Was denkst du, was Gott von dir denkt?

1. Erklärungen zum Text

Verse 10-16:

Vor allem zu Beginn des Galaterbriefes wehrt sich Paulus gegen „einige […], die euch verwirren und […] das Evangelium Christi verkehren“ (1,7) wollen. Für ihn steht die Botschaft vom gekreuzigten Christus auf dem Spiel (vgl. Gal 3,1). Normalerweise beginnt Paulus seine Briefe mit einem Dankeswort, das jedoch im Galaterbrief fehlt. Weil die zentrale Glaubensaussage des Kreuzestodes Jesu ihren Stellenwert zu verlieren droht, benutzt Paulus stattdessen sehr drastische Worte (vgl. Gal 1,8). Und so versucht Paulus auch immer wieder, seine Autorität als Apostel zu begründen. Damit hatte er zu kämpfen, weil viele ihm vorwarfen, gar kein „richtiger“ Apostel zu sein – ist er doch nicht einmal einer der zwölf Jünger Jesu gewesen! Gegen derartige Vorwürfe musste sich Paulus sein ganzes Leben lang wehren: v.a. die letzten vier Kapitel des 2. Korintherbriefes zeugen davon. Aber auch, wenn er kein Jünger Jesu war, wurde er doch von ihm berufen. Interessant ist, wie Paulus dieses so genannte Damaskus-Erlebnis (vgl. Apg 9,3-9) mit seinen Worten schildert: „Gott offenbarte seinen Sohn in mir.“ (Gal 1,16)

Verse 16-20:

Vergleicht man die Schilderungen des Paulus mit den Aufzeichnungen des Lukas in Apg 9,22-30, stößt man auf eine unklare Chronologie der Ereignisse. Paulus sagt, dass er nach seiner Bekehrung nicht nach Jerusalem, sondern nach Arabien und wieder zurück nach Damaskus ging, um drei Jahre später das erste Mal lediglich Petrus und Jakobus in Jerusalem kennenzulernen. Nach Lukas wurde er jedoch allen Aposteln vorgestellt (vgl. Apg 9,26.27). Möglich ist, dass zwischen V. 25 und 26 in Apg. 9 drei Jahre liegen oder dass sich einer von beiden nicht mehr recht erinnerte – sowohl Lukas als auch Paulus ging es nämlich nicht in erster Linie um eine einwandfreie Rekonstruktion historischer Ereignisse, sondern um das Evangelium von Jesus Christus.

Verse 21-24:

Paulus macht deutlich, welch große Schwierigkeiten er zu Beginn seines Wirkens für Jesus hatte. Jeder kannte ihn natürlich nur als den, der die Christen verfolgt – und nun soll er der größte Verfechter dieses Jesus sein?! „Sie hatten nur gehört: Der uns früher verfolgte, der predigt jetzt den Glauben, den er früher zu zerstören suchte, und priesen Gott über mir.“ (1,23.24)

2. Bedeutung für den heutigen Hörer

Paulus hatte immer wieder mit Menschen zu tun, die schlecht über ihn und sein Wirken redeten. Er verteidigte zwar sein Apostelamt vehement, wurde aber nie der Knecht der Menschen. Er wusste: Was Menschen über mich denken, ändert sich schnell. Heute sind sie begeistert von mir, morgen hören sie irgendein Gerücht über mich und lehnen mich ab. Aber was Gott über mich denkt, ändert sich nicht! Er kennt mich und wird nicht beeinflusst von menschlichem Gerede.

Ja, was Menschen über uns denken, ändert sich schnell; was Gott über uns denkt, ändert sich nicht! Manchmal kränkt es uns, wenn Menschen unseren Glauben nicht ernst nehmen; wenn sie von uns denken: „Der spinnt doch!“ Oder: „Was die für einen Quatsch glaubt!“ Dann neigen wir vielleicht manchmal dazu, Gott und unseren Glauben zu verteidigen. Aber das müssen wir nicht! Das kann eine große Entlastung für uns sein. Es geht nicht darum, was Menschen über uns und unseren Glauben denken, sondern was Gott über diese Menschen denkt (vgl. Jer 29,11)! Gott steht oder fällt nicht deswegen, weil einige vielleicht über unseren Glauben spotten oder uns darin nicht ernst nehmen. Wir haben nur die Aufgabe, Gott zu bezeugen, nicht, Gott zu rechtfertigen!

Gott hat mit jedem Christen eine Geschichte. Paulus erzählt seine in Gal 1,11-24. Weil es diese Geschichte gibt, musste er nicht mehr abhängig sein von dem, was Menschen über ihn dachten und sagten. Er bezog seinen Selbstwert aus Gott, nicht aus der Meinung von Menschen: „Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen gefällig zu sein? Wenn ich noch Menschen gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.“ (1,10)

Woraus beziehst du deinen Selbstwert? Von dem, was andere von dir denken? Oder was du denkst, dass andere von dir denken? Was denken sie denn überhaupt über dich? Hast du sie das schon einmal gefragt, oder stellst du nur Vermutungen an?

Weil Gott eine Geschichte mit mir hat, kann ich auch mein Selbstbild von dem abhängig machen, wie Gott mich sieht – und nicht davon, wie andere Menschen mich sehen. Was denkst du über dich selbst?

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Einstieg: Was denken Menschen über mich?

Immer zwei Personen setzen sich zusammen und reden miteinander. Person A sagt, was sie denkt, dass Person B über sie denkt. Person B bestätigt das oder widerspricht dem. Nach einigen Runden tauschen die Rollen.

Dieser Einstieg muss auf jeden Fall der Gruppenzusammensetzung angepasst werden! Kennt sich die Gruppe gut und besteht großes Vertrauen, kann man diesen Einstieg auch im Plenum durchführen. Wenn nicht so viel Vertrauen besteht, kann vielleicht auch nur der Gruppenleiter mit einem anderen vor der gesamten Gruppe reden – vielleicht bekommen die anderen dann Lust, es auch einmal zu probieren. Gegebenenfalls kann man auch konkrete Themen vorgeben, also z.B.: „Was mein Aussehen betrifft, denke ich, dass du von mir denkst …“Solch ein Gespräch ist sehr persönlich. Vielleicht wird dadurch aber auch deutlich, welche Macht Gedanken haben und wie sie, einmal ausgesprochen, ihren Tabu-Charakter verlieren. Bei Hemmungen, seine eigenen Gedanken ehrlich zu benennen, kann dieser Einstieg auch schriftlich durchgeführt werden, d.h. die Teilnehmer schreiben ihre Gedanken auf einen Zettel und geben diesen weiter.

Auf jeden Fall sollte hinterher im Plenum eine Auswertung stattfinden:

  • Wie ging es euch?
  • Wo gab es Überraschungen?
  • Oder hat alles übereingestimmt?
  • Hattet ihr bei negativen Gedanken den Eindruck, persönlich angegriffen zu sein?
  • Welche Macht haben (unausgesprochene) Gedanken?

3.2 Vertiefung: Was denkt Gott über mich?

  • Der Bibeltext wird gelesen.
  • Wo kommt das, was gerade im Einstieg Thema war, darin vor?
  • Warum ist Paulus bei seiner „Vorgeschichte“ (Gal 1,11-24) so ausführlich?

Der Leiter erklärt nun, dass es im Einstieg um die Frage ging, was Menschen von uns denken. Darauf legen wir meist sehr großen Wert. Nun soll es darum gehen, was Gott über uns denkt und wer wir in Gottes Augen sind.

Jeder Teilnehmer bekommt nun eine oder zwei der folgenden Bibelstellen: Ps 139,13-16; Jer 29,11; Mt 28,20b; Joh 15,15; Röm 8,15-17; Röm 8,28; Röm 8,31.32; 1. Kor 4,1; 1. Kor 6,19; Gal 2,20; Eph 1,3-6; Eph 2,19; 1. Thess 5,5; 1. Petr 2,9

Es werden zwei Fragen gestellt:

  1. Was sagen diese Bibelstellen darüber aus, wer ich in Gottes Augen bin?
  2. Was macht das mit meinem Selbstwert?

An einem 100-€-Schein (oder noch besser: 500 €) wird dies nun noch einmal verdeutlicht: „Wie viel ist dieser Schein wert?“, wird gefragt. Natürlich 100 €. Nun wird der Schein beschimpft, auf ihm herumgetrampelt, zerknüllt. „Wie viel ist er nun noch wert?“ Natürlich immer noch 100 €. Genauso ist es mit uns. Egal, was Menschen mit uns machen, was sie von uns denken oder sagen: in Gottes Augen sind wir wertvoll.

3.3 Abschluss: Was denke ich über mich selbst?

Zuletzt soll es in einem Gespräch darum gehen, welche Auswirkungen das für jeden persönlich hat. Mögliche Fragen könnten sein:

  • Welches Gewicht hat das, was andere von dir denken, in deinem Alltag?
  • Wie zeigt sich das konkret?
  • Gehst du auch kleineren Konflikten sehr häufig aus dem Weg?
  • Wo tust du Dinge aus Angst, einem schlechten Gewissen heraus oder weil du dich schämst – nur um bei anderen Menschen „nicht anzuecken“?
  • Was ist dir heute bei den Bibelstellen besonders wichtig geworden?
  • Wie kannst du das in deinem Alltag konkret umsetzen?

Die Bibelarbeit kann mit einem Gebet abgeschlossen werden.

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