Versucht nicht, heilig zu tun

1. Erklärungen zum Text

Jeremia war in einer wirklich schwierigen Situation. Er musste einem Volk Gericht predigen, das dem Untergang geweiht war. Sie würden seine Botschaft hören – aber ihr nicht gehorchen. Sie würden sehen – und doch nichts erkennen (Jer 5,21). Auch wenn er von Gott bevollmächtigt war und beschützt wurde – er war ein Unheilsprophet. Das war seine Aufgabe (Jer 1,16.17).

Auch in unserem Text geht es um ein Gericht Gottes. Sehr deutlich spricht Jeremia von einem Zusammenhang zwischen einem Leben ohne Gott – und seinen Folgen.

In Vers 3 sagt Gott z. B. deutlich: Ihr werdet nur in diesem Land wohnen bleiben, wenn ihr euer Leben vollkommen ändert. Da ist Gott sehr klar.

Übrigens: Bei Luther und Elberfelder steht da: „Ich (Gott) will bei euch wohnen“ – während in den neueren Übersetzungen steht: „Ihr werdet in diesem Land wohnen“. Das kommt daher, weil es eine alte lateinische Handschrift gab, nach der die erste Variante übersetzt wurde. Neuere Forschungen stützen sich auf den noch älteren (und sicheren) Text aus dem Hebräischen. Und da steht: „Ihr werdet in diesem Land wohnen.“

Vor allem prangert Jeremia das Leben der Juden an. Auf der einen Seite fühlen sie sich sauwohl im Tempel (V.4.10) – auf der anderen Seite leben sie, als ob es Gott und seine Gebote gar nicht geben würde.

  So scheinheilig tun sie   So grausam handeln sie
V.4 „Hier ist der Tempel Gottes“ (3x hintereinander – es klingt wie ein Lobpreislied) V.6 Gewalt gegen Ausländer, Waisen und Witwen. Fremde Götter werden angebetet.
V.10 Sie kommen in den Tempel V.11 Sie machen aus dem Tempel eine Räuberhöhle (Jesus verwendet das gleiche Wort in Mt 21,13)
V.10 „Sie fühlen sich geborgen und sagen: „Hier kann uns nichts geschehen“ V.8+9 Verlassen sich auf Lügen. Stehlen, morden, brechen die Ehe, halten ihre Versprechen nicht, opfern fremden Göttern.

Und dann spricht Jeremia in den Versen 12-14 von dem Ort Silo. Das war der Ort, an dem jahrzehntelang die Bundeslade stand (Jos 18,1) – bis sie über einen Umweg von König David nach Jerusalem geholt wurde. Das Heiligtum in Silo aber blieb erhalten und wurde schließlich nach der Teilung Israels in ein Nord- und Südreich zu einem geistlichen Zentrum für das Nordreich. Als der assyrische König Salmanasser das Nordreich überrannte und vernichtete, wurde Silo ebenfalls zerstört. Für die Juden im Südreich war der Vergleich mit Silo eine Provokation, weil ihrer Meinung nach die Zerstörung von Silo die Folge des ungezügelten Götzendienstes im Nordreich war. Wir sehen also: In Jeremias Augen war das Südreich keinen Deut besser als das Nordreich.

Jeremia kündigt nun in den Versen 14-15 den Untergang des Tempels an – und genauso tritt das Unheil ein. „Damit ging in Erfüllung, was der Prophet Jeremia vorausgesagt hatte“ heißt es in 2. Chronik 36,21. In 2. Chronik 36 ab Vers 11 wird übrigens ausführlich beschrieben, wie Jerusalem und der Tempel von Nebukadnezar zerstört werden

2. Bedeutung für heute

Es geht in dem Text vor allem um Scheinheiligkeit. Geht es uns nicht auch manchmal so?

Wir gehen in den Gottesdienst, fühlen uns dort richtig wohl.

Gehen in den Jugendkreis – und das ist wirklich schön.

Wir beten: „Herr beschütze und bewahre uns“ – und das ist auch gut so.

So haben es die Juden damals auch gemacht (V.4.10)

Aber dann sagt Gott zu ihnen: Obwohl ihr so fromm seid (oder fromm tut?) lebt ihr doch ganz anders.

Und dann zählt er auf (V.6.8.9):

Was Jeremia vor 2700 Jahren anprangert Wie es bei uns heute aussieht …
Ihr verhindert nicht die Gewalt gegen Ausländer.      Wo ich zuhause bin, hat sich eine regelrechte Angst, fast schon Wut im Ort breit gemacht. Es ist zwar eine kleine Gruppe – sie hat aber eine ganz schöne Reichweite. Die Emotionen richten sich gegen Asylbewerber. Traurig, aber wahr. Ich möchte etwas dagegen tun. Deshalb organisiere ich das Kinderprogramm in der Asyl-Notunterkunft im Ort, und in unserer Gemeinde sind Asylanten herzlich willkommen. Wenigstens ein kleines Zeichen …
Ihr helft den Waisen und Witwen nicht.   Weißt du, wie viele Alleinerziehende in deinem Ort wohnen? Allein in München leben 26.000 alleinerziehende Mütter. Sie sind zwar keine Witwen – fühlen sich aber manchmal so. Geht das einfach an unserer heilen Welt vorbei??
Ihr stehlt und mordet.   Stehlen bedeutet nicht nur, Geld oder Gut zu stehlen. Man kann jemandem auch eine Idee stehlen – oder etwa hinter dem Rücken den Arbeitsplatz wegschnappen. Morden – das ist nicht nur töten. Jesus macht das sehr deutlich in Matthäus 5,22: Wer seinen Bruder (oder Schwester) fertig macht, beschimpft oder gar verflucht – der macht sich ebenfalls des Mordes schuldig. Nicht umsonst bezeichnen wir „hinter dem Rücken jemanden fertig machen“ als Rufmord. Und das soll sogar schon in Jugendkreisen vorgekommen sein …  
Ihr brecht die Ehe.   Die Scheidungsrate in Deutschland lag im Jahr 2014 bei 35%. Diese Zahl ist ein wenig abgeschwächt auch in Gemeinden zu finden. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wie viele Ehen wurden schon in Gedanken gebrochen – oder aber durch heimliche Liebschaften, die nie ans Licht kamen. Aber das Ganze beginnt bereits damit, dass Männer heimlich auf Porno-Seiten surfen oder Frauen voller Leidenschaft Liebesromane lesen und sich darin verlieren … Zum Nachlesen: Matthäus 5,28
Ihr haltet eure Versprechen nicht.   Am Sonntag im Gottesdienst Christ zu sein, ist nicht so schwer. Aber im Beruf – wenn der Chef von einem verlangt, am Telefon zu lügen oder man versucht ist, die Zahlen in der Bilanz schönzurechnen – dann ist es gar nicht so einfach, die Gebote Gottes zu halten und ehrlich zu bleiben. Da ist viel Weisheit gefragt.
Ihr opfert fremden Göttern   Die Götter unserer heutigen Welt heißen: Geld, Sicherheit, Wohlstand, Anerkennung, Sex, Fußball, usw. Als Christen leben wir mitten in dieser westlichen Welt und haben auch Bedürfnisse: Wir wollen gut verdienen, um nicht jeden Cent umzudrehen.Wir wollen sicher leben, dass nicht jede Schwierigkeit alles auf den Kopf stellt. Wir wollen, dass es uns und den Menschen um uns herum gut geht.Wir wollen, dass Menschen uns achten und anerkennen – beruflich, persönlich, privat. Wir wünschen uns ein erfülltes Sexualleben.Wir wollen manchmal einfach nur Spaß haben und mit anderen beim Fußball feiern. Die Frage ist nur: Wird mir eines von diesen Dingen wichtiger als Gott? Leidet mein Dienst, mein Leben mit Gott, meine wichtigsten Beziehungen unter einem von diesen Dingen? Dann ist es ein Götze.

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Mögliche Einstiegsfragen

  • Was bedeutet für dich der Gottesdienst am Sonntag? Was muss er beinhalten, damit ich wirklich erfüllt davon bin?
  • Was würdet ihr sagen, ist die am weitesten verbreitete Sünde unter Christen?

3.2 Gemeinsam den Bibeltext lesen

3.3 Erarbeitung des Textes

Kurze Erklärung des Textes anhand von Punkt 1. Frage in die Runde: „Welche Dinge werden von Jeremia in V.6.8.9 angeprangert, die er nicht in Ordnung findet“? Alle Stichworte (s. Punkt 2 oben) werden auf jeweils ein Karteikärtchen geschrieben und auf den Tisch gelegt. Dann werden 2-4 Gruppen gemacht und die Karteikärtchen an die Gruppen verteilt. Jede Gruppe soll jetzt folgende Frage beantworten: Wie wird heute mit dieser „Sünde“ umgegangen? Wo kommt sie vor?

Austausch in der großen Gruppe über die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen. Die Stichworte werden wieder auf den Tisch verteilt.

3.4 Welche Konsequenzen hat das für unser Leben?

Einspielen des Liedes von Samuel Harfst „Seid heilig, denn er ist heilig“ https://www.youtube.com/watch?v=8py8h95ILLI

Diskussion über die Punkte, die auf dem Tisch liegen, wie man ihnen begegnen könnte. Wie können wir der Flüchtlingsproblematik, alleinerziehenden Müttern, usw. begegnen? Es geht nicht darum, alle Punkte abzuarbeiten, sondern man kann ruhig an einem Punkt intensiv dranbleiben. Am Ende sollte man einen Punkt herausnehmen (die anderen Karteikärtchen wegmachen) – und gemeinsam überlegen, was man konkret anpacken könnte, um wirklich aktiv zu werden. 

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