Unser Textabschnitt steht mitten in einer höchst dramatischen Szene. Jesus hat seinen Jüngern gerade erklärt, dass er sie verlassen wird. Für die Jünger stürzt damit ihre Welt zusammen. Ihr Meister, auf den sie alle ihre Hoffnungen gesetzt hatten, wird sie verlassen. Da kann Petrus nur ungläubig fragen: „Herr, wohin gehst du?“
V.1: Jesus befiehlt ihnen, auf gar keinen Fall Angst davor zu haben, dass er gehen wird. Deutlicher kann man das im Griechischen nicht ausdrücken! Stattdessen sollen sie glauben – an Gott, wie an ihn. An Gott zu glauben, bedeutet an Jesus zu glauben. Wenn Johannes von „Glauben“ spricht, meint er damit nicht einfach für wahr halten, sondern vielmehr alles Vertrauen auf Jesus zu setzen.
V.2-4: Wie auch in den Versen zuvor sagt Jesus nicht genau, wo er hingeht. Klar ist nur, er wird bei seinem Vater sein und dort einen Platz für die Jünger vorbereiten. Sein Ziel ist es, seine Jünger zu sich zu holen, damit sie für immer bei ihm sein können. Doch gleichzeitig geht er davon aus, dass die Jünger den Weg dahin schon kennen.
V.5: Für Thomas ist dieser Weg alles andere als klar. Nach all den Jahren mit Jesus hat er keinen blassen Schimmer, was der mit dem „Weg“ meinen könnte.
V.6: Ich bin der Weg. Mit wenigen Worten bringt Jesus seinen ganzen Anspruch auf den Punkt. „Ich bin“ – diese Worte erinnern einen Juden an die Selbstvorstellung Gottes gegenüber Mose (2. Mose 3,14). „Der Weg“ ist im AT oft ein Bild für das Gesetz Gottes, die Thora – die zum Leben führen soll. Jesus sagt also: Gott zeigt sich in mir und zum Leben kommst du nur durch mich. Das ist die Wahrheit – keine Formel, die man auswendig lernen könnte, sondern eine Person, der man begegnen kann. Dass diese Person wahr ist, also dass sie wirklich tut, was sie sagt, muss sich im Leben bewähren. Dieses Leben, von dem Jesus spricht, ist immer auch ewiges Leben, das aber schon auf der Welt beginnt, sobald jemand an Jesus glaubt. Weil die Jünger Jesus schon kennen, kennen sie also auch den Weg. Dem Weg zu folgen ist wichtiger, als genau zu kapieren, wo er wann und wie hinführt.
V.7: Durch Jesus kennen die Jünger den Vater schon, aber ganz verstanden haben sie noch nicht. Doch Jesus ist zuversichtlich, dass sie noch verstehen werden, dass der Vater sich gerade durch ihn zeigt. Diese Worte weisen darauf hin, dass Jesus am Kreuz sterben und danach den Tod besiegen wird. Dann werden die Jünger wirklich verstehen, dass er das wahre Leben gibt.
Die Jünger waren drei Jahre lang Tag und Nacht mit Jesus zusammen und verstehen trotzdem nicht, was Jesus meint. Sie wollen aber verstehen, deswegen fragen sie nach. Jesus nimmt ihnen das nicht krumm. Er gibt ihnen eine Antwort und sagt gleichzeitig: Du musst nicht alles kapieren – wichtig ist, dass du dich zu mir hältst. Das bedeutet, dass es für uns nicht entscheidend ist, Gottes tiefste Pläne zu durchschauen, sondern ihm zu begegnen, so wie er sich selbst vorstellt. Das macht er in der Person Jesu. Gott macht sich in Jesus eindeutig! Sozusagen: „Wie der Sohn, so der Vater!“ Er sagt: Jesus – der den anderen auf Augenhöhe und in reiner Liebe begegnet – das bin ich! Wenn du wissen willst, wie Gott ist, schau dir an, wie Jesus ist. Dabei lernt man nie aus – deswegen frag weiter nach dem Weg, auch wenn du schon auf ihm unterwegs bist. Gerade wenn Jesus ganz fern zu sein scheint, dürfen wir seine Aufforderung, statt Angst zu haben an ihn zu glauben, ernst nehmen. Das bedeutet, mit unserer Angst zu ihm zu kommen und ihn zu bitten, dass er sie in Vertrauen umwandelt.
Unser Ziel ist es, bei Jesus zu sein. Aber das dürfen wir heute schon. Die Ewigkeit beginnt heute, wenn du Jesus vertraust. Deswegen dürfen und sollen wir heute leben. Er selbst ist ja „der Weg“. Das ist befreiend und anstrengend zugleich. Denn wenn eine Person die „Wahrheit“ ist, dann bestimmt nicht ein Regelkatalog dein Leben, sondern die Begegnung mit dieser Person. Also, dass du Jesus immer besser kennen lernst und ihn in allen Fragen und in Entscheidungen deines Lebens mit hinein nimmst. Er verspricht in unserem Text, dass sich die Begegnung mit ihm bewähren wird. Das zu erfahren, kann dir niemand abnehmen. Ob das stimmt, erlebst du nur, wenn du mit ihm unterwegs bist.
Wenn unsere Wahrheit eine Person ist, dann können wir nicht sagen, wir „haben“ diese Wahrheit. Eine Person kannst du nicht haben, sie gehört nicht dir, aber du kannst ihr begegnen. Wenn du Menschen, die Jesus noch nicht kennen, den Weg zu ihm weisen willst, dann musst du von dir weg weisen – auf ihn. Wir sind nicht die Wahrheit – er ist es. Deshalb ist es unsere Aufgabe, Möglichkeiten zu schaffen, in denen Menschen Jesus begegnen können.
Teile die Gruppe in zwei Gruppen. Eine Gruppe nimmt die Rolle der Jünger ein, die andere die Rolle Jesu. Jede Gruppe schaut sich kurz die Verse um den Text herum an. Die Aufgabe der Jünger ist, herausfinden, was Jesu Antwort auf die Frage „Wo gehst du hin?“ (Vers 6) bedeutet. Die „Jesus-Gruppe“ schaut sich an, warum Jesus in 14,4 ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass die Jünger „den Weg“ kennen. Am besten jeder Gruppe die Aufgabe verdeckt geben, sodass sie nicht gegenseitig von sich wissen und danach in ihren Rollen über diese Situation diskutieren können.
Um das Verständnis von Wahrheit zu verdeutlichen, kannst du die Bibelstelle so auf die Situation der Zuhörer zuspitzen:
Ob Jesus wirklich dein Weg, die Wahrheit für dein Leben und dein Leben überhaupt ist, kannst du nur erfahren, indem du dich auf diese Begegnung einlässt. Das ist wie mit der Frage: „Hast du mich gerne oder nicht?“ Das kannst du nur herausfinden, wenn du dich auf die Begegnung mit der Person einlässt. Von vorneherein auszuschließen, dass das so ist, würde bedeuten, dass Wahrheit immer eine abstrakte Formel sein müsste, die man rational bewerten kann. Wahrheit ist aber hier eine Person. Ob du sie kennenlernen möchtest oder nicht, ist nicht nur eine rationale Frage, sondern vor allem auch eine Frage danach, ob du der Hoffnung (dass das mit euch beiden was wird) oder der Angst (dass an dem Jesus eh nichts dran ist) Vorzug gibst.
Hört euch zusammen das Lied „Dieser Weg“ von Xavier Naidoo an. Was geht euch durch den Kopf, wenn ihr bei „diesem Weg“ an Jesus denkt? Gibt es Stellen, die euch besonders ansprechen oder Stellen, die überhaupt nicht zu Jesus passen? Während das Lied zwei Mal durchläuft, kann jeder persönlich diesen Gedankenanstößen folgen. Danach darf jeder, der möchte, seine Gedanken den anderen mitteilen.
In einem letzten Punkt könnt ihr noch mal festhalten, was es für jeden Einzelnen bedeutet, dass Jesus „Weg, Wahrheit und Leben“ ist. Jesus bewährt sich im Alltag. Seine Aufforderung „habt keine Angst – glaubt an mich“ geht an euch. Manchmal fällt aber gerade das am Schwersten, da es nicht so scheint, als würde sich Jesus im Leben bewähren. Deswegen könnt ihr eine Sache der nächsten Woche, in der es euch schwer fällt, Jesus zu vertrauen, miteinander teilen und füreinander beten. In der nachfolgenden Woche könnt ihr dann noch mal darüber sprechen, was ihr in der Woche erlebt habt.
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