Jona – Der Prophet, der keiner sein wollte

Es lohnt sich, diesen ganz besonderen Menschen der Bibel näher in den Blick zu nehmen. Die hier vorgestellten Impulse können en bloc oder als fortlaufende Reihe verwendet werden. Wir stellen vier einzelne kurze Bibelarbeiten mit Gesprächsimpulsen und Fragen vor. Allerdings enthält erst die letzte Andacht die eigentliche Botschaft des Jonabuches.

Bibelarbeit en bloc oder vier Einzelimpulse

Wir haben die Jonageschichte in vier Abschnitte unterteilt. Die Einschnitte sind gekennzeichnet. Fällt die Wahl auf die Einzelimpulse, sollte zu Beginn kurz wiederholt werden, was seither passiert ist. Parallel dazu kann ein Plakat zu Jona gestaltet werden, auf dem die Fragen am Ende eines jeden Abschnitts beantwortet werden. Die Denkaufgaben sind sehr persönlich. Diese sollte jede und jeder für sich beantworten, ohne dass man sich darüber austauschen muss. Das sollte der Gruppe auch mitgeteilt werden, bevor die Aufgabe gestellt wird.

BIBELTEXT: Jona 1,1–16

Abschnitt 1: Jona haut ab

Du sitzt in der Schule im Matheunterricht. Nicht gerade dein Lieblingsfach. Die Lehrerin ruft deinen Namen. Du sollst an die Tafel kommen und die Matheaufgabe vor der ganzen Klasse vorrechnen. Oder du sollst im Englischunterricht zur Vokabelabfrage an die Tafel. Du fragst dich: Warum ausgerechnet ich und nicht meine Nebensitzerin oder mein Nebensitzer? Jetzt blamiere ich mich vor der ganzen Klasse. Ich kann das doch nicht! Und du wünschst dir in diesem Moment, dass du ganz weit weg bist, an einem Ort, an dem dich niemand findet. Vielleicht überlegst du kurz, ob du sagen sollst, dir sei schlecht und du musst auf die Toilette. Aber das würde dir vermutlich nur kurzfristig helfen, denn du kannst ja nicht ewig auf der Toilette sitzen und warten. Ganz ähnlich geht es Jona. Allerdings wird Jona nicht von einer Lehrerin oder einem Lehrer an die Tafel gerufen, sondern Jona wird von Gott mit einem Auftrag versehen. Denn Jona soll Prophet werden und in eine fremde Stadt gehen, und die Bewohner dazu bewegen, wieder an Gott zu glauben. Die Bewohner wollten zu diesem Zeitpunkt nämlich nichts von Gott wissen. (Jona 1,1-3)
Ein Prophet ist eine Person, die von Gott ausgewählt wird und einen Auftrag von ihm bekommt. Außerdem kritisiert ein Prophet Dinge, die Gott nicht gefallen und die in der Gesellschaft schief laufen. Aber Jona will kein Prophet sein. Er hat Angst, dass die Bewohner der großen Stadt ihn auslachen oder gar umbringen. Er fragt: „Warum sucht Gott ausgerechnet mich aus und nicht meinen Nachbarn? Der ist frömmer als ich und geht jeden Sabbat in die Synagoge. Warum sucht Gott mich aus?“ Und er wünscht sich in dem Moment auch, ganz weit weg zu sein. An einem Ort, an dem Gott ihn nicht findet. Ein Schulklo gab es damals nicht zum Verstecken, aber damals glaubten die Menschen, dass Gott nur für ein bestimmtes Gebiet zuständig sei. Wenn man das Land verlässt, dann kann Gott einen auch nicht mehr finden. Daran denkt Jona, als er zum Hafen geht und ein Schiff sucht. Er will aus der Sichtweite von Gott fliehen. Tarsis am Ende des Mittelmeeres ist sein erwähltes Ziel. Da, so denkt Jona, wird Gott ihn bestimmt nicht finden. Und dann bleibt er eben ein Leben lang in Spanien. Soll ja ganz schön sein dort. Meinst du, dass Jona Erfolg hat, wenn er vor Gott flieht? Kann man sich vor Gott verstecken? (Jona 1,4-16)
Vor Gott kann man sich also nicht verstecken. Diese schmerzhafte Erfahrung macht Jona nun auf dem Mittelmeer. Weglaufen zwecklos. Gottes Machtbereich hört also nicht an einer Landesgrenze auf, sondern Gott ist allmächtig. Das heißt, Gottes Macht gilt überall. Und das zeigt Gott Jona auch sehr deutlich. Das Schiff muss ganz ordentlich geschwankt haben, wenn selbst die erfahrenen Seeleute Angst bekommen haben. Also ging es Jona doch ähnlich wie dir vielleicht in der Schule? Verstecken zwecklos! Als Jona zu dieser Erkenntnis kommt und merkt, dass er sich vor Gott nicht verstecken und weglaufen kann, will er sterben. Das scheint ihm der einzig mögliche Weg, um Gott noch zu entkommen. Die Seemänner werfen ihn über Bord auf offenem Meer. Die Chance zu überleben ist gleich null.
Fragen
• Kennst du auch solche Situationen, in denen du am liebsten weglaufen würdest?
• Was ist ein Prophet?
• Kennst du Menschen, die man heute als Propheten bezeichnen könnte, weil sie Missstände in der Gesellschaft anmahnen?

BIBELTEXT: Jona 2,1-11

Abschnitt 2: Weglaufen zwecklos!

Jona denkt sich, als er von der Reling ins Wasser klatscht: „Ok, jetzt bin ich verloren! Jetzt muss ich sterben! Jetzt ist es aus und vorbei!“ Vielleicht hast du schon mal die Erfahrung gemacht, dass es nichts bringt, vor Dingen wegzulaufen, die einem angst machen. Ich hab zum Beispiel vorm Zahnarzt total Schiss. Da würde ich am liebsten jedes Mal vom Stuhl aufspringen und davonlaufen, wenn er zur Türe herein kommt. Aber was würde mir das bringen? Wenn ich Zahnschmerzen habe, dann muss ich früher oder später wieder hin, wenn ich nicht ein Leben lang mit den Schmerzen leben möchte. Und dann wird es saupeinlich für einen, wenn man wieder beim selben Zahnarzt vor der Türe steht. Die Arzthelferinnen lachen dann vielleicht, oder lassen einen schon gar nicht mehr rein in die Praxis, weil sie denken, dass man eh wieder davon läuft. Dann steht man da.
Eine andere Erfahrung macht Jona mit Gott. (Bibeltext lesen) Gott gibt Jona nicht so einfach auf, er lacht ihn auch nicht aus und schon gar nicht lässt er ihn untergehen oder sterben. Viel mehr fischt er ihn aus dem Meer. Jona, der sich von Gott abgewandt hat und eigentlich auf der Flucht vor Gott ist, diesen zieht Gott aus den Wellen. Für mich ist das ein total schönes Bild. Es gibt Situationen im Leben, in denen wir vielleicht von Gott nicht viel wissen wollen. Vielleicht sind andere Dinge einfach wichtiger. Mit den Freunden abhängen, Computer zocken, in Facebook stalken … und dann holt uns die Realität ein. Wir kommen vielleicht an einen Punkt, an dem wir nicht weiterwissen. Eine schlechte Klausur, Streit mit der Familie oder den Verlust eines lieben Menschen. Genau in diesen Situationen können wir dann sicher sein, dass Gott uns nicht untergehen lässt in dem Meer der Traurigkeit und Unsicherheit. Er hält uns seine Hand hin und zieht uns heraus. Wir sind Gott nicht egal. Martin Luther sagte einmal folgenden Satz, der für mich in meinem Leben sehr wichtig ist: „Du kannst niemals tiefer fallen als in Gottes Hand.“
Jona kann sein Glück kaum fassen! Für ihn ist das eine ganz neue Erfahrung, die er mit Gott macht. Dafür will er Gott danken. Aber ihm fallen keine passenden Worte ein, um sein Glück zum Ausdruck zu bringen. Aber ihm fallen Worte aus den Psalmen ein. Die betet er zu Gott.
Fragen
• Kennst du einen Psalm oder Teile eines Psalms auswendig? Hast du vielleicht einen Lieblingspsalm?
• Gab es in deinem Leben schon Situationen, in denen du von Gott nichts wissen wolltest oder dir andere Dinge wichtiger waren? Hat sich das dann mal geändert? Durch was?
Denkaufgabe
• Für was kannst du Gott in deinem Leben danken?
• Schau doch mal in der Bibel in die Psalmen und lies dir ein paar durch. Gibt es Worte/Verse, die dich besonders ansprechen und deinen Dank an Gott zum Ausdruck bringen können? Schreib diese Zeilen doch auch auf deinen Zettel. (Es eignen sich z. B. Psalm 8, 13, 30, 100, 103, 104, 113, 114, 150.)

BIBELTEXT: Jona 3,1–10

Abschnitt 3: Jona tut es doch!

Und nun? Jona wird gerettet und ist einiges an Erfahrungen reicher. Er weiß nun, dass Gott allmächtig ist: Er ist überall auf der Welt, findet jeden Menschen und rettet ihn auch aus den Wellen. Jona hat auch gespürt, dass er niemals tiefer fallen kann als in Gottes ausgestreckte Hand. Was macht Jona nun mit der neuen Erkenntnis? (Bibeltext lesen) Durch seine Erfahrungen, die er nun mit Gott gemacht hat, kann Jona seine Zweifel überwinden. Auch hier fällt dir vielleicht ein Beispiel aus deinem Leben ein. Vielleicht hattest du als Kind Angst, vom Einmeter-Turm zu springen, weil du nicht wusstest, wie es ist. Du hast dann erste Erfahrungen gesammelt, indem du vom Beckenrand gesprungen bist. Du hast gemerkt, dass es nicht schlimm ist, ins Wasser zu springen. Dann hast du es vom Startblock versucht. Hier hast du die gleiche Erfahrung gemacht wie beim Beckenrand: Es passiert dir nichts und es tut auch nicht sonderlich weh, wenn man richtig auf dem Wasser aufkommt. Mit dieser Erfahrung traust du dich also vom Einmeter-Turm zu springen. Das hättest du dir davor vielleicht nicht vorstellen können. So ähnlich ist es auch mit Gott. Wenn du ihm vertrauen willst und auch das glauben, was er dir sagt, dann musst du Erfahrungen mit ihm sammeln. Vielleicht nicht so schmerzhafte wie Jona, aber dein Vertrauen muss noch wachsen. Oder wenn du eine neue Freundin oder einen neuen Freund hast, dann braucht es ein bisschen, bis ihr euch gegenseitig voll vertrauen könnt, euch Geheimnisse anvertraut, oder über sehr private Dinge redet. Die Freundschaft muss sich erst noch beweisen.
Mit dieser positiven Erfahrung und der Gewissheit, dass Gott ihn bei seiner Mission nicht alleine lassen wird, geht Jona los nach Ninive, einer sehr großen Stadt für damalige Verhältnisse (eine Tagesreise entspricht ca. 40 km) und stellt sich auf den Marktplatz und verkündet Gottes Zorn. Jonas Mut wird nicht enttäuscht. Die Bewohner von Ninive hören auf Jona. Sie kehren um zu Gott und tun Buße. Das heißt, sie zeigen, dass es ihnen sehr Leid tut, was sie getan haben und wenden sich wieder Gott zu. Deswegen streuen die Bewohner Asche auf ihr Haupt (ihr kennt vielleicht das Sprichwort, wenn einem etwas leidtut: „Asche auf mein Haupt“) und ordnen eine 40-tägige Fastenzeit an.
Frage
• Was ist Buße, wenn du die Jonageschichte betrachtest?
Denkaufgabe
• Warum vertraust du Gott/warum zweifelst du an Gott?
• Welche positiven Erfahrungen hast du schon mit Gott in deinem Leben gemacht?

BIBELTEXT: Jona 4,1–11

Abschnitt 4: Die Erkenntnis

(Bibeltext lesen) Schon wieder! Jetzt denkt Jona, Gott zu kennen und zu wissen, auf was er sich einlässt, und nun reagiert Gott doch wieder ganz anders. Damit hat Jona nicht gerechnet. Er ist enttäuscht und wütend. Das finde ich so spannend an der Jonageschichte, dass sie ganz deutlich zeigt, dass Gottes Handeln nicht von uns Menschen im Voraus bedacht und verstanden werden kann. Gott reagiert so, wie er es für richtig hält. Nicht, wie wir Menschen es manchmal vielleicht gerne hätten. Das tröstet mich auf der einen Seite, wenn ich manche Dinge, die in der Welt passieren, nicht verstehe. Auf der anderen Seite bin ich dann wütend. Wie gerne wüsste ich, wie Gott „tickt“?! Uns Menschen helfen auf dieser Suche die Geschichten und Erlebnisse, die Menschen mit Gott machen und die in der Bibel stehen, so wie die Jonageschichte, aber auch unsere eigenen Erfahrungen, die wir mit Gott machen.
Jona hat sich extra einen Logenplatz außerhalb von Ninive gesichert, damit er aus der ersten Reihe beobachten kann wie Ninive untergehen wird – vielleicht erwartet er den Untergang Ninives so gespannt, wie du einen Film im Kino. Eine Palme gibt ihm Schatten, er sitzt bequem. Eigentlich fehlen nur noch Popcorn und ne Cola. Und dann kommt die Nachricht: Film fällt ersatzlos aus. Ninive wird nicht dem Erdboden gleich gemacht. Also war alles umsonst? Die Flucht auf dem Schiff, die Angst, die Rettung aus dem Meer? Wer würde sich an Jonas Stelle nicht auch aufregen? Und zu allem Übel geht in dem Moment die Palme ein, die Jona seither Schatten gespendet hat. Jetzt brennt ihm die Sonne auf seinen ohnehin schon erhitzten Kopf. In seinem Zorn spricht er dann den Satz aus, den Gott von uns Menschen unterscheidet: „Ach Herr, das ist es ja, was ich dachte, als ich noch in meinem Lande war, weshalb ich auch eilends nach Tarsis fliehen wollte; denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig bist, deine Güte kennt keine Grenzen. Das Unheil, das du androhst, tut dir hinterher Leid.“
Frage:
• Was könnte gnädig, barmherzig und gütig bedeuten? (Antwort im folgenden Satz)
Gott ist kein Gott, der auf Rache aus ist, sondern er begnadigt Menschen, wie vielleicht der US-Präsident einen zum Tode Verurteilten. Er hat Verständnis mit den Menschen, wenn es ihnen nicht gefällt mit ihm zu leben. Und er steht den Menschen wohlwollend gegenüber. Auch wenn sie sauer auf ihn sind oder ihn in manchen Situationen nicht verstehen. Er hält es aus, wenn die Menschen ihren Ärger bei ihm abladen. So gibt sich auch Gott durch das Leben und Wirken von Jesus uns Menschen im Neuen Testament zu erkennen.
Frage
• Jona hat einiges gelernt über Gott: Wie hat sich Gott Jona gezeigt?(Gott ist allmächtig und dennoch den Menschen zugewandt)
• Kennt ihr Geschichten aus dem neuen Testament, wo Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Liebe deutlich wird?

Infobox Jona
Der Name Jona kommt aus dem Hebräischen und bedeutet übersetzt „Taube“. (Kennst du noch eine andere Geschichte aus der Bibel, wo eine Taube vorkommt? – Noah und Pfingsten). Das Jonabuch umfasst nur gute zwei Seiten der Bibel und wird von den Theologen zu den kleinen Propheten gezählt. Nicht, weil Jona etwa klein war, sondern weil die sogenannten Bücher der kleinen Propheten alle nicht sehr lang sind. Wenn du also ein ganzes Buch der Bibel lesen willst, aber nicht so viel Zeit hast, dann eignet sich ein kleiner Prophet. Du findest die sogenannten kleinen Propheten in der Bibel zwischen Hosea und Maleachi.

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