Sich verstehen, versteht sich nicht von selbst / Kommunikation nach dem Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun

Obwohl zwischenmenschliche Kommunikation für uns alltäglich ist, streiten wir und missverstehen uns (aktuelle Beispiele einbauen). Es kommt irgendwie nicht immer das an, was wir sagen wollen. Was kommt an und was kommt nicht an? Und vor allem: Warum eigentlich? Und was können wir tun, um uns so gut wie möglich zu verstehen?

Aktion 1: „Auf Anweisung“

Zwei Freiwillige sitzen Rücken an Rücken. Person A erhält die fertige Zeichnung einer geometrischen Figur (je komplexer die Figur, desto schwieriger die Aufgabe) oder ein Gebilde aus Lego-Steinen. Person B erhält das Rohmaterial (entweder Papier und Stift oder die entsprechenden losen Legosteine). Ziel ist es, eine Kopie der vorgegebenen Figur zu erstellen. Dazu erklärt A, wie B zeichnen bzw. bauen soll. B darf in der ersten Runde nicht sprechen, in der zweiten Runde sind dann Rückfragen erlaubt. Zeit: zehn Minuten.

Anschließend Auswertung: Wie ging es A und B (emotional)? Was hat das Verstehen behindert/gefördert? Antworten auf Flipchart sammeln.

Input 1: Die vier Seiten einer Nachricht

Erkläre: Beim Kommunizieren gibt es einen Sender und einen Empfänger. Der Sender verpackt (kodiert) das, was er mitteilen will (seine Nachricht) beispielsweise in Worte, Gestik und Mimik. Der Empfänger interpretiert (dekodiert) das, was er wahrnimmt, auf seine Weise.

Der Psychologe und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun stellte fest, dass sich viele Kommunikationsprobleme zwischen Sender und Empfänger dadurch erklären lassen, dass jede Nachricht vier Seiten enthält:

Aktion 2: Beispiele spielen

Lena sagt zu Tim: „Ich habe dich gestern angerufen, doch du bist nicht drangegangen.“ – Frage: Was können die vier Seiten von Lenas Nachricht sein? Sammelt Ideen. Hier einige Beispiele:

Sache: Ich habe angerufen. Wir haben noch nicht miteinander gesprochen.

Appell: Geh das nächste Mal ran! Weise mich nicht noch einmal ab! Kauf dir einen Anrufbeantworter!

Beziehung: Du bist mir wichtig. Ich finde, dass du für mich da sein musst. Nie hast du Zeit für mich!

Selbstoffenbarung: Ich habe Gesprächsbedarf. Ich suche Kontakte.

Inszeniert die vier Seiten: Person A spielt Lena und sagt laut: „Ich habe dich gestern angerufen, doch du bist nicht drangegangen.“ Person B, C, D und E spielen jeweils eine der vier Seiten der Nachricht (zur Visualisierung der Rolle erhalten B–E ein Schild), gruppieren sich um Lena herum und formulieren laut ihre Sicht. Person F spielt Tim, der die Nachricht und ihre vier Seiten auf sich wirken lässt.

Spielt so verschiedene Sätze durch: „Den gleichen Pulli habe ich mir letztes Jahr auch gekauft.“ – „Für die Teenkreisfreizeit ist noch viel vorzubereiten.“ –  „Wie sieht es denn hier aus? Du bist total chaotisch!“

Anschließend Auswertung: Was ist Person F (und den Zuschauern) aufgefallen, deutlich geworden?

Input 2: Wie wir uns (nicht) verstehen

Der Sender äußert (kodiert) eine Nachricht mit vier Seiten – er spricht sozusagen mit vier Zungen. Der Empfänger nimmt (dekodiert) die Nachricht ebenfalls auf vier Seiten auf – er hört sozusagen mit vier Ohren. So entsteht ein vielschichtiger und komplizierter Prozess zwischen Sender und Empfänger.

© muss noch geklärt werden

Kommunikation funktioniert dann, wenn wir alle vier Seiten einer Nachricht beachten. Doch häufig ist der Empfänger besonders empfindsam auf einem Ohr. Das führt dann zu Kommunikationsproblemen.

Das Sach-Ohr führt Auseinandersetzungen stets sachlich – auch bei zwischenmenschlichen Problemen. Doch unterdrückte Gefühle kommen immer wieder hoch, z.B. in unterschwelligen Kommentaren.

Das Selbstoffenbarungs-Ohr verfällt beim Zuhören gerne ins Psychologisieren: „Was ist der andere für ein Typ? Was ist sein Problem?“, und wird immun gegen Kritik. Ein Beispiel: Der Gruppenleiter ermahnt Selbstoffenbarungs-Daniel: „Was ist das hier für eine Unordnung?! Was bist du nur für ein Chaot?!“ Daniel denkt: „Der Gruppenleiter muss einen schlechten Tag gehabt haben, der Arme! Er wird sich schon wieder abregen, wenn er sich ein bisschen entspannt hat.“ Er wird nicht aufräumen oder sich schlecht fühlen.

Das Beziehungs-Ohr nimmt alles persönlich. Wenn der Gesprächspartner beispielsweise lacht, fühlt es sich ausgelacht; wenn jemand es anschaut, fühlt es sich kritisch beurteilt; wenn jemand wegschaut, fühlt es sich gemieden und abgelehnt.

Das Appell-Ohr ist dauernd auf dem Sprung. Ein Beispiel: Mona fragt: „Ist noch Tee in der Kanne?“ Appell-Jenny antwortet: „Oh, ich koche sofort welchen nach.“

Was können wir tun, um einander besser zu verstehen? Prüfe, ob die Nachricht nicht noch drei andere Seiten hat!

Paul Watzlawick rät: „Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich die Antwort meines Gegenübers gehört habe.“ (Schreibe diesen Satz für alle sichtbar an.) Der Sender muss also überprüfen, ob der Empfänger die Nachricht richtig verstanden hat, indem er sich eine Rückmeldung einholt.

Vertiefung und Bibelvers

Einzelarbeit (ggf. Arbeitsblatt anfertigen) oder Austausch in Kleingruppen:

Auf welchem Ohr hörst du am meisten? Auf welchem Ohr bist du eher taub?

Rufe dir die letzten drei Streite oder Missverständnisse in Erinnerung. Inwiefern hilft dir das Vier-Ohren-Modell zu verstehen, warum etwas schiefgelaufen ist?

Wie kannst du sicherstellen, dass du den anderen richtig verstanden hast? Was kannst du dazu sagen oder tun?

Lest gemeinsam Jak 1,19 und tauscht euch über die Frage aus: Was hilft dir, in schwierigen Situation nicht auszuflippen, sondern richtig zuzuhören und angemessen mit deinem Gesprächspartner zu reden? Denke dabei an konkrete Situationen in deinem Alltag (Schule, Familie, Freunde …) oder im Teenkreis. Mache dir einen Plan, wie du Jakobus 1,19 ganz konkret umsetzen kannst.

Aktion 3: Sich verstehen üben

Gib jeder Person die folgenden Kommunikationsregeln auf einem Arbeitsblatt:

  • „Halte Augenkontakt!
  • Wenn du Gefühle ausdrückst, sprich von dir und wie es dir geht (Ich-Botschaften), klage nicht an (Du-Botschaften)!
  • Lass den anderen ausreden, gib ihm Zeit zum Formulieren!
  • Hör zuerst genau zu, bevor zu redest!
  • Fass mit deinen Worten zusammen, was du gehört und verstanden hast! Frag dann nach, ob du das richtig verstanden hast oder was der andere richtigstellen möchte!
  • Wenn du etwas nicht verstehst, frag konkret nach: Was? Wann? Wer? Wo? Wie oft? Was heißt das genau? – Aber: Stell keine Warum?- oder Wieso?-Frage!

Lass die Teens in Zweiergruppen (Sender, Empfänger) oder Dreiergruppen (Sender, Empfänger, Beobachter) die Kommunikationsregeln üben. Ermutige sie, sich über komplexe oder emotionale Themen auszutauschen. Doch das Thema darf auch nicht zu tief gehen, denn es dient ja nur zur Übung der Regeln. Ideen: Eine blöde Erfahrung, als mich jemand kritisiert hat. Warum ich mich mit meinen Eltern/Geschwistern immer streite. Wo ich meine Stärken und Schwächen sehe. Was mir total wichtig im Leben ist. Was ich mir vom Teenkreis wünsche.

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