Gemeinsam mehr Sommer – Alternative Freizeiten und Programme

Eure Freizeit kann im Sommer nicht wie geplant stattfinden. Hey, mach doch eines oder mehrere dieser Alternativprogramme. Wir haben euch hier ein paar Dinge zusammengestellt, die ihr in diesem Sommer machen könnt.

Wir leben im Zeitalter des „Übertourismus“: Flugreisen, Kreuzfahrten, All-inclusive-Angebote, usw. werden immer normaler. Was für viele vielleicht aufregend klingt, ist in der Praxis aber oft wenig spannend: Alles ist durchgeplant, es gibt kaum Spielraum für spontane Begegnungen oder unvorhergesehene Herausforderungen. Abgesehen davon können sich viele solche Reisen gar nicht leisten. Und von Nachhaltigkeit wollen wir gar nicht erst reden …

Doch es gibt auch Gegenmodelle. Eines davon ist die „Null-Euro-Tour“. Sie kommt ohne Geld und ohne Sicherheiten aus – und wird für die Teilnehmenden in den meisten Fällen doch zur unbezahlbaren Erfahrung.

Im Gegensatz zu anderen Varianten der Null-Euro-Tour wird bei uns auch darauf verzichtet, die Quartiere im Vorfeld zu organisieren. Dadurch kommt es zu überraschenden und oft auch intensiven Begegnungen mit potenziellen Gastgebern und Versorgern. Die werden in der Regel auf gut Glück gefunden, indem einfach irgendwo geklingelt wird. Manchmal wird der Gruppe auch unterwegs jemand empfohlen, der für seine Gastfreundschaft bekannt ist. Solchen Empfehlungen wird natürlich dankbar nachgegangen.

Natürlich hat nicht jeder gerade Arbeit für bis zu 20 arbeitswillige Jugendliche. Es kommt aber immer wieder vor, dass die Gruppe trotzdem versorgt oder aufgenommen wird – dann eben ohne Gegenleistung.

Viele unterstützen das Projekt auch einfach, weil sie die Grundidee gut finden.

Trotz aller Hilfsbereitschaft kann man nicht davon ausgehen, dass man mindestens drei Mahlzeiten pro Tag bekommt. Gelegentlich bleibt auch schon mal ein Loch im Magen, und auch der Schlafkomfort – meistens unter freiem Himmel oder in Scheunen – ist deutlich eingeschränkt. Arbeiten in der Mittagshitze und Regengüsse in der Nacht tragen ebenfalls dazu bei, dass manchmal die Belastungsgrenze erreicht wird, bzw. sie verschiebt sich! Das ist eine Erfahrung, die immer wieder zu machen ist. Entsprechend wachsen bei den Teilnehmenden dann oft Stolz und Selbstbewusstsein („Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas schaffe!“). Auch die Fähigkeit zu teilen wird geschult – kein Wunder: denn alle ergatterten Lebensmittel müssen gerecht geteilt werden – und sei es nur ein einziges Stück Kuchen! Vor allem aber wächst die Dankbarkeit für das, was man sonst alles hat. Oft wird das als selbstverständlich hingenommen. Am Ende der Null-Euro-Tour ist vielen klar, dass es das nicht ist.

Fragen und Antworten zur Null-Euro-Tour – die wichtigsten Praxistipps

Wer eine Null-Euro-Tour plant, muss sich mit ganz konkreten Fragen beschäftigen:

Muss auf das Organisieren der Quartiere im Vorfeld verzichtet werden?

Nein, ein Zwang besteht natürlich nicht. Bei den Null-Euro-Touren des Essener Weigle-Hauses oder Ev. Jugendwerkes Württemberg werden die Quartiere m.W. im Vorfeld organisiert. Meistens wird dann in Kirchen oder Gemeindehäusern übernachtet. Das hat den Vorteil, dass mehr Zeit zum Wandern ist, da keine Arbeitszeit anfällt. Im Corona-Jahr 2020 haben wir es auch in Sachsen so gehandhabt, denn unter Pandemie-Bedingungen hätte uns wohl kaum jemand spontan Haus und Hof geöffnet. Grundsätzlich hat aber auch die Hardcore-Variante ohne vorherige Quartierplanung ihre Vorteile: Man kommt besser aus der Kirchen-Bubble heraus, da man bei der Suche nicht auf kirchliche Adressen beschränkt ist; vor allem aber gibt man Gott mehr Gelegenheit, die Gruppe zu versorgen, z.T. auf sehr erstaunliche Weise!

Wie groß ist der Bedarf an Mitarbeitern?

Es empfiehlt sich ein Mitarbeiterschlüssel von 1:3 bis 1:4. Bei 15 Teilnehmenden wären das 4-5 Mitarbeitende. So kann man die Gruppe gegebenenfalls in Kleingruppen zu vier oder fünf aufteilen, was die Suche nach Essen und Quartier erleichtert.

Wie groß ist der Zeitaufwand?

Der zeitliche Aufwand ist gering: Im Vorfeld reicht ein ca. zweistündiges Vorbereitungstreffen der Mitarbeitenden. Wenn die Teilnehmenden alle aus derselben Region kommen, ist auch ein Vorbereitungstreffen mit den Teilnehmenden sinnvoll, insbesondere um Wanderunerfahrene vorzubereiten und sich vielleicht schon einmal Wanderschuhe und Rucksäcke zeigen zu lassen.

Die Durchführung selbst dauert fünf bis sechs Tage. In der Hardcore-Variante mit Arbeitseinsätzen ist das aufgrund der intensiven Belastung völlig ausreichend. In der Light-Variante mit im Voraus organisierten Quartieren kann die Null-Euro-Tour freilich länger dauern.

Welche Kosten entstehen für das Projekt und wie wird es finanziert?

Bei einer 20-köpfigen Gruppe bleiben die Gesamtkosten unterhalb von 300 Euro (für etwas Notproviant und den Bus oder Zug zurück zum Ausgangspunkt am letzten Tag; einmalig ist etwas Ausrüstung anzuschaffen, v.a. Tarps und Campingkocher).

Was ist organisatorisch und methodisch zu beachten?

Es hat sich bewährt, eine Kaution von 50 Euro zu erheben, die am letzten Tag zurückgezahlt wird. So wird verhindert, dass die Teilnehmenden kurz vor Beginn – zum Beispiel, nachdem sie den Wetterbericht gehört haben – einen Rückzieher machen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie so am letzten Tag gleich Bargeld für die Heimfahrt haben.

Geld und Handys der Teilnehmenden werden am ersten Tag eingesammelt und am Ausgangspunkt in einem Fahrzeug eingeschlossen (oder einer zurückbleibenden Vertrauensperson zur Verwahrung übergeben). Darüber sind die Teilnehmenden natürlich im Vorfeld zu informieren. Die Mitarbeitenden behalten ihre Handys, benutzen sie während der Tour aber ausschließlich zur Verständigung untereinander (für den Fall, dass man sich in Kleingruppen aufteilt).

Wie bei jeder Wanderung kommt es vor allem auf gute, eingelaufene Schuhe und einen leichten Rucksack (mit Inhalt max. 10 kg) an. Auf beides kann erfahrungsgemäß kaum deutlich genug hingewiesen werden. Auch Schlafsäcke und Isomatten erweisen sich manchmal als nicht ausreichend. Unter freiem Himmel kann es auch im Sommer kühle Nächte geben!

Erfahrungsgemäß melden sich immer auch Jugendliche an, die noch sehr jung sind. Eigentlich geht es erst ab 15 Jahren los. Bei jüngeren Interessierten sind am besten die Eltern zu fragen, ob sie ihren Kindern die Belastung zutrauen. Wenn ja, können sie mitgenommen werden; auch 13- oder 14jährige verfügen z.T. schon über die ausreichende Belastbarkeit. Die große Altersspanne – es geht bis 20 Jahre – ist in der Regel kein Problem!

Sieben Boni der Null-Euro-Tour

Wofür genau steht die Null-Euro-Tour? Für mich sind es vor allem sieben Pluspunkte: Gottvertrauen, Beziehung, Abenteuer, Niedrigschwelligkeit, Ganzheitlichkeit, Nachhaltigkeit und Kommunikation des Evangeliums.

Gottvertrauen

Unter den Themen, die mit der Tour verbunden sind, ist das Thema Gottvertrauen für mich das wichtigste. Schon seit meiner ersten Tour 2015 ist mir klar: Die Tour lehrt Gottvertrauen. Ohne Gottvertrauen wäre es schlicht und einfach verrückt, sich ohne Geld und Quartierplanung auf den Weg zu machen. Denn ganz ehrlich: Wer hat schon einfach mal so Platz, Essen und Arbeit für bis zu 20 Jugendliche? Wer hat auch ganz spontan die Zeit, sich um eine so große Gruppe von Gästen zu kümmern? Es müssen ja Aufgaben verteilt werden, gegebenenfalls Werkzeuge ausgegeben werden, Schlafplatz zugewiesen werden und Lebensmittel besorgt werden. Und wenn die Arbeiten über simple Tätigkeiten wie Unkrautjäten hinausgehen, müssen die Arbeiten auch noch beaufsichtigt werden. Und weiter: Wer hat so viel Vertrauen, wildfremden Jugendlichen sein Haus zu öffnen, und sei es auch nur für den nächtlichen Toilettengang?

Die Situation ist so ungewöhnlich, dass man nach menschlichem Ermessen wohl kaum damit rechnen kann, überall offene Türen zu finden. Und doch passiert genau das. Gut, nicht überall. In den vergangenen sieben Jahren mussten wir auch zwei Nächte einfach im Wald verbringen. Aber in den allermeisten Fällen sind wir auf offene Ohren und Türen getroffen. Die Grundbedürfnisse sind bisher immer gestillt worden. Und zu den Grundbedürfnissen zähle ich jetzt sogar das Bedürfnis, sich gelegentlich gründlich waschen zu können.

So manches Mal hatten wir das Gefühl, dass man regelrecht auf uns gewartet hat. Oder dass man jedenfalls innerlich auf unsere Invasion vorbereitet war. Zum Beispiel, als wir 2015 beschlossen, gleich beim ersten Hof, an dem wir vorbeikommen, wenn wir in den nächsten Ort kommen, zu klingeln und unser Glück zu versuchen. Und dann kamen wir gar nicht dazu zu klingeln! Beim ersten Hof, an dem wir vorbeikamen, standen die Bewohner schon vor der Tür – und sofort kam die Frage, wer wir sind und ob wir etwas trinken wollen! Oder als wir in einem Ort ausgerechnet bei einer Frau klingelten, die in den letzten Jahren Malerarbeiten geplant und vorbereitet hatte, aber offenbar nie dazu gekommen war. Und dann stehen da plötzlich 18 Jugendliche vor der Tür – und in dem Moment ergibt es einen Sinn, dass sie all die Pinsel und Farbtöpfe in der Werkstatt hat.

Solche Erlebnisse fördern das Gottvertrauen. Zwar ist es dann doch fast jedes Mal wieder überraschend, wenn es sich ereignet. Und man wird auch trotz allem noch unruhig, wenn mal scheinbar gar nichts geht. Doch im Laufe der Jahre bin ich deutlich gelassener geworden. Die Frage, die ich mir zu Beginn einer Tour stelle, lautet nicht mehr: Was, wenn es nicht klappt? Sondern: Welche Überraschungen hält Gott dieses Mal für uns bereit?

Mit Gottvertrauen ist übrigens nicht nur das Vertrauen darauf gemeint, dass man versorgt wird. Das steht natürlich im Vordergrund. Doch darüber hinaus geht es um das Gottvertrauen im umfassenden Sinn. Bei der Null-Euro-Tour werden ja nicht nur die Grundbedürfnisse nach Nahrung und fließendem Wasser gestillt, sondern auch soziale und spirituelle Bedürfnisse. Es ist wohl kein Zufall, dass bei jeder Tour irgendjemand spontan Loblieder anstimmt und die anderen mit einstimmen. Dabei entsteht unwillkürlich der Eindruck, dass dieses Singen ganz von Innen kommt, als Ausdruck tief empfundener Dankbarkeit und gewachsenen Vertrauens.

Den Gewinn an Gottvertrauen hat eine Teilnehmerin so auf den Punkt gebracht: „In dieser Woche bin ich Gott näher gekommen.“

Beziehung

Glaube vermittelt sich in der Regel nicht senkrecht von oben, sondern durch Menschen, denen wir vertrauen. Und Vertrauen braucht Zeit. Um religiöses Vertrauen aufzubauen, braucht es „entweder die länger dauernde Einbindung in religiös motivierte Gruppen oder die Identifikation mit Personen, die als Vorbilder erfahren werden.“ (Franz-Xaver Kaufmann, Religion und Moderne, Tübingen 1989, S.226)

Bei der Null-Euro-Tour wird der elementaren Bedeutung von Beziehung für die Glaubensvermittlung Rechnung getragen. Es gibt kaum ein anderes Veranstaltungsformat, bei dem so viel Zeit für persönliche Gespräche ist wie bei der Null-Euro-Tour. Wenn man stundenlang miteinander unterwegs ist, ergeben sich solche Gespräche ganz von selbst. Spätestens ab dem dritten Tag geht es dabei immer wieder auch um die ganz großen Themen des Lebens: Stress in der Beziehung oder in der Familie, Selbstwert und Selbstzweifel, Lebensträume und der Traum von einer besseren Welt, Glaube und Zweifel. Diese Themen brauchen in der Regel nicht bewusst abgerufen zu werden, sie ergeben sich einfach.

Übrigens beschränkt sich das Thema Beziehung nicht nur auf die Beziehungen innerhalb der Teilnehmendengruppe; intensive Beziehungen entstehen auch immer wieder zu den Gastgebenden. Da spricht uns eine Frau auf ihrer Suche nach Orientierung in Lebens- und Glaubensfragen an, weil sie spürt, dass wir dazu etwas sagen können; da redet sich ein verwaister Vater seinen Schmerz von der Seele; und ein frischgebackener Vater teilt seine Freude über die Geburt seines Kindes mit uns.

Wenn wir mit potenziellen Gastgebern in Kontakt treten, kommen wir zum einen mit leeren Händen und sind von daher auf ihre Hilfe angewiesen; zum andern kommen wir aber auch mit vollen Händen: wir bringen jugendliche Frische mit, fröhliche Lieder, Interesse an den Gastgebern und, wenn nötig, ein offenes Ohr für ihre Sorgen. Ganz abgesehen natürlich von unserem Arbeitseinsatz. Solche Gäste sind gern gesehene Gäste.

Abenteuer

Ich kenne kein anderes Freizeitformat für Jugendliche, das so sehr für Abenteuer steht wie die Null-Euro-Tour. Hier wird die Spannung nicht künstlich erzeugt, sondern sie ist von Anfang an real. Wird es gelingen, Essen zu besorgen und das Loch im Magen zu füllen? Wird es gelingen, ein Quartier zu finden, das Schutz vor Kälte oder Nässe bietet? Wird es gelingen, mit den schweren Rucksäcken die nötigen Strecken zu bewältigen? Wird es gelingen, die Menschen von unseren ehrlichen und guten Absichten zu überzeugen und sie als Gastgeber zu gewinnen? Das alles sind tatsächlich offene Fragen! Und eins ist klar: Die Komfortzone wird hier auf jeden Fall verlassen!

Doch gerade das macht die Tour für viele so interessant. Die vielen Mutproben, die unter Jugendlichen so beliebt sind, zeigen, dass es geradezu ein Bedürfnis nach echten Herausforderungen gibt; und das gilt umso mehr, je sicherer und vorhersagbarer das Leben wird.

Natürlich kann es bei der Tour auch zu Erfahrungen des Scheiterns kommen. So haben nach einer verregneten Nacht zwei Mädchen aufgegeben und sich abholen lassen. Das gehört dazu und ist keine Schande. Dasselbe gilt für negative Reaktionen von potenziellen Gastgebern oder Arbeitgeberinnen. So sind wir in einem Dorf recht unfreundlich des Geländes verwiesen worden, und in einem anderen Dorf wurden wir gefragt, ob wir Islamisten seien.

Das wusste schon Jesus: „Und wenn euch jemand nicht aufnehmen und eure Rede nicht hören wird, so geht heraus aus diesem Hause oder dieser Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen“ (Matthäus 10,14). Das ist ein weiser Rat, denn es ist ja offensichtlich, dass das Problem aufseiten derjenigen liegt, die uns abweisen: Wenn sie unfreundlich werden, ist das eine ungemessene Reaktion, und es wäre völlig falsch, dies persönlich zu nehmen. Nein, hier kann es nur darum gehen, solche Abweisung schulterzuckend zur Kenntnis zu nehmen – und dann weiterzuziehen und die Zurückweisung so schnell wie möglich zurückzulassen. Wenn man so will, kann man so das Loslassen regelrecht trainieren, und darin liegt ja eine wichtige Schlüsselkompetenz fürs Leben.

Die Null-Euro-Tour ist auch eine erstklassige Gelegenheit, die eigenen Grenzen zu verschieben. Wenn das gelingt, kommt es schon mal zu Rückmeldungen wie dieser: „Ich war kurz davor, aufzugeben. Doch ich habe gedacht: Einen Tag halte ich noch durch. Und da wurde es ja dann besser, also bin ich noch einen Tag geblieben, und noch einen … Und jetzt bin ich froh, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe – und ein bisschen stolz bin ich auch.“

Niedrigschwelligkeit

Die Null-Euro-Tour ist in vieler Hinsicht niedrigschwellig. Die einzige nennenswerte Schwelle ist die Belastbarkeit, die natürlich gegeben sein muss. Das meint zunächst einmal die körperliche Belastbarkeit, doch auch eine gewisse Frustrationstoleranz ist natürlich von Vorteil. Wobei die Null-Euro-Tour auch eine gute Gelegenheit ist, Frustrationstoleranz erst zu lernen. Trotzdem: Besonders, wenn sich Jugendliche anmelden, die unter 15 sind, rede ich vorher mit den Eltern und frage sie, ob ihr Kind den zu erwartenden körperlichen und psychischen Strapazen einigermaßen gewachsen ist.

Doch ansonsten gibt es tatsächlich keine Schwellen. Ganz wichtig ist zum Beispiel, dass die Null-Euro-Tour nichts kostet, also jedenfalls für die Teilnehmenden. Die paar Euro, die am Ende der Tour für die Rückfahrt zum Ausgangspunkt anfallen, übernimmt die Landeskirche aus dem Topf für Freizeitförderung, der ohnehin zur Verfügung steht. (Es wäre ja auch komisch, wenn die Null-Euro-Tour dann doch etwas kostete.)

Dass die Tour tatsächlich kostenlos ist, ermöglicht auch finanzschwachen Jugendlichen die Teilnahme, die sich andere Freizeitangebote nicht leisten können. Oft sind dann auch solche Jugendliche dabei.

Die Erfahrung zeigt, dass die Null-Euro-Tour auch von Personen mit leichten geistigen Behinderungen bewältigt werden kann. Es gibt jedenfalls kein geistig anspruchsvolles Programm, zum Beispiel längere Bibelarbeiten oder andere Bildungseinheiten. Das Wissen, das im Rahmen der Tour erworben wird, ist in erster Linie Erfahrungswissen. Das schließt natürlich anspruchsvolle Gespräche und Diskussionen zwischen einzelnen Teilnehmenden nicht aus. Bei den Gesprächen in der Gesamtgruppe aber bleibt niemand ausgeschlossen.

Die Null-Euro-Tour ist schließlich auch für Nicht-Christen und selbst für Angehörige anderer Religionen offen. Zwar gibt es spirituelle Impulse, doch die sind dezent. Der Tag beginnt mit einem kurzen geistlichen Start, zum Beispiel auf der Grundlage der Herrnhuter Losungen. Manchmal wird aus diesem Impuls eine Frage abgeleitet, die der Gruppe an diesem Tag mit auf den Weg gegeben wird. Im Laufe der Tour kommt es dann oft irgendwann zu einem ausführlicheren Gruppengespräch, bei dem es sinnvoll ist, mitgebrachte Bibeln aufzuschlagen. Abends wird schon mal ein Abendgebet gesprochen. Ansonsten werden vor allem Taizé-Lieder u.Ä. gesungen. Doch gerade der Anstoß zum Singen kommt oft von den Teilnehmenden selbst: Jemand stimmt ein Lied an, und die anderen stimmen mit ein.

Die Erfahrung zeigt, dass auch muslimisch oder buddhistisch sozialisierte Teilnehmende kein Problem mit diesem dezenten christlichen Programm haben. Vielmehr sind sie in der Regel dankbar für die Gelegenheit, gelebtes Christsein hautnah zu erleben, und machen gerne mit.

Lernen in der Begegnung

Als Maßnahme der Evangelischen Jugendarbeit hat die Null-Euro-Tour einen Bildungsauftrag. Sie ist ein ausgesprochen ganzheitliches Bildungsprojekt. Hier steht nicht das theoretische Lernen im Vordergrund, sondern das „Lernen in der Begegnung“ (vgl. Johannes Lähnemann, Lernen in der Begegnung. Ein Leben auf dem Weg zur Interreligiosität, Göttingen 2017).

Das gilt zunächst für die Begegnung innerhalb der meistens recht heterogenen Teilnehmendengruppe: So erfährt der arbeitslose junge Mann in der Begegnung mit dem Studenten eine geistige Horizonterweiterung; umgekehrt ist es für diesen herausfordernd, sein Interesse für die Theologie so erklären zu müssen, dass jener versteht, wovon er spricht. Oder die Utopistin, die von einer Gesellschaft ohne Besitz und Geld träumt, trifft auf die junge Frau aus Vietnam, die in der Hoffnung auf eine auch wirtschaftlich bessere Zukunft nach Deutschland gekommen ist: spannend, wie durch diese Begegnung eigene Maßstäbe und Ideale auf beiden Seiten hinterfragt werden. Dasselbe gilt für die Begegnung zwischen dem in Afghanistan aufgewachsenen Jugendlichen, der durch seine religiöse Sozialisation eine selbstverständliche Identität als Muslim erworben hat, und der im christlichen Glauben erzogenen jungen Frau, der ihr Glaube inzwischen fraglich geworden ist.

Außerdem kommt es auch in der Begegnung zwischen den Teilnehmenden und den Menschen, denen wir auf unserer Wanderschaft begegnen, immer wieder zu Lernprozessen. Ein Mann, der in der Nachbarschaft als mürrisch und hartherzig bekannt ist, beobachtet das fröhliche Treiben im Garten seines Nachbarn, springt über seinen Schatten und spendet die übrig gebliebenen Bratwürste vom Grillabend am Vortag. Offenbar gelingt es ihm, seine Einstellung gegenüber Hilfsbedürftigen zu korrigieren! Eine Frau, die sich in einer persönlichen Krise befindet, beobachtet, wie die Gruppe singt und betet, probiert das mit dem Beten selbst einmal aus und bekommt plötzlich neue Kraft – der erste Schritt zu einer umfassenden Lebenswende. Umgekehrt lässt sich ein Teilnehmer von der Leidenschaft beeindrucken, mit der zwei Gemeindeglieder ihre Kirchen präsentieren. Sein Fazit: „Ich merke, wie sich meine Haltung verändert. Für diese Kirchen opfern Menschen einen großen Teil ihrer Kraft. Da kann man die nicht einfach abreißen.“

Nachhaltigkeit

Die Null-Euro-Tour verwirklicht, was unter dem Stichwort „Ethik des Genug“ gefordert wird: „Die Bibel inspiriert uns zu einer ‚Ethik des Genug’: Gott will, dass alle Menschen genug zum Leben haben. Um unserer Seele willen dürfen wir, die wir schon wohlhabend sind, uns nicht im Streben nach immer mehr Besitz und Vermögen aufreiben. Wir können miteinander teilen, anderen genug zukommen lassen und es uns genug sein lassen.” (Nikolaus Schneider, „Ethik des Genug“ – Impulse aus der Ökumene und der kirchlichen Entwicklungsarbeit, https://www.ekd.de/2013_01_31_schneider_ethik_des_genug_tu_berlin.htm (aufgerufen am 23.03.2021)

Die Ethik des Genug ist gewissermaßen der Königsweg im Umgang mit den knappen Ressourcen unserer Erde. Keine der Strategien, der zerstörerischen Ausbeutung unseres Planeten zu begegnen, ohne uns in unserem Konsumverhalten einzuschränken, ist wirklich nachhaltig. Ohne Einübung in den Verzicht ist die Umwelt nicht zu retten.

Genau das geschieht bei der Null-Euro-Tour. Man schränkt sich probeweise ein und macht dabei die Erfahrung, dass das Leben dadurch keineswegs ärmer wird. Man überlebt auch gut ohne Geld, und was man an aufregenden Erfahrungen dazugewinnt, wenn man ohne Geld unterwegs ist, macht das Defizit an Komfort mehr als wett. Das ist eine entscheidende Erkenntnis, die im besten Fall auch im Alltag fruchtbar wird: Da erscheint das „Leben mit leichtem Gepäck“ (Silbermond) als attraktive Alternative zur Überflussgesellschaft. Eine Teilnehmerin bringt das so auf den Punkt: „Mir war noch nie so bewusst, was das heißt, wenn wir beten: ‚Unser tägliches Brot gib uns heute!‘ Nämlich jeden Tag das Brot für diesen Tag zu erbitten und darauf zu hoffen, dass wir es auch bekommen.“

Erstaunlich ist übrigens, dass es nicht nur ohne Geld geht, sondern auch ohne Handy. Bei keiner der Touren gab es auch nur irgendein Anzeichen dafür, dass einer der Teilnehmenden sein Handy vermisst. Die Zeit wird wie selbstverständlich anders gefüllt: lange Gespräche, Singen, Spielen, Malen, Fotografieren, Herumtoben, auf Bäume klettern, all die Dinge, die man als junger Mensch macht, wenn man nicht gerade durch das Handy abgelenkt ist.

Kommunikation des Evangeliums

Die Null-Euro-Tour ist ein Unternehmen, das in besonderer Weise geeignet ist, das Evangelium zu kommunizieren. (Zur Kommunikation des Evangeliums vgl. Johannes Bartels, Lass uns reden! Kommunikation des Evangeliums von A bis Z, Norderstedt 2021) Das mindestens heimliche, oft auch ausgesprochene Thema jeder Tour ist das Gottvertrauen. Man könnte auch sagen: der Glaube. Glaube ich, dass es möglich ist, ohne Geld und organisierte Quartiere zu überleben? Traue ich Gott zu, uns zu versorgen und die nötigen Herzen und Türen für uns zu öffnen? Vertraue ich dem wohlmeinenden, fürsorglichen Vater im Himmel?

Wenn es gut geht, tragen die Erfahrungen im Rahmen einer Null-Euro-Tour dazu bei, dass der Glaube wächst.

Doch die Kommunikation des Evangeliums betrifft nicht nur die Teilnehmenden. Sie betrifft auch die, denen wir auf dem Weg begegnen. Als Jesus die Jünger aussendet, gibt er ihnen mit: „Wenn es das Haus wert ist, kehre euer Friede dort ein“ (Matthäus 10,13a). Genau dies kann man auf der Null-Euro-Tour erleben: dass Friede einkehrt in die Häuser der Gastgebenden. Da findet ein Mann ein offenes Ohr, vor dem er sich seinen Kummer von der Seele reden kann. Da schöpft eine Frau wieder Mut: Mut für ihren Gemüsegarten und damit auch irgendwie für ihr Leben. Da empfindet eine Frau in der Begegnung mit uns „Frieden, Staunen, Ehrfurcht und große Dankbarkeit“.

In all dem ereignet sich das, was die Bibel „Schalom“ nennt: Heil, Wohlfahrt, Sicherheit und Frieden. Im besten Fall wird dabei deutlich, dass wir diesen Schalom nicht aus uns selbst heraus haben, sondern dass wir Träger von Gottes Schalom sind. Wo das geschieht, ist das ein Ausdruck des Evangeliums, also der Guten Nachricht Gottes für die Welt.

Wenn man so will, kann man hier also von „Mission“ sprechen. Freilich kommt das Missionsverständnis der Null-Euro-Tour dem jüdischen Missionsverständnis näher als dem klassischen christlichen Missionsverständnis. Es gibt hier keinen Aufruf zur Bekehrung oder überhaupt eine Initiative zur „Rettung des Seelenheils“ der Menschen. Vielmehr steht das zeugnishafte Leben im Vordergrund. Und dieses Zeugnis wird ja durchaus wahrgenommen, sodass Menschen aufmerksam werden und nachfragen. Das hat etwas mit Paul Claudels Prinzip zu tun „Rede nur, wenn du gefragt wirst, aber lebe so, dass man dich fragt“.

Akteure der Null-Euro-Tour

Die folgenden Einrichtungen und Akteure bieten die Null-Euro-Tour an:

Weigle-Haus Essen https://weigle-haus.de/

– seit 2006

EJW (Ev. Jugendwerk Württemberg) https://www.ejwue.de/

– seit mindestens 2013

Ev. Jugend Sachsen https://evjusa.de/

– seit 2015

Schüler-SMD https://schuelerfreizeiten.smd.org/

– 2020 war die erste Null-Euro-Tour geplant, die jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurde.

Literatur

Bartels, Johannes, Die Null-Euro-Tour – kein Geld, keine Sicherheit, aber jede Menge Gottvertrauen, Norderstedt 2021.

https://www.twentysix.de/shop/die-null-euro-tour-kein-geld-keine-sicherheit-aber-jede-menge-gottvertrauen-johannes-bartels-9783740782115

Linder, Katrin: Null-Euro-Tour. Kostenlose Freizeit – unbezahlbare Erfahrung, in: Klaus Göttler/Martin Werth (Hg.), Kirche kreativ. Erprobte Ideen für eine gelingende Gemeindearbeit, SCM-Verlag Witten 2011, S. 145-147.

https://www.scm-verlag.de/kirche-kreativ.html?sqid=2049175

Scott, Martin: 0-Euro-Tour. Das vergessene Abenteuer mitten in Deutschland für lau, in: Kehrberger, Michael und Jürgen (Hg.), Unterwegs Neues wagen. Freizeitkonzepte – ein Stück Himmel auf Erden für Jugendliche kreativ gestalten, buch+music-Verlag Stuttgart 2016, S.18-29

https://ejw-buch.de/unterwegs-neues-wagen.html

Diese Themenreihe enthält die beiden Gruppenstunden zum Thema „Hinweise auf das Leiden von Jesus im Alten Testament“ aus JUMAT 2/20. Eine Einheit bezieht sich auf Psalm 22, den Psalm, den Jesus am Kreuz gebetet hat. Die andere Einheit beschäftigt sich mit einem Gottesknechtslied aus dem Jesajabuch. Die beiden Einheiten sind nach dem gleichen Schema aufgebaut: Im ersten Teil sind exegetische Überlegungen, sowie Gedanken über Auswirkungen des Textes für mich und für die Kinder. Im zweiten Teil geht es um die praktische Umsetzung. Dabei werden mehrere Methoden und Möglichkeiten vorgestellt, wie die Umsetzung aussehen kann. Zur Vertiefung stehen jeweils 7 unterschiedliche Elemente zur Verfügung: Wiederholung, Gespräch, Merkvers, Gebet, Kreatives, Spielerisches und Rätselhaftes.

Die beiden Einheiten eignen sich gut für den Einsatz am Ende der Passionszeit.

Das Ziel

Starter

Starter entdecken, dass sie ihren Lebensschmerz Gott sagen können. Jesus hat seinen Schmerz auch herausgeschrien.

Checker

Checker entdecken, dass Jesus die Worte Davids am Kreuz übernahm und dass sie selbst ihm auch ihr Leid sagen dürfen.

Der Text an sich

Der Psalm Davids ist unter zwei Aspekten zu lesen:

1. David ist in der tiefsten Situation und Gefühlslage seines Lebens. Man kann diesen Psalm nicht an einem speziellen Ereignis festmachen. Aber er schreibt und schreit seine Not heraus.

V. 1-6: Seine größte Not wird sofort beschrieben: Das Gefühl der Gottverlassenheit. Gleich zweimal schreit er den Namen Gottes heraus. Im Grunde geht es hier um die Theodizee-Frage „Warum lässt Gott es zu?“ Gott verlässt niemals einen Menschen. Aber es kann sein, dass man die Nähe Gottes nicht erlebt oder fühlt. Gleichzeitig weiß David aber um die Heiligkeit Gottes und erinnert sich daran, wie Gott früher geholfen hat. Trotz seines Schmerzes wird er Gott gegenüber nicht respektlos. Er hat Gott schon so oft erlebt. Aber jetzt eben nicht mehr. Dabei bezweifelt er aber nicht die Existenz Gottes.

V. 7-9: In diese geistliche Not hinein greift deshalb umso stärker der Spott von Menschen, der ihn zutiefst trifft. Und gerade das, was sie ihm vorhalten, kann er nicht: Er erlebt in dieser Situation die Hilfe Gottes nicht.

V. 10-19: David erkennt, dass er von Geburt an auf Gott angewiesen ist. Seine unglaubliche Angst beschreibt er mit verschiedenen Bildern: Einerseits das Ausgeliefertsein, wenn wilde Tiere kommen (früher konnte er sie mit Muskelkraft bekämpfen), und andrerseits seine Schwäche, die er mit ausgegossenem Wasser, geschmolzenem Wachs und dem Auseinanderfallen seiner Knochen beschreibt.

V. 20-32: Er fleht Gott um Hilfe an, wendet sich dabei auch an die anderen Glaubenden. Er will Gelübde erfüllen, Armen helfen. Er will in der Gemeinde Gott loben und ihn bekennen.

Auffällig ist, dass David in seiner Verzweiflung dennoch nicht völlig die Hoffnung verliert. Auch wenn er Gott nicht spürt glaubt er, dass Gott ihn retten wird.

2. Die zweite Seite dieses Psalms ist, dass David hier auch prophetisch redet. Es ist der Psalm, den Jesus sterbend am Kreuz betete (Mt 27,35-46). Wörtlich nimmt Jesus Vers 2 auf (Mt 27,46). Aber auch die Geschehnisse rund um die Kreuzigung beschreibt David prophetisch: Das Teilen der Kleidung Jesu (Mt 27,35) und dass Jesus verspottet wird (Mt 27,39).

Sogar das, was unter dem Kreuz an Spott gesagt wird, ist in Psalm 22 zu finden (Mt 27,43).

Der Text für mich

Oh ja, solche Zeiten kenne ich auch: Wenn Verzweiflung und Schmerz fast nicht mehr zu ertragen sind. Ich entdecke, dass Jesus am Kreuz auch verzweifelte: Er spürte seinen Vater nicht mehr. Nirgendwo ist Jesus menschlicher als da. Er durchleidet unsere Gottverlassenheit. David findet Worte für seinen Schmerz, die Jesus übernimmt, weil er keine eigenen Worte mehr findet. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ermutigt mich, es genauso zu machen. Ebenso sehe ich, dass es für Gott keine unbequemen Fragen gibt. Weil Jesus es selbst getan hat, darf ich Gott wirklich alle Fragen stellen. Das gibt mir Freiheit. Ich merke, dass Gott wirklich versteht, wie mein Leben so funktioniert oder eben nicht. Angst, die mich beschleicht, Menschen, die mir nicht wohlgesonnen sind, verspottet werden, weil ich Christ bin – das alles kennt und versteht er.

Der Text für dich

Starter

In unseren Gruppen sind Kinder, die Lebensschmerz in sich tragen. Sei es, dass sie vielleicht selbst eine grundsätzliche Traurigkeit spüren, sei es, dass es in ihrer Familie Schwierigkeiten gibt oder sei es, dass sie eventuell gemobbt werden. Es geht ja nicht darum, dass Kinder, die nicht christlich sozialisiert sind, es immer schwer haben. Es gibt unter ihnen viele Kinder mit tollen Eltern. Aber Kinder erleben Schwierigkeiten, die wir gar nicht immer ahnen. Der Psalm bietet ihnen Worte, die sie für sich auch so sagen können, Bilder, die das ausdrücken, was sie empfinden. Genauso wie Jesus können sie Gott ihr Leid sagen.

Checker

Checker kennen zwar König David und auch die Passionsgeschichten. Aber vermutlich ist ihnen noch nie aufgefallen, dass David in seinem Psalm schon die Kreuzigung Jesu prophetisch aufgenommen hat. Auch Kinder, die christlich sozialisiert sind, haben oft innere Kämpfe auszustehen. Manchmal sind sie damit völlig allein. Es wird ihnen Mut machen zu entdecken, dass Jesus auch sein Leiden seinem Vater gesagt hat, bzw. es herausgeschrien hat. Es gibt einfach Dinge, die unglaublich hart sind, für die man keine eigenen Worte mehr findet. Genauso erging es Jesus am Kreuz.

Der Text erlebt

Material

Hinführung 1: Für jedes Kind einen Tontopf, Farben zum Bemalen

Hinführung 2: Eine schöne Kerze, einen Topf, ein Campingkocher o. Ä.

Verkündigung: Eine große Schriftrolle aus Packpapier o. Ä. (die Schriftrolle ist mit einzelnen Bibelversen beschriftet), Scherben, Wachsreste, einfache Bilder: drei Kreuze von der Kreuzigung Jesu, spottende Menschen, Hand mit Nägelmal, Würfel

Die andere Idee: Verkleidung

Hinführung

Idee 1: Tontöpfe bemalen

Jedes Kind bekommt einen Tontopf, den es schön anmalen darf.

Auch die Mitarbeitenden haben Tontöpfe.

Ein Mitarbeitender erzählt von seinem Tontopf: Manchmal fühle ich mich wie ein Tontopf. Ich gebe mir alle Mühe, dass es in meinem Leben gut läuft. Aber dann kommt etwas dazwischen und plötzlich ist alles anders.

Der Tontopf wird auf den Boden geschmissen: Mein Leben ist ein Scherbenhaufen!

Um zu verhindern, dass die Scherben in alle Richtungen fliegen, kann man den Tontopf in eine durchsichtige Tüte packen oder ihn in einen Karton werfen.

Idee 2: Kerze schmelzen

Eine schöne Kerze wird vor den Augen der Kinder geschmolzen. Das kann man in einem Topf machen. Das ist besser, als sie anzuzünden und sie dann tropfen zu lassen. Das würde die Kinder eher anregen, selbst zu kokeln.

Ein Mitarbeitender erzählt: Jetzt ist die schöne Kerze kaputt. Sie wird nie mehr so schön werden wie sie war. So ist auch manchmal das Leben eines Menschen. Da passiert etwas und plötzlich ist alles anders. Nichts ist mehr wie es war.

Verkündigung

Erzählung mit einer Schriftrolle

Der Mitarbeitende hält eine große Schriftrolle in seiner Hand:

König David von Israel war der berühmteste König, den Israel je hatte. Gott hatte David erwählt, als er noch ganz jung war. Er hatte erkannt, dass Davids Herz für Gott schlug. David liebte Gott.

David war nicht nur König, sondern auch ein begnadeter Musiker: Er textete und komponierte Lieder, die weltberühmt wurden. Für alles, was er erlebte, verfasste er Lieder: Für Erfahrungen, Gedanken, Gefühle.

Gott ließ David sehr viel gelingen.

Aber David war nicht nur ein Musterknabe. Er tat auch Dinge, die Gott gar nicht gefielen.

Und David hatte auch sehr viele Feinde.

Es gab eine Zeit, da war David vollkommen verzweifelt. Seine Feinde lachten über ihn. Sie machten seinen Glauben an Gott lächerlich. Und Davids Muskelkraft war auch nicht mehr so da.

Aber am aller-, allerschlimmsten war: Er betete und betete und er spürte Gott überhaupt nicht mehr. Gott antwortete einfach nicht. War Gott noch da? Hatte er ihn verlassen? Gerade jetzt, wo es ihm so schlecht ging?

David verzweifelte immer mehr, er wurde immer schwächer. Er wusste keinen Rat mehr.

Alles, was er damals durchlitt, hat er aufgeschrieben: Psalm 22.

(Die Schriftrolle wird immer weiter ausgerollt, von Vers zu Vers)

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

So fängt David seinen Psalm an.

Voller Schmerz hatte David das aufgeschrieben. Er wusste es einfach nicht, warum er Gott nicht mehr fühlte.

„Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.“

Und meine Feinde lachen mich aus. Noch schlimmer: Sie lachen meinen Glauben an Gott aus. Sie lachen sogar Gott selbst aus.

„Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.“

In mir ist nichts Starkes mehr: Ich fühle mich so sehr schlapp; mein Mut ist mir völlig verloren gegangen. Mein Herz ist butterweich, weggeschmolzen wie Wachs.

„Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe.“

Ich fühle mich völlig zerschlagen und wie ausgetrocknet.

„Sie haben meine Hände und Füße durchgraben.“

Ich kann nichts mehr anpacken und ich kann meinen Weg nicht mehr gehen.

„Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“

Alles nehmen mir meine Feinde weg. Sie stellen mich vor allen Leuten bloß.

Das hat David alles so aufgeschrieben. Man merkt gar nicht, dass er der größte König Israels war. Er hat nur noch Todesangst.

Aber wisst ihr, manchmal helfen einem ja die Worte, die ein anderer schon einmal gesagt oder aufgeschrieben hat.

Vielleicht denkt jemand von euch: Genauso geht es mir auch manchmal. Besser könnte ich das nicht ausdrücken.

Damals als Jesus gekreuzigt wurde, als er am Kreuz hing, hatte er Todesangst.

Vielleicht wird euch jetzt etwas auffallen:

Als Jesus am Kreuz hing, spürte er Gott nicht mehr. In seiner Not schrie er:

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Bild mit den drei Kreuzen neben den Vers legen)

Es standen Menschen unter dem Kreuz. Viele von ihnen lachten Jesus aus und spotteten:

„Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.“ (Bild mit spottenden Menschen neben den Vers legen)

Jesus hatte Schmerzen:

„Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.“ (Wachskrümel neben den Vers legen)

„Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe.“ (Scherben neben den Vers legen)

Jesus war ja an das Kreuz genagelt worden. Das ist völlig schrecklich!

„Sie haben meine Hände und Füße durchgraben.“ (Bild mit Hand mit Nägelmal neben den Vers legen)

Die Soldaten, die ihn gekreuzigt hatten, hatten ihm auch die Kleidung weggenommen. Jetzt machten sie ein Würfelspiel, wer die Kleidung behalten durfte.

„Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ (Würfel neben den Vers legen

Alles, was David aufgeschrieben hatte, hat Jesus dann selbst erlitten.

Alles hat er ausgehalten, damit wir es nicht aushalten müssen.

Deshalb versteht er uns auch so gut. Und genau deshalb können wir ihm alles sagen, was uns belastet.

Die andere Idee

Erzählung in der Rolle eines Jerusalemer Bürgers

In Verkleidung erzählt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter Bürger Jerusalems:

Ich habe heute etwas erlebt … Ich bin noch völlig aufgewühlt … Eigentlich wollte ich nicht nach Golgatha gehen. Dort waren heute Hinrichtungen … Drei Kreuze: In der Mitte hing Jesus. Ich hatte ihn schon oft erlebt. Den Anblick konnte ich nicht ertragen. Aber dann rief er: Mein Gott, mein Gott, warum hast du ich verlassen?“ Diese Worte hatte ich doch schon einmal gehört. In Psalm 22, ein Psalm von König David …

Der Psalm wird in Auszügen vorgelesen und die Kinder melden sich, sobald sie etwas entdecken, was auf Jesus hinweist.

Der Text gelebt

Wiederholung

Die Bibelverse von der Schriftrolle, die Bilder und Gegenstände aus der Verkündigung liegen durcheinander da und sollen in die richtige Reihenfolge gebracht und sortiert werden.

Gespräch

Die Verse, Bilder usw. liegen in der Mitte.

Kennt ihr einen Menschen, der vielleicht selbst solch einen Satz sagen könnte? Weshalb?

Was für Situationen fallen euch ein, in denen man einen dieser Sätze sagen könnte?

Fallen euch ähnliche Bilder ein, die ausdrücken, wenn man ganz verzweifelt ist?

Was macht ihr, wenn ihr traurig seid?

Warum versteht uns Jesus gut, wenn wir ihm unsere Not oder die Not anderer Menschen sagen? (Er war selbst so einsam und voller Schmerz, dass er die Worte Davids betete. Deshalb versteht er uns. Er hat es selbst durchlitten.)

Merkvers

Er lud auf sich unsere Schmerzen. Jesaja 53,4

Die Kinder können auf kleinen Zetteln ihre eigenen Nöte schreiben oder malen und an ein Kreuz heften oder kleben. Die Zettel werden gefaltet, sodass niemand sieht, was das Kind geschrieben hat. Wenn alle, die wollen, ihre Zettel zum Kreuz gebracht haben, sagt die ganze Gruppe: „Er lud auf sich unsere Schmerzen.“

Gebet

Herr Jesus Christus, als du am Kreuz warst, hast du Davids Worte gebetet. Du warst voller Schmerzen und verzweifelt. Danke, dass du das für uns ertragen hast.

Wir beten jetzt für andere Menschen, die so verzweifelt sind. Wir beten für … (Jetzt können sich die Jungscharler beteiligen. Sie können laut nennen, für wen sie beten wollen.)

Wir beten für uns. Auch wir sind manchmal sehr traurig und unser Herz ist schwer. Ganz leise sagen wir dir jetzt, was uns belastet … (Jetzt können die Kinder in der Stille sagen, was ihnen das Leben schwermacht.)

Danke, dass du uns verstehst.

Amen!

Kreatives

Fortsetzung von Hinführung 1: Die Tontöpfe der Kinder werden zerbrochen.

Anschließend werden sie mit Heißkleber zusammengeklebt aber so, dass man noch durch die Ritzen gucken kann. Wenn alles zusammengeklebt und abgekühlt ist, kann man eine Kerze hineinstellen. Das Licht leuchtet durch die Brüche nach außen.

Spielerisches

Für jedes Kind wird Psalm 22,25 als Puzzle zerschnitten. Außerdem braucht man noch Klebestifte, DIN-A4-Papier, Würfel

Als Antwort auf allen Schmerz und Zerbruch sagt David in Psalm 22,25: Als er zu ihm schrie, hörte er es.

Dieser Vers wird für jedes Kind ausgedruckt und dann in gleiche Puzzleteile geschnitten.

Die Kinder würfeln reihum. Wer eine Sechs würfelt, darf ein Teil seines Puzzles aufkleben.

Wer hat seinen Vers zuerst fertig?

Rätselhaftes

Quiz

  1. Welchen Psalm hat David in seiner Not geschrieben? (Psalm 22)
  2. Nennt drei Bilder, mit denen David seinen Schmerz beschreibt. (Geschmolzenes Wachs, Scherbe, ausgeschüttetes Wasser)
  3. Was sagen die Spötter? (Wenn Gott ihn mag, soll er ihm helfen)
  4. Was soll, laut David, geteilt werden? (Seine Kleidung)
  5. Welche Worte schrie Jesus am Kreuz? (Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?)
  6. Wer teilte seine Kleidung auf? (Die Soldaten, sie würfelten darum)
  7. Was hatte David über die Hände und Füße geschrieben? (Sie sind durchgraben)
  8. Was sagten die Spötter zu Jesus am Kreuz? (Wenn Gott ihn mag, soll er ihm helfen)
  9. Wie heißt der Merkvers? (Er lud auf sich unsere Schmerzen. Jesaja 53,4)
  10. Warum versteht Jesus uns so gut? (Weil er selbst allen Schmerz erfahren hat)

(T)Extras

Lieder

Nichts kann uns trennen

Dip dip di di dip

Jesus kam für dich

Spiele

Würfelspiel: Rasende Paula

Alle Kinder sitzen im Kreis. Sie zählen 1, 2 ab. Alle Einsen sind eine Gruppe, alle Zweien sind eine Gruppe. Ein Kind von Gruppe eins bekommt einen Würfel und auf der gegenüberliegenden Seite des Kreises bekommt ein Kind von Gruppe zwei einen Würfel. So schnell wie möglich würfelt jedes Kind. Bei einer 6 wird der Würfel zum nächsten Kind der eigenen Gruppe weitergegeben. Die Gruppe gewinnt, deren Würfel den Würfel der anderen Gruppe einholt.

Würfelspiel: Macke

Macke spielt man in kleinen Gruppen mit vier bis fünf Kindern.

Ein Kind fängt an und würfelt. Die Punkte werden alle addiert. Wenn es allerdings eine 5 würfelt, verfallen alle Punkte. Das bedeutet, dass man rechtzeitig aufhören muss.

Würfelspiel: Max und Moritz

Jeder würfelt mit zwei Würfeln. Wer zwei gleiche Zahlen würfelt ist „Max”. Wer so würfelt, dass beide Augenzahlen zusammen 7 ergeben, ist „Moritz”. Wer zuerst Max oder Moritz gewürfelt hat, ist Sieger.

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