Glauben vs. Denken

Wie kritisches Denken dem Glauben hilft!

Einstieg

Starte mit einem Quiz: Einige Fragen sollen mithilfe von biblisch „begründeten“ Lösungen beantwortet werden, z. B.:

Dürfen Christen Alkohol trinken? 

a) Nein, wir sollen immer nüchtern sein (1. Thess 5,6). Das ist man ab dem ersten Schluck nicht mehr.

b) Ja, aber nur zu Missionszwecken! Paulus ist allen alles geworden, damit er auf alle Weise einige rette (1. Kor 9,22). Wie also wollen wir trinkende Mitschüler erreichen, wenn wir selbst in völliger Abstinenz leben?

c) Ja, denn Jesus machte aus Wasser Wein (Joh 2). Hätte er etwas gegen Alkohol, dann hätte er das Wasser Wasser sein lassen. 

Dürfen Christen bei Klassenarbeiten spicken? 

a) Nein, wir sollen unsere Mitmenschen nicht betrügen – und Lehrer sind auch Menschen (1. Thess 4,6).

b) Ja, aber nur, wenn wir statt zu lernen unsere Zeit für Gott nutzen (Teenkreis, beten …). Denn wir sollen in der Zeit, die uns noch bleibt, Gott dienen (Eph 5,15, HfA).

c) Ja, denn in einem Gleichnis Jesu (Mt 25,14-30) sollen drei Leute Geld verwalten, und der mit dem größten Erfolg wird belohnt – wie er das schafft, steht da nicht.

Offenlegen eines Problems

Eine Frage, die (junge) Christen umtreibt, ist die Frage nach Gottes Wille zu bestimmten Themen. Oft sind es moralische Alltagsfragen, wie die beim Quiz zu Beginn. Dabei wurde deutlich, dass die Bibel häufig mehrdeutig, manchmal auch gar nicht antwortet. Es scheint im Interpretationsspielraum des Lesers zu liegen, was „biblisch“ ist. Oft muss man auch den (Gesamt-) Kontext kennen, um eine Aussage der Bibel zu verstehen. Doch was, wenn man kein Theologe ist? In einem Gespräch soll deutlich werden, dass die Bibel häufig nicht einfach wörtlich zu lesen ist, sondern kritisches und selbstständiges Denken fordert. Doch kann sie jeder bibelunkundige Laie auf seine Weise interpretieren? 

Römer 12, 2 gibt dazu eine Antwort: „Und passt euch nicht dieser Zeit an. Gebraucht vielmehr euren Verstand in einer neuen Weise und lasst euch dadurch verwandeln. Dann könnt ihr beurteilen, was der Wille Gottes ist: ob etwas gut ist, ob es Gott gefällt und ob es vollkommen ist.“ Den Verstand in neuer Weise zu gebrauchen bedeutet, sich nicht der Welt anzupassen, sich vielmehr von Dingen prägen zu lassen, die gut und gottgefällig sind.

Ein Experiment

Du kannst dazu ein Experiment machen. Bitte einen Teilnehmer, 20-mal „Weiß“ zu sagen. Wenn er fertig ist, fragst du ihn, was eine Kuh trinkt. Wenn er die Aufgabe nicht kennt, wird er wahrscheinlich „Milch“ sagen, obwohl er eigentlich weiß, dass „Wasser“ die richtige Antwort ist. Dadurch lässt sich zeigen, dass man leicht beeinflussbar ist und geprägt wird – der Psychologe spricht von „Priming.“ Dazu gibt es spannende Experimente aus der Wissenschaft: Beispielsweise bewegen sich Menschen, die sich mit dem Thema „Altern“ auseinandersetzen (auf „Altern“ geprimte Menschen), langsamer als eine Gruppe, die das nicht tut. 

Schlussfolgerung

Es ist demnach gut, wenn man sich von Dingen mit christlichen Inhalten prägen lässt. Denn setzt man sich biblischen Einflüssen aus, z. B. durch das Lesen christlicher Literatur oder das Hören von Predigten, so entwickelt man eine Ahnung und ein Wissen, die den Willen Gottes verständlicher werden lassen. Hierbei darf nicht der Eindruck entstehen, dass die Sonntagspredigt für ausreichend biblische Weisheit genüge. Kritisches, nicht (Achtung: Fremdwort) fideistisches Denken erlaubt nicht blanke Willkür, sondern befreit zu tolerantem Denken, das immer noch biblisch begründet und nicht völlig absurd (siehe Anfangsübung) ist. Deshalb muss ein Christ versuchen, so viel wie möglich von der Bibel zu kennen, um Zusammenhänge festzustellen (häufig ist sie nämlich auch sehr klar!), aber er muss auch seine Erkenntnisse von erfahreneren Christen prüfen lassen. 

Vergleich mit der menschlichen Entwicklung

Kritisches Denken ist nicht nur gut, um die Bibel besser zu verstehen, es ist auch wichtig, um kritischen Fragen an den eigenen Glauben zu begegnen. Dies lässt sich am besten mit der Entwicklung des Menschen vergleichen.

Sammle im Vorfeld einige Zitate von Kindern (5 bis 9 Jahre), die sich auf ihre Eltern beziehen, und lege sie aus. Häufig werden Eltern in dieser Lebensphase sehr verklärt gesehen: „Mein Papa ist so stark, der kann ein Haus hochheben!“ Werden die Kinder älter, beginnen sie, die Eltern kritischer zu sehen und schließen auch negative Aspekte ein. Nun gibt es nicht nur einen schwarzen oder einen weißen Bereich, sondern schwarze und weiße und graue Bereiche. Erwachsenwerden bringt differenziertes Denken. 

Genau das sollte auch im Glauben geschehen. Das Gottesbild wird sich verändern (müssen), wenn ernste Fragen nach Leid, (scheinbaren) Widersprüchen in der Bibel oder wissenschaftlichen „Beweisen“ gegen diese kommen. Ermutige die Teilnehmer, neue Wege zu gehen und hinterfragende Gedanken zuzulassen. Wichtig ist, dass sie ihre Zweifel nicht zurückhalten, sondern ansprechen und mit der Jugendgruppe oder älteren Christen besprechen können. An dieser Stelle kannst du eine Runde machen, in der jeder (anonym) Fragen, die ihn bewegen, auf einen Zettel schreibt und diesen in eine Box wirft. Am Ende der Stunde oder in der nächsten Woche werden diese dann beantwortet.

Ermutigung

Es ist gut, die Jugendlichen zu ermutigen, ihren Glauben auf den Prüfstand zu stellen und kritisch zu hinterfragen. Denn im Laufe ihres Lebens werden sie mehr und mehr Meinungen hören, die ihren Glauben angreifen und ihre biblischen Glaubenssätze infrage stellen. Umso besser ist es, wenn sie dann bereits darauf vorbereitet sind, gelernt haben, wie sie Spannungen aushalten, und Argumente gesammelt haben, um auf immer wieder gestellte Fragen antworten zu können.

Je nach Alter der Gruppe kann es hilfreich sein, in den nächsten Wochen gemeinsam das Buch Pardon, ich bin Christ von C.S. Lewis, einem gelehrten Christen, zu lesen. Er beschreibt viele verschiedene Themen unter einem denkenden Aspekt. Lewis wollte nicht einfach blind glauben, was in der Bibel steht, sondern die Logik verstehen, aufgrund derer es in der Bibel steht. Anhand von Lewis kann man wichtige Argumente zu kritischen Themen erhalten, aber auch kritisches Denken lernen. Weitere sehr empfehlenswerte Bücher zum Thema sind: Lee Strobel – Glaube im Kreuzverhör und Josh McDowell – Die Bibel im Test

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