Neugeboren im Licht

1. Erklärungen zum Text

V.1-3: Nikodemus begegnet Jesus in der Nacht, damit nähert er sich dem Licht und wagt einen Schritt aus der Nacht heraus. Er spricht ihn an mit dem Satz: „Du bist ja ein Lehrer, gesandt von Gott. Das erkennen wir …“. Seine indirekte Frage könnte sein: „Oder willst du mehr sein? Der Messias, der Erretter der Welt? Wer bist du?“

V.4-8: Der Pharisäismus lebt von der eigenen Leistung vor Gott. Nikodemus‘ Weltbild wird hinterfragt. Wie soll ein alter Mann noch mal das Licht der Welt erblicken? Doch es geht hier nicht um das „Licht der Welt“, sondern wir erblicken das „Licht Gottes“ in der „neuen Geburt“! So wird es in der Taufe symbolisiert. Wir tauchen ein in die Dunkelheit und wieder völlig neu auf in einem neuen Licht. Und dies geschieht nicht durch unser Zutun, es ist ein Wunder.

V.9-16: Hier geht es nicht um interessante Theologie für Nikodemus, sondern um Errettung und Gottes Wirklichkeit. Jesus selbst hat diese Wirklichkeit schon gesehen und zeigt dies, indem er sagt: „Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben …“ (V.11). In diese Wirklichkeit nimmt Jesus uns mit hinein, ja, er repräsentiert diese Wirklichkeit in eigener Person. Er ist als Mensch geboren und doch vom Himmel gekommen. Dieser von Gott gekommene Menschensohn ist ausgestattet mit der ganzen Vollmacht seines Vaters. Er lebt in der Einheit mit seinem Vater. Der Glaube an diesen einzigartigen Sohn Gottes, der aus Liebe für uns am Kreuz stirbt, führt zum ewigen Leben.

V.17-21: Jesus kam als Retter und nicht als Richter. Wenn wir mit Jesus im Licht sind, sind wir nicht mehr verdammt, in der Finsternis zu wandeln. Das ist eine große Gnade. Im Johannesevangelium insgesamt redet Jesus anders von sich als in den übrigen Evangelien. Nur dort finden wir seine Selbstverkündigung mit den starken Ich-bin-Worten. „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12), sagt Jesus später von sich. Bei Jesus zu sein, bedeutet, in Gottes Licht zu stehen. Dieses Licht aber ist das eigentliche Leben, das Gott dem Menschen von Anbeginn der Welt zugedacht hatte: Das wahre und endgültige Leben in Gottes bedingungsloser Liebe. Alles andere kommt der Finsternis gleich.

2. Bedeutung für heute

2.1 Was hält mich fest in der Finsternis?

Wer oder was verdunkelt unseren Blick? Was steht vor Jesus? Sind es die eigenen Ansprüche? Oder sind es die eigenen Vorstellungen, wie Jesus zu sein hat? Vielleicht ist es die zu erbringende Leistung? Fordert das Leben zu viel? Sind da keine Zeit und kein Platz mehr für Jesus? Kann ich aus mir selbst heraus existieren? Sind wir vielleicht gefangen in unserer eigenen Dunkelheit?

2.2 Wir sind im Licht neugeboren!

Auch im Alltag können wir die „Neugeburt durch das Licht“ erleben. Wir dürfen getrost von uns selbst wegschauen und unseren Blick auf Jesus richten. Dann tauchen wir auf, aus unserer eigenen Dunkelheit, mit einem neuen Sehen – sehen im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich im Dunklen stehe, sehe ich nichts. Ich wage einen neuen Blick, heraus aus meinen eigenen Ansprüchen und Vorstellungen, heraus aus meinen Sorgen und Nöten. Ich traue mich einen Schritt auf Jesus zu und er kommt mir entgegen. ER ist das LICHT! Wir können das Sehen nicht selbst bewirken! Wir können uns von ihm die Augen öffnen lassen: im Gebet, in der Gemeinschaft mit ihm, im Hören auf ihn. Wir brauchen nichts vor ihm zu leisten. Im Vertrauen auf ihn werden wir mit neuem Mut beschenkt. In seiner Liebe bekommen wir neue Kraft und neue positive Energie. Neue Lebensperspektiven öffnen sich. Wir können uns umfangen lassen von der Liebe Gottes. Wir stehen nicht mehr verloren im Abseits. Wir stehen in der Liebe Gottes. Er weiß, wie wir wirklich sind. Aber er verurteilt uns nicht. Er holt uns aus unserer Dunkelheit heraus. Ich muss nicht mehr verkümmern in meiner eigenen Leistung und in meinem eigenen Streben nach Anerkennung und Glück. Er macht mir keinen Druck. Warum soll ich mir also selbst Druck machen? Warum soll ich mich selbst von meiner Leistung abhängig und kaputt machen? In ihm erkennen wir, dass wir geliebte und gewollte Menschen sind – aus seiner Liebe geschaffen, aus seinem Licht gekommen, zu einem Leben im Licht berufen. Wir sind schon jetzt errettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes (Kol 1,13).

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Hinführung: Erlebnisraum Dunkelheit

Ihr benötigt einen Raum, den man sehr gut verdunkeln kann. Er sollte auch groß genug sein, sodass man dort eine kleine Theaterszene spielen kann. Die Teilnehmer werden darum gebeten, sich in der Stille ganz auf die Dunkelheit im Raum einzulassen. Wir wollen gemeinsam erfahren, wie es uns in der Dunkelheit ergeht. Der Raum ist dunkel. Alles ist still. Jeder bleibt alleine an einer Stelle stehen. Die Stille wird für ein paar Minuten ausgehalten. Dann wird ruhige Instrumentalmusik eingespielt und es wird ein Text zum Nachdenken vorgelesen (siehe unten). Es werden an mehreren Stellen im Raum Knicklichter oder ein paar Teelichter angemacht. Der zweite Text wird vorgelesen, während der Raum etwas heller gemacht wird. Eine Ecke des Raumes soll aber ganz dunkel bleiben. Dann kann direkt in die Theaterszene übergegangen werden.

Text für das Sein in der Finsternis:

Fühlst du dich auch manchmal so, als wolltest du aus einer dunklen Ecke des Raumes heraus, aber dein Fuß geht keinen Schritt vor lauter Angst? Wer weiß schon, was dich erwartet? Du siehst nichts. Nachher tust du einen Schritt und stürzt in der Dunkelheit in den Abgrund. Und dann gehst du doch los, voller Unsicherheit, und schon stürzt du ab! Du läufst im tiefsten Morast deiner Selbst herum. Da ist niemand, der dich wieder hochzieht. Da ist niemand, der dich aus dem Morast rettet. Du hast versagt! Es scheint so, als gäbe es keine andere Möglichkeit, als dich in deinem kleinen, dunklen Ich zu verstecken. Vielleicht versuchst du, dein eigenes Glück zu finden und bist damit völlig überfordert. In der Schule, im Studium, im Beruf, überall wird Leistung gefordert. Zuhause musst du funktionieren. In dir selbst bist du unsicher. Du versuchst aus dir heraus zu leben! Du brauchst Licht, aber du findest den Lichtschalter nicht. Sorgen lähmen dich und versperren dir die Sicht. In dem Raum der Dunkelheit bekommst du Angst. Angst treibt dich an. Aber wohin treibt sie dich? Was spornt dein Überleben an? Bist du wirklich allein?

Text für das Sein im Licht:

Du siehst nach oben. Da kommt dir ein Licht entgegen. Es macht dich ganz leicht! Leicht wie eine Feder! Du fühlst dich in dem Licht wohl. Der Leistungsdruck sinkt ab. Du wirst getragen. Wer ist dieses Licht? In diesem Licht siehst du Klarheit für dein Leben. Es zeigt dir den Weg. Es begleitet dich! Es beruhigt dich! Es holt dich aus deiner Dunkelheit heraus. Du musst nicht mehr in einer dunklen Ecke deines Selbst stehen. Du musst nicht mehr verkümmern in deiner eigenen Leistung und in deinem eigenen Streben nach Anerkennung und Glück. JESUS! Siehst du ihn? Er sieht dich liebend an. Er ist das Licht der Welt. Er errettet dich! Er verurteilt dich nicht und macht dir keinen Druck. Warum sollst du dir also selbst Druck machen? Warum sollst du dich selbst von deiner Leistung abhängig und kaputt machen lassen? Die Strahlen des ewigen Lichts wärmen deine Füße. Endlich! Ohne Druck. Ohne Ansprüche. Ohne Erwartungen. Du stehst auf weitem Land. Du weißt, wer du bist. Ja, mehr noch, du siehst und spürst es: „Du bist ein geliebtes und gewolltes Kind Gottes.“ In ihm wird dein Leben hell und du kannst leben. Endlich leben!

3.2 Theaterszene

Wir begeben uns in ein Gespräch zwischen zwei Personen. Der Raum ist an einer Stelle noch ganz dunkel. Eine Taschenlampe leuchtet auf die Person, die Nikodemus darstellt, in der dunklen Ecke. Dieser will loslaufen. Er traut sich nicht. Die Taschenlampe leuchtet auf die andere Person, die Jesus darstellt. Jesus ist mit Knicklichtern beleuchtet. Nikodemus erhebt sich, geht einen kleinen Schritt auf Jesus zu und bleibt abrupt stehen. Das Gespräch beginnt.

Die Theaterszene kann alternativ vorgelesen und durch zwei Figuren veranschaulicht werden (z. B. biblische Erzählfiguren in der Mitte).

Am Ende der Theaterszene wird gemeinsam ein Lied gesungen.

N:        Hey du, dich kenne ich. Hey, bleib mal stehen. Bist du nicht einer von Gott, so ein Lehrer, so wie ich? Du tust doch Zeichen und Wunder! Du kannst nur von Gott kommen! Schau, wenn du der bist, für den dich so viele halten, dann komm und befreie mich aus meiner Dunkelheit!

J:          Nun ja, wer nicht neugeboren ist im Licht, der kommt nicht zum Vater. Ich möchte dir so gerne helfen. Kommst du mit mir mit? Komm, du wirst es nicht bereuen. Komm in mein ewiges Licht. Dann ist deine Dunkelheit vorbei.

N:        Was? Ich will es erst verstehen. Wie kann man neugeboren werden als alter Mann? Soll ich wieder zurückkriechen in meine Mutter? Du hast ja Ideen. Und dabei dachte ich, du kannst mir vielleicht helfen und erklären, was das alles hier auf unserer Welt soll? Mit dir mitkommen, wieso? Was denken dann die anderen von mir? Ich muss auch weiter meine Arbeit machen.

J:          Ja, es ist eben wie mit dem Wind: Er weht, wo er will. Schade, dass du nicht mit mir kommen möchtest. Ich hätte dir ein Licht schenken können, das ewig leuchtet.

N:        Was soll das mit dem Wind? Was soll das heißen?

J:          Was soll ich dir Neues sagen? Bist du nicht selbst schon Lehrer und kennst dich aus? Verstehst du das mit dem Wind nicht? Wie soll ich dir noch von Höherem erzählen, wenn du schon ein einfaches Beispiel nicht verstehst?

N:        Ich weiß so vieles… mhhh… Aber anscheinend reicht mein Wissen nicht aus, um zu verstehen, worauf es dir ankommt?

J:          Schau nicht auf dich! Schau nicht auf deine Leistungen. Sieh nach oben. Sieh auf das Kreuz. Sieh in das Licht. Komm mit mir! Ich bin das Licht der Welt und kann dir ewiges Leben schenken. Wer mit mir geht, der geht nicht in der Dunkelheit verloren. Wer zu mir kommt, der kommt zum Licht.

Am Ende des Gesprächs steht Jesus im vollen Licht. Hier könnte man auch mit Schwarzlichteffekten spielen, z. B. wenn am Schluss des Gespräches nur noch das strahlende Kreuz auf der Person Jesu zu sehen ist. Ob Nikodemus zum Licht kommt, bleibt offen. Auch der Text lässt dies offen stehen. Die Theaterszene kann auch nur vorgelesen werden, veranschaulicht durch zwei Figuren in der Mitte (z. B. biblische Erzählfiguren). 

3.3 Austausch in der Gruppe

Folgende Fragen können zur Gesprächsanregung dienen:

  • Was ist für dich Finsternis? Was nimmt dich gefangen?
  • Was ist für dich das ewige Licht? Kann man in diesem Licht schon jetzt leben?
  • Was bedeutet für dich „neugeboren im Licht“?
  • Wer oder was verdunkelt deinen Blick, versperrt deine Sicht auf Jesus?
  • Wie kommst du zu Jesus? Wie kannst du ihn im Alltag in deinen Blick bekommen?

3.4 Vertiefung

Es werden Wörter und Sätze auf dem Boden verteilt (Worte siehe unten). Die Teilnehmer finden sich paarweise zusammen und sehen die Wörter und Sätze durch. Jedes Paar wählt eines davon aus und kommt darüber ins Gespräch. Ihre Eindrücke und Gedanken können die Paare schriftlich oder durch eine Zeichnung dokumentieren. Zum Schluss können die Paare im Plenum den anderen ihr Erarbeitetes mitteilen.

FINSTERNIS:

  • Angst
  • einsam
  • Ewigkeit
  • Versager
  • Wer bist du?
  • Wohin gehst du?
  • Was treibt dich an?
  • Vernachlässigung
  • Druck
  • Überforderung
  • verletzt
  • Bin ich Christ?
  • verloren
  • Wer bin ich?
  • Feigheit
  • Egoismus
  • Ansprüche
  • Erwartungen

LICHT:  

  • überleben
  • Ewigkeit
  • Wohin will ich?
  • Welchem Sinn treibe ich nach?
  • Ewiges Leben
  • Lichtschalter
  • Geborgenheit
  • Liebe
  • Wahrheit
  • Achtsamkeit
  • leuchten
  • Sinn
  • Angenommensein
  • Ich bin ich!
  • Gotteskind
  • Freiheit
  • Durchatmen

3.5 Schlussaktion

Schwarzlichtkreuz /Teelichtkreuz: Schreibt eure „Finsternis“ (Sorgen, Ängste, Nöte) und auch euer „Licht“ (Freuden, Lebensschätze, Lichtblicke) jeder auf ein kleines Blatt Papier (oder nehmt die Blätter aus der Vertiefung s. 3.4). Legt diese als Kreuz in die Mitte. Im Schwarzlicht wird das weiße Papier zu einem leuchtenden Kreuz. Oder legt aus Teelichtern ein Kreuz und legt das Geschriebene daneben oder darunter. Dazu können folgende Lieder gesungen werden:

Feiert Jesus! 4:

  • Nr. 8 Näher zu dir
  • Nr. 12 Unser Gott rettet uns
  • Nr. 21 Hier am Kreuz
  • Nr. 34 So groß und wunderbar
  • Nr. 57 Du bist treu
  • Nr. 116 One Way
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