Die frühe jüdische Christengemeinde im ersten Jahrhundert wurde sowohl von den Juden als auch von den Heiden verfolgt. Anfänglich war die Gemeinde stark und gut aufgestellt. Sie erduldeten Enteignungen, Gefängnisstrafen und öffentliche Zurschaustellung. Aber die anhaltende Verfolgung droht nun die Gemeinde zu zermürben. Der Autor erinnert sie daran, dass ihr Glauben wie ein Marathonlauf ist. Das Bild des Wettkämpfers ist in der Antike ein geläufiges Bild.
In diesem Lauf ist die verfolgte Gemeinde nicht allein, sie werden von einer großen Wolke aus Zeugen begleitet. Diese Wolke bezieht sich auf die großen Glaubensväter und -helden, die im 11. Kapitel erwähnt werden. Diese Männer und Frauen sind beispielhaft in dem, wie sie trotz Widrigkeiten ihren Lauf siegreich zu Ende brachten. Die Glaubenserfahrungen der Väter bedeuten Stärkung für den Glaubenskampf der verfolgten Gemeinde.
Der Autor zieht einen Vergleich zu Vätern, die ihre Söhne mit der Rute züchtigen. Das ist ein Erziehungsmittel, das bis in die letzte Neuzeit angewandt wurde. Die Erziehung und auch diese für uns heute befremdliche Züchtigung der Söhne soll sie auf den richtigen Weg führen. So kann alles, was einem an Leid widerfährt, ein Erziehungsmittel Gottes sein und wird als besondere Fürsorge Gottes gedeutet. Gott kümmert sich um die, die er liebt, auch indem er ihnen Grenzen aufzeigt.
Die herausfordernden Verse ab Vers 4 sind im Bezug zu den Versen 1-3 zu lesen. Der Mensch ist gefordert, das Unrecht in jeglicher Form abzulegen, da es ihn ständig umgibt und gefangen nimmt (V.1). In diesem stetigen Kampf sind wir herausgefordert, auf Jesus zu blicken, an dem wir sehen, dass ein Sieg über die Sünde errungen wurde und möglich ist.
Die Verse 5 und 6 sind nur aus dem Zusammenhang zu verstehen, was wir bisher feststellen konnten. Die in dem Text erwähnte Züchtigung hat zunächst nichts mit schlagen zu tun und ist nicht mit unserem heutigen Verständnis von Züchtigung zu vergleichen, sondern entspricht mehr einem Erziehen und einer Korrektur. Aus dem Kontext des Verses (vgl. V.6) wird aber ersichtlich, dass die körperliche Strafe ein Teil dieser Erziehung ist.
All dies tut Gott, um größeres Unheil von seinen Kindern abzuwenden. Der Macht der Sünde, die in letzter Konsequenz immer Trennung von Gott bedeutet, steht Gott mit aller Konsequenz entgegen.
Verliere nicht den Mut zu glauben! Das ist die Botschaft an die Briefempfänger damals und an uns heute.
Ich empfinde es als nicht einfach, in unserer heutigen Gesellschaft zu glauben. Ständig wird mein Glaube hinterfragt. Kaum glaube ich, eine Erkenntnis zu haben, wirft sie jemand anderes über Bord. Es ist alles so schwammig und ungreifbar geworden. Es gibt keine einfachen allgemeingültigen Wahrheiten mehr. Und in all diesem will ich glauben, Jesus nachfolgen. Einerseits finde ich es gut, wenn sich Christen nicht vorschnell und undifferenziert auf eine Meinung festlegen, andererseits geht diese gefühlt ständige Ungeklärtheit einiger Fragen an die Substanz. Und auf lange Sicht führt es mich in die Resignation und in letzter Konsequenz leidet mein Glaube darunter.
In diese Anfechtung hinein begegnet mir dieser herausfordernde Text, der so gar nicht in unsere Zeit passen möchte. Er will mir Mut machen und mich zugleich herausfordern. Es wird auf die großartigen Menschen der Bibel verwiesen, die Wolke aus Zeugen. Menschen, die ihren Glauben durch viel härtere Anfechtungen gefährdet sahen und gestärkt daraus hervorgingen.
Ich sollte mich wieder mehr mit dieser Wolke aus Zeugen beschäftigen. Ich empfinde es als ermutigend und nahezu beflügelnd zu lesen, wie andere in ihrem Glauben reifen und wachsen konnten, trotz widrigster Umstände. Auch moderne Zeugen können dies sein. Wer sind deine Glaubensvorbilder?
Und dann lese ich von Gottes Erziehungsplan, der so gar nicht mit meinen pädagogischen Überzeugungen zusammenpasst. Aber darum geht es eigentlich auch gar nicht. Vor allem nehme ich wahr, dass Gott an mir interessiert ist. Er überlässt mich nicht mir selbst und meinen egoistischen Vorstellungen. Er überlässt die Erziehungsarbeit auch nichts und niemand Fremdem. Es ist weder Schicksal, Glück, noch Zufall, was mein Leben bestimmt. Gott hat meine Erziehung zur Chefsache gemacht. Er selbst nimmt sie, nimmt mich in die Hand.
Gott fordert mich heraus. Es mag sein, dass mir seine Form der Erziehung nicht zusagt, aber hey, wir reden hier von einem souveränen Gott. Muss ich ihn immer verstehen? Eins weiß ich ganz sicher, sein Kampf gilt dem, was uns von ihm trennt, der Sünde. Er tut einfach alles dafür, um uns aus unserer Schuld zu befreien. Notfalls ist dies auch mit Schmerzen verbunden.
Verteilt im Raum viele verschiedene Bilder von Glaubensvorbildern. Zu dem ein oder anderen (Unbekannten oder nicht eindeutig Erkennbaren) könnt ihr auch ein paar Zeilen schreiben, sodass erklärt wird, worin die Person Vorbild wurde. In der Mitte des Raumes legt ihr blaue und weiße Decken/Tücher aus. Sie sollen eine Wolke symbolisieren.
Die Gruppe soll sich im Raum verteilen und darf sich frei bewegen. In einem vorher festgelegten zeitlichen Rahmen (ca.10-15 min – je nach Menge der „Zeugen“ und Texte) hat die Gruppe die Möglichkeit, sich intensiv mit den Glaubensvorbildern auseinanderzusetzen. Nach Ablauf der Phase sollte sich jeder auf einen der Zeugen festlegen, der ihn in besonderer Weise anspricht. Zusätzlich kann es auch einen Ort mit Stiften und Papier geben, um die Liste der Zeugen zu erweitern, z. B. um ein ganz persönliches geistliches Vorbild.
Jeder hat die Möglichkeit, kurz zu äußern, warum gerade dieser Mensch für ihn ein Vorbild im Glauben sein könnte. Im Anschluss wird das Bild in die vorher ausgelegte symbolische Wolke in der Mitte gelegt. So entsteht eine Wolke aus persönlichen Zeugen.
Drucke den Bibeltext für jeden Teilnehmer auf ein Blatt Papier aus. Bitte lass dabei ausreichend Platz für Notizen.
Lest als erstes den Text langsam und laut vor.
Jeder Teilnehmer liest sich den Text erneut leise durch. Mit einem Stift versieht er den Text mit folgenden Zeichen.
Tauscht euch zu den jeweiligen Zeichen aus.
Um tiefer in den Text einzutauchen, teilt euch in bis zu drei Kleingruppen auf. Je nach der Gesamtzahl eurer Gruppe sind auch weniger Gruppen möglich. Sortiert ggf. Themenvorschläge für die jeweilige Gruppe aus.
Wie erzieht Gott seine Kinder?
a) Trefft Aussagen über Gott und seine Art mit uns Menschen umzugehen.
b) Was ist euch besonders wichtig, warum?
c) Notiert eure Aussagen auf dem Plakat.
Tauscht euch zu folgenden Fragen aus:
a) Können auch wir Zeugen sein? Für wen? Wann?
b) Wie können wir heute Zeuge sein (ganz allgemein und/oder ganz konkret ihr als Gruppe oder du als Person)?
2. Notiert eure Ergebnisse auf einzelne DIN-A5-Zettel.
3. Ergänzt die gestaltete Mitte um die Aussagen.
Für diese Gruppenarbeit ist ein Stab (ca. 40 cm) empfehlenswert.
1. Reicht nach und nach den Staffelstab durch (der Reihe nach oder willkürlich) und sammelt Aussagen über folgende Fragen:
a) Was sind unsere „Glaubenshürden“ (auch hier können das ganz allgemeine oder sehr persönliche Aussagen sein)? Was fordert dich als Christ heraus?
b) Was hilft euch, diese Hürden zu überwinden?
2. Sammelt die Aussagen auf einem Plakat.
Setzt euch wieder in der großen Gruppe zusammen und präsentiert einander eure Ergebnisse aus den einzelnen Gruppenarbeiten.
a) Schreibt euch untereinander (ggf. zuvor per Los entscheiden) eine ermutigende Karte.
b) Tauscht euch über eure Glaubenshindernisse aus und betet füreinander.
Auch Zeugen (noch lebende) brauchen Stärkung. Schreibt an Menschen, die euch prägten, die euch Vorbilder sind, eine Karte, auf der ihr dies zum Ausdruck bringt.
Sowohl der Autor als auch die Empfänger des Hebräerbriefes sind unbekannt. Die Überschrift „An die Hebräer“ deutet darauf hin, dass die Adressaten Judenchristen waren.
Der Verfasser hat eine Gemeinde vor Augen, die im Glauben müde zu werden beginnt und in der Gefahr steht, Jesus und seiner rettenden Botschaft den Rücken zu kehren. Zweifel kommen auf: Was hat sich durch das Kommen Jesu, seinen Tod und seine Auferstehung eigentlich geändert? Woher nehmen Christen ihre Gewissheit? Das Ziel ist die neue, zukünftige Stadt im Blick zu haben – die Perspektive Ewigkeit (13,14).
Der Hebräerbrief arbeitet viel mit Vergleichen aus dem AT. In diesem Abschnitt dient Mose als Vergleichsperson für Jesus.
V.1: Mit zwei Begriffen wird hier der Inhalt des zuvor Geschriebenen zusammengefasst: Jesus ist der Apostel und der Hohepriester. Apostel wird Jesus an keiner anderen Stelle im NT genannt. Als Apostel ist er mehr als ein Prophet. Jesus ist Hoherpriester: Er darf als einziger einmal im Jahr, am Versöhnungstag, das Allerheiligste des Tempels betreten. Er ist Mittler zwischen Jahwe und dem Volk. Der Hohepriester bringt auch das tägliche Opfer dar, damit die Verbindung zwischen den Menschen und Gott ungestört ist. Das macht auch Jesus, allerdings mit einer ganz anderen Qualität: Er ist nicht einer von vielen, sondern der Sohn Gottes. Jesus wurde Mensch, um ein für alle Mal die Sünden des Volkes zu sühnen und den Weg zu Gott frei zu machen. Man kann zusammenfassen: Als Apostel vertritt Jesus Gottes Sache bei uns und als Hoherpriester unsere Sache bei Gott.
V.2: Der Verfasser erklärt den Hörern das Verhältnis zwischen Christus und Mose, also zwischen den Stiftern von Neuem und Altem Bund. In seiner Treue steht Jesus Mose in nichts nach, doch steht der Sohn grundsätzlich in einem anderen Verhältnis zu Gott. Jesus hat auf dieser Welt mit seiner Gemeinde sein Haus gebaut und wurde zum ewigen Hohenpriester berufen. Er ist Mose darin gleich, dass beide ihre Aufgabe treu erfüllt haben.
V.3: Jesus ist wie Mose und doch noch höher und wichtiger. Mose gilt im Judentum als herausragender Führer des Volkes Israel und höchste geistliche Autorität. Er ist aller Ehren wert. Aber Jesus ist nicht – wie die anderen Propheten – an Mose zu messen, sondern Mose ist an Jesus zu messen. Mose gehörte selbst zu diesem Haus (Volk Israel), während Jesus dessen Erbauer ist. Und weil nicht dem Haus, sondern seinem Baumeister die eigentliche Ehre zukommt, verdient auch Jesus viel größere Ehre und Herrlichkeit als Mose.
V.4: Das Bild vom Haus zeigt die verschiedenen Stellungen der Beteiligten. Das Haus steht für die Menschen, die Gott Mose bzw. Christus anvertraut hat: das Volk Israel bzw. die Christengemeinde. Gott selbst ist derjenige, der das Haus erbaut hat und letztlich dafür verantwortlich ist. Weil Jesus Gott gleich ist, ist er gleichgesetzt mit dem Erbauer des Hauses.
V.5: Mose war in diesem Haus nur Verwalter: Er war abhängig von den Anweisungen des Hausherrn. Dadurch, dass Gott mit ihm den Alten Bund schloss, war sein Dienst im Haus gleichzeitig auch ein Hinweis auf Christus, der den Neuen Bund begründen würde. Moses Reden und Handeln ist ein Hinweis auf das, was später gesagt werden sollte (vgl. 1.2).
V.6: Dem Knecht wird der Sohn entgegengestellt. Jesus hat das Haus als Sohn, d. h. als Hausherr betreten und steht damit in völliger Handlungsfreiheit. Dennoch hat auch er treu den ihm von Gott erteilten Auftrag erfüllt. Das Haus Gottes ist die christliche Gemeinde, aber nur, wenn sie ihrer Berufung treu bleibt und an dem freimütigen, zuversichtlichen und stolzen Bewusstsein festhält, dass die Hoffnung uns schenkt. Gegen alle Verunsicherung, Zweifel, Feigheit wird die Gemeinde ermutigt, am Bekenntnis zu Jesus festzuhalten.
Offensichtlich standen die Leser in der Gefahr, die Treue zu Jesus aufzukündigen. Deshalb werden sie ermahnt. Weil Jesu Treue überragend und unerschütterlich ist, sollen auch sie an der Treue ihm gegenüber festhalten. Die Treue Jesu zur Gemeinde – zu seinem Haus – soll die Gemeinde bewegen, ihn ihrerseits nicht loszulassen. Der Autor will uns Mut machen, uns Jesus ganz anzuvertrauen. Wie kann man die Treue zu Jesus durchhalten? Indem man auf Jesus schaut und sich an ihm orientiert (vgl. 12,2). Doch wie sieht das Schauen auf Jesus für mich praktisch aus? Wie verändert sich dadurch mein Blick auf mein tägliches Leben mit meinen Freuden, Sorgen und Nöten?
Bekenntnis meint kein Lippenbekenntnis, kein Abspulen von christlichen Wahrheiten. Bekenntnis ist vielmehr die Hand auf dem Herzen, die Zusicherung: Hier bin ich verankert, verwurzelt, verwoben. Dies ist mein Fundament, ohne das ich ins Bodenlose sinken würde. Wen oder was bekenne ich? Wie schaut mein Bekenntnis zu Jesus aus? Was hilft mir, fröhlich und authentisch zu meinen Überzeugungen und meinem Glauben an Jesus zu stehen?
Mose stand für die Leser des Hebräerbriefes hoch im Kurs. Einer, der Gott treu blieb und der in Gottes Gemeinde eine Sonderstellung hatte. Aber dennoch steht er, im Vergleich zu Jesus, nur in der zweiten Reihe. Mose ist Knecht im Sinne eines Hausverwalters, der für alle die, die ihm Haus wohnen, zuständig ist. Ein hohes Amt. Jesus Christus aber ist der Sohn. Er vertritt Gott, den Hausherrn. Darum sollen wir uns an Jesus halten. Viele von uns kennen auch Glaubenshelden, die in ihrem Leben eine Sonderstellung einnehmen. Welche sind das bei mir? Binde ich meinen Glauben an meine Glaubensvorbilder oder an Jesus? Welche Glaubensprägungen verstellen mir den Blick auf Jesus und seine einmalige Rettungstat?
Mehrere Bilder von „Glaubenshelden“ (Augustin, Martin Luther, Mutter Theresa, Billy Graham …) sowie Begriffe wie Jugendkreisleiter, Großeltern, Eltern… ausdrucken und auslegen. Zusätzlich können Blankoblätter als Platzhalter für individuelle Glaubensvorbilder mitgebracht werden. Jede Person nimmt sich ein „Bild“, das (am ehesten) für ihr Glaubensvorbild steht. Anschl. folgt eine kurze Austauschrunde:
– Glaubensvorbilder müssen für mich …
– Mit dem ausgewählten Glaubensvorbild verbinde ich persönlich … / ihm verdanke ich …
– Dieses Glaubensvorbild schreckt mich ab …
In unserem Bibeltext geht es um das Glaubensvorbild für das Volk Israel schlechthin: Mose.
Lest den Bibeltext zunächst langsam und deutlich vor – wenn möglich in zwei verschiedenen Übersetzungen. Der Text soll von den anderen mitgehört, nicht mitgelesen werden!
Nun beginnt in der Stille die persönliche Beschäftigung mit dem Text. Jede Person versucht für sich (schriftlich) auf folgende fünf Fragen zu antworten:
Alternativ: Wenn die Teilnehmer die Fragen nicht einzeln bearbeiten möchten, können sie die Fragen zu zweit oder zu dritt bedenken.
Alle stellen ihre Antworten vor – jeweils zu derselben Frage. Die unterschiedlichen Ergebnisse werden zunächst nur wahrgenommen.
Nun werden einzelne Aspekte und Aussagen vertieft und diskutiert.
Folgende Fragen können zur Vertiefung nützlich sein:
Hier können weitere Fragen von 2. aufgegriffen und bedacht werden.
Hinweis: Bei einer Gruppengröße von mehr als 8 Personen sollten zum Austausch Kleingruppen gebildet werden.
Um das Gehörte und Gedachte für den Alltag zu konkretisieren, soll eine Möglichkeit des stillen, persönlichen Gebets geschaffen werden sowie das Angebot, mit und für jemanden zu beten.
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