»Man sieht nur mit dem Herzen gut« – Stundenentwurf zu einem Zitat aus »Der kleine Prinz«

»Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«

Viele Mädchen werden den Spruch wahrscheinlich kennen. In diesem Entwurf wollen wir einmal genauer schauen, was dahinter steckt. In der Andacht verknüpfen wir diese Gedanken mit dem Bibelvers aus 1. Samuel 16,7. Da heißt es: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.

Material:

  • Symbol »Auge«, Symbol »Herz«, DIN-A4-Blätter, auf denen die einzelnen Wörter des Spruchs (außer Auge und Herz) stehen. Also je ein Blatt mit Man, sieht, nur, mit usw.
  • 5 Bilder von Menschen (ein Obdachloser, eine schöne Frau, ein Kind, ein Mensch mit Hautausschlag, ein Mann im Anzug o. ä.)
  • Postkarten und Stifte, entweder blanko zum Gestalten oder schon fertig mit Kleiner-Prinz-Motiv 
  • Bei Blanko-Postkarten: schöne Stifte, Glitzer, Sticker …

Vorbereitung:

Bevor die Mädchen kommen, versteckt ihr im Raum die Blätter – am besten so, dass man noch ein wenig davon sehen kann.

Einstieg:

»Heute beginnen wir mit einer Suche. Wir suchen einen Spruch, der uns durch diese Stunde begleitet. Im Raum sind 14 Blätter versteckt. Sucht sie und stellt den Spruch in der richtigen Reihenfolge zusammen.«

Wenn der Spruch richtig zusammengebaut wurde, schließt eine kurze Gesprächsrunde an:

  • Kennt ihr den Spruch? Wisst ihr, woher er stammt?
  • An was müsst ihr denken, wenn ihr ihn lest?
  • Was es bedeutet, mit dem Herzen zu sehen:

»Oft gehen wir durch unseren Alltag und beurteilen Menschen und Situationen rein äußerlich. Wir entscheiden blitzschnell, ob uns jemand sympathisch ist oder nicht, wir denken in Kategorien wie ›schön‹ und ›hässlich‹ und sind auch allzu schnell dabei, Menschen nach ihren Äußerlichkeiten zu verurteilen. Wenn wir durch die Fußgängerzone gehen, laufen wir an Hunderten von Menschen vorbei, von denen uns niemand wirklich etwas bedeutet. Aber auch diese Menschen haben alle eine Geschichte, die sie mitbringen, die wir nur nicht sehen.«

Aktion in kleinen Gruppen: Die Geschichte »drumherum« denken

Teilt die Mädchen in Gruppen zu zwei bis drei Personen auf. Jede Gruppe bekommt ein Bild. Hier sehen sie mit den Augen einen Menschen. Nun sollen sie aufschreiben, welche Gedanken ihnen zuerst zu diesem Menschen kommen. Dann sollen sie sich aber überlegen, welche Geschichte der Mensch wohl mitbringt, die niemand mit den Augen sehen kann. Zum Beispiel: Der Anzugträger verdient zwar gut, ist aber traurig, weil er seine Familie so selten sieht. Sein jüngster Sohn hat eine Behinderung. Der Vater will viel Geld verdienen, damit der Sohn so gut und frei wie möglich leben kann.

Zeit in der Kleingruppe: ca. 15 Minuten

Im Anschluss stellt jede Gruppe ihre Menschen mit den ersten Gedanken und den Geschichten vor.

Vom »Zähmen«

»Was uns in einer Menschenmenge anhalten lässt, ist ein bekanntes Gesicht. Dann freuen wir uns über die Freundin, die wir zufällig treffen. Vielleicht gehen wir sogar spontan zusammen ein Eis essen oder gemeinsam shoppen. Das Buch vom Kleinen Prinzen erzählt genau eine solche Geschichte.«

Wenn die Mädchen die Geschichte kennen, können sie sie selbst erzählen, sonst gibt es hier eine kurze Zusammenfassung, die ihr mit eigenen Worten nacherzählen könnt. Natürlich könnt ihr auch das Buch mitbringen und die Geschichte vorlesen, falls ihr es zu Hause habt.

21. Kapitel: Freundschaft mit dem Fuchs

Die Begegnung mit dem Fuchs gehört zu den wichtigsten Abschnitten des Buches. Der Fuchs erschien, als der kleine Prinz voller Trauer im Gras lag. Um sich aufzumuntern, wünschte der kleine Prinz, mit dem Fuchs zu spielen. Doch der Fuchs war noch nicht gezähmt und lehnte ab. Weil der kleine Prinz nicht wusste, was das Wort »zähmen« bedeutet, erklärte ihm dies der Fuchs: Es hieße, »sich vertraut machen«. Für den kleinen Prinzen wäre er ein Unbekannter, er wäre ein Fuchs unter Tausenden, doch wenn er sich den Fuchs zum Freund machte, würde der Fuchs einzigartig für ihn werden. Das »Zähmen«, das »Sich vertraut machen‹, Freundschaft schließen, ist ein Weg aus der Vereinzelung und Vereinsamung. (…) 

Auch der Fuchs fühlte sich einsam. Er wünschte sich, vom kleinen Prinzen gezähmt zu werden. So machte sich der kleine Prinz mit dem Fuchs nach dessen Anleitung langsam vertraut: Jeden Tag setzte er sich ein Stückchen näher an den Fuchs heran, dass sie immer vertrauter miteinander wurden. 

Als der Abschied nahte, schickte ihn der Fuchs nochmals in den Rosengarten zurück. Der kleine Prinz, der geglaubt hatte, seine Rose wäre nur eine unter Tausenden, verstand nun, dass sie einzigartig in der Welt ist, weil er sich mit ihr vertraut gemacht hatte. Zum Abschied machte der Fuchs dem kleinen Prinzen ein Geschenk. Er schenkte ihm die Quintessenz seiner Lebenserfahrungen, die ganz einfach ist: »Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.« 

Die Zeit, die der kleine Prinz mit seiner Blume verbracht hatte, macht seine Rose so wichtig für ihn, erklärte der Fuchs. Für all das, womit man sich vertraut gemacht hatte, wäre man verantwortlich. Und der kleine Prinz verstand, dass er für seine Rose Verantwortung tragen muss und sie nicht vergessen durfte.

»Wenn wir also in der Fußgängerzone sind, sind uns alle Menschen erst mal fremd. Sie sind uns nicht vertraut und wir wissen nichts über sie. Wir können sie mit unseren Augen ansehen, aber was in ihnen vorgeht und wie sie wirklich sind, das wissen wir nicht. Wir können uns mit unserer Phantasie Geschichten über sie ausdenken, so wie eben. Aber es bleibt oberflächlich und wird dem Menschen nicht gerecht.«

Gesprächsrunde: Vorurteile

Redet mit den Mädchen über Vorurteile: 

  • Habt ihr schon mal erlebt, dass jemand gegen euch Vorurteile hatte?
  • Wo habt ihr selbst schon Vorurteile gehabt?
  • Haben sich diese Urteile noch mal geändert? Wie ist das passiert?«

»Dass aus fremden Menschen Freunde werden, braucht Zeit – und Begegnung. Manchmal gibt es ja verrückte Geschichten, dass sich zwei Menschen überhaupt nicht leiden können, bis sie eine gemeinsame Aufgabe bewältigen müssen. Plötzlich lernen sie sich besser kennen und werden einander vertrauter. Genau das meint der Fuchs, wenn er vom Zähmen spricht. Vorher war ein Mensch einer von Tausend anderen Menschen, vielleicht hübscher oder hässlicher als der Durchschnitt oder irgendwie sonst sind uns Äußerlichkeiten aufgefallen. 

Wenn wir aber Menschen unsere Freunde nennen, also wenn sie uns »gezähmt« haben und wir sie, dann sind uns diese Äußerlichkeiten auf einmal egal. Wir würden niemals diesen Menschen mit einem anderen verwechseln und wir wissen und spüren, was diesen Menschen genau ausmacht und besonders macht. Das sind nicht die Haarfarbe oder die Nase, sondern seine Charaktereigenschaften.«

Aktion: Postkarte

Die Mädchen bekommen eine Postkarte und können sie einem Menschen schreiben, der für sie etwas Besonderes ist, z. B. der besten Freundin, dem Patenonkel, der Oma … Diesem Menschen einmal sagen, was das Besondere an ihm oder ihr ist und warum die Freundschaft so besonders ist, darum geht es.

Zeit: ca. 15 Minuten bei fertigen Postkarten. Wenn die Postkarten selbst gestaltet werden, kann es je nach kreativer Veranlagung natürlich auch gerne 30 Minuten dauern.

Andacht

Die meisten Menschen auf dieser Welt kennen wir nicht. Wir begegnen ihnen mit Vorurteilen, ob positiv oder negativ, aber eigentlich sind sie uns auch egal. Wir sehen sie zwar mit den Augen, aber sobald sie an uns vorbeigelaufen sind, haben wir sie auch wieder vergessen. Anders ist das mit den Menschen, die uns vertraut sind. Der Fuchs vom »kleinen Prinzen« würde sagen: »Sie haben uns gezähmt«. Unsere Familie und unsere Freunde bedeuten uns viel. Wir sehen sie nicht nur mit den Augen an, sondern mit dem Herzen. Wir mögen sie, wir ärgern uns über ihre Marotten, wir streiten mit ihnen und vertragen uns wieder, und wir sind traurig, wenn sie nicht da sind. Das können wir gar nicht bei allen Menschen, wie sollte das gehen?

Jetzt stellt euch vor, Gott kann alle Menschen so sehen, wie wir unsere Freunde und unsere Familie sehen. Er sieht uns und alle anderen Menschen nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen an. So steht es in der Bibel. Und zwar bei einer ziemlich verrückten Geschichte: 

Samuel, der von Gott den Auftrag hatte, einen Nachfolger für König Saul zu suchen, reist nach Bethlehem. Gott hat ihm genau gesagt, wohin er gehen soll, um den zukünftigen König zu finden. Also macht Samuel sich auf den Weg. Er landet bei Isai und seinen Söhnen. Wahrscheinlich war Samuel selbst total aufgeregt. Würde er schon erkennen, wer der zukünftige König wird? Es müsste ja ein sehr stattlicher Mann sein, der sich gut ausdrücken kann. Jemand, der alt genug ist und Charisma hat. Samuel ist selbst gespannt, als Isai ihm seine Söhne vorstellt. Bei dem ältesten und aussichtsreichsten Kandidaten fängt er an. Aber Gott sagt »Nein, das ist er nicht«. Samuel ist erstaunt, Isai auch. Aber in diesem Moment sagt Gott zu Samuel: »Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.« Alle sieben Söhne, die Isai Samuel vorstellt, werden von Gott abgelehnt. Da fragt Samuel: »Hast du denn nicht noch einen Sohn? Gott kann sich unmöglich irren.« Isai überlegt und sagt: »Doch, einer ist noch auf den Feldern, die Schafe und Ziegen hüten. Er ist der jüngste – und ob er geeignet ist – ich weiß ja nicht. Er ist doch auch zu jung – und überhaupt …« Aber Gott sieht das anders. Er sieht, was in David steckt, was sonst noch niemand sehen kann. Als David von den Feldern kommt, wahrscheinlich dreckig und mit dem Geruch von Schaf und Ziege, schaut Samuel ihn an. In diesem Moment sagt Gott zu ihm: »Das ist er! Salbe ihn.« Und wie Gott es sagt, gießt Samuel das Salböl über David und prophezeit ihm, dass er einmal König werden wird. Das hätte wohl keiner gedacht! Und aus diesem jungen Hirten wird nicht irgendein König, sondern der berühmte König David. 

Gott kennt uns alle. Er sieht nicht nur das, was vor Augen ist, sondern er sieht unser Herz – mit allem, was darin an Kraft und Potential ist, aber auch unsere Schwächen und die dunklen Geheimnisse. Gott weiß ganz genau, was wir können und auch, was wir brauchen. Er hat den Blick ins Herz – und das nicht nur für dich und für mich, sondern für alle Menschen. Gott muss nicht spekulieren und raten, wer jemand ist – er weiß es schon. Und wir? Wir können staunen, dass Gott uns so gut kennt! Wir können uns darauf verlassen, dass er an unserer Seite ist und dass wir ihm vertraut sind. Das erleichtert es uns, ihn in unser Leben zu lassen und ihn besser kennen zu lernen. Denn er kennt uns schon und hilft uns dabei.

KON 01.2019 »sichtbar«: Eine Themenreihe mit Artikeln für Mitarbeiterinnen, Bibelarbeiten, Andachten, Stundenentwürfen und Kreativangeboten, ausgedacht für Mädchen von 12 bis 17, meistens aber auch in gemischten Gruppen zu verwenden.

Das Nicht-Sichtbare sichtbar machen – im Grunde ist das eine Beschreibung dessen, was wir in unserer Mädchen- und Jugendarbeit ansatzweise versuchen: diesen Gott, den man erstmal nicht sehen kann, in irgendeiner Weise für die Jugendlichen sichtbar und erfahrbar werden zu lassen.

Außerdem geht es darum, wie Gott uns sieht, wie wir uns gegenseitig und uns selbst sehen, um neue Sichtweisen und Perspektiven – Kreatives zum Thema sichtbar rundet das Angebot ab.

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