Die Bibelarbeit ist so aufgebaut, dass die Jugendlichen nach einer kleinen „theoretischen Einheit“ Fragen zum Weiterdenken bekommen. Je nachdem, wie fit die Gruppe ist, kann auch ein Gespräch/Austausch darüber stattfinden. Im Anschluss kann der Teil des Vaterunser aktiv erfahren werden. Dies geschieht durch eine kleine Aktion. Für eine einzelne Gruppenstunde reicht für die gesamte Bibelarbeit die Zeit nicht. Sie eignet sich aber hervorragend für eine Bibelarbeitsreihe über sieben (oder weniger) Wochen. Bei größeren Gruppen bietet es sich an, die Bibelarbeit als „Stationenlauf“ aufzubauen. Dabei ist jeder Abschnitt der Bibelarbeit eine Station. Wenn die Teilnehmer die Station besucht haben, könnten die Teilnehmer den behandelten Teil des Vaterunsers bekommen.
Das Gebet der Gebete! Seit über zweitausend Jahren beten es Christen. Es fehlt in keinem Gottesdienst, es verbindet Menschen weltweit. Gemeint ist das Gebet, das Jesus selbst seinen Jüngern zum Beten gegeben hat: Das Vaterunser. Doch was beten wir da Sonntag für Sonntag eigentlich? Hast du mal darüber nachgedacht, um was du Gott eigentlich bittest? Du wirst erstaunt sein:
Jesus suchte immer irdische Vergleiche, wenn er von Gott oder Dingen im Himmel sprach. Er sagte, dass Gott für uns wie ein liebender Vater oder auch wie eine Mutter sein will. Deine Eltern kennen dich von klein auf. Sie sind für dich keine fremden Personen, die du mit „Sie“ anreden musst. So ist es auch mit Gott – du kannst ihn einfach duzen. Er kennt dich ebenfalls von klein auf. Er beschützt dich wie ein liebender Vater. Jesus erzählte einmal das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32). Es vermittelt uns, dass Gott uns immer wieder aufnimmt, auch wenn wir noch so viel Blödsinn in unserem Leben gemacht haben. So groß ist Gottes Liebe zu uns! Aber ein guter Vater legt auch Regeln für deinen Handlungsraum fest. Das macht er nicht, um dich zu ärgern, sondern damit dir nichts passiert. Vielleicht hast du dich früher darüber aufgeregt, weil deine Eltern dir bestimmte Sachen verboten haben und ziemlich wütend geworden sind, wenn du z.B. dann doch am Herd gespielt hast. Heute weißt du, dass sie dich vor Verbrennungen schützen wollten. Christen haben sozusagen zwei Väter: Einen auf der Erde, mit dem wir von „face to face“ reden können, der vielleicht manchmal auch nicht dem lieben und beschützenden Vaterbild entspricht, das Jesus meint. Und wir haben einen Vater im Himmel. Ihn können wir nicht sehen, dafür können wir mit ihm immer reden. Und das tun wir, wenn wir beten „Vater unser im Himmel“.
Fragen zum Weiterdenken:
• Welche Vorstellungen hast du von einem liebenden Vater?
• Welche Anreden für Gott kennst du?
Aktion:
Um am eigenen Körper zu erfahren, was es heißt, von einem Vater geschützt zu werden und auf Gottes Stimme zu hören, kann hier eine Vertrauensübung eingebaut werden. Am einfachsten und am ungefährlichsten ist ein Parcours, auf dem die Jugendlichen nacheinander blind geführt werden (evtl. auch nur auf Zuruf). Gott zwingt niemand! Also, wenn jemand keine Lust hat, oder sich nicht traut, dann ist das ok.
Nach der Anrede folgt im Vaterunser ein Lob auf Gott. Ihr kennt das vielleicht von früher, wenn eure Tante zu Besuch kam, und sie bei der Begrüßung gesagt hat: „Ach, und groß bist du aber geworden!“, oder „Schöne Haare hast du aber!“. So ähnlich ist es beim Vaterunser, nur wird hier ein Wort verwendet, das alles bis in die Perfektion steigert: Heilig. Das Wort kann man mit „sehr sauber gereinigt“ oder „ganz und gar sauber“ übersetzen. Es meint, dass Gott wirklich nur gute Eigenschaften besitzt. Jesus will uns damit sagen, dass, wenn wir beten, das Loben nicht vergessen sollen. Es hilft uns zu sehen, was Gott für uns Gutes getan hat. Außerdem erinnert es uns daran, wie gut Gott es mit uns meint.
Fragen zum Weiterdenken:
• Überlege dir, was Gott dir heute,in deinem Leben, Gutes getan hat.
• Hast du ihm dafür schon gedankt, ihn dafür gelobt?
Aktion:
Gott Komplimente machen kann man auf unterschiedliche Art und Weise. Unter anderem auch, in dem man Dankeslieder singt. Singt doch gemeinsam Loblieder.
Den nächsten Abschnitt des Vaterunsers kann man als Wunsch verstehen. Der Betende wünscht sich von ganzem Herzen, dass Gottes Reich hier auf der Erde entsteht und bald kommt. Wir beten, dass Gottes Königreich schon jetzt sichtbar in der Welt wird, in dem wir den Willen Gottes tun. D.h. du kannst aktiv dazu beitragen, dass schon heute Gottes Wille geschieht. Du willst wissen, was Gottes Wille ist? Denk an die 10 Gebote und lies doch mal Matthäus 5. Oder frag Gott einfach im Gebet und lass dich überraschen, wie er dir klarmacht, was sein Wille ist.
Fragen zum Weiterdenken:
Wie kann ich in der Welt mitwirken, dass Gottes Wille hier auf der Erde geschieht?
Aktion:
• Wie sieht Gottes Reich aus? Macht euch Gedanken und gestaltet zusammen ein Plakat.
• Was wird es dort wahrscheinlich nicht geben?
• Wie sieht der Alltag aus?
In der ersten Bitte des Vaterunser bitten wir um Nahrung. Jesus möchte uns damit sagen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir jeden Tag genug Essen auf dem Tisch haben. Wir haben heute volle Supermarktregale und haben Nahrung im Überfluss, so dass wir sogar gutes Essen wegwerfen, weil wir nicht alles essen können. In manchen Ländern der Erde, wie z.B. in Kenia, ist dies auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Indem wir diese Bitte aussprechen, bitten wir für unsere Mitmenschen in armen Ländern, dass sie genug zu Essen und sauberes Wasser bekommen. Jesus hat viel von Essen geredet. Z.B. sagte er einmal über sich „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,35) und an anderer Stelle gibt er den Menschen zu essen, z.B. bei der Speisung der Fünftausend. Jesus will rundum für uns sorgen, nicht nur, damit es bei uns im Magen nicht mehr grummelt, sondern, dass wir uns auch gut fühlen.
Fragen zum Weiterdenken:
• Was braucht der Mensch, was brauchst du wirklich zum Leben? (Kleidung, Nahrung, Arbeit, Bildung, Freundschaft, Liebe…)
Aktion:
Gestaltet ein Plakat mit dem, auf was ihr im Leben nicht verzichten möchtet. Es gibt Länder, in denen Menschen nicht genug zu essen haben und hungern müssen. Vielleicht könnt ihr euch bei einer Hilfsorganisation informieren, wie ihr den Menschen dort helfen könnt. (z. B. bei Brot für die Welt – hier gibt es Bastelbögen für Sammelbüchsen)
Was ist die Schuld, die uns Gott in dieser Bitte vergeben soll? Schuld bezeichnet ganz pauschal Dinge, die die Beziehung zwischen dir und Gott, aber auch zwischen dir und anderen Menschen stören. Du kennst es vielleicht, du lügst jemand in der Not an und wenn du diese Person das nächste Mal siehst hast du ein blödes Gefühl. Oder du fragst dich, ob du dich in einer Situation hättest anders verhalten sollen. Solche Gedanken können einen tief belasten. Ich kann dann abends manchmal lange nicht einschlafen, weil ich darüber nachdenke und weil ich mich schlecht fühle. Umso schöner ist es, dass Jesus gesagt hat, dass wir Gott bitten können, dass er unsere Schuld vergibt. Ich kann das, was an dem Tag schief lief vor Gott bringen und ihn bitten, dass er es wieder gut macht. Ich kann ihn auch um Verzeihung bitten, wenn ich mich nicht so verhalten habe, wie ich es mir vorgenommen habe. Das war der erste Teil dieser Bitte, der zweite Teil ist ein Versprechen, das wir Gott geben. Jesus will, dass wir uns auch ändern und Gott nicht einfach nur bitten, dass er unsere Schuld von uns nimmt. Er will, dass wir Konsequenzen ziehen. Und in diesem Fall heißt die Konsequenz: vergeben. Und zwar so, wie Gott uns unsere Schuld vergeben hat. Wie vergibt Gott die Schuld? Er vernichtet sie, schafft sie aus der Welt und wärmt es später nicht wieder auf. Das erwartet Jesus von uns. Wir sollen den Menschen, die uns geärgert haben, die uns angelogen haben, oder die über uns Gerüchte in die Welt gesetzt haben, vergeben. Und die ganze Sache vergessen. Und das möglichst nicht lange vor uns herschieben (vgl. Mt 5,24f.)
Fragen zum Weiterdenken:
Welche Schuld trägst du momentan mit dir herum und möchtest sie gerne loswerden? Wem solltest du vergeben?
Aktion:
Gott schafft die Schuld aus der Welt, wenn du ihn darum bittest. Als kleines Zeichen dafür, dass er wirklich die Schuld aus der Welt schafft, bekommen alle ein Blatt (oder mehrere Blätter) Klopapier und einen Filzstift. Alle haben nun Zeit für sich in Ruhe zu überlegen, welche Schuld sie vor Gott bringen möchten, damit er sie aus der Welt schafft. (ruhige Musik im Hintergrund, Kerzenlicht). Anschließend kann jede und jeder den eigenen „Schuldzettel“ im Klo hinunterspülen (evtl. mit Kerze Atmosphäre schaffen). Man kann das Ganze auch draußen mit normalem Papier machen und die Schuldzettel dann in einem Lagerfeuer verbrennen.
„Die zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt“. Mit diesem Slogan wirbt seit vielen Jahren der Schokoladenhersteller mit der lila Kuh. Im Vaterunser bitten wir nicht, dass uns Gott von der Schokolade oder anderen sündigen Süßigkeiten, Lebensmitteln, Klamotten oder Sonstigem bewahrt. Sondern wir bitten Gott, dass er uns vor neuer Schuld schützt. Wir bitten ihn, dass er uns gar nicht erst in eine Situation bringt, in der wir Gefahr laufen, neue Schuld auf uns zu laden. Jesus will, dass der Mensch Stück für Stück vollkommener, d.h. ohne Schuld wird. Dies wird der Mensch hier auf der Erde nie schaffen. Der einzige Mensch, der wirklich vollkommen, also ohne Schuld, ohne einen Makel gelebt hat, war Jesus. Jesus will also, dass wir ihm immer ähnlicher werden. Mit der „Erlösung von dem Bösen“ bitten wir Gott, dass er alles Unheil und alle Krankheit von uns abhält und wir unser Leben genießen können, ohne das „Böse“.
Fragen zum Weiterdenken:
Was ist für dich in deinem Leben eine Versuchung?
Aktion:
Gestaltet eine Collage aus Werbeprospekten und Modezeitungen zum Thema: Was ist für mich Versuchung?
Wenn wir das Vaterunser beten, so vergewissern wir uns am Schluss, dass Gottes Zusage für uns Menschen ewig gilt. Also auch heute noch in unserer Situation. Gott will uns auch heute noch Kraft geben für unser Leben. Es zeigt auch, dass wir Menschen im Vergleich zu Gott total klein und eigentlich unbedeutend sind. Dennoch interessiert sich dieser mächtige, große und starke Gott für uns; ja, er begibt sich sogar auf Augenhöhe mit uns, in dem er als Mensch in Jesus Christus an Weihnachten vor über 2000 Jahren auf die Erde kommt. Er ist ein Gott, der sich um uns Menschen kümmert und teilhaben will am Leben und mit dem man beten kann. Das Vaterunser oder ein freies Gebet. Und ich habe die Gewissheit, wenn das Leben hier auf der Erde vorbei ist, dann geht es in Gottes Reich erst richtig los – bis in die Ewigkeit. Ganz konkret verspricht uns Jesus dies in Matthäus 28, 20: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“.
Fragen zum Weiterdenken:
Wann nimmst du dir Zeit für Gott?
Wann redest du mit Gott? Hast du ein festes Ritual? Oder einen Ort, an dem du zur Ruhe kommst?
Aktion:
Bastelt eine Gebetskette. Dazu vier verschiedene Perlengrößen oder Farben in ausreichender Menge (pro Person ca. 2 bis 4 Stück pro Sorte) besorgen und dann auf eine bunte Schnur auffädeln. Jede Perlengröße oder – farbe steht dann für: Lob, Dank, Bitte für mich und Bitte für andere. Beim freien Gebet kann es dir eine Hilfe sein, dich zu konzentrieren, indem du entlang der Perlenkette (oder auch Armreif) gehst und dir pro Perle eine Sache überlegst, die du Gott sagen willst. Natürlich kannst du danach wieder von vorne anfangen.
Das Amen schließt das Gebet ab. Es heißt nicht einfach: „So, fertig mit beten. Feierabend“. Sondern, es verleiht dem Gesagten, den Bitten und dem Lob einen gewissen Nachdruck. Wörtlich übersetzt heißt es „wahrlich“. Also, das was ich gesagt habe, meine ich wirklich ernst, so wie ich es gesagt habe. Amen.
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