Mein nächster Schritt

1. Erklärungen zum Text und Bedeutung für heute

Die Geschichte vom Kämmerer aus Äthiopien kennen viele schon aus dem Kindergottesdienst. Ich erinnere mich da immer an die Bilder aus der Bibel von Kees de Kort. Doch es lohnt sich, diese Geschichte noch einmal genauer zu betrachten, weil sie im Vergleich zu anderen aus dem NT erstaunlich detailreich ist und uns heute zeigt, wie krasse Auswirkungen es haben kann, wenn ich der Stimme Gottes folge. In der Geschichte kommen nur zwei Menschen vor. Der Kämmerer und Philippus:

Der Kämmerer

Er ist Afrikaner. Er ist Äthiopier und arbeitet als Beamter für die Königin Amanitore um 50 n.Chr. („Kandake“ war ein Titel, der „Königsmutter“ bedeutet). Er ist dort quasi unser Wolfgang Schäuble – Finanzminister. Der Kämmerer ist kein Jude, er kennt den Gott Israels nicht und hat eigentlich seine eigenen Götter und Kulte, auf die er vertraut. Trotzdem ist er irgendwie, wir wissen nicht wie, mit dem Gott Israels in Kontakt gekommen. Und dieser Kontakt oder vielleicht diese Sehnsucht nach etwas oder jemand anderem, als was er bisher kennen gelernt hat, treibt ihn an, eine Pilgerreise anzutreten. Und das war kein geringes Ding. Die damalige Hauptstadt Äthiopiens war Aksum und liegt im Norden Äthiopiens. Der Weg bis nach Jerusalem ist laut Googlemaps ca. 4000 km lang. Ein Pferdewagen hatte damals eine Reisegeschwindigkeit von max. 20-30 km/h. Das bedeutet, wenn er jeden Tag 10 Stunden fährt (und das wäre wirklich sportlich), braucht er für diese Strecke ca. 133 Tage. Man kann sagen, hin und zurück ist er fast ein 3/4 Jahr unterwegs gewesen. Das zeigt, was Menschen auf sich nehmen, um ihrer Sehnsucht nach Leben und Sinn nachzugehen. Abgesehen davon braucht er auch eine Freistellung seiner Tätigkeit für diesen Zeitraum. Stell dir vor, was Frau Merkel sagen würde, wenn ihr Wolfgang sagt: „Ich bin dann mal weg, für so 9-10 Monate.“…

Doch seine Reise verläuft sehr frustrierend. Er kommt nach 4-5 Monaten in Jerusalem an und darf noch nicht mal rein in den Tempel. Er darf nur in den Vorhof, der für die Heiden bestimmt ist. Selbst die Frauen hatten mehr Rechte im Tempel als die Heiden. Und zum Schluss kauft er sich noch eine Abschrift eines alttestamentlichen Textes, den er nicht versteht. Was für eine Pilgerreise!

Für mich ist es ein Bild für die Menschen, mit denen wir leben. Auch sie haben eine Sehnsucht nach echtem, sinnvollem Leben. Vielleicht sogar, dass sie erleben, dass sie Teil von etwas Größerem sind oder nach bedingungsloser Annahme und Liebe. Und was sie nicht alles tun, um dieser Sehnsucht nachzugehen, was sie nicht alles investieren. Doch satt wird keiner. Sie sind auf dem Weg, suchen und kommen doch nicht an. Der Kämmerer bringt es selbst auf den Punkt. Er sagt: Wie soll ich es denn verstehen, wenn es mir keiner erklärt? Also mit anderen Worten: Ich brauche jemanden, der diesen lebendigen Gott kennt und mir von ihm erzählt.

Noch 4 kurze Gedanken dazu:

1. Der Mann ist auf der Suche. Und er lässt es sich was kosten.
2. Er hat eine Vorgeschichte mit Gott. Wir kennen sie nicht, aber es muss schon mal eine Begegnung gegeben haben, sonst würde er ja nicht zum Tempel fahren. Gott hat seinen Weg schon lange mit dem Kämmerer begonnen. Das, was wir hier sehen, ist nur ein kleiner Ausschnitt. Auch uns begegnen Menschen, die haben schon ihre eigenen spirituellen Erfahrungen gemacht. Und ihr könnt sicher sein, dass auch Gott schon einen Weg mit ihnen gegangen ist, bevor sie unseren Weg kreuzen. Und vielleicht ist auch die Begegnung mit uns nur ein kleiner Teil, der dazu beiträgt, dass sie Jesus kennenlernen.
3. Ohne Hilfe kommt er einfach nicht weiter, egal was er auch unternimmt.
4. Die Auswirkungen sind bis in die Gegenwart vorhanden. Außerbiblische Quellen gehen davon aus, dass der Kämmerer der erste war, der das Christentum nach Äthiopien brachte. Heute ist die Hälfte aller Äthiopier orthodox oder protestantisch.

Philippus

Nun zu Philippus. Als Erstes: Philippus ist nicht der Jünger und Apostel Philippus, sondern einer der sieben Diakone (Apg 6,1-7). Die beiden wurden in der christlichen Tradition öfter miteinander verbunden. Sie sind aber zwei voneinander zu unterscheidende Personen. Damit wird auch klar: Er ist nicht der klassische Evangelist, vom dem man erwarten würde, dass er wildfremden Menschen von Jesus erzählt. Philippus ist Diakon. Er hatte sich um die Versorgung der Witwen und Waisen zu kümmern. Man könnte auch sagen, er war Sozialarbeiter. Trotzdem sucht er Gott und hört auch sein Reden in seinem Leben. Ich glaube, Gott redet immer, wir hören nur selten hin. Philippus hört hin, aber er hört etwas sehr Verrücktes: „Geh auf die Öde/ verlassene Straße.“ Mitten in einem Wüstenabschnitt. Manchmal, wenn Gott redet, scheint es uns absurd. Unser Verstand sagt: Das ist Quatsch, das hast du dir eingebildet. Oder wir wollen nicht und tun so, als hätten wir es nicht gehört, machen schnell was anderes. Ich muss ja noch …

Philippus geht, so doof wie das auch ist, in die Wüste auf eine verlassene Straße und trifft da tatsächlich jemanden. Jetzt redet Gott wieder: Geh neben dem Wagen her. Und erst als er das macht, entdeckt er, was er hier soll. Und ich glaube, dass ist der schwierigste Moment. Sich zu überwinden und den anderen anzusprechen. Nicht übers Wetter, sondern auf den Glauben. Philippus weiß, Gott hatte schon einen Weg mit dem Mann und ich bin auch Teil des Weges. Vielleicht werde ich nie erleben, was aus diesem Gespräch wird. Trotzdem lasse ich diesen Moment nicht vergehen.

Jesus braucht dich und mich als Wegbegleiter von Menschen, die unseren Weg kreuzen. Wenn er mich dafür gebrauchen will, dann ist das ein Privileg. Und dabei geht es mir nicht darum, was wir als Christen tun sollten, weil es irgendwie unsere Pflicht ist, sondern es geht um Menschen, um einzelne Personen, nach denen Gott sich sehnt. Natürlich hat jeder von uns die freie Entscheidung, sich von Jesus gebrauchen zu lassen. Aber stellen wir uns mal vor, wir sind Suchende und jemand anderes ist zu mutlos oder zu beschäftigt, mir von dem zu erzählen, was mein Leben verändern würde. Würdest du dir nicht wünschen, dass sich Christen von Jesus wirklich gebrauchen lassen? Was wäre mit dem Kämmerer passiert, wenn Philippus nicht auf das Reden Gottes regiert hätte? Er wäre unverändert nach Hause gefahren. Und welche Erfahrung hätte er mitgebracht: Der Gott Israels ist unnahbar und unverständlich. Was für ein fataler Irrtum!

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Einstieg

Zum Einstieg könnt ihr das Lied von Farin Urlaub „Alle dasselbe“ vorspielen. Es handelt von der Sehnsucht nach Leben bzw. geliebt zu werden und was wir Menschen tun, um diese Sehnsucht zu erfüllen. Eine gute Alternative dazu ist auch das Musikvideo „Ich bin die Sehnsucht in dir“ von den Toten Hosen. (Beide bei YouTube zu finden). Zu diesem Lied sollte man auf jeden Fall zu einem Gespräch einladen und sich austauschen.

3.2 Umsetzung

Letztlich reicht es nicht, nur über das Thema zu sprechen und sich auszutauschen. Wir müssen lernen, unsere Bedenken und Ängste zu überwinden und uns von Gott als lebendige Werkzeuge gebrauchen lassen. Darum möchte ich jetzt zwei Methoden vorstellen, mit denen ich sehr gute Erfahrungen sammeln konnte. Sie helfen, Menschenfurcht abzubauen und Gott zu vertrauen.

Methode 1: Hören vom Himmel

Gruppengröße: 2er Teams; Material: 30-40 Bilder A5, laminiert; Wäscheleine; Klammern

Beim Hören vom Himmel gibt man Menschen (am besten Fremden) durch Bilder einen Impuls oder eine Ermutigung weiter. (Fremden sage ich deshalb, weil man weder sie noch ihre Probleme kennt und damit am wenigsten der Gefahr unterliegt, eigene Wünsche weiterzugeben)

Praktisch funktioniert es so: Ihr hängt auf einem öffentlichen Platz eine Wäscheleine auf. An diese Wäscheleine hängt ihr 30- 40 ausdrucksstarke Bilder auf (am besten Laminiert auf A5). Jetzt bildet ihr 2er Teams mit einem „Hörenden“ und einem „Schreiber“. Der „Hörende“ geht auf eine Person zu (ich nenn ihn mal den „Suchenden“) und fragt, ob er 3 Min. Zeit hat, um sich ermutigen zu lassen. Stimmt er dem zu, geht der „Hörende“ an den Bildern entlang und sucht 2-3 Bilder raus, die ihn ansprechen. Dabei fragt er Gott, was er dem „Suchenden“ gern sagen will. Er nimmt die Bilder, zeigt sie nacheinander dem „Suchenden“ und sagt ihm, was er darauf sieht, bzw. was ihn zu diesem Bild angesprochen hat. Wichtig dabei ist, dass der „Hörende“ die Bilder nicht interpretiert. Das macht der „Suchende“ ganz von allein. Wir müssen ihm nichts in den Mund legen. Wenn mir zu einem Bild das ich ausgewählt habe nichts einfällt, frag ich meist den „Suchenden“ selbst: „Spricht Sie bei dem Bild irgendwas an?“. Ihr glaubt nicht, wie abgefahren Gott zu dem Menschen spricht. Und wie konkret er manchmal in ihr Leben redet. Der „Schreiber“ sitzt nur daneben und Notiert alles. Das „Ergebnis“ wird zum Schluss dem „Suchenden“ mitgegeben. Die Bilder nicht.

Manchmal ergeben sich daraus auch noch gute Gespräche. Aber das ist nicht das Ziel. Sondern lediglich, ein Sprachrohr Gottes zu sein und den Menschen ganz einfach etwas Positives zu sagen. Wenn euch die Hürde zu groß ist, gleich auf einem öffentlichen Platz Fremde anzusprechen, könnt ihr das auch nur mit eurer Gruppe machen. Gott redet zu jedem!

Methode 2: Schatzsuche

Die „Schatzsuche“ gehört zum verspieltesten Ansatz, auf Menschen zuzugehen. Man betet in einer Gruppe, lässt sich Offenbarungen über Menschen, ihr Aussehen, ihre Kleidung oder Situationen geben, dann sucht man diesen Menschen in den Straßen. Findet man die entsprechende Person, spricht man sie darauf an, dass sie möglicherweise der gesuchte Schatz ist. Daraus entwickeln sich die interessantesten Gespräche, häufig mit sehr viel Tiefgang. Oft erhält man die Erlaubnis, für die Person zu beten. Näheres dazu siehe das Arbeitsblatt im Anhang.

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