Boom! Pow! Bang! / Christliche Streitkultur – gibt es das?

1. Vorbemerkungen

Streit gibt es viel auf der Welt – täglich wird gestritten: In sozialen Medien, in Talkshows, politischen Debatten, in der Schule und zu Hause. Auseinandersetzungen gehören zum Leben dazu. Von einem echten Streit spricht man im allgemeinen Sprachgebrauch dann, wenn eine Meinungsverschiedenheit emotional wird und zu eskalieren droht. Es wird persönlich, verletzend und destruktiv. Dürfen wir uns als Christen überhaupt an einem Streit beteiligen? Jesus sagt doch, dass wir die andere Wange hinhalten sollen (Math. 5,39) und dass die friedfertigen Menschen Gottes Kinder heißen werden (Math 5,8). Was ist das Ziel der Streiterei? Was bewegt mich, um in einen Streit einzusteigen und wie kann ich mich in einem Streit richtig verhalten?

2. Zielgedanke

Es ist wichtig, die Fähigkeit zu entwickeln, Konflikte in einer guten Art und Weise auszutragen.

Wann lohnt es sich zu streiten und wann sollten wir uns lieber zurückhalten? Es gibt einige Tipps, die wir beachten können, um eine Eskalation zu vermeiden!

3. Einführung

In der Bibel lesen wir schon auf den ersten Seiten von Konflikten. Wo Menschen aufeinandertreffen, lassen sich Konflikte nicht vermeiden. Die Bibel ist da ganz realistisch. Das häufigste Motiv für einen Streit damals wie heute ist, dass man sich selbst ungerecht behandelt fühlt oder meint, benachteiligt zu werden. Die meisten Menschen streiten für sich selbst!

Einzelne Aspekte aus drei Bibeltexten sollen uns Impulse geben, um:

  1. die eigene Motivation zu überprüfen – Wer ist der Größte? (Lk 22, 24-27)
  2. unser eigentliches Ziel im Blick zu behalten – Eine verzweifelte Mutter (1. Könige 3, 16-28)
  3. nicht vorschnell aus dem Affekt zu handeln – Ein Streit will vorbereitet sein (Joh 2,13-21)

4. Methodik für die Gruppe

  1. Brainstorming und Austausch in der Gruppe: Wo begegnet euch Streit in eurem Alltag? Eigene Erfahrungen mit Streit. Wofür habe ich gestritten oder wofür würde ich streiten?
  2. Bibelgeschichten lesen und Bezug auf Alltagssituationen nehmen.
  3. Spontantheater
    Zwei Freiwillige spielen zweimal die gleiche Streitszene.
    • Einmal so, wie man es nicht machen sollte und dann so, dass es zu einem guten und konstruktiven Ende kommt. Der Rest der Gruppe notiert sich Beobachtungen, die dann am Ende gesammelt werden.
      (Thema z. B.: „Lass mich mal deine Hausaufgaben abschreiben“ – „Welche Fußballmannschaft ist die beste der Welt?“ – „Ich hatte das zuerst!“
  4. Bibelschnipsel mit dem Stichwort Streit werden auf Tischen verteilt. Jeweils zu zweit nimmt man sich einen Schnipsel, liest ihn und teilt Beobachtungen. Ggf. kann man auch den Kontext noch nachschlagen. In einer Plenumsrunde teilen alle ihre Entdeckungen. Es kann auch gemeinsam die Frage behandelt werden: „Warum gibt es mehr mahnende Worte zum Streit, als zum Streit ermutigende?“
  • Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.
    2.Mo 14,14
  • Ein heilloser Mensch … trachtet nach Bösem und Verkehrtem in seinem Herzen und richtet allezeit Streit an.
    Spr 6,14
  • Diese … Dinge hasst der Herr … ein falscher Zeuge, der frech Lügen redet, und wer Streit zwischen Brüdern anrichtet.
    Spr 6,19      
  • Unter den Übermütigen ist immer Streit; aber Weisheit ist bei denen, die sich raten lassen.
    Spr 13,10    
  • Besser ein trockner Bissen mit Frieden als ein Haus voll Geschlachtetem mit Streit.
    Spr 17,1      
  • Wer Streit anfängt, gleicht dem, der dem Wasser den Damm aufreißt. Lass ab vom Streit, ehe er losbricht!
    Spr 17,14    
  • … lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
    Pred 3,8      
  • Er (der Messias) wird nicht streiten noch schreien, und man wird seine Stimme nicht hören auf den Gassen.
    Mt 12,19      
  • Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten, versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel.
    Mk 8,11       
  • Den Schwachen im Glauben nehmt an und streitet nicht über Meinungen.
    Röm 14,1    
  • Wie kann jemand von euch wagen, wenn er einen Streit hat mit einem andern, sein Recht zu suchen vor den Ungerechten und nicht vor den Heiligen?
    1Kor 6,1      
  • Erinnere sie daran, dass sie … niemanden verleumden, nicht streiten, freundlich seien und alle Sanftmut beweisen gegen alle Menschen.
    Tit 3,2          
  • Von törichten Fragen aber, von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz halte dich fern; denn sie sind unnütz und nichtig.
    Tit 3,9          
  • Denn wo Neid und Streit ist, da sind Unordnung und lauter böse Dinge.
    Jak 3,16      
  • Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.
    Mt 5,39        
  • Und viele mehr …

4.1 Einstieg

Drei verschiedene Konfliktsituation zu ganz unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichen Menschen, aus denen wir für uns selbst lernen können.

4.2 Hauptteil

Wer ist der Größte? (Lk 22, 24-27)

Sie waren mit Jesus unterwegs und zählten zum inneren Kreis. Es sind die letzten Augenblicke vor Jesu Gefangennahme. Sie essen noch gemeinsam und Jesus setzt das Abendmahl ein. Es ist eine ganz dichte Stimmung. Jesus verabschiedet sich. Einer von den engsten Freunden wird ihn verraten. Gerade noch fragen sie sich, ob sie selbst der Verräter sind und im nächsten Moment streiten sie darüber, wer von ihnen wohl der Größte ist. Ein alter Hut unter den Jüngern, aber der Geltungsdrang des Menschen kommt eben immer wieder ungeschminkt zum Vorschein.

In den meisten Konflikten geht es ganz schnell nicht mehr um die Sache, sondern darum, wer sich durchsetzen kann. Wer behält recht, wer ist stärker, wer ist größer, wer hat hier das Sagen … wer ist der Größte?

Ich will mir von dieser Geschichte meinen eigenen Geltungsdrang vor Augen stellen lassen und Gott bitten, mich in den entscheidenden Momenten erkennen zu lassen, wo es nur darum geht, um jeden Preis zu gewinnen. Ich will mir meiner eigenen Motive neu bewusst werden.

Eine verzweifelte Mutter (1. Könige 3, 16-28)

Zwei Mütter wohnen in einem Haus und bekommen innerhalb von drei Tagen beide jeweils einen Sohn. In einer schrecklichen Nacht stirbt eins der Kinder. Die betroffene Mutter schleicht ins Nachbarzimmer und tauscht ihr totes Kind gegen das lebendige. Beide tauchen vor Salomo auf (der ein paar Verse vorher um Weisheit betet) und tragen ihren Streit vor. Es gibt keine Zeugen, keine Passbilder, keine DNA-Tests. Beide Frauen behaupten, dass es ihr Kind ist. Salomo lässt sich ein Schwert bringen und befiehlt, dass das lebendige Kind in der Mitte geteilt werde. Schnell wird klar, wer die wahre Mutter ist – diejenige, die lieber auf ihr eigenes Recht verzichtet zum Wohle ihres Kindes. Eine dramatische Geschichte – aber wie oft ist es bei Streitigkeiten genauso. Auf einmal geht es nicht mehr um die Sache (das Kind), sondern darum den anderen fertigzumachen.

Diese krasse Geschichte wirft in mir die Frage auf: „Habe ich in der Hitze des Gefechts noch ,mein eigenes Kind‘ im Blick?“ Dient mein Streitverhalten wirklich noch der Sache, oder schadet es am Ende allen? Ich will von der „echten Mutter“ lernen!

Ein Streit will vorbereitet sein   (Joh 2,13-21)

Bei dieser skandalösen Geschichte bringt mich vor allem ein Halbsatz ins Nachdenken. Der Anfang von V 15: „Da flocht (machte) er sich eine Geißel aus Stricken …“
Jesus sieht, dass Menschen aus der Religiosität der Ärmsten Profit schlagen. Er sieht es und dreht durch!? Nein! Zunächst beginnt er sich eine Geißel zu flechten! Es klingt für mich eben nicht nach einer Kurzschlusshandlung. Jesus ist sauer und das aus den richtigen Gründen. – Ihm geht es um das Recht der Menschen, vor Gott kommen zu können, ohne von anderen dabei abgezockt zu werden. Ich will mich ermahnen lassen, nicht aus schlechter Laune heraus einen Streit anzuzetteln, sondern meine Konflikte sorgfältig auszuwählen.

4.3 Abschluss

Wer sich gerne streitet, den Streit sogar sucht, dem kann man den Hinweis geben, es öfter mal bleiben zu lassen. Wer aber schnell abnickt, um ja nicht in Streit zu geraten, den kann man auf jeden Fall ermutigen, sich für die richtige Sache einzusetzen und sich auch mal mit der eigenen Meinung durchzusetzen. Ich persönlich bin immer wieder herausgefordert, meine Motivation für Streitherde zu überdenken und mich ganz ehrlich zu fragen: „Worum geht es mir wirklich?“ Manchmal entdecke ich da Unangenehmes.

Tipps für eine gute Streitkultur gibt es viele. Es hilft jedoch nicht, sie einfach nur zu wissen – der Schlüssel liegt in der Anwendung. Die Klassiker bei den Kommunikationsregeln:

  • Dem Gegenüber wirklich zuhören!
  • Ichbotschaften formulieren – keine Anschuldigungen an den Kopf werfen, sondern erläutern, wie es mir selbst mit dem Verhalten des anderen geht.
  • Verallgemeinerungen bleiben lassen. Worte wie „immer“ und „nie“ (und die jeweiligen Synonyme!) vermeiden.
  • Klar kommunizieren – meine eigenen Gefühle, Erwartungen und Anliegen konkret und klar verbalisieren können.
  • Bei einem Streit, besonders wenn er einem nahegeht, sollte man sich auf die Argumente konzentrieren und nicht versuchen die Person (also den „Gegner“) anzugreifen.

Das ist im Eifer des Gefechts gar nicht so einfach und es gibt leider zu viele schlechte Vorbilder. Ein etwas langes aber interessantes Video zum richtigen Streiten gibt es hier.

Wenn man bei einem Streit nicht mehr weiterkommt, lohnt es sich, einen vertrauenswürdigen Dritten einzuschalten oder es auch in einer größeren Gruppe zu besprechen (das kommt auch in der Bibel vor z. B. in Apg 15).

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