Anorektische und bulimische Ess-Störungen / Wenn das Leben zum Kotzen ist

Erlebt

Annika ist 18 Jahre alt, als sie zur Vorstellung in die Praxis kommt; bei einer Körpergröße von 176 cm wiegt sie knapp 42 kg – und fühlt sich dabei zu dick. In mehreren Gesprächen kann in Erfahrung gebracht werden, dass Annika einem Elternhaus entstammt, in dem es einen hohen Leistungsanspruch gibt: Ihr Vater ist als erfolgreicher Manager viel unterwegs, sieht blendend aus, ist schlank und gilt als „Frauenschwarm“. Die Mutter, die ihren Beruf für die Erziehung der drei Kinder aufgegeben hat, fühlt sich in ihrer Lebenssituation nicht wohl und hat im Laufe der Jahre kontinuierlich an Gewicht zugenommen. Außereheliche Eskapaden des Vaters, die nach außen in den Kreisen der „besseren Gesellschaft“ stets verborgen bleiben, belasten die sich mittlerweile als unattraktiv erlebende Mutter zusätzlich, die sich vor diesem Hintergrund wiederholt der jüngsten Tochter Annika offenbart. Als Annika nach einer kurzen Partnerschaft von ihrem Freund verlassen wird, nagen Zweifel des Selbstbewusstseins an ihr. Von einer Klassenkameradin animiert, beginnt sie eine erste Diät, intensiviert die schon vorher betriebenen Sportarten und nimmt kontinuierlich an Gewicht ab. In Frustsituationen kommt es dann zu unkontrolliertem Schokoladenkonsum, die dadurch entstehende Gewichtszunahme lässt sich nicht so schnell durch Sport wieder abbauen. So beginnt Annika nach „Fressattacken“, die einverleibte Nahrung heimlich wieder zu erbrechen. Ein Teufelskreis hat begonnen …

Erklärt

Einteilung und Häufigkeit von Ess-Störungen

Ess-Störungen sind in Deutschland wie auch in andern Ländern der westlichen Welt weit verbreitet und insgesamt im Zunehmen begriffen. Zur Gruppe der Ess-Störungen gehören die Magersucht (Anorexie), Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und das durch Essen bedingte krankhafte Übergewicht (Binge Eating Disorder). Wenn sie sich auch in Symptomatik und Entstehungsmechanismen unterscheiden, so ist ihnen doch gemeinsam, dass Störungen des Körperschemas, Veränderungen der Eigenwahrnehmung und ein alles durchdringendes Gefühl der Unzulänglichkeit auftritt (H.Bruch, 1973). In der Bundesrepublik sind etwa 100.000 Menschen an einer Anorexie erkrankt, wobei es sich bei 90% um Frauen im Alter von 15 bis 35 Jahren handelt. Die später beginnende Bulimie ist mit einer Häufigkeit von 600.000 stärker vertreten; am häufigsten ist mittlerweile die Binge-Eating-Störung zu finden, von der bei steigender Tendenz derzeit etwa 1,5 bis 2 Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind.

Ess-Störungen in der Geschichte

Wenn man die Geschichte betrachtet, so fällt auf, dass sich schon die antike Medizin mit der Zusammensetzung der Nahrung und Fragen der Nahrungsaufnahme beschäftigt hat. Allein im Corpus Hippocraticum, der größten antiken medizinischen Schriftensammlung, finden sich mehrere Bücher über Diät. Dabei ging es aber mehr darum, das „Gleichgewicht der Körpersäfte“ durch eine ausgewogene Ernährung sicherzustel­len. Hinweise auf Ess-Störungen nach dem heutigen Verständnis finden sich nicht. Auch im weiteren Verlauf bleiben die Beschreibungen aus, erst im 19. Jahrhundert rückt in der industrialisierten Gesellschaft Essstörung ins Bewusstsein, was bereits Hinweis auf die deutliche kulturelle Prägung und das gesellschaftsbedingte Idealbild gibt.

Symptomatik und Verlauf

Um erkennen zu können, ob ein Mensch unter einer der erwähnten Krankheiten leidet, muss man sich zunächst mit den Symptomen vertraut machen.

Binge-Eating-Störung

Am einfachsten ist dies noch bei der Binge-Eating-Störung. Das Leitsymptom der Erkrankung ist das immer deutlicher werdende Übergewicht. Von Übergewicht spricht man, wenn der Body-Mass-Index (BMI) über 30 ansteigt. Dieser Index errechnet sich aus dem Quotienten zwischen dem Gewicht in kg und der zum Quadrat genommenen Körpergröße in Metern: Gewicht in kg/Körpergröße in m². Die Betroffenen leiden unter periodisch auftretenden Heißhungerattacken mit nachfolgenden Fressattacken, die mindestens zweimal pro Woche über einen Zeitraum von einem halben Jahr auftreten müssen, damit die diagnostischen Kriterien erfüllt sind. Typischerweise besteht während der oft als „Frustfressen“ beschriebenen Nahrungsaufnahme ein Kontrollverlust. Nicht selten ist hierbei auch die Wahrnehmung von Hunger- und Sättigungsgefühl gestört. Große Mengen an hochkalorischer Nahrung (also fettreiche und süße Lebensmittel: „Schokolade macht glücklich“) werden hastig heruntergeschlungen, im Anschluss daran treten oft Schuldgefühle und depressive Verstimmungen auf. Im Gegensatz zur Bulimie versuchen die Erkrankten aber nicht, die Kalorienzufuhr durch nachfolgendes Erbrechen oder den Einsatz von Abführmitteln usw. wieder „rückgängig“ zu machen. In der zugrunde liegenden Dynamik gibt es Hinweise darauf, dass durch die Nahrungsaufnahme unangenehme Gefühle wie Stress, Unzufriedenheit oder Langeweile unterdrückt werden sollen; das Fettpolster kann auch als Schutzhülle zur Abgrenzung nach außen interpretiert werden. Anderen gegenüber wird lange Zeit versucht, die Erkrankung geheim zu halten.

Anorexie

Unter Anorexie (Magersucht) versteht man einen Gewichtsverlust (oder bei Kindern und Jugendlichen eine fehlende Gewichtszunahme) von mindestens 15% unter dem normalen Gewicht, das sich ja – wie oben erwähnt – am BMI orientiert. Dieser Gewichtsverlust ist bei der Anorexie nicht beispielsweise durch andere körperliche Erkrankungen bedingt, sondern selbst willentlich herbeigeführt durch Vermeiden von „fett machenden“ Speisen und/oder übermäßige körperliche Aktivität. Hinzu kommt nicht selten ein Missbrauch von Appetitzüglern oder Abführmitteln (Laxantien), auch entwässernde Medikamente (Diuretika) werden mitunter zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Interessanterweise nehmen sich die Betroffenen, wie auch im einleitenden Beispiel deutlich wird, selbst gar nicht als untergewichtig wahr, das niedrige Körpergewicht wird zwar als rationales Faktum anerkannt, vom Erleben und Wahrnehmen her empfinden sich Anorektiker jedoch meist noch als zu dick und verspüren große Angst vor Gewichtszunahme, sodass in Therapievereinbarungen oft zunächst nur Etappenziele einer Gewichtssteigerung angepeilt werden, weil beispielsweise ein Zielgewicht von 65 kg bei der oben beschriebenen Patientin als unvorstellbar und keinesfalls wünschenswert abgelehnt werden würde.

Die körperlichen Folgeerscheinungen sind umfangreich und nicht ungefährlich: Letztlich entsteht eine umfassende hormonelle Störung, die von den steuernden Hirnarealen (Hypothalamus) über die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) bis zu den Geschlechtsorganen, bei Frauen zu den Eierstöcken (Gonaden) reicht: In der Folge kommt es dann hier zu einem Ausbleiben der Regelblutung, die Brustentwicklung kann bei jüngeren Mädchen verzögert sein oder gar ausbleiben. Bei Männern kommt es zum Verlust von Libido und Potenz. Andere körperliche Folgeerscheinungen sind ein verlangsamter Herzschlag bei niedrigem Blutdruck und der Gefahr von Herzrhythmusstörungen (vor allem durch Verschiebungen der Blutsalze nach Erbrechen bei der Bulimie!), eine vermehrte Kälteempfindlichkeit, Störungen im Blutzuckerspiegel, Funktionsstörungen der Schilddrüse, eine Flaumbehaarung an Wangen und am Rücken (Lanugobehaarung), vermehrte Knochenbrüchigkeit durch Osteoporose, Kariesbildung (bei Erbrechen) und Blutbildveränderungen. Eine engmaschige ärztliche Betreuung und Kontrolle der Blutwerte ist dringend erforderlich; obwohl es durchaus gute therapeutische Möglichkeiten und Erfolg versprechende Verläufe gibt, sterben letztlich etwa 10% der Erkrankten an den Folgen der Anorexie. Wenn man nun versucht, sich den psychodynamischen Hintergrund vor Augen zu führen, so fällt auf, dass in der Ursprungsfamilie oft ein hoher Leistungsanspruch besteht, man also für seinen Wert „etwas tun muss“ … Nach außen hin geben sich diese Familien stets als intakt, die Bereitschaft, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, ist gering, Konflikte werden schnell „unter den Teppich gekehrt“, um das hohe Harmoniebedürfnis nicht zu stören. Die Regelsysteme in diesen Familien sind oft unklar, mitunter gibt es wenig Verlässlichkeit. Vor dem Hintergrund oft strenger Leistungsanforderung gelingt es den betroffenen Symptomträgern dann nicht, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse anzumelden oder gar durchzusetzen, erst über das Symptom der Essstörung können Konflikte auch nach außen hin sichtbar dargestellt werden, wobei die Verheimlichungstendenz wiederum dem Wunsch des Systems entspricht, alles unter der Decke zu halten. Gelegentlich findet man in betroffenen Familien aber auch eine Überfürsorglichkeit, das Interesse an der erkrankten Person kann sich aber auch auf den Wunsch beschränken, weiterhin Kontrolle auszuüben und im Übergriff in die Privatsphäre auch den Körper als Objekt des familiären Plans zu betrachten.

Bulimie

Die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) ist definiert durch häufige Episoden von Fressattacken mindestens zweimal pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten, bei denen sehr große Mengen Nahrung in sehr kurzer Zeit konsumiert werden. Betroffene Menschen beschäftigen sich andauernd mit dem Essen, es bestehen eine unwiderstehliche Gier oder gar ein Zwang, zu essen.

Ähnlich wie bei der Anorexie besteht eine Körperschemastörung der Gestalt, dass die Erkrankten sich als zu dick erleben, auch wenn sie normalgewichtig oder gar untergewichtig sind. Im Gegensatz zur Magersucht jedoch versuchen Bulimiker, den Fressattacken durch selbst induziertes Erbrechen entgegenzuwirken; neben Hungerperioden werden auch hier Abführmittel und Appetitzügler zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Als charakteristisch kann schließlich noch das Horten und Verstecken von Nahrungsmitteln erwähnt werden, was den Betroffenen das Gefühl verleiht, zumindest in diesem Bereich eine Kontrolle auszuüben und sich entsprechenden Überwachungen von außen zu entziehen.

Die Differenzialdiagnose

Bevor man vom Vorliegen einer Essstörung im Sinne der oben beschriebenen Störungsbilder ausgehen kann, muss man natürlich andere Erkrankungen ausschließen, die Diagnose muss daher in jedem Fall zunächst ärztlich gesichert werden, bevor man eine Behandlung in die Wege leitet. Differenzialdiagnostisch ist dabei zunächst an andere körperliche Erkrankungen zu denken, die mit einem Gewichtsverlust einhergehen. Auf nervenärztlichem Fachgebiet muss darüber hinausgehend immer an eine depressive Erkrankung gedacht werden, die häufig ist und bei vermindertem Appetit auch zu einer Gewichtsabnahme führen kann, seltener ist der Vergiftungswahn bei psychotischen Störungsbildern. Bedacht werden muss schließlich die sogenannte Komorbidität, d.h. ein gleichzeitiges Auftreten einer Essstörung mit anderen psychiatrischen Krankheitsbildern.

Krankheitsentstehung

Mittlerweile geht man davon aus, dass bei den Ess-Störungen keine einzelne Ursache zum Ausbruch der Symptomatik führt, sondern viele unterschiedliche Faktoren dazu beitragen und miteinander in Wechselwirkung treten, die sich in einem „psychobiologisch-sozialen Modell“ zusammenfassen lassen: In der Zwillingsforschung gibt es Hinweise auf eine familiäre Häufung, ohne dass ein eindeutig verantwortliches Gen gefunden werden konnte. Vermutet werden unter anderem auch Störungen im Serotonin-Stoffwechsel; dieser Botenstoff wirkt – wie verschiedene andere körpereigene Transmitter – Hunger reduzierend. Die Wechselwirkungen zwischen zentralen und peripheren Regulationsmechanismen auf der Achse vom Hunger- und Sättigungszentrum im Gehirn (Hypothalamus) und den Erfolgsorganen sind in jedem Fall komplex. Zu den biologisch-genetischen Grundlagen treten psychodynamische Faktoren hinzu: Während man vom verhaltenstherapeutischen Ansatz davon ausgeht, dass ungünstige Lernprozesse (z.B. Wichtigkeit des Essens in der Primärfamilie, feste, ausreichende Zeiten für Mahlzeiten, Genussfähigkeit usw.) beim Zustandekommen einer Essstörung eine Rolle spielen, legt die analytische Sichtweise Schwerpunkte auf ein gestörtes Mutter-Kind-Verhältnis mit Ablehnung der weiblichen und sexuellen Rolle (nicht selten finden sich auch Hinweise auf einen frühen sexuellen Missbrauch), Widerstand gegen die strenge Leistungsanforderung und aus diesen Faktoren folgend eine Regression (d.h. ein Rückschritt) auf eine frühere Entwicklungsstufe in der Pubertät mit weniger Verantwortung und Erwachsensein. Neben Störungen der Eigenwahrnehmung und des Selbstwertgefühls stehen hierbei vor allem solche des Körperschemas im Vordergrund. Schließlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass auch soziokulturelle Einflüsse beim Zustandekommen von Ess-Störungen eine Rolle spielen und die Häufung gerade in den westlich geprägten Industrienationen sicher etwas mit dem dort vorherrschenden und vor allem in der Werbung unaufhörlich propagierten Schönheitsideal der schlanken Frau zu tun hat.

Therapeutische Ansätze

In der Therapie von Ess-Störungen ist neben einer Stabilisierung des Essverhaltens und der Behandlung körperlicher Folgeerscheinungen vor allem eine psychotherapeutische Betreuung wichtig. Da bei einem BMI unter 13 oder auch bei Verschiebungen der Blutsalze durch Erbrechen akute Gefährdung für Leib und Leben besteht, stehen die medizinischen Maßnahmen nicht selten am Anfang der Behandlungsabfolge. Mitunter ist es bei ablehnender Grundhaltung und fehlender Krankheitseinsicht sogar erforderlich, einen betroffenen Menschen auf der Grundlage eines rechtlichen Unterbringungsbeschlusses gegen seinen Willen in einer Klinik mit Infusionen oder Sondenkost zwangszubehandeln. Um derartige Maßnahmen möglichst zu vermeiden, bedarf es natürlich einer besseren Aufklärung und Information über die Störung und ihre Behandelbarkeit. Auch im weiteren Behandlungsverlauf nimmt diese Informationsweitergabe über Stressreaktionen, Ernährung, Selbsthilfe, Rückfallprophylaxe, Folgen der Essstörung, Möglichkeiten und Grenzen der Therapie usw. einen wichtigen Raum ein. In der Psychotherapie gibt es unterschiedliche Ansätze, die aber auch miteinander kombiniert werden können: In kognitiven Verfahren werden ungünstige Gedanken, Gefühle und Werthaltungen umorientiert, verhaltenstherapeutisch geht es um das Einüben eines normalen Essverhaltens, in körperorientierten Übungen kann dabei die Wahrnehmung trainiert werden und in „schwarzen Listen“ werden „erlaubte“ und „verbotene“ Speisen aufgeschrieben, um im Verlauf das Spektrum bei der Nah­rungsaufnahme erweitern zu können. Selbstsicherheitstraining (zur besseren Abgrenzung) kann ebenso zum Einsatz kommen wie Entspannungsverfahren. Das häufige, oft zwanghafte Wiegen wird durch einmal wöchentliche Kontrollen seitens des Therapeuten ersetzt, ansonsten geht es in der Behandlung zumeist darum, statt rigider Kontrolle von außen Autonomie und Ehrlichkeit der Betroffenen zu fördern. Unter Berücksichtigung der familiendynamischen Aspekte können tie­fenpsychologisch orientierte Verfahren genutzt werden bzw. die Einbeziehung von Familie und Partner in eine systemisch-familientherapeutische Behandlung den Erfolg festigen. Hierbei ist auch immer zu fragen, welche „Funktion“ die Störung im familiären Gefüge hat, welche sonst bestehenden Schwierigkeiten damit überdeckt werden oder was in ihr zum Ausdruck kommt. Manchmal ist auch eine begleitende medikamentöse Behandlung sinnvoll. Schließlich müssen auch bereits eingetretene körperliche Folgeerkrankungen oder begleitende psychische Störungen mitbehandelt werden. Unter dem schon erwähnten Primat der Eigenverantwortlichkeit muss es ein Ziel bleiben, die Erkrankten auch in der Rückfallprophylaxe zu schulen, mitunter sind eine Einbindung in Selbsthilfegruppen und der Austausch mit anderen Betroffenen eine Hilfe.

Erkannt: Wie kann ich helfen?

Zunächst einmal ist es auch für einen Gesprächseinstieg unerlässlich, dass die vermutete Problematik selbstverständlich unter Wahrung der Schamgrenzen, aber doch offen angesprochen wird. Hierbei sollte als Grundlage ein akzeptierendes Ernstnehmen der betroffenen Person dienen, Geduld, Verständnis, Aufmerksamkeit, Liebe, Anerkennung und Achtung tun ein Übriges. Eine weitere wichtige Gesprächsgrundlage sollte die Haltung sein, das Essproblem nicht vorschnell überzubetonen, schnelle Lösungen anbieten zu wollen oder gar sich auf Stigmatisierungen einzulassen. Dem entgegenzusetzen wäre eine nüchterne, sachliche Aufklärung über die Störung, ihren Krankheitswert, mögliche Gefahren, aber auch die Behandelbarkeit.

Erwünscht: Wer kann mir helfen?

Zur Abklärung sollte eine allgemeinärztlich-internistische und fachärztliche Vorstellung (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, psychotherapeutische Medizin oder Nervenarzt) erfolgen, auch hierzu kann Mut gemacht oder – falls gewünscht – die Begleitung angeboten werden. Weitere Hilfen gibt es auch über die sozialpsychiatrischen Dienste der Gesundheitsämter, die auch Hausbesuche (mit Facharzt) anbieten und zu Selbsthilfegruppen der Region oder in Fachkliniken für Essgestörte vermitteln können. Die Beratung von Angehörigen ist nicht immer leicht. Da diese wie oben dargestellt oft in dem krankmachenden System selber eine Rolle spielen, muss man sich vor allem hier vor einer einseitigen Solidarisierung hüten. Im Fall einer akuten Gefährdung in Verbindung mit fehlender Krankheitseinsicht und Behandlungsbereitschaft, die letztlich dann ja eine Zwangsbehandlung zur Folge haben muss, ist wiederum der sozialpsychiatrische Dienst Ansprechpartner, von wo aus dann die erforderliche Klinikeinweisung gemacht werden kann. Dies wird jedoch sicher eine exotische Ausnahmesituation bleiben. In den allermeisten Fällen sollten gerade im Ansprechen der Eigenverantwortlichkeit und der aufrichtig-ernstnehmenden Grundhaltung die Betroffenen zur freiwilligen Aufnahme einer Behandlung zu motivieren sein.

Entwickelt: Das Thema in der Gruppe

Collage und Diskussion

Sammelt Bilder von Schauspielern und Models und gestaltet damit eine Collage. Diskussion: Welche Rolle spielen die „Maße“ einer Person im Rampenlicht und bei euch in der Schule oder an der Arbeit? Setzen euch „Maß-Stäbe“ unter Druck?

Infos zum Thema Ess-Störungen

Gib Erklärungen zu den verschiedenen Ess-Störungen, Symptomen und Gefahren.

Erfahrungsaustausch

Hier ist es hilfreich, eine Person einzuladen, die zurzeit darunter leidet bzw. die Krise überwunden hat. Sollte es nicht möglich sein, dann kommt ins Gespräch, wo und wie die Teilnehmer Menschen mit Ess-Störungen erleben. Wo erleben Teilnehmer an sich selbst erste Symptome?

Gottes Zuspruch

Lest Psalm 139,1-16. Wie sieht Gott mein Leben? Welche Befreiung schenkt mir Gott aus dem Gefängnis der Meinung anderer? Psalmworte sollten ausgedruckt und auf Karten mitgegeben werden. Möglich ist auch eine Karte mit dem Satz: „Gott schuf dich als einzigartiges Original – werde nicht die billige Kopie eines anderen!“

Gemeinsamer Verhaltenskodex

Vielleicht könnt ihr einen Verhaltenskodex beschließen, aneinander nicht die Maßstäbe der Gesellschaft zu halten, sondern einander mit Gottes Augen zu betrachten.

1. Vorbemerkungen

Bei manchen Tees kann das Thema viel in Bewegung bringen. Hab also die Gruppe im Blick und auch den Mut, Einzelne anzusprechen, bei denen du merkst, dass es sie beschäftigt.

2. Zielgedanke

Ich bin wertvoll, geliebt und einzigartig unter meinen Masken. Bei Gott darf ich alles ablegen und muss niemand sein, der ich nicht bin.

3. Einführung inkl. Erklärungen

Psalm 139 (Neues Leben. Die Bibel)

Nichts, was wir tun oder denken, entgeht Gott. Alles ist ihm bekannt. David, den Schreiber des Psalmes, erschreckt das aber nicht und er fühlt sich nicht gestalked. Für ihn ist das eine beruhigende Gewissheit: Der Gott des Himmels und der Erde ist ganz nah bei ihm. David findet Geborgenheit in diesem Blick. Bei Gott findet er Schutz. Er braucht sich vor ihm nicht zu verstecken, sondern kann sein wie er ist. Gott kennt ihn durch und durch. Gott hat ihn geschaffen. David war ganz bestimmt nicht perfekt. Manches hat er echt verbockt, und dennoch hat Gott ihn niemals verlassen. Gott wusste, was und wer David war und nichts was er tat, konnte Gott dazu bringen, sich von ihm abzuwenden. Weil David Gott auf seiner Seite hat, der für ihn ist und ihm zuspricht, dass er perfekt ist, wie er ist, kann er in Vers 14 sagen: „Ich danke dir, Gott, dass ich so wundervoll gemacht bin.“

Zefanja 3,17 (Neues Leben. Die Bibel)

Gott freut sich mit lautem Jubel über dich. Kaum vorstellbar, bei all den vielen Makeln, die wir an uns so entdecken. Wie kann Gott bei all dem Mist, den wir verzapfen, verrückt sein vor Liebe nach uns?

Wie kann er uns so unendlich in seiner Nähe vermissen, wenn wir nicht da sind?

Der Vers ist eigentlich ein Zuspruch an die Stadt Jerusalem. Die stand für das Volk, das sich Gott erwählt hatte. Israel, das so oft von Gott weggelaufen war und ihn so oft enttäuscht hatte, als es sich anderen Göttern zugewandt hatte. Doch immer wieder geht Gott diesem Volk in Liebe nach und spricht ihm immer wieder aufs Neue die Berufung als sein auserwähltes Volk zu. Die Bibel erzählt so viel von der Liebe Gottes, von seiner Liebe zu jedem einzelnen Menschen, dass der Vers auch für uns heute gilt: Gott freut sich mit lautem Jubel über dich. Er ist ergriffen und sprachlos vor Liebe, wenn er nur an uns denkt. Seine Liebe ist überfließend und gilt uns Menschen bedingungslos. Das sehen wir ganz deutlich in Jesus.

4. Einstieg

Zwei mögliche Einstiege:

4.1 Zwei Lieder zur Auswahl

Vielleicht passt eins besser zu eurer Gruppe als das andere. Den Input kannst du dann daran etwas anpassen.

„Eigentlich bin ich ganz anders“ – Udo Lindenberg und Jan Delay

„Ich trag eine Maske und nehm sie nicht ab“ – Chad ft. Harry

4.2 Theaterstück

Ihr habt Leute in der Gruppe, die gern Theater spielen?

Anspiel: Gott findet, du bist wundervoll!

Requisiten
Spiegel, Kleidung entsprechend zum Charakter, 4 Bilderrahmen

Idee
Verschiedene Charaktere performen nacheinander vor dem Spiegel. Intensiver Blick in den Spiegel. Sprechen aus, was sie über sich denken/andere über sie denken. Nehmen sich einen Bilderrahmen und stellen sich als „Bildergalerie“ auf. Halten den Rahmen um ihr Gesicht. Kurz halten, dann können sich die Schauspieler setzen.

Danach kommt die Predigt/Input.

Nach der Predigt/Gruppenarbeit stellen sich die Charaktere wieder auf. „Gott“ geht die „Bildergalerie“ entlang und betont, was er an den Charakteren so sehr liebt und endet mit dem Satz: „Du bist wundervoll, mit Liebe gemacht. Ich liebe dich!“

Teil 1

Charakter 1 („cool“):
(Musik in den Ohren, Dancemoves, übertrieben cool, Sonnenbrille, Cap/Hut)
Kommt zum Spiegel, nimmt das Laken ab, das ihn erst mal abdeckt.
Blick in den Spiegel.
„Yeah, baby, wer is hier der king?!“ (zeigt auf sich).

Charakter 2 (sehr ehrgeizig, strebsam, organisiert):
Hat einen Stapel Bücher im Arm, macht To-do-Listen und lernt Vokabeln.
Blick in den Spiegel.
„Ich werde das niemals schaffen. Ich werde niemals gut genug sein.“

Charakter 3 („normal“):
Tippt auf dem Handy rum/telefoniert auf dem Weg zum Spiegel.
Blick in den Spiegel.
„Ich bin so … normal. Mein Leben is so unspektakulär. Hoffentlich denken nicht alle, dass ich langweilig bin. Eigentlich bin ich doch für jeden Spaß zu haben!“

Charakter 4 (jemand, der sehr auf sein Äußeres achtet; aufgebrezelt, Modellauf, vor dem Spiegel Lippenstift nachziehen).
Blick in den Spiegel.
„Ich muss abnehmen, definitiv.“

Charakter 5 (bisschen dreckig/schlabberlook/ …):
Kein selbstbewusster Gang.
Blick in den Spiegel. Wendet sich beschämt vom Spiegel ab. Nimmt das Tuch, verdeckt damit den Spiegel.
„Ich bin die größte Enttäuschung für meine Eltern, meine Freunde. Für mich selbst.“

Nach ihrem Satz nehmen die Charaktere sich einen Bilderrahmen und stellen sich als „Bildergalerie“ in den Hintergrund.

Input I, Gruppenarbeit, Input II.

Teil 2
„Bildergalerie“ stellt sich wieder auf. Gott kommt als Stimme aus dem Off. Nachdem bzw. während Gott sie anspricht, können die Charaktere von einem versteinerten Gesichtsausdruck in ein Lächeln wechseln.

Die Charaktere treten einzeln vor. Dann beginnt Gott zu sprechen.

Zu Charakter 1:
Du bist so kreativ. Ich mag, wie du dich bewegst. Selbst wenn du mal keine große Show abziehst. Du bist wundervoll; mit Liebe gemacht. Ich liebe dich.

Zu Charakter 2:
Du schaffst es, stundenlang Wissen in dich aufzusaugen, dich zu konzentrieren, du bist zielstrebig, ich freu mich an deinem Wissensdurst. Und sei dir gewiss: Auch ohne irgendetwas zu leisten, oder wenn du es nicht schaffst, deine Ansprüche zu erfüllen, bist du gut genug. Du bist wundervoll! Mit Liebe gemacht! Ich liebe dich.

Zu Charakter 3:
Langweilig bist du ganz bestimmt nicht! Du bist ein treue/r Freund/Freundin. Du bist wundervoll. Mit Liebe gemacht! Ich liebe dich.

Zu Charakter 4:
Hey, meine Schöne, du siehst gut aus! Mach dir keine Gedanken, was die anderen denken! Du bist wundervoll! Mit Liebe gemacht! Ich liebe dich!

Zu Charakter 5:
Für meine Liebe musst du nichts leisten. Du musst dich nicht beweisen! Egal was du getan hast, du bist wundervoll. Mit Liebe gemacht. Ich liebe dich!

Ende.

5. Hauptteil

5.1 Input I

„Eigentlich bin ich ganz anders“// „Ich trag eine Maske und ich nehm’ sie nicht ab. Sie lässt mich eingesperrt in Sicherheit.“

Es gibt viele verschiedene Arten von Masken: Sauerstoffmasken, Schutzmasken beim Schweißen, Beauty-Gesichtsmasken. Oder Masken, die zu einem Kostüm gehören. Alle diese Masken haben einen bestimmten Zweck. Sie schützen oder helfen uns, eine Rolle zu spielen. Wenn es dann aber um die unsichtbaren Masken geht, die Menschen tragen, wissen wir manchmal nicht, ob das gut oder schlecht ist. Denn eigentlich wollen wir doch authentischen, ehrlichen, wahrhaftigen Menschen begegnen. Sind wir das selbst? Wer ist diese Person eigentlich da hinter der Maske? Jemand, der eigentlich ganz anders ist? Jemand, der eigentlich gern ganz anders wäre? Jemand, der Verletzungen und Narben unter der Maske versteckt?

Vielleicht kennst du das, dass du mit unterschiedlichen Menschengruppen ganz unterschiedlich umgehst. Unter deinen Freunden gibst du dich anders, als wenn du unter den Mitschülern in der Klasse oder wenn du mit deiner Familie zusammen bist. Wir tragen Masken aus unterschiedlichen Gründen. Manchmal wollen wir uns damit schützen und uns stärker, cooler oder attraktiver zeigen. Vielleicht hoffen oder denken wir, dass uns die Menschen um uns herum dann besser leiden können. Vielleicht können wir uns selbst dann auch besser leiden. Manchmal ist es aber auch so, dass wir uns unter den Masken verlieren oder schon verloren haben. Vielleicht trauen wir uns gar nicht mehr, die Masken abzulegen, weil wir nicht mehr wissen, wer wir sind. Vielleicht hast du Angst, dich so zu geben, wie du wirklich bist, weil du denkst, es könnte nicht ausreichen.

Ich finde es sehr ermutigend und tröstend zu wissen, dass der, der mich geschaffen hat, mich durch und durch kennt und mich versteht. Er weiß auch um die Gründe, warum wir uns hinter Masken verstecken. Egal wo wir sind, egal wie wir uns fühlen. Dieser Gott, der uns gemacht hat, denkt gute Gedanken über uns und ist für uns. Er liebt uns bedingungslos und weicht uns nicht von der Seite. Er ist unser Schutz und derjenige, der uns liebt. Und zwar unser Komplettpaket. Und das auch ganz ohne unsere Masken und Täuschungsmanöver.

Lies Psalm 139,1-18 (Neues Leben. Die Bibel) vor.

5.2 Auseinandersetzung mit dem Bibeltext in Gruppen (30 Minuten)

Verschiedene Angebote. Allen Gruppen sollte der Text vorliegen.

Bibeltext gestalten

Druck die Verse mit ein bisschen Platz auf ein A4-Papier. Die Teens haben Zeit, sich malerisch mit dem Text auseinanderzusetzen. (Wie Bible Art Journaling. Wie es funktioniert findest du hier.

Oder gib Bibel Art Journaling bei Google-Bilder ein. Es muss hinterher nicht so krass aussehen, wie die Beispiele aus dem Internet. Es soll dir nur eine Idee davon geben.)

Gesprächsgruppen

Jeder kann den Psalm noch mal für sich lesen. Kommt miteinander ins Gespräch. Bei diesem Thema eignen sich gut Mädels-/Jungsgruppen. Mögliche Fragen.

  • Wie denkst du darüber, wenn dich jemand so gut kennt, dass er alles über dich weiß?
  • Was gibt es für Masken, die man tragen kann?
  • Was hilft, diese Masken abzulegen?
  • Welche Bedeutung hat es für dich und deine Masken, dass Gott dich auch ohne liebt?
  • Gibt es Masken, die du gern ablegen würdest? (Diese Frage, darf im Stillen beantwortet werden.)

Schreibwerkstatt

Hier kann man einen eigenen Text zum Thema verfassen.

Theaterstück

Denkt euch ein Theaterstück zum Thema aus.

5.3 Zurück im Plenum

Soweit möglich stellt einander vor, was in den Gruppen gelaufen ist.

5.4 Input II

Jesus ist der größte Beweis, dass Gott uns unendlich liebt. Gott wollte es uns Menschen persönlich sagen. Hier können Gedanken aus Zefanja 3,17 einfließen.

Masken ablegen, sich Menschen so zu zeigen, sich anderen zuzumuten, wie man wirklich ist, ist etwas Mutiges und erfordert Vertrauen. Wenn man es darf und kann, bedeutet es Freiheit. Weil man nicht überschminken muss, wer man ist, weil man sich nicht zu verstecken braucht. Weil man sich nicht die ganze Zeit darüber Gedanken macht, wie man wirkt und eigentlich wirken will. Das bedeutet Platz zum Atmen, Platz zum Sein. Freiheit für das Herz.

Gott bietet uns diesen Platz an. Mit bedingungsloser, überschwänglicher Liebe lädt er uns ein, Masken abzulegen. Bei ihm brauchen wir keine Angst zu haben, verurteilt zu werden. Er kennt uns und liebt uns.

Wir dürfen diese Liebe an andere Menschen weitergeben. Wir dürfen Menschen sein, die anderen einen Raum schaffen, wo auch sie ihre Masken ablegen und sich trauen können, ehrlich zu sein. Menschen, vor denen sie sich nicht zu verstellen brauchen.

Das kann man anfangen, indem man zum Beispiel ehrliches Interesse aneinander zeigt, sich auf die Suche nach der Person hinter der Maske macht, andere nicht auslacht oder schlecht hinter ihrem Rücken über sie redet oder Menschen nicht für ihre Grenzen verurteilt. Im Gegenteil: Es bedeutet, das Gute im anderen zu suchen, zu entdecken und auszusprechen. Man kann anfangen, ehrlich über sich zu sprechen und so einen Raum für Ehrlichkeit eröffnen.

Gott liebt zu allererst uns, mit bedingungsloser, überschwänglicher Liebe. Wir dürfen diese Liebe in uns arbeiten lassen, uns lieb haben lassen von ihm. Diese Liebe gibt uns den Mut, ehrlich zu sein vor Gott, uns selbst und anderen. Diese Liebe ist der Grund, warum wir wir werden können und dürfen. Weil seine Liebe entscheidend ist, unveränderlich gilt und er uns als Ganzes liebt. Für Gott brauchen wir uns nicht zu verändern oder zu verstellen. Er liebt uns auch ganz ohne Maske. Mit dieser Liebe dürfen wir andere lieben; sie in die Freiheit lieben, damit auch sie sich trauen, ihre Masken abzulegen und sich trauen, der Mensch zu sein, den Gott geschaffen hat.

Betet gemeinsam.

6. Abschluss

Wenn ihr eine Gruppe seid, die gern singt, könnt ihr hier eine Zeit haben, über Musik mit Gott ins Gespräch zu kommen. Hier ist die Möglichkeit, Masken bewusst an Gott abzugeben oder ihm zu sagen, was dir Angst macht, die Masken abzulegen.

Wenn es jemanden in eurer Gruppe gibt, der von sich erzählen kann, wie er das erlebt hat, wie Gott ihm seine Liebe zugesprochen hat und dann Masken fallen konnten, kann das hier als Ermutigung mit eingebaut werden. Außerdem kann zum Gespräch eingeladen werden, wenn jemand über das Gehörte noch mal sprechen will.

Lies zum Schluss noch einmal Zefanja 3,17 vor.

1. Erklärungen zum Text

Dieser Brief – wohl der letzte, den der Apostel Paulus verfasst – ist eine Art Vermächtnis an seinen engen Mitarbeiter Timotheus (er hatte sich Paulus auf dessen zweiter Missionsreise angeschlossen und ist nun seit einiger Zeit allein als Gemeindeleiter aktiv). Während Timotheus noch in Ephesus arbeitet, befindet sich Paulus in Gefangenschaft in Rom. Anders als in anderen Zeilen aus der Gefangenschaft (z. B. Phil 1,21-26) rechnet er jedoch nicht damit, diesmal dem Märthyrertod zu entgehen. So ist dieser Abschnitt geprägt durch die Beschäftigung mit dem Leiden für Christus, genauso wie mit der Ermutigung seines Mitarbeiters.

V.1.2: Der Eingangsgruß verdeutlicht die Beziehung zwischen den Beteiligten. Der geistliche Leiter nutzt die Bezeichnung „geliebtes Kind“ zur Anrede. Die Beziehung der beiden Männer geht demnach über „normale“ Mitarbeiterschaft bzw. Freundschaft hinaus und kann als gelungene Form des Mentoring gedeutet werden.

V.3-5: Sie verdeutlichen die Verbundenheit zwischen Paulus und Timotheus. Durch das „Denken an“ wird der gefangene Missionar ins „Danken für“ im Gebet geleitet. Paulus führt u. a. Timotheus’ aufrichtigen Glauben an, der sich ebenfalls bei dessen Mutter und Großmutter finden ließ. Die Frauen waren Timotheus schon in Kindertagen Vorbilder im Glauben – Gott ist also schon von Klein auf bei ihm am Werk – ein Grund zur großen Dankbarkeit.

V.6.7: Diese Verse betonen die Befähigung durch den Geist Gottes. Dieser Geist (und die mit ihm einhergehenden Gaben) ist zugleich „Ermutiger“, wie auch „Beauftrager“, den Platz in der Gemeinde einzunehmen und auszufüllen. Timotheus in seiner Leitungsposition soll sich auf dieses Gottesgeschenk konzentrieren und es neu aktivieren.

V.8-12: Der letzte Abschnitt nimmt die Hoffnung der Christen in den Blick. Zwar muss Paulus gerade am eigenen Leib erfahren, dass Nachfolge auch persönliches Leid bedeuten kann, aber er macht dem Leser Mut, trotzdem „dran“ zu bleiben. Es lohnt sich, von Jesus und seinem Handeln zu erzählen – zumal es Jesus selbst ist, der die Menschen dazu befähigt. Diese Aussicht trägt Paulus durch das Leid und verstärkt sein Vertrauen in Jesus und dessen Unterstützung.

2. Bedeutung für heute

Diese kurze Passage ist randvoll gestopft mit Themen, mit denen man ganze Jugendabende oder Hauskreise füllen könnte. Mögliche Themen sind:

  • die Bedeutung von Vorbildern bzw. Mentoren im Glauben
  • die Wirkung von Fürbitt-Gebet
  • unser Verständnis davon, für Gott in Aktion zu sein
  • Gottes helfende Hand und seine Gnade
  • die Rolle des Heiligen Geistes
  • die Frage nach dem Schämen und Leiden fürs Evangelium in unserem persönlichen (nichtchristlichen) Umfeld

Durch die Vielzahl an angerissenen Themen sticht jedoch ein Hauptthema hervor: Wie wichtig Ermutigung für uns in Situationen ist, die sich nicht einfach aushalten lassen und wie gut es tut, in solchen Momenten mit einem Menschen verbunden zu sein, dem man am Herzen liegt.

Wenn man die Hinweise zur Person Timotheus zusammenträgt, entsteht das Bild von einem eher durchschnittlichen Mann: Zwar sehr vertrauenswürdig, allerdings kein starker Charakter, eher ein schüchterner Typ, der sogar mit gewissen Magenbeschwerden zu kämpfen hat. Trotzdem wird er von Paulus als Vorbild gelobt und ihm werden große Aufgaben übertragen, die es mit Gottes Hilfe zu meistern gilt. Dieser Umstand motiviert mich dazu, auch als ganz normaler Mensch – nicht als Überflieger – meinen Platz in der Gemeinde zu suchen und mit Leben zu füllen. Und meistens fängt dies klein an: In der Auseinandersetzung mit den Menschen aus meinem Umfeld. In dieser Hinsicht kann uns der Text des Paulus ein guter Ratgeber sein, die anderen Teilnehmer der Gruppe im Blick zu haben, Anteil an ihrem Leben zu nehmen und mit ihnen Situationen im Gebet durchzustehen.

Wir als Gruppenleiter sind in der Vorbereitung herausgefordert, für uns folgende Fragen zu klären:

  • Kann ich die Dinge, die Paulus hier mit so viel Herzblut zu vermitteln versucht, in der Art, wie ich meinen Glauben/ meine Leiterschaft lebe, wiederfinden?
  • Wer sind für mich prägende Persönlichkeiten für meinen Glauben – und welche Eigenschaften haben dazu geführt?
  • Trägt das Gebetsleben unserer Gruppe dazu bei, über die Gruppenstunden hinaus verbunden zu sein?
  • Wie gehe ich mit leidvollen Erfahrungen um – leide ich mit anderen mit oder mache ich einen Bogen um diese Situationen?

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Einstieg

Jeder bekommt Zettel und Stift, um sich Notizen zu folgender Situation zu machen: Du wirst für mindestens ein Jahr nach Australien gehen. Dein bester Freund bringt dich zum Flughafen. Was würdest du ihm beim Abschied raten, mit ihm besprechen oder unbedingt noch sagen wollen?

Im Anschluss tauschen sich die Beteiligten in Kleingruppen darüber aus, was ihnen an „Themen“ in so einer Abschiedsszene wichtig wäre. In der Gesamtgruppe werden dann einzelne Ergebnisse genannt.

3.2 Überleitung zum Bibeltext

Nimm einige Nennungen auf und leite zu den Textumständen über: Auch dieser Text ist Teil einer Abschiedsrede. Zwar wünscht sich Paulus, den Adressaten Timotheus noch einmal als Besucher begrüßen zu dürfen (vgl. Kap. 4,21), ob dieser Wunsch umgesetzt werden konnte, ist aber nicht gewiss. Da Paulus nicht einfach auf eine Australienreise geht, sondern ihn der Tod als Märtyrer erwartet, muss er nun das Wichtigste in Kürze noch einmal zusammenfassen. Sammelt Ideen, was Paulus wohl zu Beginn dieses Briefes weitergeben wird.

3.3 Arbeit mit dem Text

Die Gruppe wird nun in vier Teams eingeteilt – jeder sollte die Verse 1-12 als Kopie vorliegen haben, um darin zu arbeiten. Dazu sollen die Teams die angegebenen Verse lesen, für sie wichtige Stellen farbig markieren, am Rand mit Fragezeichen oder Emoticons versehen. Außerdem bekommen sie folgende Fragen an die Hand:

Team 1 (Geistliche Familie leben) – Vers 1-4

  • Wie wirkt sich Paulus’ Gebet in Bezug auf seine Beziehung zu Timotheus aus?
  • Wie betet ihr für andere Menschen? Erkennt ihr Parallelen oder was könnt ihr euch von Paulus „abgucken“?
  • Wie wirkt es sich wohl aus, wenn wir Gott darum bitten, uns Leute zu zeigen, für die wir beten sollen?

Team 2 (Vorbilder, Glaube, Geist) – Vers 5.7        

  • Wer sind für dich Vorbilder im Glauben – warum?
  • Was lernen wir in diesen Versen über den Geist Gottes?
  • Wie meinst du, kann man „das Feuer der Gabe Gottes“ wieder neu entfachen?

Team 3 (Von Scham und Leid und dem Umgang mit ihnen) – Vers 8.12

  • Wie passt das Wort „Scham“ zum Leben von Jesus?
  • In welchen Situationen ist es euch unangenehm, über Jesus ins Gespräch zu kommen – wieso?
  • Was rät Paulus für so einen Fall, in dem andere uns wegen unseres Glaubens verachten?

Team 4 (Die Basis bleibt die Hauptsache) – Vers 9-11

  • Welche Reihenfolge von Gottes Handeln wird beschrieben?
  • Was ist für dich der „Kern“ der guten Botschaft?
  • Ist das Reden über das Handeln Jesus für dich langweilige Wiederholung oder fesselt es dich? Warum?

Nach dieser Arbeitsphase zeichnen die Teilnehmer auf der Grundlage ihrer Überlegungen, für die anderen ein „Wordle“: Aus 20 bis 40 Worten wird eine Collage hergestellt, indem die Wörter eng und verwinkelt aneinander positioniert werden. Begriffe, die besonders wichtig sind, werden dabei größer dargestellt als andere. (Zur Verdeutlichung des Arbeitsauftrages könnt ihr auf www.wordle.net ein eigenes Beispiel-Wordle erstellen und zeigen). Die Gruppen präsentieren ihre „Wordle’s“ und erklären, welche Gedanken und persönlichen Bezüge sie durch den Text bekommen haben.

3.4 Abschluss

Lest nun den ganzen Text noch einmal gemeinsam. Als „Hausaufgabe“ – oder noch in der Stunde – denkt ihr über den Alltagsbezug aus dem Gelesenen nach. Leitfragen hierzu sind z. B.:

  • Wie finde ich einen geistlichen Mentor, der mich voranbringt?
  • Wie kann ich zu einem Ermutiger (wie Paulus für Timotheus) werden – was braucht es dazu?
  • Wie stellen wir uns den Situationen, in denen es peinlich ist, von Jesus zu reden?
  • Wie würde ich die gute Nachricht von Jesus für meine Freunde in eigenen Worten mitreißend formulieren?

Die komplette TEC: 2/2018

Ich trage gern Boxershorts! Aber was trägt das Leben? Erträgst du es noch? Was trägst du? Was hilft dir, die Masken abzulegen? Wie kannst du authentisch sein? Wo und wie kann ich ich sein? Was ist mein Stil? Und damit meine ich nicht (nur) deinen Klamottenstil. Damit meine ich: Wer bist du wirklich? Das, was deine Vorbilder, deine Erfahrungen im Leben aus dir gemacht haben. Damit meine ich den, bei dem Gott ins Schwärmen kommt. Ja, das tut er, weil er dich gemacht hat. Weil er so stolz auf dich ist. Weil er mit dir leidet. Weil er dich unendlich liebt. Weil er derjenige ist, der dich trägt. Der dich durchs Leben trägt, auch wenn es mal nicht so läuft. Er läuft gern neben dir her. Das macht er übrigens, egal was wir verbockt oder verboxt haben. Das Entscheidende ist nur, dass wir uns nicht allein durchs Leben boxen.

Ein Stundenentwurf zur
Aussendung der Jünger in Lukas 9 und 10

Hintergrundwissen

In Lukas 9 und 10 zeigt sich Jesus als der Sendende. Zuerst sind es die Zwölf, die er losschickt, im 10. Kapitel folgt dann die Aussendung der 72. Dazwischen werden elementare Linien im Verhältnis zwischen Jesus und seinen Jüngern dargestellt.

Am Anfang des Kapitels steht die Autorität Jesu, die er an die Jünger weitergibt. Die Zwölf werden von Jesus mit Kraft und Vollmacht, Dynamis und Exousia im Griechischen, ausgestattet. Beide Begriffe drücken massive Macht aus – die Jünger haben Anteil an Gottes Dynamik und seiner Fähigkeit, Übermenschliches zu vollbringen: Dämonen austreiben, Krankheiten heilen und das Reich Gottes zu verkünden sind bisher die Taten Jesu gewesen. Sie spiegeln zutiefst wider, was seine Mission ist (vgl. auch Lk 4,17ff und Lk 4,36). Jesus lebt seine Mission so, dass er andere mit hinein nimmt, die es ihm gleich tun sollen. Der Wanderprediger aus Nazareth, der selbst von sich sagt, dass er keinen Ort habe, wo er sein Haupt niederlegen kann (vgl. Mt 8,20), schickt nun seine Nachfolger los – mit ähnlich „schlechter Ausstattung“. Nichts, das ihnen Sicherheit und Unabhängigkeit versprechen könnte, sollen sie mitnehmen. Keinen Stock, der sie stützt, wenn sie schwach werden und mit dem sie sich gegen Angreifer verteidigen könnten; keinen Vorrat, auf den sie zurückgreifen können, wenn der Hunger drückt; kein Brot, das den leeren Magen füllt; kein Geld – mit dem man sich doch in allen Lebenslagen weiterhelfen kann; noch nicht einmal ein Untergewand – am Leib tragen sie eine Schicht, das muss reichen. Alles, was ihnen bleibt, ist das Vertrauen auf Gottes Versorgung und die Kraft und Vollmacht, mit der sie ausgestattet sind. Wird ihnen das reichen?

Jesus geht davon aus, dass sie beides erfahren werden: die Aufnahme durch Fremde, genauso wie die Ablehnung. Den Staub von den Füßen zu schütteln, kann als „Belastungszeugnis“ gegen die verstanden werden, die ihnen die Aufnahme verweigerten. Aufgabe der Jünger ist es, die „Gute Nachricht zu verkünden und Kranke zu heilen“. Jesus hat kein Problem damit, Predigt und Heilung zusammenzuhalten – anders als das in manchen Diskussionen um Diakonie und Evangelisation der Fall ist. Für ihn gehören beide Aspekte zusammen und beides sollen die Jünger weitertragen. Vielleicht bedingen sie sich sogar wechselseitig: das Verkünden des Reiches Gottes bedeutet immer auch Heilung und Heilung ist immer auch ein Verkünden des Reiches Gottes.

In dieser Passage wird nicht thematisiert, ob den Jüngern gelingt, was ihnen aufgetragen wurde. Vers 10 lässt darauf schließen, dass sie mit vielen erzählenswerten Erlebnissen zurückkehrten – wen wundert es bei dieser Aufgabe?! Aber wir erfahren nichts über das Verhältnis von Scheitern und Gelingen, von Erfolg und Niederlage, Frustration und Beflügelung. Erst Vers 40 verdeutlicht auf erschreckende Weise, dass den Jüngern kein Erfolg garantiert war und es anscheinend durchaus Unterschiede in der Vollmacht Jesu und der der Jünger gab. Und dennoch: Jesu Aufforderung aus Vers 13 bleibt bestehen – „tut ihr es doch“.

Dass dieser Auftrag sich nicht nur auf den Jüngerkreis bezieht, sondern weitere Menschen mit einschließt, erfahren wir in Kapitel 10, wo die 72 ausgesendet werden. Reich Gottes verkündigen ist Teil der Nachfolge. Ausgesendet zu werden ist Teil des Unterwegseins mit Jesus. Jünger sollen gehen. Und sie sollen bleiben. Ja, sie kehren auch zurück und berichten, aber zuerst ist der Auftrag eine radikale Mission zu den Menschen hin. So wie Jesus ging und blieb – vom Himmel auf die Erde – und sich einfühlte in die Welt der Menschen, die er erreichen wollte, sollen es auch diejenigen tun, die das Reich Gottes verkündigen. Sie sollen Platz am Tisch nehmen, die Welt der anderen kennenlernen, tief eintauchen und in die jeweiligen Situationen heilend und verkündigend hineinwirken. Ausgesendet zu sein ist kein Sprint, keine Massenabfertigung, sondern eine zeitintensive Angelegenheit.

Gleichzeitig ist hier auch klar, dass die Jünger nicht für immer dort bleiben. Sie geben Starthilfe, verkündigen das Reich Gottes und scheinen Menschen zu befähigen, es dann für sich selbst weiter zu leben. Da bleibt die Frage, wie wir diesem Auftrag heute nachkommen. Gilt er uns in gleichem Maße? Wie kann er übertragen werden oder sollen wir ihn gar wörtlich nehmen? Das radikale Angewiesensein auf Gott ist in unserem Kulturkreis wohl nur schwer zu erleben. Es mangelt den meisten nicht an Schutz, Brot, Vorrat und einem Dach über dem Kopf. Und zur Not zücken wir die EC-Karte, mit der wir uns schon zu helfen wissen.

Wie können wir uns auf ein solches Abenteuer einlassen? Spätestens Matthäus 28,18ff lässt darauf schließen, dass der Auftrag noch immer gilt – in welcher Form wir ihn leben, bleibt immer wieder neu zu ergründen und für den einzelnen herauszufinden. Was bedeuten die beiden Aspekte für uns in unserem Alltag: Als Jünger und Jüngerinnen Jesu mit seiner Kraft und Vollmacht ausgestattet zu sein und uns ohne weitere Absicherung auf den Weg zu machen – mit einem Ziel: zu heilen und das Reich Gottes zu verkünden.

Methodische Bausteine für die Gruppe

Einstieg

Schaut gemeinsam den Clip „Kirche geht“ (https://www.youtube.com/watch?v=pPW4JDMVA5o) und tauscht euch anhand folgender Fragen darüber aus:

  • Findet ihr euch bzw. eure Gemeinde/Gemeinschaft in einem der Ansätze wieder?
  • Was sind die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Vorgehensweisen?
  • Wie können heutzutage die „Mauern“ eingerissen und die „Burgen“ verlassen werden?

Bibellesen und Austausch

Bereitet Lukas 9,1-6 für jeden auf einem Zettel oder als Text fürs Smartphone vor. Da es in diesem Text ums Losgehen geht, soll er im Gehen wahrgenommen und meditiert werden.

Leite nach dem Video zum Bibeltext über, indem du kurz in die Situation der Jünger einführst: Die Jünger waren mit Jesus schon einige Zeit unterwegs. Sie haben erlebt, wie er von Gott erzählt, sich Menschen zuwendet, heilt. Sie waren „on the road“, kehrten hier und da ein, erlebten, dass auf Gottes Versorgung Verlass ist. Und gerade noch hatten sie zwei bombastische Heilungen, sogar eine Totenauferweckung erlebt. Und nun ruft Jesus sie zusammen.

Lest Lukas 9,1-6 (hier aus der BasisBibel) langsam vor.

1 Jesus rief die Zwölf zusammen. Er gab ihnen Kraft und Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen.
2 Und er sandte sie aus, um das Reich Gottes zu verkünden und die Kranken gesund zu machen.
3 Er sagte zu ihnen: „Nehmt nichts mit auf den Weg: keinen Wanderstock, keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und auch kein Untergewand.
4 Wenn ihr in einem Haus aufgenommen werdet, bleibt dort und zieht von dort aus weiter.
5 Wenn euch die Leute nicht aufnehmen: Verlasst die Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. Dadurch sollen die Leute erkennen, dass ihr Verhalten Folgen haben wird.“
6 Da zogen die Jünger los und wanderten von Dorf zu Dorf. Überall verkündeten sie die Gute Nachricht und heilten die Kranken.

Stell die Frage: „Wie hättest du dich als Jünger gefühlt?“ und lies den Text erneut langsam und deutlich vor und leite dann zum Spaziergang über:

„Jetzt wollen wir uns senden lassen. Wir ziehen los und nehmen uns eine halbe Stunde Zeit durch die Nachbarschaft zu laufen. – Geh mit offenen Augen – wo ist Heilung nötig, wo entdeckst du das Reich Gottes und sein Handeln? Wo würdest du es dir wünschen? Vielleicht ergeben sich Gespräche, vielleicht tut es dir gut, immer mal wieder in den Bibeltext zu schauen. Geh mit dem Gebet: Gott, wohin willst du mich senden? Wo bist du hier schon am Werk?“

Teilt die Texte aus und verabredet eine Zeit, zu der ihr euch wieder trefft.

Wenn ihr wieder zusammenkommt, erzählt euch, was ihr gesehen, gehört und erlebt habt.

Lest den Bibeltext erneut und tauscht euch nun über ihn aus.

Folgende Fragen können zu weiterem Gespräch anregen:

  • Wie wäre das, wenn Jesus uns diese Worte genauso zusprechen würde?
  • Wie ist dieser Auftrag in unserem Alltag lebbar?
  • Welche Sicherheiten sind dir lieb und teuer und wären schwer aufzugeben?
  • Welche Abenteuer entgehen uns, wenn wir eigene Sicherheiten haben?
  • Wie kann unser Vertrauen auf Gott so gestärkt werden, dass er uns als Sicherheit reicht?
    Oder ist das utopisch?
  • Welchen konkreten Auftrag könnte Gott in unserem Umfeld für uns haben?
  • Wo erlebt ihr Kraft und Vollmacht? Wo würdet ihr sie gerne mehr erleben?

Was ist denn eigentlich die Gute Nachricht?

Die Ausdrücke „Gute Nachricht“ und „Reich Gottes verkünden“ scheinen hier völlig klar zu sein. Sie sind gesetzt und Lukas scheint davon auszugehen, dass jeder weiß, was damit gemeint ist. In den meisten christlichen Gruppen werden sie ebenfalls oft verwendet und selten wird thematisiert, was genau man eigentlich damit meint. Dieser Bibeltext kann dazu anregen, neu darüber in den Austausch zu kommen, was genau wir meinen, wenn wir von der „Guten Nachricht“ reden. Und er kann uns dazu anregen, neu zu überlegen, wie wir so davon reden können, dass es auch für andere verständlich wird. Überlegt also gemeinsam, z. B. in einem Brainstorming, was für euch die „Gute Nachricht“ vom Reich Gottes ist und sammelt alles, was gesagt wird schriftlich. Wenn ihr den Eindruck habt, dass eure Sammlung komplett ist, steigt in den zweiten Teil der Übung ein:

Jeder nimmt sich nun Zeit, um zu formulieren, was für ihn „die Gute Nachricht“ ist, ohne einen der Begriffe zu benutzen, die ihr schon gesammelt habt. Es geht darum, neu und mit anderen Worten zu formulieren, was einem am Evangelium wichtig ist und wie man das anderen in einfachen Worten weitersagen kann. Wie beschreibt man „Versöhnung“ konkret? Wie erklärt man Gnade, wenn man das Wort Gnade nicht verwenden darf?

Hier können Gedichte, Sachtexte, Geschichten, Gleichnisse, Bilder u.v.m. entstehen, die in der Zukunft helfen, über den eigenen Glauben sprachfähig zu sein. Gebt euch nach der „Erarbeitungsphase“ Anteil an euren Ergebnissen.

Gebet

Nehmt euch Zeit für die Menschen, Situationen, Stadtteile usw. zu beten, wo ihr euch wünscht, dass Gottes Reich sichtbar wird. Nehmt euch auch eine Zeit der Stille und bittet Gott zu euch zu reden und euch zu zeigen, wohin er euch vielleicht sendet.

Singen

Folgende Lieder könnten gut zum Thema passen. Sie könnten zur Gestaltung einer Lobpreiszeit dienen oder passend zu den jeweiligen Teilen der Einheit gesungen oder angehört werden.

  • Stadt, Land, Welt
  • Here I am, send me
  • Leichtes Gepäck
  • Da, wo man ohne Hoffnung lebt
  • Du bleibst (Seit tausend Jahren dreht sich unser Planet)
  • Hosanna
  • Lord, the light of your love is shining

Wenn ihr noch Zeit habt, schaut gemeinsam das Video „Das ist Jüngerschaft“ (https://www.youtube.com/watch?v=OJrcjnXo78Y) an.

Es ist ein Video, das gut zusammenfasst, worum es geht: Sich im Alltag immer wieder senden zu lassen und genau dort Reich Gottes zu leben, wo man ist. Und trotzdem gleichzeitig im Blick zu behalten, dass Gott noch ganz andere Orte im Sinn haben könnte, wo er uns hinschickt.

Segen

Sprecht euch folgenden Segen zu:

Gott schickt uns in die Welt,
damit wir ihren Preis auf uns nehmen
und die Freude in der Nachfolge erfahren.
Darum: Geh – und nimm mit dir
den Frieden Christi,
die Liebe, die Kraft und die Vollmacht Gottes
und die Stärkung des Heiligen Geistes
in aller Anfechtung und Freude.

Vorbereitung

Überlegt zusammen mit den anderen Mitarbeitern, in welchen

Familien- bzw. Geschwisterkonstellationen eure Teens aufwachsen. Weil die Beschäftigung mit Familie bei denen mit schwierigen familiären Lebensgeschichten einiges auslösen kann. Darüber solltet ihr euch im Klaren sein und evtl. entsprechende Seelsorge anbieten.

Schau dir die jeweiligen Bibelabschnitte an, schreib deine Gedanken dazu auf und überlege, welche für die Teens wichtig sein könnten.

Teile die Teens vorher in sinnvolle Dreiergruppen auf, sodass sie eigenständig arbeiten können (und nicht nur rumblödeln oder sich gegenseitig anzicken oder … ich denke, du verstehst, was ich meine) – eine gute Mischung macht’s eben.

Einstieg

Lege die entsprechenden Bilder vor die Teens und sammle auf der großen Pappe die Reaktionen.

Kommt über Familie ins Gespräch – und je nach Vertrautheit in eurer Gruppe wird manches schon angesprochen. Leite über, indem du deutlich machst, dass es sehr unterschiedliche Familien-Konstellationen gibt – heute, in den unterschiedlichen Kulturen, aber auch schon früher … und auch schon zur Zeit der Bibel. Einige davon werden die Teens sich nun in Gruppen anschauen und später den anderen Gruppen davon berichten.

Hauptteil

Die Teens bekommen folgende Aufgaben:

Lese dir den/die entsprechenden Bibel-text/e durch und erarbeitet Folgendes:

  • Wie ist das Verhältnis zwischen den Familienangehörigen?
  • Gibt es besondere Verbindungen zwischen Personen?
  • Herrscht Vertrauen oder Rivalität?
  • Wie gehen die Beteiligten miteinander um?

Versucht mit den Figuren das Verhältnis der Familienmitglieder darzustellen (Nähe und Distanz, Blickrichtung, Körperhaltung …). Wenn du keine entsprechenden Figuren zur Hand hast, können die Teens die Figuren in ihren Positionen auch auf ein A3- oder A2-Blatt malen.

Bestimmt einen aus der Gruppe, der die Ergebnisse der Gesamtgruppe vorträgt. Gib den Teens eine feste Zeitansage (je nach biblischer Vorkenntnis bzw. der Fähigkeit, Texte zu erarbeiten bzw. manche Beispiele brauchen längere Bearbeitungszeit) – Vorschlag: 20 bis 30 Minuten.

Anschließend kommt wieder zusammen und lass die Teens ihre Entdeckungen erläutern und achte darauf, dass u.a. Folgendes zur Sprache kommt. Evtl. geht zum Ende hin noch mal die angeschauten Familiensituationen durch und erläutert, dass …

Isaak & Ismael (1.Mose 16,1-4.15; 1.Mose 21,1-3.8-14)

Fokus auf „Halbgeschwister“; ein Vater – zwei Mütter; Erbfragen

… bei gegenseitiger Missachtung (hier der Frauen) sich diese in der Familie in Misstrauen niederschlägt.

… Abraham seine Verantwortung für seine beiden Söhne sieht.

… Gott sich darum kümmert, dass auch Ismael zu seinem „Recht“ kommt.

… somit aus dem Irrweg des Abraham, nicht auf Gottes Zusage zu vertrauen und eigene Möglichkeiten zu suchen statt zu warten, doch auch ein Weg für Ismael wird.

Jakob & Esau (1.Mose 25,24-33; 1.Mose 27,1-27.41.42; 1.Mose 33,1-4)

Fokus auf unterschiedliche Söhne; Lieblingskind eines Elternteils; mangelnde Kommunikation; Uneinigkeit der Eltern; Versöhnung

… Geschwister sehr unterschiedlich gestrickt sind, mit ganz unterschiedlichen Interessen, aber auch Wertvorstellungen – so war das Erstgeburtsrecht für Esau nicht von besonderer Bedeutung.

… Lieblingskinder zu haben, unweigerlich zu Streit und Konflikten in Familien führen.

… die Vorstellung, wie mein Kind zu sein hat, dies begünstigt (z.B. was ein „echter“ Junge ist …).

… es manchmal Zeit braucht, bis Versöhnung möglich ist – und die ist möglich.

die zwölf Söhne Israels (1.Mose 35,23-26; 1.Mose 37,1-29; 1.Mose 45,1-5; 1.Mose 50,15-21)

Fokus auf Lieblingskind; Petze; großer feiger Bruder; Versöhnung

… ein Lieblingskind in der Familie zu Konflikten führt, zumal, wenn dies seine Rolle ausnutzt und als verlängerter Arm des Elternteils fungiert.

… große Geschwister Verantwortung haben, diese aber auch mutig annehmen sollten und nicht versuchen, heimlich sich schützend vor die Kleinen zu stellen.

… Gott aus Katastrophen Gutes werden lassen kann.

… wirkliche Versöhnung und Vergebung wichtig ist und zum Leben befreit – und nicht eine vorgeschobene Aussöhnung, weil z.B. ein Elternteil das will.

Mose & Aaron (2.Mose 4,10-15.27-30)

(braucht nur kurze Bearbeitungszeit – evtl. noch eine zweite Konstellation z.B. Andreas & Simon dazunehmen)

Fokus auf unterschiedlich begabte Brüder; Ergänzung durch den anderen; gemeinsam Gott dienen.

… Geschwister unterschiedlich sind und sein dürfen – damit sind (elterliche) Vergleiche nicht immer sinnvoll.

… Geschwister in ihrer Unterschiedlichkeit sich gegenseitig helfen können/dürfen.

… es sogar ein besonderes Vorrecht ist, wenn leibliche Geschwister gemeinsam Gott in den unterschiedlichen Arten dienen können.

Söhne Isais (1.Samuel 16,1.5-12; 1.Samuel 17,12-30.50)

Fokus auf klein, aber oho; eine gute Herzenseinstellung, Mut und Gottvertrauen liegt nicht am Alter eines Kindes; Väter sehen nicht das Potenzial in dem Jüngeren; großer Bruder – kleines Herz; jeder soll seinen eigenen Weg gehen.

… die großen Geschwister nicht unbedingt die Mutigeren sein müssen.

… die großen Geschwister nicht unbedingt fähiger sind als die Kleinen.

… es deshalb dafür auf die Herzenseinstellung ankommt, die allein Gott sieht.

Da kommt es nicht auf Größe, Erfahrung und Lebensalter an.

… selbst Väter es nicht unbedingt für möglich halten, dass der Jüngste für den Job geeignet ist (Isai hat David ja noch nicht mal von sich aus dazugeholt)

… sich große Geschwister mit Mutmaßungen bezüglich Motivation zurückhalten sollten, und dass kleinere Geschwister sich ruhig bei klaren Beweggründen nicht zurückhalten lassen dürfen.

… kleine Geschwister zwar von ihren großen Geschwistern lernen dürfen/sollen, aber letztlich ihren eigenen Weg zu gehen haben – so kämpft eben David nicht mit Soldaten-Equipment, sondern mit seinen Hirten-Utensilien.

Familie Jesu  (Matthäus 1,18-24; Matthäus 12,46-50; Matthäus 13,55+56)

Fokus auf Adoptivvater, Josef stellt sich doch zum unehelichen Kind; Familie kann den frommen Weg (zunächst) nicht nachvollziehen; Familie ist wichtig, doch Gottes Familie, Nachfolge ist wichtiger; Herkunftsfamilie sollte den Lebensauftrag/-sinn nicht einengen.

… Josef seine Maria weiterhin liebte und rücksichtsvoll behandelte, obwohl anscheinend Untreue vorlag – so wollte er ihr die Chance geben, den Vater des Kindes zu heiraten und fing eben nicht an, „schmutzige Wäsche“ in aller Öffentlichkeit zu waschen.

… Josef bereit war, die vordergründig gebrochene Lebensbiografie auf sich zu nehmen und mit dem Makel des „verfrühten“ Kindes zu leben.

… Josef darin ein Vorbild ist, weil er eben nicht „nachtragend“ oder in seiner Ehre verletzt reagiert.

… selbst die besondere Geburtsgeschichte den Zweifel in der Familie über die besondere Sendung Jesu nicht vollends beseitigt haben -> er wurde eben zuerst als Bruder und Sohn wahrgenommen, statt als Messias.

… Jesus deutlich macht, wichtiger als leibliche Familie ist die Familie Gottes, Gemeinde.

… dies gerade dann, wenn die Ursprungsfamilie die geistliche Entwicklung nicht nachvollziehen kann, ein neues soziales Umfeld und Netzwerk darstellt.

… auch wenn man aus einer Familie kommt, die mit entsprechenden Vorstellungen und Eigenschaften in den Köpfen der Mitbürger verbunden ist, dies einen nicht daran hindern sollte, neue Wege zu gehen > es gibt keine Festlegung, Determinierung über einem Leben.

Übrigens haben die Geschwister Jesu später z.T. aktiv im Reich Gottes mitgemacht; so gehen z.B. einige Theologen davon aus, dass der Jakobusbrief im NT vom Halbbruder Jesu stamme.

Andreas & Simon (Johannes 1,40-42a; Markus 9,2.10,35-37)

(braucht nur kurze Bearbeitungszeit – evtl. noch eine zweite Konstellation z.B. Mose & Aaron dazunehmen)

Fokus auf ein Bruder führt den anderen zu Jesus; keine Profilneurose beim „Unbedeutenderen“

… Andreas Jesus zuerst findet und dann seinen Bruder Simon zu ihm führt; Geschwister können wichtige Personen sein, damit jemand Christ wird.

… Andreas sich nicht benachteiligt fühlt, dass nun Simon zusammen mit Jakobus und Johannes zum engeren Kreis um Jesus gehört. … obwohl er einer der ersten Nachfolger Jesu war, daraus keine Privilegien oder Sonderbehandlungen ableitet.

Abschluss

Halte zum Schluss fest, dass die unterschiedlichen Beschreibungen in der Bibel deutlich machen, wie unterschiedlich Familie gelebt wird – ohne darüber erst einmal eine Wertung zu machen. Einige Familiengeschichten hätte sich Gott sicherlich anders gewünscht. Doch die Bibel beschreibt unsere Lebensrealität.

Aber selbst bei „schlechten“ Startbedingungen in einer Familie oder bei familiären Schwierigkeiten bleibt die Möglichkeit, dass Gott aus dem Leben eines Menschen was machen kann – wenn dieser Mensch sich nicht im Selbstmitleid ergibt. Sehr plastisch ist dies in der Josef-Geschichte zu sehen, wo Josef zum Schluss bekennt: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen“ (1. Mose, 50,20a).

Und letztlich haben wir es mit in der Hand, wie wir Familie leben – schließlich sind wir ein Teil von ihr. Wie in vielen Bereichen unseres Lebens gilt auch dort der Satz Jesu, die sogenannte „Goldene Regel“ aus Matthäus 7,2a: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ – und dieser Satz ist aktiv gemeint.

Zwischen den vielen Wundern, die Jesus getan hat und von denen im Neuen Testament berichtet wird, sticht für mich eine Geschichte besonders hervor: die von der Speisung der Fünftausend. Zum einen sind bei diesem Ereignis die Jünger in besonderer Weise am Geschehen beteiligt, und zum anderen entdecke ich in dieser Geschichte bei genauerem Hinsehen neben dem großen, geheimnisvollen Ereignis der Brotvermehrung eine ganze Reihe kleinerer Wunder, die ebenfalls Anlass zum Staunen sein können und mich zu einer neuen Perspektive ermutigen.

In kurzen Abschnitten wollen wir den Bibeltext miteinander entdecken und die kleinen und großen Wunder darin aufspüren – teilweise unterstützt durch eine Aktion oder einen Impuls.

Lest dazu zunächst gemeinsam die Geschichte aus Lukas 9,10–17. Für den Abschluss später braucht ihr für alle dieselbe Bibelübersetzung. Daher ist es gut, wenn ihr für alle Teilnehmerinnen die gleiche Bibelausgabe zur Verfügung habt oder den Text für alle als Kopie bzw. Ausdruck mitbringt. 

Kurzer Austausch zum Einstieg:

Was machst du, wenn du gerade eine richtig anstrengende Zeit hinter dir hast? Wie erholst du dich? Was tut dir gut? Vermutlich »ticken« wir in dieser Beziehung alle ganz unterschiedlich: Die eine muss sich beim Sport austoben, die andere hört ihre Lieblingsmusik, vertieft sich in etwas Kreatives oder ein Buch; manche entspannen am besten im Kreis von Freunden und wieder andere wollen einfach nur ihre Ruhe.

Überleitung zum Bibeltext:

Wunderbar: Jesus ist nahbar und erfahrbar! (Vers 11)

Jesus sucht mit seinen Jüngern zunächst die Ruhe, weg von der Menschenmenge, mit der sie die letzten Tage verbracht haben. Aber als er merkt, dass die Menschen Hunger haben – nach ihm, nach Gottes Wort, nach Heilung, nach Nahrung für ihre Seele – da entzieht er sich nicht oder igelt sich ein, sondern wendet sich denen zu, die auf der Suche sind.

Das ist für mich schon das erste Wunder: Jesus hat ein offenes Ohr und offenes Herz für unsere Sehnsucht, unseren Hunger nach »Seelenfutter«, unser Suchen und Fragen, für das, was uns belastet und uns das Leben schwer macht. Wenn wir uns damit an ihn wenden, wird er uns nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. – Seht mal nach in Lukas 11,10, was Jesus selbst uns verspricht.

Wunderbar: Der Blick für andere (Vers 12)

Nicht nur Jesus, auch die Jünger sorgen sich um die Menschen und ihre Bedürfnisse. Auch wenn man den Eindruck haben könnte, die Jünger kommen hier nicht ganz so gut weg, weil sie so nervös reagieren und nicht so gelassen an die Sache rangehen wie Jesus – ich finde es klasse, dass sie die vielen Menschen im Blick haben und sich Gedanken darum machen, was sie jetzt brauchen. Das ist doch ein Geschenk, wenn Menschen nicht nur ständig gucken, dass sie selbst nicht zu kurz kommen oder dass ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt werden, sondern auf andere achten und sich darum kümmern, was ihre Mitmenschen brauchen.

Wunderbar: Du wirst beteiligt und beauftragt! (Vers 13a)

»Gebt ihr ihnen zu essen!«, sagt Jesus ganz überraschend. Ich könnte mir vorstellen, dass die Jünger ganz unterschiedlich auf diesen unerwarteten Auftrag reagiert haben.

Was meint ihr – welche verschiedenen Reaktionen hat diese Aufforderung von Jesus wohl bei den Jüngern hervorgerufen? Wie hättet ihr reagiert?

Aktion: Ihr könnt das veranschaulichen, indem ihr z. B. zwölf Playmobil-Figuren als Stellvertreter für die Jünger nehmt und dann gemeinsam jeder Figur ein kleines Pappschild oder Klebeetikett schreibt mit einer typischen Reaktion, z. B. der Ängstliche (»Huch! Wer – ich???«), der Kalkulierende (»Wieviel haben wir noch in der Gemeinschaftskasse? Das reicht nicht!«), der Mutige/Übermotivierte (»Tschakka! Wir rocken das! Oh …«), der Skeptiker (»Das klappt im Leben nicht!«), der Feige (»Ich versteck mich mal, dann kann ich nichts falsch machen.«), der Praktiker (»Alles klar, lass uns erstmal eine Strategie entwickeln.«), der Misstrauische (»Das ist doch bestimmt wieder so ein Trick von Jesus.«), der Neugierige (»Na, da bin ich ja mal gespannt, was jetzt passiert.«) usw.

Wenn ihr keine Playmobilfiguren zur Verfügung habt, könnt ihr auch einfach ein paar hand-flächengroße Figuren aus Pappe ausschneiden und sie gemeinsam beschriften.

Wunderbar: Ehrlichkeit und -Selbsterkenntnis (Vers 13b)

Egal, ob sie ängstlich reagieren, motiviert oder pragmatisch: Die Jünger müssen nicht lange nachdenken, um festzustellen, dass das, was sie haben oder besorgen können, niemals für diese Menschenmenge reichen wird.

Jesus hätte das Problem ja im Grunde auch ganz einfach und schnell alleine lösen können, und doch hat er den Auftrag an seine Freunde weitergegeben – obwohl er doch wissen musste, dass sie das nicht schaffen können.

Austauschrunde: Was meint ihr, warum Jesus seine Jünger beauftragt und sie zu dieser Selbsterkenntnis geführt hat: »Was wir haben, das reicht doch nicht!«? Blamieren wollte er sie ja vermutlich nicht. Könnt ihr in dieser ehrlichen Bestandsaufnahme auch etwas Wunderbares versteckt sehen?

Wunderbar: Großzügigkeit 

Das große Wunder in dieser Geschichte kann nur passieren, weil jemand bereit war, zu teilen, was er hatte. Angesichts der großen Menschenmenge war das ja im Grunde nur ein Krümel, aber für den- oder diejenige, die es hergibt und zur Verfügung stellt, war es vermutlich nicht wenig – vielleicht die Verpflegung für die eigene Familie für diesen Tag. Im Johannesevangelium, in dem diese Geschichte auch berichtet wird, ist von einem kleinen Jungen die Rede, der die Lebensmittel zur Verfügung stellt (Johannes 6,9). Der musste sicher damit rechnen, zuhause Ärger zu bekommen – und trotzdem wagt er es, großzügig zu sein und zu teilen, auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Aktion: Nehmt euch Zeit zu überlegen, was jede von euch hat und einbringen kann – in Freundschaften, in eure Gruppengemeinschaft – auch wenn es vielleicht gar keine spektakulären Dinge oder Fähigkeiten zu sein scheinen. Ermutigt euch gegenseitig. Und was könnt ihr als Gruppe vielleicht auch in euren CVJM, eure Gemeinde, euren Ort einbringen? Was könnt ihr mit anderen teilen? Haltet es fest und überlegt, was ihr daraus machen könnt!

Wunderbar: Großes Event und Kleingruppen-Feeling (Vers 14–15)

Es scheint zunächst eher nebensächlich, dass die Leute sich in Gruppen zu je 50 hinsetzen sollen – aber auch das ist eine wirklich wunderbare Nebensache: Zum einen wird es für viele ein eindrückliches Erlebnis gewesen sein, bei so einer großen Versammlung dabei zu sein und gespannt zuzuhören, wie Jesus ihnen das Reich Gottes in bunten Farben vor Augen malt. Aber in so einer riesigen Menge kann man sich auch ziemlich einsam und verloren vorkommen. Und ich finde die Idee wunderbar, dass Jesus sie sich in überschaubaren Gruppen lagern lässt. Dort können sie sich über das Gehörte austauschen, ihre Fragen und das, was sie beschäftigt, loswerden – und miteinander das Essen teilen und Gemeinschaft zelebrieren.

Aktion: Hockt euch zu dritt zusammen und nehmt euch Zeit für eine kleine Austauschrunde – darüber, wie es euch heute geht, was ihr diese Woche erlebt habt, was euch vielleicht bisher an diesem Bibeltext aufgefallen oder wichtig ist.

Wunderbar: Dankbarkeit (Vers 16)

Zwischen »Jesus nahm …« und »Jesus gab ihnen …« hat das Wunder der Vermehrung stattgefunden. Dazwischen steht ein einfaches Tischgebet. Das ist keine Zauberformel oder Rätsel, das man lösen könnte – und doch ist das anscheinend der Punkt, an dem das Wunder passieren kann: wo die Jünger das Wenige, das sie haben, auch ihre Unzulänglichkeit, in seine Hand geben. Und Jesus segnet es, dankt Gott dafür, hält es ihm hin – damit sie es anschließend wieder aus seiner Hand nehmen können. Die Jünger geben etwas aus der Hand und können so neu beschenkt werden. Eine tiefe Erfahrung, die schon viele Christen gemacht haben: »Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich ihm ganz überließen.« (-Ignatius von Loyola)

Aktion: An dieser Stelle wäre es toll, wenn jemand von euch (vielleicht eine Mitarbeiterin oder sogar eines der Mädchen) zeugnishaft von einer Situation erzählen könnte, wo sie vielleicht mit ihren Möglichkeiten am Ende war oder sich ganz bewusst auf Gott verlassen hat, ihr Weniges ihm dankbar anvertraut hat, damit er etwas daraus machen kann. Gegebenenfalls könnt ihr euch natürlich dafür auch jemanden von außen einladen, aber es soll gar nicht spektakulär sein, sondern lebensnah – daher wäre es sicher am eindrücklichsten, wenn es jemand aus eurer eigenen Runde wäre. 

Wunderbar: Satt werden (Vers 17a)

Was für eine wunderbare Erfahrung, die die Menschen in der Geschichte machen: Obwohl man bei den Menschenmassen eigentlich Angst haben muss, nichts abzubekommen, bekommt nicht nur jeder ein bisschen ab, sondern am Ende werden alle satt. Es ist genug da. Jede und jeder bekommt, was er oder sie braucht.

Aktion: Essen teilen – das könnt ihr nun ganz praktisch tun. Ein einfaches Essen mit Fladenbroten/Baguette oder Brotchips, ein paar verschiedenen Dips, und Trauben oder Cherrytomaten könnt ihr gut miteinander teilen und dabei üben, darauf zu achten, dass niemand zu kurz kommt.

Wunderbar: Überfluss genießen dürfen (Vers 17b)

… und es blieben 12 Körbe voll übrig – ein Vielfaches von dem, womit sie angefangen hatten. Auch so eine wunderbare Seite Gottes: Wenn wir uns ihm anvertrauen, auch mit unserem Mangel und unserer Bedürftigkeit, dann schenkt er meistens mehr als nur das Allernötigste. Jesus sagt selbst: »Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben.« (Joh. 10,10, oder wie Psalm 23 es ausdrückt: »Du schenkst mir voll ein.« Gott gibt volle Kanne! Wie wunderbar.

Aktion: Zum Schluss lest den Bibeltext nochmal als so genanntes Echo-Lesen: Alle haben den Text vor sich und suchen sich ein Wort oder einen Satz aus, der ihnen wichtig geworden ist heute. Eine Mitarbeiterin liest den Text langsam vor, und an »ihrer« Stelle liest jede jeweils laut mit. So teilt ihr eure »Brocken« aus dieser Wundergeschichte.

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