Ein Vers – Sieben Orte 

Bibeltexte sind immer in bestimmte Situationen und meist zu einem konkreten Zielpublikum gesprochen worden. Dennoch dürfen wir erleben, dass sie auch heute noch mitten in unser Leben hineinsprechen und damit in ganz unterschiedliche Situationen. 

Mit dieser Methode kannst du einen Bibelvers in seiner Vielfalt wahrnehmen und unterschiedliche Facetten entdecken. 

Wie es geht: 

1. Such dir einen Bibelvers aus. Dafür kannst du 
    • Die Bibel einfach an einer Stelle aufschlagen, mit dem Finger auf eine Stelle tippen und den Vers unter deinem Finger nehmen. 
    • Den Losung- oder Lehrtext des Tages nehmen. Diese findest du zum Beispiel hier (die Losungen). 
    • Einen Vers aus der Liste unten wählen. 
    2. Mach von dem Vers ein Foto oder schreib ihn dir ab. 

    3. Lies den Vers ein paar Mal laut vor. 

    4. Nun such dir sieben verschiedene Orte in deinem Zuhause, deiner Nachbarschaft, deiner Stadt.

    Geh zu den einzelnen Orten hin, komme einen Moment zur Ruhe und lies dann den Vers ein paar Mal. Wenn es gerade passt, gerne auch laut. 

    Ideen für Orte sind zum Beispiel: ein Schulhof, eine Bank im Park, auf einem Spielplatz, an einer Straßenecke, im Bus oder in der Straßenbahn.

      5. Überlege, ob du eine Verbindung zwischen diesem Vers und diesem Ort findest.

      In welche Situation spricht er hier hinein? Wo kann der Vers andocken? Du kannst deine Gedanken vielleicht in den Notizen auf deinem Handy festhalten. 

      6. Beende diese Zeit, indem du deine Gedanken mit Gott besprichst. 


      Vorschläge für Bibelverse für diesen Zugang: 
      • Matthäus 7,12 
      • Philipper 4,6-7 
      • Psalm 23,1 
      • Jakobus 1,19 
      • Sprüche 3,5-6 
      • Matthäus 6,34 
      • Micha 6,8 
      • Römer 12,21 
      • Galater 6,2 
      • Johannes 14,27 

      Der lateinische Begriff lectio divina bedeutet soviel wie betendes Lesen der Schrift. Es ist eine seit dem 3. Jh. n. Chr. geübte Möglichkeit, einen biblischen Text in vier Schritten für sich zu erschließen. Für diese Methode brauchst du ein bisschen Zeit und Ruhe. Du tauchst tief in einen Bibelabschnitt ein, liest ihn mehrmals, vielleicht auch manche Abschnitte nochmal.
      Gut ist es, wenn du die Texte auch laut liest, denn das verlangsamt dein Lesen und macht dir die Stellen womöglich auch deutlicher. Nach dem intensiven Lesen des Textes bewegst du ihn im Gebet und in der Stille. 

      Wie du beginnst: Such dir einen Bibelabschnitt aus, den du mit dieser Methode lesen willst. Gut ist es, wenn du dir nicht ein ganzes Kapitel, sondern den Abschnitt unter einer Überschrift nimmst. 

      Komme an: Such dir einen ruhigen Ort, an dem du nicht gestört wirst und dich auf die Begegnung mit Gott und dem Bibeltext einlassen kannst. Nimm eine bequeme Haltung ein. Du kannst mit einer Zeit der Stille beginnen oder auch zu Beginn ein Gebet sprechen. Hier ist ein Vorschlag dafür: 

      Herr, lehre mich, in der Stille deiner Gegenwart das Geheimnis meines Lebens zu verstehen. Hilf mir loszulassen, was mich daran hindert, dir und deinem Wort zu begegnen. Hilf mir zuzulassen, was in mir Mensch werden will nach deinem Bild und Gleichnis, das du in mich hineingelegt hast. 

      Die 4 Schritte der Lectio Divina 

      Die Fragen bei jedem Schritt sollen Wegweiser sein, worauf du bei diesem Schritt achten kannst. Die Fragen müssen nicht beantwortet werden. 

      1) Lectio – Lesen: 

      Was sagt der Text? 

      Lies den Text langsam, am besten mehrmals hörbar.

      • In welchem größeren Zusammenhang steht er?
      • Welche Art Text ist es?
      • Auf jedes einzelne Wort achten, vor allem auch auf Wörter, die öfter vorkommen.
      • Wie spricht der Text von Gott? Wie vom Menschen? 
      2) Meditatio – Im Herzen bewegen: 

      Was sagt der Text mir? 

      Wiederhole die Worte so oft, bewege sie hin und her, bis du entdeckst, was Gott dir durch sein Wort sagen will.

      • Welches Wort, welcher Satz spricht dich besonders an?
      • Welche Fragen stellt dir der Text?
      • Welche Botschaft erreicht dich? 
      3) Oratio – Beten: 

      Was lässt der Text mich sagen? 

      Fass in betende Worte, was dich jetzt bewegt (Lobpreis, Dank, Bitte, Fürbitte, Bekenntnis, Klage…) oder sprich dir vertraute Worte: Psalmen, andere Gebete, Lieder… 

      4) Contemplatio – Betrachten: 

      Was klingt in mir nach? 

      Bleib eine Weile im Schweigen vor Gott.

      • Welches Wort, welches Bild, welches Gefühl klingt in dir nach?
      • Was nimmst du mit? 

      Wo fange ich an?
      Vielleicht die häufigste Frage, wenn Menschen neu der Bibel begegnen.

      Bibel.Echt.Jetzt ist eine kreative Lesereise, die an die ersten Stationen führt, an denen man beim Start mit der Bibel Halt machen sollte.
      In 40 biblischen Szenen, die deinen Alltag berühren, bekommst du Ratschläge, Interpretationshilfen und kreative Selbermachvorschläge. 
      Perfekt, um mit der Bibel zu starten, oder jemandem zu schenken, der/die seine/ihre ersten Erfahrungen mit dem Buch der Bücher machen möchte.  

      Das Buch “Bibel.Echt.Jetzt” von Dieter Braun und Stephanie Schwarz (Hg,), © 1. Auflage 2021, Deutsche Bibelgesellschaft in Zusammenarbeit mit buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart gibt es u.a. bei unserem Projektpartner Deutsche Bibel Gesellschaft:  Bibel. Echt. Jetzt | Die Bibel

      Likes gehören zum Leben?

      Auslegung

      Das Motiv zur Jahreslosung ist mitten aus dem Leben gegriffen: Likes gehören zu unserem Leben. Wir liken und werden geliked – nicht nur auf Social Media. Tag für Tag müssen wir unzählige Entscheidungen treffen, von morgens bis abends. Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, setzen wir bildlich gesprochen ein Like: Müsli oder Brot, Bahn oder Auto, Buch oder PlayStation und und und. Über diese kleinen Dinge des Lebens hinaus gibt es große Themen, bei denen wir eine Entscheidung treffen müssen: im Blick auf unser Leben, auf unsere Gesellschaft und unsere Welt. Wie wollen wir leben und was ist uns z. B. wichtig im Miteinander von Menschen, in der Gesellschaft oder im Blick auf einen nachhaltigen Lebensstil? Sind wir religiös oder nicht? Und die Frage ist dann immer auch, was wir uns die Entscheidungen kosten lassen, die wir treffen. Ein Like als Reaktion auf einen Social Media-Post kostet uns nicht viel, aber andere Likes, die wir bei grundlegenden Lebensfragen setzen, können uns wirklich etwas kosten: Engagement, Geld, Zeit oder Kraft. Doch gerade solche Entscheidungen, die uns etwas kosten, können einen heilsamen Unterschied machen für andere und für uns.

      Vom Privileg, selbst prüfen zu können

      Die Jahreslosung von 2025 öffnet einen Raum der Freiheit. Es geht nicht um das Umsetzen von Regeln und Vorschriften, sondern darum, frei zu prüfen und zu entscheiden.
      Gott traut uns zu, selbst zu beurteilen, was gut ist. Gott traut es uns zu und mutet uns zugleich zu, Entscheidungen zu treffen. Wir können uns nicht wegducken, sondern müssen selbst entscheiden. Weil es unser Leben ist und niemand anderes dieses Leben für uns leben kann. Gut ist in der Bibel nicht nur das, was mir selbst guttut und für mich selbst gut ist, sondern „gut“ ist immer ein Beziehungsbegriff. „Gut“ bedeutet: Das, was gut für mich ist, muss zugleich für andere gut sein. Die Leitlinie für ein solches Leben, das anderen und zugleich uns selbst guttut, findet sich in vielen Texten der Bibel. Die Zehn Gebote erzählen davon und die Worte von Jesus. Auch das Buch Micha formuliert prägnant: „Es wurde dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Das Rechte tun, Nachsicht mit anderen haben und bewusst den Weg mit deinem Gott gehen“ (Micha 6,8 BB).

      Gut zu leben, hat demnach mit unserer Beziehung zu Gott und mit unseren Beziehungen zu unseren Mitmenschen zu tun. Gut ist, was guttut: anderen, unserer Erde und uns selbst.
      Diese biblischen Texte wie z. B. aus dem Buch Micha bilden den Rahmen für ein „gutes“ Leben. Innerhalb dieses Raums der Freiheit kennt die Bibel aber kein Klein-Klein von Vorschriften. Sondern in der Verantwortung vor Gott und vor anderen treffen wir Entscheidungen darüber, wie wir unser Leben gestalten. Und darum können Christinnen und Christen in manchen Fragen der Lebensgestaltung und der Ethik auch zu unterschiedlichen Einstellungen kommen.
      Dem christlichen Glauben wird manchmal vorgeworfen, er würde Menschen klein machen und einengen. Die Jahreslosung für 2025 zeigt das Gegenteil: Gerade die Beziehung zu Gott öffnet einen Raum der Freiheit. In der Verantwortung vor Gott können wir aufrecht und selbstbewusst leben. Weil Gott uns das Leben anvertraut, es zu gestalten.
      Die Frage ist: Wo setzen wir unsere Likes? So, wie es das Motiv zur Jahreslosung zeigt, mit den verschiedenen Icons: Geballte Faust oder Herz – wollen wir vergeben oder zurückschlagen? Wollen wir Gutes über andere erzählen oder sie schlechtmachen? Wollen wir den gewohnten Luxus ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen auf Kosten des Klimas oder sind wir bereit, unseren Lebensstil zu ändern?

      Behalten hat mit Halten zu tun

      Der Zusammenhang der Jahreslosung im 1. Thessalonicherbrief macht deutlich: Wenn wir das Gute behalten, dann hat dies eine heilsame Wirkung auf unser Leben. In 1. Thessalonicher 5,24 Lu wird ein Segenswunsch formuliert: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“

      Gut ist also das, was dazu dient, dass unser Leben gut und heil und unversehrt in Gottes Augen ist. Oder anders formuliert: Gut ist, was unsere Seele heil macht. Dass ein Leben heil wird in und trotz allem, was an Rissen und Brüchen in unserem Leben ist, das ist Gottes Geschenk. Wenn die Bibel von Vergebung spricht, dann meint sie genau das: Gott macht das, was wir zerbrechen, gut und schenkt neues Leben.
      Wir können das Gute behalten, wenn wir selbst gehalten sind von Gott. Die Beziehung zu Gott ist das Koordinatensystem, das unseren Blick dafür schärft, was für andere und für uns selbst heilsam und gut ist.
      Prüft alles und behaltet das Gute – oder anders formuliert: Überlege dir genau, wo du im Leben deine Likes setzt!

      Pausen-Los! Die neue KON-Einheit möchte Mut machen, immer wieder die Pausentaste zu drücken in einer Zeit, in der man pausenlos unterwegs ist – online und offline – und nichts verpassen will.

      Selbst Jesus brauchte Pausen und hat wirksame Tipps, energiegeladen und mit ausreichend Power die Herausforderungen des Lebens zu meistern – ganz ohne Energy-Drinks.

      Themenartikel, Stundenentwurf und interaktive Bibelarbeiten zeigen Lösungen, wie es gelingen kann, dranzubleiben und durchzuhalten und im »Digital Detox« bei Micro-Abenteuern richtig Spaß zu haben.

      Warum die Pause von Anfang an Teil des Plans ist

      Ein langer Schultag – viel zuhören, das Hirn anstrengen, möglichst die Augen nicht zufallen lassen… und dann klingelt es ENDLICH zur großen Pause! Durchschnaufen, wenigstens ein paar Minuten, einmal an die frische Luft, Energie rauslassen, ins Pausenbrot beißen, mit anderen quatschen … und dann ein bisschen erfrischt in die nächste Runde starten.

      Pausenzeiten sind heiß ersehnt, manchmal leben wir richtig darauf hin:
      Nach einer langen und vollen Woche am Wochenende endlich mal ausschlafen, ein bisschen gammeln, tun was mir Spaß macht und was im Alltag immer zu kurz kommt. Pause.

      Vielleicht einmal im Jahr sich einen Urlaub leisten – andere Umgebung, andere Menschen, Zeit für Hobbies haben, entspannen, ein paar Sorgen für eine Woche oder zwei vergessen … Pause.

      Die Sehnsucht nach Pausenzeiten steckt in uns allen. Nach Anstrengung und Anspannung brauchen wir die Aussicht, dass dann eine Zeit für Entspannung und Erholung folgt, damit wir wieder weitermachen können und den Anforderungen gewachsen sind. Selbst Hochleistungssportler planen solche Pausenzeiten ein, zum Beispiel, indem sie bei der Tour de France zwischendurch einen Ruhetag einlegen, an dem nur leichtes Training stattfindet.

      Wir Menschen sind nicht dafür gemacht, pausenlos durchzupowern. Und wenn man immer wieder durchmacht bis der Akku komplett leer oder sogar im Minus ist, bekommt man irgendwann die Quittung dafür.

      Dass das so ist, dass wir Menschen Pausen brauchen, ist kein Zufall. Es ist von Anfang an in unserem „Bauplan“ mit eingebaut.

      Die Pause ist Teil des Plans.

      Wenn wir in die Schöpfungsgeschichte in der Bibel schauen, den Anfang von Allem, dann wird dort schon beschrieben, wie Gott die Welt erschafft in verschiedenen Abschnitten, die als Tage beschrieben werden – und jedes Mal, wenn ein Abschnitt fertig ist, hält Gott kurz inne, schaut sich sein Werk an, das er geschaffen hat, stellt fest, dass es sehr gut ist, und macht dann weiter mit der nächsten Etappe. Lauter klitzekleine Pausen, für den Rückblick und für die Würdigung dessen, was in diesem Abschnitt lag.

      Und dann kommt noch eine Besonderheit: Nachdem Gott am sechsten Tag den Menschen erschaffen hat, steht dort: „Und Gott ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn.“ (1. Mose 2,2-3a).

      Nach sechs Tagen voller Energie und Schaffenskraft legt Gott eine Pause ein. Er ruht, heißt es – zumindest in der Luther-Übersetzung. In manchen anderen Versionen heißt es auch „er ruhte aus“ von all seinen Werken, aber das trifft es eigentlich nicht. Denn es ist kein Ausruhen, wie wenn man nach so viel Arbeit erschöpft ist, sondern er „ruht von allen seinen Werken“ – das heißt, er unterbricht seine schöpferische Tätigkeit für eine Weile, er lässt die Arbeit ruhen. Das heißt nicht, dass der Schöpfer erschöpft ist und eine Erholungspause braucht!

      Warum dann aber diese Pause am siebten Tag?

      Das Spannende ist ja, dass Gott am Tag vorher den Menschen erschaffen hat. Und somit ist dieser siebte Tag, der Ruhetag, gleichzeitig der erste volle Tag, den der Mensch erlebt. Auch wenn der Mensch vielleicht voller Tatendrang ist und sofort richtig loslegen will: das Erste, was er erlebt, ist die Pause, die Gott eingeläutet hat. Der Mensch ruht, bevor er tut.

      Fühlt sich erstmal komisch an, oder? Wir sind es eher gewohnt, dass die Pause zur Erholung da ist nach getaner Arbeit; dass man erstmal was leisten muss, bevor man sich ausruhen darf. In Gottes Schöpfungsreihenfolge ist es genau umgekehrt: ERST die Ruhe, DANN die Aktion.

      Den Gedanken finde ich klasse: Dass wir uns die Pause nicht erst verdienen müssen – denn dann wäre ja auch die Frage, wieviel man leisten muss, um sich eine Pause zu verdienen -, sondern dass Gott uns ERST die Ruhe schenkt und gönnt, damit es danach mit Schwung losgehen oder weitergehen kann. Ich stelle mir das ein bisschen vor wie ein Vorzeichen in der Musik: Das steht ganz am Anfang einer Zeile, und es verändert alles, was danach kommt. Wenn man das Vorzeichen nicht mitspielt, klingt alles andere irgendwie schräg.

      Wenn wir die Pausen, die Gott für seine Geschöpfe mit eingeplant hat, nicht ernst nehmen, kann es ganz schön schräg werden. Deshalb: Gönn dir! Und zwar nicht erst hinterher, wenn du so richtig k.o. bist, sondern vielleicht ganz bewusst auch mal vorher, bevor die Action losgeht. Es könnte sein, dass Arbeit, aktiv sein und Reinpowern ganz anders anfühlen, wenn wir frisch aus einer Pause und aus der Ruhe kommen.

      Gemeinsames Gebet:

      Guter Gott, danke, dass du dir als Schöpfer so gut überlegt hast, was uns guttut. Dass du die Idee von der Pause hattest, noch bevor wir irgendetwas geleistet haben. Bitte erinnere uns doch immer mal wieder daran, dass du diese besondere Zeit geschaffen hast, den Ruhetag, wo wir nicht das sind was wir leisten, sondern einfach nur deine Geschöpfe und Kinder, die du geschaffen hast als dein Gegenüber.

      Guter Gott, danke für die Pause.Amen.

      Gegenstandsandacht: Gürtel

      Gleich geht’s los, mach dich startklar!

      Wie sieht das bei dir aus? Schuhe an, Rucksack schnappen? Oder zum Beispiel Ärmel hochkrempeln, damit die Hände frei sind? Schnell noch die langen Haare mit einem Scrunchie bändigen, damit sie nicht deine Sicht beeinträchtigen? Die letzten Hindernisse aus dem Weg räumen, damit die Bahn frei ist? Alle Störfaktoren ausschalten, damit du dich gleich voll konzentrieren kannst?

      In der Bibel gibt es einen interessanten Ausdruck dafür, sich startklar zu machen. Dort heißt es „seine Lenden gürten“. Klingt erstmal fremd und etwas komisch, ist aber recht einfach zu erklären: Die Lenden sind der Bereich des Körpers in etwa auf Höhe der Taille, also das untere Ende des Rückens (der Begriff „Lendenwirbel“ ist vielleicht bekannt, das ist der untere Teil der Wirbelsäule).

      Zu biblischen Zeiten trugen viele Menschen, auch die Männer, lange Gewänder und um die Taille oft einen Gürtel oder eine Kordel, um alles zusammenzuhalten. Wenn man sich nun bereit machen wollte, schnell irgendwohin zu laufen, oder vielleicht sogar in einen Kampf zu ziehen, oder auch einfach auf dem Feld zu arbeiten, dann war das lange Gewand natürlich hinderlich. Um nicht womöglich zu stolpern, raffte man also die losen Enden des Stoffes zusammen, klappte sie hoch, so dass die Knie frei waren, und stopfte die Stoffenden in den Gürtel – so hatten die Beine freie Bahn, um einigermaßen unfallfrei schnell und wendig unterwegs zu sein.

      Der Ausdruck „Gürte deine Lenden!“ heißt also so viel wie „Mach dich startklar!“ – räum alles weg, was dich hindern oder deine Konzentration stören könnte, oder worüber du unterwegs stolpern könntest und was dich dann zu Fall bringt.

      In der Bibel taucht dieser Ausdruck an verschiedenen Zusammenhängen auf – zum Beispiel im Alten Testament, als Gott den Propheten Jeremia beruft und ihm einen wichtigen Auftrag gibt, eine Botschaft an die Menschen. Da heißt es: „So gürte nun deine Lenden und mache dich auf und rede mit ihnen alles, was ich dir gebiete.“ (Jeremia 1,17). Hier heißt es: Los geht’s, hau rein, hab keine Angst vor den Menschen – ich bin bei dir!

      Noch spannender finde ich eine Stelle im neuen Testament, da heißt es: „Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade.“ (1. Petrus 1,13).

      Das bedeutet so viel wie: macht euren Verstand startklar, konzentriert eure Gedanken, lasst euch nicht ablenken (zum Beispiel von dem, was Leute über euch sagen und was alles vermeintlich wichtig ist im Leben, oder lasst euch nicht die Hoffnung rauben, sondern behaltet Gottes Gnade im Blick, seine bedingungslose Liebe zu euch. Wenn ihr das im Fokus behaltet, dann stolpert ihr nicht so leicht über jede Kleinigkeit, die euch davon ablenken könnte.

      Was für ein interessantes Bild für das, was Glaube heißen kann: meinen Gedanken startklar machen für das, was vor mir liegt und was wirklich zählt und wichtig ist.

      Und – wenn man es noch etwas weiterdenkt – auch: startklar sein für die Aufgabe, die Gott für mich hat. Bereit sein für das, was er mit mir und mit uns vorhat. Und dabei fällt mir noch eine Redewendung ein, die ich wirklich gut kenne und die mir nicht so fremd ist wie das etwas altmodische „Gürte deine Lenden“: den Ausdruck „sich aufraffen“! Ich vermute, dass der aus einem ähnlichen Zusammenhang entstanden ist – die langen Gewänder aufraffen, die mich schwerfällig machen und am Vorankommen hindern, und endlich loslegen. Manchmal brauche ich jemanden, der mich daran erinnert und mir (auch im Glauben) hilft, mich aufzuraffen – weil Glauben ein Tu-Wort ist. Also: Gürtel um, Ärmel hoch, den Verstand am Start und die Gnade im Blick – los geht’s!

      Material: ein stabiler Gürtel oder eine dicke Kordel/Stück Seil; evtl. zusätzlich eine längere Stoffbahn als Gewand/Umhang

      80 Kinder in der Sporthalle. Zwei Tage Sportworkshops, Impulse und jede Menge Action. Kids aus allen gesellschaftlichen Milieus, mit und ohne Einwanderungshintergrund, ob arm oder reich, sportlich oder nicht. So war es beim SportCamp für Kinder und Jugendliche. Ein Ort des Sports, der Menschen verbindet, ganz egal woher sie kommen oder was sie aus ihrem Leben mitbringen. Dazu kommt mir das Gleichnis vom großen Festmahl in den Sinn. Es ist eine Ermutigung und Herausforderung zugleich. Jesus erzählt die Geschichte auf die Frage, welche Gäste man einladen soll.

      Ein reicher Mann lädt seine Bekannten zu einem Fest. Aber sie haben alle etwas Besseres zu tun. Da wird er wütend und in seiner Wut tut er etwas Erstaunliches. Er trägt seinem Mitarbeiter auf, Arme, Gebrechliche und am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen einzuladen. Und sie kommen und es ist immer noch Platz. Und nochmals schickt er seinen Mitarbeiter los an die Straßen und Zäune. Denn sein Ziel ist, dass sein Haus voll wird. (nach Lukas 14, 15ff)

      Was für ein schönes Bild ist das, wenn wir diese Kultur im Sport leben. Kurz gesagt: bedingungslose Teilhabe. Denn das Gleichnis erzählt Jesus als Zeugnis davon, wie Gott uns in sein Haus einlädt. Alle sind eingeladen, um in seiner Nähe zu sein. Dass Gottes Haus voll sein soll. Was muss das in der Geschichte für ein unglaublich cooler Abend gewesen sein, mit so vielen verschiedenen aber beschenkten und glücklichen Menschen. Unvorstellbar schön. Wie können wir Kindern und Jugendlichen eine Anbindung zur Gemeinschaft bieten, die sie vielleicht sonst nicht finden? Vielleicht müssen wir umdenken, neue Wege gehen.

      In jedem Fall mache ich Mut dazu, sich für eine wertvolle Arbeit im Sport einzusetzen und in ihm das gemeinsame Sporttreiben und das Teilen von Glauben und Leben hochzuhalten. Und Menschen einzuladen, die wir nicht auf dem Schirm haben. Die am Rande der Gesellschaft stehen. Auch sie sind Kinder Gottes und sie sind dankbar über seine Nähe und die Nähe von anderen Menschen.

      Was passiert, wenn man auf einem einigermaßen ebenen und öffentlich zugänglichen Platz einen Fußball hinlegt? Es wird gespielt. Egal, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene vorbeikommen, der Ball bleibt nicht einfach liegen. Er scheint Menschen aller Altersgruppen magisch anzuziehen. Selbstvergessen und voller Hingabe wird plötzlich gedribbelt oder versucht, den Ball ohne Bodenberührung in der Luft zu halten. Alle Sinne geraten in Bewegung.

      Sepp Herberger hat diese Anziehungskraft auf eine schlichte Ursache zurückgeführt: „Der Ball ist rund.“ Das Runde verleitet, ja verführt zum Spiel. Unterwirft oder entzieht sich der Ball meiner Kontrolle? Der Körper spielt, probiert sich mit Hilfe dieses runden Etwas aus, empfindet Lust an gelungenen Bewegungsabläufen. In Vollendung lässt sich das an südamerikanischen Fußballmannschaften beobachten. Die Beherrschung des Körpers und des Balls scheint allemal wichtiger zu sein als einfach ein Tor zu erzielen. Diese Lust und Freude springen dann über auf das Publikum.

      Es ist sicher kein Zufall, dass die brasilianischen Fans als die friedfertigsten und ausgelassensten der Welt gelten. Siegen und Verlieren scheint zweitrangig zu sein. Im Mittelpunkt steht das schöne Spiel. Das Spiel ist elementar Dank für Gottes Schöpfergaben, ein Lobpreis mit dem Körper. Dagegen kann man in europäischen Fußballstadien öfter den Eindruck haben, das Spiel oder besser der Kampf ginge auch weiter, wenn der Ball plötzlich verschwunden wäre. Vielleicht bedarf eine selbstvergessene Spielwiese tatsächlich so etwas wie ein ursprüngliches Gottvertrauen. Wo jeder Spieler intuitiv weiß, dass Gott spricht:
      „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“ Josua, 1,5.

      Thomas Müller vom FC Bayern München hat einen speziellen Spielstil. Er ist kein echter Mittelstürmer, kein echter Flügelspieler, kein echter 10er. Eigens für ihn haben sich die Sportjournalisten eine Funktion ausgedacht: Thomas Müller ist „Der Raumdeuter“.

      Im Fußball geht es darum, vorauszusehen, was gleich passieren wird. Sich in den richtigen Raum zu bewegen und wenn genug Platz da ist, das Spiel voranzutreiben. Thomas Müller kann das wie kaum ein zweiter. Er erkennt den offenen Raum, sucht sich seinen Weg, den niemand vorhersagen kann und kommt er dann erstmal im freien Raum an den Ball, kann etwas Großes passieren.
      „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, betete David im Psalm 31.

      Er wusste damals nicht was gleich passieren würde. Den nächsten Spielzug seines Lebens sah er noch nicht vor sich und in welchen Raum er starten sollte und könnte war ihm schleierhaft.
      Aber auf eines setzte er sein ganzes Vertrauen, denn er hatte es schon oft erlebt: Gott wird meinen Fuß in den freien, weiten Raum stellen. Er lässt mich erkennen wohin ich mich bewegen soll. Nämlich dahin, wo ich den nächsten Spielzug vorantreiben kann, dahin wo großes passiert.

      Auch wenn ich vor lauter Gegenspielern den freien Raum oft nicht sehen kann, auch wenn ich nicht weiß was die nächsten Spielminuten meines Lebens mit sich bringen, bin ich sicher: „Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum.“

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