Von Nöten

Im neuen KON-Thema »Von Nöten« sind Hintergrundartikel für Mitarbeiter*innen, Stundenentwürfe und Bibelarbeiten zu finden, die sich thematisch mit der eigenen Not und der anderer auseinandersetzen und Hilfe geben, wenn es im Leben »brennt«. Von der Peer-to-Peer-Seelsorge bis zu Stressbällen bieten sie Kraftfutter für die Seele und Tipps zur Stressbewältigung. Sie zeigen, wie Jesus selbst Not erfahren hat und mit der Not anderer umgegangen ist.

Und dann ist da noch das »notwendig«: Was brauche ich eigentlich wirklich zum Leben?

Wen rufst du an, wenn du in Not bist?

Wenn etwas richtig blöd lief, egal ob in der Schule, Freundschaft, Familie oder deiner Beziehung?
Wenn du richtig enttäuscht wurdest?
Wenn etwas kaputt ging und du es nicht mehr reparieren kannst?
Wenn die Bahn ausfällt und du am Bahnhof feststeckst?

Vermutlich zückst du dein Handy und rufst deine beste Freundin oder deine Eltern an. Sie haben ein offenes Ohr für dich und helfen dir in der Situation hoffentlich weiter. Einfach super, dass man das Handy immer dabei hat, alle wichtigen Nummern darin gespeichert sind und man in Not jemanden erreichen kann, der einem weiter hilft.

In Psalm 50, Vers 15 steht: »Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.«

Gott ermutigt uns, ihn anzurufen, also zu ihm zu beten. Wir sollen uns an ihn wenden, wenn wir nicht weiter wissen, uns Entscheidungen schwerfallen oder wir einen guten Rat brauchen.

Meine Kindergottesdienstleiterin hat mir vor vielen Jahren Gottes »Telefonnummer« eingeprägt. Gottes Aufforderung, ihn in allen Lebenslagen anzurufen, steht in Psalm 50, Vers 15. Sie hat diesen Vers am Anfang jedes Treffens erwähnt und uns Kindern damals diese Zahlen »50/15«, als »Telefonnummer« Gottes vorgesagt. Sie darf uns daran erinnern, dass Jesus immer da ist. Er will unser Gegenüber sein, der uns liebend gerne zuhört. Er freut sich, wenn wir anrufen! Er geht mega gerne dran, wenn wir uns mit ihm unterhalten wollen. – Und dafür brauchen wir nicht mal ein Telefon.

Die Rufnummer 5015 kann uns daran erinnern, dass wir uns bei Gott melden dürfen. Wirklich anrufen müssen wir aber nicht. Es reicht zu beten. Ruhig zu werden und Gott alle Sorgen zu nennen, die uns gerade beschäftigen. Er freut sich, im Gebet von unseren Sorgen und Nöten zu hören. Wenn wir irgendwo feststecken, sich unsere Gedanken im Kreis drehen oder wir ein offenes Ohr brauchen, ist er für uns da! Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, dass der Akku leer wird, es keinen Empfang gibt, das Guthaben aufgebraucht oder die Leitung besetzt ist. Jesus steht uns 24/7 zur Seite! Er hört sich unsere Sorgen an. Und das Beste: Er wird handeln! Vielleicht sehen wir das nicht im ersten Moment. Sei dir aber gewiss, dass Gott die Situation verändern wird. Vielleicht hat er einen besseren Zeitplan als wir und die Situation verändert sich nicht sofort. Du darfst aber trotzdem fest darauf vertrauen, dass Jesus dich hört!

Genauso wie unser Handy uns Sicherheit gibt, wenn wir es dabei haben, soll uns die Gewissheit, dass wir uns an Jesus wenden können, Sicherheit geben.

Der Bibelvers aus Psalm 50, Vers 15 endet aber nicht beim Anrufen. Er endet mit dem Preisen! »Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen

Gott hilft uns gerne durch unsere Sorgen. Das soll aber nicht das Ende sein. Wir sollen Gott preisen. Wenn er gehandelt hat und uns Gutes passiert ist, sollen wir uns wieder bei ihm melden und ihn groß machen. Wie kann das aussehen? Vielleicht indem, dass wir unseren Freundinnen oder in unserer Jugendgruppe von der Situation erzählen. Wir können von unseren Dingen erzählen, die nicht so gut liefen. Wenn wir dann teilen können, wie Gott die Situation verbessert hat, können wir ihn damit ehren. Er freut sich, wenn wir uns bei ihm bedanken und wir ihn anbeten.

Lasst uns das in der kommenden Woche probieren: Wenn ihr in einer Situation seid, die ausweglos scheint oder ihr Angst habt: Dann wendet euch an Jesus. Sucht das Gespräch mit ihm, ruft ihn an und preist ihn für das, was er dann tut. Amen.

Fragen für die Kleingruppen

Falls noch Zeit ist und du die Andacht vertiefen möchtest, findest du hier einige Gesprächsimpulse für einen Austausch in Kleingruppen:

  • Erzählst du Jesus von deinen Sorgen?
  • Glaubst du, dass Jesus dich hört?
  • Hast du schon Mal erlebt, dass Jesus dir geantwortet hat und sich die Situation verändert hat?
  • Hast du eine aktuelle Situation, die Jesus verändern soll?

Zum Abschluss könnt ihr in den Kleingruppen für eure jeweiligen Anliegen beten.

Gegenstandsandacht Pflaster

Material: verschiedene Pflaster – normale Heftpflaster, Pflasterstreifen zum Abschneiden, bunte Kinderpflaster, sensitiv Pflaster, Fingerkuppenpflaster, Spezialpflaster z.B. für Brandwunden …

Autsch! Das tat weh!

Der Sturz mit dem Fahrrad, die Schramme vom Ausflug in die Kletterhalle neulich, der blöde Ausrutscher mit dem Brotmesser, das Rendezvous mit einer fiesen Kante oder einfach dieser ungeschickt ausgequetschte Pickel, den bitte keiner sehen soll. Bei kleinen und mittleren Wehwehchen, aber manchmal auch bei ernsteren Verletzungen kann ein Heftpflaster ein gutes Mittel sein, um bei der Heilung der Wunde zu helfen.

Hat jemand von euch gerade ein Pflaster irgendwo kleben? Wollt ihr erzählen, warum, was passiert ist? Natürlich nur wer möchte!
(Alternativ: Erzählt euch von euren Pflastern aus der Vergangenheit – besonderen, lustigen, spektakulären, nervigen, wichtigen …)

Manchmal sollte man lieber kein Pflaster benutzen, weil die Wunde besser heilt, wenn Luft drankommt. Aber generell hilft es, dass z. B. kein Schmutz in die Wunde kommt, dass man mit der wunden Stelle nicht immer irgendwo hängen bleibt, dass sie einfach etwas geschützt ist vor allem, was die Heilung stören könnte. Und wenn dann noch Mama ein bisschen pustet und es ein schönes buntes Kinderpflaster ist – dann geht das mit dem Wieder-heil-werden noch viel schneller.

Manchmal sind wir froh, dass das Pflaster die Wunde versteckt – und manchmal will man mit dem Pflaster auch Aufmerksamkeit wecken und gefragt werden, was denn passiert ist. Wo ein Pflaster klebt, ist auch für andere sichtbar: Hier ist was passiert! Und auch: Es ist noch nicht wieder heil! Diese Stelle ist empfindlich.

In der Bibel wird Jesus und auch Gott oft als Arzt beschrieben. In den Psalmen findet sich z. B. der Satz: „Er heilt die Menschen, die innerlich zerbrochen sind, und verbindet ihre Wunden.“ (Ps. 147,3 – Hoffnung für Alle).

Hier geht es nicht um äußere, oberflächliche Kratzer, die schnell wieder heilen. Hier ist die Rede von Verletzungen, die tiefer gehen. In manchen Bibelübersetzungen ist von „zerbrochenen Herzen“ die Rede. Da ist es nicht getan mit ein bisschen „Heile, heile Segen“ und etwas Pusten und einem bunten Kinderpflaster. Das sitzt tiefer, und da muss jemand ran, der sich auskennt! Kein oberflächliches Trostpflaster, sondern eine fachgerechte Wundversorgung.

Vielleicht fällt dir bei dem Stichwort „innerlich zerbrochen“ sofort etwas ein, weil du das kennst – bei dir selbst oder bei jemand anderem. Eine Freundschaft, die kaputtgeht, die Trennung der Eltern, ein großer Verlust, ein geplatzter Traum, eine tiefe Enttäuschung – das kann alles Mögliche sein. Und vielleicht hast du auch schon mal die Erfahrung gemacht: Da hilft kein billiges Trostpflaster, keine platten Sprüche wie „Das wird schon wieder!“.

Manchmal ist es jemand mit mehr Lebenserfahrung, der oder die weiß: Auch tiefe Wunden können mit der Zeit heilen. Manchmal ist es ein Mensch mit der besonderen Gabe, andere wirklich tief zu trösten und beim Heilen zu helfen. Und manchmal ist es Gott selber, der uns bis in die Tiefe kennt, unser Innerstes, unser Herz, weil er uns ja selbst erschaffen hat, und weil er in Jesus selber gelitten hat und tiefe Enttäuschungen und Verletzungen kennt.

Ihm will ich gerne glauben, dass er gut für mein Herz sorgt, für mein Innerstes, meine Seele. Dass er behutsam und vorsichtig damit umgeht, mich schützt. Weil er mich am besten kennt – nicht nur oberflächlich. Und dass er das, was weh tut, heil machen kann.

Zum Anschluss darf sich jede und jeder ein Pflaster mitnehmen, auf das ihr z. B. die Stelle aus dem Psalm draufschreiben könnt. Wer mag, kein sein Pflaster auch aufkleben und es ein paar Tage tragen als Erinnerung im Alltag.

Wie ein Kind zu sein, kann schlimm peinlich sein als Jugendlicher wie Erwachsener. Das will niemand, der den Kinderschuhen entwachsen ist. Doch der Preis ist hoch: Der Alltag wird durchgetaktet, Ziele strebsam angesteuert, das Leben seltsam ernst und anstrengend. Da kann auch die Lust am Leben ganz leicht versickern. Jesus hingegen sagt: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der ….“ (Markus 10,13ff) Diese Predigt will die Kinder-Kunst als Lebenskunst in Erinnerung rufen und kommt entsprechend locker daher…

1. Zurück zum Kindsein: nur lächerlich?!

Keine Sorge, es geht heute nicht kindisch zu – wir sind zwar dem Kindsein auf der Spur, aber das heißt noch lange nicht, dass wir Ringelringelreihe spielen oder die Barbie-Puppen rausholen… Es geht uns dabei vielmehr um etwas Entscheidendes fürs Leben; nicht nur, aber auch zum Beispiel ums Lachen! Und das ist überhaupt nicht lächerlich:

  • Ein erwachsener Mensch lächelt laut einer ernsten Studie der Uni Standford durchschnittlich 15x am Tag. Das macht 5475 Lacher im Jahr. Nicht schlecht? – Vielleicht können wir durch diesen Gottesdienst und diese Predigt diesen Schnitt etwas heben?!
  • Und das ist ja nicht „Pipifax“! Lachen ist etwas Entscheidendes für unser Menschsein: Der Philosoph Rabelais sagt: „Des Menschen Vorrecht ist das Lachen.“ Ein anderer – Lessing: „Das Lachen erhält uns vernünftiger als der Verdruss.“ (Lessing) Und ein katholischer Freund des Lebens fügt hinzu: „Das Lachen aus heiterem Herzen ist mehr wert als die längste und schärfste Predigt.“ (Kolping) Wooww!
  • Und dabei gibt es ganz verschiedene Lacharten: Manche von uns lachen schrill, andere ansteckend. Es gibt perlendes, brüllendes, gurrendes, gewinnendes, ordinäres Lachen. Man kann sich (im Schwäbischen vor allem) scheckig, krank, bucklig, halbtot lachen. Manche lachen dort „neiwärts wie a Klosterkatz“ oder „so breit, dass man den Wecka im Maga liega sieht“.
  • Das schönste Lachen haben die Babys: Ihre Zustimmung zum Leben. Wohl direkt von Gott mitgegeben, vielleicht auch um Jugendliche und vor allem Erwachsene an das Fröhlichsein zu erinnern. Was meint ihr wie oft laut der obigen Studie die Kinder täglich lachen? (raten lassen) -> 400x amTag! So lustig fangen wir an!
  • Dann werden die Portionen immer kleiner. Man lernt die Lektionen des Lebens und verlernt das Lachen. Es bleibt auf der Strecke und damit auch die Lust am Leben… Dabei hilft einmal lachen besser als 3x Medizin. Die obige Studie sagt: „20 Sekunden Lachen trainieren den Körper genauso gut wie 5 Minuten Rudern. Lachen senkt den Blutdruck, verlangsamt den Herzschlag, beflügelt die Durchblutung des Gehirns.“ Lachen ist gesund. Aber das verschreibt ja kein Doktor.

(Angaben dem Buch „Knitz Geschichten“ paraphrasierend bzw. zitierend entnommen: Stuttgarter Nachrichten (Hg.), Quell-Verlag 1995)

2. Kindsein einfach abzuhaken? 

Aber aus Kindern werden Jugendliche und aus ihnen Erwachsene: Und damit werden wir also stets ernster, beflissener – und haken das lachende, leichte und lebenslustige Dasein ab. Aber ist es so leicht abzuhaken? Denn es hat doch für Leben UND Glauben immense Bedeutung!Unsere Position zum Kindsein ist gefährlich: Wir halten es nur für kindische Kleinkind-Schnullerei und orientieren uns schnell am ernsten Erwachsensein: Es könnte ja kindisch-peinlich werden… Aber mein Leben soll ja einen ambitionierten Plan verfolgen und mit Zielorientierung ernstmachen. So sind wir schon in jungen Jahren durchgetaktet: Schule bis in den späten Nachmittag hinein, Notendruck, Sport oder Kunst mit großem Ehrgeiz. „Hallo Leidzungsgesellschaft“!

3. Kinder öffnen den Himmel (auf Erden)

Jesus scheint da anders drauf zu sein. In Markus 10,13-16 wird uns folgende Geschichte erzählt: Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Im Leben mit Gott öffnet also Kindsein den Himmel, lässt den Himmel reich-lich schmecken. Und wem der Himmel offen steht, der schmeckt auch Lebenslust schon hier und jetzt!
Sind wir fähig, schärfer draufzusehen?! Fähig zum Tiefblick? Können und wollen wir Künstler sein und die Kunst erlernen, „sich noch wie ein Kind zu freu’n“. Sie ist nicht selbstverständlich, denn wir alle sind – wie angedeutet – oft genug Gefangene des Alltags, von Zwängen und Mustern mit Hektik, Geschrei, Defizitorientierung, Missverständnissen, Ängsten. Jesus hingegen lobt das Kindsein: „Wie ein Kind sein – dann öffnet sich dir der Himmel“.“ Martin Luther kann hier mitgehört werden: Man schreibt ihm dieses Wort zu: „Wer einem Kind begegnet, hat Gott auf frischer Tat ertappt.“ 
Jesus heißt das Kindsein gut. Kindsein ist nicht abzuhaken. Ja: Kinder haben uns laut Jesus was zu sagen, nämlich worauf es ankommt im Glauben und Leben, wie Leben und Glauben klingen kann.

4.    Kind- und Künstler sein: Kinder-Kunst wagen

Kindsein öffnet den Himmel: Aber was genau wird geöffnet, was genau ist – Luther nach – die „Frische-Tat“ Gottes mit Kindern, die im Mittelpunkt stehen? Wir wollen noch auf die Kinder bzw. das Kindsein achten, um diese „Frische-Tat“ Gottes zu entdecken – aus Kinderschuhen sind wir entwachsen, aber eben nicht aus dieser Kinder-Schule! Auf das Kindsein achten und Lebenskünstler/in werden – um das geht es. Denn:

a. Kinder-Kunst lernen, heißt, Leben im Augenblick nicht zu verlernen. Also merken, dass Planen, Definieren seine Zeit hat, aber eben nicht alles ist. Leben ist keine mathematische Gleichung mit auflösbaren Unbekannten, Glauben und Leben rechnet sich nicht nur! Vielmehr ist es beides immer wieder Geheimnis, zauberhaftes Spiel, vitaler Augenblick. „Wenn du den Augenblick verpasst, verpasst du das ganze Leben“, sagt der kürzlich verstorbene TV-Talker Roger Willemsen. Hier die Kinder-Kunst lernen, das ist: nicht über das Leben reden, sondern Leben er-leben: Hier, jetzt, bei mir, … bei dir…, … bei Gott.  Selbstvergessen, unverstellt, nicht verklausuliert und kompliziert, sondern geraderaus. Kommunikation mit dem Herzen, bei der Sache sein, denn man kann mit den Lippen dies und das erzählen, auch bekennen und loben, aber doch mit dem Herzen ganz woanders sein. Gehört dies nicht zur glücklichsten Zeit deines Lebens als du noch nicht (die Uhr) lesen konntest? Ganz versunken ins Spiel? Voller Lust? Oder wo du geküsst hast – und nicht nur übers Küssen geredet hast? Kinder-Kunst ist Leben und Glauben im Augenblick. Das Reich Gottes schmecken und kosten – und nicht bloß diskutieren. Diese „Frische-Tat“ Gottes ist durchs Kindsein zu erleben! Nachdenklich fragt Herman van Veen hier an:
Wer
Wer hat den Ernst in dein Gesicht gebracht wer hat das Licht gelöscht in dir
wer hat die roten Wangen bleich gemacht wer brach roh ein in dein Revier
wer nahm die Leichtigkeit die Unbefangenheit wer brachte dich um deine allerschönste Zeit?

Wer machte deine klaren Augen blind wer trieb mit dir ein böses Spiel
wer tötete das unbeschwerte Kind das immer aufstand, wenn es fiel
wer bremste deinen Drang wer lehrte dich den Zwang
wer brach die Flügel dir, bevor der Flug gelang?

Wer ließ dich einfach in der Ecke stehn wer hat dein Spielzeug dir zerstört
zu wem hast du vergeblich aufgesehn auf wen hast du umsonst gehört
wer hat nur unerlaubt die Zukunft dir geraubt
wem hast du vorbehaltlos bis zum Schluß geglaubt?


b. Und Kinder-Kunst lernen, heißt auch: Ich brauche einen Anderen. Ich bin angewiesen – auf einen Anderen. Bin mir selber nicht genug.  Die Angewiesenheit meines Lebens ist immer noch einzusehen und zu bejahen – Leben, das anderes Leben braucht: Dies ist nicht zu verlernen.
Wichtig dabei: Dies ist nicht nur – wie so oft geschieht – als Schwachheit meiner Person zu deuten: „Ich arme Sau – ich schaff’s halt nicht allein…“ – Nein: Es ist viel mehr! Es ist ein Lebens- und Liebes-Zeichen. Nur wenn wir uns als auf Andere Angewiesene erfahren, können wir uns freundlich begegnen, können Freundschaften vertiefen. Nur so können wir liebesfähige und liebende Menschen sein. Nur solch ein geöffnetes Herz kann mit wirklichen Begegnungen und Beziehungen beschenkt werden. Liebe ohne Angewiesenheit gibt es nicht. Von den Kindern lernen wir: Ich bin erst durch eine/n andere/n der, der ich (geworden) bin. Ich brauche den anderen, weil ich erst durch ihn werde, der ich bin. Und das ist auch im Glauben so: Gottes Kind zu sein, heißt nicht, überall erwachsenen zu werden und nur im Leben mit Gott auf Kindesniveau zu bleiben – ohne große Fragen, Zweifel. Ohne Ringen um veränderte Wahrheiten. Ein Kind Gottes zu sein, heißt in erster Linie, dass ich auch noch als erwachsen werdender Mensch (oder als Erwachsener) weiß, dass mein Leben angewiesen ist, und ich nur so ein liebender Mensch sein kann.Kinder-Kunst ist angewiesenes liebendes Leben. Eine zweite „Frische-Tat“ Gottes für unser Leben!  

Merken wir nicht, dass ein lebendiger Glaube, ja, dass ein lebendiges Leben nicht ohne diese Art Kinder-Kunst zu finden ist? – Diese 2 Lernschritte gehören dazu: „Kind zu sein, Kind Gottes zu sein sucht das Leben im Augenblick und das Ja zu einer liebenden Angewiesenheit.  Kinder-Kunst lässt uns ganz Mensch sein. Wie Erich Kästner einmal sehr eindrücklich bestätigt: „Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.“ Lasst uns also nicht zu schnell etwas abhaken, was so bedeutsam ist. Lasst uns Frische-Taten Gottes erleben und den Himmel kosten – und damit immer wieder neu Lebenslust finden.
Amen.

Es muss ja nicht immer „Wasser“ sein, das den Durst löscht. Kakao ist in der Regel beliebter. Und mit diesem natürlich auch die süße Schokolade.
Diese kurze Andacht geht einer spirituellen bibelorientierten Genusskultur in Bezug auf Schokolade nach und ermöglicht am Ende mit in einer kleinen Gebetsaktion, diese gleichmal einzuüben.

Er wird geliebt: der Kakao. Gerade, wenn es kalt ist: Draußen vor der Haus- oder drinnen hinter der Herzenstür. Ein majestätischer Trank, der Wunder wirkt: Die heiße Schoko ist DAS Hausmittel gegen die angeknackste Seele. 
Allerdings ist sie auch eine Energiebombe: Der seelischen Ent-Lastung steht die körperliche Be-Lastung gegenüber. Das Problem dabei ist nicht die süße Versuchung selbst, sondern vor allem das Maß des Konsums. 

Eine spirituelle Genusskultur könnte deshalb so aussehen:

a. Kaufe und konsumiere immer nur nach Bedarf! – Schon in Bezug auf das süße Manna im Alten Testament gebietet Gott weise: „Das Volk soll hinausgehen und täglich sammeln, was es für den Tag bedarf.“ (2. Mose 16,4) Sobald du Schoko und Kakao im Hause lagerst, greift die Gier und Maßlosigkeit nach dir: Du isst und trinkst sofort mehr, als dir gut tut. Genieße unterwegs oder im Café den versüßten Augenblick. Dein Körper dankt es dir.

b. Nasche und verfeinere den Geschmack mit Lebens-Worten des Evangeliums! – Wenn es heißt: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut…“ (1. Tim 4,4), dann lass‘ jedes einzelne Stückchen bzw. jeden Schluck dir etwas von dieser Güte Gottes näher bringen. Genieße meditierend beispielsweise das Wort „Ich lebe, und du sollst auch leben“ (Joh 14,19) zusammen mit der Schoko auf deiner Zunge. Deine Seele dankt es dir.

c. Versprühe Sahnehäubchen und trinke Fairtrade! „Gott hat Gerechtigkeit lieb“, singt Psalm 11,7 uns ins Herz. Auf etlichen Kakaoplantagen erklingen aber nur die Dissonanzen schlechter Arbeitsbedingungen und übler Kinderarbeit im Loop. Kaufe nicht diese Art Bitter-Schokolade. Dein Gott dankt es dir.

Mit dieser spirituellen Genusskultur wird das Leben wirklich süß und geschmackvoll. Wenn Jesus in Offenbarung 21,6 verheißt: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wasser umsonst“, spricht also nichts dagegen, dass man damit ab und an auch sein Kakaopulver aufbrüht.

-> Tipp für eine anschließende Meditation mit einem passenden Bibelwort: Übe dich in die Kultur ein und genieße allein oder mit Anderen eine Tasse Kakao in der Weise wie oben unter b. beschrieben.

Erstveröffentlichung dieser Andacht in Kuttler, Cornelius (Hg.): „Lebendig“; Stuttgart 2017

Manchmal ist es frustrierend: Wir zeigen Einsatz für das Reich Gottes und säen, „was das Zeugs hält“ – aber was bringt es überhaupt?
Diese kurze Andacht will neu ermutigen, indem sie in den Fokus stellt, was unsere eigentliche Aufgabe beim Wachsen ist – und was die Gottes. Ein kurze Aktionsmöglichkeit will das Gesagte noch versinnlichen. 

Frustriert hielt der Fünfjährige die Gießkanne in der Hand: „Papa, jetzt habe ich die Blumensamen schon zum fünften Mal gegossen, aber es passiert einfach nichts!“ Voller Hoffnung hatte er die Samen eingegraben, mit allem Fleiß morgens und abends gegossen. Und das Ergebnis: Nichts! Oder doch?
Was da unter der Erde keimte, konnte er zwar noch nicht sehen. Doch seit dem ersten Gießen hatte in den Samen ein Verwandlungsprozess begonnen, der schon bald zum Aufbrechen einer wunderschönen Blume führen sollte. Geduld war nötig, und Treue zum Gießen – auch wenn der Erfolg nicht sofort sichtbar wurde.

Frustrierend sind für manchen die Erfahrungen, wenn man dazu beitragen möchte, dass Gottes Reich wächst. Da hält man eine Andacht – und spürt nicht, ob etwas vom Gesagten „ankommt“. Eine Mitarbeiterin hat im Gemeindehaus das Regal mit den Brettspielen endlich mal sortiert – doch kaum einer bemerkt es. Seit Jahren ein Dauerauftrag an die Kinderhilfsorganisation – und noch immer kommen leidvolle Nachrichten aus den Krisenregionen.

Doch wie verheißungsvoll klingt es beim Propheten Jesaja: „Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“ (Jesaja 55,10f nach Luther)

Diese prophetische Zusage ermutigt, trotz vordergründiger Erfolglosigkeit dranzubleiben. Gottes Wort wirkt, es kommt nicht einfach leer zurück. Manchmal hören wir nach Jahren: „Dein Einsatz damals hat sich gelohnt! Du warst wichtig für mich! Was du gesagt hast, hat in mir etwas verändert! „
Dass so etwas gelingt, haben wir nicht in der Hand. Treue und Geduld sind unsere Aufgaben. „Doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand“.

-> Liedmöglichkeit: „Wir pflügen und wir streuen“ (Ev. Gesangbuch für Württ., 508)

-> Aktionsmöglichkeit: Es könnte Kresse gesät und mit nach Hause genommen werden. Schon nach wenigen Tagen ist zu beobachten, was durch regelmäßiges Gießen aufwächst.

Erstveröffentlichung dieser Andacht in Kuttler, Cornelius (Hg.): „Lebendig“; Stuttgart 2017

Wer kennt sie nicht: Verwandtschaftsfeste, einen 40. oder 70. Geburtstag, eine Hochzeit etc.? ‒ Feste führen „verwandte Menschen“ zusammen, fröhlich, heiter, leicht. Und auffällig dabei: Dort hat das Spiel in Form von Theater- oder Sketchspiel einen festen Sitz im Leben. Das provoziert wesentliche Fragen: Ist der feiernde Mensch also immer auch ein spielender Mensch?! Und ist der Gottesdienst nicht auch solch ein Fest, eine Feier vor Gott und darum auch von einander verwandten (verbundenen) Menschen? Wäre schön, aber… Oder doch?! – Dieser Artikel bzw. die Grundaussagen hier provozieren grundlegende Fragen zu unserem Gottesdienstverständnis und legen ein Fundament für den Weiterweg.

Während aber beim Festen gelacht, gespielt, gegessen wird, wird in Gottesdiensten in ernster Weise weitgehend aufgeklärt, unterrichtet, appelliert und eher selten gelacht, gespielt oder selbst Abendmahl gefeiert. Aber immerhin: Im Anschluss – nach (!) dem Gottesdienst – beim Catering ist vieles davon angesagt… Was würde das für einen Unterschied machen, wenn etwas davon schon im (!) Gottesdienst erfahrbar wäre?

Feier-Freude

Dabei hat das Gottesdienst-Feiern das Zeugs dazu: Dem jagenden, herausfordernden Alltag ein anderes, festliches Leben entgegenzusetzen. Und damit auch Lebensfreude und den Sinn für Spiel und Lachen zu kultivieren. Wir feiern ja GOTT in unserer Mitte. Er hat sich angesagt, zugesagt – bedingungslos und freigiebig: In Christus hat er ein eindeutiges entschlossenes „Ja“ (2. Kor 1, 19f) zu uns gesprochen. Mit jedem Gottesdienst erinnern wir uns dieser „guten alten Zeit“ und  vergegenwärtigen sie: pure Bejahung meines Lebens, lauter „Yes-Freude“, auch wenn´s stürmt und kracht. Glückes genug! Grund genug, gemeinsam zu feiern! 
Im Mittelalter z.B. mit gottesdienstlichem Lachen und Spiel. Sollte lösende Gnade keine Leichtigkeit kennen, das Heilige keinen Humor und nur todernst daherkommen? Ernesto Cardenal weist den Weg: „Wir sind noch nicht im Festsaal angelangt, aber wir sind eingeladen. Wir sehen schon die Lichter und hören die Musik.“

Übung

Wie festlich zeigt sich euer Feiern? Wie würdest du die Grundatmosphäre, die „Grundtonalität“ eures Gottesdienst-Feierns beschreiben? Auf welchen Begriff, in welches Bild könntest du dies bringen? Lässt es Festlichkeit ahnen?

Gottesdienst als Fest, Spiel und Witz

Religion und Leichtigkeit sind kein Gegensatz (Kostproben hier, falls immer noch nötig…). Gerade dann, wenn der Gottesdienst als Fest des Lebens verstanden wird. Denn Fest – Spiel – Witz bilden einen harmonischen Dreiklang. Sie haben wesentliche Dinge gemeinsam.

Erlösende Glaubenserfahrung macht die Welt zum Spielraum und den Gottesdienst zum heiligen Spiel. Hier muss nicht von vorn bis hinten alles strengstens durchgetaktet oder –geplant sein, hier atmet man Luft fürs Spiel und was sich daraus ergibt (beim Singen, bei der Moderation, bei der Verkündigung). Solche Glaubenserfahrung macht experimentierfreudig, neue Kräfte und Möglichkeiten werden entdeckt und ausprobiert.
Sie macht fehlertolerant und mutig ggü. der ständigen Sorge, ob man pünktlich landen wird oder ob die Musik hält, was sie vertont. Voller Vertrauen in den Spielmeister selbst: Christus.

Gott ist Spiel- und Lebensraum

Wie sehr unser Feiern auch Spielraum ist – wenn in dessen Mitte der lebendige Christus und nicht traditionalistische Bilder von ihm stehen – zeigt sich biblisch im Weisheitsstrom des Alten Testaments, der maßgeblich auch das Christusgeschehen im Neuen Testament bestimmt. Dort besitzt die personifizierte Weisheit (sagen wir schlicht: Christus) als Gottes Liebling schon immer, von Anfang an Spielwitz, denn es heißt: „Ich war als sein Liebling bei ihm, ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.“  – Sprüche 8,30f).

Also: Wird demgemäß, mit Christus in der Mitte, der Gottesdienst als Fest, Spiel und Witz verstanden, dann ist das keine platte Fastnachts-Veranstaltung mit drögen „Helau“-Sprüchen. Er wird schöpferischer Lebens- und Spielraum gegenüber allen knechtenden Mächten, gegenüber aller Zweckorientierung und allem Nutzendenken. Und dieser Freiraum verdankt sich allein einem Gott, der mit seiner Liebe zu Mensch und Schöpfung ernst gemacht hat und die Schattenmacht des Todes durch sein Kreuz gebrochen hat. Ohne diese Dynamik wäre die Trias Fest – Spiel – Witz nur lächerlich… Aber jetzt riecht und duftet es nach Lebensfreude und –lust. Auch bei euch?

Grundaussagen dieses Artikels sind dem Buch „Gottesdienst einfach anders“ von Steffen Kaupp entnommen (Kap. 1 dort). Erhältlich bei buch+musik.

Heute möchte ich euch die Geschichte einer Weihnachtskrippe erzählen oder vielmehr: die Geschichte einer Familie und ihrer neuen Weihnachtskrippe.

Es war einmal die Familie Meier. Und es war der 23. Dezember. Immer an diesem Abend vor Heiligabend baut Vater Meier zusammen mit seinen drei Kindern die Weihnachtskrippe auf. In der ganzen Wohnung riecht es schon nach Plätzchen und nach Weihnachtsbaum und im Wohnzimmer brennen die Kerzen. Wie jeden Abend vor Heilig Abend geht Vater Meier in den Keller, um den Karton mit den Krippenfiguren zu holen. Mutter Meier räumt schon den Platz frei, an dem die Krippe jedes Jahr neben dem Weihnachtsbaum steht.

Die Kinder hören ihren Vater im Keller rumpeln und freuen sich, die Krippe gleich aufzubauen. Denn wenn die Krippe dann einmal steht, dürfen sie sie eigentlich gar nicht mehr anfassen. „Die Figuren sind so zerbrechlich“, sagt Mutter Meier immer. Und: „Die Figuren sind aus Ton und Holz, das ist nicht zum Spielen. Und die feinen Kleider und Umhänge mit Silberfäden. Und sie ist schon so alt, die hat Tante Josephine schon von ihrer Oma bekommen, bevor sie sie uns weitergab.“

So warten die Kinder auf ihren Vater. Doch dann kommt dieses Jahr alles anders. Vater Meier kommt mit leeren Händen wieder hoch. „Ich kann die Krippe nicht finden“, sagt er zu seiner Frau. „Hast du sie im Keller woanders hingeräumt?“ – „Nein“, sagt Mutter Meier, „sie steht immer im Keller auf dem Regal links von der Tür.“
„Nein, da war sie doch noch nie“, sagt Vater Meier. „Sie steht doch immer rechts von der Tür mit dem ganzen anderen Kram von Tante Josephine. Und links kann gar nicht sein, denn auf dem Regal links von der Tür waren doch die Kartons mit dem alten Schrott, den ich auf die Müllkippe gebracht habe.“
„Nein, der ist rechts von der Tür“, sagt Mutter Meier. 
Vater Meier stammelt: „Dann… war in den… Kartons links von der Tür nicht der aussortierte Schrott?“

Die Kinder stehen zwischen ihren Eltern und können dabei zusehen, wie in die Augen ihres Vaters die nackte Panik kriecht, während ihrer Mutter die Zornesröte ins Gesicht steigt. Ihre Mutter holt tief Luft, so wie sie nur für ein richtiges Donnerwetter Luft holt. Doch bevor sie etwas sagen kann, ruft Vater Meier: „Ich muss noch mal ganz dringend weg.“ Und rennt aus der Tür. So kann ihre Mutter einfach nur tief und langsam ausatmen und hoffen, dass es diese Weihnachten nicht noch schlimmer kommt.

Der Platz für die Krippe ist noch eine Weile leer. Doch dann kommt Vater Meier wieder, mit einem Karton unter dem Arm. „Also“, sagt er, „Also. Ich habe uns eine neue Krippe gekauft. Aber so kurz vor Weihnachten hatten viele Läden schon zu, und ich habe nur noch eine einzige finden können. Ich hoffe, sie gefällt euch.“ Und er hält seiner Familie den Karton hin.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein“, ruft Mutter Meier. „Die ist doch klasse“, ruft Nick, der Älteste der drei Geschwister, und greift gleich nach dem Karton. Und dann, während in der Küche Vater Meier seiner Frau besonders eifrig dabei hilft, die letzten Geschenke einzupacken, bauen die drei Kinder die neue Krippe auf. Als sie fertig sind, rufen sie ihre Eltern ins Wohnzimmer, und die sehen dann eine neue, ganz andere Krippe.

„Also, ich weiss ja nicht.“, sagt Mutter Meier. „Die ist doch aus Plastik.“ – „Na und“, sagt Nick, der Älteste: „Dafür dürfen wir diese Krippe anfassen, und wir können damit spielen. Bei der alten Krippe aus Holz und Ton hatte ich immer Angst, dass ich etwas kaputt mache, dass wir dann nie wieder bekommen, all diese feinen Umhänge, und die kleinen Lämmer mit den zerbrechlichen Holzbeinen, und all das. Warum soll eine Krippe nicht aus Plastik sein? Ist Holz und Ton denn irgendwie frömmer? In der echten Krippe damals war auch kein Ochse aus Ton, sondern ein echter, und Joseph und Maria hatten keine geschnitzten Holzgesichter, sondern waren echte Menschen.“

Jetzt traut sich auch Vater Meier wieder, etwas zu sagen: „Und das mit dem Anfassen und Spielen finde ich eigentlich ganz gut, denn Jesus ist ja damals auch ganz nah zu den Menschen gegangen, hat sie berührt und hat sich berühren lassen. Und da ist eine Krippe, die so wertvoll ist, dass niemand sie anfassen darf, doch eigentlich gar nicht richtig. Und wenn Plastik ein bisschen billig aussieht, das passt doch auch: Denn die Geburt Jesu war ja gerade keine Geburt wie die eines hohen Königs im Palast mit reichen Gewändern und teuren Speisen und all dem. Sondern er wurde in armen und eigentlich schlimmen Umständen geboren, in einem Stall und sein erstes Bettchen war ein gebrauchter Futtertrog. Da passt doch eine Krippe ganz gut, die im Material nicht so wertvoll ist.“

Seine Frau sieht ihn an: „Seit wann kennst du dich denn so gut aus?“, fragt sie ihn. Aber dann muss sie doch lächeln. Und Familie Meier geht an diesem Abend einigermaßen friedlich ins Bett. Und ihre neue Krippe steht im Wohnzimmer, und es passiert auch fast nichts.

Und der Morgen des 24. Dezembers beginnt für Familie Meier für kurze Zeit auch friedlich. Doch als Sophie, die mittlere der drei Geschwister, ins Wohnzimmer geht, hört ihre Familie plötzlich einen wütenden und empörten Schrei. Alle rennen zur Krippe, und sehen, was auch Sophie schon entdeckt hat: Zwei kleine Männchen mit gelben Köpfen stehen vor der Krippe und grinsen das Jesuskindlein an. „Was machen diese Kerle in unserer Krippe?“, ruft Sophie anklagend. Ihr wütender Blick bohrt sich in ihre beiden Brüder. „Und wer war das?“ – „Ich dachte“, sagt der kleine Alex, „ich dachte, sie wollen bestimmt auch zum Jesuskindlein kommen.“ – „Aber sie sind doch viel zu klein“, sagt Sophie.„Zachäus war auch klein.“, sagt Alex, der in der Kinderkirche gut aufgepasst hatte, „und er durfte auch zu Jesus kommen.“ – „Aber sie passen mit ihrer ganzen Art nicht dazu“, sagt Sophie, „die sind doch ganz anders.“

Ihre Mutter steht etwas gequält daneben, aber sagt dann: „Ich weiss genau, was du meinst, Sophie. Aber trotzdem finde ich auch, dass Alex irgendwie Recht hat. Warum sollten sie nicht zur Krippe kommen dürfen?“ – „Die sind doch aus einer ganz anderen Zeit, guck doch mal, der eine ist doch Postbote!“, ruft Sophie empört.

Dazu fällt Vater Meier etwas ein: „ Weißt du, Jesus kam zwar vor 2000 Jahren auf die Welt, aber er kam ja, um alle Menschen zu sich zu rufen. Alle Menschen, die vor ihm gelebt haben, und alle, die nach ihm leben so wie wir.“ – „Aber dann kann ja jeder kommen.“, ruft Sophie. „Ja genau“, ruft Nick. „Eigentlich dürfen alle zur Krippe kommen, egal, ob sie gelbe Köpfe haben, oder klein oder groß sind, ob sie aus Holz oder aus Plastik sind.“

Sophie ist für einen Moment still. Dann fragt sie: „ Und was ist mit Tieren?“ – „Also, die Schafe jedenfalls durften kommen.“, sagt ihr Vater, „und Ochs und Esel waren auch schon da.“ – „Aber was haben denn Tiere von Jesus?“, fragt der kleine Alex. „Hat Jesus auch die Tiere zu sich gerufen?“ Seine Mutter muss kurz nachdenken, dann sagt sie: „Nun, Gott war auch immer für Tiere da. Er hat sie erschaffen, und dann hat er sie in der Arche Noah gerettet.“

Dazu fällt auch Vater Meier etwas ein: „Und in der Bibel steht auch, dass im Reich Gottes die Tiere aufhören, sich gegenseitig zu fressen, und alle Tiere, die natürliche Feinde waren, dann friedlich miteinander leben werden. Und dieses Reich Gottes hat ja auch mit Weihnachten, durch die Geburt Jesu angefangen. Da dürfen bestimmt auch Tiere zur Krippe kommen, auch andere als Ochs, Esel und die Schafe.“ Jetzt strahlen Sophies Augen. Und alle drei Kinder stürmen in ihr Kinderzimmer zu ihren Spielfiguren.

Ihr ahnt es bestimmt schon. Es dauert ungefähr eine Stunde, und im Wohnzimmer ist ein emsiges Treiben, und dann ist die Weihnachtskrippe der Familie Meier komplett bevölkert. Spielfiguren in allen Farben und Formen und aus unterschiedlichen Epochen und Zeiten zogen zur Krippe hin. Kleine und große, aus Plastik und aus Holz. Mutter Meier muss sich das erst einmal genauer ansehen.

„Da kommen ja auch Römer zur Krippe.“, sagt sie. „Waren denn das nicht Feinde von Jesus. Wollten sie ihn nicht töten?“ – „Jesus will zu allen Menschen kommen“, antwortet Sophie, „und er will, dass alle Menschen an ihn glauben und zu ihm kommen. Auch wenn sie mal seine Feinde waren.“
„Und der erste, der in Jesus den Sohn Gottes erkannt hat, war römischer Zenturio“, fügte Vater Meier an.
„Und dann kommen auch Piraten“, sagt der kleine Alex eifrig, „weil sie nicht mehr böse sein wollen. Und ganz viele Tiere und die ganze Polizei kommt im Mannschaftsbus und einer mit dem Motorrad.“

„Ja, aber“, fragt Vater Meier, „Was macht der Postbote da?“ – „Der bringt Geschenke für das Jesuskind“, sagt Nick. „Und der Arbeiter mit der Schubkarre hilft im Stall, damit Maria und Joseph es nicht ganz so schlimm haben.“ Und Sophie sagt: „Und Wolf, und Krokodil und der Hai kommen, weil sie in Frieden mit all den anderen Tieren leben wollen.“
„Na, da habt ihr ja ganz schön gearbeitet“, sagt Vater Meier. „Aber ihr habt bei all dem Gewimmel das Wichtigste nicht aus dem Blick verloren.“
„Das Jesuskind liegt in der Mitte und bei ihm sind seine Eltern. Nicht, dass der ganze Trubel hier an Weihnachten dazu führt, dass wir das kleine Kindlein übersehen, das da geboren wird.“ 
Seine Frau schaut ihn an: „Also für jemand, der unser Erbstück auf den Müll bringt und Krippen aus Plastik kauft, weißt du aber trotzdem ganz gut, worauf es an Weihnachten ankommt.“

Und jetzt? Jetzt ist es an uns, diese Krippe sogar noch größer zu bauen. Denn jetzt stellen wir auch noch uns alle zur Krippe dazu. 
Wir tun dies mit dem Lied: „Ich steh an Deiner Krippen hier“.

Hinweis: ihr könnt während der Geschichte selbst eine Krippe aufbauen. Oder im Vorfeld schon die passenden Fotos machen und über den Beamer zeigen!

Alle beieinander

Wie Jesus Menschen am Tisch verbindet

Ist neben Kreuz und leerem Grab nicht gerade auch der Tisch ein Grundsymbol des Glaubens, ein entscheidender Impuls für das Wirken Jesu? – Warum erläutert dieser Artikel und führt entsprechend konsequent mit Predigt, Beichtgebet und alternativen Einsetzungsworten stringent hin zur Feier des Abendmahls. Lohnenswert allemal und die Zachäus-Erfahrung darf da nicht fehlen…

Grundinformationen

Das Setting
Im Altarraum steht ein gedeckter Tisch mit weißem Tischtuch, schönem Geschirr, Blumen, Servietten, Kerzen. 

Liedauswahl 
Da die Bausteine hier ursprünglich zu einer Gottesdienstfeier am Vorabend der Konfirmation gehören, könnte es sich anbieten, 2-3 Lieder, die am nächsten Tag im Konfirmationsgottesdienst gesungen werden, an dieser Stelle schon einmal einzuüben. Damit sind die Lieder am nächsten Tag zumindest für einen Teil der Gemeinde nicht mehr ganz unbekannt. 

Inspirationsquelle 
Siegfried Zimmer/Georg Schützler, Freunde und Feinde, Bettler und Bosse an einem Tisch – von der Bedeutung des Abendmahls, in: Zimmer/Schützler, Nachteulen-Gottesdienste, Spirituelle Angebote für Kirchenferne, 2001, S.128-155.

Bausteine 

Schriftlesung: Lk 19,1-10 (Zachäus-Geschichte)

Predigt: „Tischgemeinschaft“1
Reliunterricht 4. Klasse Grundschule. Ich frage die Kinder: „Was ist denn das wichtigste Symbol, das wichtigste Bild im christlichen Glauben?“ Die Hände schnellen nach oben – die Kinder sind sich einig: „Das Kreuz!“ Das Christentum als Religion des Kreuzes. In jeder Kirche steht es im Zentrum, wir tragen es als Kette um den Hals, manche lassen es sich auf die Haut tätowieren. 

Der Tisch – Markenzeichen Jesu
In letzter Zeit habe ich mich gefragt – gibt es nicht noch ein Symbol, ein Markenzeichen, das mindestens genauso wichtig ist? Und so stelle ich heute Abend die Behauptung auf: Der Tisch, genauer, der gedeckte Tisch gehört genauso zum christlichen Glauben wie das Kreuz. Warum? Weil auch der gedeckte Tisch, genauer die Tischgemeinschaft in einem Bild davon erzählt, wie Gott ist. Das Gemeinsam-um-einen-Tisch-Sitzen ist das Markenzeichen des Jesus von Nazareth. Die Bibel erzählt an vielen Stellen davon, wie er zusammen mit Menschen an einem Tisch saß. 

Gemeinsam an einem Tisch sitzen, das ist und war auch damals nichts Besonderes. Die Menschen saßen viel an einem Tisch, haben Freunde eingeladen, gegessen und getrunken, gelacht und über allerlei gesprochen. 

Bei Jesus war es aber mehr als das. Denn er hat sich genau die Typen ausgesucht, die keiner an seinem Tisch haben wollte. In der damaligen Zeit hatten die Menschen ein großes Bedürfnis nach Abgrenzung. Die jüdische Religion unterschied ganz klar zwischen rein und unrein. Aufgabe war es, alles Unreine zu meiden. Um alles, was als „unrein“ gilt, machte man einen großen Bogen. Und darunter verstand man nicht nur Dreck, unreine Tiere, sondern auch Menschen. Menschen mit einem bestimmten Beruf und damit Ruf. Menschen aus einer bestimmten Schicht, Menschen aus der Fremde. Um die machte man einen großen Bogen. Kling nicht unbekannt, würde ich sagen. Klingt nicht nach: „Es war einmal vor langer, langer Zeit…“

Von der Abgrenzung zur Umarmung
Wie sieht es denn in unserer Zeit aus? Machen wir nicht auch einen Bogen um gewisse Personen? Trennen wir nicht auch zwischen denen, die ich an meinem Tisch haben will und den Anderen? Teilen wir nicht auch ein in Schubladen, Schichten und Klassen? Wie sieht es aus mit den Trennungen in Arm und Reich, in Oberschicht und Unterschicht, in Freund und Feind, rechts und links, schwarz und weiß? Ist das unser Schicksal? Sind wir Menschen dazu verdammt, die Menschheit einzuteilen, Grenzen zu ziehen, in Schubladen zu stecken, Zäune zu bauen? „So ist es eben. Es war schon immer so und wird immer so sein!“

Wenn Jesus Tischgemeinschaft hat, dann sitzen da an einem Tisch die schärfsten Gegensätze: Rein und unrein. Angesehen und verachtet. Die Erfolgreichen und die Außenseiter, die Verlierer der Gesellschaft. Cool und uncool. Beliebt und unbeliebt. Seine Tischgemeinschaft überwindet Vorurteile, Abneigung und Hass. Sprengt Grenzen, Mauern und Zäune. An Jesu Tisch wird abgebaut, was Menschen trennt. Jesus hat diese Art des Zusammenseins geradezu gesucht, selbst gestartet. Es lief ja eben nicht nur so, dass die Ausgeschlossenen und Unreinen seine Nähe gesucht haben, sondern er hat ihre Nähe gesucht: „Ich will mit dir an einem Tisch sitzen!“ 

Da trifft er auf den Zöllner Zachäus, ein Steuerbetrüger und sagt zu ihm: „Ich muss heute mit dir an einem Tisch sitzen!“ Ich mit dir. Und diese Bewegung zu den Menschen hin, diese Nähe, die Jesus sucht, die hat heilende Kraft: Zachäus verändert sein Leben. Entrümpelt. „Von jetzt an will ich anders leben! Gerecht und fair. Voller Liebe. Ich will alles zurückzahlen, was ich den Menschen einfach genommen habe.“ Diese Tischgemeinschaft des Jesus von Nazareth stellt das Leben des Zachäus auf den Kopf. Macht aus ihm einen neuen Zachäus. Weil Jesus die Abgrenzung überwindet. Den Zachäus in seine Nähe der Liebe bringt. Hier darf Zachäus Mensch sein. Hier findet er das, was ihm alle andern verweigern: „Auch du bist wertvoll, Zachäus. Du und ich an einem Tisch…“

Gott selbst bei seinen Menschen
Und Jesus verbindet diese Art der Tischgemeinschaft unmittelbar mit seinem Gott: „Gott selbst hat mich zu einem solchen Leben inspiriert. Deshalb komme nicht nur ich zu euch, sondern mit mir auch Gott. Gott ist so kontaktfreudig und interessiert, wie ich es bin. Er ist so voller Liebe und Anerkennung wie ich es bin. Meine Art zu leben habe ich von ihm.“

Diese Tischgemeinschaft stellt die Welt auf den Kopf, alle Einteilungen und Schubladen der Gesellschaft und unseres Denkens. Das Abendmahl erinnert an Jesus und seine vielen Stunden am gedeckten Tisch. Es rüttelt immer wieder an unseren Einteilungen und Schubladen. Und stellt unsere Systeme gewaltig in Frage. Mich in Frage.

Jesu letzte Tischgemeinschaft
Und dann ist der letzte Abend an einem Tisch. Die letzte Tischgemeinschaft des Jesus von Nazareth. Mit ihm an einem Tisch die 12 Jünger. Es herrscht eine besondere Stimmung an jenem Abend. Zuvor hatte Jesus im großen Jerusalemer Tempel die Tische umgeworfen und die Händler vertrieben. Einen riesen Tumult an diesem heiligen Ort angezettelt. Darauf stand Strafe. Eine hohe Strafe. Es war nur eine Frage der Zeit, wann man ihn verhaften würde. Das war ihm und sicherlich auch seinen Jüngern klar. An diesem letzten Abend saß er nochmals mit ihnen an einem Tisch. Die Zeit war knapp. Und wenn die Zeit knapp wird, dann reicht es nicht mehr für große Reden. Dann bleibt nur noch das, worauf es wirklich ankommt. Eine Zusage, ein Versprechen. Einen Bund über den Tod hinaus: „Mein Leben gegeben für euch. Von der ersten bis zur letzten Sekunde. Mein Tod für euch.“ Es sind diese winzig kleinen Worte: „für euch“ – die die Welt aus den Angeln heben, die etwas komplett Neues schaffen. Nicht ich tue etwas für Gott, damit er hoffentlich mich lieben kann. Sondern ich, Gott, für euch. Von der ersten bis zur letzten Sekunde.

Abendmahl feiert die Kontaktfreudigkeit Jesu, sein Interesse am Menschen, seine Zuwendungskraft. Die Überraschung darüber, dass er sich mit allen Menschen an einen Tisch setzen will. Ein größeres Ja zum Anderen gibt es nicht. Mehr Akzeptanz geht nicht.  Mehr „Du bist wertvoll in meinen Augen“ geht nicht. Wir feiern im Abendmahl, dass bei Gott alle Menschen ohne Wenn und Aber angenommen und gleich geachtet sind und dass Gott uns als solche Menschen miteinander verbinden will. Diese Zuwendung ist das Geheimnis des Mannes aus Nazareth. Und diese Zuwendung ist das Göttliche und Größte an Gott. Von dieser Zuwendung – dass Gott durch und durch für mich ist – leben wir alle. Und das feiern wir jetzt. Amen

Beichtgebet
Das Abendmahl, der gedeckte Tisch stellt mich in Frage: 

  • Wie zugewandt, wir einladend, wie offen bist du den Menschen gegenüber?
  • Wo hältst du an deinem Bedürfnis nach Abgrenzung fest, nach Mauern und Grenzen? 
  • Wo fehlt es an Liebe, die alle Menschen an einen Tisch bringt?
  • Wer darf nicht mit dir am Tisch sitzen?

Komm an meinen Tisch, sagt Gott. Ich decke ihn für dich. Und dann lass‘ uns darüber sprechen. Erzähle mir von den dunklen Seiten in deinem Herzen. Manche Dinge kann man nur bereden, wenn man an einem Tisch sitzt. Dafür ist der Tisch eben auch da. Hier kann ich ehrlich zu mir sein. Weil Gott der Gastgeber ist. Weil der für-mich-Gott mich kennt und liebt und sich das nicht ändern wird, worüber auch immer wir reden. An diesem Tisch kann mir vergeben werden. Deshalb gehört zum Abendmahl, dass wir bekennen, beim Namen nennen, was bei uns falsch läuft, krumm und ungerade ist. 

Wir stehen dazu auf und beten: Gott, du siehst uns und kennst uns wie es kein anderer tut. Du hast den Durchblick. Das ist auf der einen Seite furchtbar unangenehm, denn du siehst Dinge, die wir niemandem zeigen wollen. Aber du bist auch der, der aufräumen kann. Der vergeben kann. Der Schweres nehmen kann. Darum bitten wir dich und bekennen, wo wir in letzter Zeit uns danebenbenommen haben. Wo wir uns selbst und andere nicht mit Liebe begegnet sind. Du bist verschwenderisch mit deiner Liebe, wir sind oft furchtbar geizig damit. Vergib uns. In der Stille sagen wir dir, was uns jetzt an Schuld in den Sinn kommt…

Stille

„Gott, sei mir Sünder gnädig und vergib mir meine Schuld.“ – Wenn das auch euer Wunsch ist, dann antwortet: „Herr, erbarme dich unser!“ (Gemeinde antwortet: „Herr erbarme dich unser!“)

Zuspruch der Vergebung 
Gott liebt es, Schuld zu vergeben und vergibt auch uns. Dafür steht das Kreuz und dafür steht der Tisch. Soweit der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Schuld von uns sein. Was war, soll uns nicht belasten. Was kommt, soll uns keine Angst machen. Jesus Christus spricht: „Meinen Frieden gebe ich euch. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“ Amen

(Alternative) Einsetzungsworte2 
In der Nacht, als seine Liebe der höchsten Belastungsprobe ausgesetzt war, saß er nochmals mit seinen Freunden zu Tisch. Noch einmal wollte er sie alle bei sich haben. Diesen 12, die er auserwählt hatte. Mit denen er über Stock und Stein gegangen war. Damit war jetzt Schluss. Sein Weg war an ein Ende gekommen, in den nächsten Stunden würde man ihn verhaften, verurteilen, töten. An diesem Abend nahm er das Brot in seine Hände. Er sprach ein Dankgebet und brach das Brot. Er teilte es aus mit den Worten: „Nehmt und esst. Mein Leben für euch gebrochen. Von Anfang bis zuletzt habe ich gelebt für euch. Ich werde für euch leiden und sterben, damit ihr leben könnt.“ Dann nahm er auch den Wein, sprach wieder ein Dankgebet und sagte: „Dieser Wein verbindet euch neu. Er schafft Mitmenschlichkeit. Freude sollt ihr untereinander und voneinander haben. Mein Lebensblut, meine Lebenskraft wird vergossen für euch, damit ihr Zugang findet zu Gott. Alles, was euch von Gott trennen sollte, ist gestrichen, für immer und ewig. Dafür stand und steht mein Leben.“ Amen

Und nun kommt, denn es ist alles bereit. Schmecket und sehet, wir freundlich der Herr ist.

1 Vgl. Zimmer/Schützler, Freunde und Feinde, S.131-151
2 Zimmer/Schützler, Freunde und Feinde, S.153

Von: Stefanie Kress, Jugendpfarrerin, Heilbronn

Diese Kurzpredigt buchstabiert – ausgehend von der feinen Geschichte des kleinen Nick – das Wort „Advent“ amüsant und elementar durch. Dabei kontrastiert sie eine kurze szenische Aktion, die ebf. auf jugonet erhältlich ist, und zuvor im Gottesdienst dargeboten wurde.

Vorbereitung

– evtl. Krippe + geschnitzte Figuren
– Plakate mit den Großbuchstaben des Wortes, die an entsprechender Stelle hochgehalten bzw. an die Wäscheleine gehangen werden

(Vor)Geschichte1

Nick, ein kleiner Junge besucht in der Adventszeit seinen Opa. Er schaut zu, wie der Opa an einer Krippenfigur schnitzt. An Weihnachten sollen alle Figuren fertig sein. Nicks Opa war schon fleißig – einige Krippenfiguren stehen schon da. Nick wird müde, er legt den Arm auf die Werkbank, und während er die Krippenfiguren anschaut, schläft er ein. 

In Nicks Traum werden die Krippenfiguren lebendig. Nick sieht die Hirten und auch Maria und Josef. Er merkt, dass er mit ihnen reden kann. Nick geht zur Krippe hin und schaut das Jesuskind an. Plötzlich fällt ihm etwas ein, und er erschrickt. „Was ist los mit dir?“ fragt das Jesuskind. „Ich hab’ dir nichts mitgebracht.“ sagt Nick, „das tut mir leid.“ – „Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir was bringst. Drei Sachen möchte ich gern von dir haben“, sagt Jesus. – „Ich schenk dir gern was!“ sagt der Kleine eifrig: „Drei Sachen… ähm, ah, ich weiß! Mein Snowboard, meine Playstation und ein Buch von den drei Fragezeichen? Möchtest du die Sachen haben? Ich schenke sie dir gern!“2

„Nein“, erwiderte Jesus, „das alles brauche ich nicht. Ich will gern etwas anderes von dir.“ – „Was denn?“ fragte Nick erstaunt. „Schenk mir deinen letzten Aufsatz“, sagt Jesus. Das gefällt Nick gar nicht. „Aber, aber Jesus“, sagt er ganz verlegen und kommt dabei ganz nahe an die Krippe ran. Er flüstert: „Da hat doch der Lehrer darunter geschrieben: ungenügend.“- „Genau deshalb will ich den Aufsatz haben.“ sagt Jesus. „Aber warum denn?“, fragt Nick. – „All das, bei dem andere sagen oder schreiben „ungenügend“ darfst du mir bringen. Du genügst mir!“ lächelt Jesus.  

„Und was willst du noch von mir?“ fragt Nick. „Ich möchte gern den Becher, aus dem du immer deinen Kaba trinkst.“ – „Aber den Becher habe ich doch vorhin zerbrochen!“ sagt Nick. „Ich weiß.“ sagt Jesus. „Du kannst mir immer alles bringen, was in deinem Leben zerbricht oder zerbrochen ist! Immer, wenn was futsch geht, darfst du es mir bringen.“

„Du hat ja komische Wünsche…“ sagt Nick. „Was ist denn dein dritter Wunsch?“ – „Ich wünsche mir die Antwort, die du deiner Mutter gegeben hast, als sie dich nach dem Kababecher gefragt hat.“ Nick schießen Tränen in die Augen. Er sagt: „Da habe ich gelogen. Ich hab’ gesagt, er wäre mir heruntergefallen. In Wahrheit habe ich den Becher absichtlich auf den Boden geworfen, weil ich so sauer war…“ – „Ja genau“ sagt Jesus. „Alles Dunkle, allen Zorn, alle Schuld kannst du mir bringen. Ich will dir helfen, dir vergeben, und dich verändern!“

Nick wacht auf und weiß plötzlich, warum Gott Mensch geworden ist, und warum Jesus als Heiland geboren wurde: damit er alles Ungenügende, Zerbrochene und Dunkle heilen und verwandeln kann.

Predigt

Nur `ne Geschichte, nur ein Traum… aber `ne Geschichte und ein Traum, die es in sich haben!  Von dieser Geschichte her kann man ADVENT ganz anders buchstabieren, als ihr es vorher im Anspiel gesehen und gehört habt. So buchstabiert man ADVENT: 

 1. A wie Angenommen
(Schild A zeigen, darauf verweisen)
„All das, bei dem andere sagen oder schreiben „ungenügend“ darfst du mir bringen. Du genügst mir.“ sagt Jesus zu Nick. Und er sagt den gleichen Satz zu dir und zu mir: „Du genügst mir.“
In wie vielen Situationen genügen wir nicht, weil wir nicht intelligent, sportlich, leistungsfähig, schön, gesund oder schnell genug sind? Wann hast du dich das letzte Mal un-genügend gefühlt? – Ich habe mir das auch überlegt, und mir ist eine Mini-Situation eingefallen: Vor zwei Wochen saßen wir im Jugendwerk und haben uns unterhalten. Irgendwie ging es um einen Gegenstand, und dann hat jemand gesagt, das wäre vom Inhalt  ein Kubik-Dezimeter. Es war nur so ein Gelaber, aber es waren außer mir drei Mathe-Checker im Raum. Und einer dieser Mathe-Checker sagt dann zu mir, was denn das wäre, ein Kubik-Dezimeter? Und ich so: „Keine Ahnung. 100 cm!?“ (Für alle, die es auch nicht wissen: Ein Kubik-Dezimeter ist wohl ein Liter.) Ich hab’s einfach nicht auf Anhieb verstanden. Ich hab’ dann auch schnell ein paar Sprüche geklopft, um die Situation zu retten.

Un-genügend – das war eine völlig lächerliche kleine Situation, aber ich glaube genau solche Situationen passieren ständig. Ein paar Checker um einen rum, und man selbst fühlt sich un-genügend.
Advent heißt: Jesus kommt an, und zwar bei uns, nicht um zu zeigen, dass er alles besser weiß und kann, sondern um mir und dir zu sagen: „Du genügst mir. Du bist angenommen. Bei mir gibt es kein un-genügend. Egal was andere sagen, schreiben oder zeigen: Du genügst.“

2. D wie Deluxe
(Schild D)
Bei `ner Sommerfreizeit war `ne Jugendliche dabei, die immer, wenn sie etwas besonders toll fand, sagte: „Das ist ja voll deluxe.“ 
Wisst ihr, was ich voll deluxe finde? Dass ich Jesus die Scherben meines Lebens bringen kann! Immer wieder zerbricht etwas in unserm Leben, und zwar nicht nur der Kababecher oder eine Kuchenplatte… Immer wieder zerbrechen Beziehungen, Träume, Freundschaften, Ziele…Eine Situation ändert sich, und plötzlich stehst du vor einem Scherbenhaufen.

„Du kannst mir immer alles bringen, was in deinem Leben zerbricht oder zerbrochen ist!“ sagt Jesus zu Nick und zu uns. „Immer wenn was futsch geht, darfst du es mir bringen.“ Jesus wird die Scherben nicht immer kitten und wieder zusammenkleben. Manche Scherben bleiben. Aber Jesus kommt ‚rein in deine Situation und in deinen Schmerz. Er lässt dich nicht allein mit deinen Scherben. Er ist da für dich. Er hört dir zu. Er nimmt dich wahr. Er verurteilt dich nicht. Und er macht sich auch ganz sicher nicht lustig über dich. Jesus heilt, was in dir drin zerbrochen ist. Die äußeren Scherben werden manchmal bleiben. Aber in dir verändert Jesus etwas. Da wird was heil. 

Ein alter Name für Jesus ist Heiland. Jesus will heilen, was in dir drin zerbrochen ist. „Deine Liebe trägt mich, festigt und erhebt mich“ haben wir vorher gesungen. Eine Liebe, die an den Scherben meines und deines Lebens nicht scheitert. – Das finde ich voll deluxe!

3. V wie Vergeben
(Schild)
Als Nick in der Geschichte zugibt, dass er seine Mutter angelogen hat, da sagt Jesus nicht: „Ja, genau, und jetzt guck’ mal, wie du damit klar kommst!“ – Nein, Jesus sagt: „Alles Dunkle, allen Zorn, alles Böse kannst du mir bringen. Ich will dir helfen, dir vergeben, und dich verändern!“  

Ich bin ein Mensch, der gerne lacht. Wenn ich aber gestresst bin, dann kann ich aber auch zornig werden und aufbrausen. Wenn ich mich aufrege, dann denke ich nicht mehr viel darüber nach, was ich sage. Nein, dann rege ich mich auf und dann sage ich einfach, was mir gerade in den Sinn kommt. Dadurch verletze ich immer mal wieder Menschen. Und das tut mir dann im Nachhinein sehr leid. 

Ich bin froh, dass ich mit den Situationen, in denen ich andere verletze, oder wenn ich schuldig werde, zu Jesus kommen kann. Das Kind in der Krippe wird zum Mann am Kreuz – Jesus Christus. Er vergibt mir und hilft mir, mich zu verändern. 

(Zusammenfassung der ersten Punkte zur Hinführung zu Punkt 4)

  • Wenn wir erleben: Ich bin angenommen (Schild A). Über meinem Leben steht kein Un-genügend, sondern ich genüge Jesus. 
  • Wenn wir das Deluxe-Erlebnis haben (Schild D): Ich darf mit meinen Scherben zu Jesus kommen, er ist der Heiland.
  • Wenn wir erleben: Mir wird vergeben (Schild V). Ich brauche mit meiner Schuld nicht allein fertig zu werden. 

Dann können wir als befreite, erlöste Menschen leben:

4. E wie Erlöst (alternativ: E wie Entlastung)
(Schild E)
Der Wochenspruch für diese 2. Adventswoche steht in Lukas 21 und heißt: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Wir dürfen als erlöste und befreite Menschen leben. Nicht mehr so „Kopf runter“, sondern so Kopf hoch und Arme auseinander! (illustrieren)

„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Jesus kommt zu uns, um uns zu erlösen. Er will, dass wir als befreite, aufgerichtete und aufrechte Menschen leben!

5. N wie Neuer Weg
(Schild N)
Wen Jesus erlöst hat, der kann einen neuen Weg gehen. Er schafft es nämlich, den Blick zu heben und andere wahrzunehmen. Und das ist genau das, was Jesus will: Dass ich nicht in mir selbst verstrickt bleibe,sondern meinen Nächsten in den Blick nehme. Jesus wünscht sich, dass ich dem oder der anderen Gutes tue, dass ich Frieden bringe, anstatt zu streiten. 

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Deshalb habe ich eine kleine Adventsaufgabe für euch, und zwar für heute: Es gibt hier bestimmt Menschen, die ihr nicht kennt. Bitte nickt doch einem Menschen bei diesem Gottesdienst, den ihr noch nicht kennt, freundlich zu und lächelt ihn an.
(Aktion)

Wir sind auf diesem neuen Weg nicht allein. In Jesaja 9,5 heißt es: „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ (Elberfelder)
Merkt ihr, wieviel Kraft in diesem Kind steckt?! Jesus Christus hilft mir, einen neuen Weg zu gestalten, weil er mir als wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit und Fürst des Friedens zur Seite steht!

6. T wie Tür 
(Schild T)
Nutz´ die Adventszeit, um mit Jesus Christus in Kontakt zu kommen! Es lohnt sich. Öffne ihm die Tür deines Herzens! Vielleicht kannst du das mit einem Gebet tun. 
In einem der bekanntesten Adventslieder heißt es: „Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.“
Amen

[1] Nach Axel Kühner: „Überlebensgeschichten für jeden Tag“: 21. Dezember „Zwiegespräch an der Krippe“
[2] Original: „Meinen neuen Mantel, meine elektrische Eisenbahn, mein schönes Buch mit den bunten Bildern?“

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