Streit gibt es viel auf der Welt – täglich wird gestritten: In sozialen Medien, in Talkshows, politischen Debatten, in der Schule und zu Hause. Auseinandersetzungen gehören zum Leben dazu. Von einem echten Streit spricht man im allgemeinen Sprachgebrauch dann, wenn eine Meinungsverschiedenheit emotional wird und zu eskalieren droht. Es wird persönlich, verletzend und destruktiv. Dürfen wir uns als Christen überhaupt an einem Streit beteiligen? Jesus sagt doch, dass wir die andere Wange hinhalten sollen (Math. 5,39) und dass die friedfertigen Menschen Gottes Kinder heißen werden (Math 5,8). Was ist das Ziel der Streiterei? Was bewegt mich, um in einen Streit einzusteigen und wie kann ich mich in einem Streit richtig verhalten?
Es ist wichtig, die Fähigkeit zu entwickeln, Konflikte in einer guten Art und Weise auszutragen.
Wann lohnt es sich zu streiten und wann sollten wir uns lieber zurückhalten? Es gibt einige Tipps, die wir beachten können, um eine Eskalation zu vermeiden!
In der Bibel lesen wir schon auf den ersten Seiten von Konflikten. Wo Menschen aufeinandertreffen, lassen sich Konflikte nicht vermeiden. Die Bibel ist da ganz realistisch. Das häufigste Motiv für einen Streit damals wie heute ist, dass man sich selbst ungerecht behandelt fühlt oder meint, benachteiligt zu werden. Die meisten Menschen streiten für sich selbst!
Einzelne Aspekte aus drei Bibeltexten sollen uns Impulse geben, um:
Drei verschiedene Konfliktsituation zu ganz unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichen Menschen, aus denen wir für uns selbst lernen können.
Wer ist der Größte? (Lk 22, 24-27)
Sie waren mit Jesus unterwegs und zählten zum inneren Kreis. Es sind die letzten Augenblicke vor Jesu Gefangennahme. Sie essen noch gemeinsam und Jesus setzt das Abendmahl ein. Es ist eine ganz dichte Stimmung. Jesus verabschiedet sich. Einer von den engsten Freunden wird ihn verraten. Gerade noch fragen sie sich, ob sie selbst der Verräter sind und im nächsten Moment streiten sie darüber, wer von ihnen wohl der Größte ist. Ein alter Hut unter den Jüngern, aber der Geltungsdrang des Menschen kommt eben immer wieder ungeschminkt zum Vorschein.
In den meisten Konflikten geht es ganz schnell nicht mehr um die Sache, sondern darum, wer sich durchsetzen kann. Wer behält recht, wer ist stärker, wer ist größer, wer hat hier das Sagen … wer ist der Größte?
Ich will mir von dieser Geschichte meinen eigenen Geltungsdrang vor Augen stellen lassen und Gott bitten, mich in den entscheidenden Momenten erkennen zu lassen, wo es nur darum geht, um jeden Preis zu gewinnen. Ich will mir meiner eigenen Motive neu bewusst werden.
Eine verzweifelte Mutter (1. Könige 3, 16-28)
Zwei Mütter wohnen in einem Haus und bekommen innerhalb von drei Tagen beide jeweils einen Sohn. In einer schrecklichen Nacht stirbt eins der Kinder. Die betroffene Mutter schleicht ins Nachbarzimmer und tauscht ihr totes Kind gegen das lebendige. Beide tauchen vor Salomo auf (der ein paar Verse vorher um Weisheit betet) und tragen ihren Streit vor. Es gibt keine Zeugen, keine Passbilder, keine DNA-Tests. Beide Frauen behaupten, dass es ihr Kind ist. Salomo lässt sich ein Schwert bringen und befiehlt, dass das lebendige Kind in der Mitte geteilt werde. Schnell wird klar, wer die wahre Mutter ist – diejenige, die lieber auf ihr eigenes Recht verzichtet zum Wohle ihres Kindes. Eine dramatische Geschichte – aber wie oft ist es bei Streitigkeiten genauso. Auf einmal geht es nicht mehr um die Sache (das Kind), sondern darum den anderen fertigzumachen.
Diese krasse Geschichte wirft in mir die Frage auf: „Habe ich in der Hitze des Gefechts noch ,mein eigenes Kind‘ im Blick?“ Dient mein Streitverhalten wirklich noch der Sache, oder schadet es am Ende allen? Ich will von der „echten Mutter“ lernen!
Ein Streit will vorbereitet sein (Joh 2,13-21)
Bei
dieser skandalösen Geschichte bringt mich vor allem ein Halbsatz ins Nachdenken.
Der Anfang von V 15: „Da flocht (machte) er sich eine Geißel aus Stricken …“
Jesus sieht, dass Menschen aus der Religiosität der Ärmsten Profit schlagen. Er
sieht es und dreht durch!? Nein! Zunächst beginnt er sich eine Geißel zu
flechten! Es klingt für mich eben nicht nach einer Kurzschlusshandlung. Jesus
ist sauer und das aus den richtigen Gründen. – Ihm geht es um das Recht der
Menschen, vor Gott kommen zu können, ohne von anderen dabei abgezockt zu
werden. Ich will mich ermahnen lassen, nicht aus schlechter Laune heraus einen
Streit anzuzetteln, sondern meine Konflikte sorgfältig auszuwählen.
Wer sich gerne streitet, den Streit sogar sucht, dem kann man den Hinweis geben, es öfter mal bleiben zu lassen. Wer aber schnell abnickt, um ja nicht in Streit zu geraten, den kann man auf jeden Fall ermutigen, sich für die richtige Sache einzusetzen und sich auch mal mit der eigenen Meinung durchzusetzen. Ich persönlich bin immer wieder herausgefordert, meine Motivation für Streitherde zu überdenken und mich ganz ehrlich zu fragen: „Worum geht es mir wirklich?“ Manchmal entdecke ich da Unangenehmes.
Tipps für eine gute Streitkultur gibt es viele. Es hilft jedoch nicht, sie einfach nur zu wissen – der Schlüssel liegt in der Anwendung. Die Klassiker bei den Kommunikationsregeln:
Das ist im Eifer des Gefechts gar nicht so einfach und es gibt leider zu viele schlechte Vorbilder. Ein etwas langes aber interessantes Video zum richtigen Streiten gibt es hier.
Wenn man bei einem Streit nicht mehr weiterkommt, lohnt es sich, einen vertrauenswürdigen Dritten einzuschalten oder es auch in einer größeren Gruppe zu besprechen (das kommt auch in der Bibel vor z. B. in Apg 15).
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