Mosaik

1. Vorbemerkungen

Wie kann ich in unserer Welt als Christ glauben, leben und Bedeutung haben?
Kann ich wirklich glauben, dass Gott die Welt in der Hand hat und es gut mit ihr meint, wenn ich mir die Welt mit allem Leid, aller Not und allem Zerbruch ansehe?
Kann ich wirklich als Christ leben und einen positiven Unterschied machen? Obwohl ich selber zweifle, das Gefühl habe, allein zu sein und am Ende auch gar nicht so ganz genau weiß, was ich denn wo wie genau tun könnte, damit etwas besser wird?
Kann ich bedeutungsvoll leben – ich? In dieser Welt?

2. Zielgedanke

Die Teens und Jugendlichen sollen wissen, dass Zerbruch und Zweifel zu Leben und Glauben dazugehören – und dass Gott genau hier zu finden ist. Sie sollen motiviert sein, mitten in allem Zerbruch des Lebens mit Gott am Werk zu sein, um Gutes zu verwirklichen und in diesem Sinne bedeutungsvoll zu sein.

3. Einführung

Warum genau musste Weihnachten eigentlich sein? Warum musste Gott Mensch werden? Warum dieser krasse Abstieg mitten auf die Welt mit allem Schmutz und Gestank, aller Lüge und dem Hass?

Kann es sein, dass wir Menschen eine unbändige Sehnsucht danach haben, nicht allein zu sein? Sondern Beziehungen zu haben. Zu anderen Menschen, unserer Umwelt und zu Gott. Aber gerade diese Beziehungen, die wir so sehr brauchen, fallen uns gleichzeitig so schwer. Wir neigen dazu, egoistisch und verletzend zu sein – und andere Menschen zu verletzen. Wir sind ziemlich groß darin, unseren Vorteil aus allem und jedem zu ziehen – egal ob Menschen, Tiere, Pflanzen und es dabei auch gern mal zu übertreiben (und Menschen/ Umwelt etc. Einfach auszunutzen, zu missbrauchen). Wir sind immer die Größten, Tollsten und Schlauesten, wenn man uns fragt. Wir wollen selber toll sein und lieber keinen Gott brauchen. Wir bekommen es hin, uns auf allen Ebenen von den Beziehungen, die wir uns eigentlich wünschen und die wir brauchen, so zu entfremden, dass wir darunter leiden.  Und das ist schlimm.

Deswegen braucht es Weihnachten. Deswegen braucht es den Immanuel, den „Gott mit uns“. Den Gott, der uns sucht, auf uns zukommt, uns bei unserem Namen ruft und uns zusagt: „Ich habe dich lieb. Ich freue mich, wenn wir zwei wieder eine gute Beziehung miteinander haben. Und dann bekommen wir gemeinsam auch ganz viel Zerbruch auf allen anderen Beziehungsebenen wieder gekittet.“

Wir brauchen den „Gott mit uns“, weil wir nur gemeinsam mit Gott zu unserer wahren Bestimmung als Menschen finden, und ein gutes, bedeutsames Laben leben können.

(Matthäus 1,23)

4. Methodik für die Gruppe

4.1 Andacht

Ein Bild

Manchmal – da lasse ich alle Vernunft fahren, pfeife auf die Realität, gönne mir den Luxus, habe Mut und Sehnsucht und Liebe und … einen Traum. Male mir ein Bild davon, wie schön es wäre, wenn die Welt so wäre, wie ich sie auf diesem Bild sehe.

Auf meinem Bild kümmern sich Menschen liebevoll um die (Um-)Welt und es ist ihnen wichtig, Ressourcen zu achten.

Auf meinem Bild wollen Menschen wirklich (Mit-)Menschen sein und kümmern sich umeinander. Da kommt keiner zu kurz. Allen geht es gut. Jeder hat die Chance auf ein gutes und gelingendes Leben.

Auf meinem Bild werden Familien gestärkt, gestützt, Kinder, Teens und Jugendliche liebevoll begleitet und gemeinsam das Leben gefeiert.

Auf meinem Bild sind Christen liebevolle Stütze, herzerwärmender Antrieb und barmherziger Helfer der Gesellschaft und Welt. Ein schönes Bild! Oder nicht?

Keine Angst, kein Leid, keine Not, keine Sucht, keine Zwänge und Ausbeutung. Keine Häme, kein Unglück … und wenn doch, dann nie einsame Angst, vernichtendes Leid, zerstörende Sucht etc. Weil immer jemand da ist, der hilft, betet, trägt und liebt. Ein sehr schönes Bild! Finde ich.

Und irgendwie glaube ich, möchte ich glauben, dass das auch Gottes Ideal- und Zielsicht auf seine Welt ist.

Zerbruch

Aber dann ist der Luxus vorbei und ich sehe unsere Welt. Sehe, dass es Staaten, Staatenlenker, Firmen und uns am Ende leidlich egal ist, wie es der (Um-)Welt geht. Massentierhaltung, Rodung der Wälder, Vermüllung der Meere – alles weit weg oder zumindest so, dass ich es nicht sehen muss. Klimawandel gibts eh nicht und wenn doch, dann nicht menschengemacht. Darauf einen Coffee to go im praktischen Einmalplastikbecher!

Sehe, dass es Menschen zuerst um sich geht, an zweiter Stelle um sich, an dritter vielleicht um die eigene Familie und Freunde, dann das eigene Land und dann kommt ziemlich lang nichts. Mein Magen verkrampft sich, wenn Schultern angesichts von Ertrinkenden im Mittelmeer gleichgültig zucken, wenn Tausende menschenverachtenden Reden von Höcke und Kumpanen zujubeln und dann entsprechend wählen, wenn Kinder an der Grenze von ihren Müttern getrennt und kaserniert werden – und es dafür breite Zustimmung gibt.

Sehe, wie Einzelne mehr besitzen als die halbe Menschheit und diese halbe Menschheit an Krankheiten, Hunger, Krieg … langsam aber sicher krepiert. Wie Männer Frauen, Kinder oder Jugendliche kaufen, jeder im Westen für seinen Lebensstil auf Sklavenarbeit setzt …

Sehe, wie Familien benachteiligt und Alleinerziehende stigmatisiert und alleingelassen werden. Sehe einsame, abgeschobene Alte und ganze Ghettos voller benachteiligter und abgehängter Menschen, denen gern einmal ein boshaft zynisches: „Seid nicht so faul, Hartz4 ist keine Hängematte!“ entgegenschallt. Sehe unzählige nicht beachtete, als Last empfundene, abgeschobene, abgetriebene Kinder – und eine große Abneigung gegen Inklusion und überhaupt den Kontakt mit Behinderung.

Sehe Christen, die sich viel zu sehr um sich selber drehen und denen der Erhalt des eigenen Gemeindehauses wichtiger wird als die Menschen um sie herum, denen eine Handvoll theologischer Richtigkeiten über alles geht und die mit großer Härte gegen diese oder jene Minderheit ätzen.

Mit jedem Blick zerbricht mein Bild. Zerbricht in tausend Scherben.

„War ja klar“, höre ich die harten Realisten sagen, „wer solche Traumbilder hat, der muss ja Zerbruch erleben. Selber schuld.“

Aber das glaube ich nicht – will ich nicht glauben. Ist nicht der Traum einer guten, schönen, antwortenden Welt der Traum aller Menschen und auch der Traum Gottes?

Sollten wir nicht alle viel mehr, fester, weitreichender diese Träume träumen und nach Möglichkeiten suchen, wie sie sich in Realität gießen lassen könnten?

Sollten wir nicht glauben (dürfen/ wollen/ können), dass Gottes Traum von dieser Welt Bestand hat, Realität wird, mit Jesus angebrochen ist und seitdem mindestens Teil dieser Welt ist?

Sollten wir? Sollten wir!
Aber wie können wir so glauben, hoffen und lieben – angesichts unserer Welt? Angesichts all dieses Zerbruchs und der Scherbenhaufen überall? Mir fällt das schwer, weil das Leiden noch nicht abgeschafft ist; weil Leben immer noch wehtut.

Mosaik: Ein neues Bild

Noch während ich so fragend denke, blitzt auf einmal etwas auf. Da, an dieser einen Bruchstelle meines Bildes, leuchtet ein Stück rotes Glas im Licht. Es strahlt sogar.

Da strahlen plötzlich Menschen auf, die sich hingebungsvoll um die (Um-)Welt kümmern, sich für andere einsetzen, alles dafür geben, Benachteiligte zu entbenachteiligen, Kinder wertzuschätzen, Strukturen gerechter zu machen und Barmherzigkeit zu leben. Da bricht – leider von mir eher unerwartet – Gottes Liebe durch, die Wunder nach sich zieht …

Auf den zweiten Blick fügt sich so aus den vielen zerbrochenen Bilderscherben ein neues Bild. Ein Mosaik. Und es ist schön – an vielen Stellen wunderschön sogar. Ohne den Zerbruch zu leugnen.

Wahrscheinlich gibt es das Leben nur so. Vielleicht gibt es in diesem Leben das Reich Gottes nur so. Als aufblitzende Schönheit, Heiligkeit und Liebe mitten im Zerbruch.

Immanuel

In einer Welt voller Zerbruch …

»Seht, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, und man wird ihm den Namen Immanuel geben. Immanuel bedeutet: Gott ist mit uns.«

(Matthäus 1,23 NGÜ)

… Immanuel – Gott ist mit uns!

Gott ist mit uns – mit mir. Sieht mein Bild , meine Sehnsucht, mein (Mit-)Leiden und unsere Welt. Mitten in diese Welt hinein sagt Gott:

Ich bin mit euch. Es gibt niemanden, dem ich meine Liebe verweigere. Es gibt keinen Ort auf dieser Welt, den ich nicht segne. Es gibt keinen Menschen, der Angst hat, leidet, benachteiligt, ausgegrenzt etc. ist, bei dem ich nicht ganz nah dabei bin. Keine Unordnung, kein Zerbruch kann mich davon abhalten, mit meiner Liebe mitten hineinzukommen.

Immanuel – Ich bin mit euch! Ich bin mit dir. So ist z.B. auch Weihnachten. Das Heilige kommt mitten in eine Welt voller Zerbruch und macht von Beginn an deutlich: Gott hält sich nicht heraus aus den Scherben unseres Lebens. Er kommt mitten hinein. Wird Teil unserer Unordnung, unseres Chaos’, unserer Zweifel, unseren Ängsten und unserer Verzweiflung. Dass Leid und Schmerz da sind, heißt nicht, dass Gott weg wäre, dass er sein Ziel nicht erreichen würde mit uns und dieser Welt.

Gott ist da. Er ist mit uns. Mittendrin. Nicht überrascht. Nicht überfordert. Immer zugewandt. Immer liebend. Er gestaltet ein neues Bild. Ein Mosaik. Das Mosaik des anbrechenden Reiches Gottes. Ein schönes Bild – voller zerbrochener Bilder, Schicksale und Sehnsüchte. Ich bin eingeladen, Teil dieses Reich-Gottes-Mosaiks zu werden. Und Mitbastler daran zu sein. Das finde ich schön, ermutigend – und das kann ich glauben.

4.2 Abschluss/ Vertiefung

Gemeinsam mit den Teilnehmenden können Mosaikbilder aus Glasscherben gelegt oder geklebt werden. Vielleicht zeigen diese den Immanuel als Kind in der Krippe, oder ein anderes Symbol für eine gute Welt, ein bedeutungsvolles Leben?
Die gemeinsame Kreativzeit ist in jedem Fall ein guter Raum, um ins Gespräch zu kommen, über den Zerbruch, den die Teilnehmenden erleben, ihr Traumbild einer Welt und eines bedeutungsvollen Lebens, sowie ihre Erlebnisse mit Gott, gemeinsam in allem Zerbruch, etwas Schönes entstehen zu lassen.

 

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