Von sauberen Füßen und verschwenderischer Liebe

1. Erklärungen zum Text

Unser Text spielt in einer Übergangszeit. Zurück liegen die zahlreichen Erlebnisse, die die Jünger mit Jesus hatten, vor ihnen die Ereignisse, die zwar angekündigt, aber von ihnen noch nicht erfasst wurden. Jesus weiß, welches Leid ihn in den folgenden Tagen ereilen wird, aber auch, welche Hoffnung in der neu anbrechenden Zeit nach der Auferstehung für seine Jünger, die Juden und alle Völker warten würde. An diesem Scheitelpunkt möchte er seinen engsten Vertrauten das Wesentlichste mitgeben. Sind in Kapitel 14-17 seine sogenannten Abschiedsreden festgehalten, so ist die Fußwaschung gewissermaßen sein Vermächtnis in konkreter Tat. In Kapitel 13,12-20 klingt nun die Tat der Fußwaschung nach.

Die Fußwaschung an sich ist für den Kulturkreis der damaligen Zeit ein „normales“ Ritual. Zum einen war es eine hygienische Maßnahme. Nach dem Unterwegssein ohne festes Schuhwerk durch den Staub der Straßen war es nur empfehlenswert, die Füße zu säubern, zumal sich der „Tisch“, von dem man speiste, in gleicher Höhe befand. Gleichzeitig stand die Fußwaschung aber auch für einen Beweis der Gastfreundschaft und der Ergebenheit. Meist wurde sie durch die Sklaven der Gastgeber vor dem gemeinsamen Essen durchgeführt. Dieser „Dienst“ war zur Zeit Jesu so in der Gesellschaft integriert, dass die Redewendung „mit ungewaschenen Füßen“ kursierte, die so viel wie schlechte Vorbereitung bedeutete.

Der Zeitpunkt für die Tat Jesu war jedoch untypisch. Nicht vor dem Mahl, sondern währenddessen wusch Jesus seinen Jüngern die Füße. Und er betont in Vers 15, dass es nicht um den Akt an sich ging. Es geht um das „Beispiel“, das er ihnen damit gibt. Nicht das „was“, sondern das „wie ich an euch gehandelt habe“ ist entscheidend. Es entsprach nicht den Normen, dass ein Meister sich unter seine Schüler erniedrigte. Das war ein greifbares Erleben der hingebungsvollen und verschwenderischen Liebe Jesu, die schließlich darin gipfelte, dass er bereit war, am Kreuz zu sterben. Diese tiefe Liebe sollten seine Jünger verstehen, sie sollte ihre Haltung bestimmen und ihr Tun (Vers 17). Die Anspielung auf Judas in Vers 18 zeigt: Wissen und Tun können auseinanderdriften. Bei allem, was die Jünger bei Jesus gesehen hatten und auch angesichts des großen Auftrags, der in Zukunft auf sie wartete – dieses Vermächtnis Jesu, die dienende, reinigende Liebe, sollte ihr Fundament sein.

Bibelstellen zur Vertiefung: Matthäus 23,11-12; Markus 9,33-37; Lukas 7,36-38.44-46; Johannes 15,8-17; Philipper 2,4-5.

2. Bedeutung für den heutigen Hörer

Die Fußwaschung ist in unserer Kultur gänzlich unbekannt. Wir kennen sie meist nur aus Predigten über eben diesen Text. Aber in der Betrachtung ist schon aufgefallen, dass es hier vielmehr um das Bild geht, das Jesus vermittelt. Was bedeutet dieses Beispiel heute praktisch? Sind wir die lieben Christen, die eben dienen und lieben sollen und das auch brav tun? Schnell kommt beim Lesen in uns ein Pflichtgefühl hoch, das uns mahnt, noch mehr zu dienen. Aber ist das wirklich die Aussage des Textes, gebückt und mit freundlicher Miene durch die Welt zu laufen? Auf der einen Seite sagt uns Jesus hier, dass einander zu dienen keine Option ist, sondern er verwendet sogar die Befehlsform „ihr sollt“. Das lässt sich nicht entkräften. Das kann Druck aufbauen. Und ich würde den Bogen noch etwas weiter spannen. Der Text ist eigentlich noch radikaler als ein Aufruf zum Dienen. Radikal im Sinne, dass er an unsere Wurzeln geht, nämlich in das Herz. Und das ist die andere Seite. Dieser Text wendet sich zuallererst an unser Innenleben. Jesus wusch seinen Jüngern die Füße, um ihnen zu zeigen, dass sie ihm wertvoller sind als sein Stand und sein Image. Er handelte nicht so, um sein Gewissen zu beruhigen oder eine Pflicht zu erfüllen, sondern um ihnen seine Liebe zu zeigen. Und spätestens an diesem Punkt müssen wir kapitulieren. Diese verschwenderische Liebe tragen wir nicht in uns. Jesus hat uns ein Beispiel gegeben, das uns überfordert. Deshalb haben wir zuallererst nötig, dass Jesus uns selbst „die Füße wäscht“, dass er uns seine Liebe erfahren lassen darf, dass er uns reinigen darf, dass diese Liebe uns verändern darf. Wir können nicht nach dem Beispiel von Jesu leben, ohne uns verändern zu lassen. Das mag vielleicht für eine Weile klappen, wird uns letztlich aber immer überfordern. Ja, dieser Text ist ein Aufruf, aus Worten Taten werden zu lassen und doch geht es dabei nicht primär um das „Was“, sondern um das „Wie“, um unsere Haltung. Das kann uns davor bewahren, in einen „Fußwasch-Aktionismus“ zu verfallen. Es kommt nicht auf die „Anzahl der Füße“ an, sondern auf unser Herz, das durch unsere Augen blinzelt, wenn wir anderen dienen. Und das ist oftmals die größere Herausforderung!

3. Methodik für die Gruppe

Die Zeilen des Textes an uns Hörer, die nach unserer Herzenseinstellung fragen, können sehr persönlich werden, deshalb ist es wichtig, sich dem Kern mit lockereren Elementen zu nähern.

3.1 Begrüßungs-Dienen

Wenn die einzelnen zur Tür hineinkommen, dann überlege dir etwas, wie du ihnen dienen kannst, z. B. indem zu ihnen die Jacke abnimmst oder gleich beim Reinkommen einen Snack entgegenreichst. (Wenn ihr in der Gruppe sehr vertraut seid, kannst du ihnen auch die Füße waschen. Das ist vielleicht etwas unangenehm, aber kann auch ein guter Gesprächsöffner sein.)

3.2 Gedankenassoziationen zum Wort „dienen“

Vom Begrüßungsritual kannst du nun auf das Thema „dienen“ hinschwenken und das Gespräch anregen, indem du nachfragst, was das Wort bei den Teilnehmern auslöst.

  • Welche Gedanken kommen euch?
  • Was denkt ihr persönlich dazu?
  • Welches Bild habt ihr von jemandem, der dient?

3.3 Bildbetrachtung Fußwaschung

Als Überleitung zum Bibeltext kannst du am Ende des Gesprächs ein Bild von der Fußwaschung Jesu in die Mitte legen. Such dir dazu am besten ein passendes Bild im Internet. Das könnt ihr im Stillen auf euch wirken lassen.

3.4 Bibeltext

Nach ein paar Momenten der Betrachtung kannst du den Bibeltext langsam vorlesen. Lass danach ruhig noch etwas Zeit, um die Zeilen nachklingen zu lassen. Im Anschluss bietet es sich an, dass du etwas Persönliches von dir erzählst, was dir in der Vorbereitung wichtig geworden ist. Das kann der Offenheit in den Gesprächsgruppen dienen.

3.5 Gesprächsgruppen

Setzt euch in Dreiergruppen zusammen und kommt über den Bibeltext ins Gespräch und redet ehrlich über den Maßstab, den Jesus uns hier gibt. Wir sollen so wie Jesus handeln – wie kann das „Fußwaschen“ heute bei uns praktisch aussehen? Wann habe ich so in letzter Zeit bewusst jemandem gedient? Was habe ich dabei gedacht und gefühlt?

3.6 Aufgabe für die nächste Woche

Der Vers 17 sagt uns, dass es nicht nur ums Wissen geht, sondern auch ums Tun. Deshalb ist es gut, die Gespräche zum konkreten Alltag hinzuleiten. Gebt euch doch gegenseitig eine Aufgabe, den Bibeltext praktisch werden zu lassen.

  • Nehmt euch jeder vor, einer Person in eurem Umfeld zu dienen, ihr etwas Gutes zu tun und ihr damit ihren Wert zu zeigen.
  • Bevor ihr Einzelnen euch dazu aufmacht, nehmt euch eine Zeit, in der ihr Jesus bittet, euch mit seiner Liebe zu füllen und euch seinen Blick für die Person zu schenken und betet für die Begegnung.
  • Nehmt euch die Zeit für das, was ihr euch vorgenommen habt.
  • Bei eurem nächsten Treffen könnt ihr euch dann gegenseitig erzählen, wie es war und was ihr dabei erlebt und gedacht habt.

Und nicht vergessen: Dienen ist keine Beruhigung des schlechten Gewissens, sondern darf auch Freude machen, weil wir das, was wir von Gott empfangen haben, an andere weiterschenken und geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude.

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