Vertiefungen sind nichts anderes, als eine Kleingruppenzeit, in der man nochmal gemeinsam über die biblische Geschichte laut nachdenken kann. Nach jedem Anspiel trifft man sich mit ca. 6-8 Kindern, um die biblische Geschichte vertiefen. Auf Freizeiten treffen sich die Kinder meist mit ihren Zeltmitarbeitenden vor oder im Zelt. Hier kann die Gruppe zusammenwachsen, indem sie ihre offenen Fragen teilen können. Die Kleingruppe bietet hier große Chancen, dass Vertrauen zueinander wachsen kann.
Die Mitarbeitenden leiten und begleiten die Gruppe in der Vertiefung. Es geht weniger darum, einen Ablauf und Aussagen „abzuarbeiten“. Vielmehr sollen die Kinder mit ihren Fragen zur biblischen Geschichte und zum Leben einen Raum bekommen. Manchmal kommen hier auch Sorgen und Ängste zum Ausdruck. Hier braucht es Feingefühl, auf die Kinder und ihre Anliegen einzugehen.
Um ein Kleingruppengespräch nicht vorzeitig abbrechen zu müssen, ist es gut, wenn man nach hinten etwas Zeit einbaut. Man kann beispielsweise noch 15 Minuten Zeit einbauen bis zum Mittagessen. Die Spielvorschläge davor und danach bieten zusätzlichen Puffer.
Es gibt auch Tage, da haben Kinder überhaupt keine Lust, zu reden oder Inhalte zu vertiefen. Auch hier soll dann kein stockendes Gespräch künstlich verlängert werden. Vielleicht wirkt die Geschichte in den Kindern nach oder es ist eben genug.
Anbei nun die Vertiefungsvorschläge (jeweils Theorieteil für Mitarbeitende + Vertiefungen in der Kleingruppe). Man sollte in der Vorbereitung nochmal durchdenken, ob die einzelnen Vertiefungsteile zu den Kindern der jeweiligen Kleingruppe vom Alter her passen (6 Jahre im Gegensatz zu 12 Jahren!) und entsprechend anpassen.
Die Vertiefungen entstehen gerade.
Hier findet ihr Ideen für ein Kinder-Freizeitprogramm. Während der Freizeit geht es um die biblische Geschichte von König Salomo: Der junge Israelit ist überfordert. Jetzt schon soll er König werden? Wie geht Regieren eigentlich? Salomo hält sich an den Rat seines Vaters David: Wer sich an Gott hält, kommt gut durchs Leben. Und er merkt dabei, dass er von Gott beschenkt wird mit vielen Antworten auf wichtige Fragen des täglichen Lebens.
Freizeit ohne Übernachtung vor Ort
Ihr könnt die Freizeit z.B. vor Ort in einem Gemeindehaus über 5 Tage machen. Es empfiehlt sich aber dann, einen Platz oder eine Wiese in der Nähe zu haben, damit die Kinder auch raus können und in Bewegung kommen.
Freizeit mit Übernachtung sonst wo
Natürlich kann man das Freizeitprogramm auch für Jungscharfreizeiten nutzen. Dazu haben wir euch ein paar Ideen für das Abendprogramm überlegt. Und man kann natürlich auch eine längere Freizeit daraus machen. Hier wäre es auch denkbar, die Bibelanspiele mehr zu verteilen.
Was hier zu finden ist:
Das Geschrei ist groß. Spieler rennen aufgebracht auf den Schiri zu. Sie winken wild mit einer imaginären Karte. „Es ist Zeit ein Zeichen zu setzen“, wird lautstark gefordert. Ihr Mitspieler liegt am Boden. Er wurde gefoult. Ein Anlass sich für ihn und die Gerechtigkeit einzusetzen.
Wir kennen die Szenen. Sie gehören zum Sportalltag. Zusammenhalt ist gut. Aber muss dieser Eifer immer nur auf das eigene Recht ausgerichtet sein? Könnte nicht gerade der Sport der Raum sein, wo wir uns für ein wohltuendes und wertvolles Miteinander – auch mit den sogenannten „Gegnern“ einsetzen sollten? Wäre das nicht der wahre Gewinn für uns und unsere Spielpartner?
Klar, zum Sport gehört das Gegenüber. Und man möchte natürlich auch gewinnen. Klar, zum Sport gehören ebenfalls die Regeln. Ansonsten herrscht Chaos. Da ist es gut, wenn man sich einig darüber ist, wie das Spiel läuft. Und wenn sich jemand nicht an die Regeln hält, dann braucht es regulierende Maßnahmen. So kommen die gelben und roten Karten ins Spiel. Soweit so gut.
Es geht aber auch anders. Beim Ultimate Frisbee zum Beispiel. Hier wird ohne Schiedsrichter gespielt. „Ohne Schiedsrichter? Das funktioniert doch nicht“, höre ich immer wieder. Offenbar doch. Beim Ultimate sind alle Spielenden in der Verantwortung. Sie müssen miteinander Regelübertretungen benennen bzw. sich immer wieder darüber einig werden. Klar, kommt es da auch zu Streit. Aber vor allem kommen die Akteure ins direkte Gespräch. Und alle sind gefragt. Und nicht einer der Buhmann.
Es ist Zeit ein Zeichen zu setzen. Im sportlichen Spiel sollten wir das Miteinander neu einüben. Das was im Sport gelingt, strahlt in die Gesellschaft. Und jetzt, wo es auch im Schiedsrichterwesen einen Fachkräftemangel gibt, könnte man sich im Sport – im positiven Sinne – neu „zusammenraufen“. Warum nicht ein Pilotprojekt „Spielen ohne Schiedsrichter“ z.B. im Jugendbereich starten?
Und wenn es nicht gleich ohne eine Schiedsperson gehen kann, dann sollte sie zumindest eine weiße Karte zücken können. „Was soll das?“, denkst du vielleicht. Seit 2015 gibt es in Portugal, in mehreren Sportarten die „weiße Karte“. Dort werden Spieler, Trainer und auch Zuschauer für „ethisch relevantes Verhalten“ öffentlich mit dieser weißen Karte „belohnt“. Eine tolle Initiative, die den Blick für das wirklich Wichtige schärft und die Kultur des Miteinander stärkt. Ich wünsche dir, dass auch du bald mal diese weiße Karte gezeigt bekommst.
„Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.“ Ein Wunsch aus dem Epheserbrief (1,18) an uns Menschen.
„Free at last! Free at last! Thank God Almighty, I’m free at last!“ („Endlich frei! Endlich frei! Dank sei Gott dem Allmächtigen, ich bin endlich frei!“)
Diese Worte zieren das Grabmal eines Träumers, der am Abend des 4. April 1968 in Memphis, Tennessee umgebracht wurde: Martin Luther King. Der Träumer starb vor über 50 Jahren – doch sein Traum lebt weiter!
Martin Luther King, ein Christ, ein Revolutionär, ein Träumer, ein Befreier, ein Prophet? Es lohnt sich, über diese faszinierende, beeindruckende Person der Christenheit nachzudenken. Eine Andacht mit vier Symbolen.
Es gibt nur wenige Gestalten der Christenheit, die so nachhaltig in unsere Zeit hineingewirkt haben wie Martin Luther King. Und wie aktuell das Problem von Ausgrenzung und Rassentrennung ist, zeigt die aktuelle Situation in unserer Gesellschaft. Die Diskussion um Flüchtlinge, Fremde, Islam u.a. macht deutlich, wie Angst den Zugang unter Menschen lähmt oder gar verhindert.
Darum ist es gut, wenn man sich mit dem Leben Martin Luther Kings beschäftigt. Vielleicht habt ihr es auch schon im Schulunterricht von ihm gehört – nichtsdestotrotz kann eine persönliche Auseinandersetzung nur hilfreich sein und den eigenen Glauben stärken.
Wir nähern uns Martin Luther Kings Leben und das Anliegen mit 4 Symbolen (als „Bodenbild“ schon die ganze Zeit sichtbar gewesen):
1. Aufstehen (Gegenstand Busticket)
Eine Welt stand auf, als Rosa Parks sitzen blieb: Die Befreiungsbewegung unter Martin Luther King wurde von einer mutigen Frau ausgelöst. Rosa Parks, eine engagierte Freiheitskämpferin setzte sich 1955 in die vordere Reihe eines Linienbusses. Das war in den 50er Jahren aufgrund der Rassengesetze strikt verboten. Schwarze durften nur im hinteren Bus-Teil Platz nehmen. Doch Rosa Parks widersetzte sich dem Rassengesetz – und landete im Gefängnis. Martin Luther King hörte von dem Vorfall und rief wenig später zum „Busboykott“ auf, der über 1 Jahr anhielt. Am Ende war es den Schwarzen nach entbehrungsreichem Streik erlaubt, auch in den vorderen Reihen eines Linienbusses zu sitzen. Im Internet findet ihr unter dem Stichwort „Rosa Parks“ weitere interessante Hintergründe!
2. „Extremist der Liebe“ (Gegenstand Zeitung und Toilettenpapier)
Bei einem Protestmarsch in Birmingham wurde King am 12. April 1963 inhaftiert. Sein gewaltloser Kampf gegen die Unterdrückung der Schwarzen sorgte mittlerweile in ganz Amerika für Aufruhr und durch die ersten Fernsehgeräte nahm die westliche Welt Notiz von den dramatischen Ereignissen. Weiße Pfarrer reagierten auf die Proteste und schalten King als Extremisten.
Daraufhin verfasste King einen Brief an 8 weiße Geistliche. Da es kein Papier in der Gefängniszelle gab, schrieb er seine Zeilen auf Zeitungsränder und Toilettenpapier. Hier ein Auszug aus dem berühmtgewordenen Brief: „Sie haben unsere Tätigkeit in Birmingham als »extrem« bezeichnet… War nicht Jesus ein Extremist der Liebe, als er forderte: »Liebe deine Feinde; segne die, so euch fluchen; erweise Gutes denen, die dich missachten und verfolgen«? War nicht Amos ein Extremist der Gerechtigkeit, als er ausrief: »Lasset die Gerechtigkeit fließen wie die Gewässer und lasset unser Tun münden in den ewigen Strom der Gerechtigkeit«? War Paulus nicht ein Extremist für das Evangelium Christi, als er ausrief: »Auf meinem Körper trage ich die Zeichen unseres Herrn Jesus«? War nicht Martin Luther ein Extremist, als er erklärte: »Hier stehe – ich kann nicht anders, Gott helfe mir«? – Ich bin ein Extremist der Liebe.“
Der Brief wurde aus dem Gefängnis geschmuggelt und nach wenigen Tagen kursierten fast eine Million Exemplare des Briefes in den USA.
3. „I have a dream“ (Gegenstand kleine Feder oder Seifenblasen)
Träume, so leicht wie eine Feder, so zerbrechlich wie eine Seifenblase? Träume sind keine Schäume, sondern eine Vorwegnahme des Künftigen. Die Rede Martin Luther Kings ist weltberühmt und hat wie keine andere Ansprache die Welt aufgerüttelt. Lasst uns seinen Traum „I have a dream“ hören (zumindest ausschnittsweise vorlesen. Den ganzen Wortlaut von „I have a dream“ findet ihr im Internet).
Ist dieser Traum Wirklichkeit geworden? Vielleicht zum Teil. Doch gilt es weiter, für diesen Traum von Gerechtigkeit zu arbeiten und zu beten – auch in unserem Land, wo Menschen ausgegrenzt und diskriminiert werden.
4. Prophetische Intuition (Gegenstand Fernglas)
Mit einem Fernglas schaut man in die Ferne. Martin Luther King gleicht einem solchen Menschen, als er während des Müllarbeiterstreiks zu den Menschen sprach. Es sollte seine allerletzte Rede sein, die er in Memphis am 3. April 1968 in der Mason Temple Church hielt… In der Vorahnung seines Todes sprach er folgende Worte: „Schwierige Tage liegen vor uns. Aber das macht mir wirklich nichts aus. Denn ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen. Ich mach mir keine Sorgen. Wie jeder andere würde ich gern lange leben. Langlebigkeit hat ihren Wert. Aber darum bin ich jetzt nicht besorgt. Ich möchte nur Gottes Willen tun. Er hat mir erlaubt, auf den Berg zu steigen. Und ich habe hinübergesehen. Ich habe das gelobte Land gesehen. Vielleicht gelange ich nicht mit euch dorthin. Aber ihr sollt heute Abend wissen, dass wir als ein Volk, in das Gelobte Land gelangen werden. Und deshalb bin ich glücklich heute Abend. Ich mache mir keine Sorgen wegen irgendetwas. Ich fürchte niemanden. Meine Augen haben die Herrlichkeit des kommenden Herrn gesehen.“
Am nächsten Tag, den 4. April 1968, fielen die tödlichen Schüsse auf Martin Luther King. Der Träumer starb – sein Traum lebt weiter.
Lassen wir uns inspirieren und wagen es, uns als Christen in der Schule und im privaten Umfeld für Gerechtigkeit einzusetzen? Frage doch, wo gibt es junge Menschen, die deine Hilfe brauchen, die auf dein ermutigendes Wort warten! Der Ausgrenzung und dem Rassismus heute ist die Liebe Jesu entgegenzusetzen.
Martin Luther King fordert uns heraus mit seinem Zeugnis und diesen Worten:
Wenn du nicht fliegen kannst, dann laufe,
wenn du nicht laufen kannst, dann geh‘,
wenn du nicht gehen kannst, dann krieche,
aber was immer du tust, bewege dich vorwärts.
Martin Luther King
Lass dich ein auf den edlen Kampf für die Gleichheitsrechte:
Du wirst eine größere Person aus dir machen,
eine größere Nation aus deinem Land
und eine bessere Welt, darin zu leben.
Martin Luther King
Finsternis kann niemals die Finsternis vertreiben:
Nur Licht vermag dies.
Hass kann nicht Hass vertreiben.
Nur die Liebe vermag es.
Martin Luther King
-> Eine ausführliche Biographie von Martin-Luther King findet ihr im Internet bei Wikipedia: Hier gibt eine kurze und aktuelle Zusammenfassung seines Lebens und Wirkens bis heute.
-> Auch die Biografie aus dem RoRoRo-Reihe „Martin Luther King“ von Gerd Presler ist interessant zu lesen und in jedem Buchhandel für 10,- € erhältlich.
-> Vielleicht finden sich in den Mediatheken noch Fernsehsendungen, die im April zum 50-jährigen Gedenken an Martin Luther Kings Ermordung ausgestrahlt wurden? Schaut sie euch an. Es lohnt sich.
-> Zum Start in die Andacht könnte auch der Videoclip „Glory“ (aus dem Film „Selma“) gekürzt eingespielt werden: hier auf YT (nur bis 1:46 zu zeigen)
-> Einen ganzen Gottesdienst anhand MLK „I have a dream“ mit Transfer ins Heute samt einer ppt mit 2 Videos findest du ebf. hier auf jugonet.
Julia Engelmanns Vortrag „One day“ beim Bielefelder Hörsaal-Slam wurde zum Überraschungshit: Die Videoaufzeichnung desselben wurde über 14 Mio. Mal geklickt, geliked und geteilt! Radio Bremen urteilte: „Die Stimme einer ganzen Generation!“
Diese Andacht führt den Poetry-Slam-Video mit der Geschichte von der Heilung des Gelähmten aus Johannes 5 zusammen und geht so der Frage „Was wäre, wenn…?!“ nach – und möchte sattes gelebtes Leben befördern.
-> Einspielen von Julia Engelmanns Poetry-Slam-Video „One day“
Julia Engelmann ist 1992 geboren, studierte Psychologie und ist Buchautorin und Schauspielerin.
„Und eines Tages, Baby, werden wir alt sein – und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.“
Das geht unter die Haut. Dieser Poetryslam beschreibt das Leben ehrlich und offen. Habt ihr nicht auch schon gedacht: Das Leben ist ein Wartezimmer? Nichts passiert. Und dann die Frage: Was wäre, wenn …?
„Mein Leben ist ein Wartezimmer, niemand ruft mich auf! Und die Geschichten, die wir dann stattdessen erzählen werden – werden traurige Konjunktive sein!“
Mit diesen gefeilten Worten fängt sie unsere Wirklichkeit ein.
In der Bibel gibt es eine Geschichte, die uns auch in ein Wartezimmer führt (Johannes 5,1-9): Eine große, mächtige Halle, von Säulen getragen, mittendrin das Wasser, einem Teich gleich. Viele Menschen lagen oder saßen dort. Er lag schon längst nicht mehr auf einer Trage, sondern kauerte dort am Teich irgendwo hinten in einer Ecke: Man hatte ihn in den Jahren nach hinten durchgereicht.
Zusammengekauert starrte er vor sich hin – längst nicht mehr hinüber zum Wasser. Warum sollte er. Der Erste war er nie gewesen, immer der Letzte. 38 Jahre. Die Geduld hatte er verloren mit den Jahren. Nichts war gut geworden. Die Freunde, ja seine Freunde – wer konnte es ihnen verdenken – die hatten sich nach und nach zurückgezogen. Das Leben ging weiter: Er war übriggeblieben, ein Häufchen Elend in irgendeiner Ecke, notdürftig mit Essen versorgt, die Haare zerzaust, Furchen im Gesicht, ungepflegt, dreckig, verloren, einsam.
Und er hatte Gott verloren. Warum sollte er noch in ihn vertrauen? Warum noch seine Not vor ihn bringen? Warum ihm sein Innerstes anvertrauen? Hatte sich Gott nicht genauso abgewandt wie seine Freunde? Er brach den Kontakt ab.
Und die Menschen? Die Menschen gingen achtlos an ihm vorüber. Grußlos. Kommentarlos. Manchmal:„Der arme Kerl!“ oder: „Schau mal den Penner an!“ Manche auch brutal: „Der hat nicht mehr lange!“ Er kannte sie alle, jeden einzelnen von ihnen: erkannte sie an ihrer Stimme und an ihren Füßen, die immer wieder an ihm vorbeiliefen. Manche weiter weg, manche näher – aber: eben vorbei.
Er kannte sie nicht vom Gesicht her, nicht von ihren Augen, nur die Füße und die Stimmen waren ihm geblieben. Und wenn es doch jemand wagte, sich herabzubeugen und ihm ins Gesicht zu schauen, dann sah er in ein versteinertes leeres Gesicht, in leblose Augen: sah den Tod mitten im Leben.
–> Witz: Kommt ein Patient zum Arzt und sagt: „Herr Doktor, jeder ignoriert mich!“ Darauf der Arzt: „Der Nächste bitte!“
Auf einmal durchzuckte es seine trüben Augen. Ein paar Füße waren vor ihm stehen geblieben. Fremde, dreckige Füße: Er hatte sie noch nie gesehen. Sie stellten sich genau vor ihm auf, störten seinen toten Alltag, störten seine Hoffnungslosigkeit, störten seinen Tod mitten im Leben. Und da hörte er eine Stimme: „Willst du gesund werden?“ Ganz leise ganz zärtlich hörte er die Stimme. „Willst du gesund werden?“ Er traute seinen Ohren nicht. Da redete jemand mit ihm, sprach ihn an, sagte „du“ zu ihm, zu ihm dem Verlorenen. „Willst du gesund werden?“ Er spürte, wie das Blut langsam in seine Adern schoss, wie die Gedanken anfingen zu kreisen: „Gesund …? Ich …? Niemals!“
Aber er konnte sich den Worten nicht entziehen, konnte dieser entscheidenden Lebensfrage nicht davon laufen, spürte, wie er langsam – wie von einer Schnur gezogen – den Kopf nach oben hob, sah in ein lächelndes, warmes Gesicht, in freundliche liebevolle Augen, und dieser eine unsägliche Wunsch drängte wieder aus seiner Seele hervor, ließ ihn ganz langsam den Mund öffnen und hörte sich schreien: „Herr, ich habe keinen Menschen!“ All seine Not schrie er mit diesem einen Satz heraus, all seine Verzweiflung, all seine Einsamkeit, all seine Hoffnungslosigkeit, … seinen … Tod mitten im Leben.
Jetzt war’s heraus. Das letzte Lebenszeichen: „Ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt! Ich werde immer der Letzte sein!“
Doch der Fremde entließ ihn nicht aus seinem Blick. Entließ ihn nicht aus dieser merkwürdig freundlichen Beziehung, die er eröffnet hatte, in der der Letzte plötzlich der Erste war, entließ ihn nicht wieder zurück in seine Leblosigkeit, lächelte wieder, öffnete langsam den Mund und sprach: „Steh‘ auf, nimm dein Bett und geh‘ hin!“
Und wie er diese Worte sprach, spürte der Gelähmte, wie das Blut zurück in all seine Adern schoss, wie er sich langsam aufrichtete, wie wenn die Schnur, die ihm den Kopf gehoben hatte, nun auch Macht über seinen ganzen Körper einnahm und ihn ins Leben zurückholte. Stand auf. Nahm sein Bett. Ging hin. Drehte sich noch einmal um. Der Fremde war verschwunden. Er aber stand mitten im Leben.
–> Einschub: Man kann an dieser Stelle gerne auf ein Lied von Udo Jürgens verweisen – „Ich war noch niemals in New York“. Es beschreibt einen Mann, der beim Zigarettenkauf überlegt, dem Alltag zu entfliehen. Was wäre es, wenn …? Doch das Lied endet damit, dass dieser Mann letztlich wieder in sein staubiges bürgerliches Zuhause zurückkehrt. Das Wartezimmer hat ihn eingeholt.
Aus dem Letzten war ein Erster geworden, aus dem Totgeweihten ein Lebender. Aus dem Einsamsten einer, der die Liebe Jesu erfahren hatte. Ihm hatte er sein Innerstes anvertraut, seine Verzweiflung herausgeschrien, seine Verlorenheit ins Gesicht geschleudert und damit alles gewonnen: das Leben, die Liebe, die Hoffnung.
Die Liebe Gottes, die uns ein freundliches „Du“ geschenkt hat, das wir niemals verlieren können. Darauf dürfen wir vertrauen. Wir müssen nicht erst gelähmt werden, um dies zu erfahren. Wir dürfen gerade jetzt vor Ostern hinsehen auf das Kreuz Jesu und am Ostermorgen erfahren: Gottes Freundschaft, seine Liebe bleibt. Auch wenn alles andere zusammenbricht. Wir dürfen nicht nur auf die Füße des Gekreuzigten schauen, sondern auch mitten hinein in sein von Leid zerfurchtes Gesicht. Und darin die liebevollen freundlichen Augen entdecken, mit denen er uns anschaut.
Dieser Blick Jesu macht mir immer wieder Lust aufs Leben. Dieser Blick Jesu lässt mich erahnen: seine Freundschaft bleibt, bleibt für immer. Nichts kann uns trennen. Ich darf diese Freude mitnehmen in mein Leben. Ich darf mich anstecken lassen von dieser Lebensfreude. Ich darf sie weitergeben, diese Lebensfreude, mit der Gott „Ja“ zu uns sagt. Bedingungslos. Vorbehaltslos.
Lasst uns Geschichten schreiben, die die unseren sind. Oder besser gesagt: Jesus will mit dir Geschichte schreiben, die die deinen sind!
Amen.
-> Hinweis: Die Impulse zu Johannes 5,1-9 sind z.T. der Erzähl-Predigt „Freundschaft“ von Tom Henning – hier auf jugonet – entlehnt.
Ah, wenn ich heute sterb‘
Wenn das hier mein aller letzter Song wär
Wenn wir uns ab heute nicht mehr seh’n
Ich frag mich: Würd ich all die ganzen Sachen machen, die ich gerade mache
Wenn ich wüsste, dass ich heute Abend geh‘
Ah, keine Ahnung, worin investiere ich eigentlich meine Zeit
Wenn Geld, Macht, Image und all das hiеr nicht mehr bleibt?
Ich arbeitе und arbeite, drehe mich nur im Kreis
Weil der Ehrgeiz mich treibt, in die Sinnlosigkeit
Erst mal ganz schön krasse Gedanken, die Alex und Maxi von den O‘Bros teilen. Ich weiß nicht wie es dir da geht, aber irgendwie find ich mich da wieder. Ich tue, mache und will in alledem Sachen erreichen. Aber in was investiere ich eigentlich Zeit? Und wie viel? In was investierst du deine Zeit?
Schule & Arbeit hier, Sport & Freizeit da und dann noch das ein oder andere To-do, was dazukommt. Ach ja, und dann natürlich noch Gott und Gemeinde irgendwie. Oh und dann strebt man vielleicht noch irgendwie Erfolg im Leben an. Findest du dich irgendwo wieder?
Ich denke, es ist hilfreich, sich ab und zu mal zu hinterfragen. Sich Fragen zu stellen wie: machen dir die Dinge eigentlich Spaß? Mache ich die, weil andere die von mir erwarten? Investiere ich in manche Dinge zu viel oder zu wenig Zeit? Und wo in alledem ist Gott eigentlich?
Actionstep (ca. 5 Min.):
Schreib dir doch mal auf, wie viel Zeit du in was investierst. Zum Beispiel kannst du mit Skalen arbeiten, Stichpunkte schreiben, eine Mindmap machen oder anderweitig kreativ werden, um dir einen Überblick zu verschaffen.
_
Was wenn ich mein ganzes Leben blind war?
Was wenn es viel mehr gibt, als ich seh‘?
Wenn ich heute ge-e-eh
Was wird dann eigentlich zählen?
Wenn ich heute ge-e-eh
Irgendwann ist es zu spät
Alles, was ich geb, ist am Ende vergänglich
Ich habe gelebt, doch war ich auch lebendig?
Wenn ich heute ge-e-eh
O-oh
Ich höre manche Menschen sagen: „Ich mag meinen Job zwar nicht, aber ich verdiene viel Geld und habe eine gute Position“ oder „Ich verdiene Geld, um mir dann was Schönes leisten zu können, ein schönes Haus, ein krasses Auto oder einen außergewöhnlichen Urlaub.“ Die Frage, die sich mir dabei stellt: Ist es das wert? Ist es das, was zählt? Gibt das Leben nicht noch mehr? Was hat das Leben eigentlich zu bieten?
Ich sehe Menschen vor sich hinleben. Ich sehe Menschen, die von Termin zu Termin rennen und ihre To-do-Listen abarbeiten. Menschen, die anstreben immer Erfolg zu haben, um dabei der oder die Beste zu sein. Schulnoten, die immer eine Glanzleistung sein müssen, komme was wolle. Verlieren im Wettkampf? Nein, auf gar keinen Fall. Es wird gelebt, aber das Leben zieht an einem vorbei. Aber ist es das wert? Ist da nicht noch mehr. All diese Sachen sind überhaupt nicht schlimm, aber ich denke, wir verpassen was, wenn es das Einzige ist, was wir tun und anstreben.
Ich möchte dir die Frage stellen, die sich auch Alex und Maxi gestellt haben. Hast du nur gelebt oder warst du auch lebendig? Ist das Leben nur ein Zwischenort, den du wie ein To-do abhaken musst oder ist da noch mehr? Was hat das Leben noch zu bieten?
Actionstep:
Nimm dir ca. 5 Min. Zeit und überleg zuerst, was für dich „lebendig“ überhaupt bedeutet. Im nächsten Schritt tausche dich darüber kurz mit jemand anderem aus.
Dann nimm dir deine Notizen von vorhin und schau sie dir an. Findest du etwas, wo du dich lebendig fühlst? Wenn ja, markiere es. Wenn nein, schreib dir auf, wo und wann du dich lebendig fühlen willst.
_
Ah, was wär der allerletzte Satz in meinem Tagebuch?
Wer wär der Mensch, an den ich denk, beim letzten Atemzug?
Ich würd gern sagen, dass ich keinen Tag verschwendet habe
Doch jedes Jahr rinnt wie Sand durch meine Hände grade
Ich würde sterben dafür, um das zu verstehen, was ich längst schon weiß
Dass am Ende alles geht und nur die Liebe bleibt
Und damit ich dann am Ende nichts bereu
Setz ich meine Prios heute neu
Denn sind wir einmal ehrlich
Eines Tages wirst du sterben
Deine Zeit, sie ist begrenzt
Und es bleibt nichts von dir auf Erden
Und was bringt dir dann dein Geld?
Du hast jetzt dein Leben ein bisschen reflektiert und dir einen Überblick verschafft. Dabei sind hier und da deine Prioritäten zu erkennen. Diese wollen wir noch mal genauer anschauen.
In dem Songtext ist auch von der Liebe die Rede. Das, was bleibt, ist die Liebe. Das, was bei alledem bleibt, ist Gott. Hast du Gott auf deiner Prioritätenliste?
In Kolosser 3,2 steht: Ja, richtet eure Gedanken auf Gottes himmlische Welt und nicht auf das, was diese irdische Welt ausmacht.
In der Welt, in der wir leben, geht es zum Beispiel viel darum, wer gehört zu den Coolen. Wer ist der oder die mit den besten Noten? Wer ist am besten in dieser oder jener Sportart und so weiter und so fort. Es geht viel um Status und Anerkennung. Aber nicht bei Gott! Denn bei Gott kannst du nicht mehr oder weniger tun, um geliebt, gesehen und von ihm anerkannt zu sein. Setze viel mehr deinen Fokus auf das, was Gott über dich aussagt! Also lohnt es sich doch auch, Gott als eine Priorität im Leben zu haben, denke ich.
Actionstep (ca. 5 Min.:)
Jetzt geht es darum, deine Notizen noch mal hervorzuholen und daraus deine Prioritäten zu sortieren und vielleicht auch neue zu setzen. Wenn du so zufrieden bist, wie ist es ist, dann kannst du es natürlich so stehen lassen.
Du kannst dir auch aufschreiben, was dich daran hindert, gewisse Prioritäten zu setzen. Als Gedankenanstoß dazu: mein Vater sagte mal zu mir: „Der Feind von Prioritäten ist die Ablenkung.“
Diesen Actionstep kannst du allein oder mit jemandem zusammen machen. Wenn du Gott mit als eine Priorität haben möchtest, kannst du dir auch bewusste Schritte überlegen, wie das aussehen kann. Wenn dir oder euch nichts einfällt oder ihr Inspiration braucht, dann tauscht euch mit anderen darüber aus.
_
Mann, der Tod ist nicht bestechlich
Du wirst vor dem Schöpfer stehen
Im Inner’n weißt du, dass es echt ist
Bruder, alles was du grad für wichtig hältst ist dann egal
Dieser Gott ist so was von real
Ich sag das nicht, um dich zu schocken, sondern nur um dich zu wecken
Aber Gott wird dich nicht richten, man, er kommt um dich zu retten
Und egal was du getan hast, man, er reicht dir seine Hand
Also suche ihn, solange du noch kannst
Er hat dir längst vergeben, es gibt keinen Grund für Angst
Jesus starb für deine Schuld, damit du Ewigkeit erlangst
Amen
DU bist ein Teil von Gottes Priorität. Er starb für dich, weil du zu seiner Priorität gehörst. In Johannes 3:16 steht: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Auch wenn Gott auf deiner Prioritätenliste mal hin und her oder wegrutscht, DU bleibst immer seine Priorität. Was ich dir auch sagen kann, egal wie du deine Prioritäten setzt, es gibt nichts, was du tun kannst, um mehr oder weniger geliebt zu sein. Denn es ist die Gnade, die dich gerettet hat, nicht deine Taten.
Diese Zusage finden wir auch in der Bibel in 2. Timotheus 1, 9 Dort steht: „Gott hat uns erlöst und berufen; nicht aufgrund unserer Taten, sondern weil er schon lange, bevor es die Welt gab, entschieden hatte, uns durch Christus Jesus seine Gnade zu zeigen.“
Kurz zusammenfassend: Prioritäten helfen uns, sich auf das zu fokussieren, was zählt. Du bist Gottes Priorität und Gott ist daran interessiert auch eine deiner Prioritäten zu sein. Es lohnt sich also immer mal wieder seine Prioritäten zu checken.
Die KON-Themenreihe 2023 »Wie geht eigentlich…? startet mit »Wie geht eigentlich … glauben?«.
In den Stundenentwürfen, Themenartikeln und Bibelarbeiten wird das Thema am Vaterunser entfaltet. So geht es um das Vaterverhältnis genauso wie um den Himmel – Begriffe wie »heilig«, »Reich«, »Schuld und Vergebung«, »Erlösung« … geben Impulse für biblische und auch spielerische Gruppenstunden. Die Themenartikel sind ein wertvolles Angebot für Mitarbeiterinnen (und Mitarbeiter) zur persönlichen Reflexion.
Mist, schon wieder ein Fehler! Bloß gut, dass ich erstmal nur mit Bleistift geschrieben habe – da kann ich den misslungenen Versuch einfach wieder wegradieren und noch mal anfangen. Und noch mal. Und zur Not auch noch mal. Gut, irgendwann wird das Papier dünn oder der Radiergummi fängt an zu schmieren – und dann sieht man doch ziemlich deutlich, dass da was schiefgegangen ist.
Aber erstmal bin ich froh, dass ich nicht gleich mit Tinte rangegangen bin. Viele Stifte lassen sich ja nicht einfach so wieder wegradieren – fast alle, um genau zu sein. Füller kriegt man gerade noch so weg mit Tintenkiller (klingt auch schon gleich viel brutaler als der weiche Radiergummi), aber die Spuren sind nicht zu übersehen. Und bei Kugelschreiber, Filzstift und Co.: keine Chance! Ganz schlimm: Edding! Tolle Stifte, ich male und schreibe total gerne mit ihnen – aber da kann man nichts mehr korrigieren. Rückgängig machen ist unmöglich. Das muss im ersten Anlauf klappen. Was geschrieben ist, das bleibt! Permanent Marker ist für die Ewigkeit – wie der Name schon sagt.
Fast wie im echten Leben.
„Leben ist wie Zeichnen ohne Radiergummi.“
Ein schlauer Satz auf Postkarten und … Radiergummis (na klar). Von wem er nun wirklich stammt, weiß man nicht so genau, aber etwas Wahres ist schon dran: Ich kann nicht immer alles rückgängig machen, auch wenn ich es mir manchmal wünsche.
Manches wäre wohl wirklich leichter, wenn wir unser Leben mit Bleistift und Radiergummi gestalten könnten – wenn wir schlechte Entscheidungen rückgängig machen und Fehler einfach wegradieren könnten. Oder wenn wir das, was andere uns antun, einfach löschen und ungeschehen machen könnten. Wenn das Böse, das sich eingenistet hat, wieder wegradiert werden könnte. Aber wir schreiben unser Leben mit Tinte. Und oft genug richtig fett mit Edding. Nicht mehr wegzuwischen. Für die Ewigkeit.
Oder?
Nein, die Ewigkeit steht noch mal auf einem anderen Blatt. Wie gut, dass da noch jemand an meiner Lebensgeschichte mitschreibt! Nicht mit Bleistift und Radiergummi, sondern mit liebevoller Handschrift schreibt Gott in mein Leben hinein.
Mit meinen Entscheidungen – den guten und schlechten – kann ich zu ihm kommen, mit den Flüchtigkeitsfehlern und den richtig dicken Brocken, mit den schlimmen Erinnerungen und den verpatzten Situationen. Nicht, um sie rückgängig zu machen – und ich muss mich vielleicht wirklich bei jemandem entschuldigen oder eine Verhaltensweise ändern oder eine Sache klären. Dass das Böse, das Schlimme, das Dunkle, das Ungerechte sich nie wieder bei mir breitmacht, dafür kann ich nicht garantieren – und ich kann mich nicht an meinem eigenen Haarschopf aus dem Sumpf ziehen wie der Baron Münchhausen im Märchen. Ich kann mich nicht selbst erlösen.
Aber was für die Ewigkeit gilt und über meinem Leben steht, das bestimmt Gott, und das schreibt er selbst in großen Buchstaben lesbar und für alle Zeiten wasserfest hinein. Nicht wegzuradieren. Nicht wegzuwischen. Nicht auszulöschen.
„Du bist mein geliebtes Kind.“ So geht Erlösung!
Ja, der Herr wird wieder Erbarmen mit uns haben und unsere Schuld auslöschen. Er wirft alle unsere Sünden ins tiefste Meer.
Micha 7, 19
Aufgabe: Erzähle deinem Sitznachbarn eine Begebenheit von deiner vergangenen Woche.
Frage in die Runde: Wer hat eine lustige Begebenheit erzählt? Wer hat etwas erzählt, was ihn oder sie die Woche aufgeregt hat? Wer hat etwas erzählt, was normalerweise nicht passiert? Und wer hatte nichts zu erzählen?
Wenn wir aus unserem Leben erzählen, dann sind dies meistens die Dinge, die spannend sind, die wir anderen erzählen. Ich erzähle nicht unbedingt, dass ich heute Morgen meine Zähne geputzt habe. Das interessiert doch keinen. Dieses Schema spiegelt sich auch auf den Social-Media-Plattformen wider. Es wird nur das Beste und Spannendste gezeigt. Es werden die verrücktesten Situationen gefilmt und hochgeladen. Die „for-you-page“ ist voll mit spannenden Geschichten, Fails oder den schönsten Outfits, Autos oder Urlaubsbildern. Dagegen scheint das eigene Leben sehr langweilig zu sein mit dem Schul- oder Arbeitsalltag, in dem selten mal was Spannendes passiert.
Doch genau dieses Alltägliche wird bei BeReal festgehalten. Eine App, die zu einem beliebigen Zeitpunkt des Tages eine Benachrichtigung sendet: „Zeit für BeReal. Du hast zwei Minuten Zeit, um dein BeReal zu posten und zu sehen, was deine Freunde machen.“ Nun muss jeder von dem aktuellen Moment ein Bild mit der Außen- und Innenkamera machen und dieses Foto hochladen. Das Ziel dabei ist, dass jeder seinen Alltag zeigt und dabei authentisch ist. Dort sind dann unaufgeräumte Schreibtische, leere Teller und viele verwackelte Bilder zu sehen. Ohne Filter, mitten aus dem Alltag und 100% authentisch …, oder?
Wenn wir mal ehrlich sind, dann zeigen wir doch auch bei BeReal möglichst die schönsten Seiten des Alltags, oder? Gibt es eine aufgeräumte Ecke im Zimmer? Perfekt – dann wird diese fotografiert und hinter der Kamera häufen sich die Klamottenberge. Dieses Chaos muss ja wirklich keiner sehen! Bestimmt überlegen einige von euch: „Vielleicht warte ich noch 10 Minuten, bevor ich mein BeReal-Foto mache. Bis dahin passiert möglicherweise etwas Spannenderes, was ich fotografieren kann.“ Sind wir durch BeReal wirklich authentischer geworden, oder wirkt es nur so? Versuchen wir weiterhin das Beste und Spannendste aus unserem Alltag rauszuholen oder teilen wir auch die traurigen und schweren Zeiten unseres Lebens?
Das Ganze muss sich natürlich nicht auf Social-Media abspielen. Aber gibt es einen Ort in deinem Leben, bei dem du ganz authentisch sein kannst? Wo du dich nicht verstellen musst und auch mal zeigen darfst, dass du schwach bist und nicht mehr weiterkommst? Wo du ganz ehrlich sein darfst?
Im Johannesevangelium gibt es eine Erzählung, die von dieser Ehrlichkeit und Authentizität handelt.
Johannes 11,32-37 (BASISBIBEL)
32Maria kam dorthin, wo Jesus war. Als sie ihn sah, fiel sie vor ihm auf die Knie und sagte: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.“33Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Leute weinten, die sie begleiteten. Da war er im Innersten zornig und tief erschüttert.34Er fragte: „Wo ist sein Grab?“ Sie antworteten: „Herr, komm und sieh selbst!“35Da brach Jesus in Tränen aus.36Die Leute sagten: „Seht doch, wie sehr er ihn geliebt hat!“37Aber einige von ihnen meinten: „Dem Blinden hat er die Augen geöffnet. Konnte er nicht verhindern, dass Lazarus stirbt?“
Was für eine emotionale Szene! Welche Emotionen könnt ihr hier erkennen?
In der Erzählung finden wir direkt am Anfang einen Vorwurf. „Wenn du hier gewesen wärst, dann …“ Maria wirft Jesus vor, dass er nicht zu Ort und Stelle war, als Lazarus verstarb.
Jesus wird zornig und tief erschüttert. Worüber ist er zornig? Über Marias Verhalten? Über den Tod von Lazarus? Wir können nicht genau wissen, worüber Jesus in dem Moment zornig ist, aber an seiner Handlung im Anschluss können wir sein Herz entdecken. Jesus bricht in Tränen aus und zeigt dadurch sein Mitgefühl und seine eigene Trauer über den Tod eines guten Freundes. Jesus zeigt sich in dem Moment von seiner verletzlichen Seite und ist in der Reaktion authentisch. Durch seine Tränen erkennen die Leute um ihn, dass er viel Liebe für Lazarus empfunden hat. Aber nicht alle können diese Liebe von Jesus erkennen. So gibt es eine Fraktion unter den Zuschauern, die Jesus vorwerfen: Warum hat er den Tod von Lazarus nicht verhindert??
Die ganze Situation ist sehr emotionsgeladen, zeigt aber das auf, was uns ganz oft begegnet: Zorn, Liebe, Verachtung, Trauer, Wut und viele weitere Gefühle sind Teil unseres Lebens. Es ist etwas Großartiges, dass wir als Menschen etwas fühlen können. Aber manchmal nehmen uns die Gefühle so ein, dass wir nicht mehr wissen, wo wir damit hinkommen können. Maria geht damit zu Jesus und sie erlebt, wie Jesus ihre Trauer fühlt und mit ihr gemeinsam trauert.
Wer die Geschichte kennt, der weiß, dass Jesus direkt im Anschluss Lazarus wieder lebendig macht. Es gibt also ein Happy End. Aber ist das nicht etwas widersprüchlich? Warum weint Jesus, wenn er doch weiß, dass er Lazarus keine 5min später wieder im Arm halten kann?
Jesus trauert, weil er Mensch ist. Er lebt und er fühlt. Die Trauer gehört zum Leben genauso dazu, wie die Freude. Deshalb lässt der Autor, also Johannes, den Teil der Trauer, der Verachtung und des Zorns nicht weg. Denn diese Gefühle zeigen, wie Jesus im Herzen ehrlich und authentisch ist. Er ist kein Superheld, dem alles egal ist. Er fühlt genauso mit, wenn wir traurig sind. Und er freut sich mit uns mit, wenn wir etwas Schönes erleben.
Und mit all dem können wir zu Jesus kommen. Es passiert nicht alle Tage, dass jemand wieder von den Toten aufersteht. Aber vermutlich wäre die Szene auch ohne das Wunder eine wichtige Szene gewesen. Weil Jesus eben mitfühlt und sich schwach zeigt. Daran können wir uns ein Vorbild nehmen.
BeReal – wie real bist du wirklich? Wir müssen nicht perfekt sein, wir dürfen unsere Gefühle zulassen und wir können damit zu Jesus kommen. Und er geht auf uns ein und weiß, wie wir uns fühlen. Denn er hat all das selbst auch schon gefühlt.
An dieser Stelle kann ein MA auch gerne ein Zeugnis erzählen, wie er / sie ehrlich vor Gott war und sich gesehen gefühlt hat.
GEBET: Danke Gott, dass du uns kennst. Du bist bei jedem Schritt an unserer Seite. Danke, dass wir uns bei dir nicht verstellen müssen, sondern so zu dir kommen können, wie wir sind. Ich bitte dich, dass ich in manchen Momenten meines Lebens authentischer sein kann. So oft versuche ich mich von meiner besten Seite zu zeigen, aber ich schaffe das nicht immer. Danke, dass du mich so liebst wie ich bin. Hilf mir, das auch für mich selbst anzunehmen und mich selbst mit deinen Augen zu sehen.
Spielidee für den Teenkreis: „BeReal-BeFake“: Teilt euch auf in Teams von 2-3 Personen. Macht innerhalb von 2 Minuten ein Foto von … (… einem Kunststück, … einem 30-Zonen-Schild, … dir, wie du einen Baum umarmst, …) Das kreativste Bild kann jeweils einen Extrapunkt bekommen.
Sie stehen vornehmlich in Eingangsnähe von Buchhandlungen: in Greifhöhe aufgestellte, flache Verkaufskörbe – besser bekannt als Wühltische. Und sie machen ihrem Namen alle Ehre. Liebesromane stehen – oder besser liegen – neben Thrillern, Reiseführer reihen sich an Gedichtsammlungen und Biographien liegen quer über Wörterbüchern. Eine Ordnung gibt es nicht und die Folie, in der die Bücher zu Beginn ihres Lebens einmal schützend eingeschweißt waren, fehlt ebenfalls. Trotzdem üben sie eine gewisse Anziehungskraft auf mich aus. Kann ich doch hier das ein oder andere Schnäppchen erwerben. Mein besonderes Interesse gilt historischen Romanen, und tatsächlich: Ich werde fündig. Dass sich über das Cover ein sicht- und fühlbarer, tiefer Kratzer zieht, nehme ich erst beim zweiten Blick wahr. Dieser deutliche Mangel ist der Grund, warum das Buch nicht mehr der Buchpreisbindung unterliegt, vom Händler mit dem Stempel „Mängelexemplar“ gekennzeichnet und für einen Bruchteil des ursprünglichen Preises an den Mann oder die Frau gebracht werden darf. Irgendwie geht es da den Büchern wie uns Menschen. Wie oft drücken wir Menschen einen Stempel auf oder stempeln sie sogar ab, weil sie nicht mehr der Norm entsprechen. Verletzungen und Narben kosten sie ihre äußere Schönheit und in anderen Augen auch ihren Wert. Dabei steht in dem Mängelexemplar Buch immer noch derselbe Inhalt wie vor dem Moment, als ihm der Kratzer zugefügt wurde. Während ich mit dem Finger die Kerbe entlangfahre, wird mir bewusst, dass ich hier ein Unikat in Händen halte. Auch wir Mängelexemplare Mensch sind Einzelstücke. Individuen, die durch das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Enttäuschungen, Fortschritten und Rückschlägen zu dem geworden sind, was wir sind.
Auf Jesus übten die Schwachen und von Krankheit und dem Leben gezeichneten Menschen auch eine besondere Anziehungskraft aus. Die, die am Rande der Gesellschaft standen und aufgrund äußerer Mängel gemieden wurden, sah er an. Sah ihren Wert – nicht den sichtbaren und äußerlich schillernden, sondern den verborgenen. Sah tiefer. Sah ihren Glauben und ihre Potenziale. Oft nahm er die Mängel weg, ihre Blindheit, den Aussatz und half ihnen aus der Isolation. Er heilte sie äußerlich, aber – viel wichtiger – innerlich. Manchmal blieben die Mängel aber auch bestehen. Paulus bat dreimal, Gott möge ihm seinen „Stachel“, eine Krankheit oder Behinderung, doch nehmen, ihn sozusagen heilen, doch Gott tat dies nicht.
Hadern wir nicht mit unserer Unvollkommenheit, sondern freuen wir uns an unserer Einzigartigkeit und an Jesus und den Menschen, die unseren Wert unabhängig von Schönheit und Leistung kennen und schätzen. Nicht der von anderen aufgedruckte und reduzierte, sondern der innere und unbezahlbare.
Zu Hause angekommen, beginne ich das Buch zu lesen, versinke schnell in die Handlung und bin fasziniert von den immer neuen Wendungen. Den Mangel nehme ich gar nicht mehr wahr – zu fesselnd und manchmal auch bewegend ist die Geschichte. Ein Bild, wie wir mit der Lebensgeschichte des anderen und unserer eigenen umgehen dürfen. Lassen wir uns doch mehr berühren von dem, was der andere von sich preisgibt, hören wir unvoreingenommen hin, lesen wir zwischen den Zeilen und lassen wir uns überraschen von den Veränderungen, die das Leben schreibt.
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