurden die Inhalte von verschiedenen Studierenden der CVJM-Hochschule. Mit dabei sind ganz konkrete Andachts-, Gruppenstunden- und Gebets-Formate, sowie Hintergrundgedanken für die Schulung von Mitarbeitenden oder die eigene Weiterbildung. Viel Freude beim Stöbern und in die Praxis umsetzen!
Schon mal nachts in den Sternenhimmel geschaut und dabei über Lichtverschmutzung und Pslam 8 nachgedacht? Hier findest du ein Kapitel von Dr. Matthias Stracke-Bartholmai aus dem Buch “One God. One Planet. One Challenge.” von Verena Keil und Tobias Hambuch (Hrsg.), welches du direkt als vorgeschriebene Andacht verwenden kannst. Daran schließen sich zwei Challenges mit deiner Jugendgruppe an: Schreibe deinen eigenen Psalm 8 mit dem Blick nach oben und der Rolle des Menschen in der Schöpfung. Oder besuche mal einen Dark Sky Park und informiere dich über Lichtverschmutzung und was ihr dagegen tun könnt.
Du, Gott, spannst den Himmel aus wie ein Zeltdach. (Psalm 104,2 b, frei nach der NGÜ )
Schon mal nachts in den Sternenhimmel geschaut? Vermutlich schon. An den meisten Orten ist das allerdings unspektakulär. Man sieht nur wenige Sterne, selbst bei wolkenlosem Himmel. Aber manchmal klappt es dann doch. Auch in Deutschland. Im letzten Urlaub beispielsweise auf einer der Inseln hatte ich Glück. Nachts aus dem Zelt treten und die Milchstraße sehen. So groß und dreidimensional schafft das kein Bildschirm, und man kommt sich plötzlich ziemlich klein und unbedeutend vor. Der Blick nach oben ist überhaupt spannend: Wenn du einen Stern siehst, dann siehst du möglicherweise etwas, was eigentlich schon Vergangenheit ist. Manche Sterne sind schon längst erloschen, wenn ihr Licht bei uns ankommt. Das Licht des hellsten Sterns, den wir am Himmel sehen können, ist schon vor acht Jahren „losgeflogen“. Manche Lichtflecken am Himmel sind außerdem gar keine Sterne, sondern ganze Galaxien. Die Andromeda-Galaxis beispielsweise ist manchmal mit bloßem Auge erkennbar. Aber deren Licht – das, was wir sehen können – hat sich vor fast 2.537.000 Jahren auf den Weg gemacht. Und 2,5 Millionen Lichtjahre ist im Universum gar nicht mal so weit. Das Hubble-Teleskop hat einen Stern beobachtet, der 12,9 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist. Mir 122 Billionen Kilometer Entfernung vorzustellen, übersteigt definitiv meine Vorstellungskraft. Und dass dieser kürzlich erst gesehene Stern sehr wahrscheinlich gar nicht mehr da ist, macht es noch mal verrückter. Dass es im Universum immer noch eine Nummer größer geht, ist überhaupt schwierig für mein Gehirn. Unser Planet ist im Sonnensystem unterwegs. Unsere Sonne wiederum ist nur ein Stern in der Milchstraße (von weit über 100 Milliarden!) und die Milchstraße nur eine Galaxie in einer größeren Gruppe von Galaxien, die wiederum nur ein Teil eines noch größeren Galaxienhaufens ist …
Aber auch ohne die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Alter der Sterne und zur Struktur der Galaxien: Der Blick in den Himmel war für die Menschen schon immer faszinierend und re- spekteinflößend. Vor über 2.000 Jahren schrieb jemand: „Ja, ich betrachte deinen Himmel, die Werke deiner Finger: Mond und Sterne, die du befestigt hast – Was sind die Menschen, dass du
an sie denkst und dich um sie kümmerst?“ (siehe Psalm 8,4– 5). Vermutlich war der Blick nach oben damals noch deutlich beeindruckender als heute. Nicht so sehr, weil es da weit weniger Alternativprogramme gab, sondern weil es zu dieser Zeit noch nicht so viele Lichter, Lampen und Laternen gab – etwas, was man heute „Lichtverschmutzung“ nennt. Deshalb können wir Sterne und Galaxien, inklusive unserer Milchstraße, leider nur noch an abgelegenen Plätzen gut sehen. Momentan gibt es in Deutschland so viel künstliches Licht, dass es nur vier Regionen gibt, die Kriterien für einen Dark Sky Park erfüllen. Diesen Titel vergibt die International Dark-Sky Association, die sich für mehr Dunkelheit in der Nacht und einen schöneren Sternenhimmel engagiert. Manchmal hat man auch an anderen abgelegenen Stellen Glück, so wie ich in meinem letzten Urlaub. Ich finde, es bräuchte wieder mehr Möglichkeiten zum Staunen über das Universum. Denn der Sternenhimmel sieht von hier unten toll aus, aber einen Ersatz für unseren Planeten hat dort noch niemand gefunden.
SKY-CHALLENGE
Was siehst du beim Blick in den Nachthimmel? Vielleicht kannst du mit Freunden, mit deiner Familie oder deiner Jugendgruppe mal einen Dark Sky Park besuchen. Wenn es in eurer Umgebung Menschen gibt, die sich gegen Lichtverschmutzung engagieren, fragt doch mal nach, was ihr tun könnt. Oder schau mal auf www.lichtverschmutzung.de vorbei.
Mach es wie in Psalm 8: Schreib mal deine eigenen Gedanken über den Blick nach oben und die Rolle des Menschen in der Schöpfung auf. Warum nicht einen Poetry-Slam veranstalten mit Texten über den Nachthimmel?
Wie lässt sich eine Müllsammelaktion in deiner Nachbarschaft mit christlichen Impulsen verbinden? Die Spokenword-Texte von Sarah Brecht geben ein gelungenes Beispiel, wie man eine Plogging-Aktion (schwedisch: joggen + Müll sammeln) als Andacht oder erlebnispädagogische Einheit umrahmen kann und dabei Bewusstein schaffen kann für die Bewahrung der Schöpfung. Dabei werden kurzweilige Spokenword-Texte vorgetragen, die den Umgang mit Müll (auch den im eigenen Leben) mit der Tätigkeit des Müllsammelns verbinden. Zwischen den einzelnen Texten geht die Gruppe (oder mehrere Kleingruppe) los in die eigene Nachbarschaft oder einen nahegelegenen Park, um gemeinsam Müll zu sammeln.
Die im Text fett gedruckten Gegenstände im Vorraus organisieren und zeigen ,wenn sie im Text genannt werden.
Teil 1:
„Am Anfang war das Wort,
Alles wurde durch das Wort geschaffen
und nichts ist ohne das Wort geworden.
Von ihm kam alles Leben.“ (Johannes 1,1 + 3-4)
Gott sprach:
Licht soll entstehen, ein Himmel sich ausdehnen, das Land sich erheben.
Bäume sollen sprießen, Sterne sich ergießen, Tiere all das hier genießen.
Und vor der Ruh der letzte Ton – Mensch,
Der Segen für die ganze Wortneu-schöpfung,
Zum Pflegen all der Note-1-Bewertung.
CUT.
Das Paradies, das seh ich heute nimmer.
Überhaupt – wo ich hinseh wird es schlimmer.
Wo ich hinhör, schreit es meist:
Wir stecken richtig tief im . . . MÜLL!
Wenn Müll eine Sache wär, Schokoriegelpapier – und zwar leer.
Ganz inhaltslos und ausgedient, grad noch richtig für die Tonne.
Und so schnell wie der Schokoriegel ging,
Lass ich auch jeden Gedanken an die Verpackung ziehn.
Ich frage wann, ja wann wird aus dem Schutze Müll –
Erst wenn ich’s nicht mehr haben will
oder schon dann, wenns nur gemacht,
Um ein Mal Fracht zu halten,
Nur erdacht, um unbedacht fallen gelassen zu werden.
(Schokoriegelpapier fallen lassen und später wieder mitnehmen)
Empörend, oder?
Und irgendwie unpassend.
Plastik. Kunststoff. Wertstoff
Pffff Euphemismus –
Egal was für verschnörkelt schöne Umsäuselungen wir noch erfinden:
Mülll bleibt Müll.
Kunst wird hier draus nimmer mehr
Verwerten –
Hach, auch das ist zu schwer
Also wird 60 % im gelben Sack verbrannt.
Und das hier?
Tja – da liegt es nun empörenderweise nicht im gelben Sack
Zack weht’s der Wind vielleicht von dannen
Auf die Wiese, In die Hecke, bis zum Fluss und dann ins Meer.
Wo kam er her – wo trägst ihn hin?
Kleiner, aber immer noch da,
Verschluckt, aber immer noch leer
Wird mein Müll von jemand and’rem mitgetragen.
Mein Müll auf Lebenskosten anderer.
Ja, was denn nun?
Lasst ihn uns aufsammeln und mittragen.
(nach circa 10 Min. Müll sammeln zusammen kommen unter einem
Baum, Teil 2 vorlesen)
Teil 2:
Wenn Müll eine Sache war: Ein Fläschchen Gift – Woher?
Triefende Kommentare, höhnende Komplimente,
Uninformierte „Fakten“, blinde Sprachmuster.
Was für Müll ich wohl täglich von mir gebe?
Denn ob Taten oder Worte – Gift bleibt Müll
Kommt dorthin, wo ihn niemand haben will.
(Blut-)Ströme reißen ihn fort,
tragen ihn tief, lagern ihn ab –
In Herzenslöchern und Wissenslücken schlagen auch schon ein, zwei Tropfen Brücken dorthin, wo noch keiner war
An Orte, die noch niemand sah.
Stopfmasse für Selbstbildnisse,
Grundsteine für Herzensmauern.
Er muss lernen damit umzugehen,
Sie kann sich nicht mehr anders sehen,
Wir hörn’ auf uns zu verstehen.
Empörend, oder?
Und irgendwie – unpassend.
Von Dir geformte Ebenbilder. Kinder Gottes. Würdeprädikate.
Egal, denn stichelnd stechen wir drauf ein:
Ich darf – du musst weniger sein.
Gift bleibt Gift.
Wo kam es her, wo trägt’s es hin?
Tiefer, aber immer noch vernebelnd,
Über die Jahre ausgedünnt,
Aber immer noch ätzend.
Wird mein Gift von jemand and’rem mitgetragen,
Mein Gift auf Lebenskosten anderer.
Ja, was denn nun?
Lasst es uns erkennen und mittragen.
(Nach 15 Min. Müll sammeln wieder zusammen kommen, Teil 3
vorlesen)
Teil 3:
Wenn Müll eine Sache wär,
Eine Kastanie, aus dem Blättermeer
Ganz inhaltslos und ausgedient …
STOPP!
Denn obwohl Laub und Frucht abfall-en
Von Sommerausgelaugten Bäumen,
Wie kann’s ein Mensch denn nur versäumen,
Dass hier draußen Abfall nicht gleich Müll bedeutet.
Dass hier draußen Ende neuen Anfang bringt.
Nur erdacht, um Leben in die Welt zu geben.
Nährboden für Spross und Sprieß –
Der solche Bäume wachsen ließ!
Erstaunlich oder?
Und irgendwie gut ausgedacht.
Als hätt’ einer Freuden-Zukunfts-Pläne festgemacht.
Bleibt ein Samen niemals Samen.
(Auf den Rückweg machen und am Zielort Teil 4 vorlesen)
Teil 4:
Lasst ihn uns aufsammeln und mittragen.
Lasst es uns erkennen und mittragen.
Da ham wir nun den ganzen Müll,
Und keiner, der ihn haben will.
Kein Stoff von Wert, noch ist’s Leid und Schmerz
Und einer, der das alles sieht.
Wenn Müll eine Sache wär:
Nägel und ich hass es sehr
Die Wahrheit schreit mir ins Gesicht:
Schuldlos am Kreuztod bin ich nicht.
Das sind auch meine Nägel, die sich in Dich bohren
Und ich sehe hin,
sehe einen Samen, eben nicht verloren,
sondern Neubeginn-erschaffend aus dem Tod.
Und am Anfang war das Wort und sprach:
„Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt,
Ich will euch Ruhe schenken.“ (Matthäus 11,28)
Ich trag sie gern,
Ist schon geschehen,
Säcke, Narben, Schuldgefühle –
Lasst sie einfach bei mir stehen.
Wo komm ich her, wo geh ich hin?
Samen säen zum Neubeginn!
(Pause)
Und würd mich jemand and’res fragen:
Warum denn jetzt Samen tragen?
Wo kam er her, wo soll er hin?
Kann ich ihm diese Antwort geben:
Es ist egal, an beiden Anfangsenden wartet
Leben, Mut, Gemeinschaft, Glaube.
Am Anfang war ein Samen.
Die Ausarbeitung erfolgte von Studierenden der CVJM-Hochschule. Grundlegend war eine Andacht von Sarah Brecht bei einer Tagung zu “Mission Schöpfung” der VRK-Akademie, der CVJM-Hochschule und der SCM Verlagsgruppe.
Dieser Andachtsentwurf thematisiert das menschliche Eingewoben-Sein in Gottes Schöpfung und nimmt konkret Bezug zu den Versen aus Kolosser 1,16-17. Die Andacht lädt ein Gottes Schöpfung bewusst wahrzunehmen und darin auf Schatzsuche zu gehen. Die Andacht wurde von Dorea Schilling (Micha Deutschland) konzipiert und ursprünglich auf einer Tagung zum Thema Mission Schöpfung der VRK-Akademie, der CVJM-Hochschule und des SCM-Verlags gehalten. Aufgearbeitet wurde die Andacht von Studierenden der CVJM-Hochschule.
Zunächst gibt es eine kleine Einführung, die daraus besteht das weitere Vorgehen zu erörtern, zu beten und die Verse aus Kolosser 1,16-17 vorzulesen:
“Denn durch ihn wurde alles erschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, Könige und Herrscher, Mächte und Gewalten. das ganze Universum wurde durch ihn geschaffen und hat in ihm sein Ziel. Er war vor allen anderen da und alles besteht durch ihn.”
Danach bekommen alle Teilnehmenden einen “Webrahmen” aus Karton (siehe Fotos) und werden in eine stille Zeit von 15-20 Minuten geschickt. In dieser Zeit sollen sie in Stille aufmerksam auf ihre Umgebung umherlaufen und dabei kleine Schätze entdecken und sammeln (z.B. Blätter, Gräser, “Mülle” oder andere Dinge, die sie ansprechen) und diese dann in ihren Webrahmen einfädeln. Dabei können sie über folgende Fragen nachdenken:
“Was spricht mich an?” – “Worin bin ich verwoben?” – “Wo entdecke ich in mir schöpferische Kraft?”
Nach der stillen Zeit des Umher-Wandelns, Aufsammelns und Nachdenkens, trifft sich die Gruppe wieder und zeigt sich gegenseitig die Webrahmen. Außerdem kann man über die Fragen ins Gespräch kommen.
Abgeschlossen werden kann die Andacht z.B. mit einem Zitat von Dorothee Sölle: “Als ich mich Mit-Schöpferin nennen hörte, wurde ich mir der eigenen kreativen Kräfte bewusster, die wir ja alle haben, aber oft vernachlässigen und ignorieren.”
Falls mehr Zeit für die Andacht ist – zum Beispiel innerhalb einer Freizeit – könnte man die Webrahmen davor gemeinsam basteln. Je nach Alter und Größe der Gruppe, kann man sich auch in 2er-/3er-Gruppen auf den Weg machen oder bereits davor als Inspiration überlegen, was man Schönes sammeln könnte.


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