Gemeinschaft erleben mit Leuten, die völlig unterschiedlich ticken? Gemeinsam an einem Tisch trotz großer Unterschiede? Gar nicht so einfach. In Korinth hängt deshalb der Haussegen schief. Es gibt Unstimmigkeiten und Streit, nachzulesen in der Bibel in 1. Korinther 11,17–34. Dabei wollen die Korinther doch eigentlich gemeinsam „in Christus“ leben, orientiert an Jesus. Und sie wissen: bei Jesus sind alle ohne Ausnahme eingeladen zur Tischgemeinschaft. Aber in Korinth funktioniert das nicht. Das liegt an den großen Unterschieden innerhalb der Gemeinde. Da ist guter Rat teuer. Wie kann es den Korinthern gelingen, gemeinsam an einem Tisch zu sitzen und Gemeinschaft zu (er)leben? Da kommt bei der Gemeindeversammlung die Idee auf: die verschiedenen Gruppen tragen in ihrer Unterschiedlichkeit etwas dazu bei, dass am Schluss allen der Nachtisch schmeckt – und zwar gemeinsam!
Auch heute tun wir uns manchmal schwer mit der Gemeinschaft. Jugendliche bleiben gern unter sich in ihrer vertrauten Gruppe. Häufig haben auch Erwachsene in der Gemeinde ihre Gruppe, über deren Tellerrand sie nicht schauen. Die Vorstellungen und Erwartungen im Blick auf eine Gemeinschaft, die an Jesus orientiert ist, sind ganz unterschiedlich, weil die Voraussetzungen so verschieden sind. Streitpunkte sind heute vielleicht eine unterschiedliche Einstellung zum Musikstil im Gottesdienst oder die unterschiedlichen Lebenswelten von jungen und älteren Menschen. Wie kann Gemeinschaft über die eigene (Klein-)Gruppe hinaus in der Gemeinde erfahrbar werden? Das Thema „Gemeinschaft in Vielfalt“ ist 2000 Jahre nach dem Streit in Korinth immer noch aktuell.
Der Abend „Zoff in Korinth“ eignet sich daher auch, um anschließend thematisch daran weiterzuarbeiten, eine Übertragung auf die eigene Gruppen- oder Gemeindesituation herzustellen oder etwa im Rahmen einer Konfifreizeit das Thema Abendmahl anzuschließen.
Angefangen hat alles mit dem Abendmahl. Dazu trifft sich die Gemeinde in Korinth regelmäßig. Verbunden war die Abendmahlsfeier damals immer mit einem gemeinsamen Essen. Das Problem ist, dass die wohlhabenden Gemeindemitglieder sich beim gemeinsamen Essen die Bäuche vollschlagen und schon betrunken sind, wenn diejenigen, die lange und hart arbeiten, dazukommen. Das kommt daher, dass die christliche Gemeinde aus Menschen unterschiedlichster sozialer Schichten besteht. Über die Situation der Gemeinde in Korinth wissen wir durch die Briefe von Paulus relativ gut Bescheid. Über den Abendmahlsstreit steht einiges in 1. Korinther 11,17–34. Auch in Kap. 12 geht es um die Gemeinschaft in der Gemeinde (viele Glieder – ein Leib). Diese Situation bildet die Grundlage für die erste Theaterszene des Abends.
Die Gruppenstunde unterteilt sich in sechs Abschnitte:
Die Mitarbeitenden brauchen im Vorfeld Zeit, um die beiden Theaterszenen zu proben. Das Bühnenbild kann sehr einfach sein: es genügen zwei bis drei längere Tische, evtl. im Halbkreis gestellt, an denen die Schauspieler bei der „Gemeindeversammlung“ sitzen. Allerdings hilft es zum Verständnis, wenn die Mitarbeitenden „standesgemäß“ gekleidet sind.
Die Vorbereitung des Essens sollte schon vor Beginn des Programms abgeschlossen sein, so dass das Essen nur noch aufgetragen werden muss (evtl. Aufgabe der „Sklaven“). Denkbar ist es auch, den Nachtisch erst noch im Laufe des Abends von einer Berufsgruppe herstellen zu lassen. Zur Vorspeise bietet sich Brot mit drei verschiedenen Dips an; es kann auch noch betont werden, dass die Gemeinde in Korinth aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten besteht, die so verschieden sind wie die Dips. Zum Hauptgang eignet sich ein einfacher Eintopf, der gut vorbereitet und warmgehalten werden kann. Falls der Nachtisch nicht während der Aktionsphase hergestellt wird, sollte er bereits in großen Schüsseln für jeden Tisch vorbereitet sein und bereitstehen.
– Verkleidungsmaterial für die Theaterszenen an die Mitarbeitenden verteilen
– Gruppentische aufstellen
– Berufs-Tischkärtchen auf die Tische legen
– Säckchen mit „Goldmünzen“ auf die Tische verteilen
– den Mitarbeitenden, die die entsprechenden Rollen spielen, mittelgroße Tischkärtchen mit Berufs-Symbol geben
– Aufgabenkarten an die Mitarbeitenden, Aufgaben erklären, damit die Mitarbeitenden Bescheid wissen
– Materialien für die Aufgaben an den entsprechenden Orten bzw. in den unterschiedlichen Räumen deponieren
– Tischkärtchen am Eingang ausgeben
Um die Teilnehmenden den unterschiedlichen Berufsgruppen zuzuordnen, bietet es sich an, sie beim Betreten des Raumes ein Kärtchen ziehen zu lassen, auf dem ein der Berufsgruppe entsprechendes Symbol zu sehen ist.
Folgende Berufsgruppen sollten vorhanden sein: Schriftgelehrte, Händler, Tagelöhner, Tuchmacher, Töpferinnen und Töpfer. Weitere Gruppen könnten sein: Stadtkämmerer, Hafenarbeiter, Purpurhändlerinnen, Fischer, Sklaven und Sklavinnen. Die Berufsgruppen könnt ihr natürlich beliebig erweitern oder auch streichen, je nachdem, wie groß eure Gruppe ist. Dann müsst ihr allerdings den Theatertext anpassen.
Die Gruppentische sind mit denselben Symbolen versehen, die vorher ausgeteilt wurden, so dass jede Gruppe leicht ihren Tisch findet.
In der Theaterszene, die die Mitarbeitenden zu Beginn spielen, ist jede Berufsgruppe vertreten. Das heißt, dass jeder Berufsgruppe eine Leitungsperson aus dem Mitarbeiterteam zugeordnet ist. Diese Leitungsperson setzt sich beim Essen an den entsprechenden Gruppentisch. Vorgesehen in unserem Entwurf sind zehn Berufsgruppen und damit auch zehn Aufgaben bzw. zehn Mitarbeitende, die für die Gruppen zuständig sind. Nur die „Gemeindeleitung“ hat keine Gruppe zu betreuen. Ihr kommt daher die übergeordnete Leitung zu. Sie sollte auf die Einhaltung der Zeiten achten.
Nachdem die Theaterszene (siehe Download) gespielt wurde, bekommt jede Berufsgruppe an ihrem Tisch ein kurzes Rätsel (Beispiele im Download). Die Rätsel müssen zum Teil entsprechend angepasst werden. Die Lösung des Rätsels bezeichnet den Raum, in den die Gruppe sich begeben soll. Dort findet sie ihre Aufgabe vor. Achtung: vorher unbedingt die Zeit für die Bearbeitung der Aufgabe begrenzen! Jede Berufsgruppe soll mit der Erledigung einer spezifisch berufsbezogenen Aufgabe dazu beitragen, dass zum Schluss allen gemeinsam der Nachtisch schmeckt.
Hinweis: Falls nicht genügend Zeit zur Verfügung steht, können die Berufsrätsel auch weggelassen werden und ihr schickt die Berufsgruppe direkt mit ihrem Aufgabenzettel (in einem Umschlag) in die verschiedenen Räume.
Folgende Aufgaben haben die verschiedenen Berufe zu lösen:
– Die Schriftgelehrten bereiten eine Lesung und ein Tischgebet vor.
– Die Tuchmacherinnen und Tuchmacher gestalten kleine Tischdecken oder bedrucken Stoff- oder Papierservietten für jeden Tisch (Kartoffel-, Korkendruck oder mit Textilstiften bemalen)
– Die Stadtkämmerer schneiden aus Goldfolie „Münzen“ aus, ritzen ein Muster hinein, hängen je eine Goldmünze an einen Wollfaden und basteln so für jeden Teilnehmenden einen „Orden“.
– Die Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter bekommen eine Aufgabe, für die man körperlich arbeiten muss und die zum jeweiligen Gelände oder Haus passt (den Sand im Sandkasten rechen und reinigen oder Mobiliar umräumen, Stühle stapeln usw.)
– Die Fischerinnen und Fischer sollten ebenfalls eine Aufgabe bekommen, bei der körperlicher Einsatz gefordert ist. Wenn das nicht möglich ist, können sie auch kleine Fische aus Papier als Tischdeko und zum Mitnehmen für jeden Teilnehmenden basteln.
– Die Töpferinnen und Töpfer modellieren Gefäße aus schnell trocknender Modelliermasse (ein Gefäß für jeden Tisch oder Mini-Schüsselchen für jeden Teilnehmenden)
– Die Purpurhändlerinnen und Purpurhändler stellen etwas Rotes her (z. B. Marmeladengläser mit rotem Transparentpapier bekleben und ein Teelicht hineinstellen zur Deko auf die Tische)
– Die Sklavinnen und Sklaven werden nach dem Hauptgang durch die Lösung ihres Rätsels zum Spülen geschickt. Sie können anschließend auch den Tisch für den Nachtisch decken.
– Die Tagelöhnerinnen und Tagelöhner müssen versuchen, sich in den anderen Gruppen Arbeit zu suchen und dann die jeweilige Berufsgruppe bei der Erledigung ihrer Aufgabe unterstützen. Als Lohn bekommen sie von ihrer Zunft einen Berechtigungsschein für den Nachtisch.
Hinweis: Jede Zunft erhält nur eine begrenzte Anzahl von Berechtigungsscheinen, die sie verteilen können, damit sich nicht eine Zunft alle Tagelöhner schnappen kann!
– Die Händlerinnen und Händler sind aufgerufen, den Handel zwischen den Gruppen zu organisieren. Auf den Gruppentischen haben alle Berufsgruppen entsprechend ihrem Verdienst und ihrer gesellschaftlichen Anerkennung ein paar „Goldmünzen“ in einem Säckchen vorgefunden. Also die Tagelöhner ganz wenige, die Handwerker entsprechend mehr und die Stadtkämmerer am meisten. Die Goldmünzen nehmen sie mit an ihren „Arbeitsplatz“. Die Händler haben ebenfalls „Goldmünzen“ in einem Säckchen als Startkapital auf ihrem Gruppentisch und sollen durch klugen Handel und Zwischenhandel versuchen, dieses Kapital zu vermehren. Sie sind zwischen den einzelnen Räumen unterwegs, kaufen den Handwerkern etwas ab und verkaufen es an andere.
Hinweis: Wenn man den Aufwand mit den Münzen und dem „Handel“ nicht treiben will, ist es auch denkbar, dass die Händler aus Zutaten von Übersee (z. B. Früchte und/oder Gewürze aus verschiedenen Ländern) den Nachtisch zubereiten, den nachher alle gemeinsam essen.
Wenn die Gruppen ihre Aufgaben erfüllt haben, treffen sich alle im Gemeinschaftsraum wieder. Jetzt können sich die Gruppen mischen, so dass der Stadtkämmerer neben dem Sklaven und die Purpurhändlerin neben der Tagelöhnerin sitzt. Jetzt wird die zweite Theaterszene gespielt, die Ergebnisse der Gruppen werden präsentiert und dann wird gemeinsam ein hoffentlich leckerer Nachtisch verzehrt.
Hinweis: Im Download-Bereich auf www.der-steigbuegel.de findet ihr eine Tabelle, in der das benötigte Material aufgelistet ist.
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