Botschafter mit Autorität

1. Erklärungen zum Text

Paulus verfasste den 2. Korintherbrief wahrscheinlich im Herbst des Jahres 55 n. Chr. an einem nicht genau zu lokalisierenden Ort. Im Gegensatz zum 1. Korintherbrief richtet sich der Brief nicht ausschließlich an die Gemeinde in Korinth, sondern gleichfalls an die Christen in der Landschaft Achaia. In seinem Schreiben geht es Paulus darum, sich selbst als Apostel gegenüber der Gemeinde in Korinth zu behaupten, nachdem es zuvor zu einigen Konflikten gekommen war. Zudem scheinen Irrlehrer in der Gemeinde aktiv zu sein, mit denen sich Paulus ebenfalls auseinandersetzt. Das Ringen um die Einheit der Gemeinde ist ständig präsent. Der Abschnitt aus 2. Korinther 5,16-21 verdeutlicht dies. Paulus zeigt hier, worin die große Gemeinsamkeit zwischen ihm und der Gemeinde besteht – und zwar in der von Gott gestifteten Einheit. Bei dieser spielen vermeintlich vordergründige (fleischliche) Belange keine Rolle mehr (V.16).

Mit Gott versöhnte Menschen sind verwandelte Menschen, neue Kreaturen (V.17). Weil Gott in Jesus Christus die Menschheit mit sich selbst versöhnt hat, zählt das Alte nicht mehr. Hierin sind Paulus und die Gemeindeglieder in Korinth ebenso gleich wie in dem Auftrag zur Verkündigung dieser Botschaft (V.18). Dies gilt universal. Es gibt keinen Menschen auf dem Planeten, der nicht zu der Welt (im Griechischen „kosmos“) gehört, die Gott bereits mit sich versöhnt hat. Selbst menschliches Verhalten, was gegen den Willen Gottes geht (Sünden), konnte Gott nicht von diesem Plan abbringen (V.19). Vielmehr noch. Die Menschen der Welt, die Gott trotz ihrer Sünden mit sich versöhnte, sollen Botschafter des Höchsten sein. War Jesus bis zur Himmelfahrt der Repräsentant Gottes auf Erden, so sind dies nun die versöhnten Menschen, die von diesem Sohn Gottes erzählen.

Die Message für alle Welt ist klar: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Das heißt: „Glaubt, dass genau das geschehen ist, dass Gott die Welt mit sich selbst versöhnte.“ Also: „Lasst euch mit dem versöhnen, der sich bereits mit euch versöhnt hat (V.20)!“ Abschließend betont Paulus die Tiefe dieser Botschaft. Jesus wurde vom Vater in die Trennung von Gott hineingegeben. Mitten in die Welt. Hinein in eine Menschheit, die ihr Recht vor Gott verwirkt hatte. Sie waren dem Tod geweiht. Denn die Folge der Trennung von Gott ist der Tod. In Jesu Tod und Auferstehung sehen die Menschen, dass Gott sich mit der Welt versöhnt. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Im Glauben daran erhalten die Menschen vor Gott wieder das Recht – das Recht zum (ewigen) Leben (V.21).

2. Bedeutung für heute

Alle sind gleich

„All animals are equal, but some animals are more equal than others.” Dieser Satz stammt aus dem Buch „Animal Farm“ von George Orwell, indem er das soziale Miteinander in einem kommunistischen System mithilfe einer Parabel beschrieb. Ohne dass es um Stalin, Lenin und Co. geht, fällt auf, dass Christen oft ähnlich ticken wie die Tiere in Orwells Buch – auf jeden Fall dann, wenn sie sich gegenüber den Menschen betrachten, die nicht an Gott glauben. „Alle Menschen sind gleich, aber manche sind gleicher als andere.“ So ähnlich klingt das dann. Christen glauben, dass sie besser seien als Menschen, die nicht an Gott glauben. Das ist falsch. Vor Gott stehen alle auf derselben Stufe. Er hat sie in Jesus Christus alle mit sich versöhnt.

Wir können die Jungen Erwachsenen und Jugendlichen in unserer Gruppe damit herausfordern. Eine konkrete Aufgabe für die kommende Woche könnte für sie darin bestehen, jeden anderen Menschen, dem sie begegnen, mit „Hallo Versöhnter!“ anzureden (im Stillen für sich, oder sogar laut ausgesprochen). Unsere Jugendlichen sollen lernen, dass sie als Christen nicht zu einer „Elite“ dazugehören, die über anderen steht. Ein Kreuz um den Hals ist kein Statussymbol, sondern ein „Kein-Status-Symbol“. Alles hängt an dem, der für uns am Kreuz hing.

Alle sind unterschiedlich

Vor Gott sind alle gleich. So weit, so gut. Aber leider wissen dies nicht alle Menschen. An dieser Stelle gilt es, die Verschiedenheit der Kinder Gottes in den Blick zu nehmen. Die Menschen, die darum wissen, dass Gott sich mit ihnen versöhnt hat, haben den Auftrag, diese Botschaft denen weiterzusagen, die es noch nicht wissen. Alle, Mitarbeiter und Teilnehmer, die darum wissen, dass Gott sich mit ihnen versöhnt hat, sind Stellvertreter Christi auf Erden – ausgestattet mit dem Heiligen Geist. Sie haben die Autorität, in Gottes Namen jedem einzelnen weiterzusagen: „Lass dich versöhnen mit Gott!“ Hierbei müssen wir genau schauen, wen wir da vor uns haben. Jeder ist anders.

Es lohnt sich mit den Jungen Erwachsenen und Jugendlichen zu überlegen, welche Menschen es in ihrem direkten Umfeld gibt, die diese Botschaft noch nicht gehört haben. Dabei können wir versuchen genau zu beschreiben, wie diese Menschen „ticken“ und überlegen, wie wir ihnen als Botschafter so begegnen können, dass sie uns verstehen können.

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Slant

Dieses Spiel vom BORN-VERLAG eignet sich außerordentlich gut, gemeinsam anhand eines Bibeltextes zu entdecken, wie andere Menschen diesen Text wohl verstehen würden. Wir können dies zum Beispiel bewusst in der Bibelarbeit als Einstig nutzen, um schon einmal die Sinne dafür zu schärfen, wie Menschen in unserem konkreten Umfeld so „ticken“.

3.2 Gemeinsamkeiten finden

Bei diesem Spiel geht es darum, gegenseitig Gemeinsamkeiten zu finden.

Zwei gleichgroße Gruppen werden gebildet (zufällig). Beide werden in einem Raum möglichst so platziert, dass sie sich gegenseitig sehen, aber nicht hören können. Jede Gruppe erhält einen Stift und ein Blatt Papier. Jede Gruppe erhält fünf Minuten Zeit, sich die andere Gruppe genau anzuschauen. Dabei gilt es, Gemeinsamkeiten zwischen den anderen und der eigenen Gruppe zu finden und zu notieren. Es müssen Gemeinsamkeiten sein, die auf alle Gruppenmitglieder zutreffen (z. B. alle sind älter als 12 Jahre). Zudem müssen es positive Gemeinsamkeiten sein (also „Alle waren noch nicht in Bangladesch“ zählt nicht).

Nach fünf Minuten beginnt eine Gruppe und nennt eine erste Gemeinsamkeit, die sie notiert hat. Nur wenn dies etwas ist, was zutrifft, bekommen sie einen Punkt. Ist dies jedoch etwas, was die andere Gruppe ebenfalls notiert hat, bekommen sie diesen Punkt sofort wieder abgezogen! Das gilt auch bei großer Ähnlichkeit (z. B. Gruppe 1: „Alle sind älter als 12 Jahre“; Gruppe 2: „Alle sind älter als 13 Jahre“).

Jetzt ist die andere Mannschaft dran und nennt eine Gemeinsamkeit, die sie notiert hat. Hier wird ebenso geprüft und gepunktet. Das Ganze endet, sobald eine Mannschaft keine Gemeinsamkeiten mehr auf dem Zettel hat. Dann wird ausgewertet, wer die meisten Punkte hat.

3.3 Die neue Kreatur

Besorgt euch eine Schaufensterpuppe (kann man manchmal in Geschäften ausleihen). Ggf. könnt ihr auch einen Menschen aus Pappe lebensgroß ausschneiden und aufstellen. Zudem braucht ihr Kleidungsstücke, die ihr der Puppe anziehen könnt sowie diverse Accessoires. Stifte, Papier und Klebestreifen ebenfalls.

Nachdem ihr den Bibeltext mit der Gruppe gelesen habt, macht ihr euch gemeinsam besonders Gedanken über die Verse 16 und 17. Was bedeutet es, eine neue Kreatur zu sein? Was ist das Alte/ Neue? Eure Gedanken dazu versucht ihr gemeinsam mithilfe der Puppe zu bündeln. Diese gestaltet ihr als neue Kreatur und stattet sie dementsprechend aus. Dabei können die Kleidungsstücke und Accessoires bestimmte Eigenschaften symbolisieren. Sonstige Dinge können schriftlich auf Zetteln an der Puppe angebracht werden. Vielleicht werdet ihr mit eurer Gruppe auch merken, dass ihr diese neue Kreatur nicht gestaltet könnt oder sogar, dass sie eigentlich „nackt“ bleiben müsste.

Egal, wie dieser kreative Prozess in eurer Gruppe verläuft – ihr könnt ihn sicher wunderbar nutzen, um den Bibeltext näher zu beleuchten und Antworten auf folgende Fragen zu finden:

  • Was macht die mit Gott versöhnten Menschen gleich? Was nicht?
  • Was ist (wirklich) neu geworden mit Jesus? Was nicht?
  • Was war anders, bevor ich Christ geworden bin? Was nicht?

3.4 Film: „Animal Farm“

a) Schaut mit eurer Gruppe gemeinsam eine Verfilmung von George Orwells „Animal Farm“. Es gibt verschiedene Versionen, viele auch bei youtube.
b) Anschließend reflektiert gemeinsam mit eurer Gruppe den Film. Neben dem vordergründigen politischen Aspekt, über den man auch sehr gut diskutieren kann, lohnt es sich auf folgende Fragen einzugehen:

  • Was hat die einzelnen Tiere „gleich“ gemacht? Was macht uns als Menschen vor Gott „gleich“?
  • Warum war es auch schlecht, dass die Tiere „gleich“ waren? Wo gibt es so etwas unter Christen? (Bsp.: In manchen Gemeinden und Kreisen gibt es einen starken „Konformitäts-Druck“. Dabei geht es nicht mehr um den Menschen an sich als Christ, sondern vordergründig um sein Verhalten, dass er/ sie an den Tag zu legen hat.)
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